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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätsel und Gesellschaftsspiele der alten Griechen

von Konrad Ohlert

Mayer und Müller
Berlin, 1886

Anmerkungen des Herausgebers

Rechtschreibung: Das Original dieses Buches ist 1899 erschienen und folgt der damals gültigen Rechtschreibung ("daß", "Litteratur", "Räthsel", usw.). Wir haben die Rechtschreibung den heutigen Gepflogenheiten angepasst – mit einigen Ausnahmen: Zum einen die Titel zitierter Werke und zum anderen Zitate, die schon damals nicht der Rechtschreibung entsprochen haben und vom Autor absichtlich in Original belassen wurden.

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Widmung

Sr. Excellem dem Wirkl. Geheimrat Arthur Hobrecht,
dem Königlichen Baurat Stadtrat Dr. James Hobrecht
ehrerbietigst gewidmet

Vorwort

Beschäftigung mit den Deipnoeophistei den Athenäus lenkte meine Aufmerksamkeit auf den Abschnitt im sehnten Buche, in welchem eine Anzahl griechischer Rätsel mitgeteilt sind. Das Gefallen an diesem Gegenstande führte mich zu dem Gedanken, alle Rätsel, die sich in den Schriften der alten Griechen zerstreut finden, zu sammeln und zu erklären; auch die Rätsel in der griechischen Anthologie konnten nicht übergangen werden, von denen ein Teil durch Jakobs und Buttmann, aber auch durch Brunck und Boissonade gelöst oder der Lösung nahe geführt sind.

So dürftig diese Reste der Rätseldichtung auch sind, dürfen wir uns doch nicht vornehm davon abwenden, denn »hoher Sinn liegt oft in kindischem Spiel« [Schiller]; auch diese Spiele können in bescheidenen Grenzen dazu beitragen, das Verständnis für die Sitten und Anschauungen eines Volkes zu klären und unser Ohr für den Herzschlag einer längst verklungenen Zeit zu schärfen.

Herder (vom Geist der hebräischen Poesie, 2. Teil 1783, bei Suphan XII 192) hat gewiss Recht, wenn er sagt: »Ich wünschte, dass wir von mehreren sinnlichen Völkern, statt Beschreibungen über den Geist derselben, Proben ihres kindlichen Witzes, ihres sich übenden Scharfsinnes in Sprichwörtern, Scherzen und Rätseln hätten; wir hätten damit die eigensten Gänge ihres Geistes: denn jeder alte Völkerstamm, den ich kenne, hat in Auffindung solcher Ähnlichkeiten bei seinen Lieblingsgegenständen und Lieblingsideen ganz seine eigene Weise. Wir haben sie aber bei wenigen, weil gerade diese Dinge zum Heiligtum jeder einzelnen Sprache gehören und oft so schwer zu verstehen als unübersetzbar sind.«

Von diesem Gesichtspunkte aus betrachtet gewinnt auch diese scheinbar so geringfügige Lebensäußerung eines Volkes Reiz und tiefer gehende Bedeutung. Dass sich manche Derbheiten in den griechischen Rätseln finden, darf uns nicht Wunder nehmen bei einem Volke, das in vielen Richtungen des Lebens sich noch einer kindlichen Unbefangenheit erfreute, die für uns verloren ist.

Daneben fesselte mich noch ein anderes Interesse, das während der Arbeit wuchs. Die Lebensbedingungen der Menschen sind im Wesentlichen die gleichen; Jahrtausende, Abstammung und klimatische Einflüsse können wohl Sitten und Anschauungen, aber nie die Grundbedingungen wandeln, unter denen sich das Leben abspielt; die Triebe, die Gott in den Menschen gelegt hat, bleiben dieselben ebenso wie die Tätigkeit der Phantasie. Liebe und Hass und alle Regungen der Seele sind noch heute das treibende Element im Leben der Menschen wie vor Tausenden von Jahren und zeugen laut für die Einheit des Menschengeschlechtes; alle diese Regungen linden ihr getreues Abbild in Mythen, Märchen, Sagen, Sprichwörtern, Rätseln, Scherzen wie in jeder Richtung der Poesie. Die Phantasie der Völker ist die frische Quelle, der dieses Gold entströmt; darum linden wir trotz der Verschiedenheit des Himmelsstriches und der Zeiten bei verschiedenen Völkern so merkwürdig ähnliche Gebilde, dass eines die Mutter oder die Schwester des anderen zu sein scheint, und doch sind beide, durch Ort und Zeit getrennt, aus eigener Kraft emporgewachsen, die Phantasie war ihre Mutter, die gleiche Sonne ließ sie gedeihen, verlockend schön oder einfach, düster und wild oder heiter und lieblich. Dieser Gesichtspunkt leitete mich bei meiner Arbeit, wo ich griechischen Mustern Ähnliches fand, habe ich beides nebeneinander gestellt; dass einige Rätsel aus dem alten Griechenland oft auf mancherlei Umwegen zu anderen Völkern wanderten, ist augenfällig, die Wahrheit des eben angeführten Satzes wird dadurch nicht angetastet.

Interesse für das klassische Altertum ebenso wie Freude an jeder oft unscheinbaren Äußerung der Volksphantasie verbinden gleichmäßig alle Kreise der Gesellschaft Diese Tatsache gibt mir den Mut, diese kleine Arbeit den beiden Männern zu widmen, die mir in beiden Richtungen stets ein Vorbild Vieler schienen.

Berlin, 29. Dezember 1885.

Konrad Ohlert

Inhalt

Das Rätselspiel wurzelt in der Sitte and Gewohnheit des griechischen Volkes

Wettkampf im Rätsellösen

Rätselkampf auf Tod und Leben

Rätselspiel bei festlichen Gelegenheiten

bei Götterfesten

in Orakelsprüchen

bei der Brautwerbung und Hochzeitsfeier

bei dem Gastmahls

Das Rätsel in der Poesie

Die Arten des griechischen Rätsels

Der Griphos

I. In eigentlicher Bedeutung als Neckrätsel und neckisches Spiel

in der Frage

in der Antwort

Schnurren und Rätsel der fahrenden Leute

II. Aufgaben beim Gastmahle 208—218

III. Gesellschaftsspiele

Das Rätselspiel

Schon auf der ersten Stufe der erwachenden dichterischen Kraft regt sich bei den meisten Völkern das Verlangen nach dem fröhlichen, oft neckischen Spiel mit Wortspielen, Rätseln and Sprichwörtern 1). So haben auch die Griechen daran ihre Freude gehabt, in der Zeit der Entwickelung des Volkslebens wie zur Zeit der Blüte und des Verfalles, von den ältesten Zeiten, in denen der Pfad für den Geschichtsforscher ausgeht, bis zum Ende des byzantinischen Reiches. Gerade das Rätsel gedeiht am besten, wo Heiterkeit und Frohsinn herrscht Kein Volk der Erde war so empfänglich für den Genuss des Lebens und für harmlose Freude wie das griechische 2), aber auch bei keinem Volke finden wir so zahlreich die Spuren frischen geistigen Lebens, durch welches die Freude geadelt war. Zu dieser heiteren Freude am Lebensgenuss, die sich durch kein Ungemach niederbeugen Hess, gesellte sich eine Neigung zu keckem Witz und frischem Humor, zu jedem neckischen Spiel; alle diese Umstindemachten es möglich, dass das Rätsel bei den Griechen eine reiche Blüte fand 3) Daran ändert nichts die grämliche Bemerkung Platos im fünften Buche seines Idealstaates, wo er sagt: „Die Bestrebungen der Philosophie, die sich mit solchen (sophistischen) Künsteleien abgeben, ähneln den doppelsinnigen Reden bei Gastmählern und dem Rätsel der Knaben von dem Wurf des Eunuch nach der Fiedermaas, worin sie selber dunkel andeuten, worauf der Vogel sitzt und womit der Eunuch den-selben trifft« 4). Ebenso wenig ändert an dieser Thatsache das absprechende Urteil des Arztes Kleodemus im Gastmahl des Plutarch. Die Männer streiten dort mit einander über die Berechtigung der Rätsel als Mittel der Unterhaltung für Männer. Dabei sagt Kleodemus im Hinblick auf die Kleobulina, die bei jenem Mahle zugegen ist: „Der Eumetis 5) mag es wohl anstehen, wenn sie zum Scherze, während andere Frauen Gürtel und Hauben stricken, ihren Frauen Rätsel stellt; dass aber verständige Männer sich mit solchen Dingen ernstlich abgeben, finde ich lächerlich/ Eumetis hätte darauf gerne etwas erwidert, aber sie hielt sich vor Scham zurück und ward im ganzen Gesichte rot. Äsop aber kommt ihr zu Hülfe und fragt, ob es nicht noch lächerlicher sei, solche Rätsel nicht Ideen sn können, wie dasjenige tom SchrOpf» köpf, welches Eumetis kurs vor dem Mahle aufgegeben hatte. Asop reist nun den Arzt, sich selbst an die Lösung su wagen und als jener verdrießlich antwortet, man brauche es garnicht sn wissen, sagt er mit schelmischer Miene: „und doch versteht Niemand dies besser oder macht es besser als du, willst du aber leugnen, .so nehme ich die Schröpfköpfe su Zeugen.* Da lachte der Arzt, denn er gebrauchte unter allen Jüngern des Hephaistos in jener Zeit am meisten die Schröpfköpfe 1 )* Gerade dieses Beispiel seigt, dass die Griechen das Rätsel als Kind der fröhlichen Laune und heiteren Geselligkeit liebten, mag auch das Interesse dafür je nach der Begabung und geistigen Richtung der Einzelnen bald grösser bald geringer gewesen sein. 8 ) Die Missgunst der Zeiten hat uns nur wenig Proben des Rätselspiels aus alter Zeit gelassen, wir wissen nicht einmal, wie die Besten der Nation den Begriff des Rätsels definierten. Um so wertvoller müssen uns die kurzen Bemerkungen des Aristoteles über diesen Gegenstand erscheinen. Aristoteles bringt die guten R&tsel mit der Metapher in Verbindung. Er sagt in seiner Rhetorik 3 ).' „Auch die geistreichen Witze (td datetct) beruhen grösstenteils auf einer Metapher mit hinzugekommener Überraschender Wendung. Denn es wird jedem in verstärktem Masse klar, dass er eine neue Vorstellung gewonnen hat, wenn dieselbe seiner früheren entgegengesetzt ist, und seine Seele sagt dann gleichsam su sich: „wie richtig! und doch kam ich nicht darauf { Auch unter den gefeierten Aussprüchen beruhen alle geistreich witzigen darauf, dass der Redende nicht wörtlich sagt, was er meint, wie z. B. der Ausspruch des Stesichorus: Die Gikaden werden sich ihr Lied am Boden singen! Desgleichen erfreuen uns aus demselben Grunde die guten Rätsel, denn ihr Erraten ist ein Lernen von etwas, das zugleich in einem metaphorischen Ausdruck enthalten

t) Phitarch convlv. sopt. aap. oap. 10 (boi Didot Mor, I 182.).

*) AU Jemand dem Aristipp ein Rätsol aufgab uud sagte: „lösoos"! (Xvaoy), antwortete der Philosoph: „warum willst du, Thor, lösen, was uns schon gebunden (Mepivov) Schwierigkeiten bereitet?" Diog. Laert II 8,70.

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Ist*. Die Idee des R&tseU ist nach Aristoteles diese, dass man, indem man von wirklichen Dingen spricht, Unmögliches *u-sammenstellt Dieses könne man nicht bewerkstelligen durch die Verbindung der eigentlichen Ausdrücke, wohl aber durch die Anwendung der Metapher 1 ). Daher könne man aus geschickt eingekleideten Rätseln stets gute Metaphern entnehmen, denn das Rätselhafte liege stets in einer Metapher 1 ).

Die ursprüngliche Bezeichnung für das Rätsel ist allein atvtjfta, herzuleiten von alvirceofrat und dem älteren Worte olvo«; 8 ). Dieses Wort oIvoq ist in der Ältesten Zeit die Bezeichnung für die in Bildern redende Fabel, welche einen versteckten, tieferen Sinn mit diesen Bildern verbindet und den Begriff des Rätsels in sich birgt 4 ). In diesem Sinne findet sich oivoq bereits bei Hesiod in der Erzählung vom Habicht und der Nachtigall 6 ). In der Bedeutung eines wirklichen Rätsels tritt uns das Wort atvrf|ia zuerst bei Pindar entgegen, der das Rätsel der Sphinx atvq|ia s£ cqptdv jvri&iov icapftevo'j das Rätsel aus der Jungfrau wildem Mund nennt 0 ). In dieser Bedeutung findet sich das Wort durch die ganze Zeit des griechischen Lebens.

Wie bei allen Völkern, die das Rätselspiel kannten, so entstanden die Rätsel auch bei den Griechen im Munde des Volkes. Wie das Volkslied geheimnisvoll entsteht als ein Ausdruck der Empfindungen der Volksseele, wie dieses kommt und geht ohne

i) Aristoteles ppet. 22,2 (p. 1458*26).

') Aristot. rltetl III 2,12 (p. 1405*4).

') Etymol. Magn. tttvtyfi.a* nctQctfloXrj tj 6 fayos xcti axoj$tvdg 16yo? naQd rd aivioatOy to iv nnQttßoXfi Xiyio* rovro n<*Q(t ro alyof.

«) Bcnfey Wurzel lex. I 302. II 352. «Iro* ist ursprünglich nicht Im 8lnue von naQaUeais aufzufussen, wie es der Rhetor Theon (Spengel rhet» Gr. II. 73,31 ff.) und uach ihm G. C. Lowes Philological Museum I 281, K. 0. Müller Gesch. der griech. Lit. I 255 und Hertzberg Üebers. des Babrios, Halle 134G S. 121 gethan haben, vgl. die Abhuudiuug vou 0. Keller: Untersuchungen über die Gesch. der griech. Fabel, bes. Abdruck aus dem vierten Supplementband der Jahrb. für klass. Philologie, Leipzig 1862. 8. 310.

») Hesiod opp. di. 201—209.

•) Pindari carm. fragm. G2 (145) Schneidewin, bei Bergk poet lyr. Gr. I« no. 177 (164-168). vgl. Pindar. Pyth. IV 263 (467).

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data man seinen Ursprung nachweisen kann, wie das Sprichwort auf der ersten Stufe des Nachdenkens und der Beobachtung ab das Geroeingut des Volkes erwächst, so entstand ursprünglich auch das Rätsel im Volke selbst; ernste und heitere Vorfälle, tiefe Wahrheiten, die ihm selbst ein unauflösbares Rätsel waren und fröhliche Scherte kleidete das Volk in die Form des Rätsels 1 ). Doch sind uns nur wenige Spuren eigentlicher Volksrätsel erhalten. Auch auf diesem Gebiete machte sich frühzeitig der Einfluss einzelner begabter Naturen geltend, welche dem ursprünglich im Volke entstandenen und oft lange darin lebenden Rätsel eine neue und doch dem innersten Volksleben entsprechende Form gaben 9 ).

Wettkampf im Rfttsellösen.

Schon frühzeitig führte das Gefallen am Rätsel zum Wettkampf im Rätselspiel, besonders bei den orientalischen Völkern. Die Königin von Saba, selbst im Rätselspruche erfahren, kommt nach Jerusalem, um den Scharfsinn des Königs zu prüfen 3 ), aber

») K. 0. Maller, Dorier, 2. Abteilung, 3. 4. Buch 1. Auflage a 899 meint, dass das Rätsel bei den Griechen von den Dörfern ausgegangen ist: „Da im Onomischen und Apophthegmatischen das Bestreben eben nicht vorherrscht, den Sinn auf eine leicht verständliche und schnell fassliche Weite auszudrücken, so liegt das Umgekehrte sehr nahe, den Sinn zu verhüllen: und so ist auch dies den Doriern sehr eigen. Daher von diesem Volksstamm der Griphos ausgegangen, und nebst dem Epigramm von Kleobul dem Rhodier und seiner Tochter Klcobulina besonders ausgebildet worden war. 14

*) Was Benfey Pantschatantra I 325 über die Entstehung der Volksgesänge sagt, gilt auch für das Rätsel: „Wenn wir die Geschichte aller Fubvln, Erzählungen, Volksgedichto, Volksepen etc. bis zu ihrem ersten Ursprung verfolgen könnten, so würden wir, glaube ich, erkennen, dass die schönsten Werke derart, die wir besitzen, aus oft sehr unförmlichen Anfängen hervorgegangen, dass sie erst durch langes Treiben im 8trome des Volkslebens zu der demselben homogonen Form abgeruudet sind und alt-dauu ihre höchste Vollendung dadurch erhielten, dass sie durch eiue für die viue oder die andere dieser Formen hochbegabte Individualität alt lebendiger Ausdruck des Volksgeistes ergriffen und mit dem Gepräge einet hochstehenden individuellen Geistes bezeichnet wurden."

3 ) 1. Buch der Könige 10,1, Flavius Joseph, antiq. Jud. VIII 6,5. Zwei dieser Rätsel, die man der Königin von Saba tuschreibt, finden sich im Talmud. Vgl. Friedreich, Geschichte des Rätsels, Dresden 1860 § 36 a 98 f.

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Stiomos Weisheit geht weit Aber seinen Ruf hinaus. Die Königin spricht so ihm: „Es ist wahr, was ich in meinem Lande gehört habe von deinem Wesen und von deiner Weisheit Und ich habe es nicht wollen glauben, bis ich gekommen bin und habe es mit meinen Augen gesehen. Und siehe! es ist mir nicht die Hälfte gesagt Du hast mehr Weisheit und Gutes, denn das Gerücht ist, das ich gehört habe" 1 )« Mit dem Könige Iliram von Tyrus, dem Freunde des Königs David'), lässt Salomo sich in einen Riitsolkampf ein. Er schickte dem tyrischen Könige R&tool und erbat sich andere von ihm; wer dieselben nicht lösen konnte, mussto dorn Anderen eine Geldstrafe zahlen. Iliram erlag lange Zeit in diesem Kampf, bis er die Hülfe eines Tyriers Abdemon gewann, welcher den Salomo fortan überwand 8 ). Die erste Spur des Rätselkampfes bei den Griechen zeigt ein uraltes Sehermfirchen, das uns nach der Insel Kreta führt 4 )* Glaukus, ein Sohn des Minos und der Pasiphae, vorfolgte als Kind eine Maus, 6 ) fiel dabei in ein Honigfass und starb. Emsig sucht Minos nach dem Verbleib des Knaben und fragt bei dem Gott um Rat 0 ). Die Kureten antworten, der König habe unter seinen Heerden eine Kuh von dreierlei Farben (Tptxpcou.atov), 7 )

t) 1. Buch der Könige 10,6. 7.

*) 1. Buch der Könige 5,1.

') So berichtet Flavius Josephus antiqu. Jod. VIII 5,3. Vgl. contra Apiooem I 17. Über die hebräischen Rätsel vgl. G. B. Winer, bibl. Realwörterbuch, Leipzig 1848, 3. Auflage Band II 302.

<) Apollodor- HI 3,1. 2.

») Nach Hygin. Fab. 136 spielte er Ball, als ihn das Unheil traf.

•) Nach Hygiu. Fab. 136 ist es Apollo, der das Orakel erteilt.

?) Diese Kuh wechselt, wie aus Aristides II p. 307 Jobb erhellt, die Farbe; Hygin. Fab. 136 sagt, sie sei vou vier zu Tier Stunden weiss, rötlich und schwarz geworden: „Apollo respondit: monstrum vobis natum est, quod si quis solvent, puerum vobis restituet. Minos sorte audite eoepit monstrum a suis quaerere, cui dizerunt natum esse vitulum, qui ter in die colorem mutaret per quaternas horas, primum album, seeundo rubeum deinde nigrum". Gemeint ist der Stiermensch (Minotauros), der auch in den Erzählungen anderer Völker lebt; in einer kalmükischen Erzählung ist es ein Wesen mit dem Leibe eines Menschen, dem Kopfe eines Rindes und mit langem Schwänze. Der Stier-Mensch geht'in den

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wer auf diese den besten Vergleich mache d. h. wer das richtige Bild für die Farben Wandlung tu finden wisse, det werde den Knaben entdecken und lebend zurückbringen. Der König ruft die Scher zusammen, und alle versuchen ihren Scharfsinn am Rätsel dos Gottes, aber keiner der' Einheimischen kann die Lösung finden, nur Polyidus, der Sohn des Koiranus, Urenkel des Melampus, löst das Ratsei, er vergleicht die Farbe der Kuh mit der Frucht des Brombeerstrauches 1 ), deren Frucht erst weiss, dann rot, dann schwarz ist. Der Scher findet den Knaben vermittelst eines Orakels"), aber der König ist damit nicht zufrieden, er will dem ihm gewordenen Spruche gemäss, den Sohn lebendig wiederhaben und schliesst daher den widerspenstigen Seher mit dem Leichnam in der. Grabkammer ein. Hier sieht Polyidus, wie eine Schlange dem toten Knaben naht, er erschlügt dieselbe; doch eine zweite kommt heran, sieht die Gefährtin tot, entfernt sich wieder und kommt mit einem Kraut wieder, 8 ) das legt sie auf die tote Schlange und diese erwacht;

Wald, wo er nach einander drei Menschen findet — einen schwarsfarbigen, einen grünfarbigen nnd einen weiasfarbigen — die sich ihm anschliessen (A. de Gubernatis, die Tiere in der indogerman. Mythologie, aus dem Englischen von Hartmann, Leipzig 1874 S. 98).

>) Nach Hygin. Fab. 136 vergleicht er die Kuh mit der Fracht des* Maulbeerbaumes, dessen Beeren anfangs weiss, dann rot sind nud gans reif schwarz worden. Äschylus (Athen. II. 51 d ), Sophokles (Athen II p. 51 d ) und Apollodor sprachen von einem Vergleich mit dem Brombeerstrauch.

*) Nach Euripides findet er das Königskind durch deu Fing einer Eule (yA«ü|), welche sich auf den Keller setzte, in welchem Olaukus seinen Tod gefunden hatte, und die aus- und eiufliegenden Bienen verscheuchte: Hygin. Fab. 136. Vgl. Aelian N. A. V 2. Ein 8eeadler, der von dem Meere her nach der Küste flog, hatte ihn durch seinen Flug vorher darüber belehrt, dass der Knabe nicht ertrunken, soudern auf .dem Lande umgekommen sei: Euripid. fragm. 637 (Nauck).

») Das Kraut heisst bei PI in lue H. N. XXV 2 (5), U „Balis 11 . Diese wundertbätige Kraft des Krautes, welches eine Schlange auf eine tote Gefährtiu legt und dadurch belebt, kehrt in Erzählungen nnd Märchen vieler Völker wieder; vgl. J. G. von Hahn, griech. nnd albanes, Märchen, Leipzig 1864, Formel 29, I 56. Erwin Bohde, der griech. Roman, Leipzig 1876, S. 126 Anm.

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jetxt erweckt Polyidus mit demselben Kraute auch den Knaben. Spftter will, der Seher in seine Heimat Argos 1 ) surflckkehren, aber der König gestattet ihm die Reise erst, nachdem er den Glaukus in seiner Kunst unterwiesen hat Bei der Abfahrt aber heisst Polyidus den Glaukus ihm in den Mund speien, worauf jener die Kunst vergisst*).

Bei Sophokles im Polyidus lautete ein Teil jenes Ritseis so:

xpurcov |iiv jtyct Xeuxov dvbNwvta oxripv, ticetta <potvt£avta Yo*pfuXov jiopov 8 )

Zuerst nun wirst du weiss des Sprosses Blüte seh'n, Es färbt sich purpurn dann die runde Brombeerfrucht

Vielleicht berührte auch Äschylus in seinem Drama Kpjjrcat dieselbe Fabel, wo er von der Brombeerstaude sagt:

Xsüxoiq tc fap |iopotai xai u.sXorfyt|tv.<; xai uAtorp^rcou; ßptfrsrat tctjtoo ypovot>. 4 )

•) Ilomer Ilias 13,663 ff. und Pindar Olymp. 18,75 Tgl. Cic, de Dhrln. I 40, 89 nennen deu Polyidus einen Korlutker, die attliohen Tragiker leiten seineu Urspruug gewöhnlich vou Argos her,

f ) Heyne ad Apollod. III, 3: visura ergo, reddi divlnam vim alterl * splritu In cius os reddito seu ufflatu. So speit auch Apollo der Katsandra In den Mund uud wendet dadurch die der Jungfrau verliehene Gabe der Weissagung tum Unheil (Servius Virgil. A, 11 147). Im Gegensats'hiersu wird durch das Speien in den Mund auch Segen verlieheu. In einem ueu-griech. Märchen (hei Hahn, griech. uud ulbaues. Härchen No. HO) erscheint der Mohr Manschen im Wulde, heisst ihu den Mund auftnachou, speit ihm hinein und spricht: „alles was du sageu wirst, das soll geschehen.' 4 In eiuem serbischen Märcheu (bei Wuk No. 3) schenkt der dankbare Schlaugenkönig dem Helden die Keuutnis der Tiersprache dadurch, dass sie einander dreimal in den Mund speien. Über den Zauber durch Anspucken und Ausspucken vgl. Grimm D. M. (2 Aufl.) 1056 und 0. Jahu, Ber. der Sachs. Gesellschaft der Wiss. 1855 S. »15.

3 ) Athenaeus II p. 51 *. Eustath. p. 835, 10. bei Nauck fragm. Tra-gic S. 173. Der dritte Vers, bei Bekker Anecdota p. 361,19 ärmer X9p«c lafißdveis Aiyvnwiv gehört wohl nicht mehr zur Lösung des Rätsels.

«) Athen. II p. 51* Eustath. p. 1254,24. Pollax 6, 46. Aeschyll fragm. no. 111 (Nauck).

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Hit weissen Brombeerfrüchten, und mit schwanen auch Ist sie beschwert und roten auch snr selben Zeit Auch Euripides behandelt in seinem Polyidus dieselbe Sage. 1 ) Dieses Rätsel gehört *u den wenigen uns erhaltenen eigentlichen Volksrätseln; solche Vergleiche, wie sie das Orakel verlangt, sind alt und echt volkstümlich 8 ). Ahnlich fragt ein deutsches Volksrätsel nach der Frucht des Kirschbaumes:

Weis wie Schnee, Ich weiss noch roeh; Grün wie Gras, Ich weiss noch was; Rot wie Blut, Ist noch nicht gut, Schwarz wie Poch, Jetzt ists erst recht 1 ).

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Auch in dem „Gastmahl der sieben Weisen 11 unter dem Namen des Plutarch finden, sich Spuren von solchem Wettkampt im Rätselspiel 4 ). Dort hören wir vom Ägypterkönig Amasis, dass er seine Freude an Rätseln hatte*), und in Folge dessen mit dem Äthiopierkönig einen Wettstreit der Weisheit begonnen hatte. Amasis trägt den Sieg davon, dann aber erhält der Sieger eine Aufgabe, der er nicht gewachsen ist, er soll nämlich

! ) Sohol. Arlstid. p. 728 JIoM«toc rrfrro/qrai tyäpa KvQintöflt fV tf ßo$» XQlxQtapoy nottt «tyijtffrm. Vgl. i. B. Aollan N. A. V 1 Hermog« bei Walz Rhet vol. 111327 vol. VII 1072. Jo. Sioel. Rhet. vol. VI 411. Maiimue Plauudos Rhet vol. V 536. vgl. G. Dindorf Poet, scenio. Gr. Ups. 18G9 8. 336-338 (fragm. 035*648).

*) Vgl. dos TragemuuUlled bei Friedreich Geschichte dei Rätsels | 42 & 138, bei Simrock das deutsche Rätselbuch 3. Aufl. 8. 179.

ö ) Simrock, das deutsche Rätselbuch 3. Aufl. 8. 20 vgl. Rochholi In der Zeitschrift für deutsche Mythologie von Wolf I 141.

*) Plutarch conviv. sept aap. cap. 6.

& ) Herodot 11 173 erzählt von Amasis: „den frühen Morgen bis sur Zelt, wo der Markt voll ist, verrichtete er mit Fleiss die vorkommenden Arbeiten, vou da ab begaun er zu trinken und seine Kurzweil zu treiben mit seinen Triukgenossen, und trieb Possen und Mutwillen.' 4

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das Meer austrinken. In eeiner Not schickt Amaais einen Boten mit einem Brief an Bias „den weisesten der Griechen 11 . Der Bote trifft gerade ein, als Periander die anderen Weisen beim Mahle vereint Bias löst die Aufgabe nach einigem Bedenken so: „Amasis soll dem Äthioperkönig melden, er möge die Flüsse, welche sich ins Meer ergiessen, so lange zurückhalten, bis «er das Meer, sowie es jetzt ist, ausgetrunken hat, denn die Aufgabe bezog sich nur auf dieses Meer, nicht auf das Meer wie es nachher sein wird." Bei demselben Gelage rühmt der Bote des Amasis die Schönheit der Rätsel, welche sein Herr seinerseits dem Herrscher aus Äthiopien gestellt habe. Auf die Bitte der Gastgenossen teilt er dieselben mit zugleich mit der Lösung des äthiopischen Königs: Tiftpsaßätatov; xpo'vQC* t( jidfircov; xdqto;-tt oo^wiaTov; dXVjfteta. t( xdXXtaxov; <pio$. t( xotvoxatov; fravaxoQ. ti o)fsXt|ifiiTa7ov; ftso;. ti ßXaßspcuiatov; Saijuov. ti p<o|iaXs(otaxov; xirfä; t{ p<forov; rfii> 1 ) Was ist das Älteste? die Zeit Was das Grösste? die Welt. Was das Weiseste? die Wahrheit. Was das Schönste? das Licht 3 ). Was das Gemeinschaftlichste? der Tod. Was das Nützlichste? die Gottheit. Was das Schädlichste? der Dämon. Was das Stärkste? das Glück. Was ist das Leichteste? das Angenehme. Thaies aber weist die Lösungen zurück und spricht*): „Wie kann die Zeit das Älteste sein, da sie teils vergangen, teils gegenwärtig, teils zukünftig ist? denn die nach uns kommende Zeit muss doch jünger erscheinen als die Dinge und Menschen, die jetzt sind. Und wenn er Wahrheit für Weisheit hält, so macht er es nicht anders wie derjenige, der Licht und Augen für dasselbe hält; wenn er aber das Licht, • wie es auch wirklich ist, schön nennt, wie hat er die Sonne

*) Platarch conviv. fiept, aap. cap. 8.

*) Iu dem Märchen, welches Goethe in die „Unterhaltungen deutscher Aasgewanderter" einfügte, fragt der König die Schlange: Wo kommst du her? aus den Klüfteu, versetzte die Schiauge, in denen das Gold wohnt Was ist herrlicher als Gold, fragte der König. Das Licht, antwortete die ßchlauge. Was ist erquicklicher als das Licht? fragte Jener. Das Gespräch, antwortete diese.

*) Plutarch conviv. sept aap. cap. 9.

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übersehen*können? Die Antwort hinsichtlich der Götter and Dämonen ist dreist und gewagt und die hinsichtlich des Glückes ist ganz verfehlt; denn wäre das Glück unter allen Dingen das stärkste und festeste, so würde es sich nicht so leicht ?erftndorn. So ist auch der Tod nicht das Gemeinschaftlichste, da er ja mit den Lebenden nichts su thun hat" Thalos löst dann selbst die Fragen und zeigt auch hierin, dass er der Weiseste unter den Weisen ist: „Was ist das Älteste? die Gottheit, denn sie hat keinen Anfang 1 ). Was ist das Grösste? der Raum, denn die Welt umfasst alle Dinge, der Raum aber die Welt. Was ist das Schönste? die Welt, denn alles, was schön geordnet ist, ist ein Teil von ihr. Was ist das Weiseste? die Zeit; denn sie hat schon das Eine gefunden und das Andere wird sie noch finden. Was ist das Gemeinschaftlichste? die Hoftnungj wer auch sonst nichts hat, dem steht doch die Hoffnung zur Seite. Was ist das Nützlichste? die Tugend, denn durch einen guten Gebrauch macht sie alles andere nützlich. Was ist das Schädlichste? das Laster. . denn wo dieses hinkommt, richtet es Verderben an. Was ist das Stärkste? die Notwendigkeit, denn sie allein ist unüberwindlich. Was ist das Leichteste? das der Natur Angemessene, denn selbst der Lust werden wir oftmals müde". Nach derselben Quelle verschmähte es Amasis nicht, mit Bias von Priene einen solchen Wettkampf aufzunehmen. Er schickte ihm ein Opfer- • tier mit dem Auftruge, das schlechteste und das beste Fleisch davon zu nehmen und ihm zu senden. Bias schnitt die Zunge heraus und schickte sie dem König.*) Dieselbe Erzählung ist in der Biographie des Äsop benutzt. Der gelehrte Xanthus von Samos befiehlt dem Äsop, ein Mahl zu - bereiten und das Beste, was es auf Erden gebe, aufzutragen. Äsop reicht den Gästen Zungen und immer wieder Zungen, bis dieselben endlich Ekel empfinden und unwillig werden, und der Herr den Sklaven zur Rede stellt. Äsop aber rechtfertigt sich treffend genug; Das

l ) Dieses und einige der folgenden R&teel ist nachgebildet von Sebastian Scheffer. Vgl. Friedreich Geschichte des Rätsele | 93 8. 210.

•) Plutarclt conviv. sept. saplent cap. 9, ntgl r. axoiW 38 * vgl. Dukes rabblnleche Blumenlese 8. 209.

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gante Leben des Menschen beruht auf dem Gebrauch der Zunge, also ist nichts besser als die Zunge! Xanthus fühlt sich beschämt durch seine eigene Bewirtung und ladet die Gäste am anderen Tage wieder tum Mahle ein. Mit seinem Diener will er es nun recht schlau anfangen und befiehlt ihm tu kaufen, was er nur irgend Schlechtes auf dem Markte finde. Die G&ste kommen, Asop tischt Zungen und immer wieder Zungen auf, bis die Geladenen und den Gastgeber Schrecken erfasst Aber Äsop weiss sich wieder vor Schlägen zu bewahren, denn er zeigt dem erstaunten Herrn, dass es nichts Schlechteres auf Erden gebe als die Zunge 1 ). Auch die Aufgabe, die das Austrinken des Meeres verlangt, finden wir in der Lebensbeschreibung des Äsop wieder. Der Verfasser benutzte an dieser Stelle den Plutarch oder eine ältere Quelle. Dort vermisst sich Xanthus auf die Frage eines Tischgenossen, ob der Mensch das Meer austrinken könne, in trunkenem Mute zu sagen: r gewiss! auch ich vermag das Meer auszutrinken ! tf Als Strafe will Xanthus seinem Gegner das ganze Vermögen überlassen, wenn er die Aufgabe nicht lösen kann. Am andern Morgen ist er in grosser Not, doch Äsop beruhigt ihn und weiht ihn in das Geheimnis der Lösung ein. Am festgesetzten Tage lässt Xanthus am Meer ein Ruhebett zurechtmachen und einen Tisch hinstellen. Die ganze Bevölkerung ist hinausgeströmt an den Strand, um das Schaupiel zu sehen. Während dessen fällt Äsop ein Gefäss und spricht zum Schiedsrichter bei dieser Wette: „sage hier vor allein Volk, wie haben wir die Bedingungen vereinbart"? Jener.antwortet: r dass du das Meer austrinken sollst 4 . Dann sagt Xanthus zum Volke gewendet, so wie es ihn Äsop gelehrt hat: „Mitbürger, viele Ströme er-giessen ihr Wasser in das Meer. Mein Gegner verschliesse nun die Mündungen der Ströme und ich werde siegen, indem ich

') Vita Aesopi ed. Westerm, 8. 27-29, bei Max. Planudes (Her-wagische Aasgabe, Basel 1545) S. 45—49. Mit Recht führt man dieses Rätsel auf agyptischeu Kinfluss zurück. Nach Plutarch de Iside et Osir. p. 378 cap. 68 erklang am Feste des Harpokrates durch gam Ägypten der Ruf: yXtaaaa xvxit yAw«ro« <fa/jucu»' Zunge ist Glück, Zunge ist Uuheill ▼gl. Zoega, Tychc und Nemesis 8. 36.

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das Meer aHein austrinke." Das gante Volk jubelt bei diesen Worten auf und der Gegner erklärt sich Ar besiegt 1 ). Im mittelhochdeutschen Gedichte des Stricker werden dem Pfaffen Amis 1 ) von seinein Bischof fünf Fragen vorgelegt, die erste heisst: saget mir, wie vil dfis meres st; der rede enläych iuch niht vrf. Der Pfaffe antwortet: „dBs ist ein vuoder" und begründet seine Lösung ganz so wie Xanthus:

ichn liugiu niht als umbe eiq här. endunket; iuch niht vollen war, i so machet mir stille sten

j diu wa^er diu dar in gen,

j so mi^ich;, unde la;e iuch sShen,

da; ir mir nach mfie;ct jehen. Der schon erwähnte Rätselkampf in der Lebensbeschreibung des Äsop birgt manchen schönen Rest alter Rätselpoesie und verdient nicht durchweg die Verachtung, die jener Biographie von fast allen Seiten wegen der späten Abfassungsteit reichlich tu Teil geworden ist 8 )

>) Vita Aosopl od. Weitormanu 8. 88—86.

*) Bouecko Beitrüge 11499-608. Vgl. das FasnachtMpiel (von Hans Fol»?) aus dor zweiten Hälfte dos fünfzehnten Jahrhunderts: Riu Spü von einem Keiser und oim Apt, herausgeg. von Adelbert Keller, Tübingen 1860, Dort giebt dor Kaiser dem Abt drei Rätsel tu raten, das erste lautet: Herr apt, herr apt, nü ratent an, wie vil ist wossers in dem mer? Ein schlauer Müller, in diaK utte des Abtes, gesteckt, antwortet für diesen: das sag icli euch, gonediger herr, das solt ir mir gelauben wol, das mer ist neur drei knien vol. Der Kaiser ist mit der Antwort nicht sufrieden, darauf erklärt der vermeintliche Abt sich so:

des wil ich euch bescheiden wol. wenn gr6z gennc wären die zuber, so belieb des mers nit eiu tropf über, vgl Esopus von Burcard Waldis bei Friedreieh Gesch. des Rätsels | 808.80. ») Verfosst ist dieses sonderbare öchriftchen in der uns überlieferten Qestalt wahrscheinlich vor dein 10. Jahrhundert nach Christo, vgl. K. L. Roth Heidelberger Juhrb. 1860. Nu. 4. vgl Rciske in praefat inr v!U Aesopl ed. Westermunn 8. 4—6.

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König Lykurgos von Babylon, 1 ) welcher der Sitte jener Zeit gemäss Rätselkämpfe mit andern Königen auskämpft! löst die ihm brieflich gestellten Aufgaben mit leichter Hohe, weil ihm der kluge Äsop, der von Samos zum Könige Krösus nach Lydien und später nach Babylon gekommen war, zur Seite steht; alle Aufgaben, die er mit Hülfe dieses treuen Dieners den andern Königen stellt, werden nicht gelöst und bringen ihm Reichtum, Macht und Ehre ein. Asop aber wird bei seinem Könige verleumdet und soll nach dem Willen seines Herrn den Tod erleiden. Hermippus jedoch, der die Hinrichtung zur Ausfuhrung zu bringen hat, lässt den Äsop verschwinden und verwahrt ihn in einem sicheren Gewahrsam. Auf die Nachricht von dem Tode Asop's schickt König Nektanebo von Ägypten an Lykurgos folgende neue Aufgabe: „Da ich einen Turm bauen will, der weder Himmel noch Erde berührt, so sende mir die Bauleute und auch einen Mann, der auf Alles antworten kann, wonach ich ihn frage/ Lykurgos wird traurig und weiss sich nicht zu helfen, da ihm der Berater fehlt Hermippus aber lässt den treuen Mann jetzt zu rechter Zeit wieder aufleben, der nun den Kampf selber in die Hand nimmt. Nach wenig Monden erscheint er im Lande des Nektanebo. Er wird in die glänzende Versammlung geführt, der König prangt in Purpur, seine Hofleute in weissen Gewändern, und vom Könige gefragt: „wem vergleichst du mich und meine Umgebung?" Äsop antwortet: „Dich vorgleiche ich mit der aufgehenden Sonne im Frühling, deine Umgebung aber mit der Schönheit der Früchte des Bodens." Am folgenden Tage 6ind die Hofleute rot gekleidet, der König blendend weiss. Da vergleicht Asop den König mit der Sonne, seine Umgebung mit den Strahlen der Sonne. Nektanebo spricht in stolzer Freude: „Dann verschwindet wohl Lykurgos ganz und gar gegen meine Königs« herrschaft." Lächelnd erwidert Äsop: „sprich nicht so leicht« fertig von jenem, o König. Denn nur vor eurem Volke glänzt eure Herrschaft so wie der Strahl der Sonne und des Mondes.

J ) vita Aesopi od. WestermanD 3.44 ff. In der vita Aesopi dos Max. Planudes (Herwagiscbe Ausgabe Basel 1545 ö. 76) heisst der König Lykeroe.

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Wenn Lykurgos in Zorn gertete, 80 würde er alle diese Herrlichkeit verschwinden lassen« Denn Ober alle ragtj er gewaltig hervor. u Dann geht man tum Turmbau in der Luft Auch hierin gewinnt Asop den Sieg. Er l&sst junge Adler, die in der Heimat dazu abgerichtet sind, mit Knaben in die Lüfte • steigen. Aus der Hohe rufen diese herab: „G^bt Lehm» gebt Ziegelsteine, gebt Holz her! und alles, was zum Bau nötig ist, schafft uns hinauf 11 *). Nektanebo erklärt sich für überwunden und stellt nun, wie es ausgemacht war, eine seiner Fragen, die im eigentlichen Sinne nicht zu lösen ist. Die Frage lautet: |ircra|i-<j>ot|JLYjv faieouc dito xijc EXXcftoc xal tote evfkfte ouvi|it£a faxote ai ouv fh^Xetat oxav dxooocoot ia>v cv BaßoXam faicaw ^pe|unC^vxo>v, exmpcooxoooev'). Äsop sagt die Lösung für den folgenden Tag zu und hilft sich mit einer List Er lässt ein Wiesel (a&oupov) fangen und öffentlich geissein. Die Ägypter sind Ober dieses Schauspiel erbittert und beklagen sich beim König. * Dieser l&sst den Äsop vor sich kommen, um ihn zur Rede zu stellen. Äsop aber erwidert: „Der König Lykurgos ist von dir beleidigt, denn in dieser Nacht hat dieses Wiesel seinen schönen, streitbaren Hahn, der ihm genau die Stunden verkündete, getötet 11 Nektanebo sagt: r schämst du dich nicht zu lügen? Wie könnte ein Wiesel in einer Nacht von Ägypten nach Babylon wandern" ? Äsop aber bleibt wiederum Sieger, er knöpft an die Aufgabe des Königs an und fragt: „Wie also ist es möglich, dass den Stuten in Ägypten solches begegnet, wenn die Hengste in Babylon wiehern"? Dann stellt einer der Weisen aus Heliopolis das bekannte Rätsel vom Jahr und den 12 Monaten. Ihr König will nun überwunden den Kampf aufgeben, aber einer seiner Grossen verlangt seinerseits, „Äsop soll sagen, was wir weder sahen noch hörten, und was er auch immer sagen mag, so werden wir sagen, dies haben wir gehört und gesehen!"

Der König erklärt sich zufrieden und spricht: „Äsop, sage

*) Die Sage von einer Luftfahrt, die mit Hülfe eines Vogels bewerkstelligt wird, findet sich in den Märchen vieler Völker, vgl. Erwin Rohde der griech. Roman 8. ISO Anm.

*) Nach PlanudoB (Herwagische Ausgabe 8. 86) evXXapßäyov*».

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uns etwas, was wir weder gehört noch gesehen haben!* Jener erbittet sich drei Tage Zeit zur Antwort Der Schlaukopf bildet eine Urkunde nach Ober ein Darlehn von tausend Talenten, das Nektanebo vom Lykurgos empfangen habe unter Angabe der Zeit, in der dieser Schuldschein ausgestellt war. Zur festgesetzten Zeit übergiebt er dieselbe dem Könige. Erstaunt wendet sich Nektanebo an seine Umgebung: „Ihr seid dessen Zeugen, dass ich dem Lykurgos nichts schulde. 4 Jene erwidern: „wir haben es weder gesehen noch gehört* 4 ! „Nun", sagt Äsop, „wenn ihr dieser Meinung seid, so ist die Aufgabe gelöst" 1 )*

•) vit* Aesopi ed. Westermann S. 44 - 52. Diese Biographie kopierte einst Madame Reiske für Leasing aus der Coberschen Handschrift. Mit unbedeutenden Abweichungen findet sich dieselbe Beschreibung bei Maximua Planudes, den mau früher irrtümlich für den Verfasser selbst hielt. Pla-nudes lebte aber im Anfang des 14. Jahrhunderts, währeud Handschriften mit dieser Biographie aus dem 10. Jahrhundert vorhanden sind (K. L. Roth in den Heidelberger Jahrb. IS60. No. 4. vgl. 0. Keller, über die Geschichte dt*r griechischen Fabel, bes. Abdruck aus dem 4. Supplementbande der Jahrbb. für klassische Philologie, Teubuer 1862.) Mit dieser Biographie Äsops stimmt eine arabische Darstellung in 1001 Nacht merkwürdig überein. Auch dort erscheint eiu Mann in abhängiger Stelluug, der weise Heykar, der wie Äsop und wie Markolf (in der Sage vom König Salomo und Markolf. O. Keller S. 3011. Grösse 113 8 466) seiueu Herrn aus tausend Verlegenheiten rettet. Ähnlich ist es mit Hans Beudix in Bürgers: .Der Abt von St. Galleu*: Es war 'mal ein Abt, ein gar stattlicher Herr, Nur schade, sein Schäfer war klüger als er. Götzinger .Erklärung deutscher Dichter" zeigt in der Erklärung des „ Abtes von St. Gallen 41 , wie verbreitet die Sage ist, nach der ein Mann iu dienender Stellung Entschädigung für diese Abhängigkeit in seinem trefflichen Mutterwitz findet, durch den er seinen Herrn weit überragt und rettet, vgl. Reiuhold Köhler in Benfey's Orient und Occident I 439. In dem arabischen Märchen ist es Sencharib von Assyrien, der mit Pharao den Wettkampf der Weisheit und des Witzes führt. Als Abgesandter des Sencharib löst jener weise Heykar ganz dieselben Rätsel, welche bei Planudes dem Asop gestellt werden,

Die Abhängigkeit der Lebensbeschreibung Äsops von der arabischen Quelle (Lokmann's) behauptete t. B. Landsberger, die Fabeln des Sophos, syrische* Original der grieschischen Fabeln des Syntipas, Posen 18M>. S. CIX. ff. und Zündet .Äsop in Ägypten" rhein. Mus. V (1847) S. 451 ft. Dagegen sagt O. Keller «über die Geschichte der griechischen Fabel"

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Die Frage nach den Stuten in Ägypten and dem Wiehern der Hengste in Babylon erinnert an ein altes ägyptisches Märehen! das bis zur 1P" Dynastie (c. 1300 vor Christo) hinaufreicht: König Apöpi im Norden des Landes schickt an den Forsten Soknounri im ägyptischen Theben nach Art des Rätselwettkampfes eine Gesandtschaft mit der Aufforderung, die Nilpferde im See von Theben zu jagen, damit der König im Norden bei Tage wie in der Nacht Schlaf finden könne: „qu'on chasse sur l'£tang les hippopotames qui sont dans les canaux du pays, afin qu'ils laissent venir a moi le sommeil de jour comme de nuit 1 ).

Nach einer deutschen Sage verlangt der Türkenkaiser, dass ihm Kaiser Leopold auf Rätselfragen schleunigst Bescheid gebe und droht, wenn dies nicht geschieht, ihm mit seinen Janit-scharen von neuem einen Besuch in Wien abzustatten. Die Räte des Kaisers wissen keinen Rat, da reitet sein Hofnarr nach Konstantinopel und giebt dort so schlagende Antwort, dass das Reich fortan vor den Türken sicher ist 9 ).

Wie bei den alten Indern das Rätselspiel bei den Wettkämpfen der Sänger bekannt war 9 ), so kam es vielleicht auch

S. 366:- Jedenfalls ist diese Biographie Lokmanns so weit entfernt, sich als echtes Kind origineller arabischer Poesie zu verraten, dass sie sich vielmehr vollständig teils aus einfacher Übertragung der griech. Biographie des Äsop teils ans notwendigen Modifikationen teils ans ungeheuerlichen Übertreibungen erklärt' (vgl. S. 331). 0. Keller zeigt ferner, dass der Verfasser des ersten Teiles jener Biographie des Äsop ein kleinasiatischer Grieche war (S. 365), und dass derselbe zumeist aus antiken griechischen Volkssagen geschöpft hat, wie sie vom fünften bis neunten Jahrhundert in Kleinasien verbreitet gewesen sein mögen (S. 364). Kbenso sucht Keller nachzuweisen, dass der zweite Teil jener Biographie von den griechischen Alexanderromanen besonders von Pseudocallisthenes abhängig ist (S. 366 ff. 372).

In Wahrheit sind die Hauptbestandteile des zweiten Teiles dieser Lebensbeschreibung ursprünglich weder griechischen noch arabischen Ursprunges, sondern stammen wahrscheinlich aus dem alten Indien her; vgl« Benfey Ausland 1859 n. 20—25.

>) G. Masporo, les contes populaires de l'ftpypte ancienne, Paris 1882 S. 185 ff. vgl. S. XXII. ff.

») Wolf, Hess. Sagen No. 262.

»j Heinrich Zimmer, altindisches Leben, Berlin 1879 8. 345-347.

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in Griechenland bei den musischen Wettk&mpfen schon in alter Zeit sum Wettstreit in der R&tselfrage.

Die Gedichte Homers bestätigen nur das hohe Alter des Wechselgesanges 1 ), nicht auch des musischen Wettkampfes. Dnd doch reicht der Wettstreit selbst bis in die ältesten Zeiten hinauf. In dem homerischen Hymnos auf den Apollo, den Thucydides*) dem Homer selber zuschreibt, werden die Festspiele zu Ehren des Gottes auf der Insel Delos geschildert und der Gott selber gepriesen:

ak\d ot> AtjXcj), 0<*ßs, |idXt9t' ixrctfpiceai ^top* evfra tot tXxe^txcovt«; 'läovsc ^epeftovtau ouv of oiotv ttxieoot xai aiäonßc dXd^ototv* ot ii 9t ^|ia^tTQ tt xai opxr ( fr|i<j> xai doÄTQ |ivr^d|itvot tipKoustv, (t v äv axVjotovtat eqibva 1 )»

Aber dein Herz, o Phöbus, erfreut sich am meisten an

Delos, Wo die Joner zum Fest in langen Gewfindern erscheinen Mit den Kindern zugleich und mit der züchtigen Gattin« Dort ergötzen sie dich mit Faustkampf, Tanz und Gesängen, Deiner gedenkend im Sinn, so oft sie erheben den

Wettkampf.

In der späteren Zeit wussten sich die Griechen viel von

Wettkämpfen alter Dichter 4 ) zu erzählen, man sprach von Sängern

alter Zeit, die bei den pythischen Spielen in Delphi siegten 5 ),

von einem Wettkampf des Arktinus und Lesches 6 ). Besonders

') IL 1,604. Tgl. Od 24,60. Der Wettkampf zwischen Thamyris und den Blasen, der die Blendung des verwegenen Sängers herbeiführt, steht im 8chiffskatalog (II. 2,595 IT.). Doch die Entstehung des Katalogs führt man auf spätere Zeit zurück.

*) Thucydides III 104 uennt diesen Hymnos als Zeugnis für das hohe Alter der munischen Wettkämpfe auf Delos.

*) Hymnus in Apollinem v. 146 ff.

<) Lobeck Agluophumus 8. 328.

*; Pautfan. X cap. 7,2-6. Schol. Odyss. y 267 (I 143,17 ff. Diodorf). Eine Schrift Dikäarchs ntQi (iovaixtoy aytovtor ist verloren gegangen; vgl. Naeke rhein. Mus. 1333. S. 40 ff. 1G6.

6) Phanias bei Clemens Strom. 1 333 b. Bergk. griech. Literaturgosch. I 429 fin.

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führte die Eifersucht der Rhapsoden tu Enlhlapgen Aber Wett» kämpfe, in denendie Vertreterderhomerischenoderderhesiodischei Schule den Sieg davontrugen; daher stammen die Sagen von Wettkimpfen bei den Leichenspielen su Ehren des Pelias, des Amphidamas inGhalcis aufEubfta 1 ) und desOiolykosin Thessalien 9 ). Diesen. Wettstreit der Rhapsoden übertrug man bald auf die Häupter der beiden Sängerschulen, die nun selber im Kampfe ihre Kräfte massen'), so in dem Gedichte Ober die Kämpfe bei der Leichenfeier des Amphidamas. Homer und Hesiod erscheinen hier selber als Rhapsoden, die zu musischen Kämpfen ausziehen« Dieses Gedicht weckt unser Interesse, nicht etwa weil dasselbe in der uns überlieferten Gestalt bestimmt in die Blütezeit des griechischen Lebens hinaufgerückt werden könnte, sondern weil es uns das Abbild eines poetischen Wettkampfes giebt, wie er auch in der Jugendzeit des griechischen Volkes vorgekommen sein mag 4 ). Die uns überlieferte Gestalt dieses Wettkampfes

i

ii

') Plutarch couvival qu. V 2,6.7. Hygin fabul. 278. 8. 147,22 ff. ed. H. Schmidt Tgl. Aristoteles ninXog f. 1. 8. 566. Rose.

*) Plutarch convival. qu. V 2,6 vgl. Erwin Rohde, sur Chronologie der griech. Literaturgesch. rhein. Mus. 1881 8. 419. Anm.

') vgl. Bode Gesch. der hellen. Dichtkunst I 424. Die Stelle in den Werken und Tagen, in welcher Hesiod von seiner Fahrt nach Chalcls an der Leichenfeier des Amphidamas erzählt, ist später eingeschoben Hesiod. Opp. di. v. 650 ff.

<) vgl. Fr. Nietzache, der florentinische Traktat, rhein. Mns. 1878.8. 249: „Für diejenigen aber, deuen ich es wahrscheinlich gemacht habe, dass wir in seinem (des certamen) Kern, bei aller Verstümmelung und Verkürzung, ein Produkt der klassischen Zeit, die Erfindung eines Rhetors und Schülers des Georgias wieder au erkennen haben, wird es eine jedenfalls belehrende Aufgabe sein, das, wenngleich entstellte Bild eines alten ßlos Y)fiifcov, mit seinen Erinnerungen an Rhapsodenwettkämpfe, sympo* tische Rätselspiele und die frühsten homerischen Studien, zu hetrochten. vgl. E. Rohde, zur Chronol. der griech. Literaturgesch., rholn. Mus. 1881, 8. 5G6 ff.: ,Mir scheiut nicht nur die gauzo Vorstellung eines Wettkampfes zwischen Homer u. Hesiod, sondern auch die wesentlichsten Teile des uns vorliegenden Agon, einer lauge vor Aleidamas liegenden Zeit anzugehören.' U. v. Wilamowitz-Möllendorff, homerische Untersuchungen (7. Heft der philol. Unters.) Berlin 1884 S. 870 sagt: ,Von dem Sängerkriege zu Chalkis erzählt ein altes Gedicht, das ein Litt erat des vierten Jnhrhuudorts aufgrifft hier waren llomeros und Hesiodos selbst die Antagouisteu. 1

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zwischen den beiden Dichtern ist in einer Prosaschrift des 2, bis 4 Jahrhunderts nach Christo auf uns gekommen 1 ). Abei Plutarch kannte die Erzählung schon, wenn auch vielleicht in etwas abweichender Form'), er nennt die Geschichte von dei Leichenfeier des Oiolykos und von der des Amphidamas, be welcher dieser Sängerkrieg stattfand, eine veraltete Geschichte die von den Grammatikern ganz abgedroschen sei 8 ); aber d& Urbild dieses Kampfes greift weit zurück in die ältere Zeit Im „Gastmahl der sieben Weisen 4 sagt Periander, dass di< Griechen auch in der ältesten Zeit die Sitte hatten, sich schwierig« Fragen zur Lösung aufzugeben, wie dieselben bei dem Wettstrei des Homer und Hesiod gestellt seien 4 ). Hesiod beginnt:

Ytt MeXr^o^ # 0|ir 4 ps, ttetov dzo jn^sa sfttd;, etic* a*js jiot xrf|i::p«>*a, ti tpsptcrrdv eoxt ßpototatv; Sohn des Meles, Homer, dem Klugheit gaben die Götter, Sage zuerst, was ist für die sterblichen Menschen das

Beste? *0|ir 4 poc «PXV |uv |ii] y uvcct ercr/ftovtototv aptatov, 'tfwzaV tewz coxtTca icuXac 'Aßao Eepijaai*). Nimmer geboren zu sein ist den Kindern des Staubes

das Beste, Oder geboren, alsbald zu den Pforten des Hades zuwandern.

i) Bergk, griech. Lit. 1444. II 63..

*) Bei Plutarch conviv. sept 8ap. cap. 10 stellt Homer die Frag« Hesiod autwortet und verdankt seinem Scharfsinn bei der Lösung de Aufgaben den bieg: Bergk griech. Lit II 65 fin., während nach der pr< saischen Darstellung des Agon (dem sg. Florentiner Traktat) Hesiod frag und Homer die Autwort giebt

*) Plutarch convlval. qu. V 2,7: xcrrcr/toAcüV <5k rnvf«, itji J«mtyt>A$a£< narru $no rür yQauuaTtxtoy,

*) Plutarch conviv. sept sap. cap. 10.

*) Ähnlich lauten die Worte des Theognis v. 425 ff. vgl Plinius I n. 7,4 itaque multi exstitere, qui non nasci Optimum censerent aut quai ocissime aboleri. Im Dialog Eudemos des Aristoteles fragt König Midi den gefangenen Silen: ri nori im to ßiXnov rotg ay&(Mjlnote xal xl i

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'tobte.

dt« 9 <p p*t x«l toöto» (kots fotbctV 'Ojujpt, • t( frvtjtototv iptotov ottat tv <pntolv ttvot; Kflnde mir dieses sodann, du göttergleicher Homeros, Was dir das Beste erscheint im Sinne der sterblichen

Menschen? *0|uipoc 6**otav ti<ppoouvirj jiiv fyo xdta fc*J)|iov dicavta, Jarcujuivtc t'dvfii M>|iatc f dxoodComat do&oG ij|uvot «Setyc, icapcl St icX^dottt tpdicsCat ofrcoo xai xpeiwv, uifro l'ex xpyjt^poc dffaooiv olvo^ooc «poppst xal e^ciig Jeicdtoat« toötd ti (JLOt xciXXiarov tvi tppsoiv siJrwtt clvai 1 ) Wenn im Volke ringsum nur Frohsinn waltet und Freude, . In den Häusern umher die Gäste vernehmen den Sänger, Sitzend die Reihen entlang, und ringsdieTischebedecktsind Reich mit Broten und Fleisch, und der Schenk den Wein

aus dem Mischkrug Schöpft und wieder verteilt in die kleineren Becher ihn .

giessend. Siehe, das nennt mein Hers die köstlichste Wonne des Lebens. Nun stellt Hesiod, aufgebracht Qber die Schlagfertigkeit des Segners, die schwerste Frage: 1 )

Motto', & f4 (JLOt td t f eövTO, td t' £0O0(uva, icpd t' tovtcr ttov |i6v |irjäev aetfc, oo 2' äXXrj«; jivfjaat dotöijQ 3 )

ribfw alQextSmroy] Nur ungern and gezwungen antwortet Silen: a?tycJjretc

kXrlcrov ipvat*>t * afpurro*' «Sfpa Traft xal Tratratf iö fiij ye^ifffo» , . , . faf* «$©* Ji, to ytwiiij'ouf cmo^a*«?* cJ( Tctyiar« (AriBtot fragin« no. 40 p. 1481»» 4—18). Cic. Tubc. quaost 1 48. vgl Valent Rose AHM, pseudepigr, [>. 61. Bernays rhein. Mub. N. F. XVI 236 ff. Nietische, der florentinisoht Traktat rhein. Mub. 1873 S. 214.

l ) Homer antwortet also mit den bekanuten Worten aua Odyss. IX v.6 ff.

*) «x&tcteU ini tg tyijjpov tvtyut?/« inl t^V tw#» «7i4pw äpfiijtftr

•) « yi juoi ▼erbeaserte Nietzsche, überliefert ist äy* ftos. Ändert lauten die Verse bei Plutarch conviv. sept* aap. cap. 10 (moralia p. 153 t):

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Mose von dem, was ist, in Zukunft geschieht and geworden, Davon singe mir nichts, gedenke nun anderen Sanges«

'0|ir t poc. OiW tot 9 d|ifl Atoc Tijiffy xavcr/VjxoJtc htm dp|iaxa ouvrptyooatv epi(ovrcc *epi vba]c Niemals werden am Grabe des Zeus mit tönendem Hufschlag Rosse sich mühen um Sieg und nimmer den Wagen zerschmettern. Auch mit einem anderen Versuche, den Homer tu besiegen, ergeht es dem böotischen Sänger nicht besser. Er dichtet Verse (4|if tßciXou; pNUjiac d. h. eigentlich mehrdeutige Sprüche), welche Homer schnell durch einen anderen Hexameter ergänzen muss und ohne Zögern zu sagen weiss. Dann kehrt Hesiod wieder zur Rätselfrage zurück:

touto xt Z+i |iot |iowov eetpopivtp xoctdXeSov, icöooot d|i M AtpetÄTQOtv ec v lXtov 4)Xftov 'A/atot; Dieses sollst du allein nach meiner Frage mir sagen: Wieviel kamen Achäer mit Atreus 9 Söhnen nach Troja? Homers Antwort ist ein Rätsel 1 ), das selbst der Lösung bedarf: Ilevrf l xovT v tjOav icopoc eV/cipar ev 5e exciacfl Trevt^xovt' oßsXoi, icepi 5t xpia icsvx^xovia' xpi; 5i xptYjxdstot icepi iv xpia; 9jaav 'A/cuot. 1 ) Ffinfzig waren ch Statten von Feuern im Lager, in jeder Fünfzig Spiesse zum Braten und fünfzig Brüten an diesen, Hundert dreimal drei der Achäer um jeden der Braten.

»Jftitaf 1*01 i*¥$n\4xtt¥« % rtl /4<r* iyivcyro Trcfpotto?, | ^uifr* foroi jufnfru** #•**. «ntXQlyim 6k *HöIo6oq 4* rotJ *rap<m>jrtf»Toc • ,«AA' Srcr* a/uqpl Ji6{ rt^/fy mamxinoSt^ Timm \ ag/Atna avriQlxpwHv intiy6/jtvtH mgl Wx?f.' s ) Aoyicmxo*' nQ6ßXtj/na RechenrätBel.

*) In der griechischen Anthologie (Anthol. Palatina, ed. Dübner, Paris Didot, XIV 147) steht dasselbe Rätsel mit geringer Änderung: intd icav fiaXtQov nvgos iax*Q***i* 6k kxaarfl nevrqxorr' ofleXoi, ntQl 6k *gia ntminovrir rgif 6k TQPjxoctot ntgi $y xpicrf faav *Jx«ft, Nach dem Rätsel des Agon waren also 2250000 Grieben tot Troja, nach dem Rätsel in der Anthologie nur 315000 Mann. vgl. Westermann biograph. Gr. Brnnsrig. 1845 S. 39.

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. 'Hotrioc. Ttt MIXtjto* *Ojitjp\ tfetp tqtftot ot Mete«, «K Xdfoc, {tytototo Atoc (irfdXwo fc^ercptc, Xi£ov, pitpov tvap|JL<£o>v f i ti Wj ftwjttfot %

xdXXtoxdv xt xal t^fttorov xeMa> fdp dxottoat Sohn des Meles, Homer 1 Wenn wirklich dich ehren die Musen, Wie man erzählt, die Töchter des Zeus des höchsten der Götter, Sage mit richtigem Mass, was ist für die sterblichen Menschen Schön vor Allem, vor Allem verhasst? das möcht' ich doch hören.

"0|tf)pcx. 'Ho(o)', «xfovt Alou, exdvTot |it taoxa xsXsoctc «wtetv a&xdp tfw |idXa tot Ttpctyptuv dfopstaa). xdXXtcrtov |iiv twv dfaftuiv fetou jiixpov tlvat aOxov tautcji* Ttov 5t xaxtov e^fcotov dicdvituv euvouv elvat iaotcji dsi ^povov sc tov Aicavta. dXXo 2i 7tdv, 6 xt otj5 <fo|i<j> «plXov eaxiv, tpcotou Spross des Zeus, Hesiod! mit Freuden will ich es sagen, Wie du gebeutst; dir freundlich gesinnt verkünde ich dieses« Schön vor. anderen Gütern erscheint's, wenn Jeder im Innern Findet das richtige Mass; verhasst vor den anderen Übeln Ist's, sich selber gefallen durch alle die Zeiten des Lebens 1 )* Frage nach jeglichem Andorn, sowie dein Hers es gebietet

'Italoto;. icu>; dv äpto? v oixotvTo icoXst;, xel iv ffitoi irotot;; Welche Verwaltung der Stadt ist die beste und welcherlei

Sitte? •OmpoQ.

ti |i4] xtpfcctlvstv die© x&v alo^ptov cMXotcv, ot V dfafrot Tt|iij>vT0, itxif) V d&txoiotv eicehj' üytofku &• ftafc & ti icdvttuv ioxlv djutvov. 1 )

•) Tgl. Oreüi oposcuU Gr. yet. sententiora et moralia, Tom. I Ups, 1819 & 170: ipn&eic (4 JCÜ*»*) W /«tantait*, t* >W«x««' JatrrJr, f>f • n«Ud ydf fao ydavrltte Inaaiw kavrtf itQomtfrm* [Stobeeue Bens« XXI

i) Hots in lit verderbt, vielleicht lauteten die Worte HOm i* Rohde liest öttfai tl, demgem&es war eine Umstellung der Verse nötig, welene

— 24 —

Wenn sie schnöden Gewinn von schimpflichem Werke verachtet, Ehre der Gute empfingt and Strafe dem Bösen in Teil wird, Beten aber zu Gott, das ist das Beste von Allem.

'HoloioQ.

'Ev V cXagfatti» iptotov fyetc i ti (poetat etaeiv; 1 )

Kannst du mir sagen, was ist im Kleinsten das Beste von

Allem? •OjmSpoc

'Qc |uv e|itq T^IMl* «ppäve; eoftXal ao>|iaotv dv&p&v.

Wie es mir dünkt, ein trefflicher Sinn im Körper des Mannes.

'Hoioäo;. 'H &i fttxatooävT] te xal dv$psi7] 36vatat ti; Sage mir, was die Gerechtigkeit wirkt und Tugend des Hannes!

"OjJLijpo;. Ko^dc <if eXiac Wm$ |iöy$otot KopiCstv. Nutzen schafft sie für Alle durch eigene Mühen und Sorgen.

Ti); ooyirfi 3i ti tixjtotp es* dy&pcuicota*. ic&poxev; Welche Bestimmung wurde der Weisheit unter den Menschen?

"O|n;po;. rqvoioxetv td itapovt' op&mQ, xatpcp ^dji* ercsaftat. Dass sie die Gegenwart kennt und folgt dem richtigen Zeit-

mass.

Ktotetaat 3e ßpotot; Ttotov xpeo; aSjtov erav; 8 )

tob Nietzsche durchgeführt ist. II. Flach (Hesiodt carmina ed. Göttling. Lipi. 1878. Agon 8. 864) nahm diese Änderung auf. G. Hermann opus-eula VI 8. 285 ff. nahm vor diesem Verse eine Lacke an und las: tf/Ctftori ik ötotofto navxoiv iaxi* agtmoy. Er bemerkt dazu: »und wenn sie nicht vorstehen, auf sich selbst zu vertrauen, sondern su den Göttern in beten, was von Allem das beste ist. 11

•) ixw Bchrieb Westermann statt l/tctf*, spater auch Göttling. .

*) Nietzsche wollte ßQonSr noioti schreiben und traf dem Sinne nach wol das Richtige, doch ist die Änderung nicht durchaus nötig.

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Wer von den Mensehen verdiente, mit Recht das volle Vertrauen?

•OjlYJpOQ.

(Kc oäxoc xiv&woQ t*i ttpcr/frtiatv imjxoi. 1 ) Wen gleich hinter der That dieselben Gefahren bedrohen.

'Hoioftoc

T) l• ei5ot|tovtr) -d xot* ivftpancotot xaXtttat; Sage mir/ was Glückseligkeit heisst den sterblichen Menschen?

•0|17jpOQ.

Xü1^fJWvt , eXct^tora ffaveiv, jjoMvxa tt- icX^ato.*) Sterben nach kleinerem Leid, wem grössere Freude beschert

war. Der Kampfrichter König Paneides, Bruder des Amphidamas, verlangte noch, dass jeder der beiden Gegner aus den eignen Gedichten das beste Stück vortrage. Hesiod sagt aus den Werken und Tagen die Verse her, in denen der Dichter die Gesetze des Feldbaues' schildert 3 ), Homer aber besingt die Heldentaten des telamonischen und lokrischen Aias beim Ringen um die Schiffe und das furchtbare Wogen des Kampfes 4 ). Alle Zuhörer jubeln ihm zu, und doch nennt Paneides den Hesiod als Sieger und spricht ihm als Kampfpreis den ehernen Dreifuss zu*). Nicht nur Rhapsoden, auch das Volk liebte den Wettgesang, Sangeskundige fanden sich überall, schnell war das Verlangen wach, im wetteifernden Liede den Siegespreis zu erringen, und überall, wo man fröhlich war, stellte sich ungerufen und doch

*) statt avToc wollte Nietzache otfrtf schreiben-, eher liesse sich «iilrfc erwarten. Anders erklärte Göttliog (carmina Hesiodi, ed. altera, Gotha« 1843) Agon S. 321 diese Worte: »quäle negotium omnium dlgnissluium est, quod mortalibus credatur? Illüd, quod gustum procreat. pericula."

*) Tgl. Stob. serm. V 24 aQiaroy ay&Qti&ntp tqv ßlor Siayetr cfc * Altar« ii&vfuid-ivra xccl iXaxicr« XvnqMrra. Ähnlich lauten auch die Worte in einem Epigramm bei Kaibel epigram. gr. ex. lapidibus conleeta Berolin. 1878. No. 88a.

3) Hesiod. Opp. di. 383 ff.

<) liias XIII 126-133 339-344.

») Daher gebrauchte man das Wort JlwMw V4?<* für jedes verkehrte Urteil, vgl. Bergk griech. Lit. 1 1022 Note.

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gern gesehen das Rätsel ein. Die sangeskundigen Hirten Theokrits sind stets bereit, im Wettgesange sich zn messen, so wie es seit grauer Vorzeit unter den Hirten, besonders Siciliens, fester Brauch war 1 ). Vergil ahmt nur diese alte, von den Hirten dorischer Abkunft geübte Sitte nach, wenn er unter diesen einfachen Naturkindern auch das Rätsel spielen lässt Zwei Hirten aus Andes, Menalkas und Damötas, treffen sich auf der gemeinsamen Trift, welche zum Mincius hinabfuhrt. Sie necken einander mit derbem Mutterwitz und fordern sich bald zum Wett? gesange heraus, ein Nachbar wird Schiedsrichter. Damötas, der als der Beleidigte die Herausforderung gestellt hat, singt vor, Menalkas muss das Gesungene sogleich, in ebenso vielen Versen, und wenn er obsiegen will, mit schlagenderem Witze beantworten. Zuletzt singt Damötas:

die, quibus in terris — et eris mihi magnus Apollo —

tris pateat caeli spatium non amplius ulnas*).

Sage mir, wo in der Welt — und du bist mein grosser

Apollo —

Nur drei Ellen, nicht mehr, der Raum des .Himmels sich

ausdehnt?

Gemeint ist wahrscheinlich jeder Brunnen auf der weiten Erde; vom Brunnen aus gesehen misst der sichtbare Himmels-raum nur drei KUcn. Doch der Grammatiker Asconius Pedianus, der mit Vergil umging, und ein anderer Zeitgenoss, der Dichter Corniticius werden von Sorvius und Philargyrius einstimmig als Zeugen angeführt, welchen Vergil auf ihre Fragen geantwortet habe: caeli spatium des Himmels Raum von drei Ellen sei das Grab des mantuanischen Verschwenders Himmel (Caeli), der, wie es gewöhnlich war, beim Verkauf seines Grundstückes sich ein Plätzchen zum Begräbnis vorbehalten: er habe mit Fleiss den Grammatikern ein Kreuz angeheftet, um zu sehen, wer von ihnen der gelehrteste sei ... . Wahrscheinlich ging dieser

s ) Vom, Vergib ländliche Gedichte übersetzt und erklärt. 2. Auflage« 1. Band. Alton* 1830 3. 100 f. ») Vergil. bücoiic. III 104. ff.

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t

Spass aber den berüchtigten Cilius damals in den QeeeUeohaftea von Mantua am/ 1 )

Menalkas antwortet: die, quibus in terris inscripti nomina tegum nascantur flores, et Phyllida Bolus habeto. Sage mir, wo in der Welt, mit Königsnamen gezeichnet, Frühlingsblumen entstehen, und Phyllis werde dir eigen«

Als Aias, des Telamon Sohn, sich vor Troja in sein Schwert stürzte, erwuchs die Hyakinthe aus seinem Blute und trug fortan die Anfangszüge seines Namens AI AI, der zugleich als Wehelaut galt 2 ). Nach einer anderen Sage entspringt die schöne Blume aus dem Blute des spartanischen Königssohnes Hyakinthos. Durch seine Schönheit hatte er die Liebe des Apollo und des Zephyros gewonnen; als Apollo ihn im Diskuswerfen unterrichtete, trieb Zephyros aus Eifersucht die Scheibe, welche Apollo warf, dem Hyakinthos an das schöne Haupt und tötete ihn. Der Gott liess aus dem Blute seines Lieblings eine Purpurblume wachsen, welche die Zeichen des Klagelautes A I A I führt (Ovid Metam. 10,210 ff), oder sie trügt ein Y als Anfangsbuchstabe von Trixtvftoc, oder auch TA als Klagelaut 3 ).

Auch Frauen verschmähten den Kätselkampf nicht, der bei den Agrionien und anderen Festen Sitte war.

') Voss, Vergilt ländliche Gedichte, 2. Aufl. Band I 119 (tu Kolog. III 104-105).

*) Kuphorio Chalcldensis, fragro. 96 bei Meineke aual. Aleiandr. & 69 ff.

'PinnlflS apaftoun Movnotos Maxltitto efa(H>c arriXXuv , y6yQn/uf4iya xtuxtovatty. ') Beide Sagen verbindet Ovid Metern. 14, S97 f: Httera communis mediis paeroqae viroqae inscripta est foliU, haec nominis, illa qoerellae. vgi Plin. II 10. Nach Vom ist die violetblaue Schwertlilie (Irii germanica L.), bei den Römern ▼accinium, gemeint, nach Anderen eine Alt Rittersporn delphinium Aiacis L., welches das AI blau auf weist teigt rgl Voss zu Vergils Ekl. II. 18.50. III 106 X 39. Sehwelghftuser n Athen. voL VIII 150.

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In der En&hlung vom tyrischen König Apollonius 1 ) ist es die Tochter eines Königs, die in Gefangenschaft geraten, in der fremden Stadt ihr Los erleichtert, da sie ihrer Bitte gemäss sich auf offenem Markte, wo das Volk zahlreich verkehrt, hinsetzen darf, um ihr Schicksal Allen zu erzählen, die Laute zu spielen und alle Rätsel zu lösen, die man ihr vorlegt Die Königstochter löst die Rätsel unter dem Jubel des Volkes.

Besonders übten sich die Knaben im Rätselspiel, wie Plato in seinem Idealstaate bezeugt 3 ). Ein altes Muster dieser Art lautete: ijfaXe SoXtp xe xal oi £6Xo> xabVjiuvrjv opvtita xai oux opvtfra dv^p is xai oix dvrjp Xi&tp xe xai ou XibNp 3 ) ein Mann, der kein Mann war, traf einen Vogel, der kein Vogel war, der auf einem Holze sass, das kein Holz war, mit einem Steine, der kein Stein war.

In poetischer Form, lauten die Worte so, dass der Mann den Vogel trifft und tötet:

dvVjp 18 xoux dvJjp opvtfrct xoux opvtv irx £6X0» xs xou £0X00 xa^jiev^v Wftij» xe xou Xifttj) ßaXtnv äuoXeosv.*)

Ein Mann und doch kein Mann, traf einen Vogel, der Kein Vogel war, auf einem Holz 9 und doch nicht Holz, Mit einem Steine, keinem Stein 9 und bracht 1 ihn um« Ebenso verbreitet war das Rätsel in folgender Form:

•) Htstoria Apollonii Regia Tyri ed. Riese, 1871. S. 43 f. ctp. 86. Erotici acriptorea (l)idot) Paris 1856 S.G21 (cap. 31). Die Frauen scheuen eine besondere Vorliebe für Rätsel gehabt zu haben vgl z. B. Plntareh eonviv. sept. sap. cap. 10. (vgl. cap. 3) Athen. X p. 449« 450« 451t» 454». vgl Saxo GrammaticuB hist. Dan. V: uxor colonis erat Gotwara, quae eximiae procacitatis freundia quantnui Übet disertos et loqnaces enervare solebat .... Igitur Gotwara consumptae Infeliciter sobolis exitio moesta, slmnlque oam nlcisci avtda, pronnnciat adversus Kricnm altercandi colli* bitum sibi fore certamen, ita ut ipsa torquem magni ponderis, ille vitam in pignore poneret aut aurum viueendo aut letum suecumbeudo laturus.

») Plato rep. V 479*«.

») Athen. X 452«-

«) Suidai v. ahoi.

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ävdpmxoQ oix ävfrparcoc, avftpaizoc V 6p*>$

opvtfta xoux opvtfta, opvtfta ) 9 6|M»C,

tici £0X00 xt xoi £0X00 xafttjiuvYjv,

Xitop ßaXrov xt xoo Mdtp luafcotv 1 ).

Dieses Rätsel lebte in Aller Munde, im Laufe der Zeiten

wandelte sich die ursprüngliche Form, ohne den Gnmdton tu

Andern. Aus dem Mann (Mensch), der kein Mann (Mensch)

ist, wurde ein schielender Eunuch, dazu trat ein Spiel mit dem

Worte ßdXtav, welches „werfen" und zugleich „treffen" bedeuten

kann:

atvöc xic eonv o>; dv^p te xoux dv^p,

opvtfta xoux öpvtft' itoov te xoux föciv, in ^6X00 te xou £6Xoo xa^jiivr^v Xiftu 4 > te xoi Xtftip ßdXot te xoo ßdXot*) Es giebt ein Märchen, dass ein Mann und doch kein

Mann Den Vogel, keinen Vogel sah, und nicht ihn sah, Auf einem Holze, keinem Holze; dieser warf Mit einem Steine, keinem Stein 9 und warf ihn nicht Ein schielender Eunuch wirft mit einem Bimstein nach einer Fledermaus, die auf einem Narthexstongel (ferula Steckenkraut) sitzt, trifft dieselbe aber nicht. Im Deutschen lauten die Worte ganz ähnlich:

Ks war ein Mann, War doch kein Mann, Der konnte sehen, Könnt auch nicht sehen, Der warf den Vogel, War doch kein Vogel, Derselbe warf Und doch nicht warf Von einem Holz, War doch kein Holz,

t) Schot Pitt, de rep. V. 479« Schol. Arbtot IV. p. 14. fgl. Ber|k, poet lyr. Gr. III« 668 f.

