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Rätselgedichte, Rätselreime

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Gereimte Rätsel aus dem Deutschen Reich

von Gustav Pfizer

Das Rätselwerk von Gustav Pfizer ist sehr umfangreich, daher haben wir jedem Werk eine eigene Seite gewidmet: Gereimte Rätsel aus dem Deutschen Reich, Gereimte Rätsel aus dem Nachlaß.

 

Gereimte Rätsel aus dem Deutschen Reich

Verlag: Georg Reimer, Berlin
Datum:
Seiten: 480
Das Buch enthält ca. 1000 Originalrätsel von Günther Pfizer ohne Lösungen. Die Rätsel sind überdurchschnittlich lang und überdurchschnittlich schwierig.
 

Lösungen

Gustav Pfizer hat keine Lösungen angegeben. Alle bei uns angegebenen Lösungen stammen aus Rätsel-Sammelwerken bzw. haben wir bzw. unsere Besucher gefunden. Die Lösungen müssen daher nicht notwendigerweise mit der von Gustav Pfizer beabsichtigten Lösung übereinstimmen.

Gereimte Rätsel aus dem Deutschen Reich

In Vorbereitung.

# Erste Zeilen des Rätsels
     
     
     
# ist die Nummer des Rätsels hier bei uns;
ist die Nummer des Rätsels in Gereimte Rätsel aus dem Deutschen Reich von 1876 im Format Kapitelnummer-Rätselnummer.

Vorbemerkung

Der vorstehende Titel wurde gewählt, nicht um den Entstehungsort anzugeben, auch nicht um anzudeuten, dass die Rätsel nach dem glorreichen Umschwung unserer staatlichen Verhältnisse niedergeschrieben sind, — obwohl allerdings keines einen frühern Ursprung hat, — sondern einerseits, weil eine nicht geringe Anzahl auf das politische und soziale Leben der neuesten Zeit ausdrücklich oder mittelbar Bezug nimmt; andererseits und hauptsächlich, weil der Herausgeber wünscht und hofft, es möge in denselben der Lesers — neben dem scherzhaften und ästhetisch-dialektischen Element — einen Hauch desjenigen deutschen Geistes spüren, von dessen immer kräftigerem Wehen der Verfasser den festen Bestand und das fröhliche Gedeihen unsres jungen Reiches wesentlich mit bedingt glaubt.

In diesem Sinn möchte er diese Reime als ein bescheidenes Weihgeschenk dem neuen deutschen Reich und seinen ruhmreichen Begründern widmen.

Anm. d. Herausgeber: Mit dem »Deutschen Reich« ist der 1871 gegründete deutsche Nationalstaat, das Deutsche Kaiserreich unter Wilhelm I.

Zur Orientierung

Da kommen angeflogen Rätselscharen,
In dichtem Flug einfallend wie die Staaten;
Wie werden diese Gäste aufgenommen?
Ist dies redsel'ge Völkchen wohl willkommen?
Lasst sie als Kinder gelten der Langweile!
Dressiert, — wie's jetzt gebräuchlich ist, in Eile,
Sind sie, wenn auch nicht tief- und hochgelehrt,
Anständig doch und haben Lebensart.
Seht, ob ihr kauderwelsch gereimt Geschwätze
Vielleicht in müs'gen Stunden Euch ergätzel
Beherzigt dies auch: solche Unterhaltung
Dient Eurem eignen Witze zur Entfaltung!
Mit stolzer Freude, — bringt Ihr eins heraus, —
Lohnt Euch — zwar stumm — der eigene Applaus!

Missfallen aber lasst es Euch auch nicht,
Zeig' ich verändert Euch mein Angesicht,
Wenn ich des Scherzes Maske lege fort,
Ernsten Gedanken leihend ernstes Wort.
Geschlossen ist für mich des Wirkens Bahn,
Das Pensum meiner Tage abgetan;
Frei wieder wie als Kind, wehrt strenge Pflicht
Forthin das Spiel, die Phantasie, mir nicht;
So ließ den Lauf ich dialekt'schen Scherzen —
Ach! nicht aus fröhlich leichtem Kinderherzen!

Darbietet Euch ein Pilger seine Gabe,
Der, wenn auch noch nicht kraftlos, eilt zum Grabe;
Dem klar bewusst, das; er auf kühler Höhe
Des bald hinab gesunknen Abends stehe,
Der so auch Herbes ausspricht unerschrocken,
Den Beifall nicht besticht, nicht Preise locken,
Der in des Weltgangs sinnender Betrachtung,
Von Weltlust ferne, wie von Weltverachtung,
Verziert mit Blumen bietet den Ertrag
Vom nicht ganz unfruchtbaren Pilger-Tag;
Der Wort und Bild, den Schatten und das Licht,
Der Scherz und Ernst in bunte Reime flicht,
Die, wenn sie sich in heitern Masken zeigen,
Aus ernsten Tiefen des Gemüts doch steigen, —
Ein bunt Gespinst, die Risse zu umhüllen
Des Lebens, die nicht Macht, nicht Kunst kann füllen!

