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Rätselgedichte, Rätselreime

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Alfred Weingarten

Uns sind keine biographischen Daten von Alfred Weingarten bekannt.

Kunterbunte Kurzweil

Rätselraten durch alle Rätselarten

Verlag: Saturn-Verlag, Wien
Datum:
Seiten: 92
Das Buch enthält 161 Rätsel aller Art mit Lösungen, darunter 16 Rätselgedichte, die in unsere Sammlung passen. Alle Rätsel sind Originale, zumindest haben wir sie nirgendwo anders gefunden.
 

Quellen und Copyright

Die Werke von Alfred Weingarten sind gemeinfrei, da deren Verfasser vor mehr als 70 Jahren verstorben ist.

Erscheinungsdatum: Vor 1938, da der Saturn-Verlag 1938 aufgehört hat zu existieren.

Rätsel von Alfred Weingarten

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# Erste Zeilen des Rätsels
11202 Es wird begrüßt das neue Jahr, Das jedem Glück soll 148
11214 Es sprach der Tischler vor Gericht: »Bei Holz beschwin 160
11239 Seit kurzem fühl ich starke Schmerzen. Mit seinem Leib 155
11258 In die Schweiz ich unlängst sandte Einen Brief an die 150
11275 Das Metall, aus dem einst Becher Meister schufen für 147
11281 Was als Verschluss der Flasche du Entnimmst und 158
11293 Erwacht vom Schlaf, ruft's Kind sofort Mit lautem Schrei 157
11307 Der Schwärmer hat so manche Nacht Bei Tanz und Flirt 156
11313 Eine Welle In der Schnelle Kippt das Wort. Umgekehret 151
11329 An einem Sommerabend, Sich an der Kühle labend. 154
11336 Man liebt und achtet mich gar sehr, Gesteigert fürchtet 161
11344 Das Gemisch aus Main und Este Hat befreit ihn vom 159
11353 Eins ist Brei, Pflanze zwei. Und vereint Pferd erscheint. 152
11361 Es wandert in das Feld hinaus Der M am frühen Morgen 149
11369 Macht man's mit Arbeitern in Werken, Wird man den 146
11400 Erlittener Gewichtsverlust Ist tragisch nicht eins zwei; 153
# ist die Nummer des Rätsels hier bei uns
ist die Nummer des Rätsels in Kunterbunte Kurzweil von Alfred Weingarten.

Vorwort

Der Herausgabe dieses Büchleins lag der Wunsch zugrunde, in kunterbunter Folge dem Rätselfreund zu zeigen, in wie vielfältiger Form Rätselschaffen möglich ist. Was Zeitschriften infolge ihres beschränkten Raumes nicht konnten und bisher erschienene Rätselbücher nicht taten, soll hier versucht werden: einen Querschnitt durch die moderne Rätselkunst zu legen. Der kunterbunte Inhalt wird hoffentlich nicht nur alte »Rätselhasen« zufriedenstellen, sondern auch dem Rätsel neue Freunde werben.
An dieser Stelle sei Herrn Dr. Stefan Kalmar für seine wertvolle Mitarbeit herzlicher Dank gesagt.

DER VERFASSER

Rätselarten

Homonym: Gleichlautende Wörter in verschiedener Bedeutung (z. B. Schimmel = Moder, Schimmel = Pferd).

Scharade: Zerlegung von Wörtern in für sich sinnvolle Silben (z. B. Stamm, Baum, Stammbaum).

Anagramm: Umstellung von Buchstaben eines Wortes zur Bildung eines neuen (z. B. Eilpost, Pistole).

Buchstabenrätsel: Veränderung von Wörtern durch Ersetzung von Buchstaben durch andere Buchstaben (z. B. Alster, Ulster; Biene, Birne).

Logogriph: Veränderung von Wörtern durch Entfernung oder Hinzufügung von Buchstaben (z. B. Salami, [Moratorium).

Palindrom: Wörter, die von vorne nach rückwärts und umgekehrt gelesen, einen gleichen oder verschiedenen Sinn haben (z. B. Neffen, Sarg, Gras).

Scharadoid: Zerlegung von Wörtern in für sich sinnvolle Teile ohne Beachtung der Silbentrennung {z. B. Pola, Reis, Polareis).