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Da er drauf rasa

Und doch nicht sass,

Mit einem Stein,

War doch kein Stein. Ein einäugiger Verschnittener waif mit einem Bimstein nach einer Fledermaus, die auf einem Holderbaum fest gebunden war, traf sie aber nicht 1 )*

Auch die römischen Knaben Übten sich im R&tselkampf, doch stammten ihre Rätsel wohl zumeist aus griechischer Quelle. Der römische Grammatiker Pompejus sagt: „Mit Rätseln spielen auch die kleinen Knaben, wenn' sie sich Fragen vorlegen, die Niemand versteht: „sage mir, was ist das? es ist die Tochter der Mutter, und die Mutter ist die Tochter ihrer Tochter? wer kann es verstehen:

Mater mo genuit, tadem mox gignitur ex me? a )

■) Simrock, das deutsche Rätselbuch 3. Aufl. S. 42 f. , Auch ein schwedisches Rätsel lehnt sich vielleicht an das griechische Muster an, vgl. H. Ehlers de Graec. aenigmatia et griphis, Progr. Prenslau 1875 8. 20. Zeitschrift für deutsche Mythologio von Wolf und Mannhardt III (1855) 8. 349. Eine gewisse Ähnlichkeit setgt auch das schöne deutsche Ratsei: Da kam ein Vogel fcdorlos, Soss auf den Baum blattlos. Da kam die Jungfer mundelos Und ass den Vogel federlos Von dem Baum blattlos. In einer Reichenauer Handschrift aus dem Anfang des sehnten Jahrh. lauten die Worte so: volavit volucer sine plumis, sedlt in arbore sine foliis, venit homo sine manibus, conscendit illam sine pedibuß, assavit illum sine igne, comedit illum sine ore. vgl. J. Grimm, TragemundeBÜed in altdeutschen Wäldern S. 21. Müllenhof in Zeitschrift für deutsche Mythologie von Wolf und Mannhardt III (1855) S. 13 ff. Müllenhoff und Scherer, Denkmäler deutscher Poesie und Prosa, 2. Ausgabe 1873 13.237.

*) Pompeii commentum p. 477. L. (Keil V 311): aenigma est, quo ludunt etiam parvuli inter se, quundo sihi proponunt quaestiunculas (vgl. Quintilian. I 3,11), quas nullus intellegit. die mihi, quid est hoc, est quae-dam filia matris et mater filia est filiae suae? hoc qui potest intollegere,

matcr me genuit, eadom mox gignitur ex me? aenigma est, hoc autem significat, aquam soluta glacie posse proeroari, Iterum ipsam aquam coaetam glaciom posse fucere. ergo et de aqua fit glacies, et do ipsa glacie fit aqua, aenigma est hoc vgl. Keil Scriptores art, grammaticae vol. VI. S. 462,19. I 275. 462. IV 402. vgl. aenigmata vi»t. poet. 8. 44.

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Rfttealkampf auf Tod md Leben.

Bei den meisten Völkern, die das Rätsel kannten, entwickelte sich ans diesem Ratseikampf in grauer Vorzeit ein Kampf auf Leben und Tod. Im Wafthrudhismal streiten Odin und der Riese Wafthrudhnir mit einander, das Haupt steht dabei tum Pfände 1 ), ahnlich ist es im* Liede von König Heidhreckr 9 ), nicht anders im Wartburgkriege'), und in Schillers Turandot, die auf persische Quellen zurückführt 4 ), noch heute rufen alemannische Knaben demjenigen, der die Rätsel nicht lösen kann, mancherlei Worte zu, die an die uralte Sitte erinnern, z. B. er ist des Henkers, muss sich zum Henker scheeren, kommt in die Hölle, ist todt»).

In alter Zeit schon erscheint im böotischen Mythus das Rätsel der Sphinx, die auf einem Berge Phikion oder Sphingion bei Theben hauste 6 ) und schweres Leid Über die Stadt brachte.

filia matrem und III 224: creatara ruraua ego eoneipio matrem. Ebenso findet sich dieses Rataol. im sg. Exeterbuch No. 34 uuter den R&tseln Cynevulfa, vgl. Dietrich, die Rätsel des Exeterbuches in Zeitschrift für doutschoa Altertum von Haupt XI 470. Dlo Verwandtschaft mit dorn grteohisohon Rätsel von Tag und Nacht Ist nioht zu verkonnon: juytlf' «/49V T/xrai x«2 r/xro/jeu (Anthol. Pal. XIV 41 vgl. Athen. X p. 451 f.).

i) Edda, übersetzt von Sirarock Stuttgart 8 Aufl. 1882 S. 21-29. 866 ff. vgl von Hahn, sagwissensch. Studien 8. 226.

*) Volkssageu und Volkslieder aus Schwedens alterer und neuerer Zeit, von Afzelius, aus dem Schwedischen übersetzt von Ungewitter, Leipzig 1*42 1. Teil S. 227 ff.

») Simrock, der Wartburgkrieg, Stuttgart 182*. Der Streit wird geführt ane vride uuz üf den tot (Hagen M.S. III 432 b).

«) vgl. Friedreich, Gesch. des Rätsels Dresden 1860 | 25 8. 49 ff

») Rochholz, alemannisches Kiuderlied, Leipzig 1857 8. 208.

•) <Pixiov heisst das Gebirge in den Eoeon des Hesiod (acutum 88) und bei Apollodor III 5,8 ♦/xfiov ftp*, vgl. Prellor, griech. Mythol. II 8 348, Note 3. Die Mythe von der Sphinx erscheint zuerst bei Ilosiod Theog. 326, dann bei Pindur ed. Schnoidewln fragm. 62 (145) bei Bergk poet. lyr. Gr. vol. I« no. 177 [164-168]. Acschylus soptem adv. Thobas v. 539-562 776 und fragm. 232 (ed. Nauck) Sophoclos Ocd. Tyrann. 36. 130. 391. 506. 1193 (od. Schneidowin). Nach Apollodor HI 5,8 dachte man sich dlo Sphinx als geflügelten Löwenkörpor mit Kopf und llruat einer Jungfrau (vgl. Äelian. hist. anim. XU 7. Scholl, au Kurtp. Phoen. 806.1023. Soph.

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Sie wurde aus dem fernsten Äthiopien durch Hera den Thebanera ftur Strafe gesendet, weil sie den Frevel des Laios ungestraft hingehen Hessen, nach anderen Berichten wurde sie vom Dionysos oder Ares oder Hades geschickt 1 ). Manchen galt sie als eine in die Sphinx verwandelte Bacchantin 1 ). Verderbenbringend kam das Ungeheuer wie ein Würgengel Qber das unglückliche Land, wie der Chor in den Phönicierinnen des Euripides singt:

<o rtsooässa, fäc Xdyst>u.a vspiipo'j t* 'E/töva;, Kafytsüov dp-cqa, •

u.t;o::äp&svoc, ictiov tsoac, ^orcdat rrspot;

Sie redete mit menschlicher Stimme und gab den Vorübergehenden das R&tsel tu lösen: ti eortv % 6 |tiov fyov <pwv>jv trcpaicouv xai Itewv xai tpfaouv -({vstgu ; Was ist das, was nur einen Namen hat und vierf&ssig, zweifussig und dreifüssig wird? 4 ) Die Sphinx

Oed. R. 502), später von Dichtern und Künstlern in mannigfaltigen Ge* stalten dargestellt, t. B. als Juugfrau mit Brust, Füssen und Krallen eines Löwen, Schlangenschweif, Vogelflügeln (vgl. Scholl zu Eurip. Phoen. 40, Sophocles Oed. R. 1186). oder vorn als Löwe, hinten als Mensch mit Geierkrallen uud Adlerflügeln (Tzetz. Lyk. 7.). Die ganze Reihe der auf die thebauische Sphinx bezüglichen Bildwerke ist zusammengestellt von O. Jahn, archäologische Beiträge 112 ff. Ueydemann, Ann. d. Iust. 1867 8. 374 ff. Michaelis Anu. d. Inst. 1S71 S. 186 ff. vgl. Langbehn, Flügel-gestalten z. B. S. 31. 53. J. H. Voss, Mythol. Briefe, 2. Band, Königsberg bei Nicolovius 1794, Brief III suchte nachzuweisen, dass die Griechen sich die Sphiux ursprünglich uicht mit Flügeln dachten.

') Schot, zu Hesiod Theog. 326. Kuripid. Phoen. 810.

*) Schol. zu Kuripid Phoen. 45.

') Kuripid. Phoen. v. 1019 ff. ed Näuck).

«) Apollodor biblioth. III 5,8. Bei Diodor IV 64. p. 303 lauten die Worte: «f t*n to avio älaovv, XQlnovr *«i lerydnovr; Am einfachsten erseheint das Rätsel hei dem Scholia&ten zu Homers Odyssee A21\:rt Jfaot*, ri Tqtnwc, rt UTq*7tovt; faiit ebenso beim Scholiasteii zu Aristides (p. 508, ed. Dindort.)

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tötet© Jeden, der die Lösung nicht fand. 8ohon haben viele Jünglinge ihr Leben eingebüsst, «rietst Kreon's Sohn Hirnen, die letzte Hoffnung des Labdakidenstammes')* Da setat Kreon als Preis der Lösung die Herrschaft Ober die Stadt und die Hand der Jokaste aus. ödipus allein findet die Lösung: es ist der Mensch, der vierfössig geboren wird, da das Kind auf allen Vieren kriecht, herangewachsen ist der Mensch aweifQssig, gegen das Alter hin aber nimmt er als dritten Fuss den Stab sur Hand 3 ). Das Rätsel ist gelöst, die Sphinx stürzt sich vom Felsen hinab.

Der Schriftsteller Asklepiades aus Tragilos in Thracien, welcher dem Ausgange des vierten Jahrhunderts vor Christo angehört, hat dies Rätsel in Hexametern überliefert: eon Kkouv irx fi)Q xal xstpaicov, oft |i(a cpwvify, xal xpfaov, dXXdoost 5s «pootv jidvov 4W ixi faiav epxetd xtvsixat xal dV alftipa xal xaxd xdvrov. dXV orcotav xXsiacotöiv epsäo'|isvov icool ßaivg, evfta td^oc fotototv dtpaopctarcov xiXzi «otoo 1 ). Ffi8se besitzt es xwei, auch vier, nur eine Benennung, Dreifuss ist es zugleich; es wandelt das Wesen auf Erden Einzig von Allem, was immer sich regt, im Äther, im Meere. Aber geht es daher auf die meisten Füsse sich stützend, Ist sein Schritt am wenigsten schnell, am schwächsten die Glieder.

Tgl. Plutarch brata ratione uti cap. 4. Moralia (Didot) 1209, IS. Die «nie Andeutung dieses Ratseis findet sich vielleicht schon bei Hesiod Opp. dl. v. 533 vgl. Aeschyl. Agamemn. v. 79. Den Sinn des Rätsels stellt Lasaulx, über den Sinn der ödipussage, Würzburg 1341, treffend dar. Über den Sinn der ganzen Sago vgl. Stephani, Nyinbus und Strahlenkranz 8. 79 ff. Jeep, die griechische Sphinx, Göttingen 1354. Brunn, Bull. d. Inst 1353 8. 69-75.

*) Nach der ödipodie: ol x$v Oifonotia* ypctyojwc Schol. bu Eurip. Phoen. 1760.

a) Apollo clor, biblioth. III 5,3.

*) Athen. X p. 456* vgl. Antholog. Palat (Didot) XIV no, 64. Schot Euripid. Phoen. 50. Tsetzes su Lycophr. v.7. xirtfrai verbesserte Meineke aus einigen alten Handschriften s. B. aus cod. Paris. 3053 statt ytrovmt. Geheimnisvoll sagten die Pythagoreer: cf*a<w*oc Mnoc t<rri »ai Iqvh »ai Tphov &XXo (Jamblichus de Pythagorioa vita 144. cap. 23, Anhang su Diog. Laert (Didot) S. 52). 3

 

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Der Scholiast tu Euripides teilt die Lteung mit 1 ): %

KXofk xai oix efr&oooa, xaxdxtspt MoGoa favtfvtm,

<po>vij<; ryirrfpTjc oov xiXoc d|McXaxb}c

avdpemov xax&t£ac, 6c fybca jatav ecpipicet,

i^hütov ecpo xexpdroo; vVjxioq ex Xcqova>v

pjpa>ioc Je irfXojv xptxaxov xo?a ßdxxpov epst&ct,

ai^eva cpopxi&ov, p^pat xa|irco|i£vo;.

Höre mich an t Du Muse der Todten, mit schrecklichem Fittig,

Deinen verwirrenden Trug endet'das deutende Wort

Hast den Menschen gemeint; dieweil er wandelt auf Erden,

Hat er der Fusse noch vier, wie ihn. die Mutter gebar,

Ist er bejahrt, so stützt er als dritten der Füsse den Stab auf,

Unter des Hauptes Gewicht, wenn ihn das Alter gebeugt

In einem neugriechischen Märchen aus Arächoba am Par-

nassos verspricht eine schöne Königin zu Theben, die auf einem

Felsen sitzt, demjenigen ihre Hand, der ihre drei Rätsel löst,

das dritte Rätsel lautot:

Koto 'vat exetvo xo rpäjta, rcou Ktpßaxet icpoYca \d xiooepa xeftta,

xovtd |te 800 xai xovid jie xpia; 2 ) Welches ist das Ding, das

anfangs auf vier Beinen geht, dann auf zweien und zuletzt auf

dreien ?

Nach einem zakynthischen Märchen giebt ein Ungeheuer

drei Rätsel auf, die ein Jüngling glücklich löst; das dritte

heisst:

Ko(o eV exeto koo diw xd (d

oxtjv. dpy^ xou xeooepa eyst td icoiia,

eic xij juaT) xoü td 860,

xai oxo xeXoc xot> xd xp(a;

•) 8choI. Euripid. Pkoen. v. 50. Der zweite Vera ist fehlerhaft fiberliefert, die Änderungen der Herausgeber finden sich in Anthol. Palat (Didot) vol. II 643. Eine Erklärung des Rätsels findet sich bei Plutarch fragin. 25. de amoro III 5 (bei Didot fragm. S. 45,9) vgl Ovid Metaro. XV 221 ff. Maximian. Eleg. I 218 ff. Auson. Idyll 11,37 ff. Daas das Rätsel erst später in diu Sage eingefügt wurde, beweist Domenico Compa* retti, Edipo e la mitologia comparata, Pisa Tipograßa Nistri 1S67 S. 27 £

*) Bernhard Schmidt, griech. Märchen, Sagen und Volkslieder Leipzig 1877 a 144.

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Dasselbe Rätsel ist auf der Insel Lesbos bekannt«' v ' };}

icoti tlvoi ti Qb, *oü ti «opvd j:;j

icoopmrcel |ti ttoopa Totdpta, tou |ie3|iip 9 (to jaatj|i£pt) pi tatf . ■ . ■ *

xij ti ßdpV |ii tpla; 1 ). Aach in einem modernen gascognischen Märchen findet sich die Sphinxsage wieder. Dort wird eine mit Schätzen angef&llte Grotte von einem grossen Tier mit einem Menschenkopf bewacht, das die Hälfte des Goldes dem versprochen hat, welcher ihm drei ' Rätselfragen beantwortet Die dritte derselben stimmt mit dem alten Sphinxrätsel fast völlig überein: „bei Sonnenaufgang kriecht es wie die Schlangen und Würmer, Mittags geht es auf swei Beinen wie die Vögel, bei Sonnenuntergang aber auf drei" 1 ).

Dieses Sphinxräteel oder doch Anklänge daran begegnen uns auch in der deutschen Poesie. In einer alten deutschen Handschrift zu Karlsruhe fand Mone dasselbe in folgender Gestalt:

Wenn es an dem morgen auf stät, vier föss es an im hat; so es mitten tag wirt, so sind im iwen ffiss beschert; so die nacht her gat, uf drien füssen es stat 8 ). In der indischen Mythe begegnen wjr mehrfach derselben Darstellung, dass der Held sich oder Andere durch Rätselraten von der Gewalt eines Ungeheuers befreit

Im Mahäbhärata befreit Yudhishthira durch seine Schlauheit im Rätselraten den zweiten Bruder von den Fesseln des

Schlangenungeheuers. Im Paöcatantra (V17) befreit sich ein

^—— •

') Bernh. Schmidt ibid. S. 248.

*) 6. Meyer, Essays und S+udien zur Sprachgeschichte und Volkskunde 8. 172 uueu Sebillot contee des provinces de France Paris 1884«

9 ) Mone t Anzeiger für Kunde der teutschen Vorzeit, Jahrg. 1888. 8. 259 no. 175. Das griechische Rätsel findet sich aber auch in wörtlicher Übertragung im Deutschen vgl. Friedreich Gesch. des Rätsels Dresden 1860 S 33 S. 87. Zweibein heisst der Mensch in etnem anderen deutschen Rätsel, bei Simrock das deutsche Rätselbuch, 3. Auflage 8. 89.

3*

— 3« -

Brahmane, der in dieGewalt eines ihm auf die Schaltern springenden Waidungeheuers gerät, durch die Frage, warum seine Ffisse so weich sind. Das Ungeheuer bekennt, dass es wegen eines GelObdes nicht die Erde mit seinen Füssen berühren darf. Der Brahmane wendet sich dann zu einem heiligen Teiche; das Ungeheuer wünscht ein Bad zu nehmen und der Brahmane wirft es hinein; das Ungeheuer befiehlt ihm dazubleiben, bis es gebadet und seine Gebete gesagt hat Der Brahmane benutzt diese Gelegenheit, um zu entwischen, wohl wissend, dass das Ungeheuer ihn nicht einholen kann, weil es seine FOsse nicht auf die Erde setzen darf 1 ).

In einem neugriechischen Märchen aus Tinos verheisst ein Drache einem Jüngling ein herrliches Schloss mit allen Gründen, die dazu gehören, wenn er von jenem Tage an gerechnet nach 40 Tagen zehn Rätsel raten kann, löst er die Rätsel nicht, so will der Drache ihn fressen 1 ). In einem Märchen von der Insel Naxos, giebt ein Drache, der in einem Thurme wohnt, jedem der vorübergeht, zwölf Rätsel auf; wer sie nicht zu lösen vermag, den frisst das Ungetüm, als aber die Rätsel geraten sind, stürzt es sich hinab und zerberstet 3 ).

Auch in dem epischen Gedichte „Melampodie" findet sich Rätselkampf, bei dem, wie der Ausgang zeigt, das Haupt zum Pfände stand. Manche unter den griechischen Schriftstellern nannten Hesiod den Verfasser des Gedichtes, andere wiesen

') A. de Gubernatis, die Tiere in der indogerman. Mythologie, aus dem Englischen übersetzt von M. Hartmannn, Leipzig 1874 8. 63. 76. Benfey, PanUchatantra II 356. Unter den Neugriechen lebt noch heute der Aberglaube, dass man sich vor den bösen Geistern, die des Nachts umherschwirren, nur dadurch retten kann, dass man ihuen ein Sieb giebt mit der Weisung, die Löcher desselben zu zählen, denn sie kommen nie über Eins, Zwei hinaus, was sie immer wiederholen: Cnrt Wachsmath, das alte Griechenland im neueu, Bonn 1864 S. 80.

*) J. G. von Hahn, griech. und albanes. Märchen Leipzig 1864 Variante zu no. 17 (II 210 f).

S) S'eotXXnytxd 'Jvatexia Band II (1S74) no. 16 (S. 26-30). Auch das neugriechische Rumpelatielzchen (Mnafxnaxcte) tötet sich selbst, nachdem •ein Name erraten ist.

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»

es «urück 1 ). Der Rätselkampf in diesem Gedichte stammt ans froher Zeit, selbst wenn der alte Sänger ton Askra nicht der Dichter war. Die Melampodie enählte vom Seher Melampus, der bei Herodot der Begründer des Dionysosdienstes in Griechenland heisst, aber auch von anderen Sehern wie Tiresias, Kalchas und Mopsus. Die Sage ging 1 ), der Seher Kalchas sei mit Amphilochus, dem Sohne des Amphiaraus, auf der Rückkehr von Troja nach Klaras 1 ) gekommen und sei hier mit dem Seher Mopsus zusammengetroffen. In einem Wettstreit der Weisheit, der zwischen beiden anhebt, scheint ähnlich wie in dem Wettkampf zwischen Homer und Hesiod die Frage gestellt zn sein tt Jßtotov; unter dieser Voraussetzung lassen sich die Worte verstehen, die uns aus dem Gedichte mitgeteilt sind:

yjJo lk xoti to ffufreofou, foa dvY]toiotv eVtqiav dftavatot, ftetX&v te xai eo&X&v Tix|iap evapfte 4 )

Süss ist's, auch zu erfahren, was sterblichen Menschen die

Götter Schenkten als Loos, ein deutliches Mal der Guten und Bösen«

•JjStorov V ev dam xai etXcuriv^ xefraXuvfl ripiceofau jioftotoiv, eirijv ftattoi xopsocovxai')

Köstlich ist es vor Allem beim Mahl 9 und lieblichen Fest*

schmaus Sich zu ergötzen mit Reden, vom Mahle gelabt und gesättigt

') Die Urteile der Alten über den Verfasser des Gedichtet sind von Kinkel zusammengestellt epicorum Gr. fragm vol. I Llps. 1877 8.151. no 176,

») Strabo XIV 1,27 p. 642.

8) Sophokles (Strabo XIV 5 f 16 p. 675. Vgl. Quint, Smyrn. XIV S65 ft) verlegte Wettkampf nnd Tod des Kalchas nach Cilicien, andere Dichter In das Heiligtum des Gryneischen Apollo (Servius Vergil. Eclog. 6,71 vgl Meineke Anal. Alex. S. 78) vgl. U. von Wilamowitz-Möllendorff homerische Untersuchungen (7. Heft der philolog. Unters.) 18S4 8. 178, Anm. 22.

<) Clemens Alex. Strom. VI 266' Sylb. (T. III 147 Dind.) vgl. Kinkel epie. Gr. fragm. S. 155 (no. 181) Göttüng-Flach Hesiod. carm. fragm. 171 (191). iyeifAny verbesserte Marckscheffel statt des überlieferten Mtyi«* statt teiXtov wollte Köchly ep. I 8. 13 schreiben tortS*.

») Athen. II p. 40 f. Kinkel epic. Gr. fragm. S. 155 no. 180. Hesiodi carmina ed. Göttling (Flach) fragm. no. 170 (190). >i&i<nov verbesserte Meineke.

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Als Thatsache wird uns überliefert, dass Kalchas bei dem Wettkampf folgendes Rätsel dem Mopsus zu lösen gab:

fraojia |i' iyju xcrccl ftojidv, ©ooüq eptvetöc oXuvfouc outoc e^et |ttxpo'c Tcep eoiv ekotc-av dpifrjidv; 1 )

Staunen ergreift mich im Sinn, wie voll von Feigen er

dasteht, Dort der Baum, so klein er auch ist! du nennst mir die

Zahl wohl? Mopsus antwortet:

M6pto( eiotv dptftjtdv, diclo uixpov fa uiiutvoc* tfc ü iteptooeuet, tov exevW|iev o5 xs iuvato. &$ f dto* xa( ocptv dpt&jidc 6tV)Tü|ioq eiJexo uitpou' xal töte 8f 4 KaX^avi}' 6icvoc 8-avohoto xdXü^c. 2 )

Zehnmal Tausend die Zahl, ihr Mass ist aber ein Scheffel. Eine ist immer darüber, du könntest sie schwerlich hinein

thurt.

Also sprach er und wahr ergaben sich Zahl und Gem&sse.

Todesschlummer umhüllte darauf die Augen des Kalchas.

Pherekydes erzählte, Kalchas habe gefragt, wieviel Jungen

ein trächtiges Schwein habe, das gerade vorüberging 9 )« Mopsus

i) 8trabo XIV 1,27 p. 642. Tsetses Lycophron. 427—430. Kinkel tple. Gr. fragm. S. 152 no. 177. Zoove if>w£ids 6Xvy&ov( ist eine Ver-. • besserung von Boissonade, überliefert ist iQivtoc oaove 6Xvv&ove t Andere schreiben iqiyeos ooooy oXvv&cjv.

*) v. 2 Ist überliefert ineX&ifiey, Spohn (de eztreroa Odyss. parte p. 72) verbesserte incy&ifiey. oft x$ Mvaio ist eine Verbesserung von Melneke statt der Überlieferung ovx «<?iWo oder ovx itivvato, U« von WilamowitE-Möllendorff, homerische Untersuchungen (7. Heft dor phllolog. Unters.) 1884 8. 178, Anm. 22 verbesserte den letzten Vers: 'xal x6n <ty Ka\x<*v& vnvos öardioio xaXvipi». Das würde für die Vorstellung von Schlaf und Tod sehr wichtig sein, wenn es glaublich wäre. Aber die homerische Formol . . • lehrt, dass es heissen muss K«A/«*f<i rltaf dayttroto xd\v\ptv*

8 ) Dieselbe Frage nach der Zahl der Jungen eines trächtigen Schweines

'kehrt in der Heidhrekrsage wieder: König Heidhrekr erhält von seiner

Mutter den Tyrfing und erschlägt damit den Bruder. Er wird landflüchtig

und kehrt erst iu späten Jahren gereift surück. Als König legt er einst

am Julabend auf den Sühneber das Gelübde ab, niemals einen Frevel gegen

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riet die Zahl drei und fügte hinsa, eines sei ein Weibchen; da es sieh so verhielt, sei Kalchas vor Betrübniss gestorben. Andere wieder erzählten, Kalchas habe nach der Zahl der Jangen eines Schweines gefragt, Mopsus dagegen habe das Rätsel vom Feigenbaum gestellt Mopsus habe die Aufgabe gelöst, Kalchas aber nicht und sei darüber gestorben 1 ).

Nach der Medea des Seneka unterlag Mopsus, nicht Kalchas in diesem Kampfe 9 ), Nach einer anderen Sage sah Herakles, als er die Herden des Geryon vom okeanischen Eilande Ery* theia forttrieb, den Kalchas unter einem Feigenbaume sitzen und fragte ihn, wie viel Feigen der Baum trage. Der Seher antwortet, „zehn Scheffel und eine u . Der Versuch wird gemacht, aber Herakles bemüht sich vergeblich, jene eine Feige auf den Scheffel zu legen, und als Kalchas über ihn spottete, entbrannte er vor Zorn und tötete den Spötter 8 ).

Sophokles flocht in seinem Drama'EXivyjc dftataf]otc „Zurück-

■eine Person anders alt durch das Zwölfmännergericht aburteilen su lassen und jedem eq verseihen, der ihm anlösbare Rätsel vorlegen werde. Allein der König war so weise, dass er sie alle löste. Da wird eiues Tages Gester, der Blinde, ein machtiger Mann Im Lande, vor Gericht gefordert, er fürchtet sein Verderben und opfert hilfeflehend dem Gotte Odin. Der Gott geht in Gester's Gestalt su Hofe und legt dem König 30 Rätsel vor. Eine der Fragen lautet:

So bist da weiser noch Als loh dich glaubte. Und eine Sau ist's, Von*dor da redest, Da sahst sie drausseo Im ilofe dort.

Wie war das Wander,

Ich draassen gewahrte:

Mit sehn der Zungen,

Mit zwanzig Augen,

Mit vierzig Füssen;

Schritt langsam einher. Der König antwortet:

Wenn du bist Gester,

Wie ich vermutet, |

vgl. Zeitschrift für deutscho Mythologie III (1856) 8. 126. Friedlich Gesch. des Rätsels § 38 S. 109.

i) Strabo XIV 1,27 p. 649 £

*) L. A. Seneca Medea v, 554: omnibus veraz slbi falsus unl Oonei» dit Mopsus caruitque Thebis.

•) Tsetzes Lycophr. 980. Eustath. Odyss Q>, 28 p, 1900,26 f.

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fordernng der Helena** diesen Streit der alten Seher ein 1 ). In dem Satyrdrama 'EMyijc wiec „Hochzeit der Helena* ruft, wie es scheint, der besiegte Seher voll Verzweiflung aas:

k&ccdv epcvöc ctypetoc &v sc ßfritocv dXXouc e£sptvdtec Xo^a»')

Da reife Feige, die du unnütz bist

Zur Speise, andre lässt du reifen durch den Spruch.

Auch der Dichter Euphorion, welcher gegen 220 vor Christo lebte, stellte dieselbe Sage und dasselbe Rätsel in seinen Gedichten dar, nur streiten Kalchas und Mopsus Ober die Zahl der Früchte eines Apfelbaumes 8 ).

Von diesem Rätselkampf auf Tod und Leben findet sich auch in der Sage vom Leben Homer's eine Spur. Von Homer ging seit alter Zeit die Sage, dass er aus Verdruss gestorben sei, weil er eine ihm selbst gestellte Aufgabe nicht lösen konnte. Mag auch die uns überlieferte Form des Rätsels nicht die älteste sein, die Sage selbst ist alt, die schon der Philosoph Heraklit aus Ephesus (um das Jahr 500 vor Christo) gekannt haben soll. Knaben neckten, wie Heraklit erzählte, den Dichter mit den Worten: 6oa eiiojisv xal xateXdßo|iev, tautet dicoXefoo|iev, 6oa oi oute eifcojiev out' sXäßojtev, tauia <p£po|uv 4 ) was wir sahen und fingen, das lassen wir zurück; was wir weder sahen noch fingen,

•) Strabo XIV 1,27 p. 642 XIV 5, IC p. 675. vgl. Welcker die grieoh. Tragödie I 123.

*) Athen. III. p. 76* vgl. fiustath. 11. p. 1205,3. Melneke praef. ad Theocrit. p. VI. Cobet var. lect. S. 289 wollte axQitoc streichen, Gull. Dindorf fragm. Soph. na. 190 in poet. scen. Gr. 3. 130 wollte atfros dafür schreiben, Poreon las dem Metrum uud dem Sinne nach richtig nknu>* iqiyoe «fr «XQ** 0 * «vtoc dv. . <*XQet<X ist richtig überliefert, der Feigenbaum war wild, seine Frucht also »ur Speise unuüts.

*) Serviue ad VergiH Eclog. VI 72 (bei Meiueke anal. Alexandrina Berolin. 1S43 S. 78): in quo luco (Gryneo nemore) aliquando Calchas et Mopsus dicuntur de peritia vaticinandi inter se habuisse certamen, et cum de pomorum arboris cuiusdam conteuderent numero, stetit gloria Mopso; prae cuius rei dolore Calchas interiit. Hoc autem Euphorionis contineut carmina, quae Gallus transtulit in sermonem latinum.

*) Uippolytus (Origenes) refutatioues omnium haeresium IX 9. ed. Duncker et Schneidewin. Gottingae 1859 S. 281.

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das tragen wir fort Die Sage enthlte ntmlioh von Homer, er habe das Orakel gefragt, ton welchen Eltern und ans welcher Stadt er stamme. Dieses antwortet, Jos, die Geburtsinsel seiner Mutter würde ihn, sobald er sterbe, in ihrem Schoss aufnehmen, er müsse sich aber vor dem Rätsel jugendlicher M&nner hüten. Ein anderes Orakel nennt als Ursache seines Todes den Ver-druss darüber, dass er ein Rätsel nicht würde lösen können; denn er habe ein doppeltes Lebensloos gesogen, das eine verdunkele ihm das Auge der Sonne, das andere aber mache ihn den Göttern gleich im Leben wie im Tode; doch im Tode sei es noch viel unvergänglicher'). Im hohen Alter kam er nach der Insel Jos; dort sass er am Gestade und sah Fischer zum Ufer hinfahren. Als er sie fragte, ob sie etwas gefangen hätten, antworteten sie voll Unmut über den vergeblichen Wurf: 600' SXo|itv Xntojieoft \ foo' oi*/ SXojisv tpspo'jieofta. 8 ) Was wir erjagten, ist fort, was nicht, das tragen wir

heimwärts.

Sie dachten dabei an die kleinen Tiere, welche die Begleiter der Unsauberkeit zu sein pflegen, Homer aber meinte die Fische. Der Sänger konnte das Rätsel nicht lösen und starb aus Gram.

Dieses oft verächtlich bei Seite gesetzte Rätsel ist ein Rest wirklichen Volkshumors. Man übertrug diesen ganzen Sohcra in früher Zeit auf Homer, als schon „der naive Volkswitz, der Ehrgeiz der Städte und die Neigungen der Rhapsoden, die von

«

•) JI$qI to0 ßlw »ai vfc fiouftftwf tyWpov [iDbvr^/ov] bei Wettermann biographl Gr, S. 22.

») Psoudo-Plutarch bol Aristoteles fragm. 66 (p. 1487* 25) und vita Homeri (Plutarohi) Westermann 8.' 23. Borgk gr. Llt. 1 444. Dem sog* nannten Herodot stand ein« zweifache Überlieferung aar Hand. Nach der einen Quelle, die an die Darstellung des Heraklit erinnert, war das Zwiegespräch zwischen Homer uud den Fischern in Prosa erzählt, in der anderen Quelle sind Frage und Antwort in Versen mitgeteilt vgl. Westermann biographi S. 19. Mit dieser zweiten Quölle stimmen die sahireichen Berichte über den Tod Homers im Wesentlichen überein vgl. Certamen Homeri et Hesiodi bei Westermann 8. 45. (Vita Homeri von Procloa Westermann 8. 25.) yivog tyifooo Westerm. 8. 28 vgl 8. 30.

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jeher an Rätseln ihre Freude hatten, darin wetteiferten 11 , die Erz&hlungen Ober die Lebensschicksale des Dichtere immer bunter, wunderbarer zu schmücken. Dies Rätsel lebte überall im Munde des Volkes, in Pompeji wurde es unter den Wandinschriften gefunden 1 ). Zuweilen scheint man dasselbe wie ein Sprichwort gebraucht zu haben: Demetrius der Phalereer sagt bei einem Vergleich der attischen Silberbergwerke mit den tur-detanischen an der spanischen Küste, es sei bei den attischen nicht so viel herausgekommen wie bei den spanischen, denn bei den Athenern sei das Metallgraben dem Rätsel ähnlich gewesen: „was sie empfingen, das hätten sie nicht behalten, und was sie hatten, das hätten sie verloren u (d. h. die Unkosten, die ihnen der Bergbau verursachte, zehrten den Gewinn auf.) 2 )

Zuerst erscheint das Rätsel im fünften Jahrhundert nach Christo wieder bei dem lateinischen Dichter Symphosius, der hundert Rätsel, jedes in drei Hexametern, hinterlassen bat: est nova nostrarum cunctis captura ferarum, ut si quid capias, id tu tibi ferro recuses, et quod non capias, tecum tarnen ipso reportes 8 )

Neu ist Allen der Fang von einem unseres Wildes: Was Du erjagst, das hütest Du Dich nach Hause zu bringen, Aber jagst Du es nicht, dann trägst Du's selber nach Hause« Merkwürdig genug lebt dasselbe Rätsel, ganz dem griechischen gleich, iu dem gascognischen Märchen Juan-le-fain6ant*). Ein Gutsbesitzer hält zu Pferde vor der Thür seiner Meierei

') Dikhey eplgr. gr. Pomp. rep. trias S. 12. Kaibel epigr. Gr. U05: ,sedet sencx mcdüabundus (OMHPO£ uomon adscriptum), ex quo duo ho-mines piscatores {AAEI2 adpictum) aclscitantur quae infra scripta sunt. 4 *) Strabo III 2,9 p. 147 ixdvotc /uc* mvlypan ioixivai ti?V ptTaXUl«» • Stftt fikv yÄQ avlXctßo» ovx iXaßo*> t Boa Ji $1x°*> anifinXot\ vgl. Athen. VI 233« noXXnxte xceTavnXülöavtte tcJ <p<tv£Q<i t<5v aör}Xu)y £vtxa a piv ifieXXo* ovx iXaßov, a S % dz°* «itiflttXov, iSaneq aiylyparoe T^6nov «rr/otJmf.

*) Anthol. latina ed. Riese fasc. I. Lips. 1S69 uo 30 S. 193. vgl. aenig-matographia Reusnerl Fraucof. 1602 no. 33 & 154. Nachgeahmt hat das Rätsel z. B. Lorichius Hadamarius (bei Reusner aenigm. ti. 378).

i) Clnac Moncaut, littörature populaire de la Gascogue (coutet popu-laires de la Gascogue) Paris 1S68 S. 90 ff uud 8. 235 ff. vgl Ebort, Jahrbuch für romanische und englische Literatur V (1864) S. 5 f.

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und fragt .eisen Arbeiter, der im Hans vor dem Herd« liegt! „Bist du allein tu Haus?* „JeUt nicht*, antwortet Juan, „denn ich sehe die Hälfte von twei Vierftsslern" (er sieht die beiden Beine des Herrn und die twei Vorderfflsse des Pferdes)«

„Was machst du da?" fragt der Herr« „Je fais cuire des allants et des venants, ich koche gehende und kommende" (er kocht Bohnen, die im kochenden Wasser auf« und absteigen, kommen und gehen).

„Was macht deine Mutter?" „Vor Tages Anbruch buk sie das Brot, das wir vorige Woche gegessen haben, am Morgen schnitt sie den Gesunden die Köpfe ab, um die Kranken gesund su machen, jetzt schlägt sie die Hungrigen und zwingt die Satten zu essen (die Mutter bäckt Brot für die Nachbarn, von denen sie vorher Brot geborgt hatte, das inzwischen gegessen ist; sie schlachtet junge Huhner für ihre kranke Mutter;, sie verscheucht die hungrigen Huhner und nudelt die Gänse).

„Was macht dein Vater?" „Er ist im Weinberge und thut Gutes und Böses" (der Vater beschneidet die Weinstöcke, und indem er dabei manche gute Rebe mit wegschneidet, manche schlechte nicht berührt, thut er Gutes und Böses).

„Was macht dein Bruder?" „Er ist ä la casso, tout luo gibie que gaho quou jeto, e lou que pot pas galia quoü s'em-porto alles Wild, was er fangen kann, wirft er fort, und was er nicht fangen kann, das trägt er fort" ! ).

Dasselbe Rätsel erscheint in dem Gespräch zwischen Salo-mon und Markolf*) und in dorn Gedicht von Markolf"), ferner im italienischen Bertoldo und lebt noch heute im Aargau: 'S goht einer in es G'jaid (Jagd), Was er tindt, het er ewegg'hoit (fortgeworfen), Was er nit tindt, het er hei trait (heimgetragen) 4 ).

•) G6nac Moncaut S. 236. Der Sammler dieser gaseognischen Märchen übersetzt die Worte so 8. 91: il est a la chatte: tout le gibier qu'U peat saisir, il le Jette, et celui qu'il ne peut pas atteindre, 11 l'emportt. Ahnlieh ist das spanische Rätsel vom Floh: si la tienes, la bnseas, si no la tieaes, ni la buscas ni la quieres.

') t. d, Hagens Narrenbuch 8. 9S6,

») bei t. d. Hagen und Büsching d. Ged. d. Mittelalt I 51

«) Rochhok, alcmanu'tBclu'S Kiitderliod, Leipzig 1857 8.264 no. 506 [148]

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Io seiner Lebensbeschreibung Alexanders des Grossen lesen wir, dass der König indische Weise um den Preis ihres Lebens Rätsel raten Hess 1 ). Als der König seine Eroberungszüge bis nach Indien ausgedehnt hatte, gerieten sehn Gymnosophisten in seine Gewalt, welche den König Sabbas zum Abfalle von Alexander veranlasst und durch ihren Einfluss auf die indische Bevölkerung den Macedoniern grossen Schaden zugefügt hatten. Es waren dies die indischen Weisen, die nackt in den Wäldern lebten und in kurzen schlagenden Antworten für tüchtig galten f ). Alexander Hess sie vor sich kommen und legte ihnen verfängliche Fragen') vor und drohte, er werde denjenigen, der nicht treffend antworte, zuerst und dann ebenso die Übrigen, Einen nach dem Anderen, töten lassen. Einer von ihnen, der Älteste, sollte das Urteil fällen.

Der Erste erhielt die Frage, ob er glaube, dass die Zahl der Lebenden oder die der Toten grösser sei? Er antwortete, „die der Lebenden, denn die Toten sind nicht mehr vorhanden 4 '). Der Zweite sollte sagen, ob die Erde oder das Meer grössere Tiere berge? Er erwiderte, „die Erde, denn das Meer ist nur ein Teil der Erde". Der Dritte wird gefragt: Welches Tier das schlaueste sei? „Dasjenige 4 , antwortet er, „welches bis jetzt dem Menschen unbekannt geblieben ist". Der Vierte soll sagen, in welcher Absicht er den Sabbas zur Empörung veranlasst hatte?

') Plutarch vita Alex. cap. 64 (bei Didot vitae II 836).

*) Die Griechen wussten in späterer Zeit von manchen Ihrer Weisen in erzählen, dass aie den weiten Weg nach Indien wagten, um mit diesen indischen Weben zu verkehren und ihre Weisheit heim zu bringen.

*) iQonjfAtna &no$a . änoQOf allein oder in Verbindung mit s pata^o?* oder i(*lxnfjia bedeutet stets eine verfängliche Frage; z. B. Lucian Demon. cap. 39 ed. Jacobitz vol. II 358. Certamen Hesiodi et Homeri ed. Gott-ling-Flach 8. 360,27 361,1. Mit diesem Beispiel sind wir an die Grenz-scheide von Ainigma und Griphos angelangt, da wo ein Übergreifen beider Arten möglich ist, denn änoQoy bedeutet fast überall eine Frage, die nicht gelöst werden kann (inexplicabile Gallius IX 15,6) und daher den .Zweck hat, den Gefragten zu necken oder in die Enge zu treiben.

*) Dieselbe Frage kehrt bei Simrock wieder, das deutsche Rätselbuch 3. Aufl. S. 133: Sind mehr Lebende oder Tote? Antwort: Lebende, denn die Toten sind n'rcht mehr.

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„Ich wollte", sagte er, „dasi er mit Ehren lebe oder mit Ehren falle*. Der Fünfte erhilt die Frage, ob er glaube, dass der Tag oder die Nacht früher gewesen sei ? Er antwortet, „der Tag, um einen Tag!* Da der König sich befremdet teigte, fügte er hinzu, bei verfänglichen Fragen mQssten notwendig auch verfängliche Antworten sein. Alexander wandte sich hierauf tum Sechsten und fragte ihn, wie Jemand wohl am meisten Liebe finden werde? Jener antwortet, „wenn er der Mächtigste ist ohne Furcht einzuflössen" 1 ). Der Siebente antwortet auf die Frage, wie man aus einem Menschen ein Gott werden könne? „wenn er das thut, was einem Menschen zu thun unmöglich ist*. Der Vorletzte wurde nach Leben und Tod gefragt, was von beidem das Stärkere sei? Er erwiderte: „das Leben, da es so viel Unglück zu ertragen vermag". Den Letzten endlich fragt der König, bis wie lange der Mensch mit Ehren leben könne? Seine Antwort lautet: „So lange er nicht den Tod für besser hält, als das Leben". Hierauf wandte sich Alexander an den Richter und befahl ihm, seine Meinung abzugeben. Dieser erklärte, der Eine habe schlechter geantwortet als der Andere. „Nun gut", sagte Alexander, „so sollst du, der du dies Urteil fällst, zuerst sterben". „Das darfst du nicht, König", entgegnete jener, „wenn du nicht dein Wort zur Lüge machen willst, du wolltest zuerst den töten, der am schlechtesten geantwortet hat". 1 ) Dieser älteste der Gymnosophisten meint also, es sei unmöglich zu * bestimmen, wer am schlechtesten geantwortet habe. Alexander aber zeigte sich grossmütig und entliess sie alle reich beschenkt

Rätselspiel bei festlichen Gelegenheiten.

Bei vielen alten Völkern finden wir den Brauch, die religiösen Lehren, Sittengesetze und Lebensregeln in Rätselform vorzutragen, wahrscheinlich stehen die rätselhaften Wendungen

!) vgl. Stobaeus Flor. ed. Gabford voL II 145.. 271..

») Nach Clemens Alexandr. Strom. ( SS 269 Sylb. 758. 759 Pott, der diese ganze Erzählung wiedergiebt, »du wolltest den toten, der luent (*e*>foc) am schlechtesten gesprochen hat"

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In tahlreichen Orakelsprüchen damit in innerem Zusammenhang. Namentlich ist das RÄtsel bei den Opfern bezeugt, so war bei den feierlichsten Opfern der alten Inder, dem Pferdeopfer (acvamedha), gegen Schluss desselben Wettstreit im Rätselspiel üblich. Es fragte t. B. der Brahman den Hotar:

w Wer wandelt wohl einsam und wer wird wieder geboren? Was ist Heilmittel gegen Kälte und welches ist das grosse Geföss?"

Der Hotar antwortet: „Die Sonne wandelt einsam, der Mond wird wieder geboren. Feuer ist Heilmittel gegen die Kälte, die Erde ist das grosse Gefass."

Seinerseits prüft er dann die Weisheit des Brahman.')

Schon frühzeitig mag es auch bei den Griechen Sitte gewesen sein, bei festlichen Gelegenheiten, auch bei Götterfesten, einander Rätsel aufzugeben. Plutarch erzählt in seinen Tischreden von einem anmutigen religiösen Brauch in seiner Heimat Böotien. Er verteidigt dort die vernünftigen Gespräche beim Wein im Gegensatz zu. eitlem, thörichtem Geschwätz und sagt, dass possenhafte und verworrene Gespräche oft Zügellosigkeit und wilden Rausch im Gefolge haben. Er fährt dann fort: „Daher ist es auch ganz am Platze, was bei uns am Agrionien-feste die Weiber thun. Sie suchen nämlich den Dionysos, als ob er entlaufen wäre, hören aber bald damit auf und sagen, er habe sich zu den Musen geflüchtet und bei diesen verborgen; kurz darauf, wenn die Mahlzeit beendet ist, geben sie einander Rätsel und Rätselspiele (aivqjtaTa xai fpupou?) auf. Dieser religiöse Brauch giebt uns die Lehre, dass man beim Trünke eine geistige und gebildete Unterhaltung fuhren müsse, und dass, wenn eine solche Unterhaltung sich zur Trunkenheit gesellt, das wilde und rasende Wesen derselben unsichtbar wird, weil die Musen es mit milder Hand im Zaume halten. 142 )

') Heinrich Zimmer, altindisches Leben, Berlin 1879 S. 346. vgl. Ludwig, Rigveda 3. 390. Haug, Sitzungsberichte der königl. bayr. Akademie der Wissenschaften 1875. 11 4. In der Zeitschr. der deutschen morgenländischen Gesellschaft 1885 I 99-102 sind einige altindische Rätsel genau behandelt.

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. Die Agrionien waren ein Fett des Dionysos 1 ), also eine Feier, die trotz des Geheimnissvollen, das damit verbanden war, Heiterkeit und Frohsinn von den Festgenossen verlangte.

Auch bei anderen Götterfesten mag das Rätselspiel Sitte gewesen sein.

So erzählt der Dichter Diphilus in seiner Komödie „Theseus" f ), dass drei saniische Mädchen einst beim Adonis-feste auf Samos') während des Gelages Rätsel stellten und andere selber losten. Die ihnen gestellte Aufgabe lautete: tdcdvrow to^o« poxorcov; Was ist von allem das Stärkste? Die Eine nennt das Eisen, denn man grabe und schneide damit und verwende es tu allen möglichen Dingen, die zweite meint, der Schmied habe eine viel stärkere Kraft, da dieser bei seiner Arbeit sogar das so harte Eisen biege und erweiche für jede Bestimmung, die das Eisen erhalten soll. Die dritte erst gewinnt, wie es scheint, mit ihrer Lösung den Preis 4 ).

Eine gewisse Aehnlichkeit zeigt ein Rätsel aus alt-jüdischer Quelle. Von Zorobabel, dem Fahrer der Juden in der babylonischen Gefangenschaft, erzählt Flavius Josephus*): Als Darius, der Sohn des Hystaspes, einst nach einem köstlichen Mahle erwachte und nicht wieder einschlafen konnte, unterhielt er sich mit den drei Trabanten, die in seiner Nähe wachten, zu denen auch Zorobabel gehörte, und versprach denjenigen, der die beste Antwort auf seine Fragen geben würde, in Purpurkleider zu kleiden, ihn aus güldenem Becher trinken zu lassen und auf goldenem Ruhebett schlafen zu lassen, dazu versprach er ihm einen Wagen mit goldenen Zügeln, einen linnenen Turban wie ihn die Könige trugen, eine goldene Halskette und den Ehrensitz nächst

') Hermann gottesdienstl. Altertümer 2. Aufl. 1S58 § 27,15. § 03,14.15. Creuzer Symbolik IV 187. Lobeck Aglaopham. 678. Müller Orchomenus S. 166. Welcker griech. Götterlehre I 446.

2 ) Athenaeus X p. 451 *"» Meineke fragm. com. Gr. vol. IV 899 ff. Kock comic. attic. fragm. vol. II Lips 1884 S. 557.

3 ) Hermaun, Gottesd. Altert. § 66,19.'

*) Die Lösung des Rätsels und die Begründung derselben durch diese samische Juugfrau ist an der Quelle nachzulesen bei Athenaeua X p. 451 *> & ) Flavius Josephus antiquit. Jud. XI S.

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dem Könige, auch sollte er fortan Verwandter den Königs heissen. Den ersten fragte er, ob der Wein von Allem das Stärkste sei, den zweiten, ob die Könige, den dritten, ob die Weiber, oder in höherem Grade als dieses Alles die Wahrheit. Dann gab er ihnen Zeit zum Nachsinnen. Am Morgen Hess er die persischen und modischen Würdenträger seines Reiches kommen, setzte sich auf den Thron, auf dem er Recht zu sprechen pflegte, und hiess jeden der drei Trabanten seine Antwort sagen. Der erste sucht in langer Rede zu beweisen, dass der Wein von Allem das Stärkste sei, der zweite, dass die Macht des Königs Alles Qberrage. Als dritter tritt dann Zoro-babel auf und spricht: „Stark ist der Wein und auch der König, dem Alles unterthan ist, aber stärker an Kraft sind die Weiber. Denn auch den König brachte ein Weib zum Tageslicht, Weiber gebären die Pflanzer des Weinstocks, von dem der Wein kommt, und ziehen sie auf; überhaupt giebt es nichts, was wir den Weibern nicht verdanken." Die Satrapen und die anderen Würdenträger blicken einander besorgt an, Zorobabel aber spricht weiter: „Ich habe gezeigt, wie weit die Macht der Weiber geht Trotzdem sind die Weiber wie der König schwächer als die Wahrheit. Denn wenn die Erde am grössten ist und der Himmel hoch und die Sonne schnell auf ihrer Bahn, und dies alles nach dem Willen Gottes sich bewegt, und Gott wahrhaftig ist und gerecht, so folgt daraus, dass man auch die Wahrheit für das Stärkste ansehen muss und dass das Unrecht nichts gegen sie vermag. Ja alles Andere, was Stärke besitzt, ist sterblich und hinfällig, die Wahrheit aber ist ewig und immerwährend. Sie giebt uns nicht Schönheit, die mit der Zeit verwelkt, auch nicht Schätze, welche das Geschick zu nehmen pflegt, sondern sie giebt gerechtes und gesetzmässiges Wesen, sie scheidet davon das Unrecht und widerlegt dasselbe von Grund aus." Der König erfüllt dem klugen Manne, was er versprochen hat, dazu gelobt er ihm, Jerusalem wieder aufzubauen und den Tempel und die heiligen Gefasse, welche Nebukadnezar geraubt hatte, wieder nach Jerusalem zu senden.

Auch die Orakelstätten der Griechen kleideten ihre Ant-

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worten oft in rätselhafte Bilder 1 ), teils um ihre Mahnungen eindringlicher ru machen, teils aus Unkenntnis der Zukunft, welche sie gerade enthalten sollten. Die grosse Menge war damit zufrieden, wenn sie Rätsel statt der einfachen Wahrheit hörte. Diese Auffassungsweise hat Plutarch im Auge, wenn er sagts „wie die Kinder am Anblick eines Regenbogens oder eines Hofes um die Sonne oder eines Kometen mehr Freude haben, ' als an dem Monde und der Sonne selbst, so wünschen auch jene Menschen (welche sich Ober die allzu grosse Einfachheit der Orakelsprüche beschweren), nur Rätsel (atvqjicrca), Allegorien und Metaphern» die doch nur Brechungen der Wahrsagung an der sterblichen Natur und an der Einbildungskraft sind/ 1 )

Als die Lacedämonier sich vor dem peloponnesischen Kriege an das Orakel wendeten, versprach die Antwort: „Sieg und Überwältigung der Feinde, die Gottheit selbst würde ihnen, gebeten und ungebeten, Beistand leisten" und „wenn sie nicht den Pausanias zurückführten, würden sie mit silbernem Pfluge pflügen* a ). Als die Athener einige Jahre später wegen des geplanten Heereszuges nach Sicilicn um Rat fragten, befahl "V ihnen die Fythia, die Priesterin der Athene aus Erythrai zu holen, diese führte den Namen 'Itaigla (Ruhe) 4 )«

Die erste Spur eines uralten Orakels, das die Erfüllung der Bitte nicht versteckt, sondern offen und klar von der Lösung eines Rätsels abhängig macht, tritt uns in dem kretischen Märchen vom Glaukus und Polyidus entgegen 6 ).

Ein anderes Rätsel in einem Orakelspruch, einfach und

-• •

! ) Luclau spottet über dergleichen: Jupp. tragoed. p. 674. 677 (cap. 23. 31) cd. Jacobitz vol. II S. 493. 495. Bei Aristophanes heisst ein Orakelspruch geradezu yQttpog Plutus v. 51. vgl. equit. 196. 1085. aves 970. vgl. Wachsmuth, hellenische Altertumskunde, 2. Aufl. 2. Band Halle 1846 8. 802. Tb. Bergk griech. Literaturgescb. I 337.

*) Pluturch de Pythiae oraculis cap. 30 (bei Didot Mor. I 499).

3 ) d. b. sie würden in ciue Hungersnot geraten und die Lebensmittel mit Silber aufwiegen müssen. Plutarch de Pythiae oraculis cap. 19 (bei Didot Mor. I 491) Tbucydides I 13. V 16.

<) Pluturch ibid. cop. 19.

*) vgl. S. 6-9.

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treffend wie das Volk es liebt, erzählt Herodot: Die Laced&monier lagen lange Zeit mit Tegea im Kampfe und sogen überall den Kürzeren, der Gott in Delphi gab ihnen die Weisung, sie würden siegen, wenn sie die Gebeine des Orestes tu sich holten. Als sie die Grabstätte dicht Anden konnten, fragten sie den Gott abermals um Rat und erhielten zur Antwort:

6TO Tic 'ApxcÄtojQ Te^eTj XsuptjJ evi X^PM** evfr' dvsjiot Kveio'jst Bio xperespij; üx' dvaptTjc xal tueoq dvrtoixoc, xai rijn' iz\ rc^taTt xEixat. evfr' *A^a|i£jtvov{5r 4 v xatfyet <puaiCoG$ ala* xov oi xojttaadjisvo; Tqsr^c szixdppofto; eoaifl. In Arkadien liegt im ebenen Lande Tegea, Dort erbrausen die Winde gepaart in mächtigem Zwange, Schlag und erwidernder Schlag und Weh liegt über dem Wehe. Allda birgt Agamemnon^ Sohn die schaffende Erde. Wenn du ihn holst, so bist du der Herr und Gebieter Tegea's. Die LacedSmonier können das Rätsel nicht lösen. Da kommt der Spartiate Lichas einstmals, als die Waffen eine Zeit lang ruhten, nach Tegea, geht in eine Schmiede und schaut zu, wie das Eisen getrieben wird und wundert sich dessen. Der Schmied hört in seiner Arbeit auf und sagt: „Höre, Freund Lakonier, ich meine, hättest du gesehen, was ich gesehen habe, du würdest dich wohl stark gewundert haben, wenn du hier schon ein solches Wunder aus der Schmiedearbeit machst Ich wollte mir dort in dem Hofe einen Brunnen graben und stiess beim Graben auf einen Sarg, der war sieben Ellen lang. Nun mochte ich nicht glauben, dass es jemals grössere Menschen gegeben habe als jetzt; darum öffnete* ich den Sarg und fand, dass der Tote gleich gross war wie der Sarg. Nachdem ich ihn gemessen hatte, vergrub ich ihn hinterher!" Nun wird dem Andern das Rätsel klar, das seiner Stadt aufgegeben war, er sieht die Blasebälge, worin die Winde erbrausen, er erkennt im Hammer und Ambos den Schlag und erwidernden Schlag und in dem Eisen, wie es vor seinen Augen getrieben wird, das Weh, das auf dem Wehe liegt, denn er erwägt bei sich, dass das Eisen zum Unheil des Menschen aufgefunden ist. Schnell

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kehrte er nach Sparta xurück und erefthlte dort die ganie Sacbo. Er fand aber keinen Glauben und vyurde wie ein Missethlter des Landes, verwiesen. 80 ging er nach Tegea turfick und mietete den Hof vom Schmied, grub die Gebeine des Toten heimlich aus und brachte sie in die Vaterstadt; von jener Zeit an war der Sieg auf Seiten SpartaV).

Mitten unter den Rätseln nennt Athenäus aus der Komödie „Adonis" des Komödiendichters Plato einen Spruch, welcher dem alten Könige Kinyras von Paphos auf Kypros in betreif seines Sohoes Adonis vom Gotte gegeben sein sollte. Dieser Spruch lautet, derb sinnlich, wie die Komödie es liebt:

co Ktvupa, ßaaiXeü Korcpiiov dv&pcuv 3a9t>ftp<i>xr<i>v, zat; 90t xaXXtaxo; uiv ecpu frau|iaaTOT<rcd<; tt Kavtcov dvfrpcorcov, Bio V auxov 2a(|iov' oXeitov, f< |isv sXa'jvo|i6vv) Xaftpiot; eprc|ioTc, £ V sXauvwv, 1 ) t Die beiden Götter, welche den schönen Adonis tu Grunde richten werden, sind Aphrodite und Dionysos, denn beide liebten später den schönen Jüngling.

i) Herodot I 67. In dem Heidhrekr-Liede fragt Gester den König Heidhrekr (Volkssagen und Volkslieder aus Schwedens älterer und neuerer Zelt, von Afzelius, aus dem Schwedischen übersetzt von Ungewitter, Leip» lig 1842, 1. Teil S. 227 ff.):

I Gester fragt abermals: Wer ist der helltönende, | Wie war das Wunder,

Er geht auf harten Wegen, Ich draussen gewahrte

Die* er zuvor getreten; Hartes er küsst,

Doppelt sein Mund ist Auf Gold nur regt er sich. Heidhrekr antwortet:

Des Goldschmieds Hammer, Wenn Gold er schmiedet. Laut er singet Auf dem harten Ambos.

In einem HäuschenT Zwei Tote es waren,

Nicht Leben sie hatten, Doch kochten sie Wundlauch. Die Antwort lautet: In Schmiedebälgen Nicht Leben sich findet, Nicht Leben noch Seele; Doch schmiedet der Heister Bei ihrem Windhauche Verwundende Schwerter«

vgl. Zeitschrift für deutsche Mythologie III (1855) S. 12S ff.

*) Atheu. X p. 456» Meineke fragm. com. vol. II Pars II 615, 1,

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Selbst Juppiter verschmäht 68 nicht trots seiner erhabenen Würde, mit König Numa seinen Schere zu treiben. Er will ihm die Opfer nennen, welche der König bei der Sühnung von Blitzen, den Zeichen des göttlichen Zornes, darbringen soll, er schreckt ihn aber durch zweideutige Worte (dubio terruit ore virum) und hallt die Wahrheit in Rätsel, welche der König geschickt zu lösen weiss:

„caede caput u dixit.cui rex „parebimus" inquit: „caedenda est hortis eruta cepa mcis tf .

addidit hie „hominis". „gummös" ait ille „capillos". postulat hie animam. cui Nutna „piscis" ait.

risit et „his" inquit r facito mca tola procures, o vir conloquio non abigendo deum.

sed tibi, protulcrit cum totuin crastinus orbem

Cynthius, imperii pignora corta dabo" l ). Umgekehrt geben die Longobarden ihrem Gotte Gwodan ein Rätsel auf und nötigen ihn damit, ihnen einen Namen zu geben und Beistand zu leihen; diese Äusserung dos Gottes hat f&r sie den Wert eines Orakels.

Der Longobarde Paul Diakonus, Warnefried's Sohn, erzählt wie das Gesetzbuch des Rotharis: Sein Volk lebte dereinst ohne Namen und Ruhm, ein übermächtiger Feind drohte es unmittelbar zu verderben, da stellten sich alle Mannen beim Morgengrauen vor dem Lager auf, alle mit derselben stummen Geberde, und warteten, wie ihr Gott sieh vernehmen lassen werde. Der Ilimmelsvater schaut am frühen Morgen auf die Erde hinab, er sieht erstaunt die Männer stehen und weiss ihre Geberdo und die ganze Erscheinung nicht zu deuten; da ruft er mit dem Blick auf ihr lang über das Gesicht hiuahwallendcs Haar „Longobarden". Der Wunsch des Volkes ist erfüllt, sie haben einen Namen von Gwodan erhalten, er ist ihr Patho geworden und muss nun auch die erste Gabo spenden, den Sieg 9 ).

<) Ovid Fast. 111 33D-346.

') vgl. 1 Moses 32, wie der Kngel mit Jacob um den Segen ringt, ihm den Namen Israel und damit den Sieg über den feindlichen Bruder Esau verleiht.

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Bei den meinten Völkern erz&hlen Sagen und M&rohen, dass die Braut nur um hohen Preis, durch die Lösung schwerer Aufgaben, dem Werber zu eigen gegeben wurde. König önomaus von Pisa im Peloponnes kämpfte mit jedem Freier, der sich um die Hand seiner Tochter Hippodamia bewirbt Der Kampf bestand in einem Wettrennen von Pisa bis zu dem Altar des Poseidon auf dem Isthmos, wen der König einholte, den durchbohrte er von hinten mit der Lanze. Viele Jünglinge hatten in diesem Kampfe den Tod gefunden. Pelops, des Tantalus Sohn, gewinnt durch Bestechung des königlichen Wagenlenkers Myr-tilus die Hand dor Königstochter und die Herrschaft; zu Pisa 1 ). Eurytus, König von Ochalia, bietet seine schöne Tochter Jolo demjenigen, der ihn in dor Kunst des Bogons übertreffen werde. Herakles kommt auf die Kunde horboi, stellt,sich zum Wettkampf und siegt. Aber Kurytus weigert ihm den Siegerpreis, ja er weist ihn untor harten Worten aus seiner Burg. Für diesen Schimpf rftcht sich Herakles spiltor am Iphitus, dem Sohne des Köaigs*). Auch Sithon fordert die Freier seiner Tochter Pallene zum Kampfe heraus 8 ). Die arkadische Königstochter Atalante willigte in ihre Vermählung nur unter der Bedingung, dass ihr Freier sie im Wettlauf besiege. Viele Jünglinge fanden ihren Tod, endlich wird die Jungfrau vom Milanion mit Hülfe der goldenen Äpfel der Aphrodite besiegt und giebt sich dem Sieger zu eigen 4 ).

In der Edda ist Brynhild's Besitz an die Aufgabe geknöpft, dass der Held durch die Waberlohe reitet, im Nibelungenliede ergiebt sich Brunhild nur demjenigen zu eigen, der sie in den Wettspielen besiegt und zuletzt auch noch in der Hochzeitsnacht ihr Meister wird. Derselbe Zug lebt in zahlreichen neugriechi-

>) Diodor. IV 73. Pausan. VI. 91,7. Über die erhaltenen bildlichen Darstellungen vgl. besonders Kekule Ann. d. Inst 1364, SS ff. ferner Annal 1&64, 290 f. Uullet 1S74, 52, Ballet Zeitschr. für Numismatik II 100.

») Apollodor II 6,1. Diodor. IV 31. Sehol. II. V 392.

') Nonnus Dionys. 43, 90 ff. Conon narrat 10. Parthenius 6.

4 ) Nach einer anderen Erzählung ist Atalante die Tochter des bootischen Königs Schoineus, der Wettlanf findet zn Onchestos statt und ßieger ist Hippomenes. vgl Welcker griech. Tragödie III 1217—1222.

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sehen *), walachischen*), deutsehen 8 ) Märchen, ebenso in Sicilien 4 ), in Neapel 5 ), in der Gascogne 9 )» in W&lschtirol 7 ) und wohl überall, wo Märchenpoesie su finden ist 8 ).

Bei den meisten Völkern sehen wir schon in früher Zeit die Erwerbung der Braut an die glückliche Lösung von Rätseln geknüpft.

In der indischen Sage denkt ein Vater daran, für seinen ältesten Sohn ein Weib herzuschaffen. „Auf die Freite ging er, zum Brautvater kam er, der Brautvater sagte: „Mit Pelz komme nicht! Ohne Pelz komm" auch nicht! wenn du so kommst, werde ich (dir) meine Tochter geben. u Der Sohn näht am andern Morgen den Pelz aus einem Netz; der Alte zieht diesen Pelz an, und der Brautvater weiss nicht, hat jener einen Pelz oder hat er keinen, Der Brautvater giebt ihm noch ein Rätsel auf: „Den Weg betritt nicht, vom Wege weich 9 nicht ab! Ohne Pferd komm nicht, mit einem Pferd komm auch nicht! Wenn du so kommst, werde ich (dir) meine Tochter geben. tf Der Sohn löst das Rätsel und der Alte reitet zum Brautvater, indem er auf dem Rande des Weges geht und einen Stock zum Pferde macht und darauf reitet. Da giebt der Brautvater seine Tochter 9 ).

( ) J. 0. von Hahn, griech. and albanes. Märchen, 2 Teile Leipzig 1S64. No. 5. 9. IS. 22. 37. 39. 63. 58. 61. 63. 114.

*) Arthur und Ernst Schott, walachische Märchen. Stuttgart 1845, No. 13. 17.

*) Brüder Grimm, Kinder- und Hausmärchen, 6. grosse Ausgabe. Gottingen 1850. No. 17. 57. 62. 64. 71. 134. 165. J. W, Wolf, deutsche Hausmärchen, Göttingen 1858, S. 325. August Ey, Hanmärchen Stade 1862, 8. 113 ff.

*) Laura Gonzenbach sicilian. Märchen. Leipzig 1370. No. 22.

*) Pentamerone I 5. III 5.

*) Cenac Moncaut, littärature populaire de la Gascogne (Contes populäres de la Gascogne) Paris 1868. S. 130. 165. 184. 202.

*) Schneller, Märchen und Sagen aus Wälschtirol, Innsbruck 1867. No. 31.

*) Tgl. auch Benfey, Pantschatantra, Leipzig 1859 1 445 ff.

•) Gubernatis, die Tiere in der indogerman. Mythologie, übersetzt pH tou Hartmann 8. 109. Ähnlich erscheint dieses Rätsel in einer finnischen

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Im altnordischen Alvismal ist es Gott Thor, der seine schön glänzende, schneeweisse Tochter dem Zwerge AWis nicht geben will, ausser wenn derselbe auf alle Fragen richtig antwortet Alvis besteht die Prüfung, denn er hat alle neun Welten durchfahren und giebt auf alle Fragen Bescheid, wie Erde, Himmel, Gestirne, Wolken, Winde, Meer, Feuer, Baum, Nacht, Saat u. s. w. bei Menschen, Äsen, Vanen, Jötunen, Alfen, Zwergen benannt seien').

Noch heute lebt diese uralte Sitte in den Märchen vieler Völker 1 ). Die ältesten Sagen der Böhmen heben sogar mit solchem Rätsel an. Die weise Böhmen-Fürstin Libussa gab den beiden mächtigsten Männern im Volke, die um sie warben, Wladomir und Mizisla einen purpurroten Apfel aus ihrem Lustgarten und sprach: T Nehmt diesen Apfel mit auf den Weg und teilt ihn friedlich miteinander; allein zerschneiden dürft ihr ihn nicht! u Den tiefen Sinn, den Libussa mit dieser Gabe verband,

Erzählung (Gubernatis a. 0. S. 109), in der deutschen Volkspoesie (bei Simrock, das deutsche Rätselbuch. 3. Aufl. S. 174) und in einem tyroler Märchen (Brüder Zingerle, Kinder- und Hausmärchen, Innsbruck 1S52 I 164 ff. (No. 27)).

)) Karl Simrock, die Edda. 8. Aufl. Stuttgart 1382 8. 87 ff. L. Unland, der Mythus von Thor, Stuttgart 1836, S. 78. Friedreich, Gesch. des Rätsels § 40. 8. 123 ff. Ähnlich gewinnt im Fiölsvinsmal der Werber die Jungfrau Menglada erst, als er durch schwierige Fragen seine tiefe Weisheit be-kuudet hat (Simrock, Edda 8. Aufl. 8. 103-110).

*) z. B. bei den Walaohen (Schott, walach. Märchen, Stuttg. 1845 No. 16;, bei donS erbe n(Wuk,Stephano witsch Karadschidsch, Volksmärchen der Serben ins Deutsche übersetzt Berlin 1854 No. 45), bei den Russen (vgl. Domenico Comparetti, Edipo e mitoiogia comparata, Pisa, Tipografia Nistri 1867. S. 68 Anm. 1. 2), in Persien und Armenien (Haxthausen, Trauskaukasla I 326 ff., die vierte Erzählung in Nisamis Heft pelger bei Hammer, die schönen Redek. Persiens S. 116), in Deutschland (Brüder Grimm, Kinder- und Hausmärchen, 6. grosse Ausgabe, Göttingen 1850 No. 23. 114. A. Ey, Harzmärchenbuch, Stade 1862 S. 5a 64. v. d. Hagen, Gesammtabenteuer No. 63), in Schottland (Campbell, Populär Tales of the West-Highlands no. 22) vgl. besonders Hahn, griech. und albanes. Märchen 1. Band it Brautwettformel 11 . Ebert's Jahrb. für roman. und engl. Literatur VII (1866) S. 272 f.

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verstehen sie nicht und schenken den Apfel einem Hirten. Als sie später von Neuem die Jungfrau mit ihrer Werbung bestürmen, da weist sie Libussa zurück, denn die Weisheit der Männer tu erproben, hat sie ihnen die unteilbare Gabe geschenkt Aber das Volk verlangt mit Leidenschaft, dass ihre geliebte Fürstin sich einen Gemahl wähle. Da erklärt sie feierlich in der Versammlung der Edlen und des Volkes, sie werde ihre Hand demjenigen reichen, der „unter freiem Himmel im Schatten eines Baumes sitze und vor sich auf einem eisernen Tische sein Mahl habe". Die Abgesandten fanden den edlen Primislas, der unter einem wilden Birnbaum auf seinem umgestürzten Pfluge sass und vor sich auf der eisernen Pflugschar sein Brot liegen hatte').

Oft steht das Haupt zu Pfände für den Werber und, wenn er siegt, als Preis die Braut. So ist es in dem bekannten Märchen von der Turandot; auch die Thebaner versprachen nach alter Sage die Königin Jokaste demjenigen als Preis, der das Rätsel der Sphinx löste.

In einem neugriechischen Märchen giebt eine Königin zu Theben, die am Wege auf einem Felsen sass, allen, die vorübergehen, drei Rätsel auf; wer die Rätsel löste, sollte die Hand der Königin erwerben, wer es nicht vermochte, den frass die Königin. Nachdem viele ihr Leben gewagt und verloren haben, beschliesst ein Jüngling aus königlichem Blut, die schöne Königin zu gewinnen oder zu sterben nnd löst die Rätsel, deren drittes das bekannte Sphinxrätsel ist 8 ).

Vielleicht war es auch in der historischen Zeit in einzelnen Landschufton des alten Griechenlands Brauch, dass der Freier Rätsel lösen imisste, wenn er die Braut gewinnen wollte; eine Prüfung der geistigen Fähigkeiten des Freiers ist jedenfalls bezeugt Bei dem prunkliebenden Könige Kleisthenes von Sicyon,

*) Muaäus Volksmärchen der Deutschen, für die Jugend erzählt von Albert Ludwig Grimm, 2. Aufl. S. 340 ff. vgl. Hagecks böhmische Chronik bei Herder „die Fürstentafel", in Stimmen der Völker in Liedern VIII. das 5te Buch (deutsche Lieder) No. 32.

*) Beruh. Schmidt, griech. Märchen, Sagen und Volkslieder. Leipzig 1877. & 143. vgl oben S. 34.

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fanden rieh um das Jahr 668 vor Christo eine Zahl von ein, die um die Königstochter Agariste warben 1 ). Der Vater erprobte sie alle, ihren Mannesmut, ihre Sinnesart, Bildung und Sitte, besonders beim Mahle. Als dann der feierliche Tag der Erklärung kam, opferte der König hundert Rinder und gab den Freiern wie auch allen Sicyoniern einen festlichen Schmaus. Und wie das Mahl beendet war, wetteiferten alle Freier in der Musik und in der Kenntniss lehrhafter Sprüche 8 ).

Die alte Sitte der Rätsellösung bei der Brautwerbung taucht zum ersten Male wieder in einem lateinischen Roman 3 ) etwa aus dem sechsten Jahrhundert nach Christo auf. Dieser Roman ist seinen wesentlichen Bestandteilen nach wahrscheinlich Übersetzung eines verlorenen griechischen Originals 4 ) und erzählt: König Antiochus von Syrien, der für seine Tochter mehr als väterliche Zuneigung hegte, macht überall bekannt, dass er nur demjenigen seine Tochter zur Frau geben werde, der ein von ihm gestelltes Rätsel löst; wer die Lösung nicht findet, soll seinen Kopf verlieren. Viele Könige und Fürsten eilen zur Brautwerbung herbei, doch alle verlieren ihr Leben, denn der König weist jede Lösung, auch die richtige, als falsch zurück. Auch der junge Apollonius von Tyrus, „der erste Mann in seiner Vaterstadt", wird durch das Gerücht von der Schönheit der Königstochter angelockt und stellt sich dem unnatürlichen Vater. Das Rätsel lautet: scelere vehor, maternam carnem vescor,

■) Herodot VI 126-130.

*) Herodot VI 129: %*» «f/o*» «W' n (*ovaixjj «oi t*? Uyupkvyit rd (ditoy. vgl. Nibelungen 1612,1-4 (Lachmann):

dö si getrunken böten unt gezsen über al, dö wlsote man die aohwnen wider in den aal. gemellcher aprüche wart da niht verde!t: der reite vil dö Volker, ein degen küene unt gemalt ») Historia Apollonii Regia Tyri ed. A. Riese Leipiig, 1871. vgl. Dnnlop, Geschichte der Prosadichtungen, aus dem Englischen von Felix Liebrecht, Berlin 1851.

4 ) Teuffei, Gesch. der röm. Literatur, 3. Auflage Leipiig 1875,1489. Gräsae, Lit-Geschichte, Band 2. Abtheilnng 3 S. 457. Erwin Rohde, der griech. Roman Leipzig 1876 3. 408 ff.

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quaero fratrem meum meae matris tilium uxoria meae virum nee invenio. Der Jüngling antwortet: quod dixisti: scelere vehor, non es mentitus: te respice. Et quod dixisti: maternam carnem vescor, nee et hoc mentitus es: filiam tuam intuere 1 ).

Auch bei der Hochzeitfeier war das Rätsel bei den meisten Völkern in Brauch. Am bekanntesten ist das Rätsel des Simson, welches er den Hochzeitgästcn aufgab, als er das Weib tu Timnath aus den Töchtern der Philister freite. Simson sprach zu ihnen beim Hochzeitschmause: Ich will euch ein Rätsel aufgeben, wenn ihr mir das erratet und treffet diese sieben Tage der Hochzeit, so will ich euch dreissig Hemden und dreissig Feierkleider geben; könnt ihr es aber nicht erraten, so sollt ihr mir dreissig Hemden und dreissig Peierkleider geben. Und sie sprachen zu ihm: gieb dein Rätsel auf, lass es hören. Er sprach zu ihnen: „Speise ging aus von dem Fresser und Sussigkeit von dem Starken*. Die Philister lösen das Rätsel mit Hülfe des jungen Weibes, ihre Lösung ist mit einem feinen Wortspiele in eine neue Rätselfrage gekleidet. Am siebenten Tage, ehe die

') Hißtoria Apoll. Tyr. cd. Riese 1871 cap. 4. Ganz ähnlich lautet Frage und Antwort in der Historia Apollonii Tyrii in einer Pariser Handschrift, abgedruckt als Anh. zu Krotici scriptores (Didot, Paris 1S56) S. 611 ff. Dieses Hütsei ist, wie man leicht erkennt, auf die üdipussage zurückzuführen, es lebt darin die Erinnerung an Ödipus, der seine Mutter heiratet. In der Thebais s. Phoeuiss. v. 134 des L. Annäus Seneka sugt ödipus zur Autigone gewendet, die den armen, erblindeteu Maun von Theben fort an der Hund leitet:

avi gen er, patrisque rivalis sui t

frater euorum liberum, et fratrum parens:

nuo avia partu liberos peperit viro

ac sibi (Bip. sie) nepotes: monstra quis tanta expUcet? ▼gl. Dioraediß art. grammat. lib.'II p.444. 45 P. (bei Keil I 450): aenigma est per incredibilia confusa sententia, ut ,avia filiorum est quae mater mariti' cum Jocasta $ignificetur. Die Erzählung vom A|iollonius von Tyrus und seiner schwergeprüften Tochter Tharsiu findet sich in den Hauptzügen genau wieder in einem neugriechischen Märchen (J. G. von Hahn, griech. und albanes. Märchen, Leipzig 1864 1273-284 no. 50) vgl. E. Rohde, der griech. Roman 8. 421. Beruh. Schmidt, griech. Märchen, Sagen und Volkslieder Leipzig, 1877 S. 7, Anm. 1. G. Meyer, Essays und Studien zur 8prachgesch. und Volkskunde, Berliu 1885 S. 108.

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Sonne unterging, sprachen sie tu Simson: „was ist sfistier als Honigseim? und was bitterer als der Löwe? 1 )

Vielleicht fand sich diese uralte Sitte auch in einem griechischen Gedichte, das manche der alten Schriftsteller dem Hesiod zuschrieben •), in der Hochzeit des Keyx (Kfjuxoc *(a|ioc). Es wurde dort erzählt, dass Herakles ungeladen bei der Hoch-zeitfoier des Keyx, seines Verwandton, in Trachis erschien*). Bei diesem Gelage kamen vielleicht die G&ste oder die fahrenden Leute (Rhapsoden) auf Rätselspiele, von denen Plutarch 4 )

') Buch der Richter XIV 1 ff. Bitter uud süss bilden im Hebräischen Wechselbcgriffe (Meier, Gesch. der poetischen Nationalisteratur der Hebräer Leipzig 1856 S. 99*) Luther hat übersetzt: was ist stärker als der Lowe! ▼gl. Herder, vom Geist der hebräischen Poesie 2. 'Teil. 178$. (Sämmtl. Werke herausgeg. von B. Suphan 12. Band S. 186.) Für die Verbreitung dieser Sitte des Rätselstellens bei festliehen Gelegenheiten sprechen die Worte des Flavius Josephus, mit denen er die Erzählung vom Simson wieder-giebt antiq. Jud. V 8,6: rov norov nQoßdtrrog xal ntutiiäs ovarje ola tftUl nctQä tove rotovtovg xatQovg 6 la/Axpa}^ tlntv . . . Anziehend ist die Erzählung von der Hochzeitfeier der Libussa, bei welcher die Fürstin selbst ein Rätsel stellt, um zu zeigen, wie sehr ihr Gemahl Primislav alleu Anderen an Scharfsinn und -Weisheit überlegen ist.

*) vgl. Bernhardy, Grundrias der griech. Literatur II, erste Abteilung S. 270 (2. Abdruck Halle 1877 S. 328).

») Atheu. V p. 188*» Zenok U 19. Meineke com. Gr. vol. 1326.

<) Plutarch couvival. qu. VIII 8,4. Die Worte erinnern au ein Rätsel, das der griechische Grammutiker Gregor von Koriuth andeutet: ntyl tQ6n<a* xy (bei Speiigcl III 225): xal ov (UfjdQn f*tm>6f äyorro nvaXifjy xalonra-Xiqv t inti «Toxef nQuita (ikv ^(tai^ta&at, eha onräaftai • itp* iÜQOHH nxhaai, rofe lavrov r&xvots, Xiyet J« roft tivotf, xo <ft n&vdvai, xafro dox$( ix rijff $Xqg $lXij<p&ai (cod. Bur. ixxtx6(p&at t eine Pariser Handschrift ixxo<p&ai). Statt ttvaXifjy ist dCctXiqv zu lesen (sie. cod. Bar. bei Spengel vol. III praef. p. XI) für $iXij<p&M ist wahrscheinlich är!j<p&ai zu schreiben (vgl, Plutarch convival. qu. VIII 8,4). Unter n&vdvM ist demnach der Tod durch das Feuer zu verstehen; vielleicht hat man bei den Worteu Mpouri nxUaai an die Hölzer (r« nvQtta) zu denken, mit denen man durch Reiben das Feuer aufachte, dann wäre $hots verderbt aus ttMott ({tiAotc editor Cantabrig. ap. Walz VIII 776). So würde der epische Vera lauten:

fitltiga fAqrQde äyovro dtaXirn> xal onfaXktjv Mqohh ikxtam rt&vdfiBvtti.