Vor nagenden Gedanken ein Asyl
Bot ihm des Zufalls Wink in diesem Spiel,
Das, wenn in sich er wühlt, den Geist ablenkt,
Zerstreuend ihm ein halb Vergessen schenkt, —
Zu dem er, als ein einsam schattig Zelt,
Sich flüchtet vor sich selbst und vor der Welt,
Wo von vergangner Zeiten Glück er zehrt,
Mit Zukunft, mit der Einsamkeit verkehrt,
Wo süße Träume neu um Einlass werben,
Sich blasse Schatten halb zum Leben färben;
Wo das verwaiste Herz für kurze Frist
Die Angst der dumpfen Wirklichkeit vergisst,
Wenn Phantasie mit kecken Zickzackflügen
Und Witz mit Taubenschillern es betrügen,
Bis es, aus kurzer Selbsttäuschung, erwacht
Im alten Bann der schweren, leeren Nacht. —

Rascher ist mancher Tag ihm hingezogen,
Halb um des Grames traur'ge Last betrogen;
Der Mund von tausend Rätseln mag Euch klagen
Den Überfluss an langen, öden Tagen! —
Doch, wenn das schwärzeste Gewölk vertrieb
Der Windstoß — strahllos stets die Sonne blieb;
Die Leere füllte nicht des Schaffens Lust,
Sie stumpfte nicht! den zehrenden Verlust;
So wenig Spuren ließ von Freud' und Glück
Wie die Gestalt im Spiegel sie zurück;
Weit schweiften die Gedanken kühn und frei, —
Das Herz nur, ach! das Herz war nicht dabei!
Zum heitern Äther sich aufschwingend nie
Ist Magd, nicht Herrin, hier die Phantasie;
Ja! bittrer Ernst hat oft die Hand geführt,
Doch »schöner Wahnsinn« nie das Aug' berührt!

Über ein Herz, gealtert, doch nicht kalt,
Hat holde Täuschung wenig mehr Gewalt;
Wenn oft der Scherz hier einen Stachel führt,
Wenn schärfer wird manch wunder Fleck berührt:
Es ist nicht gallig Blut, das überschäumt,
Des Preisbewerbers, der von Kränzen träumt; —
Gepresst von eignem Leide fühlt ein Herz,
Unheilbar wund, nur doppelt scharf den Schmerz
Um Vieles, was, laut oder still beklagt,
An seines Volkes; Mark und Seele nagt.
Viel ist's, was: deutschen Namens Vollglanz trübt:
Die Eitelkeit, die Buhlerkünste übt;
Der freche Witz« dem rein nichts und verpönt,
Der, wie sich selbst, die Welt und Gott verhöhnt;
Der Dämon überstürzenden Genusses;
Das bleierne Gespenst des Überdrusses;
Der wilden Lust unflätige Harpyien,
Die allverpestend garst'ge Kreise ziehen;
Des Hochmuts Schlangenbrut, der, wahnbetört,
Vor keiner Schranke still zu stehen schwört:
Der Wahnwitz, der umstürzt des Tempels Bau
Und Zukunftsschlösser baut im leeren Blau;
Der Welthass, der in jeder Wunde wühlt,
Der Freude Glut mit Schwefelsäure kühlt,
Von blut'gem Zirkusspiel nur noch ergötzt,
Zum Wahnsinn stachelt, in den Abgrund hetzt
Der Schwachen Schar, die Ohr und Glauben leiht
Dem, der am tollsten lärmt, am frechsten schreit.
Schlau rechnend, wie Leichtgläub'ge sie betrüge,
Fliegt im Zwielicht die Fledermaus, die Lüge;
Die Habgier wirft, die hundertäug'ge Spinne,
Ihr Netz aus zu bluttriefendem Gewinne, —
Oh, welch Gezücht ließ aus der Urne Schoß
Eine verrät'rische Pandora los!
Oh, deutsches Volk, vom Blut des großen Krieges
Noch feucht, sind das die Früchte Deines Sieges?
Der Siegesbecher — war's ein Circe-Trank,
Der Dich entmenscht, am Geiste Dich macht krank?
Bist Du? noch, der als Held jüngst heimgekehrt?
Zeigst so Du Dich Deiner Gefallnen wert?