Homoionym: Gleichlautende Wörter von verschiedener Bedeutung mit Formunterschieden: Trennung des Wortes (z. B. Meineid, mein Eid); andere Betonung (z. B. blutarm, blutarm); großer und kleiner Anfangsbuchstabe (z. B. Rügen, rügen); anderer Artikel (z. B. die Steuer, das Steuer).

Kapselrätsel: Ein Wort enthält ein anderes in sich eingeschlossen (z. B. G[irland]e).

Schüttelrätsel: Reime über Kreuz (z. B. Linnenbänder, Binnenländer).

Verdopplungsscharade: Zerlegung von Wörtern in Silben, die durch Verdopplung einen Sinn haben (z. B. Ma [Mama], nen [nennen], Manen).

Verdopplungsscharadoid: Dem Scharadoid und der Verdopplungsscharade ähnlich (z. B. Is [Isis], Tar [Tartar], Istar).

Palindromoid: Rückwärtslesen der Buchstaben eines Wortes ergibt mehrere Wörter, sowie Rückwärtslesen der Buchstaben mehrerer Wörter ergibt ein Wort oder mehrere Wörter (z. B. Not, Alp, Platon).

Anagrammoid: Umstellung von Buchstaben eines Wortes zur Bildung mehrerer Wörter, sowie Umstellung von Buchstaben mehrerer Wörter zur Bildung eines oder mehrerer Wörter (z. B. Sinai, Besen, Abessinien).

Dal-Dal-Rätsel (nach Franz Brentano): Ergänzung eines abgebrochenen Satzes in einer Form, die aus zwei oder mehrfach gleichlautenden Teilen besteht, deren Silbenzahl durch die Anzahl der „dal" ausgedrückt sind (z. B. „Ihr Götterl Ich kann es euch nicht verzeihen, daß ihr einen solchen dal dal = Schuft schuft").

Steigerungsrätsel: Komparativ oder Superlativ von Wörtern ergeben einen anderen Sinn (z. B. Kleist, Kleister).

Vom Anagrammm

WENN MAN AUS LIMONADEN EINE MANDOLINE, aus Schienen Chinesen machen kann oder die Natur in Traun, Unart, Unrat oder Turan verwandelt, also ganz allgemein Buchstaben eines Wortes versetzt, um daraus ein neues Wort zu bilden, dann spricht man von einem Anagramm.

Anagramme sind sehr nett, werden Sie denken. Aber wie verfasst man Sie? Spielt hier der Zufall mit oder kommt es nur auf die Kombinationsgabe an? Wahrscheinlich ist beides bestimmend. Wir wissen nur eines: Je größer die Buchstabenanzahl eines Wortes ist, umso schwieriger fällt es uns, durch Verstellung der Laute ein neues Wort zu bilden. Viele Anagramme sind unbekannten Ursprungs. Lykrophon, der im 3. Jahrhundert v. Chr. lebte, soll das Anagramm erfunden haben, aber seine eigentliche Pflegestätte war der Orient. Die Blütezeit fällt ins 16. und 17. Jahrhundert.

Es gibt sehr berühmte Anagramme, denen wir unsere Bewunderung nicht versagen können. Wirklich erstaunlich ist es, dass es möglich war, aus »revolution francaise« (französische Revolution) »un corse la finera« (ein Korse wird sie beenden) zu formen und nach dem Sturz Napoleons bildete man aus denselben Buchstaben: »La France veut son roi« (Frankreich will seinen König). Ein noch schöneres Anagramm rührt von Jablonsky, einem Rektor von Lissa, her. Das Haus Lescinski war in Lissa in Gegenwart des späteren Königs Stanislaus von Polen zu einer Feierlichkeit versammelt, bei der von Jablonsky ein Ballett arrangiert wurde. Jeder der 13 Tänzer trug einen Schild in der Hand, worauf einer der Buchstaben aus den Worten Domus Lescinia (Haus Lescinski) zu lesen war. Zuerst nahmen die Tänzer jene Aufstellung, bei welcher Domus Lescinia erschien, darauf: ades incolumis (unversehrt bist du hier), bei einer dritten Zusammenstellung: omnis es lucida (ganz strahlend bist du da), die nächste Kombination war: lucida sis omen (sei uns strahlend Ahnung), dann: mane sidus loci (bleib des Landes Stern). Als sechstes Bild erschien: sis columna Dei (sei eine Säule Gottes), und zuletzt konnte man: I scande solium (geh, besteige den Thron) lesen, was als schöne Voraussage später tatsächlich eintrat.