Sie führten die Mutter (das Holz) der Mutter (des Feuers) tum Tod« (d, h. tum Verbrennen) durch die holden anderen Kinder (die beiden an«

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uns eins aufbewahrt hat, ein Huster alter Volksr&tsel: to «öp -rijv BXtjv, £$ ifi dvVj^ftrj, jnrjripa xal xcrrfpa oooccv, ? 4 odtsv das Feuer verzehrt das Höh, aus welchem es entflammt, das ihm Vater und Mutter ist

Die Vorstellung, dass das Feuer seine Eltern verzehrt, ist weit verbreitet und findet sich an vielen Stellen in den Rigveda, so hoisst es von Agni:

jayamäno mätarä gärbho asti eben geboren verzehrt der Sohn die beiden Eltern 1 ).

Aber auch Rätsel vom Feuer, das seine Mutter verzehrt, sind weit verbreitet z. B. in zwei lateinischen Versen, deren Alter und Ursprung schwer zu bestimmen sind:

mater alit vivum, vivens mox devoro matrem,

matre tarnen morior commoriente simul*). Ein anderes lautet:

Durus mihi pater, dura me generat mater:

Verbere nam multo huius de viscere fundor.

Modica prolatus feror a ventre figura,

Sed adulto mihi datur inmensa potestas. .

Durum ego patrem duramque mollio matrem,

Et quae vi tarn cunctis, haec mihi funera praestat 1 ) Im Laufe der Zeiten entwickelt sich die Sitte, auch bei den Gelagen mit Rätseln zu spielen 4 ). Jede Art von Witz und fröhlicher Laune war bei dem Gastmahle gestattet, jeder Ausdruck

deren Kinder stehen im Gegensatz zu dem Feuer, dessen Matter das Hols ist). Kinkel fragm. epic vol. 1 Lips. 1S77 8. 148 liest a<pcriQoi*i und «tf-aXitj» n.

') Rigv. 10. 79. 4. Diese Bemerkung verdanke ich meinem Freunde 0. Gruppe, ebenso wie zahlreiche Belehrungen namentlich über die alt-Indische und neugriechische Poesie.

?) Zeitschrift für deutsches Altertum 14 S. 551. vergl. das Ratsei des Jul. Caesar Scaliger bei Reusner, griphologia. Frankof. 1602 8. 168, des Aldhelmus bei Reusner S. 220, des Hadrianus Juuius bei Reusner 8. 240.

8 ) Cod. Bernensis 611, bei Riese authol. latina, pars prior, fasc. I 8.300.

*) Die Kelten sind (nach Diodor V 31) xatd tag bpiXias ßQaxvX6yo Mal aivtypailai xal tri noXXa aiVirro/ie^oi tfi^xJo/utwf.

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geistiger Regsamkeit war willkommen 1 ), nur ungern Hessen es die Griechen wir leeren Völlerei kommen 9 ). Beim Essen selbst ging es still her, aber wenn der erste Tisch fortgerückt war, das Trankopfer dargebracht und dem Retter Apollo ein Plan angestimmt war 8 ), dann begann der dritte Teil des Gastmahls, das Trinkgelage 4 ). Der Würfel bestimmte den Ordner, den Symposiarch ft ), dann löste Dionysos, der Sorgenbrecher und Befreier, die Zungen 6 ), und die fröhliche Stimmung machte sich in aller Art von Kurzweil und Ergötzlichkeit Luft. Zuweilen waren Cither- und Flötenspieler bestellt, welche das Ohr der Gäste erfreuen sollten.

Der Syrakusier im Gastmahl des Xenophon lftsst uns erraten, wie es oft bei solchen Gelagen herging; er stellte sich mit einer geschickten Flötenspielerin ein, einer Tänzerin und einem schönen Knaben, der vortrefflich die Zither spielte und tanzte 7 ). Nachdem jeder von diesen wiederholt ein Zeugniss seiner Kunstfertigkeit abgelegt hatte, lässt ihr Herr und Meister zum Schiuss des Gelages durch ein junges und schönes Sklavenpaar eine Pantomime darstellen: Dionysos und Ariadne. 8 ) Zuweilen trat ein Spassmacher auf 9 ), der als ungeladener Gast und für den freien Tisch mit seinen Schwänken, die so oft schon gehört waren und doch immer wieder gerne gehört wurden; die Tischgenossen ergötzen musste l0 ). In der Blütezeit des griechischen Lebens wandte man sich mit Vorliebe zum ; Kottabosspiel, oder der Sologesang dos Skolion's 11 ) ineist ernsten,

i) Hermann, griech. Privataltert. } 54,25.

>) Plnturch conviv. sept. aap. cnp. 2. (bei Didot Moral I 175,83 ff,

8 ) vgl. Becker, Clmrikles 2. Auflage l 147.

<) Plutarcu sympos qu. VII 6,2.

*) Luciuu Saturual. cup. 4. (Jacobita vol. III 459.)

*) Plutarcu sympos. qu. I 1,2.

7 ) Xenophon conviv, cap. 2. vergl, Hermann Privatalt. | 54,18.

*) Xenophon conviv. cap. 9.

°) y€Xu)to7iot6{ Hermann Privalt $ 54,9.

*>) Wie z. B. Phiiippus im Gastmahl des Xenophon I 11 Tgl. Athen« XIV p. 614« Plautus Rud. I 2,52. captlvi I 1,2.

ii) Becker Clmrikles 1. Auflage I 478. Hertsberg Übersettumj der Fabelu des Bubrios Hülle 1846 8. 1?5 f.

)

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aber auch spottenden und verliebten Inhaltes'), ging in vielfachen Krümmungen 8 ) durch die Reihen der Tischgenossen•). Doch mit solchen Ausseren Mitteln begnügte man sich selten, wenn auch nuturgomflss Stellung und Bildung der Gilnte massgebend fQr die Art der Beschäftigung war 4 ). Anregende Unterhaltung durfte im Allgemeinen nicht fehlen ft ) y nur musste dieselbe nicht allzuschwer verdaulich sein 6 ). Auch wurden mancherlei Aufgaben gestellt, die Sangeskundigen forderte man zum Singen auf, die Redefertigen zu einem Vortrage, die Philosophen zur Lösung einer schwierigen Frage, die Dichter zum Vortrage von Versen 7 ). Oft kam es im Verlaufe des Gelages zu mutwilliger Ausgelassenheit: dem Stammelnden gab man auf zu singen, dem Kahlköpfigen sich zu kämmen, dem Lahmen auf einem Bein zu tanzen 8 ). Zuweilen stellte jeder der Gaste der Reihe nach die Aufgabe, die für alle Tischgenossen galt. Als einstmals bei einem Gastmahle, bei welchem die schöne Phryne mit anderen Hetären zugegen war, die Reihe an die Phryne kam, befahl sie, dass Alle ihre Hunde in Wasser tauchen, damit über das Gesicht fahren und dann mit einem Handtuch schnell das Gesicht abtrocknen sollton. Phryne seihst machte den Anfang. Da erschienen die Gesichter der anderen Frauen voll Flecken und wie Schrecklarven; Phryne allein erschien schöner als zuvor, jene waren geschminkt, sie aber war von Natur schön und gebrauchte keine Schönheitsmittel 9 ). In den meisten Fällen bestimmte der Symposiurch (Zcchkönig) die Aufgaben.

! ) Bergk, griech. Literuturgesch. II 160.

2 ) Hagen antike und mittelalterliche RaUelpoesie S. 41, Kote 2. * a j Plutarch symp. qu. 1 1,5. *) Plutarch s. qu. I 1,3. *) Plutarch B. qu. I 1,2.

6 ) Plutarch de tuenda sanitate praec. cap. 20 (Didot Moral I 158) •ymp. qu. I 1,1, VIII pruoem. Lehrs de Aristarchi stud. Boro. ed. tertia 1SS2 S. 208.

7) Plutarch sympos. qu. I 4,3.

*) Plutarch 8. qa. I 4,3. Andere Scherze als Zeichen toller Ausgelassenheit nennt Lucian Saturn, cap. 4. (JacobiU vol. III 459) Plutarch sympos. qu. 1 4,3.

- es —

Kein Sehen, kein Spiel schmiegte sieh so sehr der eigentlichen Bestimmung des Gastmahls an wie das Rätsel, weil nichts Anderes in gleicher Weise Scher» und Ernst mischt Daher war das Rätsel schon frühieitig ein gern gesehener Gant beim Mahle 1 ).

In den Wespen des Aristophanes erzählt Xanthias dem

Sosias seinen Traum:

eJdxoov dttov

xaxaircö|i8vov ec tijv dfopcb uijccv xrfvo

dvaoftdoavra t<kc ovo^tv doicfta

<fipetv inyahtw dvexfa £q xov oipavov,

xärotTa xaoxYjv ditojiaXetv KXscovo|iov. Es träumte mir: Ein Adler gar gewaltig, schoss zum Markt herab, Und raffte mit den Klauen einen Schild von Erz Hinweg, und trug ihn zu dem Himmel hoch empor, Dann warf er ihn hinweg, als sei's Kleonymos. Sosias antwortet:

Oodsv dpa fo(<poo Jia^ipst KXeo>vt>|to;.'

Kpot&vst xtc totot 9U|iiC(ixatc Xtyov

f x( xauxov ev fijj t* dicißaXev xdv oupava?

xdv xtq daXdxxiq ftijptov tJjv doitßo;' 1 ) Da fehlt ja nichts zum Rätsel auf Kleonymos: Was ist es, fragt man dermaleinst beim Trinkgelag, Für ein Geschöpf, das im Himmel und auf Erden hier Und auf dem Meere überall den Schild verlor? Ein anschauliches Bild von einem üppigen Mahle in Athen entwirft der Komödiendichter Machon:

Arrian Epictet III 9,22 bestand eine Aufgabe darin, dasi man Nässe und Feigen aus einem Gefässe mit engem Halse herausholte.

») Athenaeus X p. 451* 457<* 420« Vp. 186«. Plutarch sympos, qu. V. prooem. Diog. Laert. II 111. Becker Charikles 1. Auflage I 478 f& Friedreich Gesch. des Rätsels g 44 S. 139.

*) Aristophan. vesp. 15—23 (Dindorf). Kleonymos ist der von Aristophanes so oft verhöhnte Feigling, welcher stets mit seinem Mute prahlt» mit Helm und Säbel einherstolziert und, wenn es tum Kampfe kommt» als Erster den Schild von sich wirft und flieht

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tlvat ftox&v aux^ioXoc avfrparaoc 5<voq xal icapimta]|ifj9ac 'Afr^viijotv xott tJjv Mavtav |trctfti|i<(>afr', foov 'fcrpt fo6c tfc xov Je ro-wv 9jv ou|ii:af>6tXi)<pu>c ttvac ex t^q roXstoQ tcuv sxqeXäv sifttajtivo)v faavta xoiq tps^oüatv dsi icpoc X^P^* ßooXojisvo; etva». fXacpupo; darsioc ft'ä|ia, t>Jq Mavia; aptata zaiZvjatfi ocpofya dviTcaiievr^ ts roXXaxt; st; 8aauzo3a aoTYjv srtxpoüaat ßo'Adjisvoc, rpo; xcov frs&v, jistpdxta, ti W.si tiuv äfpuov üjuv t:ots sv toi*: opsat tor/tata ftr 4 p(ov tpsystv; f 4 Mavia i\ aixojxoXo; to (JsXTtar\ ecpij 1 ).

Ein Fremdling, der für einen Oberläufer galt Und in Athen für eine Zeit sich Wohnung nahm, Lud einst die Mania ein und gab nach ihrem Wunsch« Zu dem Gelag entbot er Manche aus der Stadt, Die, um dem Wirt sich dankbar zu erweisen, stets Bei Allem, was er sagt, zu lachen willig sind. Um nun recht fein zu sein und witzig auch zugleich, Als Mania voll von Scherz und heitrer Laune war Und oft dabei nach einem Kauchfuss (Hasen) sich erhob, Sprach er, um sie zu necken, „bei den Göttern sprecht, Ihr Freunde, welches Tier scheint euch von allem Wild Am hurtigsten zu S"in im Lauf auf Bergcshöh'n?" „Der Überläufer, bester Freund*, sprach Mania. Aber nicht nur bei den Gelagen der Reichen und philosophisch gebildeten Männer war das Ratsei beliebt, auch nach der Mahlzeit der grossen Menge mögen Ergötzlichkeiten aller Art und Rätselspiel öfters vorgekommen sein. Plutarch sucht in seinen Tischreden einem seiner Freunde zu beweisen, dass nach dem Mahle die Seele ihre eigenen Freuden geniesse, an welchen der Körper keinen Anteil hat, wie ja auch gewöhnliche

l ) Athen. XIII p. 579»*». Mania war eine Geliebte des Demetrini Poliorcetee (Athen. XIII p, 578* 579* ).

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und ungebildete Leute nach der Mahlzeit auf andre Genüsse, die mit dem Körper garniohte au .schaffen haben, ihre Gedanken richten, indem sie sich Rätsel und andere Aufgaben stellen 1 ).

Die Frage ging in den meisten Fällen der Reihe nach herum 3 ). Wer das Rätsel löste, erhielt eine Belohnung, wer die Lösung verfehlte, eine Strafe. Belohnung und Strafe wechseln naturgemäss im Laufe der Zeit. Klearch von Soli sagt in seinem Werke über die Sprichwörter, dass man in der früheren Zeit, als die Sitten noch rein und ehrbar waren, demjenigen, der das Rätsel löste, einen Kränz und Beifall aussetzte, und das habe die gegenseitige Freundschaft recht eigentlich versüsst Zu seiner Zeit dagegen, wo die Entartung der Sitten sich auch beim Gelage zeige, bestimme man als Preis für die Sieger Küsse, die allen ehrbaren Männern zuwider seien, und als Strafe für die Besiegten einen Becher ungemischten Weines 8 ).

Aus den Gesprächen in der gelehrten Tischgesellschaft des Athenäus erfahren wir, dass derjenige, der die Aufgabe nicht lösen konnte, eine Mischung von Wein und Salzwasser mit einem Zuge (drvsoTti) trinken musste, zum Beweise dafür wird eine Stelle aus dem Ganymed des Komödiendichters Antiphanes angeführt Laomedon fragt den Sklaven (Kaä<qo>-(<i<;), dem der kleine Ganymed anvertraut war, ob er vom Raube des Knaben irgend etwas wisse. Der Sklave antwortet:

Weh mir, verwickelt ist die Frage, die du stellst Laomedon.

So will ich deutlich sein.

') Plutarch sympoe. qu. V prooem. xal ol <poQtatol xal a<piX6Xoy<* fitu) to deinyov i<p* iJcWcfc hi(>ae rov <raJ/4<rr<K anmdtut r?V duivouw anal^way, aiviyfAcaa xai ygifpovs xal &&<t£is ovopaia»' iv dpttytofc ünoovfAftoXa ngofinX-Wie*.

*) Casaubonus bei 3chweighäaser animadv. in Athee. deipn. vol. V 528. Lehn de Arißtarchi stnd. Hom. edit. tertia 8. 310, Bote ISO. vgl Becker, Chariclee 2 Aufl. 1 Band, Leipzig 1854 S. 167. Morawski de Graec. poesi aenigmatica dies, inaug. Monasterii 1862 S. 21.

*) Athenaeus X p. 457«-', zuweilen begnügte man sieh bei der Lo-r sang mit der blossen Ehre (Athenaeus X p. 448«).

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Wenn dir vom Raub de» Knaben etwas ist bewusst, So sag' es schnell, eh 9 man dich hfingen wird.

Der Sklave aber will von der ganzen Sache nichts wissen und stellt sich so, als ob ihm von seinem Herrn ein R&tsel zur Lösung aufgegeben sei, daher will er auch nur die Strafe tragen, die derjenige erhielt, der beim Gastmahl die Aufgabe nicht lösen konnte. Er sagt daher, sein Herr möge den Riemen, nach welchem jener eben ruft, nur ruhen lassen, vielmehr einen Becher mit Salzlake bringen lassen. Der Herr geht auf den Scherz ein und belehrt den Sklaven, wie er nach rechtem Brauch den Becher trinken müsse, er sagt:

Du hältst die Hände hinterrücks Und trinkst in einem Atemzug (ctevsuyri)•).

Nach Julius Pollux') bestand der Preis in einer Portion Fleisch, wer die Aufgabe nicht lösen konnte, musste ein Gefäss mit Salzwasser trinken. Noch anders bestimmte Hesychius die Strafe, nach seinem Berichte konnten jedesmal die Tischgenossen darüber übereinkommen, und entweder ungemischten Wein oder Wasser bestimmen 3 ). Noch anders war es nach der Darstellung des fiustathius*).

Eine feststehende Regel für Strafe und Belohnung in dieser Richtung gab es sicher nicht, auch in diesem Punkte wie in so vielen anderen gilt der Satz, dass die Bildung der Gastgenossen,

_ _ •

dass Zeit und Ort mannigfachen Wechsel herbeiführte. Der römische Schriftsteller Aulus Gellius, der um die Mitte des zweiten

l ) Athenäus X p. 459» b . Meineke frugm. com. III 41,42. Kock Comic attic. frugm. vol. II. pars I. S. 41. .') Pollux Ouomaeticon VI 107.

') Hesychius yQiffog * xal nQoortfiov xtS pij Xvaavxi rov ygltpov ixnuly tö evyxeifdcvov, fjrot üxq«xo» tj ttfaip, roviion xaSo* vtitttos. Über Strafo and Belohnung vgl. Ilugcu antike und mittelalterliche Rätselpoesie S. 12. Friedreich, Geschichte des Rätsels S. 139. Hermann, Privatalt. § 28, 34. H. Ehlers de Gr. aenigmatis et griphis. Progr. Prenzlau 1375 S. 7. 8.

4) Eustath. Odyss. p. 1U26, 57: yQtyos tivoxoXov (fapa o eV cv/Anottote IXtyk its 7iQOxeifAivrjs ytdXw otvov yepovar t ? xal 6 irnkvaa^yog ro anoQ>i&ky i$kmy€v • ei & /üj, 6 anog^aag (d. h. derjenige, der das Rätsel stellte)

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Jahrhunderts nach Christo lebte und längere Zeit in Athen den Umgang der besten Gelehrten jener Zeit genoss, lässt in seinen „attischen Nächten* manche Abweichungen vom alten Brauehe erkennen 1 ). Er erzählt:

„Wir feierten zu Athen das Fest des Saturnus durchaus in sittsamer Heiterkeit, indem wir nicht etwa in geistiger Thätigkeit nachliessen — denn nachlassen (remittere) in dieser Thätigkeit heisst gleichsam dieselbe verlassen (amittere), wie Musonius sich ausdrückt — sondern indem wir unsern Geist durch angenehmen und schicklichen Reiz in der Unterhaltung ein wenig erheiterten und zerstreuten. Wir römischen Landsleute, die wir nach Griechenland gekommen waren, dieselben Vorlesungen und auch dieselben Lehrer besuchten, pflegten uns in ziemlicher Anzahl bei einem Mahle zu vereinigen. Dann setzte derjenige, welcher für ein kleines Mahl zu sorgen hatte, sobald die Reihe an ihm war, Tür die Lösung irgend einer gestellten Frage ein griechisches oder lateinisches Buch von oinem alten ächriftsteller und einen Lorbeerkranz als Preis aus und stellte soviel Fragen als Personen zugegen waren, und sobald er alle Fragen genannt hatte, bestimmte das Loos den Gegenstand und die Reihenfolge, in der wir sprechen sollten. So wurde nun die Lösung einer Frage mit dem Kranze und dem Preise (d. h. dem Buche) belohnt; war die Frage nicht gelöst, so wurde sie an denjenigen fibergeben, der dem Loose gemäss an die Reihe kam, und dies Verfahren wurde im Kreise herum auf gleiche Art beobachtet Wenn Keiner die Frage löste, so wurde der Kranz stets demjenigen Gotte geweiht, dessen Fest man feierte". An einer anderen Stelle nennt Gellius sogar eine Sesterzie als Gegenstand des Preises und der Strafe 3 ).

Wie fest das Rätsel in den Sitten der Griechen wurzelte,

») Gellius noctes Atticae VIII 3 ff. Gellius ist ein ehrenhafter und gewissenhafter Mann, dem wir unbedingt Glauben schenken können. Er hat sein Werk in langen Winternächten in Attika selbst begonnen und mancherlei Mitteilungen nach dem frischen Eindruck des Erlebten aufgezeichnet

») Gellius noct At*. XVIII 13,3.

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sehen wir deutlich in ihrer Poesie. Es ist naturgem&ss, dass sich Sitten und Gebr&uche in den Darstellungen der Dichter wiederspiegeln, daher werden wir auch für die Eenntniss des griechischen Rätsels willkommenen Aufschluss finden, wenn wir die Poesie der Griechen auf ihrem Entwicklungsgänge begleiten.

Die epische Poesie.

In den Ältesten epischen Dichtungen findet sich noch keine Spur der eigentlichen Rätselpoesie, obwol man zugeben muss, dass das Epos sich zuweilen besonders im Gleichnis dem Rätsel nähert, wenn es Gegenstände in der Natur schildert oder durch Umschreibungen andeutet, nur dass es den Namen nennt. 1 )

Näher dem Rätsel kommen die mancherlei Märchen, welche sich in den homerischen Gedichten finden.

Rätselartig ist Homers Schilderung der laistrygonischen Stadt Telepylos, zu der Odysscus auf seiner Irrfahrt kommt:

Vpist si;sXcia>v, i 5s t 's£sXcm»v iraxois». evfta x ? ebrvoe dvr 4 p Sotou; s^pato |U9&ou£, tov piv ß'/jxoAiwv, tov V äpp^a JlYjXa VO|l£UU>V* syfi; fdp vuxto; ts xai f^und; sta» xsXsuftot.*)

Wir kamen zur Veste der Luistrygonen, zu Lamos' Ragender Stadt Telepylos: es ruft der Hirte dem Hirten,

*) Wie eiu Rätsel klingen die Worte des homerischen Hymnus auf den Hermes v. 552 ff, wo die Bienen als Jungfrauen mit mehlbestrcutam Haupte dargeftellt sind.

*) Odyss. X ^1—86. vgl Georg Gerlaud, altgriech. Märchen in der Odyssee, Mngdeburg I8t»9 uud Beuder, die märcheuhatton Bestaudtoile der homerischen Gedichte, Programm des grossheraogl. Gymnäs. zu Darmstadt 1878» f bor die Verwandtschaft des Rätsel« mit dem Märchen sagt Wackernagel In der Zeitschrift für deutsches Altertum III 25 ff,: „Das Rätsel streift dem Inhalte wie der Form nach au das Lügeumärchon, das Sprichwort, die Priamel, die guomische Poesie überhaupt, ja es giebt Rätsel, die man ebensowohl Märchen neunen kann; in Märchen, Sagen, altertümlichen Rechtegebräuchen unseres Volkes wiederholen sich Fragen und Bestimmungen von absichtlich rätselhafter Schwierigkeit 44 .

 

 

 

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Wenn er hineintreibt, jener vernimmt es, wenn er hinaustreibt Wer nicht schliefe, verdiente als Hirte sich doppelten Taglohn, Einen bei Rindern, den andern bei silberglänzenden Schafen, Sind doch nahe beisammen die Pfade der Nacht und des

Tages. Verwebte der Dichter in seiner Schilderung ein altes Volksrätsel, das Tag und Nacht zwei Hirten vergleicht, die einander wohl hören, wenn sie kommen und gehen, doch nie zusammenweiden?

In der alten indischen Sage (Rigv. I 123,7) giebt es „ein Rätsel, welches die glänzende Nacht und die Aurora als zwei verschieden schöne preist, welche zusammen wandeln, von denen aber die eine geht, während die andere kommt. In einem anderen Hymnus hcisst es von ihnen: die herrlich geschmückte naht, die weisse Aurora kommt, die schwarze bereitet für sie die Wohnung. Wenn die eine Unsterbliche die andere getroffen, so erscheinen die beiden abwechselnd am Himmel Einer und ewig ist der Pfad der beiden Schwestern; sie .wandeln ihn, eine hinter der anderen, geleitet von den Göttern; sie treffen nicht zusammen und stehen nie still — die beiden guten Ernährerinnen, Nacht und Aurora, einig im Sinne, verschieden an Gestalt (Rigveda I 113, 2, 3)* >)•

Merkwürdig ähnlich erscheint die Schilderung von Tag und Nacht in der Theogonie des Hesiod:

Nu£ tt xcti f ll|tipYj dsoov u»toai dXXVjXa; itpo;istrov, d|istßo|isvat |iifav ooJov, XrfXxsov. tj |tsv.«oo> xata^astau tj 5« fttipaCt epxsxat, ooSi kot' d|t^oxepa; Jö|to; svto; upftt, iW aiel ixipyj -(t äci|ut>v sxtosfav sotoa •jatav STaorptystat, y) ä' ai )d|iou ivtoq eoöaa |i(|iv6t xf|V m>ttfi <opr 4 v 62ou« tat' äv fottjTat 1 ).

i) A. de Guberuatis, die Tiere In der ludogerm. MythologU, aber» aetit ton Hartmanu S. SS t vgl. Tb. Benfoy, Uebera. des RlfVada ta Orient und Occident 1 (1862) S. 587.

») Hesiod Theog. 747-754.

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Oder verstand Homer unter Telepylos die Stadt mit der langen Strasse und den unermesslich weit von einander abliegen-' denThören? Dachte er sich diese Strasse so lang und diese Stadt so gewaltig gross, dass im Osten der Tag anbricht, wenn im Westen die Sonne zur Röste geht, und verknüpfte der Dichter mit dieser Vorstellung das Bild von den beiden Hirten, die einander anrufen, wenn der eine im Westen die Herde eintreibt und der andero im Osten austreibt? 1 )

Oder verlegte der Dichter endlich das menschenfrossende Riesenvolk der Laistrygonen in die Gegenden, in denen die Nächte sich auf kurze Augenblicke verkurzen? Dachte er also an die hellen Nächte des Nordens oder hohen Nord »Westens, von denen schon früh eino dunkle Kunde zu den Griechen gekommen war? 8 )

Reste uralter kosmischer Märchen begegnen uns in den Worten der Circo, mit denen sie dem Odysseus warnend von den Herden des Sonnengottes auf Trinakia erzählt:

öp'.vaxiyjv d'sc vyJoov d<p(c;sat* svfta Zk zoXXal ßosxov?' fjsX'oio [Jos; xal fyta jiyjXa, irret JJowv cqsXcr., xoaa 5Vuov toosoc xaXoi, Z2vTr 4 xov:a 5' Ixaata- -jovo; Vm "jqvstai aux&v, 0O02 Tjr,t ffhvj&oost. ftsai V sziffotjUvs; eb(v, v6|i^at surXoxa|iot, 4>asfro'j3d ts Aa|irsT(y) te*).

Aber du kommst zur Insel Trinakia, siehe dort weiden Rinder des Sonnenbeherrschers in Haufen und mächtige Schafe. Sieben Herdon der Rinder und sieben der trefflichen Schafe. Fünfzig in jeglicher Herde, dioZahl wächst nie durch Geburten, Niemals ändert sie sich. Zwei Göttinnen hüten die Weide, Nymphen mit schönen Flechten, Lampetia und Phaethusa.

') Vgl. besouders W. Schwarte, Jahrbb. für kluge. Philologie 1876 & 844 ff.

*) Vgl. K. Müllenhoff, deutsche Altertumskunde, 1. Band Berlin 1870 8. 5 ff. U. von Wilamowitt - Möllendorff, homerische Untersuchungen (7. Heft der philol. Unters.) 1884 8. 168.

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Schwebte dem Dichter die uralte Vorstellung vor Augen, die unter den Herden in immer gleicher Zahl» die stets gleiche Zahl der Tage und Nächte im Jahre verstand?

Schon Aristoteles deutete die siebenmal fünfzig Kühe als Tage des Mondjahres und die siebenmal fünfzig Schafe als die Nächte dazu'). Die Zahl 360 bezeichnet ursprünglich in runder Zahl die Tage und Nächte des Mondjahres (354). Der Hymnus aif den Hermes, der von den Herden des Apollo in Pierien singt, welche der listige. Hermes stiehlt*), nennt nur Rinder, alles weibliche (v. 192), einen Stier mit dunklem Haare (v. 193) 3 ) und vier braunfarbige Hunde (v. 194), sie gehen auf nimmer gemähten, erquicklichen Angern zur Weide (v. 72).

Wirkliche Kfitsel erscheinen zuerst in Gedichten, welche der alte Sänger von Askra gedichtet haben sollte; das erste lernten wir in dem Wettstreit der Seher Kalchns und Mopsus kennen, in welchem nacli der Zahl der Früchte einos Feigenbaums gefragt wird 4 ), ein anderes zeigt sich in den Worten der Nymphe Mais, worin sie das hohe Lebensalter der Nymphen erraten lässt:

swsa xot Ccost f eveac XaxeptiCa xopcovrj dvipiov t$o)vt<dv sXettpoe M ts TSTpaxo'pawoQ* tpsl; V sXotyouc o xopac; fYjpcioxnar autdp 6 <poTvt{| swsa touQ xopaxa; * %sxa &' f 4 |«i; tooq ^olvixa; v6|i^at S!>rXdxa|iot, xoüpat Ato; avfiefyoio 1 ).

i) Schol. uud Knstath. zu Od. XU 129. ISO (p. 1717,39 ff.) vgl. Luoian Mtrol. 92, vgl. Max Müller Essays II 147. Lauer, Gesell, der honferiscoen Poeiie In: Utterarisctwr Nachlas« 1. Band zu Homer Ilorlin 1851 8. 998-394. Et ist bekanut, üuhs Gr. W. Nitzseh dieso Deutung verwarf zu Odyss. VII v. 127-131 (3. Huud, 8. 886 ff.) vgl. Preller grloch. Mythologie I»351. Auch in der altlndischon Sage erscheint .die Morgensonne als Hirtengott (Gubernatis-Hartmaun, die Tiere In der Indogermanischen Mythologie Leipzig 1874 8. 76).

») Prellor grlech. Mythol. 1' 319 ff.

') Zwölf Stiero finden sich in der Herde des Auglas: Theokrlt Idyll. 25,130. Preller griech. Myth. II» 199.

*) 8. 36-40.

*) Plutarch de oracul. defectu cap. 11 Mor. p. 415« (bei Didot Mor. I 506). Hesiodi cann. ed. Göttling-Flach fragm. no. 163 (992) Kinkel

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Neun der Geschlechter von Männern in frisch ausdauernder

Stärke Lebt die geschwätzige Krähe, der Hirsch vier Alter der Krähe, Und drei Alter des Hirsches der Rabe,. hinwieder der Phönix Lebt neun Alter des Raben, und wir zehn Alter des Phönix, Nymphen mit lieblichen Flechten, des Agiserschfltterers

Töchter, Unter dem Phönix versteht der Dichter den Vogel Phönix (Plin. H. N. VII 48 § 153. Auson. Idyll. 18), nicht den Paim-baum; die Sage von diesem ägyptischen Vogel ist wahrscheinlich frühe in Griechenland verbreitet gewesen. Schon im Altertum stritt man über die Zahl der Jahre, welche der Dichter im Sinne hatte: Heraklit (Plutarch de orac. dcf. cap. 11? rechnete das Alter der in Kraft erblühenden Männer (fsvs« dvfy«>v fjßoivKov) zu 30 Jahren, danach lebte dann die Krähe 270, der Hirsch 1080, der Rabe 3240, der Phönix 29160, also die Nymphen 291GOO Jahre. Aber schon im Altertum lasen manche an jener Stelle täpomeov (alternder Männer) statt f^jiwvTwv (Plutarch ibid. cap. 11) und nahmen dann GO Jahre als Norm an, noch andere zählten sogar 108 Jahre als Grenze des Menschenalters (Plutarch ibid. cap. 11) und brachten also eine ungewöhn- . lieh grosse Zahl als die Lösung heraus.

Wieder andere klügelten heraus, Hesiod habe unter ipsd nicht ein ganzes Menschenalter verstunden, sondern ein Jahr und rechnetet! dann 9 Jahre für die Krähe, 36 für den Hirsch, 108 für den Raben, 972 für den Phönix und 9720 für die Nymphen (Plut. ibid. cap. 11. 12)')

Kirt anderes Riitsel vom Feuer, das Vater und Mutter verzehrt, lernten wir in dem epischen Gedichte „Die Hochzeit des

epic Gr. fragra. vol. I 165 (uo. 207). v. 2 los Borgk nach Etym. Magn. p. 230,53: «vÖQtSv ytiQaynay vgl. Bergk griech. Lit. I 1009 Note. v. 4 verbesserte C. G. Müller de cyclo S. 145: ivAa pkr *6Qaxat • <polvtxae dk dfaa fytts.

•) Über den Glauben der Neugriechen an ein hohes Alter der Ne-raiden, vgl. Chonrmouzis ty^nx« S. 70. Bernh. Schmidt, das Volksleben der Neugrtechen und das hellenische Altertum. I. Teil, Leipzig 1871 8. 107.

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Keyx" unter dem Namen des Hesiod kennen ')• Weitere Quellen aus alter Zeit besitzen wir nicht Die Rhapsoden freilieh mögen sich oft im Rätselspiel an einander versucht haben» wie wir es im Wettstreit des Hesiod und Homer gesehen haben und wie es auch bei anderen Volkern vorgekommen ist So versucht im Tragemuntslied der Wirt einen fahrenden Mann, der abends Einkehr begehrt, mit R&tselfragen, um zu sehen, ob der Gast der Herberge würdig ist oder zur Ehre des Fragers antwortet 9 ).

Die lyrische Poesie.

Die sieben Weisen gaben ihrer Lebensweisheit oft eine symbolische und allegorische Form 1 ), denn „die Volksweisheit der alten Zeit ging nicht direkt auf ihr Ziel los, sondern pflegte in Bild und Gleichnis die Lehren mehr anzudeuten als auszusprechen, diese feine, sinnige Weise der Belehrung liegt tief im Wesen des griechischen Volkes" 4 ).

Aber diese Männer standen nach der Meinung der Griechen selbst auch dem eigentlichen Rätsel nicht fern. Sagt doch Periander im „Gastmahl der sieben Weisen" des Plutarch, dass es auch zur Zeit ihrer Altvorderen Sitte war, einander Rätselfragen vorzulegen*). Wir haben schon früher gesehen, dass Amasis an Bias von Prieno einen Boten schickte mit der Bitte,

») vgl. 3. 59. 60. Die Kritik der Alten sprach dieses Gedicht dem Hesiod ab. (Plutarch symp. qu. VIII 8, 4 p. 730 f (bei Didot Moral 11 891) Atheu. II p. 49 b .

*; J. Grimm, das Trägem itndoslled iu Altdeutsche Wälder, herausg, durch die Brüder Grimm. 2. Band, Frankfurt 1815 S. 19 ff. Friedreich, Gesch. des Rätsels, Dresden IS60 § 42 S. 135 ff. Simrock, das deutsche Rätselbuch, 3. Auflage & 176 ff.

*) Bergk griech. Litteraturgesch. II 412. Curtius grlech. Geschichte I 425 ff. Kircher Oedip. AegypU 11, p. 27. Jablonskius in Pantheo Aegypt. I prolegg. p. CXI f. Creuzcr, Symbolik I p. 76 (ed. II) Pausan VIII 8,3. Clemens Alexaudriuus Stromat. VI p. 262 flu. (Sylburg). Jambliohus de vita Pythag. c. 23. Maximus Tyrius dlssert. XXIX.

*) Bergk griechische Literaturgeschichte I 363.

*) Plutarch conviv. sept. aap. cap. 10 (Didot Mor. I 182).

• •

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ihm bei der Lösung eines Rätsels behfilflich zu sein, das ihm der äthiopische König gestellt hatte. Bias löste jene Aufgabe, Thaies verwarf die Lösung des Äthiopiers und zeigte selbst, wie jene Fragen zu lösen seien 1 ). Dem Kleobulos von Lindos schrieb man das Rätsel vom Jahr und den zwölf Monaten zu 8 ). Auch seine Tochter Kleobulina oder Eumetis kann man zu diesem Kreise rechnen, manche ihrer Rätsel waren nach Plutarchs Be-rieht in Ägypten bekannt und gepriesen 3 ). Eines davon gefiel dem Aristoteles vor allen wohl 4 ). Er sagt:

T Nicht von weither, sondern von den verwandten und gleichartigen Gegenständen muss man die metaphorische (bildliche) Bezeichnung dessen, was nicht genannt wird, entnehmen, sodass die Verwandtschaft sofort beim Aussprechen klar wird, wie z. B. in dem berühmten Ratsei:

avSp* stöov zopt ycc/wxdv sz' dvspt xoXX^oavta.

Einen sah ich dem Andern Metall anschweissen mit Feuer. Es wird nämlich das, was dem Einen widerfahrt (das Geschröpftwerden) nicht genannt, es fallt aber beides (das Anlegen des Schröpfkopfes und die bildliche Bezeichnung dafür durch xoXX'iv [anschweissen]) unter den Begriff des Befestigens an etwas, und so brauchte der Dichter den Ausdruck „anschweissen* (xo/»>wav) für das Anlegen des Schröpf kopfcs" 5 ).

') 8.9—U. Plutarch conviv. sept. sap. cap. 9. (Didot Mor. I 181. 182).

2 ) 8. weiter unten.

*) Pluturcli conviv. sept. sap. cap. 3 (Didot Mor. I 176, 84).

') Freilich migt Aristoteles nicht, wer dieses Rätsel gedichtet hat, der Verfasser des (iastmahls der sieben Weisen nber spricht es der Ku-metis zu, die manche nach ihrem Vater Kleobuliua nannten. (Plut. conviv« •ept. sap. cap. 10.)

*) Aristot. Rhet.IlI 2, 12 (p. 1405b 1). Dasselbe Rätsel nennt Aristoteles noch einmal de art. poetica cap. 22, 2. (p. 1458* 29). vgl. Plutarch conviv. sept. sap. cap. 10. Demetrios ntgl ig^rcln^ p. 102 (bei Spengel vol. III 285 bei Walz VI 360). Joann. Siceliota Schol. Hermog. (bei Walz rb. Gr. Tom. VI p. 200). Im Schol. anonymi (bei Walz Tom. VII p. 949) heisst der erste Vers:

tWov iyia nvgl jfaAxoi' in afi(H xoXXqcavra ▼gl. Bergk comment. de reliqu. com. Attic. antiqu. S. 112. Bergk poet lyr. Gr. vol. II* 8. 62.

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In späterer Zeit wuchs dieses Rätsel um einen Vers:

ävty' äftov xupl gaXxöv £*' dvipt xoXX^oavca OüTO> OOptAXüK &9T8 oovatfio icotciv 1 ).

Einen sah ich dem Andern Metall anheften mit Feuer Also fest, dass hinfort einerlei Blutes sie sind. Der Kleobulina schrieb man noch ein anderes Rätsel in, dessen Sinn nicht mehr zu ergründen scheint:

dvfyj etöov xXirrovxa xat s;a-aTtovta ßeaicoc xai to (Jwj ps£at toüto Jtxatotatov 8 ). Einen sah ich, der stahl mit Gewalt und suchte zu täuschen, Dass er es that mit Gewalt, war noch das Beste dabei. Ebenso dürftige Nachricht haben wir von einem anderen Rätsel der Eumetis. Im Gastmahl des Plutarch*) sagt Äsop, dass die Flöten früher aus Rehknochen, zu seiner Zeit aus den Knochen der Esel verfertigt würden,, weil diese einen besseren Schall geben sollten; Er erwähnt dabei ein Rätsel der Kleobulina auf die phrygische Flöte, leider sind gerade diese Worte verstümmelt auf uns gekommen 4 ).

Aus der Neigung des Zeitalters der sieben Weisen, in Bildern und in Gleichnissen die Lehre oder den Satz mehr anzudeuten, als klar und deutlich auszusprechen, entwickelte sich schon früh diejenige symbolische Dichtung, welche es dem Zuhörer überlasst, den tieferen Sinn der Worte selbst zu suchen,

>) Athen. X p. 452b. c

") Orelü opuac. sontent. II 222 (Guleu. opusc. phys. 720): 3iXu> ökxai noiqpara itiiy naXaioii(ttoy (jtaQivQmy inayaykaHai ' KUoflovXtyitf * äy&Q fMo* xXinroyra xal itanaitorta ßta y «Je xal to pla (5l£«i rovro dixai6tdtor %v nnXcti Tttvj«. Heringa schrieb ßiaiw statt ßla cfc. vgl. Bergk poet lyr. Gr. ▼Ol. II* 62.

8 ) Plutarch couviv. sept. tap. cap. 5. p. 150** (Didot Mor. I 178 f.)

4 ) Mo xal KXeoßovXoy tj nQog roy 4>gvytoy avXoy yeßQoyoroe xtnjf^ xeQaoyoQoy oiag $?« ^«Df<«Cew ixan XQovotü*. Wyttenbach verbesserte diese Worte und die folgenden scharfsinnig so: Mixal KXeoßovXlyij n^og röV 4>Qvyioy avXoy flVtforo, NEBPCfrONO£ KNH'MH *H2E KEPJIBtfAON OY*ji£ "EKJTI KPOY'ZEQl • &<ne öavpafriy töV 6W, $1 naxvratog xal «fAovafaaTog tov räXXa, Xenroraroy xal povoixoltttToy omkw naqkxttau vgl. Bergk comment. de com. Att. S. 113.

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die zuweilen wie eine wirkliche R&tselaufgabe im Gewände eines Bildes erscheinen 1 ).

Die Griechen bezeichneten diese Dichtart gerne mit dem Namen Ainos (atvo;) und rechneten dieselbe zuweilen zum eigentlichen Riltsel*), weil das Wort atvqjia aus olvo; entstanden war, und weil der Inhalt des Ainos d. h. die Erzählung eines Vorfalles aus dem täglichen Leben oder aus der Tierfabel bildlich und oft mancherlei Deutung fähig war, Name und Sinn findet sich bereits bei Hesiod in der Fabel vom Weih und der Nachtigall 8 ):

Nüv 3'aivov ßaaiXsüatv spsu> eppovsoost xat aitot;. mV XfTfi rpo;dctZ£v dr^ova zotxtXoostpov, i>'}i |iaX' ev vetp ssaai <f spo>v ovx/saat jujiapKcoQ' T) 3' eiUov, *rva|ir:G».at ra£«pjuvY] djup' övuyeaat, |i6p£Xö* tyjv J^Gf' e-ixpaxeco; zpd; pMov sstre*

! ) Bei den Hebräern entwickelte sich aus dieser Neigung, in Bildern den Sinn der Rede zu verhüllen, eine besondere Rätselart, das symbolische Rätsel, am meisten bekunnt aus den Worten des Propheten Ezechiel eap. 17 (vgl. Friedreich Gesch. des Rätsels $ 27 S. 5* ff.). Der Prophet Nathan erzählt seiuem Könige „eiue kleine Parubel vom einzigen Schaf des armen Manne« (2 Sum. 12. 1): so Hiiug Jesuius seiuem geliebten Freunde, dem Volk, ein Fubellied von einem andern geliebteu Freunde (Jes. 5, 1), das nichts anderes enthält, als wie jenes ein unfruchtbarer, unnützer Weinberg sei, dem dieser, der Herr des Weinberges, die schnellste Verwüstung drohe. Die Propheten malen Symbole an die Wand oder werden selbst zum Symbol, zu eiuer lebeudigeu Fabel, uud weun dann die Neugier fragte, was ist das? was will die alberue Figur sageu? so erzählte Urnen der Prophet liebreich die Bedeutung.* 1 (Herder vom Geist der Hebr. Poesie, bei B. Suphau XII 1S5.)

2 ) Manche Rätsel heisseu geradezu alrog z. B. das. Rätsel des Pa-narkes von der Fledermaus. Selbst eine Fabel des Äsop finden wir alt Ainigma bezeichnet: Sext. Emp. adv. math. ed. Bekker S. 310.

*) Hesiod. opp. di. v. 200 ff. vgl. Plut. couviv. sept. aap. cap. 14 fin. Auch in der Odyssee 14, 508 leuchtet diese ursprüngliche Bedeutung von alvos schon durch. Theokrit 14,43. vgl. Euripid. Jph. Aul. 1147 naQytia aiviyiicua d. h. Rätsel, die nicht direkt auf ihr Ziel losgehen, sondern den Siun nur andeuten, vgl. Bergk griech. Literaturgesch. I 363, Note. 364 .Note 160, Bernhardy griech. Lit. II* 7S6. 784. 1 40S.

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Aaqiovti], tt XiXipcac; tyti v6 9t *oXXov dpttav* •njjVeT; ij o* dv qa» mp cqa>, xal dwWv toüoav' ftetxvov i\ rf x v tft&oj, icorijoo|iai 1p |uftyoa>. Jetet en&hl' ich den Fürsten, die wohl es verstehen, du

M&rchen: Sprach zur Nachtigall einst mit schillerndem Halse der Falke, Als er mit Krallen sie fasste und hoch tu den Wolken

emportrug. Sie nun wimmerte kläglich, durchbohrt von den spittigen

Krallen,

Jener darauf in herrischem Sinn sprach so zu der Schwachen:

Warum schreist du, o Thörin? Ein Stärkerer hält dich gefangen,

Sängerin bist du, doch gehst du den Weg, wohin ich dich führe,

Schmausen werde ich dich nach Willkür, oder entlassen!

Für aivo; erscheint zuweilen in völlig gleicher Bedeutung

das Wort X070; 1 ), z. B. bei Herodot für die dem Könige

Kyros in den Mund gelegte Fabel von dem Fischer, der den

Fischen blies, die er im Meere schwimmen sah und die, wie

er meinte, zu ihm herauskommen sollten aufs Land. „Als er

sich aber in seiner Hoffnung getäuscht sah, da nahm er ein

Netz, warf es aus und fing der Fische eine grosse Menge und

zog sie heraus. Da sah er sie springen und sprach zu ihnen:

höret jetzt nur auf vor mir zu tanzen, denn da ich euch pfiff,

da wolltet ihr nicht herauskommen nnd tanzen !* Dieses Märlein

erzählte Kyros den Joniern und Äoliern, welche, als er sie hatte

bitten lassen, vom Krösus abzufallen, nicht auf ihn hören wollten,

jetzt aber, nachdem er die Herrschaft glücklich an sich gebracht

hatte, willig waren ihm zu gehorchen'). Ein anderer bekannter

Logos vom Monde findet sich in Plutarch's „Gastmahl der

sieben Weisen" 8 ). Kleobulos sagt dort: Den Weisen hat das

•) Über die Unterscheidung von ahog % X6yog, /Av&og und änoXoyoe ▼gl. 0. Keller, Untersuchungen über die Geschichte der griechischen Fabel, bes. Abdruck aus 4. Supplementband der Jahrbb. für klassische Philologie, Leipzig 1S62 S. 130. Bergk, griech. Iiteraturgesch. Berlin 1872, I 369, Note 176.

>) Herodot I 141.

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Gesetz das Mass (des Besitzes) bestimmt, den Thoren aber will ich die Fabel erzählen, die meine Mutter meinem Bruder erzählte: „Der >lond", sagte sie, „bat einst seine Mutter, ihm • einen Rock zu weben, der ihm recht sei; sie aber gab ihm zur Antwort: Wie soll ich dir einen passenden Rock weben? denn ich sehe dich bald voll, bald abnehmend, bald wieder zunehmend*.

Naheverwandt dem aivo? ist das Sprichwort 1 ). Die ungewöhnlichen oder rätselhaften Bilder, deren sich manche Sprichwörter bedienen, verleihen der Mahnung eine grössere Kraft, denn sie zwingen zum Nachdenken und zur plastischen Vorstellung. Auch in diesen Aussprüchen der Volksweisheit tritt die eigentumliche Neigung der Griechen zu Tage, die Belehrung und Mahnung nicht deutlich und Jedem von vorneherein verständlich auszusprechen, sondern in Bild und Gleichnis nur anzudeuten. Die Griechen rechneten später alle Sprichwörter dunkleren Sinnes oder ungewöhnlichen Ausdrucks, die früher zumeist als Kinder der Erfahrung allen verständlich gewesen sein mnssten, zu den Ainigmata.

Als Muster dieser Art von Sprichwörtern galten die sogenannten Sprüche des Pythagoras, „die auch wir Rätsel nennen könnten, wenn sie als solche aufgegeben und nicht bloss der Bedeutsamkeit und Eindrücklichkeit wegen in dieser Form mitgeteilt wären" 3 ). Athenaus zählt eine Anzahl solcher Sprüche auf, die oft in unscheinbarer Hülle einen tiefen Sinn verbergen 3 ):

Man soll sein Herz nicht aufzehren (xapSiav u.yj saiKsiv) d. h. man soll sich nicht in Sorgen abhärmen; man soll das Feuer

*) Borgte griech. Litcraturgesch. 1 363.

») vgl. K. 0. Müller, Dorier, 2. Abteilung, 8. 4. Buch, S. 392: „Dieses Symbolische, wie die Brachylogie und eiu gewisser Witz des Aus* drucks zeigen, dass auch diese Sprüche nicht wohl unter den Joniern, sondern nur unter Doriern entstehen konnten, und dasselbe gilt vou der gesammteu pythagoreischen Philosophie, welche neuere Forscher der Geschichte der Philosophie mit Recht als die eigentlich dorische erkannt haben.' 4 Vgl. Meiners Gesch. der Wissenschaften, Lemgo 1781, 1. Band 8. 59.

') Athcnäos X p. 452*- •• fügt die Erklärung selbst hinzu, vgl Hagen antike und mittelalterl, Rataelpoesie S. 21.

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nicht mit dem Schwerte schüret! (xöp |i«ga(pf jdj oxoXtuttv) d. h. einen enfirnten Menschen darf man nicht reisen} denn Zorn ist Feuer, Streit das Schwert. Über das Joch soll man nicht springen (ttyov \i\ faepfkttvstv) d. h. man soll die Ausschreitung fliehen »nicht Ober die Schnur schlagen* 4 . Man soll nicht auf der grossen Heerstrasse gehen (Xccwpopw; oftok jirj ocstyetv), d. h. man soll nicht der Meinung der grossen Menge folgen. Man soll sich nicht auf den Scheffel setzen (|dj xdHjaftai in ^otvtxa) d. h. man soll nicht nur für den heutigen Tag sorgen, sondern auch des kommenden Tages harren 1 ). Auch Plutarch fuhrt in seiner Schrift „über die Erziehung der Kinder" einige solcher Sprüche an, auch er hält es überall für nötig, die Erklärung hinzuzufügen*): Koste nicht die Melanuren 8 ) |x-Jj -(Straftat |isXavo'jpa>v d. h. gieb dich nicht mit Menschen ab, die vor Bosheit schwarz sind. Reiche nicht jedem deine Rechte (|ij) Kav-ci s{iffcXXstv ^;tav) d. h. lass dich nicht gleich mit jedem in Freundschaft ein. Trage nicht einen zu engen Ring (|tij cpopslv oisvov foxt&Xtov) d. h. lebe frei nach deiner Weise und lege dir nicht selber Fesseln an. Enthalte dich der Bohnen (x'jdjuov dTrs/eo^at) d. h. befasse dich nicht mit Regierungssachen, denn früher wurde mit Bohnen bei der Wahl der Beamten abgestimmt 4 ). Wirf nicht Speise in ein Nachtgeschirr (otxtov si; djttöa jiyj £|ißdXXstv) d. h. verliere nicht ein edles Wort an eine niedrige Seele „man soll nicht die Perlen vor die Sfiue werfen*. Kehre nicht um, wenn du ans Ende gekommen bist (|tij swoipt^eaftai em touq opoo; sXfrovca<;) d. h. wenn du sterben sollst und das Ende deines Lebens herannahen siehst, so trage es geduldig und sei nicht mutlos. Auch in seinen Tischreden spricht Plutarch vom Pythagoras und seinen Sinnbildern 6 ): Man soll gleich beim Aufstehen aus dem Bette die Bettstücke unter einander werfen (oovcapdrceiv dvooravtat e£ sovtJq xd axptöjiaia), man soll

■) vgl. Bergk griech. Litoraturgesoh. II 435 Anra.

') Plutarch de Uberis educandis cap. 17 (Didot Mor. I 14).

•) Eine Art Seefische mit schwarten Schwänzen,

<) vgU Gellius uoct Attic IV 11.

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die Spur eines abgehobenen Topfes in der Asche nicht turück-lassen, sondern verwischen (x&?pac xfaov dpfrttafß tv oico&p u.^ ir*hxz\v % iWiwtyziv), man soll keine Schwalbe ins Haus lassen 1 ) (ysXtftovaQ oixty \i\ Mywftat), aber keinen Besen schreiten (aoipov jitj orspjkivstv), keine Tiere mit krummen Klauen im Hause halten (fajt'Jxövoyov otkoi juj tps^siv).

Die Tischgesellschaft bei Plutarch müht sich lange ab, diese Sinnbilder zu enträtseln, und einigt sich erst, nachdem mancherlei widersprechende Auffassungen laut geworden sind. Gerade diese Darstellung des Plutarch beweist, dass manche Sinnbilder durchaus verschieden aufgefasst und erklärt wurden und den Griechen selbst wegeh ihres dunklen Sinnes geradezu als Rätsel erschienen 8 ).

Nahe verwandt ist die gnomische Poesie der alten Griechen. Die Gnome, d. h. der kernige, sinnreiche Spruch, blühte bei keinem Volke in so ursprünglicher Frische, wie bei den Griechen.

•) Uubernatis, die Tiere iu der indogerman. Mythologie, übers, von Hartrannn 8. 523: „Die Schwalbe hat dieselbe mythische Bedeutung wie der Kuckuck; sie ist der frohe Bote des Frühlings, der ans dem finstorn Winter auftaucht. Zur Winterzeit ist die Schwalbe unglückbriugeud; im Frühling .dagegen segeubringeud." 8. 5*24: „Die Schwalbe, schön und segensreich im Frühling, wird hässlich und fast diabolisch in den andern Jahreszeiten. Daher hielten es die Alten für ein schlechtes Zeichen, von den Schwalben zu träumen. Nach Xenophon ging die Erscheinung von Schwalben der Expedition des Cyrus gegen die Scythen vorher und zeigte so den unglücklichen Ausgang derselben an. Dasselbe Vorzeichen geben die Schwalbeu dem Darius, als er gegen die Scythen zieht und dem An-tiochus, welcher mit deu Parthern kämpft. Es heisst auch, dass Pythagoras in seinem Hause keine Schwalben habeu wollte, weil sie insektenfressend wären. Bei Suidas heisst das pudendum muliebre /lAiJaiy".

*) Daher werden solche Sinnbilder («xoityucrra, nctQayyiXpccta, ovpßoXa) oft aiylyficna genannt z. B. von Plutarch de liberis educandis cap. 17 (Didot Mor. I 14/28) und von Athenäus X p. 452 d , der seine Mitteilungen über diesen Gegenstand dem Werke des Demetrius von Bycanz „über Gedichte*' entlehnte. Auch Klearcb scheint diese Art von Sprichwörtern zu den Ritsein gerechnet zu haben (Athen. X p. 457 e ). Auch Quintilian VIII 6,53 nennt solche alte, aus einem bestimmten Vorgange entsprungene sprichwörtliche Wendungen, welche der Auslegung bedürfen, aenigmata.

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Jeder ihrer grossen Dichter ist reich an Sinnsprüchen, ohne dieselben su suchen 1 ). Doch schon in alter Zeit gab es Dichter, welche die Gnome besonders pflegten, wie Solon, Xenophanes, Archiloolius, Mimnermus und als Altmoister dieser Gattung Thcognis'). Alle diese Dichter fasstcn ihre reichen Erfahrungen und Beobachtungen oft in Bilder, welche die moralische Wahrheit, die darin enthalten war, verhüllten und nicht selten schwer genug erraten Hessen 8 ).

Der ehrenfeste Dichter Theognis, der um 540—500 vor Christo im attischen Megara lebte, stand sogar dem eigentlichen Riltsel nicht fern, wenn wir nach zwei Versen urteilen können, welche uns Athenftus aufbewahrt hat:

t 4 5yj -(dp }ia xexXr/a ftaXdasto; otxait vsxpo'c,

Heimwärts ruft mich bereits der gestorbene Meeresbewohner, Leblos ist er nicht tot, rodet mit lebendem Mund. Der gestorbene Meereshowohner ist eine Muschel mit gewundenem Gehäuse, deren man sich in alter Zeit als Trompete bediente; der lebendige Sehall der Muschel ruft den Dichter in seine Behausung.

Von Theognis kennen Wir sonst nur noch symbolische Sprüche, von denen die meisten schwer tu deuten sind, weil uns die näheren Beziehungen derselben auf das innere Leben des Dichters unbekannt sind 5 ).

i) vgl. z. B. Bergk griech. Lit. I 882.

*) vgl. F. Thierach de gnomicis carminibaa Graeeoram in den acta philol. Monac. III 392—414, Bernhard? griech. Lit. I* S. 65 ff. Über das eigentliche Wesen and die Bedeutung dieser Sprüche vgl K. O. Müller Dorier II S. 391.

') vgl. Rhode, de veterum poetarum sapientia gnomica, Hebraeorum et imprimia Graeeoram, liavn. 1800, P. 1 cap. 1 § 10: alterum est aenigmatum genus, gnomarum dictionem invadens saltem forma sua et ornatu gnomas induens, ita tarnen ut morale argumentum tervari cernatur. Aenigmata huius generis, ad gnomas utique referenda, haud pauca ra-periuntur apud ipsos graecos guomicos.

«) Athen. X. p. 457* Theognis v. 1230 f. (bei Bergk poet lyr. Gr. II 1 225). Härtung, die griech. Elegiker, Leiptig 1859, Band I 8. 244.

*) Manche dieser Sprüche beliehen sich auf das Verhältnis des Dichters

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Im eigentlichen Gewände des Rätsels erscheint der Sprach: NsjJpov ort; ikdff oto Xtov &; dXxt xsirot&<i>c

irooai xatat|idp^oQ ai|iato; oix trtov* ttt^tov V tyrjXtbv trißd; roXtv oOx dtataa£a %

Ceo£d|ttvoc «ftrwj; dpjiato; oix &ißr 4 v a KpVjS;a; Voix sicoij£a, xai oix rriXeaaa tsXiooa? Jp^aac Voix ßorja', rjvjoa Vo&x dvfaac 1 ) Unter der Hindin hinweg, wie der Leu voll trotzigen Mutes, Rafft" ich im Sprunge das Kalb, ohne zu trinken vom Blut. Ragende Mauern stieg ich hinan, verheerte die Stadt nicht,

Schirrte die Renner und doch stieg auf den Wagen ich nicht, Handelte ohne zu handeln, beendete ohne zu enden, That, doch that. ich auch nicht, wirkte, doch wirkt 9 ich

auch nicht. Andere Sprüche des Yheognis tragen nur versteckt die Merkmale dos Rätsels, und doch haben manche sie dazu gezählt, weil der Dichter Bilder hineingewebt hat, die selbst •einen Zeitgenossen Riitsol schienen a ).

Auch dem Simonides schrieben die Alten Riltselworte zu: |it£ovo|i'/j ts KatT|p spi'f oü xai oyixXto; fyftoc kXtjOiov Tfp&oavTo xapyjorca * rcdtöa äs vuxtoq äs£d|i£vot ßXecfdpotat, Atowüaoto ävaxtoQ ßoutpovov oix efteXoost TtoVjvsioftat frepdi:ovTa a ). Ein verwegener Fisch und des triftenweidenden Böckleins Vater legten die Köpfe zusammen, doch lagen die Augen Frei dem Sohne der Nacht, jetzt wollen sie nicht Dionysos 9 Rinderopfernden Helfer, den Diener warten des Herrschers.

zu seinen politischen Gegnern, den Männern der Volkspartei, über deren Schlechtigkeit er sich bitter beklagt. Es ist bekanut, dass Theognis zu dem reichen dorischen Adel seiner Vaterstadt Megara gehörte, der in Folge einer demokratischen Umwälzung Einfluss und Vermögen verlor« [

') Theognis v. 949-954 (bei Bergk poet. lyr. Gr. II« 200).

») z. B. v. 257-260, 261—266, 861—864, 939-942, 1197-1202, 1209-1216.

8 ) Chamaeleon bei Athen. X p. 456«* Köpko de Chamaeleontfe He«J racleotae vita. Berlin bei W. Hertz 1856, S. 21. Bergk poet. lyr. Gr. UM 8. 506 f. (Simonidis fragm. no. 172 [230]).

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Aus Athenftus lernen wir tum Verständnis dieser Worte Folgendes: Manche hielten diese Verse Ar die Inschrift auf einem der alten Weihgeschenke in Chalkis, auf dem ein Widder und ein Delphin gebildet war. Andere meinten, mit dem Delphin und dem Bock sei das Saiteninstrument gemeint und der Rinderopferer und Gefährte des Dionysos sei der Dithyram-bos. Aber es gab noch eine andere Erklärung: In der Stadt Julis war es Sitte, das 8 der Stier, der dem Dionysos geopfert wurde, von einem der Jünglinge mit einem Beile erschlagen wurde; wenn das Fest nahe war, wurde das Beil in die Schmiede gegeben. N un sei Simonides, noch in jugendlichem Alter, zum Schmied gegangen, damit dieser das Beil bringe. Als er aber den Mann schlafen und den Blasebalg und die Feuerzange nutzlos mit den vorderen Teilen gegen einander da liegen sah, da habe er bei seiner Kfickkehr seinen Freunden dieses Rätsel aufgegeben; denn der Vater dcsBOckleins sei der Blasebalg, der verwegene Fisch aber die Feuerzange (xapxtvoc kann auch Schiniedokrebs heissen), der Sohn der Nacht der Schlaf, der Stioropferor aber und Diener des Dionysos sei das Beil.

Ebenso dunkel ist der Sinn in folgendem Spruch des Simonides:

<p7j|il tov oix eft&ovra <pipetv tirrrjoQ deftXov tü> IlavGftirjictöiB $u>0£tv jtrfa äsfovov 'Eicsuji. 1 ) Da die Deutung dieser Verse der späteren Zeit nicht gelang, so dichtete man folgende Erzählung: Als Simonides in der Stadt Karthäa auf der Insel Ceus weilte, leitete er die Übungen der Chöre; der Ort, wo der Chor seine Reigentänze und Gesänge übte, war im höher gelegenen Teile der Stadt in der Nähe des Apollotempels; darum mussten die Choreuten unten das Trink-

*) CharaaeleoD bei Athen. X p. 456* Köpke de Cnamaeleontie reliq. 8. 22. Bergk poet. lyr. Gr. vol. III« S. 507 (Siraonidia fragm. no. 173 [231]). Eine schöne Erklärung von rirnyos fo&lor giebt Dobree adver-Baria (ad. Athen, p. 456«) editio in Germania prima cum praef. Wagneri apud Calvary vol. III (1874) S. 109: imo scio an ro thriyos a&Xo» fuerit 4 6q6oos i. e. rö* ovx i&iXovra ^6Q€va6fUyoy naQttyeyia&au

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wasser holen, da wo die Quelle war; ein Esel schaffte ihnen das Wasser hinauf. Deswegen wurde bestimmt, dass jeder von den Choreuten, der nicht zur festgesetzten Zeit erschien, jenem Esel einen Scheffel Gerste geben mussto. Wer nicht die Mühe der Grille auf sich nehme, sei derjenige, der nicht im Chorgesange mitwirken wollte; das reichliche Mahl sei der Scheffel Gerste, des Panopcus Sohn sei der Esel. Den Grund zu dieser Benennung des Esels führt Athenäus so aus 1 ): Im Apollotempel der Stadt waren die troischen Kämpfe bildlich dargestellt Auf einem dieser Gemälde war auch Epeios gemalt, wie er den Atriden Wasser herbeiträgt. Von dieser entehrenden Arbeit des tapferen Faustkampfers 2 ) erzählt auch der Dichter Stesichorus 8 ), fügt aber hinzu, dass Athene sich des so geplagten Mannes erbarmte.

Die Tragödie.

Dass auch die Tragödie das Rätselspiel nicht verschmähte, hat zunächst seinen Grund darin, dass mancher Mythus, der den Tragödien den Stoff darbot, der Stellung und Lösung von Rätseln einen bedeutsamen Einttuss auf die Entwicklung der Handlung gab. So hängt in der Sage vom alten Seher Polyidus die Auffindung des verlorenen Königssohnes Glaukus von der Lösung eines Rätsels ab. Diesem Umstände musste jeder Dichter Rechnung tragen, der diese Sage zum Gegenstande seiner Darstellung machte, darum finden wir Anklänge an dieses Sehermärchen mit seinem Rätsel bei Aschylus, Sophokles und Euripides 4 ).

Jeder Dichter, welcher den thebanischen Sagenkreis behandelte, musste auf das Rätsel der Sphinx Rücksicht nehmen, das so bedeutsam in die Geschichte der alten Stadt mit den sieben Thoren eingreift, sie alle mussten der Sphinx und ihres

«) Athen. X p. 456^ 457 »•

») Homer 11. 23, 664 f.

8 ) Stesichorus fragm. 40. Schot IL V 665.

«) vgl. S. 6-9.

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Rätsels Erwähnung thun, wie es Sophokles und gewiss auch Aschylus und Euripides gethan haben 1 ).

In seinem ödipus flocht Theodektes von Phaseiis, ein Tragiker des vierten Jahrhunderts vor Christo, das Rätsel vom Tage und der Nacht ein 8 ).

Theodektes wird auch sonst gerühmt wegen seiner Rätsel *), von denen wir nur noch eines kennen:

Tiq <p üoiq ouft' fioa -(ata tpipet tpocpc; oW foa icoVcoc, oüte ppototatv syst -juuov aü^oiv ojioiav. dW sv |isv -(svsost rptotoaxdjx») eori lUftort), sv äs |ieaai^ dxjiatQ jitxpd, -$po: Se icpoQ aittf JJLOpCpTQ xat jisfsfrsi |isiC<»v icdXtv sotiv dicaVttttv 4 ).

Nichts, was schaffend die Erde erzeugt, die Woge hervorbringt, Nicht mit den Menschen hat es gemein das Wachsen der

Glieder. Kaum zum Leben erblüht erscheint es in riesigem Leibe, Klein, zur Mitte der Tage gereift; am Ende des Daseins Wächst die Gestalt von Neuem und zeigt unmässige Grösse. In einer Pariser Handschrift 5 ) steht dasselbe Rätsel und lautet in Prosa: sort tu; cpustc sv frvr 4 Totc f 4 *ctQ sv |isv ttq icpovqi jtviast sTaiiTjXSOTdxTi tr 4 v yjXtxtctv sativ, rpoc ebcji^v VeXrfoaoa ßpctp-tdTT| xat Dfjpa'.a ^fivsxas aufhc \% xpo; ^fJpaQ sXftouaa sict|i^xi)Q xafKatcrcat ota xai xatd tov ßpscptxov ypcivov f 4 v. Bei den Deutschen fragt man ähnlich:

•) Sophokles im König Ödipus, Äschylus im ödipus und in der 8phinx, Euripides im Ödipus. Vgl. Welcker, die griechischen Tragödien Boun 1839, 11 875.

») Athen. X. p. 4M'. Welcker griech. Tragödie III 1075. vgl weiter unten.

3 ) Hermippus iu seinem Werke über die Schüler des Isokrates bei Athen. X. p. 451« * Welcker griooh. Tragödien III 1072.

*) Athen. X p. 451«'» Nauck Tragic. Gr. fragm. 8. 627, ygl. Becker, Charikles 2. Aufl. 1. Band Leipzig 1854 S. 167.

*) cod. Pariaiena. 968 p. 210 (bei Boissonade aneedota Qraeca Paria 1831 vol. III 436). Der Schreiber leitet das Rätsel ein mit den Worten: inQoy atvtyfAa tAgaToy, &y$v arl/w * Sxta*

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Da siehst es stets bei Sonnenschein; Am Mittag ist es kurz und klein Und wächst bei Sonnenuntergang Und wird gar wie ein Baum so lang 1 ). Wahrscheinlich ist auf Euripides ein Rätsel auf die Schildkröte zurückzuführen, das Cicero aus der römischen Tragödie „Antiope" des Dichters Pacuvius anführt: Der Zitherspieler Amphion giebt dort das Rätsel auf:

Quadrupos tardigrada, agrestis, humilis, aspera, Capito brevi, cervice anguina, adspectu truci, Eviscerata, inanima, cum animali sono'). Vierfüssler isf s, langsam kriecht es auf dem Felde, geht im

Staube rauh, Mit kurzem Kopf und Schlangenhalse, widrig anzuschau'n; Ausgeweidet, seelenlos, hat es seelenvollen Ton. Ähnlich ist das Rätsel auf die Schildkröte bei Symphosius: Tarda, gradu lento, specioso praedita dorso; Docta quidem studio, sed saevo prodita fato Viva nihil dixi, quae sie modo mortua canto 8 ).

*) Simrock, das deutsche Rätsclbuch, 3 Aufl. S. 50, vgl Simroek 8. 104. Zu vergleichen ist ein Ratael auf den Schatten bei Symphosius oenlgma 1)7 (bei Riese unth. lat. p. [ funo. I S. '207, vgl. S. 304), und ein schwedisches Rätsel in der Zeltschrift für deutsche Mythologie III (1855) 351» Heliou Ut vor allen ein persisches Rätsel in der 27. Makutu* (bei Friedreich (losch, dos Rätsel* § (U) 8. 178): „Ich sah deu Weggefahrten, der, als lull wegwart« sog, um Morgen weit voran mir, weit nach am Abend war; er bebte vor der Sonne, vor deren Glanz er floh uud als sie war verschwunden, verHehwand er unslchtbur. 4 '

•) Cicero divin. II C4. Duss der römiriche Dichter sich genau an Euripides anlehnte, bezeugt Cicero de Üiiihus I 2, 4. vgl. ad Heron-nium II 27, de invent. I 50,1)4. Orat. I 37, de republ. I 18. Probus in Vergil. Kcl. 2,25 p. 7,21. llygin. fub. 8.

') Symphosius uo. XX, bei Riese anthoh latlna pars prior faso. I 8. 102. Kino gewlsro Ähnlichkeit seigt ein Rätsel des Psollos aus der byzantinischen Zeit, das die Überschrift <tt(>pa nQoßatov trägt: lCu>t> oY ifav, nXt}>> Xoyov mtvtoe <W/«' i&ayov ayrt, xal yifaa nnyrog \6yov. bei Boissonade aneed. Gr. vol. III 431.

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Aus einem Drama stammte vielleicht ein R&teel auf die Schnecke, das nach der Darstellung des Athen&us bei den Gelagen aufgegeben zu werden pflegte:

oXofevyjQ dvrixavfro; dva(u,aroQ ufoox&ttjdoc 1 ). Im Walde geboren, ohne Rückgrat und Blut, geht es auf feuchtem Pfade. Ähnlich lauteten die Verse bei den Römern: terrigena, herbigrada, domiporta, sanguine cassa*). Erdgeboren, geht es im Grase, trägt sein Haus, des Blutes

bar. Auf die Schnecke geht auch folgende Aufgabe: Cioov drcouv dvrixavfrov dvoarsov oarpaxdvtoxov o|i|iaxd x' sxxurcovta icpojir^xsa xsiaxiircovxa. 8 ) Es ist ein Tier ohne Ffisse, ohne Rückgrat, ohne Knochen, mit harter Schale auf dem Rücken; die Augen gucken weit hervor und gucken auch einwärts. Unbekannt ist auch der Ursprung von folgenden vier Rätseln, die wahrscheinlich in früher Zeit entstanden sind:

f ) Athen. II p. 63*>. vgl. Bergk comm. de reliq. com. att, Lips. 1838 8. 131 f.

*) Cicero divinat. II 64. domiporta Ist Übersetzung des griechischen Wortes für die Schnecke c/cpioixoc, das schon bei Heslod vorkommt opp. dl. v. 571 f:

Manche verstanden unter 7>f(>iofxof die Schildkröte: Etym. Magn, p. 790, 34. Kin deutsches lliitsel helsst: Alle Tage geh* Ich aus, bleibe dennoch stets su Haus. (Simrock, das deutnche llätselbuch, dritte Auflage 8, 44.) Ebousot Von Innen sieht er uie seiu Haus, und kommt doch nie heraus. Ein underes: Welches ist das stärkste Tier? Autwort: Die Schuocke, sie trägt ihr Haus auf dem Kücken (Simrock a. 0. S. 121). In einem alten deutschen Kätsellied helsst es: Was für ein Häuschen hat keinon TischT In eiuem Schneckenhaus giebt's keinen Tisch. Vgl. Hochhol« in Zeitschr. für deutsche Mythologie von Wolf I 135.

*) Athen. X p. 455*. ltergk comm. do reliq. com. att. 8. 122. Ein deutsches Rätsel macht die Lösung ulcht viel schwerer, boi Simrock deutsches Rätselbuch, 3. Aufl. S. 44: „Ich ging einmal im Wald, Bogegoet mir ein Tier. Dos Tier hatte Hörner; Es steckt die Hörnor in die Tasche: Rat* einmal was ist das? 44

% Ev ff ctv5(4 ftvotiav, mrcpav 84 |iou £X|iooov oiojp d|upic fy«' |^«"rfjp V zgt 1 dpt&jioio icdlc 1 )« Auf der Leuchtenden bin ich geboren, die Heimat bespület Rings die salzige Flut, Mutter ist Tochter der Zahl Gemeint ist Apollo, dessen Heimat Delos ist; leuchtend (fovspä) nennt der Dichter die Insel Delos, weil auch NjXoc sichtbar, (ein) leuchtend heisst. Apollos Mutter Leto ist die Tochter des Titanen Koios, das Wort xoto; bedeutet im Macedoni-schen Dialekt „die Zahl*.

Allbekannt (rspt^spo)isvov) nennt Athenäus ein Rätsel, das unser Interesse mehr als andere weckt und wahrscheinlich zu den älteren gehört:

-svt' dvop3; Ssxa vy 4 uoi xaxsSpajtov si; Eva ytopov, sv 3e Xtfrot; Sjid/ovto, Xtftov V oix 9jv dvsXssftat* 3('}\j V s£o>XX'jvtq, &5o>p V uztpv.yz Tfsvstvj.*) Zehn der Männer stiessen auf fünf der Schifte zusammen, Führten mit Steinen den Kampf, ein Stein war nicht zu erheben, Durst bracht' ihnen den Tod, das Wasser ging über das Kinn hin. Man konnte die. Worte auch so verstehen, dass fünf Männer auf zehn Schilfen feindlich zusammentrafen und auf einem Steinfelde kämpften, das wäre natürlich falsch, aber das Rätsel wollte den Gefragten gerade täuschen, es gehört also in gewissem Sinne zu dem eigentlichen Griphos.

Die zehn Männer kämpften mit Schleudern, die Steine brauchton sie nicht aufzuheben, denn sie trugen dieselben schon bei sich; sie kamen vor Durst um, obwohl ihnen das Wasser (der Schweiss) von der Stirn bis über das Kinn floss. Die

() Athen. X p. 455** Eustath. Odyss. p. 1558, 1 ff. Borgk lyr. Or. III« 666.

2 ) Athen. X p. 457*- c Piccolos, Supplement ä l'anthologie grecque Paris 1853 8. 192 loa in einer Pariser Handschrift xarqXv&o» und ytoia. Mein. anal. cril. zu Athen. 8. 207 fragra. com. IV 604. Aus Athenäus entlehnte das Rätsel wahrscheinlich der Anonymos in seinen Schollen zu Hermogenes negl Meto* in Rhet. Gr. ed. Wals VII 2 p. 949, vergl. J. Klein im rhein. Mus. 1867 S. 639.

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Worte tv li Xlfot; t|idyovto, XÄov Voix 9}v dvsXfofat wurden mm Sprichwort, ähnlich dem deutschen „man sieht den Wald vor Bäumen nicht* 1 ). Eine Frage nach dem Wasser, das weder vom Himmel noch von der Erde stammt, findet sich unter den Rätseln der Königin von Saha').

crfovo; s£ dfov<t>v, ßsXnjf opoc 8u,ßps<poc äpotQ*)* Nach Hesiod gehört Eros zu den ältesten Göttern: zuerst ward das Chaos, dann die breitbröstigo (supuTcepvoc) Erde und Eros, der Herz und Gemüt der Menschen und Götter leitet 4 ). Ungeboren 6 ) entstammt Eros ungeborenen Eltern. Die Kunst stellte 'ihn mit Pfeilen und Bogen dar, als ewig jungen 0 ) Knaben, etaiv s|totf 6 xaaif vYjxot 8öo * oi 36' o|iotw etypa jiev oiv (uxoat, tov {jXtov oix e;opfoat, atkdp erst xs ftdvcoat xai dvftpcov /stpa; txcovtat, Yfikm t* scopäw xai dXXVjXotat |id)roviai 7 ).

! ) Plutarch sympos. qu. IV 1, 1: rovto <ty« i}* to Xty6frtH»> *V dl XHhus «pa/oMo, Xi&ov <T ovx yv «vcXto&nt. J. Scaliger erklärte iv 6i JUtaf ifidxoyro in dem Rätsel bei Athenäus: pugnabant illi super lapidibos, in Strato lapidibus pavimento sive lithostroto.

») Zeitschrift für deutsches Altertum 27 (1883) 8. 1-33.

») Authol. Pnlat. XIV 10. iil. <¥(mwc würde die Flügel des Gottes bedeuten, vgl. Jacobs parulip. authol. (»r. 1113 p. 725. Friedemann sehrieb

«) Hesiod Theog. v. 117 ff. Preller griech. Myth. I s 34.

*) Plato couviv. VI p. 17S b (boi Didot I 6G2, 44 ff.): yoyfc yfty'fycoTOC oiIt* iiolv ovtt Xiyoviai $n ovfovoe ojfr* iüudrov o$n nouiiod*

«) Pluto couviv, Will p. 105» -I0(>b (hol Didot 1 075,98 ff.)

') Tryphon de tlgtirls 737 (bi<l Hpengol rhul. (Jr. vol, III 194, Wall rhet Or. VII l 737. Bergk comm<*uti de rellq. com. alt uiitlq. Llps. 1838 8. 113). VI lautet bei Tryphon ilalr poi Wo xnalyytjtoi* ol Mo /uottoi, Bergk verbesserte tiaiv i { uoiyt xuoiyvym «Wo * oV oY>o novvot, v. 4 verbesserte Kaibel r* itoQuioi statt n oputo. Auf eiuer HormeuHäulo (Vlsoonti Mus. Pio-Clemeut VI 4(>) fand niuii eineu Teil dieses Hätsols in folgender Gestalt: elaiv ftoi ovo adeXyoi 6fii6y\vfjLOi] t ol ÖV üpoiot, dt fiixQ 1 t** y &ovai, i6y[!jXi]oy ovx ifOQ<ü[o'iy 9 avraQ in^y [&ayi<oai f toY «XXtjXotai pajfojttxi. So ergänzte Kaibel epigramm. no. 1120 die Inschrift, welche seigt, daas 6vo jiovyoi bei Tryphon verderbt ist aus oV 5/iococ Kaibel verbesserte demgemäss die Worte bei Tryphon, vermutet hatte das Richtige schon

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Leibliche Brüder besitze ich zwei, von Ähnlicher Bildung, Aber die Sonn' erschauen sie nicht, so lange sie leben. Sind sie gestorben jedoch und fassten sie sterbliche Hände, Schauen die Sonne sie doch und kämpfen gegen einander. Die leiblichen Brüder sind die Würfel, welche aus Tierknochen gefertigt wurden. Sie schauen die Sonne nicht, so lange sie in den Geheinen der Tiere leben. Mit dem Tiere sterben sie gleichsam selber mit, dann kommen sie als Würfel in die Hände der Menschen und sehen nun die Sonne doch 1 )* Ähnlich ist ein lateinisches Rätsel aus später Zeit: sex sumus, quae ludimus, quae nunquam lucem vidimus, nunc mortuae agimus, quod vivae non potuimus 8 ). Die Vorliebe der Griechen, in Bildern darzustellen, was erraten werden sollte, erstreckt sich sogar auf die Buchstaben, indem sie die betreffenden Buchstaben nicht nannten, sondern' nach ihrer Form beschrieben, wenn ein Wort zu raten war.

Der Dichter Kallias aus Athen war der erste, der die Buchstaben in dieser Art beschrieb und so den Zuschauern ein Rätsel zu lösen gab: Eine Frau tritt auf und sagt zu anderen Weibern, sie gehe mit etwas schwanger, doch die Scham erlaube ihr nicht, zu sagen, was es sei, daher wolle sie nur die Buchstaben dieses Wortes nennen, sie schildert dann die Buchstaben T und U nach ihrer Form:

xuo) fap, tu pvaixs;. dXX' atöoi, <f(Xa, sv fpajijtcnt 3^<jiv to&voji' c£sou> (Jps^o/j;.