Du wirst, — o säume nicht! — wirst Dich ermannen,
Wirst diese Lügengeister siegreich bannen!
Du wirst vom Auge reißen Dir die Binden,
Wirst an der Wahrheit Hand Dich wieder finden!
Wirst, Dich besinnend auf Dein treues Wesen,
Vom wüsten Nervenfiebertraum genesen!

Ermutigung

Du trittst erstaunt in diesen dunkeln Wald
Und bebst, wie blind, zurück; getrost nur! bald
Wird er sich freundlich da und dort erhellen;
Es locken lichte, sonniggoldne Stellen,
Wo Blumen mit dem Gras und Moos sich mischen,
Geschwätz'ge Quellen Luft und Sinn erfrischen,
Wo Elfen tanzen, Schmetterlinge gaukeln,
Auf grünem Zweig sich bunte Vögel schaukeln
Und Phantasie im luftig kühlen Raum
Dir vormalt einen Sommermittagstraum
Bekannter Sänger Stimmen magst Du lauschen,
Wenn sie die halbverstandnen Grüße tauschen.
In Dämm'rung schmilzt, in grünes Licht die Nacht,
Erinn'rung regt sich, Sehnsucht ist erwacht;
Du wähntest, keine Seele hier zu kennen,
Und bald lernst Du mit Namen alle nennen;
Sie bleiben trauter Dir fortan verbunden,
Seit Du im Wald gesucht sie und gefunden.

Ein Ersatz

Wohl mancher kürzt sich die trübsel'gen Tage,
Und stumpft den Stachel von des Lebens Plage,
Wenn er sich widmet bunter Blumen Zucht,
Wenn am Spalier er zieht die süße Frucht
Pomonas, Floras Zöglinge zu warten,
Hab' ich die Gabe nicht, nicht Park und Garten:
Mir als Ersatz gilt die Liebhaberei —
Harmlos doch auch! — der Sprach-Kunstgärtnerei.
Doch, — lohnt des Gärtners Kunst manchmal das Glück,
Kein Blumenflor ruft ihm den Mai zurück!
Kein Duft dringt, Ahnung weckend, zum Gemüte
Und in der Hand verschrumpft und dorrt die Blüte.

Bitte und Warnung

An Anthologen und Pomologen

Frei steht der Eintritt in den Rätselgarten,
Doch Eines darf der Gärtner wohl erwarten:
dass ihm nicht Gäste Beet' und Bäume plündern!
Kann er doch schießen nicht mit Zwanzigpfündern
Aus dieb'sche Elstern, noch auch nur mit Schrot;
Nicht steht die Polizei ihm zu Gebot;
So bleibt ihm nichts als die ergebne Bitte
Und der Appell an Takt und gute Sitte.
Jetzt muss er höflich grüßend Euch verlassen;
Den Katalog mag jeder selbst verfassen.
Noch eines, was Ihr ihm gewähren sollt:
dass Ihr ihn selber nicht erraten wollt!

Einladung

Unsichtbar schuf ein unzerreißbar Band
Der Gott Hephaistos mit kunstreicher Hand;
So trägt dies Buch auch unsichtbare Riegel
Und mehr als siebenzig mal sieben Siegel;
Wer sprengt die Riegel? Wer lässt aus dem Schos
Des Kerkers die gebundnen Rätsel los?

Reklame

Wer flinken Witz besitzt und tücht'ge Backen,
Um, wie ein Eichhorn, Nüsse aufzuknacken,
Dem bring' ich einen wohlgefüllter Sack
Und wünsche, dass er finde dran Geschmack;
Betrugs Gefahr er sicherlich nicht lauft,
Wie Einer, der die Katz' im Sacke kauft.

Nicht liegen da, wenn sich die dunkle Pforte
Auftut, die braunen Mumien toter Worte, —
Oft, wenn gesprengt des Rätsels hartes Haus,
Springt schlank und blank, das Epigramm heraus,
Dem gleich banausisch gift'ges Mäkeln gilt,
Ob Schulfuchs Höfling Pfaffe, Freigeist schilt.

Geständnis der Rätsel

Wir Rätsel sind verliebten Mädchen gleich,
Die an Verstellung, List, Ausflüchten reich,
Oft hinter Schleiern, Fächern sich versteckend,
Mit zorn'ger Brauen Wetterwolken schreckend,
Trotz neck'schen Hohns und spöttischer Grimassen
Sich gern erraten doch und finden lassen.

Epilog des Rätselstellers

Alt wandr' ich noch im alten Gleise fort, —
Gedruckt nur jetzt, — das sonst ich sprach — das Wort;
Anhaftet mir noch das Magistertum;
Noch spukt im Kopf mir mein Ouadrivium.
Zuteil ward Süß'stes mir und Bittres — vixi;
Was auf dem Herzen ich noch hatte — dixi.