Das sind wahrhaft genial zu nennende Anagramme, da sie infolge der großen Buchstabenanzahl ein schwieriges kombinatorisches Problem darstellen, deren Wert durch die Vielzahl der Umstellungen noch erhöht wird, und besonders reizvoll an ihnen ist überdies, dass die Zusammenstellungen untereinander einen Sinn haben.
Es wurde Ihnen sicherlich Freude bereiten, selbst Anagramme zu produzieren. Leider gibt es kein Rezept. Man kann Ihnen da nur raten, es einmal zu versuchen. Sie werden bestimmt welche finden. Moderne Anagramme mit größerer Buchstabenanzahl, wie: Algerien — Galerien — Regalien, Niederlande — Ladendiener, Geleise — Seeigel, Attaches — Tatsache, Slawentracht — Rechtsanwalt, Reichsbank — Bierschank, werden Sie anfangs nicht leicht zustande bringen; mit ein bisschen Training und einer Portion Glück werden Sie aber vielleicht noch schönere als die angeführten entdecken.

Vom Palindrom

WAHREND BEIM ANAGRAMM DIE UMGRUPPIERUNG der Buchstaben zu neuen Wörtern willkürlich erfolgt, besteht die Eigenart des Palindroms darin, dass ohne Umstellung der Buchstaben das Rätselwort auch von rückwärts nach vorn gelesen, sinnvoll ist. Sei es, dass das Wort einen anderen Sinn ergibt oder gar den gleichen. Es gibt nicht viele Wörter, die diesen Anforderungen entsprechen. Die Reihe Amme, Gras, Lese, Borg, Orel, Eris, Ella ließe sich nur durch wenige gleichartige Wörter ergänzen. Ebenso selten sind diejenigen Wörter, die von rückwärts nach vorne gelesen, völlig gleichlautend sind, wie: Retter, Anna, Neffen, Kajak, Marktkram, Reittier, Rentner, stets, Reger, Uhu, Ehe, Elle sind wohl die bekanntesten.

Als Schopenhauer das elfbuchstabige Wort Reliefpfeiler entdeckte, erregte diese Leistung ungemeines Aufsehen und blieb bis heute berühmt. Keinem Menschen ist es seither gelungen, ein Palindrom mit größerer Buchstabenanzahl zu entdecken.

Besonders verblüffend ist es aber, zu sehen, dass es der eigenartigen Ausdauer und Kombinationsfähigkeit mancher »Forscher« gelungen ist, ganze Sätze zu formen, die auch von rückwärts nach vorne lesbar sind. Allerdings wird man bei manchen dieser Kunststücke ein Auge zudrücken müssen und kleine Schönheitsfehler entschuldigen. »Ein Neger mit Gazelle zagt im Regen nie« hat wohl wenig Sinn, zeigt aber beim Rückwärtslesen Identität. Klüger ist ein Satz, der auf eine südamerikanische Revolutionsbegebenheit zurückgeht. Alles hatte zu den Waffen gegriffen, bloß eine Familie in Lima blieb der Regierung treu. Ein findiger Kopf bildete das folgende Palindrom: »Eine treue Familie bei Lima feuerte nie«.

Auch manche in lateinischer Sprache gebildete Satzpalindrome sind erstaunlich. So erhebt ein Chor geflügelter Insekten, vom Leuchten eines Lagerplatzes angezogen, Anklage gegen die Tücke der Flamme und singt: »In girum imus nocte et consumimur igni« (»In den Lagerkreis gehen wir nachts und werden vom Feuer verzehrt«). Einen korrekten Hexameter bildet überdies ein Palindrom, das an folgende Legende anknüpft: Satan und Johannes der Täufer begegnen einander in der Wüste. Johannes macht das Kreuzeszeichen, doch trotzt Satan der Beschwörung und ruft hohnvoll dem Wanderer zu: »Signa te, signa! temere me tangis et angis!« (»Bekreuzige dich nur! Vergeblich versuchst du mich zu rühren und zu ängstigen!«).

Dem interessierten Schüler, der versuchen wollte. Ähnliches zu schaffen, können wir keinen Weg weisen. Wir können selbst nur staunen ...