Ehlers de Graec. aenigmatis et griphis, Progr. Prenzlau 1875 3. 16 und Note *1.

! ) Tryphofl vermutete, dass die Würfel {dctQayaXoi) gemeint seien, die Lösung selbst fand luerst U. v. Wilamowitz-Möllendorff bei Kaibel epigramm.no. 1120: „tali dum in osaibus vivunt, solem non vident; ubi interfeclo cuius sunt animali tamquam et ipsi mortui in hominum per-veniunt manus, tum vident solem et pugnas iuter ee conmittunt tali revera facti. 44

*) Mone, Anzeiger für Kunde der deutschen Vorzeit 7. Jahrgang 1838 8. 39 (no. 40).

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©pWj (ioxpol fpo|i|Mty \mv, ix Voorifc iifafß

|uxpd icapscräto' txatipailriv Oirria,

«arta xuxXoc Kofac iywv ßpa^^c Wo 1 )* Den Kallias ahmte der prosaische Schriftsteller M&andrius nach 1 ). Eitripide8 stellte im „Theseus" eine Scene dar, in der ein des Lesens unkundiger Hirt, die Buchstaben eines Wortes beschreibt, das er irgendwo gesehen hat 8 ):

Sf«) xitpuxa fpajt|triT<ov jisv oix SptQ, |too<fd; 5s Xs£io xal acupi) tsxjiVjpta. xuxXo; xt; wq Topvotstv sx;tsTpo6;tsvoc, outo; 5' syst oiytstov ev jtsom aa^sq. to äsixspov Bs Kptoxa |iev -jpajijiai Bio, tautet; Ststp^st V sv jiiaat; äXXtj jita. tpixov <5i (Jorrptr/OQ ti; w; stXrfjiivoc. to V au tstaptov "Jjv uiv si; opftov (ita, XoSJai V iz' aütfjQ tpsiQ xaTsarrjpifiisvai tbiv. to rsfiictov ^ o'jx ev rijtapst <p pdaat • fpa|t|iat i[dp «Istv sx Btsatrotwv Bio, autat Si aovtps/owtv st; jitav jJctatv« to Xmbm 5$ ttj> tptttp Kpo;s|i^spi;.

Zu lesen und tu schreiben liab' ich nie gelernt, Doch die Gestalt der Zeichen nenn* ich dir genau« Ein Kreis genau gemessen wie mit Cirkels Rund *

8 Ein Zeichen trügt er in der Mitte klar zu seilen. Das zweite aber icigt zuerst der Stube zwei,

H In ihrer Mitte scheidet sie ein andrer Stab,

') Athenavus X p. 454* ex dWrfc verbesserte Meineke statt 4» twlnit (vulg.) uud ex Je mvrtis (codd.). Gemeint ist das Wort ^#«, das allgemein Fäulnis bedeutet, aber auch fuetidum ventris orepltum bezeichnet, wie Dalechamps erklärt,

') Athenaeus X p. 454»* b «

») Athenaeus X p. 454 b * «• Dindorf fragm. Eurip. no. 885. Der Hirt hat den Namen Theseus gelesen, natürlich mit grossen oder Unslal Buchstaben geschrieben, denn die kleinen heute in den Texten üblichen Buch-ttaben kamen für die Literatur erst mit der Zeit der Byiantiner auf.

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2 Wie eine Schlangenlinie teigt das dritte sich; Das vierte aber war nur ein gerader Strich, E Doch darauf stützen in die Quere dreie sich.

Das fünfte tu beschreiben wird mir wahrlich schwer: Es sind der Stabe zwei, die auseinander steh'n, T Doch laufen sie zusammen in einen einzigen Stamm, £ Das letzte aber gleicht dem dritteu auf ein Haar. Der Tragiker Agathon, dem zu Ehren das von Plato geschilderte Gastmahl gefeiert wird, Hess im Telephos gleichfalls einen des Lesens Unkundigen den Namen Thescus schildern: ^pct^ij; 6 -pfoTo; r 4 v juaoji^aXo; xöxXo; • opftot ?s xctvovs; sS'jfcojiivo» o-Jo,

ilx'jfcxcji TS To£(0 TO TpitOV JjV 7tp03S|Jt^SpS;.

g-stta tpioSou; rXrifio; 9jv £po3xs!|isvo; • s^' svo; x$ xavovo; ijaav s^^cujisvot Bio o-sp 5s *o TptTov f,v TsXsutaiov saXtv 1 ). Auch der Tragiker Thoodektes von Phaseiis bediente sich desselben Spielos mit dem Namen Theseus:

^pa^f 4 ; o rpoiTo; f 4 v jtsso^fra/wjio; xoxXo;-erstta 5t33ol xavovs; bojistpot Eävy, toiTou; 5s rXafto; 5».d jtsaoy tjvosi xavwv, tptTov y statt«! {Jorrpi/m 7po;s;i^sps;. srstTa tptoS'i'j; ^Xärto; m; s^aivsto, Trsjtrrat 5 ? äv«>f>sv bojistpot päjföo 1 . Bio, aitat 5s auvTsivouatv sl; jJaaiv jiiav' exto> 5' o-sp xal zposfrsv si^\ 6 jidTTp^os*).

') Athen. X p. 45K Nuuck Tragic. Gr. fragm. S. 595. T. 5 wollte Meineke anal. crit. ad Ath. deipnos. 8. 206 schreiben ümtviAivoi *Va statt {aar 4{vywfii>'ot Mo. v. 6 (nach Cod. Ven.) wollte Meineke anal crit. 8. 361 schreiben: oxcq Je ro jqItov, qv rö Xoia&ior nah».

*) Athen. X p. 454«* Nuuck Trag. Gr. fragm. S. 624. v. 1 .i*t überliefert fiaXaxoqfraXuos, Welcker verbesserte utaotf&aXuos. vgl. Bergk eomm. de reliq. com. att. S. 120. Dusselbe Spiel, aas der Beschreibung die Buchstaben erraten zu lassen, ahmten die Römer nach vgl. Ausonius Techno« paegnion XII 23-25:

ansis cineta daabus erit cum iota, leges & in Latio numerus denarins Argolicum X bat»c ffruia efiigies Palamedica porrisrhur ♦

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Sophokles aber Hess in seinem Satyrdrama „Amphiaraus"*) die Buchstaben durch die Bewegungen der Timer erraten 1 ). In der „Omphale". des Dichters Achftus sagt einer der Satyrn von dem sogenannten grammatischen Becher (fpa|i|ianxov ix*a>|&a) d. h. einem mit Sinnsprüchen aller Art vertierten Trinkgefftss: o oi axi^po; ji« too fhoü xaXri icdXat, to Tpa|i|ia <palvtov MKx v uota xat Tpltov w v5 to t* i icdos?ctv, oi xdftoustav sx Twxixstva adv to t' 0 xyjpfoorcov. 1 ) Der Krug des Gottes ruft mich schon geraume Zeit, Er zeigt die Inschrift delta, iota und zu dritt' Ein 0 und ny, auch y, und wenn dies fehlte auch, So zeigt es gegenüber doch das sun und 0').

Die Komödie.

Vor allen andern liebten es die Komiker, die Zuschauer mit Ritsein zu unterhalten. Das ganze Drama sollte nur ein einziger grosser Scherz sein, der wieder eine Welt von Scherzen in sich barg, daher zieht die Komödie alles herbei, was Heiterkeit erwecken kann. Daneben stellt sich die Komödie, beson* ders die der mittleren Periode, die Aufgabe, die Gebrechen der Zeit zu geissein. Die Dichter der Komödie verspotteten das üppige Leben und die Ausschreitungen einer verfeinerten Lebens-

vgl. die Beschreibung der Buchstaben Y and Z im Rhein. Museum N. F. 81, 465 ff.

i) Bergk griech. Lit III 236 f. 456.

') Athen. X p. 454'.

s ) Athen. XI p. 466'. cap. SO. Nauok Trag. Gr. fragm. & 585. ▼. S ist überliefert: xovx anovaiay, Poreon verheuerte ol xanovalav. Über die Bedeutung des Tanzes bei den Griechen vgl. Bergk griech. Lit III 161 ff. Grasberger, Erziehung und Unterricht im klass. Alterthum II 890.

*) San ist sigma, 0 bedeutet kurzes o und den Diphthong ov, hier natürlich das letztere, auf dem Becher stand Junrvcov vgl Athen. X p. 466* cap. 30: eV rovrotf Ulntt to i erot/ero«, in$l nayree ol ae/oft* *p 0 a9*£pco*TD ov p6yor i<p' fc W»* Tamrat dwa/ic»*, aXXd xal In Ty? f/cj-$vyyor dtaatifiairtt, dia Tot> 0 fi6yov y^oyovfft (Nauck ibid. S. 585).

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weise, was Wunder, wenn sie bei Schilderungen von Gastereien das Rätsel spielen Hessen, das besonders bei Trinkgelagen daiu dienen musste, die Heiterkeit und den Frohsinn i\x erhöhen.

Ob Kpicharmus aus Kos, der in hohem Alter etwa 450 vor Christo in Syrakus gestorben ist, dem die sogenannte dorisch-sicilische Komödie ihre erste Ausbildung verdankt, wirkliche Rätsel in seinen Dramen mitteilte, wissen wir nicht, da wir von den meisten Komödien nur die Namen kennen; nur vermuten können wir, dass er dem Rätselspiel nicht ferne stand als Dichter der Komödie der Dorier, bei denen das Rätsel wahrscheinlich seinen Ausgang, sicher seine Pflegestätte gefunden hat 1 ). Vom eigentlichen Griphos hat der Dichter Gebrauch gemacht, wenigstens von einer Spielart desselben, die auf der Zweideutigkeit in der Aussprache beruht 3 ).

Vom Dichter Kratinus (c. 530—423 vor Christo) kann man nur ein Par Worte mit derbsinnlicher Bedeutung anfuhren, die noch nicht genügend aufgeklärt sind:

S3?tv dxjitov xal a^üpa vsavtqt sotprgt ikoXuj 3 ).

Vom Dichter Piaton, welcher der älteren und zugleich der mittleren attischen Komödie angehört, und zur Zeit, da Sokrates den Giftbecher trank, in seiner Blüte stand, lernten wir schon früher aus dem „Adonis" jenes derbe Rätsel kennen, in welchem der König Kinyras wie aus einem Orakelspruche erraten soll, welche Götter seinen Sohn verderben werden 4 ).

Von den wenigen Resten der griechischen Komödie, die uns ausser den Dramen des Aristophanes erhalten sind, bietet die „Sphingokarion" des Eubulus, eines jüngeren Zeitgenossen

*) vgl. K. O. Müller, Dorier, 1. Auflage, 2. Abteilung 3. 4. Bach 8. 392. Grysar de Dorieusium comoedia p. 232 ff. p. 286 ff.

*) s. weiter unten.

8 ) Hephaestio enchirid. I 3 p. 17. Meineke fragm. com. II 1 69. Kock com. Attic fr. vol. I 40 (no. 87). Bergk commeut de reliq. com. att 8. 121. H. Bothe poet. comic. Gr. fragm. bei Didot Paris 1855 8. 20 liest Iltily „Polus Agrigentinos, sophista nagax, quem Plato commemoravit Phaedro, Gorgia et alias."

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des Demosthenes, einige Muster des Ritsetspieles in der Komödie:

alyji^Tf^ KaOfiiv dfövwv fövov sSafavtgttv 1 ). Heuschreck&ugig, mit spitzigem Mund und doppeltem Kopfe, Lanzenbewehrt, es tilgt die nimmer geborenen Kinder. Der Dichter selber giebt die Lösung, es ist der Ägyptische Ichneumon:

xu)v -(dp xpoxotatXow ootoc qW Xä|ißawov 9 icptv (bjptofofrat xov fdvov xai€qv6ct, eicstt* df av(Cet. todxi V eot* djjuptarojioQ, xsvxet xdicuftev, tote ii ^e(Xsoiv fobevet. Der Ichneumon frisst mit Vorliebe die Eier des Krokodils, vernichtet also das Leben, das erst entstehen soll.

Derselbe Dichter gab in der Komödie „Sphingokarion" ein anderes Rätsel:

oft' q<o 6q v4oq cüv eoxlv ßetpue* äv de ?£pa>v $, äircepoc d>v xoutpene icexrcat xat fijv dfavtCet*). Mir ist bekannt, was schwer in der Jugend lastet, im Alter Flattert es ohne Gefieder behende, entschwindet der Erde. Gemeint ist der Diestelsamen, wie der Dichter selbst erklärt:

f ) Athen. X p. 449' 450« Kock comic. att. fragm. voL II pari I 8. 202 (Kabul! fragm. do. 107). m n^6<nofioi ist verdorben. Casaubonus wollte daher xat n^6<no^oi oder ptx(>6<no/uioe lesen, Meineke com. Gr. Hl 256 dachte an mxQoöxopos, Kock meint, es sei ä(iq>la?o(iQQ an lesen, wie die Lösuug des Rättiels et seigt, Bothe poet com. Gr. (Dldot Paria 1S55) 8.457 artkUßos &a%£Qot pfo, Trpforopo?. a^<ppti<paXXos verbesserte Meineke statt der Überlieferung afi<pixi<p(t\oe und erklärt das Wort so: 'bieipitem aotem ichneumonem vocat, quod cauda eins speciem aliquant capitis prae se fert. Vide laudatum a Casaubono Oppian. Cyneg. III 436 sq.*

') Athen. X p. 450». *>> Kock comic att fragm. vol. II P. I 201. (fragm. Eubuli no. 107.) Nachgeahmt Ist das Ratsei von Hieron. Batrachitis (bei Reusner, aenigmatographla Francol 1602 8. 847) dum viret eetque recens aetas, pede figitur uno | est grave et in quavis firmiter astat humo | sustulit ut tandem vires sueoumque seneotus, | tum supra terra prae le-vitate volat.

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rafoftOQ che* ebcavfhf}c* outoq *rdp

vto; jiiv o>v erojxev ev x<j> oicep|iera*

fitav VdxoßdXiQ tofco, ic&rccu xoüfoc w

^KOtlfcv Uro tl»>V KCtälUlV f 09CU|UV0Q.

Von den Rätseln dieser Komödie des Eubulus hat uns Athenäus noch zwei aufbewahrt:

sonv ä^aX]ia ßsjbjxo; dvco ? td xdtoi Zi xs^kjvoc, 51; -ooa; ix xs^aXij; Tsipr^jisvov, o£u dtcrcpo', dv&pwzo'j; tixtov xatd xr 4 v zwfrp Iv' ixaoiov • cov oi |iev jio(pa; sXayov jitoo, ot äs TrXavrovtat • aito V Exasto; s/wv autov, xaXsco oi tp'AdTCStv. 1 ) Kennst du das Bild, oh stobt auf dem Kopf \ ist unten geöffnet, Bis zu den Küssen vom Haupte durchbohrt, mit spitzigem Ende. Hinten am Steisse bringt es zur Welt jedweden besonders, Manchem wurde das Leben zu Teil, doch andere wandern (in

der Verbannung). Gemeint ist eine Art Korb oder Gefäss (xr 4 |io'c camus) von länglicher Gestalt, an dem einen Ende breit, am anderen eng, auf beiden Seiten offen; die enge Seite (^fVj) ruht auf der Öffnung (dem Munde) der Stimmurne. Durch dieses Gefäss Hess man die Stimmsteine hindurchglcit.cn, die dann in der eigentlichen Urne (xaftsxoc xdSo;, cadus) gesammelt, wurden 2 ). "Erct XaXcov cq)aoa3o;, ojuovjjto; äo^svt ftijXuQ, oixsioiv dvs;i«>v tajtia;, £otTJ;, äXXots Xsto;, dS'ivsxa £'jvsTotat Xs^cuv, vojiov sx vdjioü iXxuiv* ev V ecrriv xat xoXXot, xal dv tpcuaig Tic diproTOC ti ean touto; B. ti dzopsi;; kaXXtrepaToc

>) Athen. X p. 450»>. Meineke fragm. com. Gr. vol. III 255. Kock oomic. Attic. fragm. vol. II 201 f. ir* ixaaiov (v. 3) erklärte Casaubonus: „qoia de singalis soutibas separatio» feruntur saffragia". Der letzte Verl Ist verstümmelt and bisher weder richtig verbessert noch erklärt worden. Bothe poet. com. Gr. fragm. (Didot) S. 45S liest: afoo f ixacio» J/w *vdtS, xäXXwv y$ (pvXatreiy jabeo aatem quemque suam habere, ab aliia* que cavere.

») Caaaub. eo Athen. X p. 460 b bei Schweighäuser animadv, ad Athen. voL V 545. Pollux VIII 17.

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A. *p<ftXToc |uv oov oütoq. B. oo Wj Xrjoifc tj(«v. A. ooxoc fdp aitoQ sonv errXoyrcoc, XdXoc,

£v ovo|ia ffoXXotc, tjkotoq, ätpovcoc, taauc» • Xttoc t( ßo6Xst; icvsojidTcov icoXX&v <f6Xa5.') Der Sklave Karion stellt dies Rätsel, um den Kallistratui zu verhöhnen, der tüchtig in der Staatsverwaltung, aber allen Lüsten ergeben war 1 ).

Eines der schönsten Rätsel ist uns von Athenius aus der „Sappho" des Antiphanes (c. 360 vor Christo) erhalten. Sappho selbst stellt die Aufgabe:

era cp6atc ftVjXeta ßpicpYj otoCwo' uicd xoXic«; aitijc, ovxa 8' ä^tova ßoijv fax*}« f sifcuvov xat 5td iwvtiov olijia xat r^etpoo ltd morfi otc slHXst ftvYjT&v, xotQ Voioi rapototv dxouctv s^eaxiv, xui^v 8' dxo>J; atafhjatv s^oootv, 3 ) Kennst du das weibliche Wesen, am Herzen birgt es die

Kinder, Sprachlos rufen sie laut mit weithin tönender Stimme Ober das wogende Meer und alle die Länder der Erde, Reden tu wem es beliebt: Die andern, wie nahe sie

wären, Können es nicht verstehen und haben nur taube Empfindung. Basiliös Megalomitis aus spätbyzantinischer Zeit setzte diese Worte in politische Verse um:

*) Athen. X p. 449«- '• Meineke analecta critica ad. Athen, deipno-aoph. S. 204. vgl. Aristophan. nub. 389 arpl/icif nitaiTov nanndt nanndf t u&imf inayei nunanann&S. Die Griechen nahmen an dergleichen Aufgaben keinen Anstoss, giebt es doch auch ein Rätsel Hebels auf denselben mystischen Gegenstand.

3) Meiueke com. 111 265.

3 ) Athen. X p. 450« bis 451* Meineke com. Gr. vol. III 112. Kock comic. Attic fragm. vol. II Pars I S. 95. xcriri n6ynoy oläpa schrieb Meineke, Kock vermutet qnslQovs tiul ndaag. Die Worte vots 6*wie nctQov-*i¥ bis ixovaw sind bisher anders aufgefasst, so von Becker, Charikles 2. Auflage 1. Band Leipzig 1854 8. 168 und von Herder, Blumen aus der griechischen Authologie, 7. Buch (in: Herder sämmtliche Werke, l'otta 1862, 8. Band 8. 77).

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"Eon tt; cfioiQ (tyXtta, <pwv^$ooa xai XdXo?, xai ßpi^Tj rsptxoXsta otWJst xai raptxptotst. dfXiosaa U xai XaXtd; däftaxta toi fyiyrf dXX' 6|io>; evtpavov (eutpavov) aütoi; xai f rjwvov xo fMf|ia xdv toic rovt(otc udaatv o»; ftsXo'jcr* XaXoüa% xai toi; ev vr^aot; cpftavouat xai toi$ sv taic ^ftsipotc roXXotc 5e oux sattv aOtcuv dxoostv xai rapota* tij; V dxoijc tJjv a?aftr 4 3tv xoxpijv r/st tot Jäpe^t). 1 ) Einer aus dem Kreise 2 ) der Zuhörer in dem Drama des Antiphanes versucht die Lösung:

ij. piv <p63t; fdp f 4 v Xsjst; sativ roXe;,

ßps^T| 8' ev aÜTTQ Btatps^st too; pVjtopa;.

oitot xsxpajdts; 3i td fcarovtta

tax tij; 'Aaia; xai tdzo 6potxr 4 ; Xr;|i|tata

«Xxoust Ss&po * vs|io|isvct>v ?i rXr^aiov

autwv xdl>r 4 tat XoÄopoujtivmv t'dji

o frfyio; oi^iv out' dxo'jtov oift* opwv, 8 )

Der Staut ist das Geschilpt, von dem du zu uns sprachst, Dio Redner sind die Unit, die er im Innern n&hrt Mit Schreien ziehen sie von fernen Gegendon, Aus Asien, vom Thrakerland die Schlitze her In diese Stadt. Und derweil jene lustig sind, Sich schmähen, sitzt in ihrer Nähe stets das Volk Und hört nicht was man spricht und sieht nicht was man

thut Manche zeitgenössische Redner, die mit den Feinden Griechenlands den Persern, aber auch mit Philipp von Macedonien in verräterischen Unterhandlungen standen, sind damit treffend gezeichnet, ebenso gut wie das dumme, tölpelhafte Volk, das sich Alles vorschwatzen lässt, ohne zu wissen, um was es

') Boissonade aueedota Graeea vol. III Paris 1831 S. 450. Meineke

com. Gr. vol. 111 US.

•) Snppho rcdi't ihn <J ndt$Q an, Athon. X p. 451*

*) statt ¥i(Ao^kv<ay vermutet Kock (p&eyyoplywy, Bothe ycjto/uijw»',

dtr auch statt X^fitaa (v. 4) X^fiara schrieb.

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sich handelt 1 )« Trotsdem ist die Lösung nicht richtig, Stppbo gelbst deutet ihre Worte so:

(hostet uiv vov ion <p6otQ footoXTj, ßpifv] l'ev aGtTQ xsptfipst xd fpdmiata" d^o>va Vovta tautet tote soppa» XaXit ofc ßouXifr', frrepoc Vdv tijpn tic xXtjoW earic dvoqfqvü>axovtoc oux dxo&aetat. Zuerst das weibliche Geschöpf, es ist der Brief, Die Zeichen sind die Brut, die er im Innern trägt Denn ohne Sprache reden sie zur Ferne hin Zu wem sie immer wollen; wer sonst auch nahe steht, Vernimmt, wenn andre lesen, nimmer einen Laut Der Komiker Alexis (etwa 330 vor Christo) gab in einem Drama ein Rätsel; dessen Lösung der Titel selber nannte: oi ftvr^i; cäV dftdvatoQ, dXX'fyov ttvd oirfxpaaiv, «ms ji^x* sv dvfrpokoo uipit jit 4 t* sv Ihoü Ctjv, dXXd «pissftat t' dsi xatvo>; <pMvjtv ti r>jv rapowiav itdXtv, dopaio; o|tv, fv<i>pi|io; Vfixastv <ov. 8 ) Nicht sterblich ist's und dennoch auch unsterblich nicht, Gemischt aus beidem hat es nicht der Menschen Los, Nicht Götterlos, es wird goboreu owig neu Und seine Gegenwart von neuem stets verwischt, Ist unsichtbar und dennoch allen wohlbekannt Aus den Dramen der neuen attischen Komödie des Menander, Philemon- und Diphilus kennen wir nur noch das Rätsel ans dem „Theseus" dos Diphilus mit der derben Lösung jener samischen Jungfrau 3 ).

Aus diesen spärlichen Resten, mit denen wir uns begnügen müssen, sehen wir, dass das Rätsel in der Komödie zur Er-

') vgl. die Schilderungen des <%*<* bei Arletophanee in Beinen „Rittern 41 .

*) Athen. X p. 449*« Eustuth. 1336, 15. Melneke com, Attlo, rellq. III 493. Kouk oumlo. Attio. fragra, vol. 11 Pari I 8. 385 vermutet v. 4 ifiy naQovaay ai nah». Die Lotung ist „der Schlaf 4 .

») Vergl. 8. 47.

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höhung der Heiterkeit und des Schertos beitrug. Ebenso deutlich tritt ein anderer Zweck hervor, dem das Rätsel dienen musste. Wir erkennen nämlich aus der Lektüre der Komödien, dass weite Kreise in Athen, besonders Frauen 1 ) sieb bis zum Überdruss mit Rätseln peinigten. Diese Thorheiten geisselten die Komödiendichter und darin diente ihnen gerade das Rätsel als willkommenes Farbenspiel der Ironie, d. h. sie verspotteten die Rätselsucht vermittelst des Rätsels.

Ein Beispiel aus der Komödie „Das Rätsel* des Antiphanes zeigt uns deutlich, wie thöricht oft die Aufgaben waren, die als Rätsel gelten sollten:

A. MyJMsiv dji^ißXr^rcpov dv>;p rcoXXot; iceptßdXXetv outete |irfdXTg 3orcdvig jitav eiXxws zipxrjv xoY a&rJjv ^euaf>5tc dXXr ( v xtorpsi; wov airjjv fyjv. ßouXo|isvyj V irstat itipxtj |isXavo6p<|>.

B. xsstpsu;, dvtf 4 p, (uXdvoüpo;, oix t>\V ixt Xifst;' oiiiv Xifst; fdp. A. dXX* Sfm aa^<o; tppdm satt tt; ö; td jiiv ovta ätfoi; oix olta <h$o>x(o; oi3t itöcox 1 , ouV aoto; r/mv iov oJSiv sSstxo.

B* JÄoi; tt; oix s3«>xsv oiV e/(ov e^st;

oi/ otoa toittov oi3iv. A. oixoiv taüta xat o fptyo; sXrfSV fiaa fdp ohft' oix oiafra vuv, oi?' oaa 5soo)xa;, oiV oa' dvt' aixcbv e/ 81 ^ xotooxo xoüx' 9jv. B, xoqapouv xdfio xtva iliwiv rpo; i|id; pouXojiat jptyov. A. Xif*.

B. irivvTj xai xpifXij <pc«>vdc lyttö W s^owat

icoXX' sXdXo'Jv, zspi iov Bi rcpos 6v x' tjlovxo Xifttv n oix sXdXouv* oiSsv -(dp sfidvftavsv, oms icpdc 8v |iiv {jv aixaic o Xojoc, rpo; 3* auxdc rcoXXd XaXoioaQ aixdc djtcpoTspac >j Arji^r^p ezixptyst.*)

! ) Athen. X p. 451 *• vgl. Plutarch conviv. sept sapient Cap, 10. Meineke com. Gr. vol. I 277. Bergk commentat de reliqu. com. atticae antlquae Ups. 1838 8. 121.

') Athen. X p. 450<"* Meineke com. Gr. fragm. III 109. Koek com. Attic. fragm. vol. II P. I S. 92. mQißnXXety (v. 1) schrieb Herwerden

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A. Fische genug» die hoffte der Mann im Netse in fangen. Aber er fing Y nen einsigen Barsch trotz listiger Mühe, Also betrogen fahrte sodann der Faster den andern Ähnlich dem ersten herbei, der Barsch folgt gerne dem

Schwarzschwanz.

B. Ein Faster und ein Mann, ein Scbwarzschwanz, das ver-

steh* ich nicht, Du sprichst ja dummes Zeug.

A. So will ich deutlich sein. Das ist der Mann, der sich nimmer besinnt, wenn er

andern gegeben, Wem er's gegeben und selber nicht hat, was er nimmer

entbohrte. B. Er hat gegeben, nicht gegeben, hat nicht, hat? Von alledem versteh' ich nichts«

A. Und doch sagt dies Das Rätsel. Was du woisst, das weinst du jetzt nicht mehr, Du weisst nicht, was du gabst, nicht was dafür du hast Dies war das Rätsel.

B. Nunmehr will auch ich einmal , Ein Rätsel sagen, das ihr lösen sollt.

A. So sprich! B. Vieles schwatzte die Barbe und Pine, die beide mit Sprache Waren begabt Worüber sie sprachen, zu wem sie vermeinton Etwas zu sagen, das sagton sie nicht, denn keiner von allen. Denen gerade es galt, verstand davon etwas und deshalb Möge Demeter sie beide gerade beim Schwatzen verdorben. Aus den Titeln der Komödien und den wenigen uns erhaltenen Proben erkennen wir, dass manche Dramen geradezu den Zweck hatten, die Rätselsucht zu verhöhnen. Von den Dichtern der älteren Komödie nannte Kratinus ein Drama „Die Kleobulinen" . nach der durch ihre Rätsel weithin gerühmten Kleobulina, der *

Oha« crit. 52 (imßdXlwy cod. A), k^t* avnjr (v. 8) statt *al Tavr*p verbesserte Cobet, imt(>l\l*i (v. 19) lohrieb Caaaubouus statt inttqtycu

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Tochter des Kleobulos von Lindos, der Titel bezeichnete also nichts anderes als w rätselstellende Frauen"*). Von Dichtern der mittleren attischen Komödie nannte Eubulus ein Drama „Sphingokarion" (ein Sklave, der gleich einer Sphinx voll von Rätseln steckt), Antiphanes nannte eines seiner Dramen „Sappho", ein anderes »Problema", d. h. Rätsel'), der Dichter Alexis schrieb ein Drama .Kleobulina"').

In der Komödie der mittleren, zum Teil auch schon der älteren Periode tritt uns noch ein neues Element entgegen. Die Zeiten hatten sich gclindert, es war nicht mehr gestattet, frei und offen die Schwächen Einzelner, besonders angesehener Bürger und der Machthaber im Staate zu verhöhnen, darum sehen wir fortan zuweilen die Dichter selbst sich versteckter Redensarten und rätselhafter Wendungen bedienen, um unter dieser Hülle ihren beissenden Spott zu bergen 1 )* In den Wespen des Aristophanes dient die Erzählung eines Traumes, den Xanthias gehabt hatte, zur Verspottung des Kloonymos*). In der „Sappho" des Antiphanes musste das Rätsel vom Brief, wie wir früher sahen, dazu mitwirken, um die Redner in ihrem schändlichen Treiben zu verspotten und zu geissein 6 ). In der Komödie »Sphingokarion" des Eubulus tritt die Notwendigkeit, den beissenden Spott hinter dem Rätsel zu verbergen, noch deutlicher hervor, der Hohn gilt dort dem Redner Kalli-stratus 7 ).

Aus einer Komödie stammen wahrscheinlich die rätselartigen Worte auf die Parasiten:

l ) Mein. com. Gr. vol. 1 277. Bergk comment de reliqo. com. Att, 3.121.

*, vgl. ein deutsches Lustspiel von Löwen dos „Rätsel" (Löwent Schriften 17G6 IV 339-367, bei Lessing Dramat. St. 29) und von Conteasa gleichfalls unter dem Titel: „das Rätsel". Die Handlung dreht sich In beiden Lunt spielen um die Lösung einea Rätsels.

»; Athen. XIII p. 58G*

4 ) Meineke bist, crit. com. Gr. vol. I 39 f. vgl. Morawiki da Graec poesl aenigmatica, diss. inaug. Monasteril 1862 S. 45.

») vgl. S. 63.

«) Athen. X p. 450*-451*. vgl. S. 97-99.

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öffaX|tcfe, ty*ov t«Eq otouot (bjplov. 1 ) Der gante Leib ist Bauch, nach allen Seiten blickt Das Aug', es ist ein Tier, das mit den Zfthnen kriecht Ferner diente der Griphos zur Verspottung einer eigentümlichen sprachlichen Aflfekthascherei, welche durch den Gebrauch ungewöhnlicher, veralteter und provinsialistisoher Ausdrücke den Sinn der Worte iu verdunkeln suchte. Es gab sahireiche Ausdrücke, welche durch den Gebrauch der Schriftsteller ehedem Gemeingut geworden, aber allmählich aus der Sprache des Volkes geschwunden waren und deshalb bei erneutem Gebrauch als gesucht und rätselhaft erschienen. Was früher bildlicher Ausdruck war, wie derselbe der volksm&ssigen Poesie und Sprache eigen ist 2 ), das wurde schon frühzeitig Affekthascherei und berechnete Kunst.

In gewissen Zcitlüufen sehen wir manche Dichter absichtlich dunkle, schwerverständliche Bilder statt des üblichen Ausdrucks suchen. Einen Stillstand gab es auf diesem Wege kaum, bald färbt sich die Sprache auch mit Dialekt-Eigentümlichkeiten und mit neuen Wortbildungen, welche der früheren Zeit unbekannt waren 8 ).

*) Plutarch am. et adul. o. 9. Meineke com. att V 1 S62. Kock Comic. Attic. fragm. vol. II Pars I S. 579. vgl. Schweighäuser animadv. in Athen, deipnosoph. vol. V 590. Bergk poet. lyr. Gr. III 4 669 (carm. po-pol. no. 35).

>) Homer nennt die Schiffe <M<fe Tnnot Wagen des Meeres (Od. 4,708). Hesiod neunt die Schnecke ye^ooroc (Opp. di. 573), den Polyp apfatoc (Opp. di. 526), die Ameise tf(><c die Klage, Vorbedächtige (Opp. di. 776), die Hand nannte er TrsVrofc (Opp. di. 744) d. h. mit fünf Asten oder Zwölften, für Dieb sagte er i}^«(><$xoaof avqq (Opp. dl. 605) d. h. am Tag« schlafender Manu, Tagschläfer, den Ungerechten nannte er jpfeooVxqc (Opp. di. 139) d. h. der sein Hecht mit Händen geltend macht, der das Faustrecht übt, die Nacht «i)<jr(>^iy (Opp. dl. 560) d. h. die Huldin, die Liebreiche, die Segel *w *"(»« (Opp. dl. 628) d. h. die Flügel dos Schiffes, das Meer uach seiuer bläulichen Farbe yXw&xtj (Thogon. 440), den Menschen rqlnove ßQotfa (Opp. di. 533). Bei Archilochns heisst der Fuchs *$<>SaXi>t % bei Pindar und Aristophanes xc?Jai. vgl. Bergk griech. Literaturgesch. 1 1020, Note 125. I 380, Note 207.

*) Äschylus hat manche Worte neu gebildet oder aus der Sprache

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Vor solcher Vorbildung, welche Fremdartiges und Verschollenes zur Unnatur häuft, um dem Hörer und Leser beständig Rätsel aufzugeben, warnt Aristoteles ausdrücklich 1 ). Aber aus

des Volkes gelernt wie dy&ifAovQyfc (Persae 612) Blumenarbeiterin für die Biene, d/dlarroc (Pen. 578) die Unbefleckte, Reine für das Meer, /«Oxov ßatpal (Agam. 578) Eintauchen oder Färben des Erzes für Blutbad, bei Sopbocles findet sich der Ausdruck fo/cfc (Feige) für SyxvQct (Anker) ▼gl. Athen. III p. 99*-* Später aber haschten viele Dichter nach entlegenen Ausdrücken, so nanute der Tyrann Diouysios von Syrakus, der als Dramatiker glänzen wollte, das Fass iXxvÖQtoy, den Stier yagorat (Lobeck Aglaopham. S. 856 dd) f den Warfspeer ßaXdmov (anecdota Graeca ed. Bekk. tom. II 734,) Chörilus nannte die Steine ocra yije (Gebeine der Erde), die Flüsse tfXißig yfc (Adern der Erde) Naeke ad Choeril. 3. 189. Euphorion nannte die Schiflblenker ravayoe (eigentlich Schiffbrach) und gebrauchte Ausdrücke wie ikaia yXavxtSme, aQOT(Hp «Vorf/tam Lobeck Aglaopham. 856. Auch die Prosaschriftsteller sind von diesem Vorwurf nicht frei. Von Heraklit sagten 'die Alten gern, dass er mit Absicht so dunkel gewesen sei (Diog. Laert. IX 1,6 und IX 1,16) und dass es eines delUchen Tauchers bedürfe, um in die Tiefe seiner Weisheit hinabzusteigen (Diog. Laert II 5,22 und IX 1,12) vgl. Aristot. Rhet. III 5. Cic. .de finib. II 5. Seneca epist. 12. Gräfenhan I § 42 S. 203 § 90 S. 445. Von Pythugoras erzählte man, er habe seiner Bildersprache gemäss das Heer Kqovov <J«x(>t o^Thräue des Kronos), genannt die Bären'Pc«? jerpas(Hände der Ithea), die Pleias MovcaÜy Xvgay (Lyra der Musen), die Planeten xvvat Tfc lUQOtffQVin (Huude der Persephoue), Porphyr, vita Pythagorae 41 (bei Didot Anhang zu Diogenes Laert. S. 96). Am meisten leisteten in dieser Beziehung die Sophisten, die durch Neuheit im Ausdruck und besonders in der Wortbildung durch Zusammensetzung Aufsehen hervorrufen wollten (Spengel artt scriptt. p. 69). Unter den Sophisten erregte in dieser Hinsicht keiner mehr Aufsehen als Gorgias (Schol. ad Hermog. p. 378). So hiess bei ihm Xcrxes 6 tm* lUpsuy ZevV, die Geier wurden i/d\pvx<* idyoi genannt (vgl. Hermog. p. 90. ed. Aid.: naQdfotypa rovrov JrjfAoc&eyixo» ovx ar Xaßoie, nagd tik tocc vno^vXoti jovtoici coyicjatc näpnoXla tvQOtf idyovs yaQ «fi^v/ovc . • .) vgl. Gräfenhan I § 36 S. 165 ff.

*) Aristot. poet. 22 p. 1458 » 23: dXX* &v nc anuvta rotavta (xd fennd d. h. fremdartige Ausdrücke wie Fremdwörter, Metaphern und jede Ausdrucksweise, die von der gemeinüblichen abweicht) *ouj<ty, qafriyjjia «Vt«i 9 ßetQßaetöfiot. Solcher Art war Lycophron's Alexandra, vgl. auch Lucian Lexiphanes p. 344 (bei JacobiU voL II 253) xai r^ac rovc vv* nprtofu-Xovyrac xaraXintüy tiqo /iliW ertSv %/iZy tiaXiyctcu tiia<nQe<p<ay tjjV yXtaTtttv. Auch bei den Römern machte sich die Sucht, durch den Gebrauch ver-

 

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einigen Trümmern alter Komödien geht deutlich hervor, dass es in Griechenland, zumal in Athen in manchen Zeitläufen weite Schichten der Bevölkerung gab, welche es dem Grade ihrer Bildung schuldig zu sein glaubten, nicht jedes Ding bei seinem rechten Namen tu nennen und einfach tu reden, sondern in absonderlich gewählten und hochtrabenden Worten, welche fast ' wie wirkliche Rätsel erschienen und der Lösung bedurften. Auf diese Thorheit zielt der häufig wiederkehrende Spott der Komiker 1 ).

So sagt der Dichter Timokles in seiner Komödie „Die Heroen":

ßioo TifrTjvr}, icoXsfiia Xtjioü, <p6>.a£ cp&tac, iatpoQ exXutou ßooXtuiac, . tpcnceCa. B. IIspt£pfa>Q fs vf ( tov oopavov, sSov tpodaeu TpofoeCa auvcofiti»;.')

Sobald davongetragen war Des Lebens Amme, die dem Hunger feindlich ist, Der Freundschaft Hort, der Ohnmacht und des Hungers Arzt, Der Tisch. B. Beim Himmel, deine Mühe war umsonst, Du konntest kurz und einfach sagen „Tisch 4 ! Besonders werden die Köche verhöhnt wegen ihrer hochtrabenden, schwülstigen Art zu reden, welche den Hausherrn in Verzweiflung bringt:

£<p{ff' dfipsv* oi |tdfstpov eis *rijv obttav 6tXTjcp > ' äxXü>Q -(dp oioi iv |id touq Ocouq

alteter und entlegener Wörter ein höheres Ansahen zu gewinnen, schon frühzeitig bemerkbar. Bekannt ist, dass Augustus dem Tiberius in einem Briefe dieselbe Sacht vorhielt (Saeton August. 86). Tgl. Volkmann, Rhe-thorik 8. 350.

( ) Atheuäua sahlt diese Thorheiten mitten unter den Griphen auf vgl Euetath. II. 1218,31. Ober das Wort tV Kty rfc *>*>«; TgL Meineke com. II 1 244. Kock comie. Attic. fragm. I 139 f.

*) Athen. X p. 455* 456*- Kock com. Att voL II pars L 8. 457. Andere Beispiele nennt Athenaus X p. 449" 455* 4M* 45i** II p. 64» (▼gL I p. 28«) IV p. 169« XIII p. 608* Tgl. Meineke com. I 285 l «92 IL

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4V dv X4pj otivtr^t * xatvd (SVjjiaTa mcoptaplvoc 7<ip eoxtv. o>c eto}Mte fdp,

„xo3ot>Q xöctapac |tipoicaQ cid )?ixvov; Mjt. 44

£fa> xsx>or;xa piporac erl istavov; y % oX^Q.

to-jq % pipoxa; wjtooq ps ftfvomstv toxeic;

oü?sl; xapsarar tofoo fap vij tov Ata

ett xatdXowrov, pspoxac s-i Ssfavov xaXstv.

„oiä' dpa rapsaiat äarapcov otöstQ oXcoq; 44

oix otojtat -(s Aatiopcov. sA.oft£o|irjV,

r 4 ;2i 4>t)Jivoc Mox/jcov, Xix^pato^.

o fcsiv\ o fcstva* xai' ovop' dvsXo^iCdpTjV

oüx r 4 v sv auTot; o05s st; poi Aarcupcov.

oOSsi; rapsstat, <pr 4 pt. „*ri XsfsiQ; oüoi cfc;"

o^oSp' rjavdxTr 4 o' marsp f^txr 4 jievo^

si |iT| xsxtajxa Aattopdva. xatvov xdvo.

,oü?' dpa (tost; sp'jaty frov 1 ;" oix s^v ejd>.

,ßo*jv B' sOp'jjisTo^ov; 44 oii &6u> ßouv, dftXtt.

,pyjA.a (hoidCstQ dpa; 44 jid A(\ qo> pev oi,

ctösispov autoiv, rpoßdTiov 8*. „o'ixouv, &pij,

•d jifjXa rpo,Sata; 4fc pijXa xp'jjkrt'; oi pavfrdva»

[o05' oiBa] Toitcwv oüSsv oOSs ßouXopat.') Ebenso vergleicht der Dichter Anaxilas in der „Neottis" die Hetfiren mit der thebanischen Sphinx, da sie alle in Rätseln sprechen:

—fttfa ^ r i?«''«v ii rasa; sott tdc xdpvac xaXsiv,

at XaXouo' dzXcoQ jjlsv oOSev dXV sv aivif pole Ttatv,

<»>; eptooi xal tptXouot xai suvstatv tjSsioq.

stxa TSTpdroj; jiot fivotto, <pr 4 otv, ijj 'v xpoTfl dpdvof

tha J*)) tptwj; xt;, tixa, <pr 4 ot, icatltaxig Sizoo;-

ÄV 6 pev pouQ taut 1 dxijX&sv eu(K»Q cibicep Oidtaooc*)

•) Athen. IX p. 382«-« (Meineke) vgl Meineke com. IV 545 anal, crit in Athen, deipnosoph. S. 168. In diesem Tone verkehren Herr und Koch noch eine goraome Zeit. vgl. Athen. XIV p. 659*»

») Athen. XIII p. 558* Meineke anal crit in Athen, delpnoeoph.

 

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Thebens Sphinx kannst du sie alle nennen dieser Dirnen Schar, • Deutlich redet keine jemals, nur in Rätseln sprechen sie, Wie so innig sie euch lieben, wie so gern sie bei euch sind. Dann, wenn mir ein Vierfuss würde, dem ein Sessel beigesellt, Dann, ein Dreifuss wenigstens, ein Zweifuss für die Dienerin. Wer dies dann versteht, der eilt sogleich davon wie ödipus. Auch Dichter entgehen diesem Spotte nicht, wie Timotheus 1 ) in der „Aischra" des Anaxandrides und Achäus von Eretria'), wenn sie in dem Haschen nach hochtrabenden Worten schwülstige und rätselhafte Wendungen häufen. Wie schön erscheinen dagegen einige Verse des Siutönides von Ceus, in denen er die Umschreibung für das Wort „Schnee- durch frische und leben« dige Schilderung anziehend zu machen weiss. Der Dichter liebte es, beim Mahle mit fröhlichen Genossen die Freuden, die das Leben bietet, zu geniessen und sich an heiterem Gespräche zu erfreuen 8 ). Einst dichtete er bei grosser Sommerhitze, als der Schenk ihm keinen Schnee in den Wein gelegt hatte, folgende Verse aus dein Stegreif:

njj pd icot' OoMfiKoto rapi ftXeopdQ sxdXo<|>6v

cox'jq dzo BpTQxrjQ opvJjtsvoQ Bopeyjc, dv?piuv V dyXaivcov säoxs (ppevctQ, aoxdp tdcwpJbj C<oV;, Iltspir 4 v fijv eTrtsaaaitevYj, . ev Tt; ijiot xai xffi yssxco jispoQ * oo fdf sotxtv dsp|iT|V ßaaid^stv dvSpi fiXcj) xpoitoatv. 4 )

Das Epigramm.

Auch das Epigramm 5 ) zeigt deutliche Spuren des Rätsels« Das Epigramm ist mit dem Rätsel insofern verwandt, als auch dieses ursprünglich die wesentlichen Merkmale eines sich dem

8. 257. Kock com. attlo. fragm. vol. LI Pars I 270 f. natdlc*R statt n*M*$ni schrieb Bothe Comic Gr. frugm. (Didot) 8. 502.

0 Athen. X p. 455«.

I) Athen. X p. 451* &

>) Bergk grlech. Ut. II 338. 361 f.

«) Athen. III. 125«* Bergk Lyr. Gr. III 4 505 (8imon. fragm. 167 [227]).

*) Gemeint ist das Epigramm in der ursprünglichen Bedeutung des

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Auge darbietenden Gegenstandes zusammenstellt, freilich der Art, dass sich diese Merkmale möglichst schnell zu einem anschaulichen Bilde zusammenschliessen, während das Rätsel mit Vorliebe solche Eigenschaften nennt, die einander tu widersprechen scheinen, damit in dem entworfenen Bilde sich immer wieder unerwartet eine Lücke zeigt Zahlreiche Epigramme konnten als Rätsel gelten, wenn man ihnen die Oberschrift nimmt, zahlreiche Rätsel als Epigramme, wenn man die Aufforderung zum Raten entfernt 1 ).

Diese Verwandtschaft macht es erklärlich, dass in späterer Zeit Epigramme entstanden, die sogar das äussere Merkmal der ' Rätsel, d. h. die Aufforderung zum Raten enthielten. Beachtenswert für die Beurteilung des griechischen Geistes ist es, dass sie nicht selten die Grabstätten ihrer Toten mit solchen Aufschriften versahen, die an das Rätsel erinnern. Neoptolemus von Paros erzählte in seinem Werke „Über die Epigramme* 2 ), dass in Chalcedon, auf dem Grabmale des Sophisten Thrasy-machus 3 ) sich eine Inschrift befand, in welcher der Tote selbst aus Buchstaben seinen Namen erraten lässt:

Toüvojia (Hjxa pä> aX^a oav u jto dXcpa yt oi oav.

Wortes, als „poetische Aufschrift 11 auf irgend einem wirklichen Gegenstände der Natur oder der Kuust; zuerst wohl auf Beutestücken, dann auf Weihgeschenkon aller Art, und auch auf Grabdenkmälern. Erst später wurde das Epigramm zum Sluugodicht und zum Gelegenheitsgedicht.

«) Friedlich Gesch. des Rätsels § 23. S, 45. Morawski de Graeo. poesi aeuigmatica dissert. inaugur. Monasterii 1862 8. 16. So hat z. B. Herder (Blumen aus der griech. Anthologie 2. Buch, in Herders sämratl. Werken, Ausgabe von Cotta 1862, Band 8, S. 34) aus zwei Epigrammen der priech. Anthologie (Anthol. Palat. Didot XI 409 und XI 414) ein Rätsel auf das „Podagra** zusammengesetzt.

*) Athen. X p. 454*. Wahrscheinlich führte Neoptolemus alle Epigramme auf, die er in den Städten Griechenlands gefunden hatte, ebenso wie der Perieget Polemo in seinem Werke neql x&v xard notets imyQccfA/dä-xmv (Athen. X p. 436*. 442«).

8 ) Thrasymachus stammte aus Chalcedon und kam 430 vor Christo nach Athen. Piaton tadelte ihn wegen seiner schroffen Art, womit er die sophistische Anschauungsweise verteidigte: Athen. XI 505*

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Nenne mich theta rho alpha san y my alpha chi u san 1 ).

Chalcedon war mein Heim, weise zu werden die Kaust 1 ).

Dies ist das erste Zeichen für die Neigung des griechischen

Volkes, in Aufschriften auf Grabstätten die Stille des Todes mit

Scherz in Verbindung zu bringen 8 ). Ein Epigramm des Leonidas

von Tarent bestätigt diese Richtung:

l( 0T0Xa90)|16frd wo, IktalorpoTS, x* ov op&vxtc

TfXüircov uicep tujiflou xe(jievov doxpcqctXov; f| pa -rs |JL*rj Sit Xioq; eoixe -jap • ^ fS* 5xi itatxtac

9)oftd xtc, oi Myjv i\ a> ^abi % ftXstaroßo'XoQ; f< Ta |i£v oioi oivqjoQ, sv dxpTfjt<j> oi xaTiaßrjc X 11|>; Nai fox&o, ttfIBe itooQrfljloaiiev. 4 ) Der Dichter sah auf dem Grabsteine des Peisistratos einen Würfel mit der Zahl Eins. Dieser Wurf, der schlechteste von allen, hiess der Chier. Da nun Peisistratos kein Chier, d. h, nicht aus Chios war, und auch kein unglücklicher Würfelspieler, so bedeutet das Zeichen nach der Meinung des Dichters nichts anderes, als dass jener Mann gestorben ist, weil er ungemischten Chierwein zu trinken pflegte.

') über das san vgl. B , B. Bergk griech. Lit. I 188, Note 9.

a ) Solch ein Spiel mit den Buchstaben führt Simrock das deutsohe Rätselbuch, 3. Aufluge 8. 44 an: Es ce ha eu e ce ka, Es liegt auf dem Toller da, Was ist'8? Antwort: Bebneck.

') Dieselbe Richtung erscheint auch in alter Zeit in Rom und teigt sieh z. B. in der feinen Ironie der alliterierenden Grabinschrift: hoc est sepulcrum hau pulcrum pulcrae feminae (Blase, attisoh. Bereds. 8. 61). Zu vergleichen ist u. a. die rätselhafte Inschrift auf einem Grabmal in Lara* springe unweit Gandersheim, deren Lösung ist: 0 süperbe, quid superbis? Tua superbia te superabit Terra es et in terram ibis (vgl. G. Gerber, die Sprache als Kunst Berlin 1885 II 8 391 nach Ochmann, zur Kenntnis der Rebus, Oppeln 1861).

<) Anthol. Palat. VII 422. Dieses Raten nach der Bedeutung der Symbole auf den Grabstätten findet man oft in der griechischen Anthologie. Der Scherz des Leonidas ist in zwei Gedichten von Meleager von Gadara nachgeahmt.

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Auch bei anderen alten Völkern mögen rätselhafte Inschriften und Symbole auf Grabstätten vorgekommen sein. Zu Anchiale in Cilicicn soll das steinerne Standbild des Königs Sardunupal gestanden haben mit der Inschrift in assyrischer Sprache: -aptavriraXXoc i \\vaxov$apoi;8<o icat;, W]f/tdXr ( v xal Tapoov ßstjuv rjjJLipTQ |injj* eaftts, nvs, KaiCJs * co; tdXXa Toitou oix a;ta ! ) „Sardanapal, Sohn des Anakyndaraxes, hat Anchiale und Tarsus an einem Tage erbaut. Iss, trink 1 und kose, das Übrige ist nicht so viel wert!" Der König drückte die Finger der rechten Hand zusammen, um ein Schnippchen zu schlagen.

Wir sind der Spür des Rätsels durch eine Reihe von Jahrhunderten gefolgt, von den ältesten, jugendfrischen Äusserungen des griechischen Lebens bis tief in die Zeit hinein, wo das Volk nach der Erfüllung seiner Aufgabe dem Grabe zureifte. In der griechischen Anthologie, einer etwa im zehnten Jahrhundert nach Christo zusammengestellten Blumenlese von Gedichten, finden wir eine grössere Zahl von Rätseln, aber die meisten derselben zeigen deutlich die Spuren der sinkenden oder dahingewelkten Kraft des griechischen Lebens, es sind meist Spielereien gesuchter Art oder Wiederholungen und Nachbildungen der Muster älterer Zeit Dieselben Merkmale zeigen die Rätsel der byzantinischen Griechen. Unter ihnen wird als Rätseldichter im eilften Jahrhundert nach Christo Psellus gerühmt 3 ), ferner Basilius Megalomitis, Aulikalamus 3 ) und Andere 4 ).

Von der Einteilung der Rätsel durch die Alten wissen wir so gut wie nichts, die Berichte der Rhetorcn darüber scheinen ihrer eigenen Phantasie entsprungen zu sein (Exkurs).

Was Athenäus aus dem Buche Klearchs „über die Griphen" mitteilt, hat in alter wie in neuer Zeit viel zur Verwirrung in diesem Punkte beigetragen; die Einteilung Klearchs hat mit

') Strabo XIV 5,9. Athen. XU p. 5294-530* (cap. 39). ») Bernhardy griech. Lit, I 734,

*) Die Rätsel dieser drei Dichter sind von Boissonade nach Handschriften der Pariser Bibliothek mitgeteilt (aneed. Gr. vol. III 429-454). 4 ) Georgius und Euthvmius (cod. Bodl. LXXVI).

-indem eigentlichen Rätsel nichts su schaffen, sondern besieht sich auf eine besondere Art von Aufgaben, die wir Gesellschaftsspiele nennen, denen die Griechen aber ebenfalls den Namen Tptyot gaben. Kleareh hatte in seinem Werke, wie wir aus den Mitteilungen des Athenftus sehen können, das gante .Gebiet des Rätsels, d. h. das Ainigma und alle zahlreichen Abarten des Griphos im engeren Sinne behandelt, Athenftus aber hat ohne jedes Urteil und ohne jeden Plan irgend eine Stelle aus dem Werke des Kleareh herausgegriffen nnd infolge davon statt einer Einteilung des Rätsels Überhaupt, eine Teilung besonderer Arten der Griphen überliefert

Das Sinnrätsel Uvpxo; fp^o;).

In der ältesten Zeit treten uns fast nur einfache Rätselfragen entgegen, d. h. unbestimmte Fragen, die scheinbar auf mannigfaltige, in Wahrheit aber nur auf eine einzige treffende Art beantwortet werden können. In vielen dieser Rätsel werden garnicht die Merkmale oder Eigenschaften eines Gegenstandes so geschildert, dass man aus ihrer Vereinigung und durch Er* gänzung des Fehlenden das zu suchende Wort oder den Gegenstand linden kann, sondern die Aufgabe ist oft nur mit unbestimmten Zögen, zuweilen nur in einer einzigen bestimmten Richtung angedeutet, sodass nur ein glücklicher Fund, kein zielbewusstes Nachdenken die Lösung möglich zu machen scheint 1 ). Wahrscheinlich sind es solche kurze Rätselfragen, die von Athenäus mit dem Namen Xoftxo; fptyoc bezeichnet wurden; er hält diese Art für die älteste, die zugleich der Natur des Rätselsteilens am angemessensten sei 9 ).

Für manche Beispiele dieser uralten Rätselart gilt, was Jakob Grimm von den alten deutschen Rätseln sagt 8 ): „Das

') vgl. Meiuers, Geschichte der Wissenschaften, Lemgo 1781, orster Band S. 55. L. Mezger (Rocension von Friedrcich's Geschichte des Rätsels) in Jahrbb. f. klass. Philologie 94 (1866) 8. 589 ff.

,J ) Athen. X p. 453 b aQxcufaaroe <T iml Xoyixot yqtyos xal rijc itrif yQupefoiy yvaaot oixuoTaros,

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ist das innere Wesen and Streben der Poesie, dass sie das Dunkele (aenigma) und Unsägliche in klaren Worten auszusprechen, den Himmel herunter* und unser Herz aus der Brust herauszuleiten wisse. Daher haben alte Dichtung und Sage eine Menge. Rfitsel, an deren Stellung und Lösung man gerade das bewundern muss, was den neugemachten fehlt, die befriedigende Mischung von Wahrheit und Wunder, .vermöge deren man zugleich daran glaubt und nicht glaubt. Aus dieser Ursache kann die Antwort unmittelbar hinter die Frage gesetzt und braucht nicht aufs nächste Blatt verspart werden; der Satz büsst so wenig ein von seinem Reiz durch die Auflösung, dass er gewiss noch dadurch gewinnt; wogegen man der jetzigen hohlen Rätsel, sobald das Wort heraus ist, unausbleiblich satt wird 44 .

Solche Fragen finden sich in grosser Zahl in den Schriften der Griechen zerstreut, nicht alle, entsprechen den Anforderungen, die wir' heute an eine Ratselfrage zu stellen gewöhnt sind. Dem Thaies von Milet legt Diogenes von Laerte 1 ) eine ganze Reihe von weisen Aussprüchen in den Mund, die nur als Antworten auf solche kurze und unbestimmte Fragen zu verstehen sind: Was ist das älteste von Allem (irpMJtotaTov xinv ovtcuv?) Gott, denn er ist ohne Geburt. Was ist das Schönste (xoiXXta-tov)? Die Welt, denn sie ist eine Schöpfung Gottes. Was ist das (Jrössto (juftrtov)? Der Raum, denn er umfasst Alles. Was ist das Schnellste (xd^torov)? Der Gedanke (vouq), denn er durcheilt die ganze Welt* Was ist das Stärkste (lappötatov)? Die Not, denn sie überwindet Alles. Was ist das Weiseste (oo^wiaiov) ? Die Zeit, denn sie bringt Alles an den Tag. Was ist früher geworden, die Nacht oder der Tag? Die Nacht, um einen Tag früher 9 ). Was ist schwer (SiaxoXov)? Sich selbst erkennen. Was ist leicht (suxoXov) ? Einem Andern einen Rat geben. Was ist am angenehmsten (f^taiov)? Zu finden, was man suchte. Was ist Gott (ig frsiov)? Was keinen Anfang und kein

durch die Brüder Grimm, 2. Band, Frankfurt bei Beruh, Körner 1815). ») Diog. Laert. I 1, 35. 36. ') vgl. 3. 45.

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Ende hat Welche« ist das schädlichste (xcbaorov) Tier? Unter den wilden Tieren der Tyrann, unter den lahmen der Schmeichler 1 ). Auf die Frage, was das Seltsamste (mtpatogfartev) sei, das er gesehen habe? antwortet Thaies: einen Tyrannen, der das Greisenalter erreichte 8 ). Der weise Chilon antwortet auf die Frage: was ist schwer (JöoxoXov)? über Geheimnisse schweigen, die Mussestunden richtig verteilen und Unrecht ertragen 9 ).

Periander von Korinth antwortet auf die Frage: was ist das GrOsste im Kleinsten (ti |ie?totov ev iXayiory)? ein guter Sinn im Körper eines Menschen 4 ).

Der weise Pittakus wird gefragt: was ist am dankbarsten toxäpioTov) ? Seine Antwort lautet: die Zeit Was ist dunkel (ckpavec)? die Zukunft. Was ist treu (xwxdv)? die Erde. Was ist treulos (ctaotov)? das Meer 6 ). Aristoteles wurde einst gefragt: was altert schnell? er antwortet: der Dankt Was ist Hoff-

i) Plutarch. couviv. sept sapient cap. 2. Dieselbe Rätselfirage findet sieb bei Simrock, das deutsche Rätselbuch, 3. Auflage (Frankfurt a. M. bei Winter) 8. 107: „welches ist das schädlichste TierT Unter den Wilden ein Tyrauu, unter den Zahmen ein FitotiHsohwätiKor."

>) Plutarch. eouvtv. sept sap. cap, 2. Diog. Laert, 1 1, 86.

') Diog. Laert I 3, 69. vgl. die Antwort des Aristoteles bei Stob. Florileg. mgl anoQQtjtw p, 237. ed. Gaisford Llps. 1823 vol. II 8. 84 und die Antwort des Blas bei Diog. Laert I 5, 36.

«) Stob. Florileg. juqI yQoyqcew III T. III p. 41. ed. Gaisford Lips. 1323. vol. I 8. 87. Eine ähnliche Frage findet sich In der 8age vom heiligen Andreas (in der Legenda aurea ed. Graess. cap. VIII 19): der Teufel hatte sich in Gestalt eines schönen Weibes bei einem Bischof eingeschlichen und dachte ihn zu verderben. Ein Fremdling verlangt Einlass und klopft unter lauten Rufen an das Thor. Der Bisehof fragt das Weib, ob man den Mann einlassen dürfe, und jenes antwortet, man solle dem Wanderer eine schwere Frage vorlegen, wenn er auf dieselbe richtig zu antworten wisse, solle man ihn einlassen, wenn nicht, so solle er abgewiesen werden (tanquam inscius et indiguus episcopi praesentta). Der Bischof ist es zufrieden, doch soll die Frau selber die Aufgabe stellen. Die erste Frage ist: quid est maius mirabile, quod Deus nnquam in parva re fecerit? Der Fremdling antwortet: diversitas et excellentia facierum. vgl. J. Grimm in altdeutschen* Wäldern 2. Band S. 29. Schlichen, de an« tiqua Germ, poesi aenigmatica, diss. iuaug. Beroliu. 1366 8. 29.

*) Diog. Laert I 4, 77.

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nung? der Traum eines Wachenden (rfoiftopoto«; feuxvwv). Welchen Gewinn haben die Lügner (tt xeorrlvstctt xepftoc twc <|>tofco|UvotQ ? dass man ihnen nicht glaubt, wenn sie die Wahrheit reden 1 ).

Ähnlich ist eine.Frage, die wir aus der Lebensbeschreibung des Äsop kennen lernen. Bei einem Gelage, tu dem auch Xanthus, der Herr des Äsop, geladen ist, geben die Gäste einander rätselartige Aufgaben 9 ). Einer der Gastgenossen stellt die Frage: „wann wurde eine grosse Verwirrung unter den Menschen entstehen ? tf rrjvbca dv fevorco jisfdta} sv dvftpaiKotc ta-pa/yj; 8 ) Äsop, der hinter seinem Herrn steht, sagt ohne gefragt zu sein: „wenn die Toten aufstehen und ihr Eigentum wiederfordern.* 4

Wie der lateinische Schriftsteller Macrobius in seinen Saturnalien erzählt, wurde einst bei einein Gastmahle die Scherzfrage aufgeworfen: „welche Ruhe ist lästig?" (quodnam esset molestum otium?) Der Mime Fublius Syrus antwortet, nachdem verschiedene Meinungen ausgesprochen sind: „Die Füsse eines am Podagra Leidenden* (podagrici pedes). Diese Lösung brachte dem Mimen Freiheit und sorgfältigere Erziehung ein. 4 )

Selbst die Unterwelt kennt solche Fragen. Bei der Dichterin Praxilla aus Sicyon, die um 450 vor Christo lebte, wird Adonis im Hades von den Bewohnern des Totenreiches mit der Frage empfangen, was das Schönste sei, das er dort oben ver-

«) Diog. Laert. V 1, 17. 18.

*) vita Aesopi ed. Westennann, Brunsvigae 1S45. 8. 25. Bei Maximal Plauudes (Klerwagische Ausgabe, Basel 1545 S. 40) lauten die Worte: tw &k noiov niMxontoyrof xai Cw/iarMf ngoe aXXyXovf n^niyofieyojy.

*) Maximus Planudes (Herwag. Basel 1545 S. 40). Ähnlich in der Tita Aesopi ed. Westermann S. 25.

*) Macrobius Saturn. II, 7: ioculari deiude super coena ezorta quae-atione, quodnam esset molestum otium, aliud alio opinante, ille (Publius Syrus mimus): Podagrici pedes dixit. Ob haec et alia manumissus et maiore cura eruditus cum mimos componeret ingentique assensu in Italiae oppidis agere coepisset produetus Romae per Caesaris ludos, omnes, qui tune scripta et operas suas in sceuara locaverant, provoeavit, ut singuli secum, posita in vicem materia, pro tempore contenderent nee ullo recu-santo superavit omnes.

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lassen habe. Adoni* nennt Sonne) Mond und Sterne, aber er gedenkt wie ein richtiger Knabe auch änderet köstlicher Dinge 1 ): xdXXtorov |itv qt» Xsfacm tf&oQ ^tlioto, tafaepov dornet cpattvd oeta]yahf]Q xt xpfomicov ifii xai &pa(ouQ otxuouc xai iiijXa xai ©'•fty*^ 1 )

Schöner als alles, was ich verliess, war Helios 9 Lichtglani, Dann tum zweiten das Funkeln der Sterne, das Anüits des

Mondes, Und auch reife Melonen, dazu noch Äpfel und Birnen« Nicht mehr so einfach, wenn auch treffend genug ist das Rätsel von der Liebe bei Plutarch 8 ): -d jitast xai <ptXri, tt ftu-jn xai taoxet, t( ctastXet xai ixeteaet, t( opfiCetat xai statt, (JoiXrcai icaooaaftat xai oi (JouXrcat, tt ^alpst t(f aittj5 (läXtaxa xai dvtärat; Was hasst und liebt, was flieht und verfolgt, und droht und fleht, was turnt und ist voll Erbarmen, will aufhören und will es nicht, was empfindet Ober denselben Gegenstand die höchste Freude und den grössten Vordruss? Die Lösung geht von der

*) Zenobius IV 21: ITp&JUa top "Afayiv eV foff piket» (cod. GotsL «V roffc v/jpoii) iifayei iQtm&iuvor $nd vüy xarto, rl xdXXiaxoy xaraXtntl* xgtvaa&ai, ijXioy xal ccX^y xal cixvovg xal p*jXa* Ztov $lf naqüifdap nqorix&l ^ loyos. *HXi&tov yäq to T<p ijA/y itaQaßdXUiy tov( tftxtfovf.

*) Zeuob. ibid. cod. Coisl. vgl. Suidas v. 'HXi&iafa. Diogenian. V IS. Apostolios VIII 53. Liban. Epist. 707. Bergk lyr. Gr. III 4 566. Anders wird in einem tyroler Märchen die Frage beantwortet, was das Schönste auf Erden sei: Ein Richter sagt zu zwei streitenden Bauern: „wiest Ihr was, laset das Streiten; derjenige von Euch, der mir bis morgen tu sagen weiss, was das Schönste, Stärkste und Reifste auf Erden sei, der hat den Pro« cess gewonnen." Der reiche^Bauer geht vergnügt nach Haus, denn, dachte er, dass mein Weib das Schönste auf Erden ist und dass meine Ochsen das Stärkste und ich selber der Reichste, das ist so klar wie die Sonne« Der arme Bauer geht verdriesslich heim, der Tochter klagt er seine Not „Seid gescheid, Vater, ruft die Tochter, das Schönste ist der Frühling, das Stärkste der Erdboden und das Reichste der Herbst* 4 (Kinder- und Hausmärcheu von Brüder Zingerle, Innsbruck 1852 I 162 ff.).

*) Plutarch. fragm. XXV 3, 4—6 ix rod n${tl "£pcuroc cap. III ed« Tauchnita. Lips. 1829 Tom. VI 3. 388. bei Didot fragm. 8. 45. vgl Stobaeue Florileg. (Voyos VtypxP»**) T - $* l 6 ^- *<*• Oaisford Lips, 1823 vol II S. 425.

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rätselhaften Art der liebenden aus und sagt: or^pjoootv, t^froot-voooi* tov oütov icodouotv chcttoa, Tpi|twot KapovtOQ* xoXaxtuooot, Xotfopouot, xpoaxodv^oxouot, <poveuoootv, t&xovtat |fJj <ptXetv, xai icaöoaaffat ftXouvrec oi ft&oooi * ociKppovtCooat xai OTjpoüot 1 ) * *«-kuouat xai Xta<pftetowotv • äpyctv ft&oooi xai 8oüXc6etv tncojiivoi>ai. sie lieben und hassen, sie sehnen sich nach dem Abwesenden und zittern vor ihm, wenn er da ist, sie schmeicheln und schmähten, sie sterben für ihn und töten ihn;.sie geloben, nicht su lieben und wollen doch nicht aufhören mit der Liebe, sie rufen zur Vernunft und machen blind, sie bilden und verderben, wollen herrschen und dulden doch, dass sie dienen.

In der späteren Zeit erhalten manche Fragen ihre Bedeutung nur durch die Antwort, die an die Lösung eines Rätsels in unserem Sinne kaum noch erinnert „Inhalt und Form fuhren in der Geschichte der Poesie immer zu denselben Resultaten und es war zu erwarten, dass die erblühende, gebildete Dichtkunst, wie die alten Weisen und Worte, so auch die alten Fragen und Rätsel ergriff und nur weiter treiben wollten. Sie gerieten spitzer, feiner, gelehrter und spielender, stehen aber den alten Naturrätseln an Tiefe und Gründlichkeit gar nach, wiewohl sie oft noch darauf beruhen" 2 ). So lautet die Antwort auf die Frage: „Was ist der Mensch"? do&evstas ürco&qjia, xat-poä Xacp'jßov, vr/rfi Katfvtov, (utaxccuaecuQ eixiuv, <pftovoo xai oou.<popdc «kdon-fc;, to fcs Xoi-ov tpXqjia xai /oXr^ 3 ) ein Muster der Schwachheit, eine Beute der festbestimmten Zeit, ein Spiel des Zufalls, ein Bild der Unbeständigkeit, ein Wagebalken, an dem Neid und Unglück ziehen, im übrigen Feuer (Schleim?) und Galle.

') nr}Qovai verbesserte Althaus, überliefert und In den meisten Ausgaben abgedruckt ist n ij (><ooi, Wytteubach wollte ntiQtZai lesen (diese Lesart ist in die Didot'sche Ausgabe aufgenommen). Vielleicht ist miQovet verderbt aus A^oitof, sie reden t hört cht.

*) J. Grimm, Trageniundslicd, iu altd. Wäldern, herausgeg. durch die Brüder Grimm, 2. Band 1815 8. 20.

*) Stobaeus Florileg. mqI rot? fitov T. 98 [96] p. 533 (od. Gaisford, Ups. 1824, vol. HI 8. 255). Beispiele dieser Art von Fragon und Antworten finden sich zahlreich bei Orelli opuscula Gr. vet. sententiosa et moralia. Tom. I Lips. 1819 z. B. 8. 168, 56.a 170, 6.13.15.

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Die Denksprüche des Sekundui, eines Sophisten oder Phl» losophen ans unbestimmter Zeit enthalten «wanzig solcher. Rfttselfragen (icpoßX^iata) und Antworten 1 ).

Ebendieselben Fragen und Antworten finden sich in dem Wortkampf des Kaisers Hadrian mit dem Philosophen Epiktet (altercatio Hadriani Augusti et Epicteti philosophi 1 ), welcher der Hauptsache nach eine Übersetzung der Denksprüche des Sekundus ist, jedoch gegen den Schluss einige Zusätze enthält, die mehrfach au uns bekannte griechische Rätselfragen anklingen, z. B. quid est, quod amarom dulce facit? fames. quid est, quod horao videre non potest? alterius animam. quid regi et misero commune est? nasci et mori. quid est certissimum? mors.

Athenäus hat drei Muster des Xoftxoc fpupoc aufbewahrt: xt icdvxeQ oix eriaid|ievoi $tftctoxo|i6v; 8 ) Was lehren wir zumal und wissen es selber nicht?

Athenäus selbst oder sein Gewährsmann giebt die Lösung mit den Worten ^d; e^stv. Vielleicht ist mit ^cti die Seele gemeint, denn Keiner kennt sie und doch giebt Jeder dem Anderen davon Kunde 4 ).

t( taitdv (eanv) ou)au.ot> xai icavta^oo; Was ist zugleich an keinem Ort und überall?

Die Lösung ist nach Athenäus „die Zeit", denn diese sei zugleich überall und nirgends, weil sie ihrer Natur nach nicht an einem Orte weilen könne.

-d tctÜTov ev ouoäv<j> xai exl \9fi xai ev daXdrqg;')

*) J. C. Orelli opuse. sentent I 208 ff. 216 ff. 216. 222.

*) Orelli opuse. seut I 230-259. vgl. W. Wilmanns, Zeitschrift Ar deutsches Altertum (1869) 14, 530-555.

») Athen. X p. 453«».

*) So orklärt auch Luid Cerrato, i eanti popolarl della Grecla aatioa, eap. VII 8. 291 f iu Uivista di filologla Januar-Februarheft Torlno 1885, liergk (poet lyr. Gr. IIP 668) las naqatyvxtk f/n* statt VW** h** «nd dachte wohl au die Lösung „der Trost 44 . ' Hagen, antike und mittelalterL' R&tselpoesie, Blei 1869 8. 17 vorstand unter V<w' den Atem, ebenso wie Schweighäuser (animadv. in Athen. toL V 564).

*) Meineke machte daraus einen jambischen 8eptenar: ff fnMr M sV ovpa*^ xaV yj n xa* talanjn*

Was ist zugleich im Meer', im Himmel, auf der Erde? Gemeint ist, wie Athenäus uns belehrt: Bär, Schlange, Adler, Hund; alle vier findet man zugleich am Himmel (als Sternbilder), auf der Erde, im Meere (als Fische und andere Seetiere). Vielleicht war es diese Rätselfrage, die Aristophanes in seinem Rätsel auf Kleonymos nachahmte 1 ).

Dieses letzte Rätsel ist ein Rest uralter kosmischer Dichtung, welche uns in jene Zeit zurückfuhrt, in der die Beobachtungen der Naturerscheinungen am Himmel und auf der Erde zur ersten Mythenbildung führte. Sonne, Mond und Sterne, die Morgen-und AbendrOte, Tag und Nacht, Sommer und Winter wurden zu lebendigen göttlichen Wesen, die immer wieder von neuem vor den Augen der Menschen ihr segen- oder verderbenbringendes Dasein begannen und zu Ende führten.

Aus diesen uralten Vorstellungen entstanden frühzeitig die sogenannten kosmischen Rätsel, in denen die tiefsten Geheimnisse der Natur zum Raten aufgegeben wurden. Bei den Hebräern ist es der starke allmächtige Gott, der die Wunder in der sichtbaren Natur schafft. Das vorletzte Kapitel der Sprüche Salomo's (Kap. 30) lehrt uns die Worte Agurs, des Sohnes Jake's:

Zu Ithiel sprach der Mann erhabne Sprüche,

Zu Ithiel und Uchal sprach er also:

Von Männern ich der Unverständigste,

Was Menschen Klugheit nennen, hab' ich nicht,

Ich habe nicht gelernt (der Menschen) Weisheit

Und sollte wissen der Heil'gen Wissenschaft?

Wer stieg gen Himmel und stieg hinab?

Wer fassete den Wind in seine Faust?

Wer band die Wasser in ein Kleid?

Wer setzt der Eid' all ihre Grenzen?

Wie heisst der Mann? und wie sein Sohn?

Sag* mir es, wenn du's weisst! 3 )

•) AristophuB. vebp. 20 ff. vgl, Meineke anal, crit, ad Athen« delpno* •oph. S. 205.

») Herder, vom Geist der hebräischen Poetle, 9. Teil 1788. Bei

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ii den alten Indern sind es die Gottheiten, wie Sonne, Mond und Morgenröte, welche mit ihrem Leben und Weben, das die Menschen erfreut und erquickt, Gegenstand des Ritseis werden. Ein solches Rätsel lautet: „Ich habe einen Hirten gesehen, der niemals seinen Fuss auf den Boden setzte und doch kam und ging auf den Pfaden, und der, dieselbe und doch verschiedene Strassen wandelnd, zwischen den Welten rundum geht. u Die Sonne ist der Kuhhirt, sie „wandelt im Ätherrund und setzt nie einen Fuss nieder, denn sie hat keinen; und sie wandert dieselbe und doch verschiedene Strassen am Himmel, d. h. glänzende am Tage, finstere bei Nacht" ( ). Ein ähnliches Rätsel wird im Rigveda dem Mitra, der Sonne, und Varuna, der Nacht, aufgegeben: „Der erste von denen, die zu Fusse gehen, kommt ohne Fasse", und die beiden göttlichen Helden werden gefragt: „wer von Euch Beiden hat es erraten?" Aurora kommt mit Gebrauch der Füsse, obgleich sie keine zu haben scheint, denn sie kommt auf einem Wagen, dessen Räder Füsse. zu haben scheinen 3 ).

In der altnordischen Poesie versucht sich Gott Odin und der Jote Wafthrudnir mit Rätselfragen, die auf den kosmischen Vorstellungen der skandinavischen Völker beruhen. Der Gott betritt die Halle des Wafthrudnir, um seine gerühmte Weisheit zu prüfen. Der Riese droht dem Gott, ihn nimmer wieder hinauszulassen, wenn er ihn nicht als den klügeren erkenne, und nennt als erste Frage:

Sage denn, so du von der Flur versuchen willst

Gangradr, dein Glück,

Wie heisst der Hengst, der herzieht den Tag

Über der Menschen Menge?

8uphan, Herder Band 12, & 1S6 f. Herder erklart diese Worte der Bibel a. 0. 8. 1S7.

>) Angelo de Gubernatis, die Tiere in der Indogerm. Mythologie, aus dem Englischen übersetzt von M. Hartmann, Leipiig 1874 8. 28 nach Riflv. X 177, 3.

«) A. de Gubernatis 8. 23 nach Big?. I 152, 8. vgl. Gnbernatla 8. 76. 84. HO.

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Odin antwortet:

Skinfaxi heisst er, der den schimmernden Tag sieht

Ober der Menschen Menge.

Für der Fallen bestes gilt es den Völkern,

Stets glänzt die Mähne der Mähre 1 ).

Auch die Wftluspa in der älteren Edda scheint nichts anderes als eine Sammlung dunkler Rätsel Ober die Schöpfung der Welt und der Menschen, Ober den Ursprung des Bösen, über das Geschick, dem auch die Götter unterworfen sind, Ober Untergang und Erneuerung aller Dinge; die Seherin unterbricht den Flug ihrer göttlichen Begeisterung oft mit den Worten: vitud er enn eda hvat? wisst ihr, was das bedeutet? 3 ) Ahnliche Rätsel begegnen uns im Alwismal 3 ), Fiölswinsmal 4 ), Faf-nismal 6 ) und in der jüngeren Edda im Gylfaginning 6 ).

Solche kosmische Rätsel werden auch bei den Griechen in alter Zeit gelebt haben. Eine Andeutung davon finden wir vielleicht in dem bekannten Wettstreit der Zwillingsbrüder Amphion und Zethus 7 ). Nach der Darstellung des Euripides in

■) Edda, übersetzt von Simrock, S. Auflage Stuttgart 1882 S. 21 ff. *) Simrock, Edda 8. Aufl. S. 8 ff. >) Simrock 8. 87 ff. »«) Simrock S. 103 ff.

6) Simrock S. 176 ff.

<) Simrock S. 249 ff. Mit Recht sagt Gubornatis a, 0. 109 f. über die Bedeutung dieser UäUel: „Das war der Humor und die Weisheit unserer Väter; Scharfsinn wurde nach der Geschicklichkeit im Lösen astronomischer Rätsel bemessen. JeUt haben die Rätsel eine andere Gestalt angenommen, es sind Züge der Diplomatie, LieboBhieroglyphen, ethische Fragen, metaphysische Nebelelen, die wir, die Mäuner des Fortschritts, lösen müssen; aber in der Abneigung, unser Zurückstehen an Scharfsinn gegen die Kindor der Ersählungen ansuerkennen, möchten wir uns gern selbst überreden, dass die neuen Rätsel schwieriger sind als die alten. 14

7 ) Cicero rhet. ad Herenn. II 27: item vereudum est, ne de alia re dicatur, cum alia de re controversia sit: inque huiusmodl fitio conside* randum est, ne aut ad rem addatur quid, aut quidpiam de re detrahatur, aut tota causa mutata in aliam causam derivetur: utl apud Pacuvium Zethus cum Amphione, quorum controfersla cum de musica indueta alt,

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der „Antiope" lebte in beiden Brüdern ein ganz verschiedener Charakter: Zethus ward ein rauher Hirt und J&ger, dessen Sinn allein auf rüstige Arbeit gerichtet war, während Amphion sieh an der Kunst der Musen erfreute, an Gesang und Saitenspiel. Dieser Gegensatz führt sie tum Wortkampfe: Zethus verlangt, dass Jedermann in Haus und Stadt emsig thfttig sei, in Äckerbau und Viehzucht, für Eigentum und Wohlstand; die Laute verweichliche und führe zu Müssiggang und Vernachlässigung der Habe; am besten sei die Übung in Waffen, die That sei besser als die schönsten Reden. Amphion entgegnet, dass Einsicht allein das Beste ausrichte, dass die äusseren Güter erst durch die Teilnahme am Schönen, der Bildung Wert erhalten 1 ). In diesem Streite kommen die Brüder auch auf die Erörterung kosmischer Vorstellungen, wie aus den Worten des Grammatikers Probus hervorzugehen scheint: sunt qui binis principiis mundum discriminent. nam Xenophanes Golophonius terram et aquam pro-didit: — consentit in numero Euripides, sed speciem discrimi-nat. terram enim et aerem inducit principia rerum esse in Antiopa').

In diesem Zusammenhange kann man die Worte des Euripides verstehen:

6p<f<; xov ttyoo tdvV cfostpov atMpa xai fijv irfp£ egovO' ufpaic ev dpcdXcuc; toutov vo'|it(e Zijva, xdvV jjfoo fteöv 1 ). Du siehst den grenzenlosen Äther oben dort. Wie er die Erde rings mit feuchtem Arm umschlingt? Den achte du als Zeus, den halte du für Gott Cicero übersetzt die Worte so:

dispotatlo in sapientlae rattonom et virtutis ütllltatem ooDsammaUr. vgl« de luveut. I 50, 94: ut Amphion apod Kuripidem, Item apad Pacuvinm, qol vltaperata muaioa supieutlam laudat.

») Welcker, die Orieoh. Tragödien II 822 f.

') Proboa in Verg. Ecl. 6,31 p. 21,6. Probat hatte vielleicht gerade die Verse des Euripides, auf die es hier ankommt, im Sinne, wenigstens fuhrt er dieselben au Vergil. Eol. 6,81 p. 11, 8 an.

1 Loclan Jo?. trag. 41 ?ol, IT 689. Bei Nauck fragm. Burip. no. 985.

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vides sublime fusum immoderatum aethera, qui tenero terram circuraiectu amplectitur? bunc Bumraum habeto divum, huno perhibeto Jovem •)• Von wirklichen kosmischen Rätseln sind uns nur wenige Reste teils aus früher Zeit der Kunstdichtung, teils schon späten Ursprunges erhalten. Von Kleobulos von Lindos, welcher Lieder und Rätsel, gegen 3000 Verse hinterlassen haben soll (^ajiaxa xcti fpttpouc eic er*) tptr/iXta), nennt Diogenes folgendes Beispiel: Et; 6 rat^p Tcaiäsc Sc itxuäsxa * xd>v 8c exdran rcaftsc 51; xptdxovta Jtriv3r/a ei&o; r/oooai * ai |i6v Xeuxai eaotv töetv, ai Vauxe (liXaivar dftdvatot 5e x' sousat dftocp&tvufrouotv dxaoat. 1 )

Einer ist Vater, er hat zwölf Söhne, doch jeder der Söhne Zweimal dreissig verschieden von Ansehn scheinende Kinder: Diese sind weiss von Farbe zu schau'n, schwarz aber die andern, Ewig leben sie fort und dennoch schwinden sie alle. Wir erkennen leicht, dass das Jahr mit den zwölf Monaten und den dreissig Tagen mit Tag und Nacht gemeint ist

Ein Rätsel bei den alten Indern heisst: „Das Rad des Naturlaufes, das zwölfspeichige, dreht sich am Himmel, doch ohne je zu Grunde zu gehen; darauf stehen, o Agni! die Kinder in Puren, siebenhundert und zwanzig**. Das Rad ist das Jahr, die 12 Speichen sind die 12 Monate, die 720 Kinder die Tage und Nächte desselben. 3 )

f ) Cic. Nut. deor. II 25, 65. vgl. Ennlus Thyesk: asplce hoc sublime candens, quem iuvocant omnes Jovem.

*) Diog. Laert. I 90.91. Stob. Flor. Ecl. Phys. I 8,37. Anthol. Palat. XIV 101. Bergk poet. lyr. Gr. III 4 201 f. Suidas v. KXtoßovXlvn (cf. Kudoc. 270 und Westermann biographi 8. 75) schreibt dies Rätsel der Kleobalina su, der Tochter des Kleobulos. Von Rätseln dieser Kleobnlina spricht, wie wir früher sähet), auch Athen. X p. 448 b - Plutarch conviv. sept. sap. cap. 3 cap. 10, und auch Diogen. Laert. I 89 sagt von ihr, sie habe Rätsel in Hexametern verfasst, und der Komödiendichter Kratinus gedeuke ihrer in seiuem Drama KteoßovXtvai vgl. über die Rätsel der Kleobulina besondere Bergk commentationum de reliquiis comoediae at-ticae autiquae libri duo Lips. 1838 S. 112.

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*

In jenem neugriechischen Märchen von der Königin tu Theben, die am Wege auf einem Feleen gase und allen, die vorüberkamen, drei Rätsel aufgab, lautet das «weite Rätsel: „Welches ist das Ding, das weiss und schwars aussieht und nimmer altert? a Der Königssohn löst das Rätsel leicht: „Das igt die Zeit, diese sieht weiss und schwarx aus, denn sie ist nichts anderes als Tag und Nacht; diese altert auch nie, denn seit die Welt steht, ist sie und wird sein bis an der Welt Ende 11 . 1 )

Bei den Schweden erscheint die Zeit unter dem Bilde eines

Baumes:

Hot er ded fer eit trd

som lauvid er kvitt pa den eine

og svart pa den adre ledi?*)

Was ist das für ein Baum, Sein Laub ist weiss auf der einen Und schwan auf der anderen Seite?

Nach der Erzählung über das Leben des Fabeldichters Äsop, die, wie wir schon früher sahen, aus später Zeit stammt, aber Spuren alter Rätseldichtung enthält, schickt der ägyptische König Nektanebo infolge eines Rätselwettkampfes an den König Lykurgos (oder Lykeros) von Babylon einen Brief mit der Aufforderung, eine schwierige Aufgabe zu lösen und' ihm einen Mann zu schicken, der auf alle seine Fragen zu antworten imstande wäre. Es ist die Zeit des Friedens, in der die Könige einander Rätselfragen stellen. Nektanebo glaubt, der kluge Äsop sei tot und hofft, seinen königlichen Gegner tu überwinden. Aber Äsop lebt und setzt den ägyptischen König durch seine Weisheit in Staunen. Da lässt Nektanebo weise Männer aus Heliopolis kommen, die im Stellen von kosmischen Fragen geschickt waren (£iaora|iivoo; td <pooixd eTcepcux^iiata). Beim Mahle stellt der eine von ihnen folgendes Rätsel: eoxi vaoc xal

der k. bair. Ak. der WUs. iu München 1875, Band II, Heft 4 S. 475. vgl. S. 511.

') Bernb. Schmidt, griech. Märchen, Sagen und Volkslieder, Leipzig 1877 S. 144.

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otQXoq t*i x$ vcuf iym zrfXitQ Mftexa, ixdoxij tt xoTuq t<rrt^aa|i4vtj Tptcbcovra loxoTc, xaoxaQ iwpttpdyooai )6o fuvaixec „Es giebt einen Tempel und eine Säule in dem Tempel mit zwölf Städten, jede Stadt wird von dreissig Balken gehalten, um diese Balken laufen zwei Weiber herum*. Äsop aber sprach zuversichtlich: xooto xi xpdßXrjjia xal oi icap* tj|tiv )taX6ouoi xd$s<. 6 vaoc ouv eortv T) otxoo-jUvtj )id to icept^ctv cfaavta, 6 Je sm x<p va<f otoXoq 6 evtauto'c eortv, at ü irx toutcji icuftsxa icoXsiq ot )<o)sxa jifjve*; siotv, ot ii Tptdxovta ioxol at xou jir^voc Tptdxovxa Y]|iepat eioiv, at ie Tceptsp^o-jievat )6o fuvatxec f) Tjjiepa eori xat yj vü^, aXXrj icap 1 aXXr,v icopsoo'-|i£vat, tov xafrryispivov [ispomov euftuvousat ßtov. „Dieses Rätsel lösen bei uns auch Knaben auf: Der Tempel ist die Welt, weil sie alles umgiebt, die Säule im Tempel ist das Jahr, die 12 Städte darauf sind die 12 Monate, die 30 Balken sind die 30 Tage des Monates, die zwei herumlaufenden Weiber sind Tag und Nacht, die eine geht hinter der andern her, sie lenken das tägliche Leben der Menschen**. 1 )

In 1001 Nacht lautet das Rätsel ganz ähnlich: „Was sagst du von einem Baumeister, der einen Palast aus 8760 Steinen erbkut und dann 12 Bäume gepflanzt hat, deren jeder 30 Äste und an jedem Aste eine weisse und eine schwarze Traube trägt? 4 Die Lösung ist: *Der Baumeister ist Gott, der Palast ist das Jahr, und die 8760 Steine bedeuten die Zahl der Stunden, aus denen es besteht, die Bäume sind die Monate, die beiden Trauben von verschiedener Farbe stellen die Tage und Nächte dar".

Bei den Persern ist es der Held Sal, welcher solche Rätsel löst Sal, vom Wundervogel Simurg erzogen, berühmt durch Tapferkeit und Weisheit, erscheint vor Minuiehr, dem Schah von Iran. Dieser ist über Sal's Erscheinen beunruhigt und befragt die Sternkundigen. Die Sterne sagen ihnen, Sal werde einen Helden erzeugen, der im Kriege seines Gleichen nicht habe und alle seine Liebe dem Lande zuwenden werde. Da

■) ?iU Aesopi ed. Westermann S. 50 f. bei Max. Plaaudea (Herwa-gitche Aufgabe) 8. 86. 88.

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freut rieh der Schah dieser Reden, reinigt sein Uen von Hui und beschliesst den Helden tu prüfen: sechs kosmische Ritsel werden ihm vorgelegt, Sal löst sie alle. Das erste heisst: „Es stehen zwölf Cypressen im Kreise und grünen im Glänze, dreissig Zweige entsprießen an jeder, und nie wird ihr Ansehen hinfällig und ihre Zahl geringer im Lande der Parsi". Sal sprach: „Im Jahre sind zwölf Monde, und dreissig Tage hat der Monat* 4 . 1 )

Ein den beiden griechischen Mustern Ähnliches Rätsel tritt uns besonders häufig in der deutschen Poesie entgegen, nur ist aus dem Vater mit den 12 Kindern und aus der Säule im Tempel, ein Baum mit seinen Zweigen geworden; vielleicht lebte, als dieses Rätsel entstand, im Volke noch eine dunkle Erinnerung an die Weltesche Yggdrasil, die zugleich Welt- und Zeitbaum ist, vielleicht aber lehnte sich der Dichter an die Worte der Offenb. St Johannis 22,2: „Mitten auf ihrer Gasse und auf beiden Seiten des Stromes stand der Baum des Lebens, der trug zwölferlei Früchte und brachte seine Früchte alle Monate; und die Blätter des Holzes dieneten zur Gesundheit der Heiden".

In der einfachsten Form lautet dieses Rätsel: ein bäum hat zwölf äst jeder ast vier nest, in jeglichem nest siben jungen, und deren jeder sein nahm besonder. 1 )

f ) J. Görres, das Heldenbuch von Iran aas dem 8ehah Nameh des Firdussi, 1. Band Berlin 1820. vgl. Friedreich Gesch. des Rätsels § 37 S. 103 f. Gabernatis, die Tiere in der indog. Myth., übersatt* von Hartmann 8. 84.

- *) Angenehmer Zeitvertreib lastiger Gesellschaften, bestehend in 300 Rätseln nebst deren natürl. Auflösung u. s. w., dritte vermehrte Auf* läge, Leipzig und Delitzsch 1750 no. 271. Eine geordnete Übersicht über eine Anzahl deutscher, schwedischer und lateinischer Rätsel desselben * oder ähnlichen Inhalts giebt W. Wilmanns in der Zeitschrift für deutsche Altert, von Haupt 13 (n. F. 1) S. 492-496. vgl. Wolfs Zeitschrift für d. Mythol. I 146. III 129. 347 und Haupt's Zeitschrift III 33 no 47. vgl Slmrock, das deutsche Rätselbuch, 3. Aufl. 8. 10. 11.

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Ähnlich lautet ein plattdeutsches Rätsel:

Dar steit en Bom to Westen,

Mit tweunföftig Nesten,

In elko Nest sQnd saeben Jung',

Un olke Jung* hott on Nam oppe Tuns 1 . 1 ) Erweitert erscheint der Gedanke, der allen diesen Rätseln

tu Grunde liegt, in folgenden Versen:

es ist ein bäum der hat zwölff äst

jeder ast hat bey dreyssig näst,

ein nast hat vierundtzweintzig ey

zwey und sechtzig der vögel geschrey.

. disz nagt ein weyss schwartzer ratz,

bäum, nast, ey, vogel, frisst die katz.

o gott wie sorglich ist disz wesen!

wer mag vor der katzen genesen? 8 )

Auch in der Turamlot von Schiller ist das Jahr unter dem

Bilde des Raumes dargestellt. Nach Keinmar von Zweier ist

das Jahr ein swölfr&drigor Wagen mit. 52 Frauen besetzt, der

von 14 halb schwurzen, halb weissen Rossen gezogen wird.

Bei den Franzosen heisst das Kiitse):

nous sommes douzo soeurs, lilles d'un mCme p&re,

pas toujours d\uio meine mero.

Chacune successivement

enfante quatro males,

qui produisent pareillement,

a distances egales,

plus de trois cents Alles par jour,

chacune a son tour.

Ceux-lä naissent de leurs femelies;

nous en naissons aussi bien qu'elles;

ils nous forment, nous les formons,

apres quoi nous recommencons.

^ B. Ehlers, de Graec. aeuigmatis et griphis, Progr. Prenskn 1875 8. 21.

») W. Wackernagel, altdeutsches Lesobuch P 8. 1062. vgl Rochholi, alemannisches Kinderlied, Leipzig 1857 & 242 f.

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Andere kosmische Rätsel bei den Griechen lassen Tag and Nacht erraten. Das Älteste ans erhaltene Master wird von Athenftus dem Dichter Theodektes von Phaseiis aus dem vierten Jahrhundert vor Christo tugeschrieben:

tloi xctolfvipat fttoocä, a>v T) (ila xbtttt r))v itipav, auri) ü ttxoüo' 6x6 r?j;Jt Ttxvottan.') Zwei sind Schwestern, die eine verdankt der andern das Leben, Welche geboren, die Mutter, wird selber vom Kinde geboren. Die spätere Zeit erweiterte diese Worte ungeschickt genug: 6i9i xaatjvrjtat W disXtpeai * jj jita tixtct xfjv eieprjv, air!j ii texouo' dico tjjqJs Texvootaf &axe xaoqtfjTaQ oooa< ä[ia xai 9ovo|tai|iou<, aüToxaoqfvVjia«; xotvTQ xai |ir)tepa; «Ivai*). Zwei sind Schwestern, die eine verdankt der andern das Leben, Welche geboren, die Mutter, wird selber vom Kinde geboren, So dass Schwestern zugleich und entstammt dem nämlichen

Blute, Leibliche Schwestern es sind und doch auch M Otter gemeinsam. Derselbe Gedanke erscheint in folgendein Rätsel: |ir t Tty % i|iY;v tixtm xai xiXTojiat * si|il U xmtvrfi aXXots |iiv |is(Ccov, dXXoxs lUtotepTTj 1 ).

Bin ich geboren, alsbald gebäre die Mutter ich selber. Bin bald grösser und bald bin ich die kleinere doch. Anklänge an diese Vorstellung bei den Griechen linden sich in der altindischen Sage: „Die Nacht ist bald die Mutter, bald die Schwester der Morgenröte; aber die düstere Nacht ist zuweilen ihre Stiefmutter, zuweilen ihre Halbschwester". 4 ) Nach einem altpersischen Rätsel sind Tag und Nacht zwei treffliche

») Athen. X p. 451'- Nauck fragm. trag. Gr. S. 623 no. 4. Tryphon bei Walz rhet Gr. VIII 734, bei Spengel III 193. Ohoeroboacnt bei Spengel vol. III 253, 26. Übersetzt ist das Rätsel von Reusner. aenigma-tographia S. t 68.

*) Anthol. Pal. XIV 40.

*) Anthol. Palat XIV 41.

«) Gubernatis, die Tiere in der indogerman. Myth., übenetst toi Hartmann, 1874 & 28.

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Pferde, gleich schwarzem Pech das eine, das andere hell wie Krystall, beide laufen eilend vor einander her, nie trifft eines das andere. 1 ) Im Deutschen heisst ein Rätsel:

Du jagst mich, und ich jage dich,

Du kriegst mich nicht, ich kriege dich nicht

Unmöglich kann es geschehen,

Dass wir, Bruder und Schwester, uns sehen. 8 )

Das Bilderrätsel.

Von hohem Alter ist das Bilderrätsel, bei dem ein Gegenstand nicht aus Buchstaben und Worten, sondern aus Zeichen und Bildern erraten werden muss'). Ursprünglich ist diese Rfttselart wohl allen alten Völkern bekannt, welche Oberhaupt das Rätsel kennen und findet sich auch heute noch bei Völkern auf niedriger Kulturstufe 4 ).

Von den Negern an der Goldküste erzählt man: Ein Handelsfreund im Innern des Landes erhielt von einem Andern an der Küste mittelst eines Eilboten einen Stein, ein Stück Kohle, eine Pfefferbuchse, ein gedörrtes Getreidekorn und einige Lumpen tugesendet Diese Gaben sollten bedeuten: Ich bin stark und fest wie Stein, aber meine Aussicht für die Zukunft ist so schwarz wie Kohle; ich bin so voll Angst, dass meine Haut wie Pfeffer brennt und Korn auf ihr gedörrt werden könnte; ich furchte so arm zu werden, dass ich nur noch in Lumpen einhergehen kann*).

Ein schönes Beispiel dieser Rätselart erzählt Prokop in

*) Das zweite der dem Helden Sal vorgelegten Rätsel. J. Görres, Heldenbuch von Irau aus dem Schah Nameh des Firdussi, 1. Band, Berlin 1820.

2 ) Simrock, das deutsche Ratseibuch, 3. Auflage S. 12. vgl. Schiller's 5. Stück 4er Parabeln und Rätsel.

*) Daher der jetzt übliche Name Rebus, weil die Aufgabe vermittelst von Gegenständen oder ihren Zeichen gestellt wird.

4 ) Wie sich aus solchen Rebus eine Art Schrift entwickeln könne, zeigt Max Müller in einem seiner Essays.

>) Richard Oberländer, fremde Völker, Leipzig und Wien 1883 8.231.

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seinem Vandalenkriege, Gelimer der letzte König der Vandalen warf sieh, durch Belisar hart bedringt, im Jahre 533 in daa Gebirge Pappuas an der Äusserten Grenze von Numidien, Dan Gebirge, fast auf allen Seiten schroff abgeschnitten und wegen seiner starren Felsklippen unzugänglich, wurde von Mauren bewohnt Hierhin rettet sich Gelimer mit wenigen Getreuen. Der Heruler Pharas, Oberst im Dienste des Kaisers Justinian, hielt im Auftrage Belisars am Fuss des Berges sorgsam Wache, dass kein Proviant zu Gelimer gelangen konnte. Als der Hunger dort oben furchtbar wütete, forderte Pharas in einem Briefe den Gelimer zur Übergabe auf. Aber der einst so mächtige König antwortet, er könne sich nicht ergeben, und schreibt zum Schluss: »Weiter habe ich nichts zu schreiben, denn das Unglück, in dem ich mich befinde, hat mir die Klarheit des Geistes getrübt. Lebe wohl, lieber Pharas, und sende nur auf diese meine Bitte eine Zither, ein einziges Brot und einen Schwamm/ Der Bote erklärte dem Pharas diese Worte so: „Um ein Brot hat Gelimer gebeten, weil er kein gebacken Brot gesehen noch genossen hat, seit er auf Pappuas sitzt. Den Schwamm will er brauchen, weil ihm ein Auge vom Weinen und Schmutz geschwollen ist. Der König versteht sich auf Gesang und Saitenspiel; da hat er ein Lied gedichtet von seinem eigenen Unglück; wenn er nun das unter Weinen und Wehklagen vorträgt, braucht er die Zither sich zu begleiten". 1 )

Gerade diese Rätselart setzt ein noch jugendliches Alter des Volkslebens voraus, in dem die Sprache von jener sinnlichen Frische durchweht ist, die uns wie ein erquickender Hauch am Ufer des Meeres belebt Wo die ursprüngliche Kraft des Volkes schwindet und sich in allen Lebensverhältnissen vom Einfachen und Natürlichen zum gekünstelten Wesen hinwendet, da tritt auch überall die Fähigkeit zurück, in Bildern den Gedanken auszudrücken, oder die Bilder erscheinen gesucht und weithergeholt Das erste griechische Beispiel dieser Art berichtet

i) Procop bell Vaodal II 4-6, übersetzt von D. Ooste, Leipiig 188& in Gesolüchtsohreiber der deutschen Vorzeit, Lieferung 73 3. 60—68.

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Berodot: „Periander, Tyrann von Korinth, schickte einen Gesandten an Thrasybul, den Forsten von Milet, und Hess ihn fragen, wie er die Dinge in seiner Stadt einrichten sollte, um ein sicheres und gutes Regiment zu schaffen. Da führte Thrasybul den Boten des Periander hinaus vor die Stadt, trat auf ein bestelltes Ackerfeld und wie er hindurchschritt durch die Saat und dabei den Boten fragte und sich wiederholt erkundigte nach seiner Sendung von Korinth, schlug er immer alle Ähren ab, die er hervorragen sah, und warf sie fort, bis er die Saat, wo sie am schönsten und dicksten stand, auf solche Art verwüstet hatte. So wanderte er durch das Feld und entliess den Boten ohne ein einziges Wort des Rates. Als dieser nach Korinth zurückkehrte, war Periander begierig, den Rat zu vernehmen. Der aber antwortete, dass Thrasybul ihm keinerlei Rat gegeben habe; es wundere ihn, dass ihn sein Herr zu einem solchen Manne habe schicken mögen, der wie ein Wahnsinniger sein eigen Gut beschädige, und dabei erzählte er, was er von Thrasybul gesehen hatte. Aber Periander begriff das Geschehene, und verstund wohl, was Thrusybul ihm anriet, nämlich dass er alle, die unter den Bürgern hervorragten, umbringen sollte, und begann zur Stunde jegliche Grausamkeit an den Bürgern zu verüben V) Einen ähnlichen Hat erteilte der König Tarquinius Superbus seinem Sohne Scxtus, auch er hüllte seine Gedanken in dasselbe Bild:

Jamque potens misso genitorem appellat amico,

perdendi Gabios quod sibi monstret iter. hortus odoratis suberat eultissimus herbis,

sectus humum rivo lene sonantis aquae. illic Tarquinius mandata latentia nati

aeeipit et virga lilia summa metit. nuntius ut rediit, decussaque lilia dixit,

rilius r agnosco iussa purentis" ait.

') Herodot V 92, 6. Bei Plutarch conviv. sopt. aap. oap. 3 lesen wir dieselbe Kreiihluug, doch wird es liier, abweichend von allen Angaben, dem Periauder zum besonderen Ltuhtne angerechnet, dass er jenen Bat des Thrasybul zurückwies.

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neo mora, principibus caesis ex urbe Gabina,

traduntur ducibus moenia nuda suis. 1 ) Am bekanntesten sind die ZeichenriMael, deren sich die Scythen bedienten, um dem König Darios anzudeuten, dass alle Versuche zu ihrer Unterwerfung vergeblich seien. Sie schickten dem König durch einen Herold ihre Gaben, einen Vogel, eine Maus, einen Frosch und fünf Pfeile. Die Perser befragten den Boten um den Sinn der Gaben, aber er entgegnete, er habe keinen anderen Auftrag, als dieselben zu übergeben und sich darauf eilends zu entfernen; was dieselben bedeuteten, möchten die Perser selber aussinnen,, wenn sie weise wären. Nun gingen die Perser darüber zu Rate. Darius meinte, die Scythen wollten sich in seine Hand ergeben und zugleich Erde und Wasser darbringen, indem er die Gaben also deutete: Die Maus lebe in der Erde und nähre sich von derselben Feldfrucht wie der Mensch, der Frosch lebe im Wasser, der Vogel gleiche am meisten dem Pferde, mit dem Pfeile aber überlieferten sie ihre eigene Wehr und Waffen. Solche Auslegung gefiel dem Darius, aber dio Auslegung des Gobryns trat ihr entgegen. Dieser Mann gehörte zu den sieben, dio den Mager gestürzt hatten« Er deutete den Sinn der Gaben so:, „So ihr Perser nicht zu Vögeln werdet und auflliegt zum Himmel, oder zu Mäusen werdet und euch in die Erde verkriecht, oder zu Fröschen werdet und in die Seen springt, so werdet ihr nicht nach Hause zurückkehren, sondern erlegt werden von diesen Geschossen". 8 ) Dieses Rätsel der Scythen ahmte einst Patroklus, ein Feldherr des Königs Ptolem&us nach. König Antigonus hatte eine ähnliche Forderung an ihn gerichtet, wie Darius an die Scythen«

») Ovid fast. II 701-710. Nach Ovid schlägt Tarquiuius also Lilien mit der Gerte ab, sonst werden stets Mohnköpfe genannt: Li?. I 63. Po-lyaen. VIII 6. Üionys. Halic IV 65 ff. Plin. XIX 169.

*) Hcrodot IV 131.132 Athen. VIII p. 334»* Über diese Rätsel-gabeu des Königs Idanthyrsos und über ähnlichen rebusartigon Ausdraok in der ürakelspmcho handelt A. Boucbe Loclercq, hlstolro do la dWU nation daus Tantiquite Paris 1879 I 117. Dieses Citut verdanko loh Herrn 0. Gruppe.

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Patroklus aber schickte ihm Rätselgaben (oivtrcöfttvoc), nimlich grosse Fische und noch grüne Feigen. Antigonus «echte gerade mit seinen Genossen, als die Antwort eintraf. Keiner aus der Tafelrunde weiss mit den Geschenken etwas anzufangen, der König allein versteht den Sinn der Gabe und spricht: „Patroklus will sagen, entweder müssten wir die Herrschaft zur See besitzen oder solche Feigen essen". 1 )

Am stärksten findet sich diese Neigung zu Bilderrätseln bei den Lacedamonieni, ihre Sprache war knapp und kernig, die Redeweise kraftig und durch treffende Bilder belebt; nach einer Vorschrift Lykurg's wurden sie schon als Knaben in der Lösung schwieriger Fragen geübt. 2 ) Als die Arkadier einst die kleine von den Lacedämoniern besetzt gehaltene Stadt Kromnon bei Megalopolis eingeschlossen hatten und die Belagerten einer Hungersnot nahe waren, Hess der Spartaner Hippodamos durch einen Boten nach Sparta in einem Rätsel (sv alvt-yjjLcji) melden: „Die Mutter möge das im Tempel des Apollo gefesselte Weib innerhalb zehn Tagen losbinden, nach dieser Frist werde es nicht mehr möglich sein." In jenem Tempel befand sich neben dem Thronsessel des Apollo ein Gemälde, auf dem der Hunger in Gestalt einer Frau dargestellt war. Die Lacedämonier verstanden die Worte richtig so, dass die Betagerten infolge des Mangels an Nahrungsmitteln nur noch zehn Tage Widerstand leisten könnten und eilten schnell zum Entsatz herbei 8 ).

Als aber einst die von Polykrates vertriebenen Samier sich eines solchen riltsolartigen Bildes bedienten, da fanden die Spartaner diese Art des Ausdruckes nicht ganz natürlich, vielleicht weil dieselbe ihnen nicht ehrerbietig genug erschien. Die Samier traten nämlich vor die Oberen des Landes, hielten eine lange Rede und baten eindringlich um Hülfe. Jene aber gaben ihnen diesmal den Bescheid, dass sie den ersten Teil ihrer Rede

») Atheu. VIII p.334».D.

') K. 0. Müller, Dorier, 1. Aufl. II 385 ff.

») Athen. X p. 452»* *• Vgl. das Rätsel des Spartaners bei 8extus Empirien» adv. mathom. II 22 (ed. Imm. Bekker 1842 S. 679) und das der indischen Oymnosophiston (Plntaroh vita Alex. eap. 65).

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▼ergessen, den lettten aber nicht verstandet bitten. Später nun als die Gesandten tum andernmal vor ihnen auftraten, sagten sie weiter nichts, sondern brachten einen Brotsack mit und sagten, der Sack bedürfe des Mehles. Da erwiderten die Oberen, das mit dem Sacke hätten sie besser unterlassen, beschlossen aber doch ihnen zu helfen. 1 )

Solche rätselhafte Bilder geben einer Bitte, Antwort oder Mahnung grössere Kraft, sie zwingen den Hörer infolge des Rätselhaften, Dunkeln zum Nachdenken und zur plastischen Vorstellung. In diesem Sinne rühmt Aristoteles die rätselhaft andeutende Spruchform, deren sich Stesichorus bediente. Der Dichter Stesichorus aus Himcra, der um das Jahr 600 vor Christo lebte, hielt sich eine Zeit lang in der alten griechischen Pflanzstadt Lokri in Unteritalien auf; da er die schwierige Stellung der Lokrer zu ihren Nachbarn sah, warnte er sie vor Übermut und bediente sich dabei eines Bildes, wenn er ihnen zurief: „man solle nicht Frevelmut Üben, sonst singen zuletzt die Cikaden am Boden: oxt oo M GßptTcd; elvctt, oiccdq jitj oi xrcnftQ yaji/Jfrsv aoo>atv**). Er meint damit, dass bei feindlichen Einfallen die Fluren verwüstet und die Bäume' umgehauen werden könnten, dann würden die Cikaden, die sonst in den Zweigen der Bäume singen, am Boden zirpen müssen. Heraklit dem „Dunklen" erging es, wie so oft mit seinen Worten,' einmal auch mit solchem Bilderrätsel schlecht, man vorstand ihn nicht In späterem Lebensalter wurde er menschenscheu und lebte einsam in den Borgen von Kräutern. Infolge dieser Lebensart bekam er die Wassersucht, kehrte in die Stadt (Ephesus) zurück und fragte die Ärzte ei Jivcuvto. e£ eftO|tßp(ac au^iov icot^oat, ob

i) Herodot III 46.

») Aristot. rhet. 11 21, 7—S (p. 1395» 1-2), Demetrius n. ityu. 248 bei Spengel rhet. vol. III 316, 6. Bergk grieeh. Litteraturgesch, II 289. Ali einst Alyattes, König vou Lydien, den Lesblern einen hochmütigen Befehl zugeschickt hatte, gab der weiso PHtakus Ihm weiter keine Antwort, all diese, er solle Zwiebeln and warmes Brot essen: Plut. conviv. sept aap. cap. 10. vgl. Diog. Laeit I 5,83. vgl. Orelli oposo. Gr. vet. tententiota et moralla vol. I Lips. 1819 8. 663.

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sie aus Regen Dürre hervorbringen könnten. Kein Arzt konnte ihn verstehen 1 ).

Das Rechenrätsel (Xo^onxöv icpößXrjjia).

Von hohem Alter sind auch diejenigen Wendungen in der alten Sprache, in denen offen oder versteckt die Aufforderung liegt, durch eine Rechnung den Sinn der Worte zu enträtseln. Eine Andeutung davon finden wir schon bei Homer. Im zweiten Buch der Ilias hält der Gebieter Agamemnon eine Rede an das Volk, in welcher er die Mannen durch die verstellte Aufforderung zur Heimkehr auf die Probe stellen will, um dadurch gerade den gesunkenen Mut der Achäer zu beleben. Dabei zeigt er, wie schimpflich es für alle kommenden Geschlechter sei, dass die Stadt noch nicht erobert ist trotz der Übermacht der Achäer. Ihre grosse Zahl gegenüber den Trojanern deutet er nur an, spricht sie nicht wirklich aus:

aix/pov jap xo3s j' saxi xal saao|ievotat icofresftat, |id'j> oütcü xwdvSe xoaövSs xs Kaov 'Ayaubv drpYjXTov roXsjiov roXsjiiCstv rfik iicfyssfrat dv$paat raopotepotat, teXo; V oO reo xt ziy avxat. et rsp "jap x* E&sXot|isv % Xyam xs Tpcbec xs, . fipxia rctaxd xajidvxs;, dpt^jir^V;|i£vat dji^co, Tpcos; |isv Xi£a3&ai e<ps3xiot oaaot saatv, f 4 |ieiQ V e; fcxdSa; &axoa|tYjfhT|Uv 'A/atoi, Tp<d<ov V dvopa sxaaxov sXotjisfra oivoyosistv, icoXXai xsv 5:xdo2; iswlaxo oivoydoto. 2 ) Schimpflich war 1 es fürwahr, wenn späte Geschlechter vernehmen, Dass umsonst das grosse und tapfere Volk der Achäer Ohne Erfolg den Kampf in dio Länge führe und streite Gegen geringere Männer, und noch ist das Ende nicht sichtbar. Denn sofern wir wünschten, Achäer und ebenso Troer, Schwörend den Bund der Treue, uns beiderseitig zu zählen:

f ) Diog. Laert. IX 1, 8. Philostrat. viU Apoll. Tyan. I 9. >) Mm II 119 ff.

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Erst erlesen die Troer, so viele geboren im Lande, Wir dann ordneten uns je sehn und sehn, wir Achler, Nehmen für jegliche Schar stets einen der Troer sum Schenken, Viele der Scharen möchten gewiss des Schenken entbehren. Offen und deutlich seigt sich diese Aufforderung sum Raten in den Worten der Nymphe Nais, die das Alter der Nymphen durch eine Berechnung erraten läset 1 )' Hier finden wir sum ersten Mal ein Rechenrätsel (Xo-jtoxotov icpoßtojjia); aus dem Alter der Krähe, des Hirsches, des Raben und des Phönix muss durch Multiplicieren das Alter der Nymphen gesucht werden. Auch in der Melampodic ist die Aufgabe, welche Kalchas dem Mopsus stellt, nämlich die Zahl der Feigen auf dem Baume su sählen, ein Rechenrätsel, wenn auch ein solches, das im eigentlichen Sinne nie zu lösen ist, sondern durch einen geschickten • Schlag des Gegners den Fragenden selbst umstrickt 9 ). In ähnlicher Weise umstrickt in dem Wettstreit des Hesiod und Homer der ionische Sänger den Gegner mit seiner eigenen Frage, wieviel Aclifier mit den Atriden nach der Stadt Ilios kamen. Homer's Antwort ist wieder ein Rätsel, das der Lösung bedarf 8 ).

Ebenso neckisch ist die Antwort auf eine Rätselfrage in einem sizilianischen Märchen. Ein Königssohn wohnt gegenüber der Tochter des Fürsten von Cirimimminu. Jeden Morgen pflegte sie auf dem Balkon ihren Jasmin su begiessen. Auch der Königssohn stand jeden Morgen auf seinem Balkon und sah, wie das Mädchen den Jasmin begoss. Da redete er sie eines Morgens an:

Figghia, tigghia di Cirimimminu, Cunta, quanti fogghi c' e ntri gersuminu. Tochter, Tochter von Cirimimminu, Zähle, wie viel Blätter hat der Jasmin. Am andern Morgon antwortet sie:

Figghiu, tigghiu di re ineurunatu, Cunta, quanti stiddi c' Ä ntru stiddatu.

') PloUrch de oracul. defectu cap. 11. Mor. p. 415 C. vgl. oben & 71. «) vgl. S. 36-40. «) vgl. S. 22.

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Figghiu, figghiu di rt e di riggina,

Grata, quanti pinni teni na gaddina.

Sohn des Königs, bei deines Vaters Krone,

Zähle die Sterne am Himmelsdome.

Sohn des Königs und der Königin Sohn,

Zahle, wie viel Federn hat das Huhn 1 ). Alle diese Aufgaben sind einfach und dem Volksmunde gemäss, ganz so wie die zahlreichen Rechenrätsel, welche seit alter Zeit in deutschen Landen im Volko leben 9 ) und wie (Jas schöne Rätsel in der Sage von der böhmischen Fürstin Libussa. Solche Aufgaben alter Zeit hatten die spätem griechischen Dichter vor Augen, wenn sie Rechenexempel in poetische Form brachten. Die meisten derselben gehören nicht im eigentlichen Sinne cum Rätsel, weil es bei der Lösung auf eine mathematische Berechnung ankommt 3 ).

Als Verfasser des grössten Teiles dieser Gedichte wird von Jakobs 4 ) ein gewisser Metrodorus bezeichnet Ein Grammatiker Metrodorus lebte unter Konstantin dem Grossen und schrieb über Astronomie und Geometrie. Selbst wenn diese Epigramme noch später als im 4. Jahrhundert nach Christo entstanden sind, so können wir doch nicht ohne Interesse an denselben vorübergehen, insofern eine grosse Zahl davon unzweifelhaft mittelbar die Quelle bildet, aus der die Sammlungen arithmetischer Aufgaben von Reynaud, Bland, Wood, Meier Hirsch, Heis u. a., wenn auch nur in der Art der Einkleidung geschöpft sind 5 ).

*) Laura Gonzenbach, sici Manische Märchen, Leipzig 1870 no. 35. ▼gl. eio catalanisches Märchen bei R. Kühler, Aum. zu I* Gonzeubach's Märchen zu no. 35 (II 227).

*) vgl. Wüste, Volksrätsel aus der Grafschaft Mark, Zeitschr. für deutsche Myth. III (1855) 3. 192. vgl. Simrock, das deutsche Rätsolbuch, 3. Aufl. 8. las. 176. 187.

*) Zusammengestellt und übersetzt sind diese Aufgaben (zerstreut in. der Anthol. Palat. besonders im 14. Buch) von Zirkel, Programm des Gymnas. zu Bonn 1853. Eine Anzahl lateinischer Rechenrätsel hat Hagen, antike und mittelalterliche RäUelpoesie Biel 1869 S. 29 übersetzt und besprochen, vgl. Zeitschrift für deutsches Altertum 16, 323. 19, 386.

<) Jacobs comment. in Anthol. Graec. Tom. XIII 917 ff.

&) vgl. Zirkel a. 0. S. 29.

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Eines dieser Epigramme geht unter dem Namen des bekannten Mathematikers Euklides aus Alexandria, der anter dem ersten Ptolemäus als Lehrer der Mathematik in hohem An» sehen stand:

Tj|itovoc xoi ovoq <popeouoat olvov eßatvov* auxdp jvoq oxevdyiCev eY cty&st <pöptoa ioto * tJjv Je ßapu<ravayooaav ifouo' epietvev txefaf]* lifjxep, t( xXatoocr' oXotpupsat, ^6tt xoupij; ei (idrpov |v |iot 8o(yjc tticXdotov adfrsv 9jpa • ei de iv dvrtXdßctic, icdvtcuc wetojta <poXd£etQ* eiire xo (iitpov, äptote 7e<i>|ircp(ir|Q eicftarop. 1 ). Maultier gingen und Eselin einst mit Weine beladen« Aber die Eselin stöhnte gedrückt von der Schwere der Barde. Maultier sah es und sprach zur schweraufseufzenden also: Mutter, erzähle warum du so klagst und weinst wie die

Mägdlein? Giebst du mir eins von deinem Gemäss, so trage ich doppelt Nimmst du mir eines nur ab, so wahrest du völlig das

Gleichmass. Nenne mir also das Mass, du trefflichster Kenner der Messkunst. Das Maultier trögt 7, die Eselin 5 Mass der Ladung. Solcher arithmetischen Epigramme giebt es etwa 47.

Das Worträtsel.

Hiermit sind im Wesentlichen die Rätsel erschöpft, welche in der uns fiberlieferten Gestalt oder in ihrem Urbilde aus alter Zeit stammen. Es bleibt uns jetzt noch übrig, die in der griechischen Anthologie zusammengestellten und sonst hier und da zerstreuten Beispielo zu ordnen, welche der grossen Mehrzahl nach in später Zeit entstanden sind. Die grössere Zahl der«

t) Appendix epigramm. 26 (bei Jacobs Aothol. Or. Tom. II (1814) 8. 763. ▼. 1 ist überliefert (Palat.) o/jw, Jakobs schrieb otTor. v. 5 wollte Jakobs schreiben ei i*&tqo¥ !r Jo/*jc f*w statt /uoi Mus. Thadlchnm verbesserte il fititQOv fr öoliff *ü, to tmldttov sitar i}p«.

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selben würden wir mit modernem Ausdrucke Worträtsel nennen, weil in ihnen ein oder mehrere Worte sunt Raten aufgegeben werden, und »war dergestalt, dass die wesentlichen Merkmale des su suchenden Gegenstandes klar hervortreten und aus ihrer Vereinigung scheinbar ein anschauliches Bild entsteht Von diesen Rätseln gilt das Wort: „ich sage dir nicht, was ich dir sage, sondern was ich dir sage, sage ich dir, damit du mir sagest, was ich dir nicht sage 4 '. 1 )

rijii totcoo; Xe'jxoio jiiXav texoc, drrepo; opvi;,

äypt xal oOpavüov irrcijuvo; vscpsiov xoupat; 5' dvTOjisviQatv drsvlHa örixpoa t(xtov «ifti 5s ■jswTjftsi; Xuojiat sie dspa.*) Schwärzliches Kind vom leuchtenden Vater, ohne Gefieder Eile ich schwebenden Flugs bis zu den Wolken empor, Nahen die Mädchen mir, sie weinen ohne zu trauern, Bin ich geboren, alsbald lös' ich mich auf in die Luft Das Kind ist der Rauch, der Vater ist das Feuer. Hier findet ein Spiel mit den zwei Bedeutungen des Wortes xöprj statt, das ,. Jungfrau u und r Pupille im Auge* bedeuten kann.

Auch in einem alten schwedischen Rätsel heisst der Rauch Sohn des Feuers: sonurin stodh i durunum, tä idh fädhirin vftr foeddur der Sohn stand an der Thftr, als der Vater geboren wurde. In Pomerellen sagt man: eh noch der Vater ward geboren, hat der Sohn schon die Welt begangen *), bei den Finnen: der Vater ist noch nicht geboren und schon sind die Söhne (die Funken) im Krieg, ebenso bei den Albanesen: der Vater ist noch nicht geboren und der Sohn zieht in den Krieg. 4 )

! ) Rochholz, alemannisches Kinderlied S. 209 (uach Fr. Haug). *) Anthol. Pal. XIV 5. Bei Boissonade aueed. Gr. vol. III 480 steht v. 3: anroui^ffiv und v. 4 eif avifiovs.

') Zeitschrift für deutsche Myth. III (1S55) S. ISO. vgl. S. 20. 350. IV 383. vgl. das Rätsel in einer Reichenauer Handschrift aus dem Aufang des 10. Jahrhunderts bei Mülleuhoff und Scherer, Denkmaler deutscher Poesie und Prosa, 2. Auflage, Berlin 1873 S. 13 und 237: quid est quod fuit et modo non est? ambulat circa ignem et Operator obicem unum. *) Reinh. Köhler, über Campbell'* Sammlung galischer Märchen in Benfey's Orient and Occident II (1864) S. 688.

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Ein dem griechischen ähnliches Rätsel bei Symphoeius heisst:

sunt mihi sunt laorimae, sed non est causa doloris. Est iter ad caelum, sed me gravis inpedit afir, et qui me genuit, sine me non nascitur ipso. 1 ) In der aenigmatographia rythmica, einer poetischen Umarbeitung dos im 16. Jahrhundert oft gedruckten prosaischen Reterbüchleins lauten die Worte:

Ich vergiesse offtmals viel threnen da doch kein ursach ist zu weinen, ich fahr gen Himmel, aber bau verhindert mich der lufft gewalt. Mein vater, der mich hat. geborn *

bekam sein leben von mir zuvorn. o&Ssi; ßXerciov ßXexet |U, jjltj fftixojv V inf • ' 6 |jltj XaXa>v XaAii, ö juj tpr/(ov tpix*** <J>£ugyjq V urrip^io, rdvta V akrfit^ Xif o* 1 ).

Wer sieht, der sieht mich nicht, mich sieht nur wer nicht sieht Und wer nicht spricht, der spricht, und wer nicht läuft» der läuft Ich bin ein Lügenbold, und Alles sprech' ich wahr. Gemeint ist der Schlaf, ebenso wie in dem folgenden Rätselt voxxi jinfj xai Tptooiv sr^Xu&a, xai xd IhXaaf&v

ff t>Xa StatjiVj^a; stXov ävsu SopatoQ * Ott |i£v o TuSstörjC, oi5' 6 rcoXi-op&oQ 'Otaaoeot

tov dpaouv ex vr t o»v eaftevov s£sXdoat *

dXXd jiivoQ xai doipao; svi onfjfrsoatv de£<ov

'Apjsiojv arpaxttjv coXsoa xai Opufuov 8 ).

«) 8ymphosiu8 VII (Anthol. tat. bei Riese pars I fase. I 8. 189). *) Anthol. Palftt. XIV no. 110. RoUsonnde schrieb: r 1 «rp»? Uym> Prledemann raXniHj Uyw t überliefert ist ^dXi}9ij Xiy». Tgl. das Rätsel des ßymphosius no. 99 bei Riese anth. Palat Pars prior. Faseloalos I a 907:

sponte mea veniens variaa ostendo Agares, fingo metas vanos nallo discrimine vero. sed me nemo videt, nisi qai sua lamina claudit *) Anthol. Palat. XIV no. 44. injXvOa and tu* verbesserte Hatchke ans tirijAvfr and idv.

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Nachts überfiel ich die Troer, zugleich die pelasgischen Scharen,

Teilend fing ich sie ein, ohne der Lanzen Geschoss. Tydeus' tapferer Sohn und der Stfidteverwfister Odytseus

Trieben den Mutigen nicht fort von den Schiffen hinweg. Sondern die Kraft und den Mut in den Herzen wieder erhöhend Bracht' ich der Phrygier Heer und der Pelasger zu Fall, el; dvejtoQ * 860 v^sq * epsrcouotv Zixa vautat * e?; 8e xüßspv^tr^ dji/poxspaQ sXrist 1 )* Einerlei Wind, der Schilfe sind zwei, zehn rudernde Schiffer, Einer lenket das Steu'r, welcher die beiden regiert.

Gemeint ist die Doppeltlöte: Ursprunglich war die Flöte einfach und nur mit einer Öffnung versehen, später wurden 9 zwei Pfeifen vereinigt, die auf Einem Mundstuck geblasen wurden. Der Atem heisst hier also der Wind, die zwei Schiffe sind die Flute selbst, die zehn Schiffer sind die 10 Finger, mit denen die an den Seiten der zwei Flöten angebrachten Öffnungen bedeckt werden können, der Steuermann ist der Bläser, fjv ixt ouv Acwriftr^t xai dXx(|itp 'llpaxXiJt

KevxaOpou; Staust; toXeaa |tapvctjisvo;* 9jv oxe jiouvofsvsta xopT| frrivsv sv Tptal tcXt^orq

f 4 |i£Tspat;, Kpov$r;v V f 4 xayov sivdXtov wv 5* |is Motoa Tp(tT| rupivat; Nuji^atai |UYtVca ispxrrai osXivtj» xeijisvov sv % BaneW i ). Einstmals mit den Lapithen vereint und Herakles' Stärke

Schlug ich die Doppelgestalt jener Kentauren im Kampf. Einstmals starb das einzige Kind durch dreierlei Schläge, Welche ich führte, doch Schmerz bracht" ich dem Herrscher

im Meer. Jetzt nun schaut mich im innigen Bund die dritte der Musen Tief auf gläsernem Grund feurigen Nymphen gesellt. Trunken vom Wein wurden die Kentanren von Herakles und den Lapithen fiberwunden (Odyss. XXI 293 ff.), iiowo-rivetet xdpij

*) Anthol. Pal. XIV 14. ihiit verbesserte Salmasius aus iXda$u *) Aothol. Pal. XIV 52. v. 5 verbesserte Scaliger aus wr 6k rifun** tf fo| nvQwalov. v. 6 schrieb Brunck tkQXStai statt Ji^xero.

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bezeichnet das Auge, welches Polyphem auf der Mitte der Stirne hatte, denn xoptj heisst nicht nur „Mädchen", sondern auch »Pupille, Auge". Dreierlei Wunden schlug der Wein dem Kentauren, weil Odysseus ihm zu dreien Malen den verderblichen Wein reichte (Odyss. IX 361), um ihn zu betäuben und dann su blenden. Der Kronido im Meere, Poseidon, sQrnt dem Odysseus wegen dieser Blendung und straft ihn hart Jetzt füllt der Wein, mit heissem Wasser (den feurigen Nymphen) vermischt, den Boden eines gläsernen Gelasses; die dritte Muse Thalia (Hesiod Theog. 909) steht dabei, d. h. sie leitet das fröhliche Gelage.

xptov e^o) ftvrdjpcL, tixsv li |is t(jföe xtXatvi)* tixxojuvTi V ä|up<i> icetpvov cjiouq fovfac 1 ). Vater ist mir der Widder, die Sehildkröt' ist mir die Mutter, Aber bei der Geburt gab ich den Eltern den Tod. Es scheint die Lyra (Laute) gemeint, die Hermes aus der Schale der Schildkröte schuf 2 ); hinein kamen die beiden Hörner 1 ) und zwischen diese der Steg, Ober den die Darmsaiten gezogen wurden. Vor der Anfertigung der Laute müssen Widder und Schildkröte ihr Leben lassen.

et |is vsr t v sXaßsc, xd^a |iou *Uq sxpfriv aljicu

vuv V ots fTjpaXsTjV |i' e^sxsXsoot XP* V °C« ea&ts rrjv puoatvctji£vY]v, o^pov ouäev e^ouoav, öorca ouvftpaucov oapxi oiv fj|iSTepiQ 4 ).

Nahmst du mich jung, mein strömendes Blut wohl wäre getrunken. Jetzt da aber die Zeit führte zum Alter mich ein, Is8 mich Runzlige denn, soviel mir an Feuchtigkeit mangelt, Wenn du die Knochen zermalmst kräftig zugleich mit dem

Fleisch. Vielleicht ist die getrocknete Weinbeere (Rosine) gemeint

<) Anthol. Palat XIV 80. •) hymo. Merc 80 fc •) Vgl. Athen. X p. 456«-**

<) Anthol. Palat XIV no. 108. ▼• ft ferbesseite Ohaidon de la Bo-efcette Mise. I 263, überliefert ist tf**»>4* f«.

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xd|ii oof 4] xob]9t tiyyvi Ilantywoc ifucvouv *up uro ^XxeXdtotQ xctXtot xeofrojj^v *

foXcbv V af}ia xcXotvov die 9 dvftpamcuv epuoüoa, 'llfatotov xtstvto faarpi reptoyo|i4vYl , ).

Odem hauchte mir auch Paieons sinnige Kunst ein,

Unter dem ehernen Mund berge ich heimliche Glut

Schlürfe ich dunkeles Blut aus mitleidwQrdigen Menschen,

Bring 9 ich Hephaistos den Tot, fester geschmiegt an den Leib.

Gemeint ist der Schröpf kopf.

epcitpaXov <popico xefaXfJc axep * stjxi 8s X^P^

aüyevoQ ex SoXr/oO fij&ev dstpojiivYj.

CKf aipiQ 5* (oq urep auKov eeiäou.at * rjv oi jiateooTQC

svBov ejuov Xoqovwv, iir^TpoQ r/o> Kax£pa').

Kopflos trage ich Mark, und zeige dir grQnliche Farbe,

Wenn ich vom Boden empor hebe den länglichen Hals.

Über dem Rohr" erscheine ich rund, und forschest du weiter,

Vater der Mutter ist mir tief in den Weichen versteckt

Die Artischoke (xivrfpa) hat ihr Mark in den Kelchblättern

und dem kugelartigen Fruchtboden; der lange grüne Stengel

der Pflanze heisst hier Hals; in der Kugel, die von dem Stengel getragen wird, befindet sich der Same, der Vater der Mutter,

d. h. der Pflanze.

oupsst |uv ][SVG|vrjv, äsvSpov ii |iot eicXsxo ji^TTjp,

rup ii ircrrijp, ßo>XoQ V stjü |teXatvo|uvo;.

rjv Zi \i £30) X£pd|ioio zaxrfi tVj'iQot ßaftetTjQ,

äp|taTOQ (oTstXct; po|iat elvaXtou').

Bin auf Bergen geboren, der Waldbaum wurde mir Mutter,

Feuer der Vater, als Klump trage ich schwarzes Gewand.

Hat mich der Vater jedoch im tiefen Topfe geschmolzen,

 

 

 

 

Schirm" ich des Meeres Gefährt gegen der Wunden Gefahr.

') Authol. Pal XIV 54.

») Anthol. Pul. XIV 58. Boiasouade aueed. Gr. 111 431. • ') Anthol. I'alut. XIV Gl. v. 2 ist überliefert (Laurent.) fi$Xaw6fitt^ 9 eine Änderung ist nicht nötig, weil /ftJAot in der späteren Zeit auch all Masculin. vorkommt. Andere schreiben tiiXuirophn. vgl. das Batsei „de pice" im cod. Bernensis 611 bei Riese anthol. lat. pars prior, fasc. I 8« 999« ßa&ilitf ist wohl falsch Überliefort statt ßatelov.

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Das Pech wird aus brennendem Tannenholie gewonnen» et echütet die Schiffe (des Meeres Gefthrt) vor den Wunden, d. h. dem Leck.

ouvojia (iTjtpoc iyta • fXoxtpwttpo; tt|ii xtxofajQ •

äßputoc xrivT) *M|v xpdotoc * tt|ii V q^T«

xpoMttoc iicac, jiouvov V fvttp' ißpefta tpip» 1 ).

Mein ist der Name der Mutter, doch süsser bin ich als jene.

Auch ist die Mutter gross, kleiner ist meine Gestalt Jene geniesst man am Haupte allein, ganz kannst du mich essen Und das Innere nur habe zum Essen ich nicht foivt£ bezeichnet die Dattelpalme, ebenso wie ihre Pracht! die Dattel. Von dem Baume ist das Mark an der Spitze des Stammes essbar').

eftov ef u> icote frqpa 8t' üXyjq TjttjToot^pou oiraov opftd tps^ovra icooiv V ou^ ^uttto TfaliJQ 1 ).

Einstmals sah ich das Tier, durch Wald vom Eisen geschnitten, Gradaus laufen und steil, nicht fassten die Füsse den Boden« Jakobs fand als Lösung die Säge im Hinblick auf das Rätsel bei Symphosius no. 60 (Anth. lat. ed. Riese pars prior fasciculus I S. 199), später glaubte er, es sei der Kamm gemeint! doch hat Buttmann wahrscheinlich das Richtige getroffen mit der Lösung „die Laus*.

In einem der Rätsel aus dem Heidrekrliede und zwar dem Liede von den Faröer, heisst der Bart eine Holzung, die gefällt wird:

Höre Heidrek, König mein, Wo weisst du die Forstung, Wird gefällt am Feiertag Ist kein Holz darinnen? Der Bart an jedes Mannes Kinn Ist zwar keine Forstung,

«) Anthol. Pal. XIV 57. *) Xenophon anab. II 3,16. ») Anthol. Palat. XIV 19.

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Doch man schert ihn jedes Fest, Ist kein Holz darinnen 1 ). £ov(H] jitv Tt; qo>v %yjv icdpoc, dXXd xoicttaa

*r(vo|tai dpf tvvf); Xemot^dtj ^iovoq * ^a(pw ii fXüxspij) ts xai tyftoomi Xorcjxf, icpoto] 3atxu|idv(ov sq yopov ep^oiiivT]'). Gelblich war ich in früherer Zeit, nun aber geschlagen

werd' ich weisser sogar als der gefallene Schnee. Freude bereitet man mir im lieblichen Bade der Fische, Stellen die Gaste sich ein, komm' ich als erster zum Mahl Es - ist der Flachs, aus dem die Leinwand bereitet wird. Ein Volksrätsel aus der Grafschaft Mark lautet: „Als ich jung und schön war, trug ich eine blaue Krone, als ich alt und steif war, banden sie mir ein Seil um den Leib; da wurde ich ge-stossen und geschlagen und zuletzt von Herren und Damen getragen. u

?jv |i' eoiÖTQ; xai qtu oi. ou piv ßXsf dpotot d&opxac,

dW qd) oi ßXscpdpot; * oi jap e/to ßXsfapa* f 4 v V efteXiQ;, XaXico <f<ovVj; 3tya • ooi jap »Kappet tpcovfj, cjtoi 3i |idtY]v ^eiXe* dvoqd|isva 8 ).

Siehst du mich an, so seh' ich dich auch, du siehst mich

mit Augen, Ich mit Augen nicht dich, Augen besitz 1 ich ja nicht; Willst du, so red' ich mit dir, doch ohne zu reden, denn

Worte Sind dir geschenkt, doch umsonst öffnet die Lippesich mir. Die Lösung ist der „Spiegel*.

i) Zeitschrift für deutsche Mythologie III (1855) S. 127.

*j Anthol. Palat. XIV 26. vgl. das Rätsel vom Flachs unter den Itttselaufgaben der Königin von Saba, ZeiUchr. für deutsches Altert 27 (1883) S. 5.

t) Anthol. Palat XIV no. 56. v. 1 verbesserte Jakobs «d pk* statt des überlieferten tl (U und d£do?xaf statt der überlieferten Form Mojttufa v, 1 und 3 ist $* überliefert im Laurent, nnd v. 3 auch bei Piccolos cod. 16, Plut 32, pag. 380 b. v. 4 verbesserte Hercher jpttc' statt jptt* (Laurent) Die zwei letzten Verse finden sich bei Piccolos, Supplement a l'anthologie grecqae, Paris 1853 8. 192 aus einer Florentiner Handschrift

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otöiv famfav iget, xcd icrfvta |iot fvioWv to% icptfxa V «|iijc dprrijc Käot tftto|u xty 1 ** 1 ) Innen besitee ich nichts, und innen besitze ich Alles, Meiner Tugenden Huld schenke ich Allen umsonst Wahrscheinlich ist wieder der Spiegel gemeint Xtojv evtptyoQ ei|tt, td <p6XXa li |too xataxporcti

tdc xoCyac, rj fci touxtj <paivrcat o6ia|irffcv* koXXqiq icatiaptotQ e|ucal£o|iat * ei ii t(q etfttv ei; xo ßaXetv df u^c, teratoa ojotoo ovo; 1 ). Gans von Haaren bin ich, doch Blätter verdecken die Haare,

Aber an keinerlei Ort wird man die N&te gewahr. Mit viel Kindern ergötz' ich mich gern; doch findet sich Einer, Der beim Werfen nicht taugt, stehet als Esel er da. Der Ball war mit Haaren gefüllt und mit Blättern von Leder oder Zeug umgeben. Der Verlierende hiess Esel und musste thun, was der Gewinnende, der König, ihm auftrug. 8 ) Bei Symphosius heisst ein Rätsel:

non sum compta coiftis, non sum nudata capillis intus enim crines mihi sunt, quos non videt ullus. meque manus mittunt manibusquo remittor in auras 4 ). In Deutschland:

Von aussen glatt, von innen rauh; Gedrang erfüllt ist mir der Bauch Mit Spänen oder grobem Haar, Und platz ich nicht, ist's wunderbar. Manch harter Schlag wird mir gegeben, Dass ich muss auf und nieder schweben. * Ich armer Tropf, wie ist mir weh: 0 lag 1 ich tief in einem See! 5 )

i) Anthol. Pakt XlV 108.

•) Anthol. Pal. XIV 62. v. 1 ist überliefert (Laurent) f 4k *&* also mit kurzen v. Jakobs schrieb •} rt £«H in der Didot'schen Ausgabe steht *i tQvnn.

«) Pollax IX 106.

<) Symphosius 59 (bei Riese anthol. lat p. I faac. I 8. 199). Dasselbe RaUel findet sich mit der Auflösung in der Illst. Apoll. Tyril cap, 48 (od. Riese 8. 54).

») Simrock, das deuUche Ratselbuch, 8. Aufl. & 80.

■ — 148 —

Im Aargau singen die Knaben: Ine bin slincfilsh

noh in hän fifgebunden mtnen fash, h&res ich doch gcnuog hin, v unde wirt des nicman innan. • mennischen hande dike mich tirsanten, von mennischen banden wird ich dike impfangen, unde cum aber danne wider zen menneschen banden')• h icupi xotjir^etaa xopr} ftavev • 6 ttpoWcTjc W

otvocuf' ou äs fravsv, HaXXddoQ 9jv ot&tgoc. i xxt(va; vdurjdc* svi Ccoovxi Ss tu|ißu>

xetxat jieji^ o|uvy} xd; Bpo|itou y % oiptxa;. IlaXXd; xai ßpd|ud; X3 xai o xXuxo; \\|if tpifyttc 01 tpitc tJjv |iouvT|V icapfrevov Yftavtaav*)., Schlafend wurde die Maid durch Feuer gemordet, Verräter Wurde die Traube, den Tod brachte palladischer Stamm. Schiffbruch folgte dem Mörder. Sie ruht in lebendigem Grabe Rings umschlossen und giebt Bromios' Gaben die Schuld. ' Pallas, Bromios auch und der strahlende Feuerbeherrscher Haben zu dreien vereint, einzig das Mädchen vertilgt. Odysseus brannte das Auge des Polyphem mit einem Stamme vom Ölbaum aus 8 ), es ruht daher in lebendigem Grabe, in der Augenhöhle. icapMvoc steht für das Wort xdpr, welches Mädchen und Pupille bedeutet.

Kxavfrsi; xov xxstvavxa xaxdxxavov • dXV 6 |isv ouV a>; fjXuftsv eic 'AföyjV auxctp rjcoje ftdvov 4 ). Selber gemordet erwürgt' ich den Mordenden, aber auch so nicht Sank er zum Hades hinab, aber ich selber ich starb.

f ) Hochhob, alemannisches Klndorllod, Lelpiltf 1857 8. 278. *) Anlhol. Pal. XIV 100. v. 5 schaltete Herrn an u ad Orphlo. p. 799 twiicbeo H(f6fno^ und nal daa ri ein.

•) Odyaa. 9, 394. Kurip. Cycl. 454 fll

— 147 —

Der Kentaur Nessus, der Heraklee 9 Gemahlin Dejanira am Finne Buenos mit frecher Hand ansutasten wagte, wurde von Herakles getötet, sterbend reichte er der Dejanira ein mit vermeintlichem Liebesxauber getränktes Gewand. Später sendete die Geliebte dem Herakles, um seine Liebe für immer an sich tu fesseln, dieses Prachtgewand. Der Held aber wird von furchtbaren Schmerzen gequält, errichtet auf dem öta einen Scheiterhaufen und steigt unter dem Rollen des Donners in einer Wolke zum Himmel empor, nicht in d$n Hades hinab. 1 ) xov |ie xaxaxxetvavxa xaxexxavov, oü 8e jiot fr,JoQ* (Hjxe "(dp d&dvaxov xov xxd|ievov davaxoc*).

Der mich getötet, den tötet' ich auch, doch ward mir nicht

Freude, Denn den Gemordeten hat Sterben unsterblich gemacht ovip' s|iov exxctv' ixopdc, exopov Vexxovev dv^p, xai 8a>jp ixupov xai exopÖQ *(evix7)v n ). Schwäher erschlug mir den Mann, der Mann erschlug mir den

Schwäher, Wie mir der Schwager den Schwäh'r, Schwäher den Vater

erschlug. Hektor'8 Gemahlin Andromache spricht diese Worte. Ihr Schwäher ist Achilleus wegen des Neoptolemus, der nach dem Falle Trojas sie zum Weibe nahm. Achilleus erschlug ihren Gemahl Hektor, ihr zweiter Gemahl Neoptolemus erschlug ihren ersten Schwiegervater Priamus, ihr Schwager Paris erschlug ihren zweiten Schwiegervater Achilleus, Achilleus dagegen tötete ihren Vater Retion.

icapMvov tv xsXdjst Cyjxojv ri)v icpciofa Xiovxa, xijfHjv sup^o«; iwtio<peivou 'Exdßifjc 1 ).

«) Sophoclea Trachln. 1162 (Dindorf):

•) Anthol. Pal. XIV no. 33. v. 1 ist überliefert pt mtiwfw, Husehke verbesserte p$ nnwxitlvavtn* Der Redende ist wieder Netaat, •) Anthol. Pal. XIV ». Übersetzt von Thudlchum. «) Anthol. Falat XIV 27. OberteUt von Thudlchum.

— 148 —

Wenn du die Jungfrau suchst im Meere, die früher ein Leu war, Wirst du die Schwieger der Kind-mordenden Hekabe seh'n. Um Thetis, die Jungfrau im Meere, bewarben sich Zeus und Poseidon, aber Themis oder Prometheus offenbaren den Willen des Schicksals, dass ein Sohn der Thetis vom Zeus Herr des Himmels werden müsse, daher beschliessen die Götter ihre Vermählung mit Peleus 1 ). Doch die Göttin ergiebt sich dem sterblichen Manne nicht willig; als Peleus ihr in einer Grotte auflauert, lässt sie " m allerlei Schrecknisse kosten, indem sie sich in mancherlei Gestalten, so auch in einon Löwen verwandelt 8 ). Thetis wurde die Schwiegermutter der Medea, mit welcher sich Achilleus auf den Inseln der Seligen vermählte 8 ). Statt Medea ist Hekabe (ExafJjj die aus fernen Gegenden Kommende) gesagt.

o^ftaX|toi>Q ilxiXXr^; ico&ico, toi; eaßsosv aixo;

V^XlO; H^VYJ TS * TOLTTß U |LS JstölS XO&pYjV*

XoOjiat Vdevaotot 5u«> Tcoxajiotat ftavouaa, oü; xopo^ Epofyatv iz otpß'josvtt xoXowj*. 4 ) Hätte ich Skylla's Augen! die Helios selber versenkte Gleich dem Monde in Nacht. Der Väter erschrickt vor der

Tochter. Tot noch bade ich mich in ewig fliessenden Strömen, Welche der Gipfel entsendet am stolz aufsteigenden Hügel. Das Meerungeheuer Skylla, die in der sicilischen Meerenge in einer Felsenhöhle der Charybdis gegenüber hauste 5 ), hatte sechs lange Hälse und sechs Köpfe, also 12 Augen. Niobe hatte ebenso viele Kinder, die ihr von Apollo (Helios) und Artemis (Mond) getötet werden, da sie sich der Leto gleichzustellen vermass. Niobe wurde auf der Höhe des Sipylus in einen Felsen verwandelt, dessen Thränen unaufhörlich Messen über

•) Pindar Isthm. VII 26 ff. *) Pindar Nem. III 35. IV 62. •) Apolloo. Rhod. IV 814.

4 ) Authol Palat. XIV 25. v. 8 verbesserte Buttmaun aus Xotiopat fitwaotct. Ebenso fand Butt manu die Lösung des Ratseis. ») Odyss. 12, 85 ff.

— 149 —

das Leid, das ihr die Götter sugeftgt haben. Nach einer ipi-teren Sage verhängten die Götter über ihren Vater Tantalus die Qual ewiger Angst, denn ein Fels, der stets tu stüreen drohte, schwebte über seinem Haupte. Das Wortspiel in tx' ofpofott xoXtovif ist im Deutschen nicht wiederzugeben.

xteiva xctaiv, xtdve V au \u xdoic, frdvojiev V 4*0 xcttpoV jiTjTEpa V d|if öxepoi teftvadtec xTavojuv. ! ) Schlug ich den Bruder, der Bruder mich auch, uns f&llte der

Vater. Wir noch im Tode vereint, töteten, die uns gebar. Der grollende Fluch des ödipus ruhte nicht eher, als bis seine Söhne Eteokles und Polynices sich gegenseitig den Todes-stoss gegeben hatten. In den Phönissen des Euripides wird abweichend von der bekannten Sage erzählt, dass ihre Mutter Jo-kaste noch während der Belagerung durch die sieben Helden lebte und sieh erst nach dem tötlichen Zweikampfe der feindlichen Brüder aus Vorzweitlung und Schmerz den Tod gab. ütaQ ictvt^xovta |tnjj tvi faorpi Xaßoooa

|i7)Xr ( oxcuv icdvittiv ixxavov Tj^ejidva. Aoxdp o )Iq te&vTjxev, dicei iuo TfaarfptQ auxov tixxov, ^aXxeiT) xai icctpoQ dv8po|ie7). a ) Fünfzig Söhne dereinst im Leibe fasst' ich zusammen,

Brachte dem Fahrer den Tod sämmtlicher Räuber zumal Aber er starb zweimal, den zwei der Leiber geboren, Einer von Erz und zuvor Einer von menschlicher Art Das Schiff Argo. Die fünfzig 9 ) Argonauten werden Räuber genannt, weil sie auf den Raub des goldenen Vliesses auszogen. Ihr Führer Jason findet auf dem Isthmos durch die von ihm dahin geweihte Argo seinen Tod. Als er unter dem Schiffe Ruhe suchte, fiel das Hinterteil des Schiffes hinunter und erschlug ihn 4 ). Nach Pherekydes und Simonides verjüngte Medea

') Anthol. Palat. XIV 38.

a ) Antbol. Pal. XIV 59. v. 2 aobrieb Brunok Affffpfow, Jakobi wAfriV,

8 ) Tztitzes zu Lycopbr. 175 bei Müller ?ol. I 437,

«) Eurip. Med. 1395 ff.

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den Jason durch Aufkochen in einem ehernen Kessel 1 ), er wurde also zweimal geboren und ist zweimal gestorben 3 ).

Ein Rätsel des Kaisers Julianus auf die Balancierstange lautet:

eortv tt Wvipov tcov dvaxto'pojv jiioov, oi piCa xal Cty xai XaXet xapitoiQ fijia, |itq[ V ev d>{Xf xal cpteoetat 5ev<i>c xai xapitov aü;su xal tpufdiat ptCdftev*). Es ist ein Baum, der zwischen den Gebietern steht, Des Wurzel lebt und spricht zugleich mit seiner Frucht In einer Stunde wird er wunderbar gepflanzt Und mehrt die Frucht und wird gepflöckt von unten her. Dasselbe Rätsel geht mit einigen Verkehrtheiten auch unter dem Namen des Basilios Mcgalomitis:

im n ievSpov tcov dvaxxdpojv jiiaov, ot> piCa xal &q xal XaXet xapxotQ d|ta. topf 5e |i*q[ xal tputsäsiat S;$vo>; xal zriXtv irircst xai Tpu^diat ptCdfrev. 4 ) Auf die ehernen Becken in Dodona geht ein Gedicht sehr späten Ursprunges, das kaum noch zu den Rätseln zu zählen ist:

Asfoia; efva>v jjltj auoräv ciJoia^ eMjv dpTta tov ^aXxov f^siv Kpotp&rav,

dvitXTUrOÜVTOQ TOU KpCOTOU T<j> 0£UXip<|)

xal jisxaoi^dvTo; xcj> Tsxdpxcp toS Tpitoo. edv «Ss xo xivoüv ^psjiiQ xal |i^j rviiQ, d<po>vo; 6 Xifoc ttq <p iasi -(dp oi XaXoc Tiov ocov 2s XsjJr 4 Ttov f 4 ff 6aiQ jiev euoro|toc* ool V cvto^ooaa fivsr 1 eürcoiiurepa otfiW frcav ist, xal XaXouo' oxav Hau 1 )

! ) Lycophron v. 1315.

«) Preller gr. Myth. IP 338.

*) appendix epigramm. 42, bei Jacobs antboL Gr. Tom, II Ups. 1814 8. 769.

4 ) Boisaonade anecd. Gr. vol. III 440.

*) AntboL Palat. XIV no. 10. vgl. Menander Arrepbor. frag». III bei Meineice com. Gr. IV 39.

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Der rechten Lösung, die jeden Überzeugt, wartet noch eine ganze Zahl von Rätseln:

vijodv nc xaXimv ji* oo <}*6arc« * oc rctov jdp xoXXooc sc xeXcftooc' oüvoji' tdijxtv tiidv. 1 ) Das Rätsel ist bisher nicht gelöst, vielleicht ist die Insel Rhodos gemeint, deren Namen man in späterer Zeit zuweilen mit Petita (der Brauser) in Verbindung brachte: Etymol. M. Pcftoc* *«p« to tcoXo poüv autoftt foveiofat xptv <pav?jvat rijv vijoov« pj) X^e, xat Xe^etQ e|iov oüvojia* Jti W ot Xi£at, «äs KdXtv, |i^a fraujia, X£fu>v ejiöv oüvojia Xi£etc 9 ) Sprich nicht, und du wirst meinen Namen sprechen; du mus8t aber sprechen, so wirst du wiederum, ein grosses Wunder, wenn du sprichst, meinen Namen sprechen.

Welcker rhein. Mus. 1 218 las nach Brunck's Änderung ouU KdXtv und sagt über dieses Rätsel: „Jakobs löste es durfth si-lentiuin, Lange silv. Portens. 8 (vermischte Schriften S. 121) durch |i^ und Buttmann, wie dieser anführt, noch anders auf. Es ist aber ohne Zweifel ou&v verstanden und danach die Interpunktion einzurichten. Nichts ist dem Rätsel angemessener als der scheinbare Widerspruch. Sprich nicht, und du sagst meinen Namen; du magst, du sollst auch sprechen, nur nichts Grosses und du sagst meinen Namen, otöev Xtfetc Der Imperativ 5ct ist wie bei Sophokles im Philoktet 54". Die richtige Lösung scheint jiVj tu sein, jivj Xqs und Bei U oe Xi£cu stehen im GegensaU tu einander. Der Scherz beruht auf der Zweideutigkeit der Worte |U) X^i, die bedeuten können, sage das Wort „nicht", aber auch heissen können, sprich nicht! Infolge dieser Zweideutigkeit entstehen zwei Wunder, das eine beruht darauf, dass der Angeredete, wenn er „nicht* spricht, den Namen (|iVj) nennt, das zweite darauf, dass er den Namen (|iVj) nennt, wÄnn er spricht In Deutsehland sagt man:

Ich bin nicht, ich war nicht, ich werde nicht sein; Du meinest ich scherze, ich sage dir nein.

») AnthoL Palat. XIV 39.

>) AnthoL Pal. XIV 22. P. Prtoost (bei Pieoolos luppltaent a1'ao-thologie grecque, Paris 1S53 S. 123) fand als Löaung ev&

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Ich stehe ja sichtlich vor deinem Gesicht, Und kannst du mich raten, so nennst da mich nicht 1 )* IlapMvoc «fil ?wi) xat xapMvou ct|it fuvatxrfc, xal xat 9 rcoQ tixta» itapftsvoc ouoa fuv^') Vielleicht ist der Weinstock gemeint, ij ä|i*tXoQ bedeutet „Weinstock" und „Weinberg". Der Weinstock giebt nach der Vorstellung der Alten als Jungfrau zahllosen Kindern das Leben. Zu vergleichen ist Symphosius aenigm. 53:

nolo toro iungi, quamvis placet esse maritam. nolo virum thalamo: per me mea nata propago est nolo sepulcra pati; scio me submergere terrae. 'E£ aXoQ iyfho'ev jevos eXXa^ov* £i; ii ji' äeftXoc

et; Atovüataxoi>c oioev cqmva; äfstv xat Jejia; ev oraätototv äXei'}rijuvo; Xtic* sXauo

utea |i£v Ayjoü; (oXeaa yspoiv ejiai«;* Jcoxepov c&xe r^avia; doXXeac dXXoftev dXXooc Exx6|ixa> xoXXaic yeipsotv eXxo;uvo!>c*) Jakobs vermutete, es sei ein Wort gemeint, welches auch eine besondere Art von Schiffen bedeute; die Giganten seien die gewaltig grossen Ruder. Demgemäss verbesserte er v. 5 dXXotx; statt dXXoc Fröhner 4 ) deutet das Rätsel so: Kantharos (jtdvfrapoc) ist der bekannte Seetisch (Plin. 32,146), ferner ein Trinkgefass (Athen. XL p. 473 d bis 474 e), der Dichter denkt an einen Wettkampf im Zechen, zu welchem Herakles den Dionysos herausforderte und bei dem der Kantharos über den Skyphos siegte. Weiter nannte man xdvttapoe jenen kornfeindlichen Käfer (otir^dpoc). Um das aufgeschüttete Getreide vor

■) Simrock, das deutsche Ratseibuch, 3. Aufl. S. 85.

*) Anthol. Pal XIV 42. Hercher fand im cod. Laurent als Lösung

*) Anthol. Palat XIV 28.

*) Fröhner, kritische Analekten, Philologus 5. Supplementband, 1. Heft 1884. Diese Lösung überzeugt nicht recht, eher könnte man noch an das Wort cyoe denken, das nicht nur den Esel, sondern auch eine Kabeljauart bezeichnet, ferner den Croe dXhfjc den oberen laufenden Mühlstein und eine Hebemaschine.

— 188 —

Ungeziefer in schützen, bestrich man Winde und Boden der Kornkammer mit ölschanm (amurca), <L h. mit einer ans der Olivenpresse ablaufenden Flüssigkeit: also der Kftfer salbt sich mit öl und besteht einen siegreichen Kampf mit Demeters Sohn, dem Fruchtkorn. Endlich ist der Kantharos eine der drei Buchten des Peiraieus, der Kavftapoc Xt|i^v, von dem nach allen Kflsten des Mittelmeeres Schiffe ausfuhren.

eapoQ 7) v6|i<p7), xexvov tt |ircd frepot>Q tc Gotepov* ev ^et|ia>vt Volmer« ouv xtf dve'iup xexapjiivT). 1 ) Verfasser dieses Rätsels ist, wie der Rhetor Kokondrius sagt, der Stoiker Chäremon, Vorsteher der Bibliothek in Alexandrien, der nach Rom ging und dort mit dem Peripatetiker Alexander die Erziehung des Nero leitete. Gemeint ist nach dem Bericht des Kokondrius, der Weinstock. Boissonade er* klärt 9 ) „puto dictam fuisse vitem veris coniugem, ob Hörern; aestatis filiam, ob fructum qui tunc maturescit; serius, autumno nempe, tieri matrem, vini scilicet; dein hieme mori, vento at-tonsam".

rtxp^ jiot {Juri|, frdvato; fXuxi>c utata )'ä|ifa>*

ftv^axo) dva»|i(xxtoi<; ifytoi vuaadjievo; * YjV ii xi; ev Ccoovti vexuv TU|iß<i> |ie xaX6<|>Tfl, atjiati ou^fevscuv xpu>tov aTcoßpr/ojiat. 3 ) Buttmann fand als Lösung den „Seefisch", dessen Leben (im Meere) bitter, dessen Tod (in Folge der Zubereitung in süssem Wasser oder mit Honig) süss ist Unter dvcujiaxTa irflta hat man vielleicht die kleine Harpune zu verstehen, mit welcher der Fisch beim Fange durchstochen wird, und bei den Worten ev Ooovxt t6|iß<i> an den Magen desjenigen zu denken, der den Fisch verspeist

.... |ieov Atovusov 6p<f; s|i£ * tixts |is vißuQ ii^frctöiij, |ivVj|iYj; Je xarJjp Cjio; 7ftS|ioveust* &Y)po<pdpov tt |ii icpcoxov efeivaxo vT|Xeci&u|iov*

>) Spengel rhet Gr. III 236. Walz rhet Gr. VIII 789. Nanck tragic, Graeo. fragm. S. 614 f.

*) Boissonade anecdota Graeca III 297, *) Anthol. Palat. XIV 36.

aÜToxaorjv^TTjQ Je «pdxvoQ <pö>ov ula xaxaxxdc, ouxixi frijpa cpipa», dXV oupavov r t )i frdXaooav, xat yJWva xat u.axdpcov iepov ^opov ä<pb\xov aisL 1 ) Nr^o; ©vxa ja icaföa <p£pet f at$oQ oio; xov £rjfOQ t|upTciQ vci|iaat fod|Uvov.*) Buttmann verstand unter dem „Sohne des Nereus" den Fisch, unter dem „Sohne der Krde tf den irdenen Kochtopf und unter den „liebliehen Wogen der Styx* die Tunke, in welcher der Fisch zubereitet wird.

Der Lösung harren noch manche Rätsel aus byzantinischer Zeit 8 ); eins der besseren ist in Hexametern verfasst und lautet: oxsrcxeo |u>f>ov ejuTo, 6v s£ dcpavoüQ dfopstko, xai zofreouaiv §st£ov sjnjv d^euoea jiop^v, ei ooylyj as cptXet xat oot k6y*$ srcXexo jioüot^ SeivTjC eijü ^6osio; £o>ov, xvstco 8iya icvotijc • Sota |iot onjiax' oxto&E rap' epesfdXq> srceaooiv, otatv 6^' fjejiovcoatv oSotKopecu xd TCpdaftsv. xüav£T 4 v st:1 fotarspa ßatvo>, f^ uro Y a ^ri]p Xejxoypoo; xaxaxsufcxat otxx^ xe xXetaryj xe. 6|i|iaxa V ou xripoc o<j>eat oqdjuv\ ouoi KopebjQ Yjjijievov, ewo; Xeoxi] xo*X(t) evSov eraoxtv. auxdp eirijv aur*} fe xop£oact|uv7j cpaivrjxat

•) Anthol. Palat. XIV 24. v. 1 verbesserte Jakobs Six&atbi statt d*j-torilft, v. 2 schrieb Jakobs «fiol qyefiortvet, v. 3 verbesserte derselbe £99070*90*' statt dnßwfoQov, und schrieb v. 6 /£öV« x«/ statt /^mv. Troti dieser Verbessuruugeu bleibt genug unaufgeklärt. Sollte der Gott „Pan 44 gemeint sein? Pan heisst bei Plato Cratylus p. 408d (bei Didot vol. I 301, 11 und 20) tiupvfc und ein Sohn des Hermes, der bei Plato ibid. Myov naxriQ genannt wird. Später wurde Pan mit dem All identificiert (Orpheus hym. X 1 ff). Ist diese Lösung richtig, dann ist nicht &rj(>o<p6(>oy sondern &rjQ04poyoy zu schreiben, vgl. den Hymnus auf den Pan bei Athen. X p. 455*: &n(>o<p6ve ndy, j$dV VtpxaöW. Dübuer (bei Didot Anthol. Pal. vol. II S. 493) verteidigt die Lösuug nd^Q.

*) Anthol. Palut. XIV no. 23. Überliefert ist ▼. 1 Sigiog, Buttmann verbesserte Xqoiot.

3 ) So mehrere Rätsel des Psellos und Basilios Megalomitis (Boisso-nade aneed. Gr. vol. III 429-454).

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Wpxrwtt <J|qiar\ mtfojitvox; to |tv<»o|t' tttfo* d<pfoftov W T * & v T € * ^oXi^ftoTfov t^advfrrjv. 1 ) In einem anderen Rätsel aus byzantinischer Zeit wird das

Salz ein Kind des Wassers genannt, das nur durch seine Mutter

wieder den Tod findet:

UotTOC 5X-(8V0|1Y)V, Tpdf I V ijXtOC (KüTtC

d&dvaxoQ* frvVjaxo) to ja jiTjxdpt jioovtq. 1 ) Ein Rfitsel des Megalomitis, das sehr ähnlich einem Rätsel des Psollos ist, lebt noch heute bei zahlreichen Völkern. Mogalomitis dichtete so:

5öXov to xXetJlv, oicop to xcrnjvctptv 6 jiev XcqdiQ exXutpwasv, 6 xüvy)*[6; V ta^eftrj 3 ), Holz ist der Schlüssel, Wasser ist die Kette. Der Hase wurde ausgelöst, der Jäger wurde gefangen. Das Wasser ist das rote Meer, der hölzerne Schlüssel der Stab Moses", der Jäger Pharao. Bei Psellos lauten die Worte:

£6X00 |iev jj xXeic, ij & xqxXl; uicrccüV 8te8pct Xcqo)^ xat xicov ouvsaye&T] 4 ). Aus Holz ist der Schlüssel, das Gatter aus Wasser^ •Der Hase entrann, und der Hund ward gefangen. In einer Handschrift aus dem 15. Jahrhundert fand Mone dasselbe Rätsel:

est sera aquis constans, reserat quam lignea clavis,

venator capitur, libera casse fera est Daneben steht in deutscher Sprache: Es ist ein starkes Wasserschloss, welches ein hülzerner Schlüssel aufschloss; der Jäger ist darin gefangen, das Wildt ist dadurch gegangen.')

0 N. Piccolos Supplement ä l'anthologie greoque Paris 1958 8. 19Ä.

») Piccolos ibid. 3. 149.

») BoisBonade aneed. Gr. vol. III 444. Bei Boissooaäe rieht ix UimW.

*) Boissonade aneed. Gr. vol. III 4SI.

*) Mone, Anzeiger VII 48 (no. 124) 261 (no. 178).

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Bei den Schweden beisst es:

L&8 af watten, nyckel af trä; djuren slapp undan, j»garn blef fangan 1 ). Schloss uus Wasser, Schlüssel aus Holz; Das Tier entschlüpfte, Der Jftger wurde gefangen. In den Niederlanden:

Den stok was de sloter, het water was de kist, den jager verdronk, ende het. wilt ontspronk'). Der Stock war der Schlüssel, Das Wasser war die Kiste, Der Jäger ertrank, Und das Wild entsprang. Eine Art des Wortratseis beruht auf der Vieldeutigkeit desselben Wortes, dies ist die Homonyme 3 ), für welche sich Beispiele aus früher Zeit finden. Ein Zeugnis für die Beliebtheit dieser Rätselart giebt uns der Komiker Antiphanes im „Gastron* (Schmerbauch). Dort bekennt jemand, dass er bisher nicht verstanden habe, was die Rätsel, welche beim Trinkgelage aufgegeben würden, eigentlich zu bedeuten haben:

'E^w zpdTspov |iev Toi; xsXsiovta; X^etv Ipif ou; Kap« *oxov c«io|ir 4 v Xr,pstv oa^io; Xqovia; oääsv* orots cpo3?a£at xe tt; efosiv ecf z^ffi o Tt <pspa>v Tt; jitj epepst, s^e/uov vo|u£<ov Xfjpov, oix dv *rsvö|ievov

i) Zeitschrift für deutsche Mythologie III (1855) S. 350 no. 74. ') Mone, Anzeiger VII (1838) 265 (no. 248). vgL Ehlers, de Graee. aenigmatis et griphis, Programm Prenzlau 1875 S. 24.

8) Tryphon niql TQonujy 737 (bei Spengel vol III 195) 735 (bei Spengel

m 193).

- 157 —

JvttpctQ V Ivüccl vuvt U tooV txvo>^' fa dXTjfric fyr <p4pofitv fdp dvftpoixot Uxa tpavov xtv\ oü fipst Je to6to)v tijv <popdv ouäetQ. oa<pu>; oiv 6 xt <fip<ov Tic |i^ «piptu toöt 1 frov, f 4 v V & tptyoc ivtaöfra (Stativ 1 ),

Ich glaubte froher stets, dass alle die beim Wein Uns gerne Rätsel stellen, reine Thoren sind, Die etwas sagen ohne Sinn: Wenn Einer sprach, Man solle nennen, was jemand trügt und doch nicht trtgt, So lacht* ich stets und meinte, dass es Thorheit sei, Und dass er etwas sagte ohne jeden Sinn, Und dass er tauschen wollte. Jetzt hab' ich erkannt, Es war ganz richtig. Denke nur, wir tragen zehn Zu einem Picknik bei, doch keiner trügt die Last. Das also ist's, was Jemand trägt und doch nicht trügt, Gewiss, der Sinn des Rätsels zielte da hinaus. Hier findet also ein Spiel mit zwei verschiedenen Bedeutungen desselben Wortes statt, denn das Wort f epetv heisst hier „beisteuern" und „tragen" 8 ). In den Acharnern des Aristopha-no klopft der attische Landmann Dikäopolis an die Thür des Euripides, um ihn zu sprechen. Der Diener des Dichters schaut hinaus und antwortet auf die Frage, ob Euripides zu Hause sei: oix evBov evJov t* soriv, sl fvconyjv e^stc Er ist daheim und nicht daheim, wenn du's begreifst

*) Athen. X p. 448 *• 449*. Mein. com. gr. vol. III 67. Kock com. Att. fragin. III S. 60. v. 1 ist überliefert ngoaranoix6 rif und n(patät$i*t Tic, Kock schrieb ngoaiaiai ik rtg.

') Anf einem ähnlichen Spiel der Worte beruht der lustige Scherz, welchen sich Dionysos in den Fröschen des Aristophanes (v. 1-34) mit seinem Diener Xanthias erlaubt. Beide sind auf dem Wege zum Hades begriffen. Der Gott geht auf Kothurnen, der Diener reitet wie Silen auf einem Esel, über den Schultern hat er ein Tragholz cum Fortschaffen des Reisegepäcks. Xanthias beklagt sich bitter über die Schwere seiner Last, der Gott aber erklärt nach Art der Sophisten seiner Zeit, dass der Esel, nicht der Diener die Last trage. Xanthias ist durch das sophistische Kunststück geschlagen, er weiss daher nur noch zu antworten: „Das wefes ich nicht, doch diese Schulter trägt den Druck! 41

— 168 —

Der biedere Landmann begreift es freilich nicht, der Sehalk • erklärt die Worte so:

opMbc, o> fipov, ( voöq uiv t£o> £uXXif<ov srcft^ta oox Mov, aütoQ J iviov dvaßd&TjV icotct Tporrcuttav. 1 )

Gerade so ist*«, Greis. Der Geist, der Yerslein ausserhalb zusammensucht) Ist nicht daheim, er selbst im Hause oben macht Ein Trauerspiel.

Dieses Spiel mit verschiedenen Bedeutungen desselben Wortes ist fast überall auf der Erde bekannt und seinem Ursprange nach echt volkstümlich, wie die bekannten Worte des Bauern; als er Erbsen sät und gefragt wird, ob denn die Saat auch kommen (aufgehen) wird, antwortet er: „wenn sie kommen, dann kommen sie nicht, und wenn sie nicht kommen, dann kommen sie." Er denkt dabei das eine Mal an die Tauben, das andre Mal an die Erbsen. 1 )

In der griechischen Anthologie finden sich mehrere Beispiele dieser Rätselart:

UotXXaoo; sijü <f(Xrj, tIxtcd V drapslota xixva, ä xorcd itcTpdtov dvJpt; ßaXov* oXXu|iivu>v $c Uv;Xsi3iQ cpao; iaxs. ßpoxcov dxo;, Spxoc djtovojv. 3 ) Pallas" Freude hin ich, unzählige Kinder gebär 1 ich, Unter die Steine verbirgt sie der Mensch, Licht hat von den

Toten PeW Sohn, ein Mittel der Sterbliche, Hülfe der Wettkampf.

s ) Aristophan. Acharn. v. 396-400.

*) Engelien and Lahn, der Volksmund in der Mark Brandenburg, Tb. 1, Berlin 1868 I 116. Bei Simrock, das deutsche Rätselbuch, 8. Aufl. 8. 25:

. Kommen sie, So kommen sie nicht; Kommen sie nicht, So kommen sie. ») Anthol. Palat. XIV 37.

Besser ist's, sie kommen nicht Und kommen doch, Als dass sie kommen Und nicht kommen.

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Der Ölbaum ist der Baum der Pallas, seine Früchte wurden

mit Steinen ansgepresst und gaben der Lampe aas Thon (xr)Xd*

Lehm, Thon) Licht. Das öl diente auch als Heilmittel und

wurde bei den Kampfspielen zum Einreiben des Körpers benut&L

Hepatom* Kote HaXXccQ ux' dpcolviQOt fa|itfoa

tic eiv^jv t|i(-(T) lbjXioc tv &aXct|iotc tot V a>; oüv XwcapiQot xaXtxp ft^trjv öftdviQotv, auttx' qewVjftyj vuxtucoXoq OaefHov 1 ). Pallas ruhte dereinst in Liebe geeint dem Heph&stos, Auf das Lager gestreckt innen in Pelos' Gemach. Als nun beide sodann in strahlenden Linnen verschwanden, Ward als Wächter der Nacht Pbaethon hurtig ereeugt Die Lampe. Die Göttin Pallas, welcher der Ölbaum geweiht ist, bedeutet das öl, Hephaistos das Feuer; Pelos* Haus ist die irdene Lampe (xyjXoc; der Lehm, Thon). Unter den Linnen ist der Docht zu verstehen, unter Phacthon das Licht selbst, fövcxa tf cntoQ qo) fco; cnXsoa * <f<o; ii icapaardc cpmQ |iot oraoae <p(Xov itoaot ^apiCö|UvoQ.')

Die Lampe wird gelöscht beim Anbruch des Tages, sie verliert ihr Licht (<pwc), aber am Abend kommt der Mann (<p«0 an sie heran und schenkt ihr holdes Licht (<pu>c)« Von besonderer Schwierigkeit sind die Worte kgooi x a P l W|*tvoc Vielleicht ist fcooi xaptCd|isvoQ „den Mftnhern" zum Gefallen zu schreiben. Chardon de la Röchelte erklärte ftoooi x a f"Crf|tsvoc *pour faire plaisir a ses pieds us ). Fröhner deutete das ganze Gedicht auf eine Kienfackel und sagt „offenbar ist xoosi verderbt und <p<uol zu schreiben. Der Dichter spielt mit ö <fo>; (der Mann), rj y <j>c (die Brandblase) und xo <p<bc (das Licht) 44 . 4 )

") Anthol. Palat. XIV 53. v. 1 verbesserte Jakobs fapstta, über* liefert ist (Atyefaa. Die Ehe zwischen Hephaistos und Pallas wird auch sonst erwähnt z. B. Aristot. fragin. hist. II 190. fragm. 283.

2) Anthol. Pal. XIV 47.

») Chardon de la Hoch. Mise. I 2G1. 296.

«) Fröhuer, kritische Aualekten, Philologus, 5. 8upplementbanil, 1, Heft, Göttingen 1884.

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etfiA piXac, Xtoxoc, £ovdoc» &)p<fc tt xai trjjxfe. tote oi foupartov wJuov oxsp tvravooTgc (tt, "Apet xai tcaXdjiTQ <pft<wo|iat °& XaXiwv. 1 )

Schwärzlich bin ich und weiss, auch rot, bin trocken and flüssig. Breitest du aber mich aus weithin durch hölzerne Felder, Bin ich durch Erz und Hand ohne zu sprechen beredt Die Schreibtafel war mit einer Wachsmasse überzogen, die am Feuer schmilzt, sonst trocken ist Ares (Erz) ist der eiserne Griffel, dessen man sich beim Schreiben auf der Wachstafel bediente.

üXyj |i£v ju texev, xatvo6p-[Y;a$v dt otörjpoc

ii|ii 3c Mouadwv jiuottxov exäoyjov. xXsto|iivTj orjiV XaXico i\ fixav exrctdaigc |it, xotvcnvov xov v ApT| |ioüvov eyouoa Xo^wv. 1 )

Kind des Waldes bin ich, mich schuf das Eisen von neuem,

Was mir die Muse erzfthlt, nehme ich rätselhaft auf. Bin ich geschlossen, so blcibo ich stumm, ich rede geöffnet, Und nur Ares allein ist mir im Worte Genoss. Gvmcint ist eine Schreibtafel mit zwei Deckeln von Holz, die geschlossen schweigen, getttVnct reden. Ares bedeutet den eisernen Griffel, mit welchem die Worte geschrieben werden. Ein Rfitsel des Basilios Megalomitis heisst:

xpa<pev opsat xai ff a'pa^tv oqpiai;, x?jp'j£ ~Sf uxa xtbv Xo^ov G|iv(u&ac* ^ö)vT|V |isv oüx Evapftpov, SUY^OV 8'i^ö)» B )

|ioivu> jtot {Hjit; im f uvatx&v ev tpiXdtTjxi |UTfea&at cpav£pu>c Xtaao|ieva>v xoauuv*

jioüvo; 8' r 4 tfreoiat xai dväpdatv rfik fipouotv, irap&svtxaiQ x' ersßyjv dyvu|iivu>v xoxtav«

|ia^Xoo6v7|V f|X&7 ( pa * f tXeT li |is itatovfo) ^(^ v A|i(piTp'j(uv(d87|V exxeXsovxa icdvov.

0 Anthol. Pakt. XIV 45.

*) Anthol. Palat. XIV 60. v. 4 ist im Laurent. tyoic überliefert

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'A|ifi V eicutO|Uvot0t xat dv ÜXourriJC |ur£o(|U]»

aitv uxtp ty>X*l* TÄV farfoocQ i^TV* Eiftvov W |U wfi&a xoi dp^tcftovra xMbjotv •

Äptty (Ufxtetov aifi ju^tlc sXifac 1 ) Mir allein ist erlaubt, in Liebe den Frauen su nahen

Offen, dass jeder es sieht, wenn es der Gatte begehrt Zutritt wird mir allein bei Knaben und Männern und Greisen.

Mädchen nahe ich mich, unter der Eitern Geseufz. Üppigkeit ist mir verhasst, mich lieben die heilenden Hände,

Denn ich beende das Werk gleich des Amphitryon Sohn« Wer mit mir.sich gepaart und wem ich innig verbunden, .

Um sein Leben sogar wagt" ich mit Pluto den Kampf. Zart mit blendendem Zahn, so stellte durch menschliches

Wissen Ein Elephant mich dar, der sich der Ziege verband. Das Instrument, welches gemeint ist, wurde aus Ziegenleder hergestellt und vorne mit einer elfenbeinernen Röhre versehen. Mit der Arbeit, welche Herakles, der Sohn des Amphitryon su verrichten hatte, ist clio Reinigung des Augiasstalles gemeint

|106vt|> |10t <p(X0V 80X1 pVOtt£l 7t5p ! SV <ptXoTY|Tt

|i(poottat oixcov Xtota|Uvu>v floottov. 1 )

Eijii koXoü |ti|u;|ia * $i<o U |it (H)p«c ä^fouot, rpöoftc ji£v MlpqdvTjc Ilaotfctyc V orofrtv* . 'HpaxXiouc xrjpst |is oovtuveric, tj Sc |u Ootßoo xeipet v6|if a tpiXij icoXXdxt ^atojiivYj^. Wenn mit Absicht und der Täuschung wegen verwandte Worte für die eigentlichen eingesetzt werden, so entsteht eine

') Anthol. Palat XIV 55.

*) Authol. Palat. XIV 29. v. 2 schrieb Jakobs «av'nfo •) Anthol. Palat XIV no. 43. f*e«r pt tat eine Vsrbesssnuif von Jakobs. Der Inhalt dei Rätsele ist derb sinnlich, eine Erklärung das« gab Jakobe anthol. Palat XIII 718 f.: „est ecrotum. In antica parte eer* nitar bestia Erigones, *4<a¥ % qnod est et mentulae nomen; in posteriore bestia Pasiphaes, Tajffoc, qnod perinael est ao podlois nomen. HereuUs eoniux est "H/fy, qnod est et pnbis nomen. Coniux Phoebi est Daphne; et lauro ntebantnr ad pilos urendos".

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besondere Art der Homonyme, welche von dem Scholiasten den Aristides zum eigentlichen Griphos gerechnet wurde 1 ): "Ibsmv dXfi^a; raiia tov sx WiTÄo;*).

Der Angeredete konnte nicht wissen, was mit diesen Worten antufangen sei, er konnte nicht ahnen, dass rjoaiov hier för £s!po>v steht und dass unter ysifxov der Kentaur Xetpcov gemeint ist, unter dessen Obhut Achilleus aufwuchs; er konnte nicht wissen, dass äXpfca; im Sinne von sov^aa; steht und da* her auch nicht so leicht die Lösung finden: r Chiron erzog den Sohn der Thetis*.

Noch verwickelter waren die Worte:

^ij; eftovsv xerrcÄsajt'/j, ox 1 dffetojv d<pa|iapisv. a )

Für ffj oder das poetische Wort ?ata lautete die alte attische Form. ata 1 ). Für den Genetiv fffi ist also aJa; zu denken, mit ata; ist aber der Telamonier Ata; gemeint; unter xataJsajtou versteht der Fragende isXajKovo;, den Genetiv von xsXa|io>v „der Riemen*, meint aber damit den Telamon, den Vater des Aias, unter äffcfow*) versteht er die Waffen des Achilleus, um welche Aias mit Odysseus kämpft 6 ). Die Lösung lautet also: Aias, der Sohn des Telamon, fand seinen Tod, als er der Waffen (des Achilleus) verlustig ging.

'Extopa tov Ilptdji'/j Aioiußr;; exxavsv dvf t p Ata; Epo Tpcotov efyei |tapvd|isvov 7 ).

i) Schol. Aristid. 111 509.

*) Bei Tryphon ntQi tQonwy c. 4 p. 733. 734 (Spenpel Rh. Gr. III 193) Bind die Worte so überliefert: fwa»' «Xyfaas natSa tov ix GMog ayi&Qttpe. Bergk lyr. Graue, vol. III 1 666 zeigt, dass «Vitye^e der Zusati eines Schreibers ist, da aXyyoas hier so viel bedeute wie novtjoas. no-reT* bedeutet aber ebenso wie ixnortTy so viel wie „erziehen* 4 : Eurip. lpb, Aul. 207: Vl/iAf» XciQtoy iSenovaoir. cf. Theoer. XIII 14 cfc avry xar« &vp6r 6 nais ntnoya^kyo^ etq. Denselben Griphus kannte wahrscheinlich Quiutilian inst. orat. VIII 6, 37 (Meister PbiloL XVIII 518).

3 ) Tryphon negl Tqonwr c. 4 p. 734 (Spengel Rhet. Gr. III 193).

*) ala ist wahrscheinlich durch Aphäresis aus yata gebildet, vgl. Gau«Au.

'<) ayy$lam~nvxt — $nX<t vgl. Pollux VI 84.

•) Homer ödyss. XI 543.

1) Aal hol. Pakt. XIV 18. Schol. Aristid. III 509. (a*i*u(*¥w verbesserte Brunck, überliefert ist fia^a/ifKOf.

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Hektar, Priamus' Sohn, erlag dem Mann Diomede't,

Um das troisehe Land kämpfend im LansengewOhl Der Mann Diomede's ist Achilleus, der vor Troja die Tochter dee Phorbas, Diomede zur Lagergenossin hatte (II. 9,666). Die Schwierigkeit des Ratens liegt darin, dass man zunächst an den Helden Diomedes denkt, während hier der Genetiv von Diomede gemeint ist Das Wortspiel Ate«; ist in deutscher Sprache nicht wieder zu geben. Der Ratende denkt natürlich an den Helden ATac den Hort der Achäer vor Troja, während hier der Genetiv von a!a (für jato, -^), „das Land" gemeint ist Ähnlich lautete die Frage:

ov oOx dveiXev i Atojn^r^ töv xtdvt AtojiVjJr^ dvVjp 1 ). Der unbekannte Dichter eines Epigrammes, das die Inschrift auf dem Grabe Hektor s darstellen soll, hat diesen Schert gekannt, wie drei dieser Verse bezeugen:

s* Ttvot fturox' dxooaa; 'EvuaXio'j <p(Xov titov, xai xpaispov 3uvd|iei xai OapaaXsov KoXejuCstv, Kxtopa tov Uptd|ioto vost |ioovov ^sv^aftat, ov xots |iapvd|ievov Aton^irj; sxxavsv dvfjp, aiac rpo Tptocuv Aavaoiot (ld^v itpo^ ipovta* ov xai njjfe ftavovia tdepoe Sit d|i<ftxaXfatet*). Ein anderes Beispiel lautete etwa so: sßapßdptCe froiXov cXxo; tyov x 6 P* s )« ißapßaptCt steht für ea6pt£e% denn die Syrer (£6pot) waren Barbaren (ßdpjktpot), to oXov für to rdv, eXxoc für aüptfjo, denn fixe* war eine Art der Syrinx (aipqc;), s0 ^ 8t die Lösung: ssuptCev ö Udv oupqfa i/iov sv ttq X 8 ^ 4 ) Pan spielte auf der Hirtenflöte, eine Hirtenflöte in der Hand. Ein in Form der Syrinx gebautes Gedicht, das man früher dem Theokrit zuschrieb, verhüllt fast jedes Wort durch solchen

*) Euetath.' II. E 703 p. 596, 22. Apostol. XII 88, ygl 8choL Ariatid. III 509: fr ovx ixntvt Mopijd*is t ixnwcv avfy Jiorfdtf.

>) Anthol. Plauud. III 29, in der Authol. Pakt. XVI 29.

») Sextus Empiricus adv. mathem. 1 814 (ed. 1mm. Bekker Bero* Uni 1842 8. 673). Bergk poet Tyr. Qr. 111« 667.

*) bei Sextos Empirioua a. 0. stellt cvpyyag statt ripyy*.

Doppelsinn, auch hier steht IXxoc für Syrinx und, wie es scheint, auch <Xov für IUv').

Ähnlich ist es z. B. in dem bekannten Gedichte des Do-siadas, welches die äussere Gestalt eines Altars nachahmt 1 ). Diese beabsichtigte Dunkelheit hat Lucian im Auge, wenn er den Altar des Dosiadas mit der Alexandra des gelehrten Dichters Lykophron aus der Zeit des Ptolemäus Philadelphus vergleicht 8 ), der in seiner dunkeln Orakelsprache dem Leser fortwährend Rätsel stellt, die „in der Bezeichnung ebenso treffend und gelehrt, als weit hergeholt und schwer verständlich 44 sind. 4 )

Auch bei den Römern war diese Art des Rätsels üblich. In Pompeji fand man auf einer Mauer die Worte:

Zetema: mulier ferebat tilium similem sui. nee meus est nee mi similat sed vellem esset meus. Et ego: volcbas ut meus esset*) Eine Frau trug ihren Sohn, der ihr ähnlich war. Er ist nicht mein, und gleicht mir nicht, Ich wollt 1 , er wäre mein. Auch ich (sage): Du wolltest, dass er meiner wäre.

Bücheier meinte, es sei ein Zwiegespräch zwischen Mann und Weib 6 ). Wahrscheinlich ist unter mulier ein trächtiges Schwein zu verstehen. Der eigentliche Scherz in diesem Zetema beruht auf der Zweideutigkeit von similem sui, da sui von suus

•; AnthoL Pakt XV 21. Hxoc (v. S) und oW (▼. 5). Ahnliehe 8cherze finden sich in grosser Anzahl aus später (romanensischer) Zeit im Philogelos ed. Alfir. Eberhard.

*) Anthol. Palat. XV 26. Ein anderes Gedicht, dessen Inhalt schwer zu enträtseln ist, erwähnt Sextns Empirie adv. mathem. A 31G (bei Imm. Bekker 8. 673).

*) Lucian Lexiphan. 25 (bei Jacobits vol. II 256).

«) Welcker, die griech. Tragödien III 1263 vgl. I 347.

*) Garracci: inscripüons gravees an trait sur les mnrs de Pompei, calquees et interprltles par Raphael Garrjicci, avec un atlas des calqaes Bruelles 1854, XVII 5.

«) Bacheler im rhein. Mas. XII 258.

„sein" und ton gas „Schwein" hergeleitet werden kann, Di* letzte Zeile scheint der Znsats einer zweiten Hand in sein 1 ).

Eine zarte Schweinemutter, die von ihrem Sohne trächtig geht, scheint auch in folgendem Rätsel gemeint:

porto filinm filii mei, mariti mei fratrem, alterum unicum filium meum*). Ein anderes Beispiel erwähnt der Grammatiker Diomedes: mare concretum in creta ligneo in campo, nbi caro humana ossibus ludebat mit der Lösung: cum signiticare vult salem in salino fictili fuisse, quod super mensam esset, in qua manus talos iactabat 8 ): Salz in einem Salzfasse, welches auf dem Tische stand, auf welchem eine Hand mit Würfeln (aus Knochen verfertigt) spielte.

Merkwürdig genug kommt diese besondere Art der Homo* nyme auch in der nordischen Poesie vor. In der Getspeki (Rätselweisheit), Strophe 43 fragt Odin in Gestalt des blinden Gestr den König Heidhrekr um den Sinn der Worte: nög er fordum nösgas vaxin, barngjörn sü er bar butimbr saman: hlifdu henni hälms bitskälmir, pö lä drykkjar drynhrönn ytir. Genug war längst die Schnabelgans gewachsen, Kinderlustig trug sie Bauholz zusammen; Es schirmte sie der bissige Halmscherer, Doch lag des Trankes Rauschestrom darüber. Die Lösung ist: Gestr hat eine Ente in einem Ochsenschädel, an welchem sich noch die Hörner befanden, nisten und brüten sehen 4 ).

*) vgl. Ehlers atnypa et yptyoc diss. inaug. Bonn 1867 8.20, Note SO.

3) Zeitschrift für deutsche Mythologie III (1855) 8. SO. Mullenhot und Scherer, Denkmäler deutscher Poesie und Prosa, 3. Ausgabe 1878 VII (S. 15).

') Diomedis art. gramm. lib. II 457. 58. P. bei Keil gramm. lat 1 461

*) Müllenhoff, nordische, englische and deutsche Rätsel, in Zeitschrift fftr deutsche Myth. III (1855) 8. 5.

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Von einer besonderen Art des Worträtsels, das man heute Charade nennt 1 ), findet sich ein Beispiel aus altrömiscber Zeit Das tu erratende Wort wird nach unserer Auffassung in seine einzelnen Silben zerlegt, diese werden nach ihren Merkmalen charakterisiert und zuletzt in ein Wort zusammengefügt; ein Haupterfordernis der modernen Charade ist aber, dass die einzelnen Silben jede für sich selbständige Worte sind, die in gegenseitiger Beziehung zu einander stehen und sich sinnreich zusammenfügen lassen. Gellius erzählt in seinen „attischen Nächten", er habe kürzlich ein sehr altes und schönes Rätsel aufgefunden, dessen Lösung er nicht mitteilt, um die Leser zum eigenen Nachdenken anzuspornen:

Semel minusne, an bis minus (non) sit nescio; At utrümque eorum, ut quöndam audivi dicier, Jovi ipsi regi nöluit concedere 2 ). Ob einmal wen'ger, zweimal wen'ger, weiss ich nicht, Doch beide waren, wie ich dermaleinst vernahm, Dem König Juppiter selbst zu weichen nicht gewillt Alle die es aufgeben sollten, die Lösung selbst zu linden, ▼erweist Gellius auf eine uns verlorene Schrift des Marcus Varro de sermone Latino ad Marcellum. Einmal wen'ger (semel minus) und zweimal wen'ger (bis minus) ist dreimal wen'ger (ter minus). Das Ganze ist also Terminus, der alte römische Grenzgott, dem überall im römischen Lande die Grenzsteine geweiht waren; auch auf dem Kapitol hatte der Gott einen solchen heiligen Stein. Als Tarquinius Superbus dem Juppiter dort einen Tempel gründen wollte, mussten mehrere Heiligtümer an jener Stelle exauguriert werden; die Vogelzeichen aber verboten, den Stein des Terminus fortzurücken, man schloss daher den Grenzstein in den Tempel des Juppiter ein').

t) Friodreich, Gesch. des Rätsels ( 14 & 29 ff. Auch in der altindischen Poesie kommen Rätsel vor, die unsern Charaden ganz ähnlich sind, vgl. „SaDBkrit-RaUel" von A. Führer: Zeitschrift der deutschen morgenländ. Ges. 39. Band, Heft 1 (1885) 8. 99-102.

*) Gelllos noct. AU. XII 6.

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Bei den Griechen finden sich nur swei Beispiele dieeer Art ans unbestimmter Zeit:

vf,ooc 5Xr), (luxigia ßooc, <pw^ tr tavttoteu. 1 ) Insel das Ganze, Gebrülle der Kuh, und Stimme des Wucbrers.

Buttmann löste das Rätsel so: ffo (Rho!) igt der Ruf des Rinden, Wc (giebj ruft der Wechsler, das Ganze sei also die Insel Rhodos. Fröhner weist diese Lösung mit Recht zurück und sagt, dass der Dichter selbst zu verstehen gegeben habe, wie die erste Silbe lautete (|i6xT]|ia ßorfc), und ;dass nur das Wort tt>voc (Vorteil, Gewinn) zu suchen blieb. Das Ganze sei demnach die Insel Muxwvoc, jene Insel, deren Einwohner wegen ihres Geizes und ihrer groben Sitten verrufen waren 1 ), wvou ifjv exepTjV ^pdtpe |UjT£pa, xai ftec eic' dpftpq» äpftpov, xai TtciTpTjv xaxpöc axomv opqk. 8 ) Schreibe die andere Mutter des Weines und Glied zu dem Gliede,

Wirst als heimatlich Land Gattin des Vaters erseh'n.

Buttmann löste dieses Rätsel: Die andere Mutter des Weines (Dionysos) ist der Schenkel (|"ipoc), aus welchem Zeus den Dionysos gebar. Fugt man zu diesem Worte [njp<fc (in unserem Rätsel dpfrpov Glied genannt) den Artikel (auch dp&pov Glied genannt) 6 hinzu, so wird Homeros f0|tf)poc) gebildet Die Stadt Smyrna rühmte sich unter sieben Städten die Heimat Homers zu sein, o|iupva ist aber sowiel wie u,6ppa. Myrrha hiess die Tochter des kyprischen Königs Kinyras, die ihren Vater liebte und ohne Wissen desselben seine Gattin wurde 4 ). Zu raten war also Homeros und Smyrna.

Das Buchstabenrätsel.

Eigentümlich ist den Griechen diejenige Art des Buchstabenrätsels, welches ein Wort aus den einzelnen Buchstaben erraten

i) Anthol. Pal. XIV 16.

') W. Fröhner, kritische Analekten, Philologus 6. SuppUmiothand, 1. Heft 1884.

>) Anthol. Pal. XIV 81. ▼. 2 Ist überliefert tri ***■ *mt& inotuc, Buttmann schrieb xai natqn* und äjhxw.

*) Ovid MeUm. X 298 ff.

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lässt, die nach ihrer Form beschrieben oder durch Tan* dargestellt werden; dergleichen lernten wir i. B. aus dem Theseus des Euripides und aus dem Satyrdrama „Amphiaraus" des Sophokles kennen 1 ).

Rätselartig ist auch die Aufgabe, aus den Anfangsbuchstaben die Worte selbst zu raten.

Die Lebensbeschreibung des Asopus erzählt, dass Asopus und sein Herr, der Philosoph Xanthus einst auf Samos bei einem Spaziergange zu den Grabmälern kamen; der Herr ergötzt sich daran, die Inschriften auf den Denkmälern zu lesen. Auf einem der Grabmäler') findet er die ihm unverständlichen Buchstaben A. B. A. 0. E. 6- X. Xanthus vermag die Worte nicht zu deuten und fordert den Sklaven auf, das Rätsel zu lösen (oi ik xi Cr^TTjjia, ei Sivaoai, Staori^Tjsov.) Äsop deutet die Worte * auf einen vier Schritte vom Grabe entfernten Schatz: 'AicoßdQ B^jiaxa A (teoaapa) 'Opi£ac Eipr;osi; B^aaopov Xpooioo. Der habsuchtige Philosoph will jetzt dem Sklaven den vorher ausbedungenen Lohn, die Freiheit und die Hälfte des gefundenen Schatzes nicht geben. Äsop aber weiss sich schnell zu fassen und droht, er werde bekannt machen, dass der Schatz dem Könige der Byzantier, Dionysius zu geben sei und deutet dem erstaunten Xanthus jetzt die Buchstaben so: 'Arcftoc BaotXst Atovusim A 0v Eipsq Hyjaaopov Xpootou. Dadurch erschreckt, will Xanthus ihm jetzt die Hälfte des Schatzes geben, doch soll er über die ganze Sache schweigen. Der schlaue Äsop weiss ihn noch besser zu höhnen; er sagt, seinem Herrn verdanke er gar nicht diese Gunst, sondern demjenigen, der den Schatz vergrub, denn jene Worte sagen: 'AvsXdjisvot Ba&oavie; AteXsofrs *0v EGpate ÖTjOaupov Xpostoo.

Alexander von Macedonien, der schon in den Erzählungen aus dem Endo des ersten christlichen Jahrhunderts aus einem Heldenkönig ein babylonischer Zauberer geworden ist, lässt nach

i) vgl. 8. D0-93.

^ Vita Aesopi ed. Westerm. S. 38, 11: iq? M XaQvaxi a6vp<pn»>a tfrotjpr« xe/apayfiij'a. bei Max. Plaoudes in der Herwagisehen Ausgabe 8. 64.

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der Erzählung des Pseudo-Kallisthenes bei der Gründang von Alexandria die Inschrift anbringen: A B T A E, das heisst 'AXl£«v Jpoc BaotXtoc IYvoc Aioq 'Exxioe icdXtv detitviprov 1 ).

Sehers and Mutwillen fanden bei solchem Spiele reichlich* Gelegenheit, sich hervorzuthun. In Rom belangte einst der Konsul ÄmiliuB Skaurus seinen Mitbewerber um das Konsulat, den Publius Rutilius, wegen Gesetzwidrigkeiten, die jener bei der Bewerbung begangen haben sollte und berief sich dabei auf die in den RechnungsbQchern des Rutilius befindlichen Buchstaben A. F. P. R. Skaurus deutet die Worte so: Actum Fide Publii Rutilii (aufgewendet für den Kredit des P. Rutilius), Rutilius selber erklärt: .Ante Factum Post Rolatum (früher ausgegeben, später eingetragen). Ganius aber, ein römischer Ritter, der dem Rutilius zur Seite stand, behauptet, keine von beiden Auslegungen sei die richtige. „Was sollen sie aber bedeuten?* nagte Skaurus, und jener erwiderte mit einem jambischen Senar: Aemilius fecit, plectitur Rutilius. Amilius hat's gethan, Rutilius büsst dafür 3 ).

Eigentümlich ist den Griechen ferner dasjenige Buchstabenrätsel, in welchem die Buchstaben eines Wortes aus Zahlen zu erraten sind.

Lucian erzählt von einem fingierten Örakelspruche: Alexander

i) Pseudocallisth. I 32, bei C. Müller, Anhang in Arrian Dldot 1846 & 84.

a ) Cicero de orat. II 69.* In der Beschwörungsformel des Brauchus von Milet (Clemens Alex. Strom. V 569) sind die 24 Buchstaben verwendet, um die hieratische Weisheit zusammen zu fassen. Mit Buchstaben wurde auch später oft ein mystisches Spiel getrieben, so im Theater au Milet (C. J. Gr. II 2895), in Ägypten saugen die Priester die sieben Vokale ohne Flöten- uud Zitherbcgleituug, Demetrius de elocutioue 71 bei Spengel III 278: iy Myvmtp ik xnl rot)? tootfc üpvotici &id jtäy imd tpwy^ tyitay ol fcptff, i<pe(ye ij/otVrsc avid y Mal Avil avXov* aal «ytl xi&aQ«c ftf* ygafipatiay rovuoy 6 jJ/<k ixovsiat M fv'qpctfWat, San 6 i^m^tuy tijy avy» xgovaiy ovtity aXXo ij jdkXos «T$xyt»t i((ttQ€t iov X6yov xal fiovtay, vgl. Bergk griech. Lit. I 858. Zu vergleichen sind auch die rätselhaften Aufschriften, welche eich auf späthellenischen Müuzen i. B. von Alexandria und Antiochia am Orontes finden (Orässe, antike Münzenkunde S. 41. 68.)

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der LQgenpropbet wusste seine Zeitgenossen durch den schnödesten Betrug zu täuschen und das Geld aus der Tasche tu locken. Um alle von seiner göttlichen Abkunft und Sendung tu überzeugen, lies* er mancherlei Sprüche unter die Menge verbreiten. Eines dieser rätselhaften Worte lautete: E&Setvoo llövxoio KapV^dotv ä^t üvtiitt); torai xt; xatd Tüpatv wC Aiaovioiot icpo^tr,;, ex rpoVcr,; ästxvu; |iova)o; tptaoo>v äsxa&ov xt icivfr* itepou [lovcßa; xai ttxoacäa Tptaaptfr|i.ov, dvtyo; dXs^xfipo; ojuovjjutjv TstpdxaxXov. 1 ) Nahe Sinope, in ragender Burg am Ufer des Pontes Wird, wenn Italer herrschen im Lande, der Seher erstehen. Dreimal zehen zu Eins und dreimal zwanzig zu fflnfen, ' Sind vier Läute vom Namen des heil verbreitenden Mannes« Die drei letzten griechischen Verse, in der Obersetzung in zwei zusammengezogen, heissen wörtlich: r Welcher nach der ersten Monade (Eins) und nach drei Dekaden (30), auf fünf andere Monaden (5) und auf drei Eikosaden (60), nämlich auf den Namen des heilbringenden Mannes im Vierkreis hinweist 4 *. Da die Griechen Eins mit et bezeichneten, X aber dreissig, t fünf und £ sechszig bedeutete, so meinte der Betrüger also die vier ersten Buchstaben des Namens \<\Xs£av2poc. Die „ragende Burg 4 ist Abonuteichos in Paphlagonien.

Nach dem Roman des Pseudo-Kallisthenes sucht Alexander gemäss einem Orakelspruche des Gottes Ammon, das Serapeion. Er lindet ein Heiligtum, kann aber von den Einheimischen nicht erfahren, welchem Gotte es geweiht ist, sie wissen nur von ihren Voreltern her, dass der Tempel dem Zeus und der Hera heilig sei; auf dem Obelisken fand der König in Hieroglyphen eine rätselhafte Inschrift, in welcher der Gott des Tempels zuletzt sagt: itsipaCU V, 'AXi£av$p8, tiq ziyuxa 9uvxd|io>Q* Ai; sxatov xai jiiav tjrijf ov oävftsc* etta [exatov xai juav] xai xrcpd-xtc eixoat xai &xa, to xpärcov oi Xaßcov fpd}i|ia rottete ea^atov, xai

') LaciaD Alexauder a. Paeudomantia cap. 11 (bei JacobiU vol. II 176). Die Übersetzung der zwei lettten Verse iat nach Wieland.

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tdxt vo^ott* tlc tfuv (rtoV); Suche, Alexander, wer ich bin: »Nimm tweimal hundert (o) und eins (a) und hundert (p) und eins (a) und viermal twansig (t) und lehn (t), den ernten Buchstaben mache tum letzten, dann wirst du verstehen, welcher Gott ich bin*. Die Aufgabe ist denn auch für den grossen Zauberer Alexander nicht au schwer, er findet den Namen Edpaict;').

tiju x«|i«(CviXov C<imov |UW t ( v VdtptXijc |iou 7pd|i|ia |iovov, xetp akffi f lvo|iat dXXo |Upo;' 9jv V itJpov, C&ov icdXtv tooojtar fy oi xal dXXo, oi jidvov top^ottc, dXXd taqxfata. 1 ) Niedrig tast' ich dahin, ein Glied von lebendigen Wesen;

Nimmst du ein Zeichen mir fort, bin ich am Kopfe ein Teil. Nimmst du das «weite, ho bin ich ein Tier, wenn aber das nächste, Zeigt sich, ein Kieuolnos nicht, sondern der Hunderte iwei. Gemeint ist xouc, ou;, oc, und 9 (das Zeichen für 200). Ähnlich lauten mehrere Rätsel des Basilios Megalomitis t. B.:

xaxorcepov |iiv eijti Ttnv 5Xo>v (lipo;* dvovcspov li fivo|i.at icdXtv £Xtov, rpcotoo fpd{t|iato; dcfatpsMvto; |i4voo. toü Seotdpou ie icdXtv exßsßXr ( |iivoo, xXiJatv xapsu&o; Xajißavw tetpaiccifoo. 4 )

tt xüpoc aiftojiivo'j jiiooYjv ixaxovtdia Mtfa icapftevoo eOpVjoetc otia xal tpovia» 1 ) Setzest du hundert hinzu zur Mitte des lodernden Feuers, Zeigt sich der Jungfrau Sohn, aber der Mörder zugleich.

i) Pseudocallisth. I 33 bei 0. Müller, Anhang bu Arriao (Paris, bei Didot 1846) 8. HS.

») Alexaudor der Grosse war schon Iü den ErsählungeD aus dem Bade dos ersten christlichen Jahrhunderts (in der Alexaudersage) aas oinom Hei-denkdnig ein babylonischer Zauberer geworden, vgl. 0. Keller, Über die Geschichte der griech. Fabel, 4. Supplementband der Jahrb. für Haas, Philologie, Teubner 1862 8. 366.

t) Anthol. Pulat. XIV 105. Jakobs verbesserte v. 1 fäX* statt y«V*.

*) Boissonade aneed. Gr. vol. III 441.

») Anthol. Pal. XIV SO.

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Ähnlich sind die Worte:

iV pioov r Hf aloxoto ßaXcov txarovrctöa u.ouvyjv, *apfrevoo eup^aet; o'tia xal fovia« 1 ) Setiest du einmal hundert hinzu zur Mitte Hephaistos 9 , Zeigt sich der Jungfrau Sohn, aber der Mörder zugleich.

Setzt man in die Mitte von iwpd; (Genetiv von röp das Feuer) den Buchstaben p, welcher Hundert bedeutet, so ergiebt sich der Name Uuppoc. Pyrrhos oder Neoptolemos, der Sohn des Achilleus, opfert nach späterer Dichtung am Grabe des Vaters die Polyxena 8 ), die vor Troja dem Achilleus vermählt wurde 3 ). Neoptolemos ist also Sohn und Mörder der jungfräulichen Polyxena,

Schon in alter Zeit kannte man eine besondere Art des Worträtsels, bei dem ein oder mehrere Buchstaben fortgelassen oder hinzugesetzt werden, so dass ein anderes Wort entsteht 4 ). Die erste Andeutung von diesem Spiel giebt Athenäus 5 ). Der Grammatiker Sosibios in Alexandria hatte durch seine Lösungen schwieriger Fragen, die sich besonders auf die Erklärung scheinbarer Widerspruch« in den Gedichten Homers bezogen, den Spott des Königs Ptolcmäus Philadelphia herausgefordert. Sosibios bezog aus der königlichen Kasse einen Juhresgehalt. Der König befühl nun dm lieumtcn, welche das Geld auszuzahlen hatten, sie sollten dem Sosibios, wenn er seinen Gehalt von ihnen einfordere, antworten, er hätte denselben schon erhalten. Als der Grammatiker nun wirklich diesen Bescheid bekam, ging er zum König und beklagte sich bitter über die Beamten. Ptolemäus

>) Anthol. Pal. XIV 21.

») Euripid. Hecuba (Nauck) 518-582.

*) Die Vermäbluug Achills mit Polyxena weißst 0. Jahn, archäolog. Zeitung 1869, 1 ff. auf eiuem Sarkophagrelief nach.

«) Friedreich, Geschichte des Rätsele § 8 8. 17 ff.

*) Athenaeus XI p. 494«-b - Sosibios gehört zu den sogenannten Ly-tikern in Alexandria. Der Öillograph Timon vergleicht diese Gelehrten in einem Spottgedicht mit kostbaren Vögeln, welche man in einem Hühnerkorbe füttere (Athen. I p. 22**). Über das Museum und die Lebensweise der Gelehrten in Alexandria vgl.' Gräfenhan, Gesch. der klau. Philol. im Altert. I t 81 S. 380 ff.

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Hess sogleich die Akten kommen! blickte hinein and bestätigte dem erschrekten Manne, sein Geld habe er bereits erhalten. In diesen Akten standen die Namen derjenigen Gelehrten, denen der Gehalt bereits ausgezahlt war. Da standen die Namen Eo>T*jp £u>oqevY); Btov 'AkoXXomoq 1 )« Der König sprach, den Blick auf diese Namen gerichtet: »wenn du von dem Namen Eroten die Silbe oo> fortnimmst, von EawqivrjQ die Silbe ot, von Btiov die erste Silbe ßt und die letzte von 'AicoXXomoc, so wirst du gcm&ss deiner eigenen Erfindung entdecken, dass du das Geld empfangen hast 1 ).

In der griechischen Anthologie sind uns einige Rätsel dieser Art überliefert:

tdoaapa ipd|i|iaT' iym dv6a> tp(ßov fjv li to icouYcov

■(pdjijJL* d^eXiQc dtar xal to [ur 1 aito icdXtv, ßopßoou> Eüpf^oetQ eju ftXxaxov* 9jv li to Xotofov aipTQC eupVjaet; eben (5fj|ia to'koo. 8 ) Mit vier Zeichen schreit* ich dahin; doch nimmst du das erste Zeichen, so hab' ich Gehör, nimmst du das folgende noch, Findest du mich am liebsten im Schmutz; doch nimmst du

das letzte, Findest du sicherlich doch, was dir bezeichnet den Ort Die Lösung ist icoifc (Fuss), ou; (Ohr)» ut (Schwein), tt& (wo?)« dv&pokou |iiXo; si|i(* 5 xal tipci |it otaYjpoQ' 7pd|i|iatoQ alpo|iivot> iurcat ^iXtOQ. 4 )

*) Überliefert Bind die Worte so: J* oVö^ara iyyiyptpfdya frö«, luriJQoe Itoctyiyovt Blutrot *Jn6Xla)voe Jluvoe, K. Lehn and Meineke an*» lecU crit. zu Athen XI p. 494* verbesserten UftottuWov aas *Jn6XU>voc, weil der Name % An6Xkm¥ anter den Griechen nicht üblich war, and hielten Jlmros für eine Dittograpbie.

*) Sosibios hatte durch willkürliche Umstellungen an einigen Versen Homers (Ilias XI 636 &) tu zeigen gesucht, wie es möglich war, dass Nestor sonder Mühe den Becher emporhob, den die anderen Tischgenossen nur mit Anstrengung vom Tische bewegen konnten (Athen XI p. 493**)

*) Anthol. Palat XIV 106. Jakobs verbesserte v. 3 ritfe&s dpi statt ripq'oftf fi$ und to Xott&ov statt to AouroV, ausserdem v. 42 sfrfa) $pm statt inl^/Lia.

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Bin ein menschliches Glied, mich schneidet die Schärfe des

Eisens, Nimmst ein Zeichen du fort, scheidet die Sonne dahin. Die LOsung ist 5vc£ (der Nagel) und w£ (die Nacht). Bei BasilioB Megalomitis. ist die Aufgabe erweitert: (lipo? juv eijit ocojiaToc dvftpomvor ooxoüv |is xai oi5r,po; sxts|ivst Xtav. zzkm ik StTJXXaßov * dXX' ouv, urcepw; o<p ftev jiovj?j)J«aßov ev 5tatpsasu Jivco rapsufri; vjXiw XansTjSova 1 ). Die Lösung ist gleichfalls ovo; (der Nagel) und v6$ (die Nacht).

fpoi|i|ia7o; dpvjjuvoo zkr^rp zoSo; oivo|ia teu^lt YjjitTepov • rcatsiv oi ßpo?«>v iwtöa; oürot' edaat.*) Kommt ein Zeichen hinzu, so giebt mein Name den Füssen Anstoss, immer bewahrt er die Füsse der Menschen vor Stössen. sxdv&aXov (Anstoss), odväaXov (eine Sohle, die mit Riemen um das Fusshlatt festgebunden wurde).

Das Anagramm.

Von dem Anagramm (dvdfpa;t<La, dvcqpa|i|iatia|id;), d, h. derjenigen Rätselart, nach welcher die einzelnen Buchstaben eines Wortes beliebig versetzt werden, so dass ein oder mehrere und zwar andere Worte entstehen, findet sich in alter Zeit keine Spur. Die Vorstellung selbst, dass durch die Versetzung der Buchstaben der Sinn und die Bedeutung eines Wortes verhüllt werden kann, findet sich schon bei Plato im Dialog „Kratylos". Dort spricht Sokrates die Vermutung aus, dass ein Gesetzgeber, welcher mit den Himmelserscheinungen vertraut war, versteckt den Luftraum (df 4 p) Hera (Hpa) nannte, indem er den ersten Buchstaben des Wortes df 4 p zum letzten machte. 3 )

Z in der Bedeutung von S16 und fugte hinter tipm das Pronomen fit hinzu, vermutete aber, dass rt^vti verdorben ist aus xi^yticu

') Boissonade anecd. Gr. III 441. ' *) Anthol. Pal. XIV 46.

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Dass die spitere Zeit, als das Gefallen am Gekünstelten und Gesuchten wuchs, an solchem Spiele ihre Freude hatte, kann nicht wunderbar erscheinen. Der Grammatiker und Dichter Lykophron, der um das Jahr 280 vor Christo lebte, schmeichelte, wie man erzählt, dem Könige Ptolemäus, wenn er seinen Namen ITco>£|iatoQ in cfaö uiXrcoc umsetzte oder den Namen seiner Königin 'ApotvrfTj in tov 'Hpat (Veilchen der Hera) umwandelte 1 ). Ob aber wirkliehe Rätsel mit diesem Spiel verbunden waren, ist ungewiss.

Das Akrostichon.

Auch das Alter des Akrostichon 9 ) ist schwer su bestimmen. Diogenes von Laerte erzählt, dass schon der alte Dichter Epi-charmos aus Kos dasselbe angewendet, hat: xctl icapaoit^ftta tv tote xXetoxot; tiov üito|ivYju,<*T<ov xei:o*rjXsv, ofc JtaaoKpri 6xi aoToö tan xd oü-pfpäji|iaTa 8 ). Doch hat diese Nachricht keine überzeugende Kraft, weil dem Dichter schon in alter Zeit Vieles zugeschrieben wurde, was er nicht verfasst hat; schon zur Zeit des Aristoteles bezeichnete man eine Anzahl Schriften, die unter dem Namen des Epicharmos gingen, als gefälscht 4 ). Merkwürdig ist eine

QoXoyuiv 6 vopo&hijC idy «ipa *llQ«y wripaat* intXQvnr6fi$yo( i &elf fiji» «exn* €tt2 ry» ntevvjv. vgl. Kustath. 11. A 54 p. 45, SO bis 46, 10. iu II. J 393 ff p. 4SS, 12 ff.

') ls. Tzetzes ti€qI yirovs xai ßlov Avx6tpQ. bei Maller Schol. vol. I 264: tvioxlfUi Je tot$ AvxbpQtav ov tooovtov öid tij» nolnaiv oVo? Sid to Xkytiv ttvayQafi t u€tuafAoie. vgl. Kustath. zu II. A 55 (p. 46, 3 ff.) Den Namen *0/ii?(><* haben solche Wortkünstler iu MqoQos (der uiebt Sehende) verwandelt (Kustatb. r 14S p. 395,11.), Atapö* in ttapoc, lo/<* in 6/Aoc, oXlyoq in Aotyoc, oXto&oe iu Xofa&oe, x^l * n Jt°**> "ArXaf in idXttg u. s. w. (Eustath. A 55 p.46,3 ff.)

*) axQooTixic (Dionys. Halic Antiqu. Rom. IV 62 extrem. Cicero de divinat. II 54, 111) auch naQacxixii (Diog. Laert. V 93. 8ueton. gramm. 6. Gelliue noct. att. XIV 6,4) genannt, doch sprach mau vorzugsweise von nagaatixk, wenn die Endbuchstaben der auf einander folgenden Vene ein Wort oder einen ganzen 8atz bildeten.

») Diog. Laert. VIII 3,78.

«) Athen. XIV p. 648*- vgl. Aug. 0. F. Lorenz, Leben und Schriften des Koors Epicharmos, Berlin 1864 3. 67. 70.

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andere Nachricht des Diogenes von Laerte: Dionysius mit dem Beinamen Metathemenos oder auch der Dichter Spintharas gab einst unter dem Namen des Sophokles ein Drama „Partheno-paeus tt heraus; Heraklides Pontikus um das Jahr 340 vor Christo liess sich durch diese Fälschung in dem Grade täuschen, dass er in seinen Schriften ganze Stellen aus diesem Drama als sophokleische anführte. Dionysius offenbarte diesen Irrtum dem Heraklides, dessen Unterricht er früher genossen hatte, und als jener es nicht glauben wollte, forderte er ihn auf, die eisten Buchstaben der Verse in dem Drama aufmerksam zu betrachten. Der arg getauschte Mann fand nun den Namen Ilcrfxa-Xoc, der ein Geliebter des Dionysius war. Da Heraklides immer noch nicht überzeugt war und die beabsichtigte Künstelei für ein Spiel des Zufalls hielt, bat ihn der Andere brieflich, weiter im Drama nachzuspüren, dann würde er die Worte finden:

•jepoiv Ktfrrjxoc ooy dXisxrcat xapQ * äXtaxerat |tev, juxd ypovov V aXioxeiat 1 ).

Ein alter Affe fangt sich nicht so leicht im Garn. Man fängt ihn wohl, doch fangt man ihn erst mit der Zeit Ein kunstvoll eingerichtetes Gedicht in der Gestalt eines Altars hat die Akrostichis: OX*j|ixts, itoXXoi; rast friaata; 1 ).

■) Diog. Laert V 92. 93. vgl. Suidas iiap«0it//f. Weleker die griech. Tragödien 8. 979 f. Schlimmer erging es in unseren Tagen dem Heransgeber eines Blattes, der ein an ihn gerichtetes Gedicht arglos abdrucken liess, ohne sich die Anfangsbuchstaben der Verse anzusehen:

Schwer ist der Kampf fürs Heiligtum,

Wenn Halbheit eitlen Glanz und Ruhm . Einheimst für hündisch Bücken, Schmiegen,

Im Staub vor nicht'ger Hoheit liegen.

Nie hast du dich im Ungemaoh

Entehrt durch zahmer Worte Schmach,

Heil dir, der Kirche echtem Hort,

Uud deinem frommen, schneid*gen Wort!

Nicht tage, wahrer Freiheit Wächter!

Du bist ein Ganzer, bist ein Echter! (Gerber, die Sprache als Kunst II 8 Berlin 1885 & 868 Ana.)» •) Anthol. Pal. XV 25.

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Eine auffällige Künstelei teigt eine griechische Inschrift ms der Zeit des Kaisers Augustos:

Kd|t[i] töv eoti^voo <pe>?oQ OTtyov, & «ptXt, ßtyi«

t(|itov d|iicoooaQ f((iad8 xai xdptoat Xttdtc totoptouc Xrcov *ovov, ola iciicaq|iat

oii xevd, |ir^v6a>v otaep efuv ftvitou* tou Je xaXoo ftXcdsa;, «pijot, £ive, yeuftaxa Nc(Xoo

xatpov r/o) <po>vetv * tyatprce koXXo, «KXat. 4 vtxiojiat 7texpat; xe xai oupsatv, a> xarapdxtat,

xd^co eya) Teuyetv toroptxfjv oeXfta voarVjoaQ xai $u>v Nixcivopa xai -yevoc &XXo*

poc xatdXoncov eyo> * toöto pp ton tiXoc 1 ).

Die Akrostichis am Anfange der Verse ergiebt die Worte KcmXtoo too xai Ntxdvopoc, daneben zeigt die Parastichis am Ende jedes Verses einmal dieselben Buchstaben, sonst den zweiten oder zweiten und dritten Buchstaben der Akrostichis.

Auch auf Grabdenkmälern mag diese Spielerei Öfter tor-gekommen sein, wie in einer attischen Grab-Inschrift aus römischer Zeit:

o?j|xa |icv iv ot^Xtq fXuitnjj ftioav, rpbC qib |Uv

dsXioo ^Xuxep^v Xtiicov eic* iiyavtp* 'l\mrfi li (ic Jixio |it^o; xai dXd|iicrcov outat

'Aßtco [X]a[fdviov] xpü<|>4 (t* 6ico oxoxicüv, garpoc |iev Arjiioaftdvco;, rciiov iio xslxoat |i f oioav

taxs M |ie tpttdtr ( v ^jiaTOQ oXXupivv)v. co |tfjipGQ (a)Tuf$pi)c xai d&sXtpsou etvsx* e|itio*

voüooq dxoiXüTcp |iöpat|iov äXs tuy^Q»*)

Die Akrostichis ergiebt den Namen Eapaicuuv.

Seit unbestimmter Zeit, gewiss erst nach dem peloponned-schen Kriege, wurde die Sitte allgemeiner, dass die Schriftsteller, sowie es schon von Epicharmus erz&hlt wird, durch ein Akro-

*) 0. I. Gr. 4924 b. bei Kalbol epigramm. 979« •) 0. I. Gr. 2321, ergänzt durch Kaibol epigramm. 149. fgL prüf. 149, Tgl. 0. I. Add. IV 959A» bei Kalbol epigramm. no 720.

12

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stichon ihr Gedächtnis tu erhalten und auch wohl ihr Eigentum zu schützen suchten 1 ). Wie wenig dieses Mittel half, wenn auch Falscher sich desselben bedienten, ist augenscheinlich 1 ).

Auch die sibyllinischen Weissagungen, deren Ursprung in alte Zeit hinaufreicht')» zeigten in den zahlreichen späteren Nachahmungen die Akrostichis, welche Dionysius von Halikarnass wie vor ihm schon der alte Varro als Zeichen der Fälschung ansah 4 ). In den ersten Jahrhunderten nach Christo benutzten

die christlichen Dichter gern dasselbe Spiel, um versteckt den Namen Christi oder ein anderes Symbol ihres Glaubens in die

Verse hineinzuweben 5 ).

Vielfach gebrauchte man die Buchstaben des Alphabets als Akrostichon, so finden sich in einer griechischen Inschrift aus römischer Zeit in 24 Versen ebenso viel Sinnsprüche (Gnomen) in alphabetischer Ordnung 6 ), zwei Hymnen auf Apollo und Dionysos sind so eingerichtet, dass mit Ausnahme dos ersten und letzten jeder Vers in alphabetischer Folge immer vier Beiworte

') vgl. dio Inschrift C. I. 2722 Add. II p. 1108, bei Kaibel no. 1096 mit der Akrostichis Mfatnnoe e$Qi, Der etwa um das Jahr 400 Dach Christo lebonde Kirchenschrift steiler Phllostorgios hat nach Photios (Bibl. cod. 40) den ersten Buchstaben jedes der 12 Bücher seiner Kirchengeschichte so gewählt, dass sie zusammen seinen Namen bildeten, vgl. Grasberger, Erz. und Unt. im klass. Altert. II 225: „Die Bückseite der Tabula Iliaca ist durch sich kreuzende Linien in viereckige Felder geteilt, in deren jedem ein Buchstabe steht, uud zwar in den in schräger Richtung unter einander stehenden derselbe. So ergiebt sich die Schrift SeoöwQeios rix* 9 !" . *) So zeigt z. B. in einer ägyptischen Papyrosrolle das einer Abhandlung voraufgehende Epigramm die Akrostichis: Evöo$ov tI/j^, aber die Schrift selbst enthält nichts weiter als die Vorlesung eines alexaadrini* sehen Gelehrten, die sich an das System des berühmten Astronomen Eudoxus hält. vgl. Bergk griech. Literaturgeschichte I 248, Note 158.

*) vgl. Bergk griech. Literaturgesch. I 343.

«) Diooys. Halicarn. antiqu. Rom. IV 62. Cicero de divinat. II 54,112. Spuren des Akrostichon zeigt auch z. B. das Orakel bei Phlegon mirab. 10.

*) vgl. das Akrostichon mit dem Worte ix&ve in einer Inschrift 0. L 9890, bei Kaibel opigramm. 725. vgl. Philologus VI (1851) S. 570.

•) Corpus Inecrlpt. Gr. 4310 vgl. 4379. Bergk griech. Ut 1 362, Note 156.

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des Gottes entfallt, die alle mit dem gleichen Buchstaben beginnen •)•

Bei den Römern ahmte der Dichter Ennins diese griechische Sitte nach, indem er manche seiner Verse durch das Akrostichon „Q. Ennins fecit" als sein Eigentum bezeichnete*), der Grammatiker Aurelius Opilius versteckte seinen Namen in der kleinen Schrift „Pinax* (Gem&lde) durch dasselbe Spiel*), das su jener Zeit und später bei den Römern gans verbreitet war 4 ) und s. B. auch in den Inhaltsangaben su den Komödien des Plautus zu finden ist 1 ).

») Authol« Palat (Didot) 1X624. 686. In der Anm. ia 684 sind diese and ihuliche Spielereien aufgezeichnet

*) Cicero de divinat, II 64,111: ex primis veriaam lltteris allqaid eonectitur, ut in quibusdam Ennianis ,Q. Ennins feclt. 4 Über die Akro-stlohis in der altdeutschen Poesie vgl. Wilh. Waekernagel. in Ilaupt's ZeiUohr. für deutsches Alterthum III (1843) 8. 40 und Roohhols alemannisches Kinderlied, Leipzig 1857 & 814.

8 ) äueton. grammut. cap. 6.

<) vgl. Teuffei, Qoech. der röm. Literatur, 8. Auflage Leiptlg 1876 | 86,6. Hagen antike und mittelalterliche RaUolpoeile Blei 1889. 8. 86.

ft ) Akrostichische Inhaltsangaben finden fleh ta allen Plautlnisohen Komödien ausser su den Baoehides. Über das Alter dieser Inhaltsangaben lassen sieh nur Vermutungen aufstellen, vgl. Teufel, Gesch. der röm Llt } 99, 8. Ritschi Parerga 8. 90 ff. 838 ff. 821 f. Prolegg. Trinumm. p. 816-320.

MV^V^^^/

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Dar Grlphot

Schon frühzeitig erhielt das heitere Spiel des Rätsels eine solche Ausdehnung nach mannigfachen Richtungen hin, dass der ursprüngliche Begriff des Ainigma nicht mehr ausreichte, um alle die Abarten des Rätsels zu umfassen und alle Seitenpfade, die dasselbe einschlug, treffend zu bezeichnen. Dieses neue Wort ist Tpitpac* das zum erstenmal bei Aristophanes erscheint 1 ). Tpty©c bedeutet ursprünglich ein Netz, das die Fischer zum Fangen der Fische gebrauchten*), in übertragenem Sinne bezeichnet es daher eine besondere Gattung gleich einem Netze ausgeworfener verfänglicher Aufgaben 8 ). Diese neue Bezeichnung für eine Abart des Rätsels ist, wie es scheint, verhältnismässig jung 4 ), aber ihr Urbild greift zurück in die älteste Zeit der epischen Poesie. Kein Geringerer als der listenreiche Odysseus ist es, der den ersten Griphos stellt. Schon frühzeitig diente aber das Wort ifptyo; zuweilen als der weitere, umfassende Begriff, welcher das eigentliche Rätsel (atvqiia) in sich schloss (Exkurs), daneben zugleich gewisse Arten von Aufgaben beim Gelage und von Gesellschaftsspielen, ausserdem mancherlei Fragen und Redewendungen bezeichnete, bei denen das Versteckte, Zweideutige, absichtlich Täuschende ein hervortretender Zug war.

I. Der Griphos in eigentlicher Bedeutung als Neckrätsel und neckisches Spiel.

Das Netzartige des Griphos liegt zuweilen darin, dass nicht deutlich gefragt wird, welches ist das zu suchende Wort, viel-

*) Aristophan. vesp. 20.

») Pollttz onomast. VI 107. X 132.

■) vgl. Jos. Scaliger in Varr. IV p. 60. Caritas, Grundlage der gr. Etym. 2 Aufl. S. 448.

«) Dass schon Plato das Wosou des Griphos in dieser Bedeutung kannte, geht aus joner Stelle in seinem Idealstaate hervor V 479M., wo er von den doppelsinnigen Reden hol den Gelagen spricht: tote fV raff ianaaci», iyi), ina(itporiQl(ovci^ iotxt «eil ry tu» ira/eW nMypm. vgl» oben 8. 2. 28.

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mehr wird der eigentliche Sinn der Frage durch rätselhafte Wendungen, mehrdeutige Worte, Umstellungen u. i. w. verhüllt, so dass der Gefragte oft nicht weiss, um was es sieh handelt, welches das verlangte Wort, der su suchende Begriff ist«

Nach der Lebensbeschreibung des Äsop lud einst Xanthus, der Herr des Äsop, Rhetoren und Philosophen zum Mahle und sagte seinem Knecht: „Stelle dich vor den Thorweg und lass mir keinen gewöhnlichen Mann in mein Haus hinein, sondern allein die Philosophen". Äsop thut dem Gebote gemäss; er verschliesst den Thorweg, setzt sich innerhalb desselben hin und wartet der Gäste. Als der Erste kommt und an das Thor klopft, ruft er hinaus: v. otlct 6 xö<ov; was schüttelt der Hund? Der Gefragte glaubt sich mit dem wenig schmeichelhaften Namen „Hund 4 angeredet und geht in seinem Zorne fort. So macht es Äsop auch mit den Andern, sio entfernen sich Alle erbittert über den Schimpf, Einer aber untwortet, als auch er gefragt wird, was schüttelt der Hund? kurz und bündig: djv xipxov den Schwanz! 1 ) Da öffnet Äsop und lilsst ihn hinein, zum Herrn aber sagt er: „ein andrer Philosoph kam nicht, um mit Dir zu schmausen, ausser diesem allein 44 ! Oft stellt der Griphos eine Aufgabe, die im gewöhnlichen Sinne überhaupt nicht su lösen ist und dazu bestimmt scheint, den Gefragten zu verhöhnen, denselben in die Enge zu treiben und die Überlegenheit des Fragenden zu bekunden. Einige Fragen aus dem Wettstreit des Hesiod und Homer gehören schon zum Griphos. Wenn Hesiod fragt, wie viel Griechen vor Troja lagen, so ist diese Frage im eigentlichen Sinne nicht zu lösen*), daher antwortet Homer %td Xoftortxoo rpoßX^|iatoc, durch ein Rechenrätsel, d. h. er sucht sich durch eine Antwort zu helfen, die selbst eine Rfttsel-frage ist und der Lösung bedarf.

Zur eigentlichen Blüte gelangte der Griphos wahrschein-

*) vita Aeaopi ed. Weatoriuann 8. 87. Nach Maxlmus Pianudel (llerwagiaoho Ausgabe) 8. 60. 02 lautot die Antwort: fif* u *tq*9¥ «tri tri cJta.

*) Daher änoffw genannt! Oertamen Heilodi bei Göttling & 816,16. 20. ygl. GeHius IX 16,6.

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lieh durch die Sophisten. Aristophanes, als ein Vertreter der strengeren Sitte und ernsten Denkweise verspottet oft das leichtfertige Wesen der Sophisten, das sich auch in der Nichtigkeit undThorheit ihrer Fragen bekunde; keiner kann uns auf diesem Gebiete sicherer führen, als dieser grosse Kenner seiner Zeit, wenn er auch lachend die Wahrheit seigt Selbst Sokrates wird vom Dichter nicht verschont 1 ). Der attische Landmann Strepsiades will in seinen alten Tagen noch bei den Sophisten in die Lehre gehen und klopft an Sokrates' Thür. Der Schaler des Sokrates, der ihm Offnet, klagt darüber, dass er durch das ungtötüme Klopfen in seinen besten Gedanken gestört sei und erzählt dem Andern auf seine Frage, worüber er gegrübelt habe: dvfjßsr* dpTi Xotipef u)vto £u>xß<rcr t c <j>6XXav oftooouc äXXotTO xoi»c aur^c fto&ac* iaxoüoa -(dp xoo Xatpsf&vtoc ttjv o<ppov tiri rrjv xscpaXTjv *rijv £o>xpd?ouc d<piijX.<no. a ) Soeben fragte Sokrates den Chairephon, Wie weit ein Floh wohl hüpft nach eigner Füsse Mass. Den Chairephon stach einer in die Augenbrau'n Und sprang von dannen nach dem Kopf des Sokrates. Am besten zeigt sich das Wesen der Sophisten in den rhetorischen Kunstgriffen und Streitkünsten (w/vcti eptottxat), in welchen sie unüberwindlich zu scheinen bestrebt waren 8 ). Aristoteles hat diesen Kunstgriffen eine eigene Schrift gewidmet 4 ), in welcher er denselben in ihre letzten Schlupfwinkel folgt und zeigt, wie man allen diesen Schlichen geschickt begegnen könne. Der Philosoph beweist, dass die sophistischen Mittel der Widerlegung

( ) vgl. hierüber Grafenhan Gesch. der Piniol, im klass. Altertum I | 59 8. 297. Meinen Geschichte der Wissenschaften Lemgo 1781 II 477. Göschel, zerstreute Blätter, 2. Teil 8. 273. 274. 277.

*) Aristophan. nnb. v. 144 ff. vgl. 830 f. (Dindorf). Dass der Dichter * diese Frage nicht aas der Luft griff, sieht man ans Xenophon conviv. VI 8» wo die Frage ähnlich lautet. £s gab also offenbar eine solche Enahlnng aber Sokrates, auf welche Xenophon and Aristophanes anspielen.

•) vgl. Gelllui noct. Attic. I 2.

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entweder nur auf dem sprachlichen Ausdrucke (fUtoia* in Actione eonsistentes) oder auf logischen Momenten (fallaciae extra dictionem) berohen. Von besonderem Interesse fttr die vorliegende Aufgabe ist der erste Teil dieser Auseinandersetzung, in welcher Aristoteles zeigt, dass die Trugschlüsse auf dem sprachlichen Ausdrucke beruhen können, nämlich auf Wortspielen und Wortverdrehungen 1 ). Wenn wir dem Philosophen bei seiner Untersuchung folgen, so werden wir nicht nur in das Wesen des sophistischen d. h. falschen Elenchus Einblick erhalten, sondern auch eigentümliche Erscheinungsformen des Gripho8 kennen lernen, und die nahe liegende Vermutung wird ihre Bestätigung finden, dass der Griphos, der stete Genosse jedes Lebensalters und jeder Lebensstellung bei den Griechen, sich die meisten sophistischen Kniffe zu nutze machte.

Am häutigsten benutzte man die Diairesis und Synthesis zur Täuschung des Gefragten. Die Diairesis beruht auf der Trennung der Worte, die erst in der richtigen Verbindung den rechten Sinn geben, getrennt aber eine falsche Vorstellung hervorrufen. Die Sophisten sagten z. B. xd xivx' toxi 860 xat xpta 8 ) und gaben durch Trennung der eng zusammengehörenden Worte dem Satze den Sinn: Fünf ist zwei und fünf ist drei, fünf ist gerade und fünf ist ungerade, anstatt durch die notwendige Verbindung der Worte den richtigen Gedanken auszusprechen: Fünf ist eine Zahl, die eine gerade und eine ungerade Zahl, nämlich zwei und drei enthält. In dem Verse:

e*f<i) o' tftrjxa iooXov 6vx f tXeufrepov') kommt ein ganz verschiedener Sinn heraus, je nachdem man övxa auf ftoüXov oder auf tXeofrepov bezieht, es. kann also ge-

*) Aristoteles unterscheidet sechs besondere Gattungen beider Arten: Homonymie, Amphibolie, Verbindung und Trennung der Worte, grammatische Form des Wortes, endlich Prosodie d. h. Aeeent und Spiritus (eap. 4 init.)

*) Aristot. soph. elench. eap. 4.

8 > Aristot soph. eleneh. eap. 4. Theo progymnasm. III 179. 180 (bei 8pengel rhet. Gr. II 76) vgl Andria des Tereni I 1,10 (Melneke fragm. com. vol. IV 604).

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meint sein: Zum Sklaven macht 9 ich dich, der du ein Freier warst, oder: Zum Freien macht' ich dich, der du ein Sklave warst Von dieser sophistischen Diairesis machte der Griphos gern Gebrauch. Vom Zitherspieler Stratonikus erzählte Klearch von Soli in seinem Werke „über die Sprichwörter* einen lustigen Scherz. Stratonikus hörte einst den Zitherspieler Propis aus Rhodus, der von gewaltiger Körpergrösse, aber ein schlechter Musikante war. Als man ihn nach seinem Urteil über den Propis fragte, sagte er: oiÄei; xaxo; |ts?a; tyfrj; und meinto damit: er ist garnichts, ein schlechter Künstler, gross von Gestalt, aber ein Fisch, da er keine Stimme hat Stratonikus antwortet also in Rätselform 1 ), indem er die Worte eines alten Sprichwortes oiSsi; |xsfct; acrcpo; tyfti; ändert, jedes für sich betont und von den andern trennt*). Ein tretendes Beispiel dieser Art des Griphos lautet bei Aristoteles:

dvdpukv konnte hier mit rsvx^xovTa ebenso wie mit ixaxdv verbunden werden, es konnte also heissen: hundert Männer waren es, fünfzig davon erlegte der göttliche Achüleus, aber durch falsche Betonung konnte auch der Sinn herauskommen: fünfzig Männer waren es, hundert davon erlegte der göttliche Achüleus. Diese Zweideutigkeit bezweckte gerade der Griphos, der auch bei den Römern verbreitet war:

(juinquaginta ubi erant centum inde oeeidit Achilles 4 ).

Dieselbe Art, durch Trennung zusammengehörender Worte die Lösung zu erschweren, lernten wir schon früher kennen in dem Rätsel von den „zehn Männern, die auf fünf Schiffen zusammmen trafen und mit Steinen kämpften**).

l ) ctiytuofieyoc wie Athenäus oder sein Gewährsmann Klearch hiuzü-fugt (Athen. VIII p. 348* ).

») Atheu VIII p. 347' p. 348» vgl. Meineke iu Athen. VIII p.343» Knstathius eu Od. c, 366 p. 1634,30.

3 ) Aristoteles soph. elench. 4. Meiueke fragm. com. IV 604. Galenat de sophismatis eeu captionibus peues dictionem ed. Kühn Lips. 1327 voL XIV 583. 596. vgl. Archilochas fragm. U4[80].

«) Quintilian. inst orat. VII 9,8.

») vgl. 8. 88. 89.

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Manche dieser Scherte erinnern lebhaft an das bekannte deutsche Schreibzeichenrätsel:

Wie viel hatte, gieb mir es an, Finger und auch Zehen der Mann, Der einmal schrieb an eine Wand: „Zehn Finger hab' ich an jeder Hand Fünf und zwanzig an Händen und Füssen** Wie ist das zu verstehen? Das möcht' ich wissen. Oder an folgenden Scherz: Karl schrieb an die Wand Hermann löschte es sogleich wieder aus, und doch war Karl nur ganz allein in der Stube. Wie ist dies zu erklären? Karl schrieb an die Wand das Wort „Hermann", löschte es aber sogleich wieder aus.

Ein zweiter Kunstgriff der Sophisten beruhte auf der 8yn-thesis d. h. auf der Zusammensetzung solcher Worte, die nicht zusammen gehören. Die Sophisten gebrauchten z. B. die Wendung ftovaofrat xafhfj|isvov ßa&Cetv „sitzend gehen können",oder n*Jj fpri<povTa fpacpstv „nicht schreibend schreiben können". Hierin lag ein Doppelsinn, je nachdem die Worte durch die Betonung getrennt oder verbunden wurden. Im ersten Falle, wenn man xafrfyisvov oder fpotcfovxa von dem zunächst folgenden Worte trennt, kommt der richtige Sinn heraus: dass jemand, der sitzt, auch wieder nachher gehen kann, und: dass jemand, der schreibt, auch wieder nicht schreiben könne. Aber durch Zusammenziehen der nicht zusammengehörenden Worte gaben die Sophisten diesem Satze den falschen Sinn, dass jemand sitzend gehen könne, oder nicht-schreibend schreiben könne 1 ). Auf diesem Spiele beruhten zahlreiche Scherze, an welchen die Griechen Jahrhunderte lang ihre Freude hatten. Eine alte gesetzliche Bestimmung hiess: AYAIITIME ksogüsci trjxoata torco ein Haus, das dreimal eingestürzt ist, soll Staatseigentum sein, aber durch Zusammenziehen von ouXVj und xp(; bildete man den Griphos: auikvp xpt; Keootoa &Yj|ioa(a eoxco eine Flötenspielerin, die gefallen ist, soll

•) Aristot. eoph. elench. cap. 4.

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dem Staate gehören (oder preisgegeben werden) 1 ). Ein Gesetz lautete: 4 ^o^iaptop&v AAOYETPE gXIae fcWt» wer einen Meineid geleistet hat, soll, wenn er überführt wird, drei Tausend Drachmen zahlen. Daraus^ bildete man durch Zusammenziehen der Worte dXo6<; und xp*c den Satz: Wer dreimal überfährt ist, meineidig gewesen zu sein, soll Tausend Drachmen zahlen 1 ).

Einen Ähnlichen Scherz überliefert der Rhetor Hermogenes: Jemand hatte zwei Söhne. Der Eine hiess Aicov, der Andere liavtaXeow. Der Vater bestimmt bei seinem Tode iy&ti* xd tjid HANTAAEöX. Auf Grund des Testamentes macht jeder von beiden Söhnen Anspruch auf das ganze Erbe. Der Eine liest aus dem letzten Willen seines Vaters r/etto td ejid IlavtcAicov, der Andere trennt die Worte und liest iyixta xa i\id icavta Aea>v 8 ).

Der Satz OTKENTAYPOIS 6 'HpixXiJ; jid/etai konnte, weil die Griechen in alter Zeit sich der Kapitalschrift bedienten und ohne Absatz und ohne Accente schrieben, verkehrt werden und wurde zu dem Griphos benutzt oix ev xaopot; 6 'HpaxXiJ; jid^exat Herakles kämpft nicht unter Stieren 4 ).

Noch deutlicher tritt das Wesen des Griphos überall da hervor, wo der Sprechende oder Fragende in Folge der Betonung es ganz undeutlich macht, zu welchem Teile des Satzes dasjenige Wort gehört, welches je nach der Betonung dem Sinne der Anrode eine andere Bedeutung giebt; oft ist dann ein wirkliches Rätecl zu raten. Der Parasit Chärephon kam einst, wie es die Sitte dieser Leute war, ohne Einladung zu einem Gastmahle.

») Diog. Laert. Vll 1,62. Theon Progymnasm. IV 187 (bei Spengel II 81. 8*i). Qintllian inst. orat. VII 9,4.

') Theon Progymn. 13, 250 (bei Speugel vol. II 180). Über willkürliches Deuten und Ändern an gesetzlichen Bestimmungen von 8eiten der Rhetoren spricht Sextus Bmpiricus adv. mathem. (rhet.) II 88. ed. Imm. Bekker Berolin. 1842 8. 682.)

•) Hermogenes ncgl rm» araatw II 15. 16. (bei Spengel II 141) Quintilian VII 9, 6. Gans In derselben Weise scherzten die Römer mit wirklichen oder fingierten Bestimmungen, vgl. Quintilian inst. orat. VII 9,5.

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Die Hetlre Gnathäna trank ihm mit den Worten in: „Nimm, Über* mutiger (Xoßt fctp^p«*)"! „Ich übermütig?* sagte jener. „Allerdings, antwortete Gnathäna, „du kommst nicht gebeten ! a (6c eutt xoXoojuvoc IpxXl)* Sie überläset es diesem Schmarotzer selbst tu entscheiden, ob es heissen soll: Du kommst ja ungebeten d. h. ohne eingeladen zu sein, oder: Du kommst ja nicht, wenn man dich einladet 1 ).

Dass die Römer auch in dieser Richtung gelehrige Schüler der Griechen waren, mag ein Beispiel zeigen: Die Schätzung wurde in Rom tribusweise abgehalten. Die Vorstände der einzelnen Tribus reichten zuvor ihre Listen ein, nach denen die Familienväter aufgerufen wurden. Mit Hülfe vereidigter Taxatoren wurden ihre persönlichen Verhältnisse und ihr Vermögen festgestellt Eine der Fragen, welche der Censor nach alter Formel an jeden richtete, war die, ob er verheiratet sei, denn die Censoren hatten darauf zu halten, dass jeder Bürger ein eheliches Weib besass. Bei einer solchen Schätzung wurde einst ein Bürger vom Censor der alten Formel gemäss gefragt: ut tu ex animi tui sententia uxorem habes? erkläre dich nach deines Herzens Sinn, ob du ein Weib hast? Jener erwidert: habeo equidem uxorem, sed non hercle ex animi mei sententia: Ja, ich habe ein Weib, aber wahrhaftig nicht nach meines Herzens Sinn! Für diesen mutwilligen und unzeitigen Scherz wurde er, nach Gellius' Bericht, unter die sogenannten Ärarier, d. h. in die unterste Bürgerklasse Verstössen, und der Censor vermerkte in den Akten, es sei auf diese Strafe erkannt worden wegen eines possenhaften Witzes in seiner Gegenwart 1 ).

Die Griechen waren an solchen Scherzen reicher, als die dürftigen Nachrichten vermuten lassen. Oft sind es nicht ganze Worte, die durch die Betonung getrennt oder zusammengezogen den Scherz oder die Täuschung verursachen, sondern Silben, die zum nächsten Worte hinübergezogen, den Worten einen anderen

*) Athen. XIII. p. 584* Der Sehen des Parasiten in den Captivi des Plautus I, 1,70 beruht ganz ähnlich auf dem Worte invoeatns.

*) G elli ob noct. Attic. IV 20,1—6. Cicero de oratore II 64. vgl. QaintiL VIII 5,1.

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Sinn geben. Stilpon, ein berühmter Anhinger der megarischen Schule, die von Euklides von Megara gestiftet war, neckte gern den Cyniker Krates von Theben, einen Schaler des bekannten Diogenes von Sinope. Als Stilpon ihn einst im Winter von der Killte hart mitgenommen sah, sagte er zu ihm: o> Kpdrr;c toxstc |iot ypsiav e^stv ^axioo xatvou du scheinst mir einen neuen Mantel nötig tu haben, durch Trennung der Silben xat und voo giebt er aber den Worten den Sinn: Du scheinst mir einen Mantel nötig zu haben und Verstand 1 )* Noch schlimmer erging es einem Muttersöhnchen aus dem Pontus, der zum Philosophen Antisthcnes nach Athen kam, um sein Schüler zu werden. Er mag sich wohl ähnlich benommen haben, wie der Jünger der Gelahrtheit in Goethes Faust, der zum Professor spricht:

Ich bitt' Euch, nehmt Euch meiner an.

Ich komme mit allem guten Mut,

Leidlichem Geld und frischem Blut; . Meine Mutter wollte mich kaum entfernen,

Möchte gern was Rechts hieraussen lernen. Der Schüler, den sein Wissensdurst bis nach Athen geführt hatte, fragte den.gelehrten Antisthenes beim ersten Besuche, was er brauche und zu den Lektionen mitzubringen habe. Der grosse Philosoph kann es sich nicht versagen, mit dem Bürschchen seinen freilich harmlosen Scherz zu treiben. Er sagt: du bedarfst ßtj&tapi'/j xatwj xoi fpa^slo'j xatvoä xat fttvaxätou xatvou, macht er aber jedesmal zwischen den Silben xat und vw eine Pause, so dass der Schüler verstehen muss: Du brauchst ein BücheU'hen und Verstund, und einen Griffel und Verstand, und ein Tfifelchen und Verstund 2 ). Diogenes sah einst einen Kleiderdieb in einem Bade und sprach zu ihm: iz y dXsi|i|idttov r k ir? ä\\ y t|xatiov; kamst du nach Salben oder sonst nach einem Gewände? 8 ) Wie geläufig den Griechen dieses Spiel war, sehen wir aus Plutarch's

i) Diog. Laert. II 11,118.

*) Diog. Laert. VI 1,3. Derselbe Sehen wird vom Isokrates und einem seiner Schüler erzählt: Theo progymn. V 209, bei Spengel II 100. *) Diog. Laert. VI 2,52.

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Leben Alexandere des Grossen. Als der König sur Oase Stwah mit ihren Palmenwäldern, prangenden Fruehtgärten und dem sprudelnden Sonnenquell, sur Orakelstätte des Zeus Ammon in Ägypten kam, wollte ihn der Priester mit einer griechischen Anrede begrössen; weil ihm aber die Sprache nicht geläufig war, sagte er & ratKoc statt & xatitov. Alexander und seine Umgebung hörte voll Freude den Sprachfehler, und von jener Zeit an glaubten Griechen und Barbaren, der Gott selbst habe durch den Mund seines Priesters die göttliche Abkunft des Königs bezeugt 1 ). Als Alexander die stolze Stadt Tyrus belagerte, träumte ihm, ein Satyr (Edtupo;) triebe mit ihm aus der Ferne sein Spiel und entschlüpfte ihm, wenn er ihn fangen wollte; endlich glückte dem König der Fang durch List. Die Seher aber deuteten den Traum: -d Topos (od f tvVjorcctt Tupoc)'). Ein oströmischer Kaiser träumte auf einem Feldzuge, dass er gegen Thessalonike (BsooaXovucr^v) losgehe; als er seinen Traum erzählte, sagte jemand aus seiner Umgebung Wc äXXcp vbojv. Der Kaiser unternahm die Schlacht und wurde besiegt.

Zuweilen wurde der Scherz dadurch herbeigeführt, dass ain einzelner Buchstabe des Wortes fortgelassen wurde. Bei Diogenes von Laerte lesen wir ein Spottgodicht auf den Dialektiker Diodorns in Alexandria, der sich vermass, alle schwierigen Fragen, welcho man beim Gelage zu stellen gowohnt war, lösen zu können und doch einmal am Hofö des Königs Ptolemäus Soter schmählich zu Schanden ward. In Gegenwart des Königs stellte ihm der Philosoph Stilpon einige Rätsolfragen; da er dieselben nicht lösen konnte, höhnte ihn der König und nannte ihn zum Spotte „Kronos". In tiefstem Ingrimm verliess Dio-dorus das Gastmahl, schriob zu Hause augenblicklich ein ganzes Buch über die Frage, die er nicht hatte löson können, dann erst gönnte er sich Ruhe und starb vor Gram. Die Spottverse auf diesen grossen Gelehrten lauten:

») Plutarch viU Alex. 27. *) Plutarch viU Alex. 24.

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Kpovt Atotopt, t(c ot taqitfvwv xcotj

dfafibQ 5uvf(pooev, V autoc aötov e|xßdXiQC ttc Tdptapov

alvqiiaTtü^; totfdp supiihjc Kpdvoc e£a>fa tou pa> xdirca xc. 1 ) Diodoros Kronos, welcher Gott versenkte dich

In gar so schweres Herzeleid? So dass du selbst dich stürztest in den Tartarus,

Weil du die Rätselfragen nicht Des Stilpon lösen konntest, ein Kronos wurdest da, Nimmt man das Kho und Kappa fort. Der Sophist Heraklides schrieb einst ein Buch ictfvot» tpiojjuov (Lob der Anstrengung). Mit diesem Buche in der Hand begegnete er dem Sophisten Ptolemäus in Naukratis. Dieser fragte ihn, was er denn studiere, und als Heraklides antwortete! das Buch behandle das Lob der Anstrengung, erbat er sich dasselbe, wischte das tc aus und sagte: „Jetzt musst du den Titel Ionen"; erstaunt las Heraklides nun die Worte ovw rpui>|itov das Lob eines Esels*).

Ebenso entstand ein Griphos, wenn man in der Aussprache die Huchstabon zweier Worte zusammenzog, namentlich wenn man dio Endkonsonanten dos vorangehenden Wortes mit dem folgenden verband, so dass ein anderer Sinn entstand. Diese Verbindung konnte absichtlich oder unabsichtlich geschehen. Das Hinüberziehen schliessender Konsonanten war im Griechischen ähnlich wie in der modernen französischen Sprache, wenn auch nicht in derselben Ausdehnung Qblich. Namentlich war es gewöhnlich, dass bei eingetretener Elision eines Endvokals der diesem voraufgehende Konsonant zur folgenden Silbe herüber gezogen wurde 8 ), danach sprachen die Griechen also d-ic«-xet-vo>v Statt die' exeivoiv, 7ta-pe-|ioü statt xap' ejioo.

•) Diogen. Laert II 10,111. 112. *) Philostratufl vit. aoph. U 26,5. •) Von hervorragender Bedeutung für diese Frage ist die Schrift von

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Dm« kam ein rasches Sprechen, das von selbst leicht m einem Hinflbersiehen der Silben and Bachstaben führte 1 ). Trots dieses raschen Sprechens mit beweglicher Zunge, wie es namentlich den Attikern eigen war 9 ), sprachen and hörten die Griechen besonders die Athener klar und deutlich jede Silbe 1 ) und jedes Wort f&r sich. Wenn die Aussprache aber nicht gans korrekt war, konnten Irrungen leicht entstehen. Wie fein geübt das Ohr besonders der Athener war, seigt jene bekannte Erzählung Ober den Schauspieler Hegelochus in Athen, der beim Deklamieren eines Euripideischen Verses das schallende Gelächter der Zuschauer weckte. Er sollte die Worte sprechen: ex xu|iriTa>v fdp ctüfrt; au faX^v' opui Ich schaue wieder heit'res Meer nach Wogenschwall.

Die Zuschauer hörten ihn aber deutlich sagen:

ex xu|idxa)v f&p ctifrtc w faX.jJv opta

Ein Wiesel schau 9 ich wieder nach dem Wogenechwall 4 ). Der alte Dichter Epicharmus nannte einen solchen Sehers ,Xdjoc iv Xd-((|>S woil den Worten ein anderer Sinn untergelegt wird, als die Worte selbst tu sagen scheinen 1 ). In seinem

Fr. Mass, ttbor ilio Ansspraoho dos Griechischen, 9, Auflago, Weidmann« sehe lluohhandl. IHM, liosontlors | HS 8. IOC.

') Langsam und gomvusHi sprachen üur dU Dorler, welche namtat* lieh die laugen Vokale und Diphthonge gedehnter sprachen, all es aoait üblich war uud fleh darum manchen Spott gefallen lassen mussten, Theo« kiit XV 88 nauuto diese Aussprache der Dorler irtaffuififi'. vgl. Dem*« triua do «locutiono 177, bei Hpeugel (II 301. Hermogenea niql tf. VI 324 bei Spengel II 291.

*) Nonnus 37,319: Taxvpv&iw a>>ij<?vy6y *AriHta o;w*V. 8 ) Der Komiker Plato verspottet den attischen Demagogen Hype*» bolus, weil er fofitdun» wie S^xti^y sprach und iiloy statt tityov:

6 d* ov yÖQ 4nlxiC€y t i MqIqüi f>ttat, aXX* 6n6n (M* /^«J *&i$u&(miv Uy** % itpaintt 'dijJM/Afiy, 6n6u <T tiiUl» Sioi 'oXlyoy, 'oXLoy iUy$». Meineke com. 11 669. Koek I 644.

«) Schot Enripid. Orest. 269. Meineke com. 4»r. 11 9, 974.

») EnsUth. Od. 4, 866 p. 1634, 17 *«* ti * •> mMypmu MW jitr

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*

Drama Adjoc xat Ao-jtva; machte er selbst von diesem Spiele Gebrauch 1 ):

4 Ztic |i v txriXtot Uikoid f* tpctvw iotubv,

Mich ladet Zeus, denn Pelops ist bei ihm su Gast 1 ). Der Angeredete versteht aber fipovov, nicht t' Ipovov und sagt daher:

9j ica|Mcovi)pov ctyov, o> tdv, 6 fipovoc Der Kranich ist ein gar zu schlechter Bissen, Freund I Der Erste erwidert:

dXX 1 oiti fepavov, dXXd 7' «pavov tot X^io*).

Ich sagte auch nicht Kranich, ich sprach zu dir vom Mahlt Die Griechen waren unermüdlich in der Anwendung dieses Spieles, das von der unvergleichlichen Geschmeidigkeit ihrer Sprache zeugt aber wohl nicht immer in den Grenzen der Harmlosigkeit blieb. Flutarch 4 ) erzählt, dass Timagenes gegen den Mann einer Frau, welche infolge eines körperlichen Gebrechens sich öfter erbrechen musste, eine schwere Beleidigung aussprach, er rief nämlich jenem Manne einen Vers aus einem Drama des Euripides zu:

xoxöjv -(dp dpyet; nijvJe Moüoav eicrifiov

Du stiftest Unheil, wenn du diese Muse freist. Aus den Worten rr^Zz Motoav macht er aber rtyV ejio&aav. Aus dem bekannten Sprichwort aiC ovou xsaeiv „vom Esel fallen",

») Athen. VIII p. 338*.

*) Gemeint ist wahrscheinlich ein Mahl, bei dem nach dem Glauben der Griechen ein Gott den andern als Gast bewirtete; solche Feste nannte man Theoxenia.

») v. 3 habeu die Handschriften und Eustath. 1, 366 p. 1634, 5 aXX* tpayoy, Porson und Dindorf verbesserten aXXd y % tqww % Ahrens «XX % fyavov yd roi Xiya>. Audere Wortspiele finden sich in den Fragmenten des Dichters bei A. 0. Fr. Lorenz, Leben und Schriften des Koers Epichar-mos, Berlin 1864 unter "JfyXa no. 26. 32. 51. 131.

4 ) Flutarch sympos. qu. II 1,13. Athen. XIV. p. 616° schreibt diesen hasslichen Sehers dem Telesphorus, einem Feldherrn des Lysimachus eil Die Zielschoibe seines Spottes ist naoh dieser Quelle Arsinoe, die Gemahlin des Königs.

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das man gern auf einen Menschen anwandte, der lieh durch eigenes Ungeschick in Verlegenheiten sturst, wurde durch dieses neckische Spiel dieo voö «totTv „um seinen Verstand kommen" 1 ), Ion vo5c wurde iu low out* lorw ä&oc su Ion vd&oc 9 ).

Noch su Quintilian'e Zeiten boten die Diairesis und Syn-thesis ein weites Feld, auf dem sich Schere und Mutwille, nicht immer unschuldiger Art 8 ) tummelten. Quintilian sagt: „Ein anderer Sinn entsteht, wenn etwas 6in Wort ist, ein anderer, wenn es in mehrere Worte geteilt wird, wie ingenua, arma-mentum, Corvinuni, freilich eine kleinliche Spielerei, aus welcher die Griechen Streitfragen ableiteten* 4 ). Aber noch heute scheret der Italiener wie seine Vorfahren und ergötzt sich immer wieder an den hundertmal gehörten Spässen, wie spirito di vino statt divino und anderen Scherzen. In gleicher Weise spielt der Franzose, wenn er sagt: sante n'est pas santä, mais maladie est sante, oder wenn er den Angeredeten mit den Worten zu täuschen sucht: si vous ne l'avez point, pretez-le moi; si vous l'avez, ne me le pretez pas. Die Lösung ist: lavez und un battoir k battre le linge 5 ). Am auffälligsten findet sich dies Spiel in der arabischen Poesie des Hariri. In der 26. Makame (hei Rückert) heisst eine der Gesetzesfragen mit der Antwort: Darf ich meine Ammer würgen? Du darfst nicht deine Amm' erwürgen.

Am meisten benutzten die Sophisten die Homonymie» d. h. die Mehrdeutigkeit desselben Wortes, so bewiesen sie,

•) Arietophan. Nub. v. 1273: rl dqra Xtjgete eifo/rep an' oVov xaxansctS^; Was schwatzest du wie Einer, der vom Esel fiel? Die Worte bekommen aber infolge der Betouung den Sinn: Was schwatzest da wie Einer, der den Verstand verlor? vgl. Bauck de proverbiis aliisqne locut. ex um vitae communis petitis apud Aristoph. com. dies, inaug. Regim. Fr. 1880 S. 23.

») Enstath. tu llias T 42 p. 1170,37 ff.

8 ) Wie überall, so gab es auch in Rom Leute, welche am Obscönen ihre rechte Freude hatten und selbst die unschuldigsten Dichterworte tu unflätigen Äusserungen benutzten: Quintil. VIII 3,44—45. 47. Volkmann, Rhetorik der Gr. uud Römer 8. 437. 341 f.

«) Quintil. VII 9,4.

*) II. Khlcrs afriypa et wtyof diss. inaug. Bonnae 1867 8. 12.

dam der Hund (xtov) etwas Achtbares im Hause sei, indem sie sich auf ein altes Sprichwort beriefen: es ist das Ärgste, was man von jemand sagen kann: r er hat keinen Nagel (xöo>v) im Hause! 441 ) Der Sophist benutzte hier also bei seinem Kunstgriff die zweifache Bedeutung des Wor tesxwov, das „Hund", aber auch „Nagel" bedeutet Diesen Kunstgriff machte sich der Griphos der späteren Zeit gern zu nutze, aber das Urbild desselben reicht in die älteste Zeit der griechischen Sagenpoesie hinauf. Odysseus überlistet den arglistigen Cyklopen, indem er ihm ein Trinkgefass mit Wein reicht, das er dreimal füllt Um sich erkenntlich zu zeigen, fragt ihn Polyphem nach seinem Namen. Odysseus antwortet:

Outtc Ejicrf' Övojia. Outtv )e |is xtxX^axouatv |iT|Xr^ rfik rccrrijp rfi 1 äXXot rcavteQ etalpoi 8 ). Niemand ist mein Name, denn Niemand nennen mich Alle, Vater und Mutter daheim und sonst auch alle Gefährten. Der ungeschlachte Riese ist überlistet, in seinem thörichten und grausamen Sinne antwortet er:

Ouxtv efd> zojiatov dta|iat jiexd cfc etapotatv, toi; V ttXXoo; rpoofhv * to W tot Sfitvfyov eatat. Niemand ess* ich zuletzt nach allen seinen Gefährten, Doch die andern zuvor, das sei die gastliche Gabe. Als er dann geblendet ist und in seinem grässlichen Schmerze schreit, dass es die kluftenreiche Insel durchdröhnt, kommen die andern Cyklopen herbei und fragen ihn, warum er so schrecklich schreie, und ob ihn einer der Sterblichen mit List oder Gewalt töten wolle. Er aber antwortet: „Niemand hat mich mit Arglist töten wollen und nicht mit Gewalt ! u Da lassen ihn die andern allein, indem sie ihm zurufen: „Hat keiner Gewalt an dir verübt — eine schwere Krankheit vom

i) Arist Rhct. II 24 (p. 1401* 19).

') Odyss. 9, 365 ff. vgl. Eustath. 1634, 2. Auch Euripides macht im Cyclops y. 549 von dieser List des Odysseus Gebrauch. Tgl. ▼. 535. Penelope heisst später suweilen einfach die Gemahlin des oJnc. In dem Gedichte syrlnx Theocriti (Anthol. Palat. XV 21) wird sie sogar ovfayk tv»6m<Mt statt oifrwof, *<)Ji>oaia>f genannt.

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grossen Zeus kann man nicht abwehren, aber bete du ra deinem Vater, dem Herrscher Poseidon." So lautete dieser uralte Griphos in den Gesingen Homers. Die Sage vom einäugigen Gyklopen war nicht nur im alten Griechenland bekannt, sondern auch in Persien und in der Tartarei heimisch, „noch heute wird sie in weit abliegenden Ländern erzählt, bei den Serbiern wie bei den Rumänen, in Siebenburgen, bei den Ehsten, Finnen, in den norwegischen Bergen, auch in Deutschland". 1 )

Selbst für den Griphos, der in der listigen Namengebung liegt, finden sich zahlreiche Beispiele in mancherlei Sprachen. Ein Härchen aus Ehstland erzählt:

Ein Riegenkerl, d. h. ein Knecht, welcher über Scheune und Getreide die Aufsicht hat, sass einmal und goss Knöpfe, da kam der Teufel gegangen, grösste und fragte: „was machst du da?" „ich giesse Augen." „Augen? kannst du mir auch neue giessen?" „o ja, doch jetzt sind mir weiter keine zur Hand*. Den andern Tag kam der Teufel, um sich die Augen giessen zu lassen. Der Riegenkerl sagte: „willst du grosse oder kleine? 11 „recht grosse". Der Teufel muss sich dann auf einer Bank mit

! ) Wilhelm Grimm, die Sage vom Polyphem 8.1. Grimm sacht gerade an diesem Beispiele nachtuweisen, dass zahlreiche Sagen als gemeinsames Erbgut mit den Völkern hinauswanderten in alle Welt, dann verschwanden und erst nach Jahrhunderten wieder auftauchten, gefärbt nach dem Boden, auf welchem sie Wurzel schlugen. Auch wer andrer Meinung ist, liest die Worte Grimms nicht ohne Belehruug und ohue Dank für dieses reiche Gemüt und dieses sinuige und doch so tiefblickende Auge: „Sie (die Sage vom Polyphem) scheint mir vor andern geeignet ein Beispiel von der Verbreitung und Fortdauer dichterischer Überlieferung su geben und die Vergleichuug der verschiedenen Auffassungen einen tiefern BUck in die Natur und Eigentümlichkeit derselben zu gewahren. Die Sage verhüllt schon da, wo sie zuerst hervortritt, ihren Ursprung und läsat eine frühere Gestaltung ahnen: sie bricht in fernen Himmelsstrichen hervor, geht durch Jahrhunderte hin, verschwindet und taucht in ungeminderter Kraft wieder auf. Abhängig von dem Boden, in welchem sie Wurzel geschlagen hat, wandelt sie Farbe und Gestalt, dehnt sich aus oder sieht sich lusammen: immer aber leuchtet bei diesen Umwandlungen die gemeinsame Grundlage durch. 11 vgl. dasu G. Meyer, Essays und Studien zur Sprachgeschichte uud Volkskunde Berlin 1885 S. 218 fl.

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starken Stricken festbinden lassen; als er festgebunden war, fragte er: „welchen Namen hast du?" »ksi (Selbst) ist mein Name." „Das ist ein guter Name, keinen bessern kenne ich tf . Das Blei ist gegossen, der Teufel sperrt die Augen weit auf. „Jetzt giess ich", sprach der Riegenkerl und goss dem Teufel das heisse Blei in die Augen. Auf sprang der Teufel mit der Bank am Rücken und lief davon. Im Felde pflügten Leute, bei denen er vorüberlief. Sie fragten: „Wer that dir das?" Der Teufel antwortete: „issi teggi (Selbst that's)". Da lachten die Leute und sprachen: „selbst gethan, selbst habe*. Der Teufel starb an seinen neuen Augen, und seitdem sah man keinen Teufel mehr 1 ).

Ein französisches Märchen erzählt:

„In Anjou kam eine Fee alle Tage in eine Hütte und nahm das neugeborene Kind der Bewohnerin auf ihren Arm, um es umherzutragen und zu liebkosen. Die Mutter war eifersüchtig darauf und erzählte die Sache ihrem Manne. Dieser versprach ihr, die Fee zu vertreiben. Eines Tages fand die Fee statt der Mutter einen Mann im Zimmer. „Wer bist, du?" fragte sie ihn. «Ich heisse Niemand 4 , antwortete der Mann. Als die Fee am Abend durch den Kamin entschwinden wollte, warf ihr der Mann glühende Kohlen an die Füsse. Die verbrannte Fee stiess Schmerzensschreie aus; als aber ihre Schwestern sie fragten, wer ihr dergleichen angethan habe, antwortete sie: „Niemand* und wurde darüber weidlich ausgelacht". 2 )

Auch in deutschen Märchen kommt dieselbe List vielfach vor. In einer Erzählung aus dem Vorarlberg nennt ein Holz-

l ) Willi. Grimm, die Sage von Polyphem, 1857 8.16 ff. vgl. ein Marcheu ans der Bukowina (Staufer, Zeitschr. für deutsche Mythologie II 210). vgl. Ad. Kuhn in Haupt'8 Zeitschr. t deutsches Altert (1S44) IV 2, 393. Nach G. C. Holland de Polyphemo et Galatea, diss. inaug. Lipsiae 1884 S. 144 Anm. 3 sind die ähnlichen bei andern Völkern vorkommenden Sagen neuerdings Eusammougvstellt von Kr. Nyrop: Sagnet om Odysseua og Polyphem, Kobeuhavn 1881.

*) G. Meyer, Essais und Studien sur Sprachgesch. und Volkskunde, Berlin 1885 S. 172 nach Sebillot coutesdes provinces de France, Paris 1884.

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haner dem Waldgeist ab «einen Namen »Selb*. Der Waldgeist wird überlistet und ruft: „Selb hat es gethan." Derselbe Volksschere findet sieh in einem mirkisehen Märchen. In einem hessisehen Märchen giebt sich der Entführer einer Königstochter den Namen Vorgestern, Gestern und Heute, und die erschrockene Mutter ruft: „Gestern hat sie geraubt". 1 ) Noch heute erfreut sich das deutsche Volk an Rätseln, die auf demselben Schere beruhen. Ein solches lautet: Ein Prediger ging aus und wollte drei Arbeiter dingen; swei sollten dreschen und einer Häckerling schneiden. Als er nun nach Hause kam, sagte er vergnügt su seiner Frau: „morgen kann't Döschen unn Hackelssniden denn nu losgan". „Na hest du Lud fundn? u fragte die Frau. „Ja", sagte er, „ik un du schöllt döschen un nflms schall Hackeis snidn." Das sagte der Pastor in vollem Ernst, wie ist das zu verstehen? Die beiden Drescher heissen Ik und Du und der dritte Arbeiter Nüms*). Der Sinn für diese Art von Neckrätseln, die auf der Mehrdeutigkeit desselben Wortes beruhen, scheint am meisten bei den Arabern ausgebildet su sein, wie die 26. Makame des Hariri bezeugt

Vermittelst der Prosodie (Accent und Spiritus) Hessen sich beim mundlichen Disputieren nur schwer Täuschungen herbeiführen. Da falsche Betonung leicht Entstellung des Sinnes und Hissverständnisse hervorrufen kann, so war es naturgemiss, dass die Griechen, zumal die Athener, schon früh auf richtige Betonung hielten. In seiner Rede über den Kranz klagte De-mosthenes den Äschines als einen feilen Mietling Philipp's an und fragte die Zuhörer: „Scheint euch, Athener, Aschines ein |i(oftu>Toc?" indem er |uofa>xoc auf der drittletzten Silbe betonte. Da schrie das ganze Volk, um den falschen Ton zu berichtigen, wie aus einem Munde jitofrtoxd;! Demosthenes aber nahm diesen Zuruf als Bejahung seiner Frage auf, dass nämlich Äschines wirklich

■) J. Grimm, die Sage von Polyphem 8. 24. Eine gauM Reihe von verwandten Zügen in Deutschland weist W. Hannhardt nach in der ZeiUchr. (Ür deutsche Mythologie von Wolf und Mannhardt IV (1859) 8. SS—101.

*) vgl. Bimrock das deutsche Rätselbuch 8. Aufl. 8. 173. vgl. 86.159. Ehlers atnypa et wtyof, diss. inang. Bonn 1867. 8. 16.

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ein Mietling Philipp's sei. 1 ) Damm können wir Aristoteles verstehen, wenn er sagt: „von der Prosodie hergenommen, giebt es nicht leicht Sophismen weder im schriftlichen noch im mündlichen Gebrauch der Sprache"*). Am leichtesten war es noch mit gesetzlichen Bestimmungen, die in Unzialbuchstaben niedergeschrieben waren, Täuschungen herbeizuführen. Auch in dieser Richtung hat der Griphos wahrscheinlich von den Sophisten gelernt Ein beliebter Schere war folgender. Das Gesetz bestimmt: rcaipct ypuoia et fopoiij AHMOEIA eorco. Eine Hetäre wird dabei ertappt, wie sie Golddraht als Putz trägt und meint nun, nur der Schmuck sei Staatseigentum (preiszugeben), sie liest also in dem Gesetze das Wort Srjioota als Proparoxytonon und bezieht es daher auf xpooio, die Andern aber sagen, nicht der Schmuck, sondern sie selbst sei nun Staatseigentum (preiszugeben), jene lesen also das Wort als Paroxytonon ir^oata 8 ).

Wie Aristoteles bezeugt, beachteten die Griechen beim Sprechen auch den Hauch (Spiritus) genau, er sagt ausdrücklich, dass man opoc der Berg und ©poc die Grenze kaum verwechseln könne, geschrieben seien beide zwar dasselbe Wort, da sie aus denselben und ebenso vielen Buchstaben bestehen, aber auch da setze man noch das Nebenzeichen hinzu, gesprochen seien beide Worte ganz verschieden 4 ). Dass die Sophisten trotzdem durch undeutliches Sprechen des Spiritus den Gefragten täuschten, zeigt der Syllogismus: dpa ?' earl xo ot> xorcaXüstQ otxta; vat * ou-xoüv to oi xaxaXuetQ tot» xcrtaXustQ dxdcpaotQ; vat* etprjOaQ V elvat xo ou xataXuetQ otxiav* tj otxia dpa dxrfcpaotQ» 1 )

! ) So erzählt Ulpian in seinem Kommentar tu Demosthenes pro Corona (Gr&fenhan Gesch. der Philologie im klass. Altert I § 22 S. 104).

*) Ariatot soph. elench. eap. 21. vgl. cap. 4 and 20. Fr. Blase, aber die Aussprache des Griechischen, 2. Aufl. 1S82 § 25 S. 77-80. 106. 107.

•) Hermogenes mgl rwy ciactta* II 15 (Spengel II 141) vgl.Hermogenes XII 62. 63 (Spengel II 173). Theo Progymn. 255 (Spengel II 129): *<?<*-*<w<i /pve/a fitj <poQtir*> t $1 &k fjuj JHM01JA imto.

4 ) Aristot toph. elench. cap. 20 (p. 177 b 3).

*) Aristot. soph. elench. cap. 21 (p. 177*37).

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Es ist wohl möglich, das* mancher Griphos diese Spielerei nachahmte, ebenso wie den häufig benutzten Kunstgriff der Sophisten, welcher auf der Amphibolie d. h. auf der Zweideutigkeit der Konstruktion des ganzen Satzes beruhte.

Zuweilen ist der Griphos in der Antwort zu suchen, welche auf eine Frage gegeben wird, die oft selber neckend, zuweilen völlig unbefangen ist Eine Antwort wird zum Griphos durch ein auffälliges Wortspiel oder irgend eine Überraschende Wendung, welche den Fragenden, der sich dessen nicht versah, wie mit einem Netze umstrickt Der Redende fasst die Frage entweder mit Absicht falsch auf und nützt irgend eine Blosse, die der Andere sich gegeben hat, zu seinem Vorteil aus oder er hat die Frage wirklich misverstanden und legt in seine Antwort, ohne es zu wollen und zu wissen, einen Witz, eine überraschende Wendung 1 ) hinein, die unerwartet kommt und darum Heiterkeit erweckt Das Muster eines solchen Griphos wird von Domonax von Cypern, einem Zeitgenossen des Kaisers Hadrian, erzählt Dieser Philosoph war ein Anhänger der stoischen, dem Gynis-mus verwandten Richtung und genoss unter seinen Zeitgenossen ein hohes Ansehen. Sein Freund Lucian aus Samosata, der seinem Andenken eine besondere Schrift gewidmet hat, erzählt von ihm: Auch auf Vexierfragen (at dxopot xu>v epuynfjoecov) hatto er stets die treffendsten Antworten bereit Einmal fragte ihn jemand, um ihn zu necken: et ytkiaz jivd; £uXu>v xauoatjit, & Arj|i<t>va£, xooat jivat dv xenevoü ^votvto; wenn ich tausend Pfund Holz verbrenne, wieviel Pfund Rauch kommen heraus? oxijoov, e<p7), rJjv oicoidv, xat xo Xontov icdv xaicvdQ eoxi wäge die Asche, versetzte er, und das Übrige ist Rauch gewesen! 1 ).

i) Theodorns hatte dafür den Ausdruck «<w<f (Aristot Rhet III 11). Sonst nicht bekannt ist, was Demetrins n*Ql iQwttas 153 (Spengel III 296) sagt: 4 <K toiaütii ayaxoXov&la naXettat yptyof, dtartf i na(fd StlipQQH ^ropctW BovXlag * ovökv yety ax6\ov$i>» «d?«7 Xiyti • Hat naqd M$vMw ik 6 itQ6Xoyof -oje AftoffqWac.

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Einst machte sich Chfcrephon aus Athen, ein Spötter und dreister Mensch, Aber das Treiben des Gorgias von Leontini lastig and sagte: M tl, & 1*007(0, ot x6a|ioc tJjv jtiv ^arcipa fuo&ot, xo to x&o oi <pooa>otv; warum, Gorgias, blasen die Bohnen den Bauch auf, das Feuer aber nicht? Dieser liess sich jedoch durch die Frage nicht in Verlegenheit bringen and antwortete: tocm |uv oot xataXtfacoi oxoicciv, qa> V txeivo KdXat oT&a, in ij ft toic vdpfrrjxac e*t toic totoitotx; <puet dies überlasse ich dir tu untersuchen; aber das weiss ich längst, dass die Erde für solche Leute Stocke wachsen l&sst! 1 ) Der Spötter ist durch diese Worte wie in einem Netze gefangen; er selber muss nun statt des Gegners zusehen, wie er die Maschen löst, ob Gorgias gemeint hat „für solche Menschen, wie Du einer bist, wachsen Stöcke, um sie zu züchtigen" oder: „für solche Menschen, die das Feuer anblasen, wachsen Rohrstengel zu Blas röhren*.

Dieselbe Frage erscheint in der Komödie „Trochilos" des Dichters Heniochos:

A. xat *pcfy|id i' ^ptita jie JuTCpdTeXov *avt>, tgov xc xoXXdc tppovtftcnv Sie^oJoüC.

B. \bf aixet, xai fdp oix dfdXotov tot' foa>c A. ervoe xüd|itvov Sidti rrjv juv -jaorcoa

foaq^ to 8i xup o5; B. ydp 18 * ole 717*00x1x01 to xpd^|ia tot* üatiatuvoc. a* V <W *ote x£pi toüc xüdjiouc eofr* OOTOQ o aoeptor^c*). Solcher Art war ein Scherz der Hetäre Mania gegenüber jenem reichen Manne, der für einen Überläufer galt und in Athen eine Zeit lang Wohnung genommen hatte. Der Dichter Machon erzählt:

deutschet Rätsel (hei Simroek, das deutsche Rätseih. 8. Aufl. 8.60) lautet: Hier und dar on allerwegen: Kannst mi dar wull'u Pund ran wägen, Will ich di Lübeck un Hamborg gäwen. •) Philostrat. rit soph. I p. 483 (prooem. 6). i) Athen. IX p. 408* *• Bothe (Paetarum Comic Gr. fragin. Paris 1885 bei Didot 8. 601) wollte merkwürdig genug v. 4 und ä schreiben:

hvoc Mvdfuyoy #ul ?i jg pkv ycmiqi

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jurd xnta V «k dori)Xdi wiXtv ^ Movlc,

täv aurdfioXov facanett, fStyaoidv t* ifi|

aütiv f«T ov * VCtt xpooßoXfjj; oSoijq xox*.

£ W atpcracinjc uro tt Wj oxoBponedaac

chctet|itjn tafafp* otaXncoöoa V tj rcaipa,

(iißtv *apd träte, fijot, Xmcoft, tptXtarr

oö ^dp ou «petrjtuv dicißaXtQ tJjv doicfta

jid tJjv 'Afpotfajv, dXX' & oot ^p^oac Kett 1 )« Bin ander Mal, als Mania wieder zu ihm kam, Zog sie den Überläufer durch und warf ihm vor, Dass er den Schild bei einem Strausse von sieh warf« Der Kriegsmann aber schaut darob gar finster drein Und sehickt sie fort; doch jene lenkte eiligst ein Und sprach zu ihm: „Das darf dich gar nicht krlnken, Freund, Nicht du verlorst, bei Aphrodite! deinen Schild Beim Fliehen, sondern der ihn dir luvor gelieh'nl* Manche unter den Hetären besassen eine seltene Schlagfertigkeit, auch Dichter und Philosophen haben.ihren beissenden Witz gekostet, wie derselbe Dichter Machon erzählt:

ftpoc rJjv rWfratvav AhptXoQ xXrjfteic toxi

txi istavov, o>c Xrfouot, tote dtp potatotc,

xi|ia)|ievoc (idXioxa ta>v epcnpivcDv,

icapijv t^tuv I60 5pa, ftdota Tittapa,

jiopov, ottcpdvouc, tpa^|iat\ epupov, tatvtao,

o^v, jidfetpov, td jisxd taut', aiXtjTpiia,

xai t&v epaot&v ooptaxoo ttvoc 5<vou

Xf|dnQ fr* 61c' autfjC sxtev&c d^aftcuiiivoo 1 )

xi|i<|>avtoc aitTQ ^idva oaftip)i]v fr* Iva,

aiapvojjivY) td J6>pa |i^ xi; xata|idihQ,

<püXarco|iivTj tt icoXi (LdXtoxa Alf tXov,

|i>j &j> 5txr 4 v |ietd tauta xa>|itptoo|Uvi],

0 Athen. XIII p. 579« Tgl. Meineke aoal. crit. ad. Alk &171.

•) Überliefert ist bj*n *> M wrft ixwäc äyantlpmmc ud iwar eil ▼ierter Yen hinter den Worten npeS/tt** pdJUei« rö* rf euy ilw i » . Die Umstellung der Verse ist ton Fr. Jakobs durchgeführt

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xi |uv Tapcgoc tta toyiow; dxofipttv icpic touc oicovttjttv o|ioXofot>pLdvooc 4X&v, rJjv ^tova Vtlc xov axpatov evattoat Xddpf * tu? xattt x' tirfta? t^xiav^ 1 Joov Wxa xodftoüQ Tpooevrpcetv A«p(Xtp xoti^ptov. 6icepr 4 UcoQ oi Trjv xuXtx' exwtov &pva> xat tö icapö$o£ov xataicXeqetQ 6 AfcptXoc, vf 4 r>jv \\frr 4 vdv xoi fteouQ ^oypdv j\ fcpij, rvttftatv 1 e^stQ tov Xdxxov OjioXofQOjjivü*. {) V etas, ttov ocov JpajidKov fdp ext|itX&Q et; autov del touq icpoXd^otiQ EjißdXXojiev 1 ),

Einst lad Gnathftna, wie man sagt, den Diphilus

Zum Mablo ein beim Fest der Aphrodisicn;

Vor allen, die sie liebten, ehrte sie ihn hoch.

Zwei Flaschen Chier bracht* er mit, und Thasier vier,

Und Kränze, Blinder, Salben, Naschwerk, dazu Fisch,

Ein Böckchen, ferner Koch und Flötenspielerin.

Zu ihren Schwärmern zählt ein Mann vom Syrerland

Von ihr geheim mit ganzer Leidenschaft geliebt.

Der schickt' ihr Schnee und von Saperden nur ein Stück 1 ),

Sie hätte sich geschämt, wenn man die Gaben sah; ;

Vor allen andern scheute sie den Diphilus, i

Aus Furcht, dass er sie auf der Buhne züchtige. *

Drum liess sie den gesalzenen Fisch in aller Eil'

Den Gästen bringen, denen Salz zu fehlen schien,

Den Schnee dagegen heimlich schütten in den Wein.

Der Sklave bringt dem Diphilus auf ihren Wink

Ein Trinkgcfiiss mit zehn Gemässen Wein gefüllt.

Der trinkt den Becher hocherfreut und jählings leer.

Doch etwas fallt ihm auf, erstaunt sagt er zu ihr:

») Athen. XIII p. 579* *- 2S0*

*) Die Saperde {sani^t) war der poetische Name eiues angetslMnen Fisches, wahrscheinlich einer Herings- oder Sardellenart, der (Hieb *oQ«Mlvoe hiesB. Übersetzt ist der Überlieferang gemäss cankqdip ♦* «V« Dar eine einzige Saperde, Meineke wollte cctniQdtjy & Spa lesen«

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»Bei allen Göttern I ja, das muaa man eingesteht, Du hast, Gnathlna, einen frostig-kühlen Born!" „Natürlich!* sagte sie, „wir werfen ja bedacht Von deinen Dramen die Prologe stets hinein! 11 Als Diphilus einst bei einem musischen Wettkampfe glück gehabt hatte und hinausgeworfen wurde, ging er aar Gnathlna, um dort seinen Schmers au vergessen. Als er dieselbe aufforderte, ihm die Füsse au waschen, sagte sie: ti fty, oox fa jiivoc f|X«tc; Wie? ich denke, du bist schon begossen! 1 ) Als einst bei einem Trinkgelage ein Gast unerträglich viel schwätzte und jedem erzählte, dass er aus dem Hellespont komme, nahm Gnathäna das Wort und fragte ihn: „Sagtest du nicht, dass du aus dem Hellespont kommst?* Er bejahte es, und sie fragte weiter: „wie kommt es denn, dass du die Hauptstadt jenes Landstrichs nicht kennst?" „Welche?" fragte er. „Sigeum", antwortete sie und brachte durch dies eine Wort den Mann zum Schweigen 3 ). Auch von der Phryne erzählte man einen ähnlichen Scherz: Ein Geizhals, der sie umschwärmte, sagte tu ihr entzückt: „Du gleichst der Aphrodite des Praxiteles (*A<ppo-iiotov e! npc&t&ouQ)!" „Und du tf , antwortet Phryne, „dem Eros des Pheidias (oi V "Epu* fetKou) 4 ').

Hierher gehören zahlreiche Witze des Stratonikus. In seinem Musiksaale, in welchem er seine Schüler im Zitherspiele unterrichtete, hatte er als richtiger Jünger Apollo's ein Standbild seines Herrn und Meisters Apollo und ausserdem die Standbilder der sieben Musen. Er hatte gerade nur zwei Schüler, als ihn jemand nach der Zahl derselben fragte. Da antwortete er kurz

») Athen. XIII p. 683* Sie denkt dabei an die Ableitung des Wortes VWlfoc von «tytt aufheben, hinauswerfen, während der Dichter eine Form von Agfair bespreugen, begieisen erwarten musite.

•) Aelian var. bist. XII 13. Athon. XIII p. 584«. Qnath&na bat also die Ableitung von ctyäy im Sinne nnd versteht nnter Xlyu*» soviel wie „die Stadt des Schweigens, Sehweigestadt."

*) Athen. XIII p. 586'« Sie denkt natürlich bei dem Namen des Kftnstlera an die Ableitung von qxltitttui „sparen, knickern 14 und spielt so auf den Geis ihres Anbeters an.

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gefasst: „Mit den Göttern twölf (ob xrfc dtric Wfcxa)! 441 ). Das Netsartige in dieser Antwort beruht auf der Zweideutigkeit des Ausdruckes ouv vh foric, welcher bedeuten kann »mit Hülfe der Götter und „die Götter eingeschlossen*. Ein andermal fragt man ihn, welche Fahrzeuge auf dem Heere sicherer seien, die langgestreckten oder die mehr kurz gebauten, er aber täuscht die Erwartung des Fragenden und sagt: „Die ans Land gezogenen Schiffe!"') Ähnlich klingt ein Neckr&tsel im Deutschen: wo ist man im Schiffe am sichersten? Antwort: wo es ans Land gezogen wird! 8 )

Kein anderes Volk hatte an allen diesen Scherzen grössere Freude, als das griechische, und keines unter den Griechen selbst als die Athener. Der Ursprung dieser Richtung ist in der kurzen schlagfertigen Redeweise des dorischen Stammes zu suchen, aber bei den Athenern allein fiel dieses Erbteil auf den rechten Boden und sollte hier neben Hässlichem auch manche schöne Blüte treiben. Der gesellige Trieb war in Athen wie nirgeud sonst verbreitet, man kam auf dem Markte, in den Strassen, in den Hallen, in den Gymnasien, Palästren, in den Werkstätten, Badeanstalten, auch in den Barbierstuben zusammen und tauschte seine Gedanken in lebhaftem Verkehre aus 4 ), Ernst und Scherz fanden ihr Recht, doch die Neigung zum Scherz Überwog, der oft harmlos war, oft vernichtenden Hohn verbarg, immer aber witzig war. Dazu kam ein eigentümlicher Hang zur Neugierde, die auf Alles achtete, was in der Stadt und sonstwo geschah und schnell wusste der angeborene Witz jedem Gegenstände den neckischen Zug abzulauschen*). Diese Sucht nach Neuem liegt tief in dem beweglichen Wesen der Griechen, sagt doch schon der junge Yelemach:

•) Athen. VIII. p. 348* vgl Diog. Lacrt VI 2,69. Mullach fragm. PhiloB. Oraee. II p. 322, 49. >) Athen VIII. p. 350*».

a ) Simrock, das deutsche Rataelb. 3. Aufl. 8. 133. ') Lyeias de invalido 20. *) In der Apostelgeschichte lesen wir noch XVII 21: UtyyoZoi ö*t

««ottei* xaiyÜTtQor (rfatofo»'?).

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tJjv fif dotWjv ftdXlov timXttooe' *v*p«Mcot, ^ HC cbcoodvttMt vtwxdnj djuptxIXTjT« 1 ). Jenen Gesang erhebet das Lob der Menschen am meisten, Welcher dem Ohre der Hörer als neueste Weise ertönet Die Gleichgesinnten fanden sich naturgemäss bald zu kleineren oder grösseren Kreisen und Vereinen zusammen. Zar Zeit Philipps von Macedonicn und Alexanders gab es in Athen eine ganze Gesellschaft von Witzbolden, deren Zahl auf 60 angegeben wird; sie tagten in einem Klubhause und heckten hier ihre Scherze aus, und wenn zu jener Zeit ein witziges Wort in Umlauf kam und man fragte, woher der Witz denn stamme, so hiess es einfach, der kommt von „den sechzig her" (ot i^xovta etaov). Philipp übersandte ihnen ein ganzes Talent mit der Aufforderung, ihre Spässe aufzuzeichnen und ihm zu schicken 9 ). Schon in früher Zeit gab es eine ganze Klasse von Menschen, welche durch solche Spässe sich ihr Brod erwarben. Das Urbild dieser Leute ist der Spassmacher (YeXarcoKOKfc) Philippus im Gastmahl des Xenophon. Während des Gelages sieht er mit Schrecken, dass keiner der Gastgenossen lacht, und klagt bitterlich darüber, dass die Menschen so ernst geworden seien, dass sie das Lachen verlernt haben 8 ). Seine Scherze selbst werden uns nicht mitgeteilt, doch aus der Art, wie der Spassmacher ungebeten bei dem Gastgeber Kallius Einlass begehrt, können wir ersehen, dass manche seiner Witze auf einem einfachen Wortspiele beruhten. Er klopft nämlich an die Thür und heisst den Thürhüter melden, wer er sei und warum er Einlass begehre; er fügt hinzu, das8 er alles Nötige bei sich habe, um auf fremde Kosten zu speisen, und auch sein Junge fühle sich gedrückt von seiner Last, weil er nichts zu tragen und noch nicht

«) Odyss. 1, 351 f.

3 ) Athen. XIV p. 614* * vgl. über die Gesellschaft der Kaxotcupo-viarat, EixaStaxal und UMQwptttu Grasberger Stichnamen S. 29 f. 49. Erziehung und Unterricht im klaes. Altertum III 405. 406,4. 436. 409, 2. 410, Tgl. Hermann griech. Privataltertümer § 54,21. gottesd. Altertümer | 62,23.

*) Xenoph. conviv. cap. 1. Athen. XIV p. 614«* d vgl Grafenhao I §28 8. 128.

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gefrühstückt habe (xat tov mala U £<prj xdvo ntCsofai tod tt to tpipetv jitjScv xm 8td xi dvdpmov eTvatJ. Der Witz solcher Leute sprudelte gewiss nicht immer aus frischer Quelle und eigenem Besitz, wir hören sogar, dass später Bücher bei ihren Scherzen aushelfen mussten 1 ). Diese Spassmacher sogen oft als fahrende Leute 9 ) umher und belustigen die Menge mit ihren Schwänken und rätselartigen Aufgaben, die man Griphen nannte. Berühmt war unter ihnen Pantaleon, ebenso wie Kephisodorus 8 ), welcher der griechische Till Eulenspiegel ist Der Komiker Dionysius aus Sinope erzählt von ihm, wenn er einen Hügel ersteigen musste, sei er stets hinaufgelaufen, wenn er hinabstieg, habe er sich auf seinen Stab gestützt 4 ). Grossen Ruhm erntete bei Griechen und Römern der Gaukler Matreas aus Alexandrien. Von ihm erzählt Athenäus, er habe unter den Rätseln, die er auf seinen Fahrten vorlas, eine so schwierige Aufgabe gestellt, dass man bis zu seiner (des Athenäus) Zeit nach der Lösung suchte. Er sagte nämlich, er nähre ein Geseilt pf, das sich selber verzehre (oq eXefe xai {tojptov xpscpetv, o auto eauto xax-eofKst, (oq xai Cr 4 Teioftat |ir/pt vüv to MatpiQu {bjptov xi eanv) 5 ). Nach der Auffassung des Eustathius verstand der Gaukler unter diesem Geschöpf irgend eine Leidenschaft, vielleicht auch den

») l'lautus Peroa 111 1,67 (392).

Ubroram eccillum ego habeo plenum soracum. si hoo adcurusöls lej>ido, quol rei operam damus, dahuutur dotis. tibi iudo sesceutl logei. vgl. IMtutue Stich. Hl 2,1. Athen. XIV p. 614«* Hormauu grieoh. Privataltert 1 Aufl. 1370 § 54, 22. Borgk griech. Lltoraturgesch. I 360.

*) Daher auch oft nXdyot genannt „fahrende Leute 14 et Gell. XVI 7,10. Athen. I p. 19** Hermann griech. Privataltert. § 54, 21.

») Athen. XIV p. 615* <- 616». *.

«) Athen. XIV p. 615* '•

*) Athen. I p. 19 d - Sollte in den Worten, die von Athenäus überliefert sind, ein Fehler verborgen sein? In einem neugriechischen Maronen heisst ein Ratsei: „Welches ist das Ding, das, was es erzeugt, verzehrt? Es erzeugt seine Kinder und verzehrt sie wieder." Antwort: das Meer; dieses verzehrt seine eigenen Kinder, denn aus dem Meere entstehen die Flüsse und ins Meer fallen sie zurück. B. Schmidt, griech. Märchen, Sagen und Volkslieder, Leipzig 1877. S. 143 f.

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Neid oder die Trauer oder irgend einen anderen Begriff, mit dem jedenfalls eine komische Vorstellung verbunden sein musste, oder. auch den Polypen, der sich selbst verzehre 1 ). Matreas 10g in den Städten umher wie die anderen Gaukler und las der Menge seine Sp&sse vor. Manche seiner Fragen kleidete er parodierend in die Form, welche Aristoteles in seinen Proble-mata wählte d. h. in den Fragen, welche sich auf zahlreiche Gebiete des Wissens, besonders aber auf naturwissenschaftliche Untersuchungen bezogen. Wie bei Aristoteles die Fragen meist mit den Worten %d -et beginnen, so leitete auch jener Gaukler seine Fragen mit denselben Worten ein, z B. M xi 6 ijXios )6vst |Uv xoXüjtß<f V oi; oder 8id ti ol oicopfot oujimvouoi |iev oufxu>frü>vi-Covxai V oo; warum trinken die Schwämme ohne mitzuzechen? oder xd xexpdipayjia xataXXdtxrcat jiev öp^Cet« V oü das Vierdrachmen* stück gleicht sich aus, ohne zu zürnen 2 ). Alle diese Scherze beruhen auf einem sachlichen Wortspiel, denn Jovco heisst untergehen, hier offenbar „zu Bette gehen", irivstv brauchte man vom Trinken der Schwämme wie der Menschen, xataXXdrceo&ai sagte man von einem Menschen, dessen Zorn verraucht ist und der sich wieder mit dem Gegner versöhnt, aber auch vom Umwechseln der Geldstücke. Dieses Spiel ist nicht tiefer Natur, aber es hat etwas von dem eigentümlichen Wesen dos Griphos; für die schwerfällige Monge, namentlich in kleineren Provinzialst&dten, bildeten diese Fragen doch in gewissem Sinne Aufgaben, die wie ein Netz den Hörer umstrickten. Ähnlich werden die Griphen dos Aristonymos gowoson sein, dor sich sonst noch durch sein Zitherspiel Ruhm erwarb und des Kleon mit dem Boinamen Mimaulos, vielleicht auch des Ischomachos, Dromeas von Kos und anderer 8 ). Solche Schnurren und Scherze, welche ausdrücklich Griphen genannt werden, waren z. B. folgender Art 4 ): Ein Bauer hatte sich voll gegessen und befand sich in übler Verfassung; als der Arzt ihn fragte, ob er zum Erbrechen

i) Euetath. Odyis. «, 84 p. 1882,4a ») Athen. I p. 19* ») Athen. X p. 452* '* «) Athou. X p. 453*.

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gegessen bitte (jdj tu; tjtrcov ttoxwptv), sagte er: „Neinl aber tum Magen (dXX'ife «rijv xoOdav)!" Ferner: Eine Bettelfrau litt an Leibschmerzen und als der Arzt sie fragte |ri] tv faoTpt fya, antwortete sie: „Wie wftre das möglich, da ich schon seit drei Tagen nichts gegessen habe?" Harmloser ist ein Schere, den Strabo erzählt: In der Stadt Jasus, die an der karischen Küste liegt und reichen Fischfang, sonst wenig Erwerb bietet, liess sich einst ein Zitherspieler hören, dem Alle eine Zeit lang zuhorchten. Als aber die Glocke auf den Fischmarkt rief» verlicsscn sie ihn ausser Einem, der nicht gut hörte. Zu diesem ging der Zitherspieler und sagte: ich danke dir herzlich, mein Freund, für deine Achtung gegen mich und für deine Liebe zur Musik; denn die andern sind alle fortgelaufen, als sie die Glocke hörten; dieser erwiderte: „was sagst du? Die Glocke liat schon geläutet?" Da stand auch er auf und eilte fort 1 ). Auch die Griechen hatten ihre Lalenburger. Von den Bewohnern der Stadt Kymo bei Larissa erzählte man, sie hätten erst 300 Jahre nach Gründung der Stadt Zölle auf den Hafen gelegt und sich also dieso lange Zeit die schöne Einnahme entgehen lassen, auch wurden sie nicht eher inno, dass man beim Regen unter die Hallen treten müsse, als bis man es ihnen durch Herolde uiueigte' 1 ).

II. Aufgaben und Spiele beim Gastmahl.

Griphen nannte man ferner zahlreiche Aufgaben beim Gelage, die nach unserer Vorstellung mit dem Rätsel meist, nichts gemein haben. Diese Aufgaben waren ernster und heiterer Art Zunächst rechnet man hierzu die Auflösung der Trugschlüsse« Ein Zeugnis des Gellius giebt uns hierüber willkommenen Auf-schluss und zeigt zugleich, dass in gewissen Zeitläufen diese Trugschlüsse selbst den Namen Griphen führten 3 ). Er sagt:

i) Strabo XIV 2,21 (p. 658).

») Strabo XIII 3,6 (p. 622). Über den Tölpel Margites vgl. Bodo, Gesch. der bell. Dicbtkuuat I 409 f. Kinkel epic. Gr. fragm. I 66.

3 ) Auch der Scholiast zu Lacian ßltov n^äetc 554 (ed. Jacobitz vol I 325) sagt (bei Jacobitz vol. IV 89) ????<* Wt^o airiypoiiafos f cvpnXo**

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„Zu derselben Zeit, als wir während des heissen Sommers and während der grOssten Glut der Handstage bei ihm (Herodes Attikus) auf seinem Landgate Cephisia verkehrten, verscheuchten wir die lästige Glut im Schatten gewaltig grosser Haine, durch lange and behagliche Spaziergänge, durch die erquickende Lage des Hauses, durch den Gebrauch von klaren, Übervollen und spiegelhellen Bädern, durch den Liebreiz des ganzen Landsitzes, um welchen rings die Wasserfälle lieblich rauschten und der Gesang der Vögel ertönte. Wir waren dort mit einem jungen Menschen zusammen, einem Anhänger der Philosophie und zwar nach seiner Angabe der stoischen Schule, der aber unmässig geschwätzig und zudringlich war. Dieser hatte die Gewohnheit, beim Mahle während der Unterhaltung, welche meist nach dem Essen geführt wird, entsetzlich viel über die Lehren der Philosophie auf unpassende und einfältige Weise zu schwatzen und rühmte sich laut, alle andern, die Meister der attischen Beredsamkeit, das ganze römische Volk und alles, was römisch heisst, seien im Verhältnis zu ihm unwissende und ungebildete Menschen, und dabei warf er mit ziemlich unbekannten Ausdrücken, verfänglichen Trugschlüssen und dialektischen KnilVon um sich, und erklärte ganz orten, niemand könne die gewaltigen (xopuoovxa;), die ruhigen (f 4 aoxäCwtac) und die Kettonschlüsse (ou>pt(tac) und andere derartige Griphen (aliosque id genus griphos) auflösen ausser ihm allein 441 ). Die sophistischen Trugschlüsse haben eine staunenswerte Zähigkeit zwei Jahrtausende und darüber hinaus bewiesen. Manche rechnen die Trugschlüsse noch heute zu

ovXXoytofjiov* Die Ausdrücke für „sophistische Rätsel stellen" sind aoyiapihi« nQoßdXXeiv (z. B. Luciau Parasit, cap. 43 ed. Jacobitz vol. III 120) oder CQ<fiCfjia nQoieivetv (z. B. Diog. Laert VI 7,97. VII 7,182), selbst änoQa tlntiv (z. B. Luciau conviv. cap. 23 ed. Jacobitz vol. III 498). Die Trugschlüsse dienten nicht nur bei den Übungen, welche die Sophisten mit ihren Schülern anstellten, sondern auch zur Unterhaltung bei dem Mahle (Lucian conviv. cap. 23 bei Jacobitz vol. III 498). Gegen diese Unsitte eifert Plutarch mit allem Ernst sympos. qu. I 1,5, i) Gellius noct. Att. I 2,2-4.

U

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den modernen Neckrätseln wie die allbekannte Frage: Wie kann man beweisen, dass die Katze 3 Schwänze hat? Antwort: Eine Katze hat einen Schwant mehr als keine Katze; keine Katze hat zwei Schwänze, folglich hat eine Katze drei Schwänze*). Jahrhunderte hindurch, bis zur Zeit des Kaisers Hadrian und darüber hinaus war es eine beliebte Aufgabe beim Mahle, diese falschen Schlüsse aufzulösen, d. h. zu zeigen, an welcher Stelle und in welchem Worte der Fehler in dem Syllogismus zu suchen ist 1 ).

Zu den fehlerhaften Arten der Beweisführung gehörte auch diejenige Schlussart, welche man dvrtorpifovta (umkehrende), bei den Römern zurückbezügliche (reciproca sc. argumenta) nannte. Der Redner Korax hatte einst mit seinem Schüler Tisias einen Rechtsstreit über das zu zahlende Stundengeld. Tisias will nicht bezahlen, weil er seinen Lehrer entweder Überreden könne, nichts zu nehmen oder es nicht könne, folglich nichts gelernt habe, Korax aber macht auf das Lehrgeld Anspruch, weil sein Schüler ihn entweder überreden könne, folglich genügend bei ihm gelernt habe und dafür zahlen müsse, oder ihn nicht überreden könne, folglich zahlen müsse, weil er seinen Lehrer nicht dazu bewegen konnte, von jener Forderung abzustehen 1 ). Diese fehlerhafte Schlussart „gleicht einem Zirkel, einem Zauberkreise, in welchem sich der Richter unwillkürlich fest gebannt findet, ohne wieder einen Ausgang zu linden, oder einer Schraube, die sich ins Unendliche fortdreht Die Abweisung des Klägers, welche sich aus der Nichtfalligkeit seiner Forderung rechtfertigen Hesse, würde die Fälligkeit der letzteren bewirken und hiermit die Verurteilung des Verklagten, diese aber wieder die Abweisung des Klägers nach sich ziehen müssen u. s. w. tf4 ). Diesen verwickelten Knaul zu entwirren, war eine der Aufgaben bei

«) Friedreich Gesch. des Ratseis 1860 § 48 S. 150.

*) Gellius ooct Att XVIII 2,9 ff. vgl. XVIII 13. XVI 2. PluUrch de tanitate praecepta cap. 20 ( Didot llor. 1 158).

») Rhet Gr. V p. 6. 215. Sextus fimpir. adv. math. II 96 ff. (p. 694). Hermiaa au Pitt. Phaedr. p. 199.

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dem Gelage. Der Richter seihet hatte hei jenem Preeees keinen Ausweg finden können und sieh mit einem Werte n> helfen ge* sucht, das seit jener Zeit tum Sprichwort wurde ix mocrt xtfpo»* xoxeV <ßoV Es mag ihm wohl ähnlich ergangen sein wie jenem Bürgermeister einer mit Jurisdiktion versehenen deutschen Stadt In einem bösen Handel, bei dem Schweine der Gegenstand des Streites waren, sollte dieser würdige Mann nach langem Verhöre der Zeugen den Rechtsspruch thun. Alle sahen mit gespannter Erwartung auf ihn hin, endlich spricht er die Worte, die sich aus tiefster Brust hervorringen: „ich wollte die Sehweine wären gesund"')• Einen ähnlichen Process wie den des Korax und Tisias erzählt man sich von Protagons und seinem Schüler Euathlus'). Eine andere Frage lautet: Jemand träumt, er solle den Träumen keinen Glauben schenken, was soll er nun beim Erwachen thun? glaubt er dem Traume, dann folgt, dass er ihm nich« glaubt; glaubt er ihm nicht, dann folgt, dass er ihm glaubt 1 ).

Eine andere Aufgabe bestand darin, dass man in einer besonderen Art von Streitpunkten [faopov, inexplicabile] 1 ) eine Entscheidung treffen musste. Eine solche Streitfrage lautete: Sieben Richter sollen über einen Angeklagten ihr Urteil ftlleb; die Stimmenmehrheit soll bei dem Urteilsspruche entscheiden. Als alle sieben Richter ihr Erkenntnis abgegeben haben; stellt es sich heraus, dass der Angeklagte nach dem Beschluss von sweien mit Landesverweisung, noch swei Andern mit einer Geldstrafe, nach Beschluss der drei Übrigen mit dem Tode bestraft werden soll. Nach dem Urteil dieser drei Richter wird er zum Tode verurteilt und erhebt nun dagegen Einspruch 5 ).

i) Göachel b. Bl. II 297.

») Gellius n. Att V 10 Apnleioe Florida XVIII. Göeohel a. BL n 283-322.

») Volkmann, Rhet der Qr. und Römer 1874 & 66. Ähnlich tat auch die bekannte Antwort dea Biaa auf die Frage einea Hagestolzen, ob er heiraten aolle oder nicht (Gelüua V 11), und der Proeeaa bei Gelliua IX 16.

«) Gelliui noot Att IX 16,6.

>) Gelliua noot Att IX 16,6—S. vgl die ftWejil« bei 8pengel rh. Gr. rot II 141, aenigmata legnm bei Juvenal VIII 60.

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Merkwürdig genug linden wir Ähnliche Fragen auch in Luthers Tischgesprächen: „anno 1546 ers&hlte Dr. M. Luther zu Eisleben folgende Fabel, dass ein Müller hätte einen Esel gehabt, der wäre ihm aus dem Hofe gelaufen und ans Wasser kommen. Nun steiget der Esel in einen Kahn, so im Wasser stand und wollte daraus trinken. Dieweil aber der Kahn von dem Fischer nicht angebunden war, so schwimmt er mit dem Esel davon, und kommt der Möller um den Esel, und der Fischer um den Kahn, war also Schiff und Esel verloren. Der Müller klagt den Fischer an, dass er den Kahn nicht hab' angebunden. So entschuldigt sich der Fischer (excipiendo) und sagt (reconveniendo): der Müller sollte seinen Esel auf dem Hof behalten haben; und begehrte seinen Kahn bezahlt" Das ist das Faktum, „nunc sequitur quid iuris? Wer soll den Andern verklagen? hat der Esel den Kahn oder der Kahn den Esel weggerührt? Das heissen casus in iure. Darauf antwortete einer und sprach: ambo peceaverunt: der Fischer, dass er den Kahn nicht hat angebunden, und der Müller, dass er den Esel nicht hat auf seinem Hof behalten, culpa est ex utraque parte* Est casus fortuitus, et uterque peceavit negligentia. Darauf sagt Dr. M. Luther: Tales casus et exempla irrident summum ius Juristarum. Non enim practicandum est summum ius, sed aequitas. Omnia sunt moderanda seeundum aequitatem."

Griphen nannte man auch allerhand Fragen beim Gelage, die sich sehr oft an die Werke der nationalen Dichter besonders Homers anschlössen 1 ). Seit alter Zeit hatten sich die edelsten und besten Geister auf dieser Bahn zusammengefunden. In den homerischen Gesängen war den Griechen Alles anziehend und lehrreich, schon frühe fand man darin den Keim und die Wurzel des späteren Dramas 2 ), unerschöpflich floss darin die Quelle, aus welcher die Künstler, die Dichter und Männer der Wissenschaft schöpften. Die Griechen selbst 3 ) verglichen die

f ) Hesych. yptyoc ro Sixrvoy xal avfAnonxq Crjrqate «iViy/i otw<%. ') Aristot. Poet, cap. 4. 23. 26.

*) Dionys. Haue, de comp. verb. 24 p. 370 Schaefer. vgl. Quiu-tll. inst. orat. X 1, 46.

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Gesinge Homers mit dem ewig in sich selbst larflckstrOmenden Okeanos:

tc; oo *to TOVttC K0Ttt|10i xai XäQ* MXttOO«

xat Kdaat xptyat xat «ppttata |taxpd vdoootv 1 ). Welchem die Ströme samal und alle die Wasser des Meeres, Jegliche Quelle der Erde, die tiefen Brunnen entströmen. Wenn man sich daher schon frühzeitig bemühte, falsche Lesarten im Homer su beseitigen oder die organische Verbindung der einseinen Abschnitte wie der dieselben bildenden Verse herzustellen, so waren diese Bestrebungen durchaus ehrenwert und fruchtbringend im ernsten philosophischen Gespräche wie in der heiteren Unterhaltung beim Mahle*). Aber schon zur Zeit des Perikles, Sokrates und Piaton bemächtigten sich die Sophisten dieses Gegenstandes 3 ), in ihrer Hand nahmen die Forschungen und Unterredungen oft einen anderen Charakter an. Wenn sonst bei Zusammenkünften, besonders bei Gastmahlen von philosophisch gebildeten Männern Fragen aus den Dichtungen, besonders aus den Gesängen Homers zur Lösung aufgegeben wurden, die vor Allem den Zweck hatten durch fortlaufende Erklärung und auch durch die Kritik des Textes das Verständnis schwieriger Stellen in den Gedichten zu fördern, so war jetzt das Augenmerk mancher Sophisten oft darauf gerichtet, solche Fragen zu stellen, die den Gefragten in die Enge treiben sollten und solche Erklärungen abzugeben, mit denen sie die Aufmerksamkeit der Zuhörer auf sich lenken konnten. Vollends artete diese Richtung aus infolge der Sucht zu prunken von Seiten der Rhetoren und Grammatiker der späteren Zeit Eine solche Frage lautete etwa so: Findet sich bei Homer schon eine Andeutung vom Wettkampf der Redner? Der Gefragte war natürlich ratlos, der Rhetor aber schnell bei der Hand mit

i) Homer II. 21,195 f.

*) Diese Art der Unterhaltung erklärte Piaton alt ein geistiges Mahl: Phaedr. p. 227** 237*, nur durfte man nicht allen Unterhaltungsstoff aus diesem Gebiete herholen, das galt als geistige Armut: Plato Protagons p. S47*-«.

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der Lösung: Bei der Schilderung der Leichenfeier des Patroklua singt der Dichter:

ctuxdp Ih]Xf{&i)c xcrcd |uv foXtgotatov rftoc, xd) Je )ißi]t' dxupov, ßoöc i&ov, dvftqirfeYca d^x* cq dr&va <pepcnv • xa( f 1j|iovec ivdpec dvtocvv 1 ). Peleus Sohn nun legte den ragenden Speer und das Becken, Rein vom Feuer, mit Blumen verziert im Werte des Stieres, Mitten hinein in den Kreis. Es erhoben sich Redner des Volkes. Diese läppische Verdrehung bestand darin, dass man statt xai f fyjLoveQ ävdpst dveorav da erhoben sich Sender des Wurfspeers (nämlich der Atride Agamemnon und Meriones) las xai ftyjtovEQ dvdp£Q dvioxav und unter fW;|ia>v ein veraltetes Wort für pVjrojp der Redner verstand 1 ). Der Rhetor rühmte sich also gezeigt zu haben, dass Achilleus auch Kampfspiele für die Redner ausgesetzt habe. Diese sophistischen Spitzfindigkeiten erstreckten sich natürlich auch auf andere Dichter, z. B. auf Hesiod, Simonides und Archilochus 1 ). In dem alexandrinischen Zeitalter war diese Richtung, bei den Gelagen neben ernsten und wissenschaftlichen Aufgaben solche kleinlichen Fragen zu stellen, allgemein verbreitet, am meisten in Alexandria selbst. In den letzten Jahrhunderten vor Christo war Alexandria bekanntlich der Sitz der griechischen Gelehrsamkeit; die Verdienste der alexandrinischen Gelehrten und ihrer Könige, der Ptolemäer, bleiben für alle Zeiten ein Gegenstand der Bewunderung. Aber trotz wahrer Gelehrsamkeit und echten Forschertriebes, bildeten sich gerade dort frühzeitig übertriebene Spitzfindigkeit und nutzlose Wortkrämerei aus. Im Museum pflegte man über alle Gegenstände des Wissens bei dem gemeinschaftlichen Mahle, das die Gelehrten dort hielten, wissenschaftliche Rätsel (dicoptat, *poßX^|icrca, C>]t^(iaia) vorzulegen und aus dem Stegreif zu

0 Ilias 23,884 f.

*) Plutarch sympos. qu. V 2,7. Eine Parodie dieser bis für Silben-siechere! getriebeneu Interpretation von Seiten der Sophisten, Rhetoren und Grammatiker und aller derer, die dergleichen den Sophisten absahen, giebt Aristophan. ran. 1126 ff. vgl. 826 ff. Gräfenhan I ( 42. S. 207 f.

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löeen, die Lösungen nannte man Motte. Da gab es kaam eine Wissenschaft, die nicht in den Kreis ihrer Erörterungen gesogen wurde, zunächst war es das ganze Gebiet der Sprachforschung, ebenso das weite Gebiet der Altertumskunde, namentlich Geschichte, Geographie, Erdkunde, die alten Mythen und religiösen Vorstellungen. So kam es, dass sich in der aleiandrinischen Epoche zwei Klassen von Grammatikern ausbildeten unter dem Namen cvotaxixoi und Xottxot, die sich ausschliesslich damit beschäftigten, wissenschaftliche Rätsel aufzugeben 1 ) und in Gesprächsform die Lösung (Xuotc) von Anderen erwarteten oder selber gaben'). „Man wollte Dinge erklären, die auf keine Weise erklärt werden konnten, oder man brachte Dinge ans Tageslicht, die kein vernunftiger Mensch denken sollte. Die Antwort wollte niemand schuldig bleiben. .... Die Enstatiker und Lytiker sind gegenwärtig überall zu Hause, wo wissenschaftliche Vereine und Anstalten sich finden; aber wohl vorzugsweise in Alexandrien hatte das tägliche Disputieren, das icpoßdXfotv und Xtav bis zur Ungebühr um sich gegriffen und deshalb den Spott mancher Spassvögel erregt In einer e£tipa oder in bedeckten Säulengängen, deren sich bei Museen, Gymnasien und auf den Landgütern der Reichen fanden, pflegte man zu wissenschaftlichen Disputatorien zusammen zu kommen und dann gehörten philologische Unterhaltungen neben philosophischen zu den gewöhnlichsten Gesprächen" 3 ). Die Ptolemäer selbst nahmen Teil an den Verhandlungen der Gelehrten und stellten und lösten zumeist bei den Gelagen Probleme, wie jene es thaten 4 ). Einige von solchen Fragen sind uns erhalten. Hesiod sagt an einer Stelle von der Hoffnung, welche in der Büchse der Pandora zurückblieb:

•) fa aiytyi4«Tt6ö>i genannt von Diog. Laert II 113.

') Über die EnsUtiker und Lytiker ist vor Allem sa vergl. Lehrt dt Aritt, stod. Hom. 3. Aufl. 1882 Q. 197-221, naoh ihm Grifenhen I | 42 8. 201 ff. I ( 82 & 383 f. II § 105 8. 6-10. | 106 8. 11-15.

») Gräfenhan U § 106 & 12. 13.

*) Lehrt de Arittareh. stud. Hom. 8. Aufl. 8. 211.

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|io6v7) V aitoftt 'EXxiq cv dpp^xtotot ftofioiotv Mov cju|ivt xiftow twco xtft*w, ouli (rupaCU c£ära] * xpöodtv jdp txijißaXt *u>|ta gifoto 1 ).

Dort blieb einzig zurück im unzerbrechlichen Hause Unter dem Rande der Büchse die Hoffnung, diese entfloh nicht. Hatte doch jene (Pandora) zuvor den Deckel gelegt auf die

Büchse. Im Hinblick auf diese Worte Hesiod's stellte Komanus, ein Erzmundschenk am Hofe der Ptolem&er die Frage, wie es kam, dass die Hoffnung in jener Büchse zurückblieb*). Andere Fragen lernen wir aus den Tischreden Plutarch's kennen: Warum lässt Homer die Nausikaa ihre Wäsche im Flusse und nicht im Meere waschen, das doch ganz in der Nähe war und dessen Wasser, da es wärmer und durchsichtiger ist, offenbar auch zur Reinigung besser taugt? 1 ) Warum befiehlt Achilleus, als die Abgesandten des Agamemnon zu ihm kommen, dem Patioklus „reineren Wein" (Co>potepov) zu mischen, während dies doch auf Trunkliebe hindeute? 4 ) Warum giebt Homer in der Reihenfolge der Wettkämpfe immer dem Faustkampfe die erste, dem Ringkampfe die zweite und dem Wettlaufe die letzte Stelle? 5 ) Warum nennt Homer das Salz göttlich? 6 ) Warum nennt Homer das Ol vorzugsweise flüssig? 7 ) An welcher Hand ist Aphrodite vom Diomedes verwundet worden? 8 ) Andere Fragen lauteten: Hat der Gyklop Polyphein Hunde gehabt? 9 ) wessen Sohn war Proteus, und wer war Pygmalion? 10 ) Ähnliche

') Hcsiod opp. di. 95 ff.

3 ) Lehre de Ariet stüd. Hom. 3. Auflage S. 197. 211. ') Plutarch symp. qo. I 9.

4 ) Plut. symp. qu. V4.

5 ) Plut. symp. qu. II 5. «) Plut. aymp. qu. V 10. *) Plut. aymp. qu. VI 9.

») Plut eymp. qu. IX 4. vgl. Lehrt Arlstareh. 3. Aufl. 8. »11, Note 131 •) Fr. Jacobs delect. Epigramm, p. 212 ctfoft *al ftp*?"» *' «*"«* d/t KvxXtoip.

») Authol. Palat. XI 347: **l rive |v Jr?«>ff vc, **l *U o 5 ttvyiiMwi

ä

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wissenschaftliche Rätsel wurden von den Sophisten, Grammatikern und Rhetoren der alexandriniachen Zeit gestellt, und diese Richtung hat deutliche Spuren bis in die ersten Jahrhunderte nach Christo zurückgelassen. Vom Kaiser Tiberius erzählt Sueton, dass er in seinem Verlangen geistreich bu erscheinen, sich besonders an die Grammatiker heranmachte und dieselben mit mancherlei Fragen peinigte z. B.: wer war die Mutter der Hekuba? welchen Namen führte Achüleus, als er unter den Mädchen weilte? 1 ) was pflegten die Sirenen zu besingen? 1 ) Kaiser Haririan legte in Alexandria im Museum den Gelehrten viele Fragen vor, andere löste er selbst 1 ). Gellius fand in einem Buche, welches ihm ein Grammatiker mit dem stolzen Worte überreichte, dass alle Weisheit darin enthalten sei, fast nichts als solche minutiöse Fragen z. B. welcher Art war die StiegentQr (öpoodupY)) im Hause des Odysseus? warum berührte Telemach den Peisistratos, den Sohn des Nestor, der doch hart neben ihm lag, nicht mit der Hand, sondern weckte ihn durch Anstossen mit dem Fusse aus dem Schlaf? 4 ) Welches waren die Namen der Genossen des Odysseus, welche von der Scylla geraubt und zerrissen wurden? 5 ) Ähnliche Fragen lernen wir aus den Satiren des Juvenal kennen, z. B. wer war die Amme des Anchises? Wie hiess die Stiefmutter des Anchemolus und welches war ihr Vaterland? Wie alt wurde Acestes? Wieviel Urnen Weins schenkte er den Phrygiern ? 6 ). Seneka weist in seinen Briefen derartige Untersuchungen als thöricht zurück, aber gerade daraus ersehen wir, wie gewöhnlich auch in seinem Umgangskreiso solche Fragen waren, z. B. ob Hekuba oder Helena älter ge-

') Da Achilleua nach dem Wunsche der Thetis an dem Kampfe gegen Troja nicht teilnehmen sollte, wurde er nach Skyros zum König Lykomedet gebracht. Dort am Hofe des Königs fuhrt er den Namen Pyrrhft d. h. Blonde (Hygin. fab. 96) oder Kerkesyra.

8 ) Sueton Tiber, cap. 70 vgl. Lucian mercede oonduot. cap. 11.

*) Spartianus Hadrian. cap. 20.

«) U.vouWilamowitz-Möllendorffhomer. Unters. Berlin 1884.8.16Anm.4.

») GelliuB noct. Att. XIV 6.

•) Juvenal satir. VI[ 229 ff.

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wesen sei, welches Lebensalter Patroklus und Achilleus erreicht hätten, ob Penelope wirklich sittenrein war oder ob sie die Welt betrogen hat; ob sie ahnte, dass es Odysseus war, welchen sie vor sich Bah, noch bevor sie es wusste? 1 ) So kommt die Gelehrsamkeit auf falsche Bahnen und vergeudet planlos ihre Schatte, wenn nicht historischer Sinn, sondern eitle Prunksucht ihr Föhrer ist

III. Gesellschaftsspiele.

Unter dem Namen Griphos verstand man ausserdem mancherlei Gesellschaftsspiele beim Gelage, die von dem Gedächtnis oder der eigenen Schöpfungskraft des Zechgenossen die LOsung fordorten. Ein Teil dieser Aufgaben war nichts als ein Gedfichtnisspiel'), welches immerhin eine gewisse Beweglichkeit des Geistes beanspruchte. Wegweiser auf diesem Gebiete soll uns Klearch von Soli in Gilicien sein, welchen Athenäus in dem Abschnitt Qber die Rätsel so vielfach benutzt hat Klearch gehört zu den zahlreichen Epigonen des grossen Stagiriten, welche sich wenig um die philosophischen Principien ihres Meisters kümmerten, sondern ihren Stolz und ihr Glück darin suchten, die Vielseitigkeit des grossen Mannes ihrerseits auf einzelnen Gebieten des Wissens zu erreichen 9 ). Aristoteles hatte ein feines Ohr und ein tiefes Verständnis für Sprichwörter, die im Munde des Volkes lebten, wie für alle eigentümliche Wendungen und Ausdrücke des Volkes. Klearch folgte den Anregungen seines Lehrers und schrieb ein eigenes Werk r über die Sprichwörter.* In dieser Abhandlung sagte er über die

 

 

•) Scneca epist 8S vgl. epist. 90, Bergk griech. Literaturgeschichte 1 226, Note 107.

*) Pollax Onomasticon YI 10S sagt, der 8ophist Theodektes habe dit Aufgaben beim Becher (C^n^uora *vXlx$ta) Gedächtnisspiele (fwy/uoVta) genannt. Es ist wahrscheinlich, dass Theodektes nur die früher genannten Aufgaben und einige Gesellschaftsspiele damit bezeichnete, nicht aber alle Ratsei unter diesem Namen susummengefasst hat, wie irrtümlich bisher angenommen wurde.

B ) Solche Schüler waren z. B. Dikäarch, Hieronymns und Heraklides Pontikus.

Bedeutung der Griphen Ar die Unterhaltung beim Mahle 1 ): „Das Auflösen von Griphen steht durchaus der Philosophie nicht so fern, wie man gewöhnlich meint, so haben schon die Alten gerade hierin eine Probe der Bildung erkannt Denn dergleichen Fragen legten sie sich bei den Gelagen vor, nicht wie es heute geschieht, wo man sich einander fragt, welche Art von sinnlicher Lust die angenehmste sei, oder welcher Fisch der feinste sei und in welcher Zubereitung, oder welche Art von Fischen gerade (für die Jahreszeit) am angemessensten sei, ferner welcher Fisch erst nach dem Aufgang des Arktur oder der Plojadon oder des Hundssternes am meisten geniessbar sei« Und ausserdem bestimmt man heute als Preis für die Sieger Küsse, die allen ehrbaren Leuten zuwider sind, und als Strafe für die Besiegten ungemischten Wein, den jene mit grosserem Wohlbehagen trinken als den Becher, welcher der Gesundheit geweiht ist Ja wahrhaftig, dergleichen passt recht gut für solche, welche sich an die Bücher einer Philänis oder eines Archestratus gewohnt haben und sich mit den sogenannten gastronomischen Büchem beschäftigen. Früher dagegen stellte man folgende Aufgaben: Wenn der Erste einen epischen oder jambischen Vers (eiroc 9j ia|ißstov) gesagt hatte, musste joder an seiner Stelle sogleich die darauf folgenden Worte sagen, und wenn der Erste eine Sentenz (xetpdXatov) von einem alten Dichter angeführt hatte, so musste jeder Folgende von einem anderen Dichter einen ähnlichen Kernspruch nennen, endlich musste jeder einen jambischen Vers herzusagen wissen. Oder es musste jeder einen Vers mit soviel Silben nennen, wie es vorgeschrieben war und was sonst noch von der Kentnis der Buchstaben und Silben abhängt. In ähnlicher Weise musste man den Namen jedes Führers der Griechen vor Troja oder der Trojaner nennen, öder den Namen eines asiatischen Staates sagen, der mit einem bestimmten Buchstaben beginnt, der Folgende den Namen eines Staates in Europa, und die Übrigen mussten der Reihe nach fortfahren, je nachdem jemand den

') Atheu. X p. 457*—457«.

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Namen einer griechischen oder barbarischen Stadt bestimmte. Solche Kurzweil, die keineswegs gedankenlos ist, bot jedem die Gelegenheit, seine Vertrautheit mit der Bildung xu bekunden. Als Preis setzte man einen Kranz und Beifall aus, was die gegenseitige Freundschaft recht eigentlich versOsst tfl ).

Von einer der erwähnten Aufgaben hören wir in dem Wettstreit des Hesiod und Homer. Als Homer unter dem Jubel des Volkes alle Rätsel gelöst hat, versucht es Hesiod auf eine andere Art, den Gegner zu überwinden. Er sagt irgend einen oder zwei selbst gedichtete Hexameter, welche einen Widerspruch, irgend etwas Verkehrtes oder Absonderliches zu enthalten scheinen und vom Gegner eine Ergänzung verlangen, durch welche diese scheinbaren Widerspräche und Verkehrtheiten gelöst werden'). Dieser Teil des Wettkampfes beginnt mit folgender Aufgabe:

'lfotO&OQ.

Jetrvov ebeetfr' ctXovxo (Jocov xpia xafyevctQ unewv Schmausten darauf das Fleisch der Stiere die Nacken der Rosse

cxXwv i&pcoovtac, cicsi ftoXd|ioto xopsoftsv 1 ).

') Wer erinnert sich nicht gleicher oder ähnlicher Aufgaben, die rar Kursweil der Jagend In vielen Kreisen bei geselligen Zusammenkünften noch heute gestellt and gelöst werden. Bei den Griechen beschäftigten sich auch Manner und, wenn wir dem Klearch Glauben schenken, auch ernste Männer mit solchen Dingen.

*) Auch bei den Skolien war es nicht ungewöhnlich, dass ein Gast-genoas eiu Gedicht beginnen und ein Anderer aus dem Stegreif fortfahren musste (Welcher Theognidis reliquiae, Francof. ad M. 1826 p. XCVI1I), bei dieser Art von Dichten kamen natürlich oft die lustigsten Überraschungen au THge vgl. Aristophan. rau. 1126 ff. K. Lehra quaest. epicae 220 Anm. K. Rohde, xur Chronologie der gricch. Literatur rhein. Mus. 1881 S. 566 f. U. von Wilaroowitz-Möllendorff, homerische Uuters. Berlin 1884 S. 265 vergleicht das oben genannte Spiel mit dem Tellerdrehen, das noch heute in manchen Gegenden Deutschlands in Brauch ist.

') Certamen Hesiodi et Homeri bei GOttling-Flach Lips. 1878 8. 861 ff. Zur Zeit des Aristophanes mag dieser Teil dieses Agon bekannt gewesen sein: Von den Knaben, welche im „Frieden 14 des Aristophanes in

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LOston sie triefend von Scb* .itt, nachdem sie vom Kampfe

gesättigt Aber auch die folgenden Verse verdienen Beachtung, wie denn überhaupt dieser ganxe Teil des Agon bemerkenswert ist als das Abbild eines Spieles, das Jahrhunderte hindurch bei den Griechen geübt wurde und ebenso Zeugnis ablegt für ihre Freude am dichterischen Schaffen wie für ihre Neigung tu jedem neckenden Spiel.

'Hotokc*

xoi tyu^CQ, oi ftdvtcuv dvftp&v txi vyjooiv dptoxot

"Oinjpoc dvipdot Xrjtotyotv sie 9 dxtifj; fcdpxov iXfaftat. 1 )

'llatoftot. % /tpal ßaX<i>v iotatv iXa>v xaid tpoXa ftf dvxaw

'Ompoc 'HpaxXiTjQ dxtXootv die' cojküv xa|ix6Xa td^a.

'llatoftoQ. outoq dvYjp dvipoc t* d^aftoü xal dväXxtftdc ton ..

•O^poQ. p-Vpo; * tTCti xdXt|toc ^aXeKÖc xdagot fovat^l

'lfoio&oc 9; t 1 dpa oo( ft xatJjp e|itftv xal xdtvta (lVjttip 1 ) .

der 8ehult gelernte Verse hören lassen, singt der Eine (Aristophan. ptA v. 128* ff. Dindorf):

wc of /uip öalyvyTo ßotar «pfa »crv/cVcrc ftr*** ixXvov tö(n&oymt, ind nolifiov ix6(>w&$y.

Im Gertamen ist v. 1 nroU/uov xoQfa&w (Cod. Flor.) überliefert, 8tephanns schrieb notipoio. k6qm&$v verbesserte Hermann opnse. VI SSt« Tgl. Kinkel epic gr. fragm. 8. 70 f.

( ) Nach Hermann opuso. YI 983 besteht die Aufgabe, welche Hestod stellt, darin, den paradoxen 8ata, dass die Phrygler sich su ßehlffe tot allen Menschen auszeichnen, auf eine passende Art «u ergänzen. Wie aber diese Ergänzung su verstehen ist, hat man bisher nicht aufklären können« Nietzsche wollte schreiben: artiQuai \tjUrrij(><su> tV a*r$c dotMot insa&at.

*) % t* &Q« verbesserte Hermann opusc VI 284 statt offr* &q (cod. Fl.), oft* &q« (cod. B G). Westermann biographi Graec Brunsvig. 1845 8. 87 schrieb ov yaQ („sc. iungenda negatio cum verbis did XQ* *Awtl*n*%

owjiä tritt oxttpctvtt tod ypwirp 'A^ppoXtrjv 1 ). ctutdp txti Ipffin fd|iq> "Apxt|uc io^tttpa

•OllTjpOQ.

KaXXtata» xatfatfvtv ehe* dpppfao fkoto.

'HoioSec &c ot |uv tatvwto xav^(iepoc ouJtv fyovttc

# 0|ir 4 poc. ofxodtv * dXXd xapityev ava* dvlp&v 'Afapiiive*.

'HoioSoc itiicvov taxv^oavttQ evt oicoftcp ctiftaXoiaaTQ ouXXtfov dotfa Xtoxd Acoq xcrcatedvsubtoQ

•Ojujpoc. xaiioc uxtpdojioo 2apmr^ovo; dvttMoco.

'Hoiodoc Tj|iti<; ) v d|ixe){ov üjtoevnov >^)ievot attaoQ*) lojav ex wjcov 68ov d|t<p* o>jioiaiv fyovttc

"OjlTjpOQ-

fdTfava xown^tvta xat aifavectQ ioXtyauXooc

'Hsio&oq. Nj tot* dfKTrJjt; xoopot xeipeoot taXdoaij;

•Ojir 4 poQ, i9|&tvoc t090|tsva>c tc dicstpoociv mxuaXov vaSi*

'Ifotodoc. RoX/tV txtt V ixovxo xai AWjtijv ßaoiXtyx

•0|XYJpOQ.

f6üfov f fast ^tpKWxov dveattov ^J* d(re|U9tov ft )*

Gftttling las tjr* dfpt, indem er eol als Dom. Plor. aofTasste. H< antrat Anstoss an dem überlieferten iplyn statt i^ty*».

*) «fo ctul&um Terbeaaerte Hermann opnac. VI 884 atatt t*y famf* pu**, Boiaaonade achrieb rty« anilgartt.

') überliefert iat tvnv (cod. FL) und «tta* (cod. BG), Wettermann biogr. 8. SS schrieb avi**, nach ihm auch Nietzsche,

') Diesen und den yoraafgehenden Vera schrieb Nietascbe gegen die Überlieferung in umgekehrter Folge.

'IMafe«.

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xovtwcoptlv fyttXXov fcoo&iusv tri vTjeVv.

'Hotoioc Tefaw V 'Atpttftjß |UfdX 9 tifyrco «da» eXfofa

lirjWieoV tv tcovrip, xai <pa>v^oac iicoQ ijtoc

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fo&ta', & $tivot, xat nlvtrs» |iY)W ti; oftiaiv obcate voot^ottt fQLYjv t; xatpRa facta»')

mgiavdtlci dXV a&nc chc^jtovtc «bat 9 txototo.

In seinem Werke „über die Griphen" stellte Klearch, wie Atheotos mitteilt, sieben Arten von solchen Spielen anf. Doch kann man mit Recht behaupten, dass Athenlus die Worte seines Gewihremannes nicht richtig verstanden hat, denn was Athen&us berichtet, l&sst eher auf drei Arten schliessen, n&mlich auf

•) Diese letsten vier Vene sind schon von Göttling and Wettermann so verteilt, während Nietische dieselben dem Hesiod allein anschreibt. Dagegen sprechen die Worte desjenigen, der diesen Agon snsammengestelU hat: im» ov* l pk* n^ürof (sc. tfri/of) 'Hottfoti, i o" i$fc tyofeov, tVfat tih *al Siä Svo fii/w tijV tVrtpafoy<nj' notovpivov tov *n<n6tov. Auch würde bei dieser Abteilung das Verfängliche in der. Aufgabe des Hesiod verloren gehen, seine Worte roiew 6* Urpctfi?? füyäV rf/ct* näaw olirta* sind gerade dämm verfänglich, weil sie an sagen scheinen, dass der Atride, der „Hirte der Mannen" auf Alle Verderben herabfieht; diesen Vorteil sollte Hesiod übersehen haben nnd die scheinbar unlösbare Aufgabe selber gelöst haben? Die Worte Homers ual <ptovjc«t f*<* jttfa sind als poetische Flickworte tu betrachten, an die Hesiod in der folgenden Frage mit Absicht oder ohne Absicht anknüpft, auch das ist natürlich, weil beide Dichter improvisieren; aber gerade an diesen Worten «. <p. htog ytioVr haben die Kritiker Anstoss genommen. 80 sagt Hermann opuse. VI 284 l „Homer kann nicht x. ©?. f. tffa sagen, weil er dann auch seinerseits den Hesiodus anf die Probe stellen würde, was sowohl der Absicht des ganten Gesprächs, als auch den bald darauf folgenden Worten des Erzählers widerspricht: nQog ruvta &k n&vta xov 'O/mjqov uahSt antuwjamvzog".

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Griphen mit Buchstaben, Silben und Worten 1 ). Dass man es hier nicht mit wirklichen Rätseln zu thun hat, wie bisher meist angenommen wurde, ist einleuchtend. Alle diese Aufgaben berühren das innere Wesen des Rätsels in keinem Punkte, sie sind in unserem Sinne nichts weiter als Gesellschaftsspiele.

Griphen mit Buchstaben waren folgender Art. Es wurde die Aufgabe gestellt, ohne Besinnen einen homerischen Vers oder einen Jambus herzusagen, der mit einem bestimmten Buchstaben begann oder schloss z.B. mit a:

cqyQÜ V totajisvY) stock Tcspdsvta rcpo^u&CL dfafroc ävYjp Xs^oti' dv 6 <pspa>v Teqafra. 2 )

Oder man fragte nach dem Namen eines Fisches oder einer Pflanze, welcher mit a beginnt. Zuweilen war die Aufgabe der Art, dass man einen Gegenstand nennen musste, welcher einen bestimmten Buchstaben enthielt oder nicht enthielt. Von dieser Art waren die Griphen, welche man doqjioi nannte, d. h. Aufgaben, die darin bestanden, ein Gedicht ohne den Buchstaben sigma zu machen. Hierhin rechneten die Griechen ein Gedicht des Pin dar, in welchem der Buchstabe sigma überhaupt nicht vorkam 8 ). Klearch erzählt, als viele Zeitgenossen des Dichters an dieser Spielerei Anstoss nahmen, weil es unmöglich sei, das feigma ganz zu entbehren, habe Piudar im Hinblick auf jene sigmnlose Ode ein anderes Lied gedichtet 4 ). Selbst Pindar hatte, wie Heraklides Pontikus berichtet*), schon einen Vorgänger in diesem Spiel, den alten Dithyrambendichter Lasus von Her-mione, der zwei Hymuen ohne sigma dichtete, den einen unter dem Titel „die Kentauren", und einen anderen auf die Demeter

•) Athen. X p. 44$* Nach diesem Berichte des Athenaus kommen sieben Arteu niemals heraus, wohl aber drei, oder wenn man alle Abzweigungen der Hauptgattuugen mitrechnet, zehn Arten, vgl. Casaubouus bei Schweigh. zu Athen. X p. 448* ff.

*) Athen. X p. 45$*- Jiese Beispiele giebt Athenäus selbst gewisser* mästen als Kommentar für die Worte des Klearch.

*) Casaubonus zu Athen. X p. 449*« *• bei Schweigh. vol. V 522 t

«) Athen. X p. 455«.

*) Athen. X p. 455**-

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in Hennione 1 ). Sp&teren Dichterlingen, namentlich den Dichtem der alexandrinischen Zeit waren diese Spielereien ein erwünschtes Vorbild, das sie noch zu überbieten suchten. In der späteren Zeit giebt es kaum eine Thorheit, die man nicht aufgespürt, kaum ein Spiel, das man nicht in einem Gedicht erprobt hätte. Dahin gehört die Ilias Xentofprijijiatoc des Nestor aus taranda, eines Zeitgenossen des Kaisers Alexander Severus, d. h. die die Ilias, in welcher bestimmte Buchstaben keine Anwendung gefunden haben. Dieser Nestor dichtete seine Ilias in 24 Büchern, von denen jedes gerade des Buchstabens entbehrte, welcher demselben als Zahl vorgesetzt war, also dergestalt, dass im ersten Buche kein einziges a vorkam, im zweiten kein ß u. s. w. bis zum 24ten, das ohne den langen Vokal o dastand').

Wir hören auch von metrischen Aufgaben anderer Art, welche darin bestanden, ein Gedicht zu verfertigen, in welchem man jeden Vers, ja selbst jedes Wort umstellen konnte ohne Sinn und Metrum zu stören. Von solchen Künsteleien 9 ), welche in der besten Zeit des griechischen Lebens eher verachtet als beliebt waren, ist uns aus alter Zeit ein Beispiel aufbewahrt. Simonides lebte in bittrer Feindschaft mit dem Dichter Timokreon 4 ) und verspottete ihn, wie es scheint, wegen eines Gedichtes in folgenden Versen:

Moüaci |iot 'AXx|iijvrjQ xaXXtacpopou utov äetta* ütov WXxjiVjvr^ äsäe Moüoci jiot xaXXtacpupoo*).

*) Drei Verse des Hymnus auf die Demeter hat uns Athenäüs aufbewahrt XIV p. 624* vgl. Bergk griech. Literaturgesch. 1 104, Anm. 144. II 378, Anm. 155.

*) Hagen: Antike und mittelalterliche Ratseipoesie Note 6. und S. 88f. Auch der Griphos des Ausonius über die Zahl drei (de ternario uumero) verdankt diesem Spiele seiue Entstehung; vgl. Hufgeu. a. 0. 8. 14. Den Nestor ahmte Tryphiodor, ein Grammatiker aus Ägypten nach in der Odyssee XBinoyQafAfAarog. vgl. Suidas ▼• iV&rop.

*) Die Verse wurden kyklische, anakyklischc versus canerini, reciproei, retrograd^ recurrentes genannt Philoponus xn Aristoteles Anal. Post. 1 9.

*) Plutarch Themist. cap, 21.

») Antho), Palat XIII 30. Bergk poet. lyr. Gr. III «506 (fragm. 8imonidis no. 170 [220]). Nach dem Scholiasten tu Aristophan. ran. 1309

15

F

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Jener aber richte sieb auf seine Art and rief dem Simonides spottend zu:

Kijia |it xpoufjXfrs cpXuapta oix sMXovta. oix «WXovrd ja rpoafjXfre Kr 4 ta <pXoap(a. ! ) Wider den Willen drang mir zu Ohren Keisch Geschwfttze. Wider Willen drang zu Ohren mir das keische Geschwätz. Plato teilt im Phädrus das bekannte Epigramm mit, welches nach alter Oberlieferung Homer, in Wirklichkeit ein Rhapsode zum Gedächtnis des Königs Mi das von Phrygien als Inschrift für das Grabdenkmal dichtete:

yabcij raptHvo; £tjt(, RliSa V erl ar^iar» xstfiat. elf p T dv u?«>p ts vohfl xai äsvfysa jiaxpd tsb^Xig, aitoi ttqSs jtevo'jaa K'A'jxXaitou sei xijijJo'j dyfsXsco raptoOat, M$ac on njjös tsfrarcat 2 ). Eherne Jungfrau ruhe ich hier am Grabe des Midas, Weil noch strömen die Wasser und ragende Bäume gedeihen, Immer verharrend dahier auf thränenbetauetem Grabmal, Kftnde dem Wanderer an, allhier liegt Midas begraben. In diesem Gedichte kann man ohne den Sinn zu stören die Verse beliebig umstellen, so dass man den letzten zuerst, den ersten zuletzt liest 1 ).

Diese kunstvolle Anordnung wird weit in den Schatten gestellt durch ein anderes Gedicht. Klearch von Soli erzählte, dass der Dichter Kastorion aus Soli auf den Pan einen Hymnus

hatte Timokreon eiu schlechtes episches Gedicht auf deu Herakles gedichtet, dessen ersteu Hexameter (hier v. 1) Simouides durch blosse Umstellung der Worte iu einem trochäischen Tetrameter verwaudelt habe; dieser Auffassung ist Schneidewin gefolgt (Simonidis reliqq. p. 219).

>) Anthol. Palat. XIII 31. Bergk poet. lyr. Gr. III «541 (fragm. Timocreontis uo. 10).

») Pluto Phuedr. p. 2rt4*- (I)idot vol. I 726) Anthol. Pal. VII 153. Diog. Laert. I SD schreibt dus Gedicht unter Hinsufüguug von swei Versen dem Kleobulus von Lindus zu. vgl. Bergk poet. lyr. Gr. III* 414 (fragm. Miiuouidis uo. 57 [10]) vgl. Bergk griech. Literaturgescb. I 779, Note 99.

3 ) Pluto Phuedr. p. 264 •: ovföy foa<pi(>£t «vrov nQuijov j? v<*tcct6v n Xiyia&ai, Mun konnte diese Verse also in folgender Reihe umstellen: 4321, 4132, 2314, 3214, 1324.

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in jambischen Trimetern dichtete, von denen jeder Yen gleich viele Buchstaben hatte, und jeder wieder aas drei Teilen bestand von ebenso vielen Buchstaben, n&mlicb je eilf, die man gleichfalls wieder umstellen konnte, ohne das Metrum su ändern 1 ): oe töv ftoXat; vupoxxoicotc fcua^e(|upov vaiovft' £%pav, {hjpovd|U Ildv, yftdv' 'Apxdotov, xX^ao 7pacpig ttjjV ev aoyig icdpcXetT 1 foij ouvfretc, dva$, )*J7(va>ota pri] aof ij! xXäetv, |iu>aoito>v8 (h^p, XTipdptov Sc |ts(Xrf|i' letQ 1 ). Diese Worte konnten ohne Schwierigkeit umgestellt wer* den, z. B.:

vttpoxtfaotQ os tov ßoXatQ S'ja^etjiepov. In der Anthologie lesen wir acht solcher anakyklischer oder Versatzgedichte von einem Verskftnstler Nikodemus oder Bassns. Dieser Dichter besingt z. B. den Hippokrates in folgenden Versen:

'Irxoxpair;; <pdo$ 9jv u.spdica>v, xal ocneto Xau>v efbea, xal vexuwv 9jv ardvt; slv dföig 1 ).

Diese Verse sind so eingerichtet, dass sie sich ohne Schwierigkeit umstellen lassen:

slv dftig ardvt; fy vsxwov xal iftvia Xacov ocüsto xal jupormv 9)v cpdoc 'Iinroxpdrr^ Ebenso kunstvoll ist ein Distichon des Leonidas von Alexandrien:

OlfordBr^ xdat; fy tsx&ov xal iiTjtept ftdaot;

7'vsto, xal zaXdji^; f,v totpXoc sx 0<pstipTjQ 4 .)

oder:

ex 9fetepT|; rjf Xo; f|V raXdjir^; xal flvrco icdaotQ

jiyjiep» xal xex£a>v f,v xdat; Oiitrdiyj;.

') Atbou. X p. 455». *.

») Athen. X p. 455» b Bergk poot. lyr. Gr. HI 4 685.

») Auth. Pulat. IX 53. vgl. VI 314-320 ff. ' «) Authol. Palat. VI 323. vgl. XVI 387 (bei Dldot vol. II 006). Blttt Zusammenstellung dieser Spielereien findet sich Anthol. Palat. Annotat. ad caput VII 314 (vol. 1 266), Vgl eine Inschrift in Pompeji bei Kalbet eplgramm. 1124:

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Auch die Römer Hebten dieses Spiel. Der Vers eines tu Quintüian's Zeit in Rom bekannten Dichters wurde rückwärts gelesen »um Sotadeus:

astra tenet caelum, mare olasses, area messem. Umgekehrt wurde ein Sotadeus zum Trimeter:

caput exseruit mobile pinus repetita 1 ). Beliebt waren zumal in der Kaiserzeit Sotadeen, welche rückwärts gelesen einen unzüchtigen Sinn gaben 1 ).

Andere Dichter geHelen sich in der Spielerei, ihren Gedichten für das Auge die Gestalt irgend eines Gegenstandes der Natur oder der Kunst zu geben 8 ) eines Beiles, Flügels, Altars, einer Syrinx, eines Eies. So verfertigte etwa im dritten Jahrhundert vor Christo der Dichter Dosindas aus Alexandria ein Gedicht, welches in seinem äusseren Bau die Gestalt eines Altars darzustellen suchte 4 ), im ahnlichen Spiele versuchte sich sein Zeitgenosse, der Grammatiker Siminias aus Rhodus 5 ).

Wir hören sogar von einer Tragödie, in welcher die Buchstaben als handelnde Personen auftraten. Dies war die sogenannte grammatische Tragödie oder das Buchstabendrama des Dichters Kallias aus Athen. Der Prolog, in welchem die 24 Buchstaben des ionischen Alphabets der Reihe nach auftreten, lautet:

est' d/t<pa, Jtyia, fot{i{ta, SsXta, fteou iwip' s%

C*Jt\ fjta, &>jt\. icota, xcfcza, Xajföa, jiD,

vu, <;ü, ?o o'j, xi, fco, to oeiv, tau, u itapov,

<pt, yl tg itj" ^t ei; to (o.

') Quiütil. inst. orat. IX 4,90. *) Martial epigramm. II 66,1—5:

quod iiec carmine glorior supiuo

nee retro lego Sotaden cinaedum,

iiusquam Gravcula quod recautat echo

nee dietat mihi luculentus Attit

mollum debüitate galliambon. •) ßolche Gedichte hicssen nx^nnty^a carmina figurata vgl Boiaao* nade Mlscell. 18C3. t. 1 p. 367-474.

«) Anthol. Pal. XV 26 bei Jacobs AnthoL Gr. toi. XIII & 959. vgl Lucian Lexiphau. cap. 25 (ed. Jacobits vol. II 256), ») Antbol. Pal. XV 22. 24 vgl. 25. 27.

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Dann Hingt der Chor in iwei Teile geteilt, all Strophe and Gegenstrophe immer in demselben Metram and mit derselben musikalischen Begleitung die 17 Konsonanten in Verbindung mit den 7 Vokalen ab. Die erste Strophe lautete demnach:

ßfjta äXcpa ßa, ßijta st ßs, ßfjta f|ta ßr 4 , ßfjta iwYca {Je, ßf ( ta oo ßo, ßfjta o ßu, ßf ( xa & ßa>.

Solcher Strophenpaare kamen mehrere nacheinander, die sieben Vokale folgten allein für sich in einer anderen Strophe« Damit sind die Nachrichten über die seltsamste aller dichterischen Erscheinungen des Altertums für uns erschöpft 1 ).

Zu den tsyv xaifvta rechnet man ferner diejenigen Gedichte, in welchen sich ein Spiel mit denselben oder doch Ähnlich klingenden Worten findet Simonides soll folgende Worte gedichtet haben:

!<o3o; xal £u>3u>, aiottp, ooi tovV dvit>y;xav, iltoao; jiev otofrs(;, üo>od> V £tt £«>3oq eoc«!^).

Auf einen Arzt Akron soll Empedokles die Worte gedichtet haben:

dxpov iyjtpov "Axp<ov\ 'Axpcrfavtivov icatpo; axpou xpurett xpT||iviQ dxpo; ratptöo; dxpotdTY]Q , )•

Als einst Alexander der Grosse an Antipater nach Athen durch einen Mann mit Namen Athlios eine Botschaft sandte, sagte Diogenes von Sinope:

ct&Xto; xap' d&Xioo ZC d&Xioo i:pd; d&Xtov. 4 )

') Athen. X p. 453—' vgl. VII p. 276» X p 448»» vgl. Welcker, über das ABC-Buch dos Kalliue rheiu. Mus. I 137 ff. Bernhard/ grlech. Lit, II« S. 30. Grasberger, Erzieh, und Unterricht im klaaa. Altertum II 263-270,

») Anthol. Palat VI 216. Bergk poet. lyr. Gr. III «505.

») Diog. Laert. VIII 2,65. öuidas v. m A*v**. Bustath. Od 1654,19. Wals Rhet. HI 641. vgl. Westermann biograph. 8. 455. Bergk poet lyr. Gr. II« 260.

«) Diogeu. Laert. VI 2,44. vgl. III 33

Xqvgqv «ytJQ tÜQwv Ihntv ßQ&xQf ewrety 4 jffVfoV oV Xlntv ot)/ cdpu}? fyiy oV «tlpf • leo/oy. vgl das 8prichwort id TavtnXov rnXayra iayiaXl(irtu (Phot p. 570, 1SU

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Aach die Römer kannten solche Spiele schon in früher Zeit Plaatua Curculio III 1,10:

qui hoiuo mature quaesivit peouniam, nisi eam mature parsit, mature esurit Mature hat hier drei verschiedene Bedeutungen: frühzeitig, tur rechten Zeit und zu früh d. h. zur Unzeit.

Verwickelter ist bei Ennius das Spiel zwischen frustra und frustrari: Näm qui lepidi postulat alterum frustrari, quira frustratur, frustra eum dicit frustra esse; näm qui sdse frustrari quem frustra s6ntit, qui frustratur i8 frustra'st, non ille est frustra 1 )*

Ebenso gab es Griphen mit Silben 8 ). Die Aufgabe bestand z. B. darin, dass irgend ein Vers gesagt werden müsste, welcher mit der Silbe ßa begann wie ßaotX*0; oder ein Vers, welcher mit der Silbe va£ schloss, wie Kallianax, oder ein Vers, dessen Anfang das Wort X&ov bildet wie in Leonidas, oder den Schluss davon ausmacht, wie in Thrasyleon. Ganz ähnlich war die Aufgabe, homerische Verse zu nennen, deren erste Silbe mit der letzten einen Namen bezeichnete:

Ata; V ex SaXajuvoQ cqev Jio xal iixa vijac

Oder die Aufgabe forderte, solche Verse zu nennen, deren Anfangsbuchstaben der Reihe nach ein bestimmtes Wort, also ein Parastichis') bilden, wie z. B. die ersten fünf Verse vom 24. Buche der llias das Wort Xsixr 4 bilden lassen; oder man fragte, in welchen Versen bei Homer jedes Wort eine Silbe mehr hat, als das vorangehende, wie:

Apostol. 16, 16. Bauck de proverbiis aliisque locutionibus ex usu vitaa communis petitis ap. Aristophan. com. dies, lnaug. Rg. Pruss. 1SS0 8. 48).

i) Gellius Doct. Attic. XVIII 2,7. vgl. XIX 10,12 das Spiel mit den verschiedenen Bedeutungen des Wortes negotium. So spielt Cicero mit fandus und funda (Quintil. inst orat. VIII &7S) Martial mit mamma und Uta epigratnm. I 100 (101).

») Athen. X p. 448*

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& jicbtap 'Atptfo), iiotpifftvic, oXptÄÄjiov 1 ),

Eine andere Aufgabe verlangte von dem Aufgerufenen, schnell einen homerischen Vera herzusagen, dessen Anfangs« und 8ch!u8S-•Üben zusammen genommen Gerätschaften, Geftsse oder irgend eine Art von Instrumenten bezeichnen; man findet in dem Verse: oXXo|Uw>v Aova&v öXocpupstat cv <ppeoi ftojidQ das Wort &|ioc» in einem anderen Verse das Wort |i6Xo; oder Xupij u. s. f. Manche Verse bezeichnen mit ihren Anfangs- und Schlusssilben irgend eine Speise, ein Gebäck, eine Frucht Auf diese Weise findet man in dem Verse

dpfopctaeCa 6ht; fro^dtr^ dWoto ^ipovroc

das Wort dpxo; (Brod), in einem anderen Verse das Wort |ri)Xa.'), Der Griphos mit Worten verlangte s. B. die Nennung von einfachen oder zusammengesetzten zweisilbigen Worten, welche eine tragische oder eine komische Färbung hatten, oder die Nennung von Namen, in denen das Wort ft«o; nicht vorkam wie in Kleonymos, oder von solchen, welche den Namen eines Gottes enthalten, wie Dionysios, und zwar wieder solche, welche nur aus dem Namen eines Gottes oder aus den Namen mehrerer Götter zusammengesetzt waren, z. B. Hermaphroditos, oder solche, welche mit Atcfc beginnen wie Diokles oder mit'Ep|ii)c wie Hermodoros, oder endlich solche, welche mit vtxoc schliessen wie Kallinikos 8 ). Schwieriger war die Aufgabe, irgend einen Vers zu nennen, in welchem ein Wort vorkommt, das dem Namen eines Menschen ähnlich ist:

Xaßcov dptoxdvtxov ev |tctyig xpoito; 4 ).

Dergleichen Verse gab es genug: Bei Aristophanes (nub. 1162) rühmt Strepsiades seinen Sohn Pheidippides als seines Hauses Ketter und der Feinde Schreck: Xoaovtac iccrcp<pa>v jiqd-Xu>v xaxcov er nimmt den schweren Gram vom Vater fort Bei demselben Dichter (equit. 570) preist der Chor den Mut

i) Iliaa 3, 182.

») Athen, p. 458*-'.

») Athen. X p. 448*-*

«) Athen. X p. 457*»* Meineke Ut Jbffc statt ngdm.

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der Väter in der Feldschlacht: dXX 1 6 dojioc tift&c fy d|iwtac ihr Sinn war alsobald ein Schlagedrein. Bei Äschylus (Agam. 441) wird die Asche, die anstatt der toten Helden von Troja nach Hause gesandt wurde dvi^vop raoftoc genannt: irfjuctt fApijc) ßpcr/i < r l ^TI ia tosfaxp&w dvt^vopoc oxo)oo fSjiiCo» Xißn]?ac rifrrrou. An einer andern Stelle nannte Äschylus den Hades *Ajr|OiXaoc Simonides den Zeus 'Apiarapyo; 1 ), Sappho den Zeus *Exx<»p a ).

Aus diesen Beispielen sehen wir, wie kindlich einfach die Art der Belustigung in grossen Kreisen der Bevölkerung war, und zugleich ergiebt sich die Gewissheit, duss es fast unmöglich wäre, alle die zahllosen Arten der Unterhaltungsspiele, welche man Griphen nannte, aufzuzahlen. So erwähnt Klearch ausser den genannten Spielen noch eine andere Art der Aufgabe, welche darin bestand, dass man auf Verlangen eine ganze Anzahl von Gegenständen oder Gerätschaften nennen musste, welche eine gewisse Verwandtschaft mit einander zeigen, insofern sie dem Menschen zu diesem oder jenem gemeinschaftlichen Zwecke dienen. So musste man z. B. alle möglichen Gerätschaften hersagen, welche beim Gelage üblich waren, oder gewisse Speisen nennen, welche bei einem bestimmten Gange beim Mahle in Brauch waren wie Gemüse, Fische in allerlei Art von Zubereitung, oder solche Speisen, welche den Nachtisch zierten*).

Kine andere Aufgabe bestimmte, dass der Aufgerufene aus den homerischen oder anderen Gedichten Verse sagen musste, die isopsephisch sind, d. h. deren Buchstaben als Ziffern betrachtet, ein und dieselbe Zahl bilden. In den Worten:

£XV dvayassrijtsvo; Xiftov siXeto ystpl Ea/S'-Xl 4 )

») Athen. III p. 99b.

*) Hesych. v."£*rop£f.

*) Klearch ,ii$qI yQi<pu>y< bei Athen. XIV p. 648'- Bergk lyr. Gr. III« 669.

<) Ilias VII 264. Ebenso ist es mit Ilias. XIX 806 und 307, in jedem dieser Verse beträgt die Summe der Buchstaben 2848. vgl. Gellius noct. atticae XIV 6,4. In der griechischen Anthologie findet sich eine ganze

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beträgt die Summe der Zahlbucbstaben 3498, ebenso wie in dem darauf folgenden Verse:

xt(|itvov jv iec)(q>, piXavo, TpYjpv tt ifctytv tt.

So war der Weg zu den merkwürdigsten Spielereien eröffnet, man fand, dass die zwei ersten Bachstaben des ersten Wortes in der Ilias |djvtv die Zahl der Bücher der Ilias und der Odyssee bezeichnen [48] 1 ).

Ebenso war es eine beliebte Aufgabe, schnell ein Wort zu nennen, dessen Buchstaben zusammengenommen eine bestimmte Zahl ausmachen'), so ergeben die Worte NtiXoc und jtfvo* die Zahl der Tage im Jahre:

KetXoc |i i v o c

50 5 10 30 70 20«) =»365 40 5 50 70 200 « 365

Ein ahnliches Spiel lernten wir in den trügerischen Worten kennen, welche der Lügenprophet Alexander als ein uraltes Orakel ausgab, in welchem der Gott aus Zahlen den Namen Alexandros erraten Hess 3 ).

Nahe verwandt sind die Rechenaufgaben, die uns durch ihre Einfachheit in Staunen setzen. Demokritus, einer aus der Tafelrunde in der „gelehrten Tischgesellschaft" des Athenftus 4 ) benutzt eine Aufgabe, welche Plato*) als Obung für Knaben vorschlägt, um zu zeigen, wie solche Rechenaufgaben als rpoßbfjjiaia oujiroataxct beschaffen sein müssen. Dieselbe lautet: „Man soll eine gewisse Zahl von Kränzen finden, die heraus-

Zahl von Gedichtet), welche isopsephisch gebaut sind, so dass ihre Buch« Stäben als Ziffern betrachtet, in den entsprechenden Distichen gleiche Summen ergeben, s. B, von dem Dichter Leonidas von Aloxaudrien Anthol, Palutina IX 344—356, doch stimmt die Rechnung mehrfach nicht.

») Seueca epist 88,35. Solchen Spüraugen entging es nicht, dass der erste uud lettte Vers der Ilias aus gleichviel Silben besteht, wie der erste und letzte Vers der Odyssee (Plutarch sympos. qu. IX 3,3).

2 ) Plutarch sympos. qu V prooem. vgl. das Spiel mit Japitytytte und Aocpfc (Anthol. Palat. XI 334).

*) S. 170.

«) Athen. XV p. 670*-671*

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kommt, wenn man dieselben zu gleichen Teilen anter mehr oder weniger Tischgenossen verteilt 44 Die Auflösung des Demokritos ist folgende: „Die zu suchende Zahl ist 60, 60 Kränze oder Äpfel werden unter 6 Tischgenossen nacheinander so verteilt, dass immer die Zahl 60 herauskommt: Sechs geladene Gäste kommen nacheinander zum Mahle, der erste erhält alle 60 Kränze, dann kommt der zweite hinzu, dem der erste die Hälfte abgiebt, wenn der dritte dazu kommt, hat jeder 20, beim vierten jeder 15, beim fünften jeder 12, beim sechsten jeder 10." Man sieht, wie einfach solche Rechenaufgaben waren und vorsteht den Unmut Piatons Über diese eigentümliche Schwäche der Griechen in früher Zeit 1 ).

Unermüdlich war der zu Frohsinn geneigte Geist der Griechen immer wieder neue Aufgaben ernster und neckischer Art zu finden, welche zur Unterhaltung bei dem Mahle dienen mussten. Die ernsten Aufgaben, welche man wissenschaftliche Rätsel nennen könnte, hatte Pollux im Auge, wenn er sagte, das Ainigma diene dem Scherz und der Kurzweil, der Griphos dagegen verlange auch Ernst und Nachdenken 2 ).

') Ad der erwähnten Stelle (leg. VII p. 819*-*) ruft Plato den Lehrern so, dass sie auch durch Messungen „eine ihrer Natur nach lächerliche und schimpfliche Unwissenheit, die hierin allen Menschen innewohnt, bei den Knaben beseitigen müssen."

») Pollux VI 107.

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Exkurs«

Einige der alten Grammatiker unterscheiden streng zwischen tfvrnta und Tftyoc so sagt der Scholiast zu Aristides III 609: fpupot W tonv w>i «K cvtol <paot tauxov tip aivfrfltarr fectfipotiot fdp fa to |uv atvqjia ö|toXo^st xtc dpotiv, tov )i Tftyov ctpori Joxtov txfaTaofat, otov atvrfjia piv sto to m t( Tpiicouv, *ri Ttrpdicow; 4 * svrau-da ÄijXov to ip<ÖTT 4 |ia # fplfo; 5i olov „"ExTopa tov IlptäjiOü Ato|n/;8Tj<; txTavsv dvVjp". 'Evxaüfra (oxst piv stMvat to prjfrtv, dpotl fci £ti Atopie f 4 v dvijp 6 'AxtXXsuc. Manche legen bei der Unterscheidung das Hauptgewicht auf die Schwierigkeit bei der Lösung, so Etym. Magn. p. 241, 37: xpicpo; °^ v X^sxai to iooXuTov alvqp.a, Ähnlich urteilen z. B. Suidas v. fpupo;, Choeroboscus anecd. Gr. ed. Camer 11 p. 188, der Scholiast zu Lucian Jov. Trag. 28, (bei Jacobitz IV 180), Eustath. Odyss. 1926, 57 besonders 1634, 17. An einer anderen Stelle ringt Eustathius (Ärmlich nach dem bezeichnenden Ausdrucke II. 713, 10: xai auXXaXti ttq ewota xauxiQ xai Tic icaXatoc aivoc, fjouv fptyoc, ewcetv )e oap iarspov, aivqjia x£t|uvov iwpd KXedpyo). Daneben finden wir in alter wie in jüngerer Zeit atvrj|ia und fpty oc als gleichbedeutend aufgefasst: Klearch von Soli teilte das Rätsel vom Eunuch und der Fledermaus mitten unter den fptyot mit (Athen. X p. 452 c ), während Plato rep. V p. 479 e dasselbe aivtffia nennt, aber der Scholiast zu dieser Stelle Plato's (rep. V p. 479° bei Didot vol. III 326) erklärt die Worte Plato's rcaftcov aivifp.aTt mit KXsdpxoo ^ptcpoc Das Rätsel vom Schlaf des Komödiendichters Alexis heisst bei Athen. X p. 449 d zuerst fpupo;, während die Frau, welche zur Lösung aufgefordert wird, dasselbe aivqp.a nennt Athen. X p. 449* Aristoteles nennt dasjenige Rätsel, welches er als ein Muster dieser Gattung rühmt, aivqiia poet. cap. 22, 2 p. 1458*26, Ähet. III 2,12 p. 1405 b 4, und doch wird dasselbe Musterbeispiel bei Athcnäus unter die ?pi<pot gerechnet (Athen. X p. 452**** vgl.

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Wals Rhet VII 949). Das bekannte Orakel warnt den Homer vor dem aivqjia vecov xatftcav (certamen bei Göttling-Flach S. 359). aber in einem Epigramm des Dichters Archias wird dasselbe Rätsel fpfyo; genannt (Anthol. Pal. VII 1 fjpuxov tov dotftov "Im avt xctita; 'Ojtfjpov f 4 xayov sx Mo'jaetov [sie, nicht wie Hecker schrieb lMwptrov] ^ptyov u<pTr;vd|uvou Ähnlich Anthol. Palat VII 213: Motto vi Ja; 7picpot- r/ftaj)oXu>v E&avev), Die Sammlungen des Klearch von Soli umfassten da* ganze Gebiet der Rätselpoesie der Griechen, d. h. nicht nur das Rätsel in unserem Sinne, sondern auch Sprichwörter, sprichwörtliche und rätselhafte Ausdrücke, Gesellschaftsspiele und Aufgaben, die beim Mahle beliebt waren; aber alle diese Arten von Rätseln und Spielen fasste er unter dem Namen ?p 7 ?oi zusammen. (Das Werk zepl fpt^cov zerfiel, wie es scheint, iu zwei Abteilungen, von denen die eine wahrscheinlich ober die Definition des ?pVfo; und über die Natur desselben handelte, die andere aber die mannigfachen Arten des Griphos aufführte und durch Beispiele erklärte, vgl. Casau-bonus zu Athen. X p. 453 ^ In denselben Kreis gehörte das R Werk des Klearch ~spi zapotjiuov, wie ans Athen. X p. 457 *-* } erhellt). Julius PoIIuk kommt daher der Wahrheit am nächsten, wenn er sagt VI 107: twv juv oüjtzotixtov aivt?{ta xai fpi^oQ* to (lsv raätdv si/sv. i ii ^pitpo; xai oiwj&Tjv das Ainigma enthielt Scherz und Kurzweil, der Griphos aber auch Ernst und Nachdenken. J. Pollux meint damit offenbar, dass der Charakter des Ainigma durchaus uud immer heiter war, dass man aber zu dem Griphos im engeren Sinne ausser den zahlreichen scherzhaften oder verfänglichen Aufgaben uueh ernste Untersuchungen einer vorgelegten schwierigen Krage beim Gelage rechnete, die ein tieferes Nachdenken erforderte (Hesych. fpttpoc to Iixxmv* xai Tjji7:oataxTj C^ot; atvtfiiatoär^ Schol. Aristophan. 20: fpupot Td sv toi; aujiroaiot; rpoJtaXXd|isva aivqjtatcoirj (n^iiata). Diese Thatsache, dass ?pt<?o; die umfassende Bezeichnung war, ist von den alten Grammatikern nicht immer erkannt worden, und dies ist der Grund, warum die Meinungen der Gelehrten bis in die neueste Zeit hinein bei der Grenzbestimmung zwischen aivrjjia and Tpifo; auseinander gehen. W. A. Becker Charikles, dritter

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Exkurs zur 6. Scene, Ausgabe von II. Göll, Berlin 1877 S. 368 f. meinte, dass niemals ein wesentlicher Unterschied zwischen atvrj|ia und Tptyoc bestanden habe, während J. H. Krause in Pauly's Realencyklop. v. Griphi III 969, ferner der neue Herausgeber des Charikles H. Göll ibid. S. 364 f. für die spätere Zeit eine Unterscheidung beider Begriffe aufrecht halten. Den Griphos im engeren Sinne schieden vom Ainigma so scharf gesonderte Grenzbestimmungen, dass ein Verwischen dieser Grenzen nur ausnahmsweise und eigentlich nur im rhetorischen Sprachgebrauche möglich war. So weit hat Krause a. 0. Recht, aber unrichtig ist es, wenn er zum Beweise der Unterscheidung von Ainigma und Griphos durch die Griechen, auf Lucian Pseudolog. 32 bei Jacobitz vol. III 302 hinweist, der als feiner Kenner des Griechischen sich des Unterschiedes beider Begriffe bewusst gewesen sein müsse, wenn er sage Azziq ttvd aivq|iata xai Tptcpo'jQ dxo6oac An dieser Stelle will Lucian nicht beides unterscheiden, dieser Ausdruck bedeutet hier nichts als eine rhetorische Steigerung; ähnlich ist es bei Plutarch Gry 11. p. 108, wo er die Sphinx atvtytata xai fpi^o-jQ nXexooaav nennt. Man darf also nicht sagen, Ainigma und Griphos sei im Wesentlichen dasselbe gewesen, ebenso wenig darf man behaupten, beides sei in der längsten Zeit des griechischen Lebens geschieden gewesen; sondern „Griphos" umfussto als weiterer Begriff schon zur Zoit des Klearch das ganze Rätsclgobict der Griechen; der Griphos im engeren Sinno als Neckrätsel und später auch als besondere Art des Gesellschaftsspieles ist vom Ainigma stets geschieden worden, das hat Plato wohl gefühlt, wenn er rep. V. p. 479 M neben das atvrflia vom Eunuch und der Fledermaus die doppelsinnigen Reden (d. h. den fptyo;) beim Gastmahlo setzt, ebenso wie Lucian, wenn er ßuov rpdot; 1 p. 554 (ed. Jacobite I 325) sagt: alvqjiota Xifstc, o> ouxoq, 9j fptyouQ ouvttftst;;

Klearch aus Soli giebt folgende Erklärung des Griphos (Athen. X p. 448 c ): fpiupoQ rpoßXr^d eon ratraxtfv, *poaraxTixov tou fctd'Cr^oscoQ eupeiv xtq fttavoif to itpoßXr t ftsv, v.\kffi ^ in^jiioo ^äptv eipr ( |i£vov der Griphos ist eine scherzhafte Aufgabe, in der Absicht gestellt, dass man durch Suchen vermittelst des

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Verstandes die Lösung findet; die Aufgabe wird gestellt am der Ehre willen oder gegen eine Strafe. Gasaubonus ging von der Voraussetzung aus, dass Klearch mit diesen Worten den Begriff des Rätsels definieren wollte, um so leichter versteht man seine wogwerfende Bemerkung zu Athenaeus X p. 448* Es ist aber wahrscheinlich, dass Klearch an dieser Stelle garnicht das eigentliche Rfltsel im Auge hatte, sondern gewisse Gesell-schaftspiolc, die man Griphen nannte. Ebenso wertlos sind die zahlreichen Erklärungen der alten griechischen und römischen Grammatiker und der Scholiasten, alle finden uns mit allgemeinen Ausdrucken ab, die jeder Bestimmtheit entbehren und das innere Wesen des Rätsels kaum berühren.

Der Rhetor Tryphon nennt sechs Arten des Rätsels repi tpörojv 4 (Spengcl III 193): ^{vstat fce to aivqjAa xatd Tpdrou; i$* xafr 1 oji'/.ov (a simili), x<n' evavitov (a contrario), xatd ou|iߣßr ( xdc (per aeeidens), xad' »rcoptav (ab historia, oder nach Eustath. Od. 83 fin. xerrd jiOfrov), xaiK ojuov^Mctv (per aequivocationem), xatd fXo>3?av (seeundum linguurum proprietates). Einige dieser Abteilungen sind vernünftig, da sie auf der Natur der Sache selbst beruhen, für uns aber wertlos, weil die alten Griechen wahrscheinlich nie so geteilt haben.

Für aivqita finden sich die Ausdrücke aivo; (Theo grammaticus: vuv juvTot xai td aivifliaxa aivou; ttvs; xaXouo*., vgl Suidas v. dlvoc, Eustath. Odyss. 713, 10. 855, 1. 1330, 42. 1878, 7) und sptfßXi;|ia. (Athen. VII p. 27(1» X p. 450«), Flavius Josephus nennt das Rätsel dos Siiuson X'/jg; (Flav. Jos. Antiqu. «lud. V 8, 6), Uesych sagt atvrfno' CYjTfyiata, ojJLOiwjiata, tsxjt^pia. Auch für das Wort TpVfo; fluiden sich im Laufe der Zeiten manche andere Ausdrücke: ai diftpiat (Plüt. tionviv, sept. sap. cap. 10), ai cfoopot eptotf^st; (Lucian dialog. mort. 18, 8 bei Jacobitz. vol. I 208, Lucian Dcnionax 39 bei Jacobitz II 283), td diuopa speutr^axa (Plutarch vit. Alex. cap. 64, certamen Hes. et Hom. bei Göttling-Flach S. 360), Xo?o; ev Xd w (Epicharmos*bei Eustath. 1634,17 ff.), o/s^t), fpi^poi a/s&xot, vor^iata, oyefcxd (Eustath. 1634). Die Aufgaben beim Gelage nannte Pollux Cr^naTa xoWxeia, Theodektes aber livrjuSvia (Pollux VI 108).

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Register.

*y*¥Of U Aytiw 89 Aemltlut feclt 169 «r/WvfMt 4f nyQtä» yvdtm* 4 «M* ffc ion* 29 «fa/pöx ydQ r6St y* icrl 184 fano* Iqrrir 229 «U<* *t) ^JUp 18 «XX ovn yiQftvoy 192 äyig 1 $lSov xXinTovxa 75 w*^' tUo* nvql 74. 75 «*ty duoy 147 «^'ner' «pw 182 «fi7(> re xovx ceytjQ 28 av&(>(i)7iof Siiios irrt 83,8 «i'&Qionof ovx tiv&Qtünog 29 n^()(ü7ioi> iilAo? ci/i/ 178 «(>/^V jukv jurj (pvt'ai 20 «rreif^oqr^rtA^o^ 95 ni)Ai} rpi? neoovaa 185 «Jr«p niteiöij? 214 'JWQoMäiov il 203 /Jovs rpf/poiiiaro? 6 /Jors ro//(xo/io? 9,1 yitfA%lmvvxov ofxw 80 )'f«jr»;(» «W ro acoiia 108 ytfjutr 7i(!hjXO{ 176 )'>;? iünrev XHwdiauov 189 } ( f}'i'<ii<ixff!' r<J mtqort 24

ypffMtiaro? rrpj't'/ili'Otf 174

yi*f<(ftjf o 7i(tiüTos $v p$a6/Mp*Xoi 99

creatam rureus ego conclplo 80» 9

tfciTnw ftt«»' «fWro 220

tfi« r/ (i i'Aio* Svra 207

rfifr t/ o/ anoyyot 207

4iri r/, at loftyla 200

die quijbua in terris 26

die quibus in terris 27

dum viret estquo recens 95,2

durua mihi pater, dura me generat 60

iaQng t) t'vjjyr) 153

iflaXi SvXqt 28

ija(i t i(ini^B ÜovXov 163

iy*t<paXw wl» 149 iyti nkfvnn 91

M nntuQcy pkr ?Wf MMm»f IM iyti r to?x« Mtn¥ 188 i&6xovi> itt6r *«tnntdfi9¥9V 88 iCtö» 8r* ftw 86,3 iiSoy iyol nun &qqa 148 sttov iyoi nvQl /«axoV 74» 5 «r fi« p!** Haßte 141 tl fiij xtQ&«lv$iy 28 *«/** liiA«* 100

c/ju' nnTQog Xsvxoto fUXtuf «fttf 188 etii? 770A01; fitfitifta 161 Ct'ui jfff.ua/f^W 171 eww Soxtov nvr6/noXog 64 Vx «ftttf anavif 227 «JVex« (jrwiog £}'cJ 159 «f*' «>'£ iio« 21 cl 77t>()o? ai&ojuiyov 171 rf? ofj'fuo? rfiio fijf^ 140 ei<W xaaiyt'qrai Siaaal 127 *i<il xnaiyniTai Stf «foXannt 197 «Mx ifdotye xaalyytjVH 89 eiWi' /40t <Mo 89,7 f^ 6 7mif}(> 122 «f tii'« ndnoi* 163 ci //Ai«; ,«»'«^ 199 *x xt' t u<«r<o*' )'«() IUI *'Kxro(H« roi' IIqhuwv 162 fii' <T iXctflauo Ä(n<TTox 24 «v Je A/^«m? i/jaxorto 89 c'i'i'i« rw ^fiiei 71 4p 7ri'(H xotfitjxWaa 146 (fy irrci'£m< ytv6fiav 88 «I rtAoc i/iVin/fx vlrog 159 €7i' dX&tuuuttoy 188 iTrrrf /<rcrp 22,2 !<rr' «A^nr 228 l<rn Sinovv 33 l<Jr* AotAcüp 96 l<Jr^ «y«A,ua 96 ^rtv &xhm 94 !<m *'««^ 123 /tfrip 71 Uvt\to¥ 150

— 240

Im tt tiM^o* 150

toi ric Vtoxirflq? 50

Im ti? yvotg 85

/fem ri? (fiaig ÜqUtn 98

^<rri <rvatg &qXtta 97

est nova nostrurum 42

est sora aquis constans 155

ioviuttv b n«* 103

kraiQtt XQval« ti 9*090/9 198

EvHtyov /ZoVnwo 170

i/itta rd iutt mirra 186

£t')'ÖV lifl V7t$QflaifttV 79

j} Je Sixttioavvn 24

jjJ/; )'«(> jue xfxA^xf 81

ffdftfr»^ «T eV <T«/n 37

»o*t» Jf x«2 ro nv&ia&ai 87

9 /u* 91*01? 98

ijuiovog X(d oVo? 137

»* fi* iaitifls 144

«^ off tfvV Aunittfiai 140

9 nttunm'r t {tov 192

ffoioo" fxyo"£ J/od 23

Sjootov «Xyt]a«g 162

ll<f«iaito Tiotk ll«XXug 159

*«iW 1/ !/«# 38

&en((7uut'a Xfjvai« 198,8

dvArirt iirV i'iV iav tpvoig 99

H{twnxlr t v <T *'? *'/>o#' oW{fai 70

hoc o8t »t'puUTum hau pulcrutn 109,8

lnm<|uc potiMin 130

IxtUtitiiht Auuov CS

'InnoxQutt^ f#«o? »}•» 227

i/^roii* autfiflXMrnov 100

x«J ;t(><r)'iifY / t^Hüm 200

x«X(o»' y«(# «i>%fi+ 192

X«AAiaroi' ufr f)'<u 115

xcuif a»<rq 112

xu/ilf] ioV cVrl/rot? 177

x«Qöiay [ty dö&tiiv 78

Xfcr<urf(*of ^ifi* «/m 171

Kr t t« t ue nQoprjXto 226

*Xv9i xai ovx (9iXovaa 84

xowdf vofftXi«? 24

xp/of //<o yent^m 141

Kq6v$ Ji6&oq( 190

xr«i'#£i? toi' xtiivnyTtt 146

xmY« Kuötv 149

xrttMdi»' «nlx ta & ttt 79 xt'w j'«(>, («S yi'i'nfx«? 90 Al/fyi«? lyvw 150 Acvxof? rc y«(» uopoiffi 8 Arui^opoi»? d<)W? juy antfU» 79

JUijk cVrpi/ö? ilfu 145

Avjryfrlj'r fA«/i*T«r 25

mare eonoretum 165

mater alit vlvutn 60

mater me gennit 30

. . . füotf Jiovvaoy 6p£? 4f4t 158

/lipo? (ikv Btfit 174

/Jtre7i(u\p(iurjy Tnnovg 15

jU9 yeveaftai fitXavovQtDv 79

f9 *i? iuerov 208

f< 9 cV yuüTQl ix*t 208

1*9 imoToeq-taücci inl Tüd? 8pot>? 79

jii'j xaiti}<j!t«t im jfo/ptx« 79

fiij Aiye x«< Acta? 151

/jj? 7r«*T< iiißuXXtiir fol-iäv 79

fiqriQ« /utyr(jo; uyotto (?) 59,4

fifj <fO(>€u' anvov öttxtvfoo* 79 fiiZovofiov r$ mtrqQ 82 fiovrto poi frijuis 160. 161 fiovvto uoi (fiXov 161 MhV «' yi fioi rcr t' ^o^ra 21 Mava« uoi jXxuyvqs 225 Movgu fioi iwen' ixcivct 21,8 tnulivr fert'lmt filium 164 fdifjtoi tiati' doiüfdov 33

J't/fyoyowff X»", ( uq »J<f£ (?) 75,4

*'e,tyoV i'-7fc iXri(foto 82 .StUfiog oyrn ue 7ialöa 154 l»^(To#' TI? XffAtttfi' 151

#»V<T<»-? oA^ 167

irolo (oro iun^i 152

mm 8uui coiuptii coinl« 145

j't'xr« uif; xnt l\w)<tiv inr t Xv&U 189

i'iV J' «/i'oi* fiuaiXivat 76

iVr* rc xcei 'fl/iipv 69

£<iil+t} pkr ti? e;w 144

t(Xi)v io xAriJiV 155

SvXov fikf 4 xAe/? 155

u Je tfxiiqpo? 93

4 Zetf? ^ cxaAetf? 192

o/«r evuS 95

OiöiTlofyg xcttfl? ^ 227

ofoov Tt}v iie(tf]$> 167

of? «rro? xh'dvvog 25

V)A^/Tf/f jioAAor? Irftfi 176

oV orx dvetXet' 163

oV oi'x ixrtit't 163,1

innoKcv (CcfQoavvi) 21

0(ii9(ü?, (J ^noi' 158

San thht/Jtv 40

Stf<r* iXouty Xin6/ut6& 41

o superue, (|uid euperbll 109 9 &

Sri <fiQM ti? fiij 9i(*i 156

— 241 -

•Mtif flXb<m> 189

•vMf armrtff 184

•v&lf ulya* IM

•itikv &(M ypfoov iurntf* 68

oväkv i**>ter ix m 168

©vo*l kot* «fiep/ 22

ov totröV ovo* d&drvtf 99

©t)x ^ Mo* t* faf* 167

ov* iv TtttiQot* 186

ovvofia fitjT()6g i%m 148

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opfrriiiotfc 2xv!U** *•*{« 148

6 yxvoouctoTvowy 186

JIctMitfo? *<>[ ffiht 158

ndnnog an* dxdv&q* 96

mtQ&ivor iv n$Xdy$i 147

nttQ&ivo* $ipl yvvn 159

n$(()«£€ <T UA££«i'0*(>€ 170

nl*^* ävtyes tiixa vtjvai 88

ffejftyxoj'r' oWpcoi' 184

nevTtjXorf 1}<s«v 22

nkrnav c(>/*'ö> 40

nyvixa «V ykvoiro Tapa/9 114

ntxpjj fioc fw} 153

ntenvem 6k ß^orotg 24

podagrici pedes 114

7fo/o ehw ro fcJ 35

ttoiö «fr' m#<S 34

^oeö Vm ixetvo to ngdfjM 84

porto filium filii 165

noWoi <V/i' \Jn»ti6(}<nv 29

""(' / |w i ,c 'w H onnhiiuß 79

neu? («* ifytoY oixoftfo 28

quudrupos tardigrada 6>G

quum mutur geuuit 30,9

quid est curtissimum 117

quid est muiuH mirabile 118,4

quid est quod nmarum dulce faclt 117

quid est quod fuit 138,3

quid est quod homo videre non

potost 117 quid regi et misero commune eil 117 quinquaginta ubi erant 184 quoduam est molestum otium 114 la^nvdnaXXog 6 t Jvaxvv6n(>dt$m HO 6<xqqv pH \)7\tQß<tlvUV 80

accleru vi?hör, materuam

vescor 57 tk töV fioXntg 227 cij/nn pkr $¥ «UJJAw 177 aeinel miuusno 166 sex aumus, quae ludimus 90 auiov tig d(il6* 79

mtinrf pt*** iu*U 154

tponte mea Tenlena 189,9

irtQYovcw ix*P*l***m 116

tf 1) cT "Eq*k 208

*vyra(HiTm* dvtt€tdyrmt 79

sunt mihi sunt lacrlmae 189

#t>V toT^ teotq 6«lfoxa 904

Ifflyya typnlav 106

Itflyf «q<X¥ 105

JTatao? xal 2totJ 229

tarda, gradu lento 86

rd TCT{idö()axfia 207

terrigena, hurbigrada 87

TivottQtt ypdufita' f/w 178

Ti}* y«p rlocoJj* 205

rjj g« 7tOX* OvXv(A7toto 107

rijs aotflfig 6k rl lixpaQ 94

rl «/pertuTffTo* 20,5

W ay&Qtünog 116

rf am<rrov 113

t/ tiqtoioy 21

W d<f«vis 113

«f /wtreo*' 20,5

r/ ftXaJUMTctrov 10

W >'«(>, oi'x qQfiivog 908

W y/;()«axf< T«jjfi5 113

t/ (T/tioi;? 32,4

r/ JraxüAo^ II 2. 118

rl iariv iXnlg 114

r/ fffffi', u /i/rr* l^or ^pftM^y

li iau tu «viu 32,4

W ft|xoAoi' 112

W tt'j|ftf(iifrifi* 113

il ^y«Vi<rroi' 23

t/ fitöwv 37. 112

t/ iaxv{f6tujoy 112

W x<fX«Tfo* 113

W xidhöio» 10. 93. 119. 115

rl xoit'ofuTov 10

t/ fiUyiafov 10. 112

W (iiytatov iv cAaW#«y 118

rl /i«i«r xai ^tAjr 115

W ^c<*T€g oiJx imardfitom

xojutv 117 W nci^rui* iaxvQ6t«Toy 47 W 7rfC(>«(To|<$raTo* 118 t/ ne^tylvtiai x£pö*of 114 W iritfre* 113

W nori ttfrt rö ßkXrtoy 90,8 W nf>r<r/filrftro* 10, 119 W ^f<yro* 10 W QwuaXtvStarov 10 W w/f* i xvtov 181 W tfoyüJraro* 10, 119

u

— 242 -

H €T*Y**m(*&4 #•» 109

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rl idxieroy 112

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W (fioraioy 20

W ^aAC7ro>r«troy 28« 1

ri tü(fth(jt(6raroy 10

rrf* fi€ xctraxTtiyayru 147

ro nvp t?V tfAg* €0

rovyo/ua &jjra 108

fiovrl ^ii^ <roe 200

rotJro n Jij /ioi 22

TQ(t<fky Hqcgi 160

rgifQuiucciof ßovg 6

twk y«p *Q°*ofotim* 96

ut tu ex animl tui sententia 187

tTtfaro? ixy$v6[Aiiv 155

vf«tf 7ttyr^xoyra 149

v/e MiAqro?, l^wt 20. 28

vXtj fikv fit iteey 160

üXoyeyqt aynxayöot 87

volavit volucer 30,1

<f*lfbii top ovx i&iXoyra 88

jrcrAxjgf nctQitiyos dpi 226

/cAufofa? oixlajuj <M;£<r£at 80

5urp«? n'/io*' dQ&clorjf 80 Kivvoa, ßaatXev 51 •fe <T jJ* qQfiivii 105 «5* ^e^ ififl yydpR 24 wg oi /ie*' Scct'yvyro 220,8

Abdemou 6

Abonuteichos 170

Achueus 107, Omphale 98

Adler 118

Adonis 51. 114

Adonisfest auf Samot 47

«W? 174

Ahrcn, Abschlagen derselben 180

Aemilius Scauros 169

Aeschylus 8. 103, 8

Aesop 2. 11-16. 72,2.124.168. 181

Aetluoperkönig 9

A garist e 57

Agathon, Telephos 92

ayytia 162

Agriouieu 46

Agur 118

ala 162

«fas 162

afriytia, Ableitung 4

ttiyinta&ai 4

<t1vot 4. 76

Akrostichon 175

\4xQt0fdtrat 205,2

Alexander der Grosse 168—171

Alexandra des Lycophron 164

Alexundria 214

Alexis, Hynnos 99, Kleobulina 102

dXyrjaas 162

Alphabet 178

Altar 164. 176. 229

altercatio Hadriani et Epicteti 117

Alwiamal 55. 120

Amusis 9. 73

Amis 13

Amphibolie 199

«piftdoXoi yyiofiat 22

Amplüdamas 19

Amphilochus 37

Amphion S6. 120-122

Anagramm 174

Anaxandrides, Aischra 107

Anaxilas, Neottia 106

Anchiale HO

Audromache 147

Auspeieu, zum Segen u.Unsegen 8,2

ayttVOfiia 211,5

Antiochus 57

Autiphanea Oanymed 65, Gastron

156, Problema 100. 102» Sappho

97. 102 Autistheues 138 «vnaxQiyoyTa 210 Aphrodite 51 anvevau 65 Apollo nnd Delos 18 Apollomus von Tyrue 28. 57. 58,1 Apöpi von Ägypten 17 dno uiXtros 175 an* öyov neoely 192 nnd yov ntacTy 193 <x7i0Qiat 214

anogot t(oy i^tar^ütttp 199 «noQoy 44,3. 181,2. 211 Argo 149 &QfAa eiyaXioy 142 Aristo nvraos 207 Aristophanes, Acharner 167»

Wespen 63 Aristoteles 3. 71. 74. 218

- 243 -

175

Artlscaoke 142 ämyfm yotfm 294 AsMepiades ms Trafik» SS «#rtto 8 m€roaytdH 90,1 Atalante 53 Athener, Geselligkeit, Neugierde,

8chlagfertickeit, Vereine 2<M. 905 Augiasstall 161 Augustus 104,1 Aulikalamus HO Aurelius OpUius 179 Aurora 119 Ausonius, Technopaegnion 91,9.

925,2 Austrinken des Meeres 9. 12 Bär 118

Balancierstange 150 Balis 7, 3 Ball 145 ßaQßnQl&w 168 Basilios Megalomitis 10. 97. 15a

155. 16a 171 Bassus 227

Becken In Dodona 150 Beil 88 Bertoldo 48 Bias 10. 11. 78 Bienen 68,1

Bilderrätsel 90. 128-184 Bion 173 Blasebalg 50. 88 Bohnen 200 Brahman 36. 46 Bronchus 169, 2 Brief 97

Broinbeerfrucht 7 Brotsack 133 Brunnen (?) 26 Brynhild 53

Buchstaben, beschrieben 90—98 Buchstabendrama 228 Buchstabenrätsel 167-172 certamen 19-25. 220-228 Chaerephon 182. 186. 200 Chalcedon 108 Charade 166 Chier 109 Chiron 162 Choerilus 103, 8 Cikaden 133 Uontessa, Rätsel 102, 2 Dattelpalme 143

Demetrins foa Bytaas 80,2

Demonax von Oyperi 199

Dlairesls 188—165

Dialektetgentüralichkelten 10S

Dialektische Kniffe 909

Diodonis von Alexandriea 189

Diomede 168

Diomedes 168

Diomedes, Grammatiker 165

Dionysius Metathemenos 176

Dionjsius von Sinope 206

Dionysius von Syrakus 108,8

Dionysos 51. 93. 157,2

Diphilus 201 -203, Theseus 99

DiesteUamen 95

Dithyrambus 88

Dosiadas 164. 228

Dromeas von Kos 207

Dunkelheit im Ausdruck 105

Eixatiaral 205, 2

Eisen 50

ex xaxov xrfpcrxoc xaxov eieV 211

iXxof 163

Kmpedokles 229

Euuius 179. 230

Enstatiker 215

Epeios 84

Epicharmus von Kos 94. 175, A4yc

xal Aoylyae 192 Epigramm 107 *II(>« 174 . iJ(>/il*'oc 203 Eros 89 yaatov 162 §am> «|*oc 51. 98 ian vovs 193 >i<Ju/«{o>T«c 209 Itevyia 49

Etcokles und Polynices 149 Euathlus 211

Eubulus, Sphiagokario* 94. 95. 102 Ev66$ov rkyyn 178,2 Euklide« 137 Eumotis 2 Eunuch 29 Euphorion 40. 108, 8 Euripides 9. 86, Theseus 91. 168

Antiope 121 Eurytus 53 Euthyraius 110, 4 kSnxovra, ol 205 Ezechiel 76,1 Fafnismal 120

Fahrzeuge am sichersten 904

— 244 —

Fatnachtsspiel 13,2 Feigen 182

Feigenbaum 38. 39. 185 Feuer 60. 72. 138. 142 Feuerzange 88 Flolswimtmul 120 Fische 132 Flach« 144 Fledermaus 29. 76, 2 Flöt«? 140, plirygische 76 Floh 182

Frauen, samische 47 ytth]v oqüj (yaXrjy 6q«S) 191 Gelimer 129 Gellius GG. 67 ythoionoioq 61,9. 205 Georgius 110, 4 vf(>row (y* fyarov) 192

Geschöpf, das sich selbst veriehrt 206

Gesellschaftsspiele 111. 218-234

Gesetzliche Bestimmungen, Deutung derselben 1S6, 2

G 08t er 3H,3

Glaukos von.Kreta 6—9. 49

Gnathäna 1S7. 201-203

Gorgias 103, 3. 200

Gott, mis einem Menschen werden 45

Gotwuru 28, 1

Grabstätten 108

y^uuuanxoy fxnotua 93

Griechen. Frohsinn 1

Grille S3. 84

ftH<r°fc"> Neckrätsel 180-20$, Aufsahen beim GastniaM 212—218, Gesellschaft sspielc2i8—234,unter-schiede.ii von utvty/ia Exkurs

Gwodun .Vi

Gylfagiuning 120

Gymuosophisten 44. 132,3

Habicht uud Nachtigall 4

Hammer und Ambos 50

Hariri 193

Hcgelochtis 191

Heidhreckr 31. 3S, 3. 51, 1

Helios, Rinder 70. Herden 70

Hengste in Babylon 15

Heniochus, Trochilos 200

Herakles 39. 161

Heraklides Pontikus 176

Hernktides, Sophist 190

Heraklit 40. 103, 3. 133

Uermtppus 14

llesiod 59. 69. 72. 76. 89. 103, 2

Heslod und Homer. Wettstreit

19-25. 185. 181. 220-228 Hetären 106 Heykar 16,1 Hippodamia 53 Hirnm von Tyrus 6 Hirsch 72 Hirt (Sonne) 119 Hochzeitfeier 58 Homer 40. 103,2. 134. 167 Homonyme 156—165. 193 Hotar 46 Hund 118 Hunger 132 Hvakiuthe 27 Jahr, Monate, Tage 122 Jahr uud zwölf Monate 15. 74 iz&vc 178,5 Ichneumon 95 Idauthyrsoa 131, 2 inexplicabile 211 Hias XeinoyQiifiuaTQQ 225 invocatus 187, 1 Jokaste 56 Jole 53 Fov "ll{»«s 175 lM'homachoB 207 isopsephische Verse 232 %)ultanus, Kaiser 150 Juppiter 52

X«0t<TXO£ 9t» ^*

xcttrov (x«i vov) 1S8

KaxodutfdOWGTui 205,2

Kalchas 37-40. 71. 135

Kullius 90. 228

Kallistratos 96. 102

x«v»«qos (?) 152

Kastoriou aus Soli 226

xautdiauov 162

Kelten'60, 4

xr t ucx; 96

xe(fdXaioy 219

Kephisodorus 206

Krjvxos yduo$ 59. 72

xtvaQ« 142

Kinyras 51. 94

Klearch von Soli 65. 80, 2. 218. 226

über die Griphen HO Rieisthenes von Sikyon 56 Kleobulina (Eumetis) 74. 75. 122, 2 Kleobulos von Lindos 74. 122 Kleodemus 2 -

Kloon Mimaulos 207 Kleouymo8 102

 

- 245 —

Klystlerspritte 160. 161

Röche 105

Jtofoc 88

Komanus 216

Komödie 98-107

Korax 210

*6qi 138. 140

Kottaboasplel 61

Krähe 72

Kratinus 94, die Kleobulinen 101

Krösus 14

Kromnon 132

Kqovo* (o**) 190

Kuh von dreierlei Farbe 6

xvQievoyreg 209

xvtov 194

Lacedämonier, ihre Redeweise 182

Laistrvgoneu 68

Lulenhurger 208

Lanios 68

Lampe 159

Lasus von Hcrinione 224

Laus (?) 143

Leben stärker oder Tod 45

Legen du aurea 113, 4

Leonidar von Alexandrien 227

Leonidas vou Tareut 109

XtctQoi 175

Lihussa 55. 136

Liehe 115

Liebe am meisten erwerben 45

Lilien 131, 1

Loewcu, Rätsel 102, 2

Xoyixog yQitfos 111. 117

Xoyianxov nQoßXrjua 22,1. 134

Xoyos 77. 78

Xoyos iv Xoyta 191

Lonproharden 52

Lügenmärchen 68, 2

Luthers Tischgespräche 212

Lykero8 von Babylon 14

Lykophron 104,1. 164. 175

Lykurgos von Babylon 14

Lvra (Laute) 141 Xvaag 215 Lyriker 172,5. 215 Machou 63. 200 Macrobius 114 Mäandrius 91

Männer, zehn auf fünf Schiffen 184

Märchen 29. 34. 35. 42. 54. 115,2.

123. 135. 136. 195. 196. 206,5. bei

Homer 68 — 71. verwaudt dem

Rätsel 68,2

fl

MahabhArata 85

Mahl, Ausgelassenheit beim M. 61

Mania 64. 200

Markolf 16,1. 43

Matreas 206

Maulbeerfrncht 7

Maultier und Kselin 187

i (?) 151

eer 206,5. Das rote Meer 155 Meilanion 58 Melampodio 36. 185 Melampus 37

Meleager von Qadara 109,4 Meusch, wie lange er mit Ehren

leben kann 45 MqoQGi 175 ' Metrodorus 136 Midas 226 Minotaurus 6. 7. uvrjuovta 218,2 Mohnkopfe 131,1 Mondjahr 71 Mopuua 37-40. 71. 185 Moses* Stab 155 fiovvoyiveta xopj? 140 Mnuunaxaq 36,3

Münzen mit rät solhafter Inschrift 169,2

Muschel 81

Mvkonos (?) 167

Myrrha 167

Nacht früher oder Tag 112

Nacht und Tag 127

Nais 71. 135

Nathan 76,1

Nektanebo 14. 15

Neoptolemos von Paros 108

Neraiden 72,1

Nessua 146. 147

Nestor aar Larauda 225

Niemand 194

Nikodemus 227

Norden, helle Nächte 70

Numa 52

Nvmphen, Wasser 141, Lebensalter

"71. 72 Odin 31. 52. 119 Odyssee XeinoygtiufAmTOi 225,2 Odysscus 141. 180 Oinomaos 53 Oiolykos 19 Ölbaum 158. 159 ÖVc* (?) 152,4 fri* 174 Opfer bei den Indern 46

— 246 -

Orakel 48

Orestes 50

oväk xaMp&H 187

ovforoc cvvaniQ« 194

ovg 171. 178

Ovn< 194

«3 nat&ios (J nrnd/op) 189

Pacuvius, Antiopa 86

/JdvxaAof 176

Pnileue 53

Pan 163 164

Panarkes 76,2

Paudora 216

Paneides 25

llavtitiov V"}T°C 26*5

Punnpeun 84

Puutaleou 206

Pantschatantru 35

nn^nlytatq 4, 4 .

Parasit 102

naQttaiixU 175,2

n«(>ftj<r<< utt'lyfi^m 76,3

PatrokluH aus Ägypten 131

Paulus DiucouuH 52

Pech 142

Peisistrutos 109

Pelias 19

Pelos 159

Penelope 194,2

Periander 10. 73. 130

Pflugnchar 56

Phut'thou 159

Pharao 155

Pherekyde« 38

Philippus, der Spaßmacher 205

Philostorpios 178, 1

Phoenix 72

fotY<£ 143 hryne 62 ?u>f, qtoq 159 >iudar 224 PittaciiR 133.2 nXuyoi 206,2 PlauudeH 16,1

Plato, Philosoph 2. 28. 174. 226 Plato, Komödiendichter 5* <*4 Plaut us, Inhaltsangaben Xomö-

dien 179 Poesie, epische 68—73, lyrische 73,

gnomtache 80 Polyidus 7. 49. 84 Polyphcm 141. 146. 194 Polyxena 172

Pompeji, Wandinschriften 42,1. 164. 227,4

nöVw iyntiiuw (6Vw A*.) 190

nov 173

nov< 171. 178

Praxilla 114. 115

nQoßXJiAam 214

Procop, Vandalenkrieg 128

Propis 184

Prosodie 197

Protagoras 211

Provinzialismen 103

Psellos HO. 155

PseudocalliBthenes 169. 170

V>(o« 90

UtoXt^ntoq (ano fiihfog) 175

Ptoletmteus Philadelphus 172

Plolemäor 214. 215

Publins Syrus 114

nvQos 172

Pythagoras 103,3. Sprüche 78-80 Sinnbilder 79

Qnintilian 193

Hube 72

Rätsel, Vorliebe der Frauen dafür 27. 28, 1. der Knaben 23. 30. 81. bei festlichenGologenueiten 45—6S, Wettkampf 5-30, auf Tod und Leben 31—45, symbolische R 76,1, kosmische R. 118-128. Volksrätsel 4. 5. 40. 41, Idee des R. 3. 4, Einteilung der R. 110, Abneigung gegen lt. 2—3, Sucht uach R. 100-102, ungelöste R. 15M55. Belohnung und Strafe 65—67

Rätselgaben 131. 132

Rauch 13S. 199

Rechenaufgaben 233

Recheurätsel 134. 136. 137

Redner 98. 102

Reiumar von Zweter 126

Rhapsoden 19. 41. 42. 59. 73

MfAovec &v6q*s 213. 214

Rhodos 151. 167

Rosine 141

Rotharis 52

Rumpelstielzchen 36,3

Rutilius 169

Saba, Königin von Saba 5. 89

Sabbas 44

Sal 124

Salomo 5. 6

Salorao und Markolf 43

Salz 155. 165

ltt

Hwlw I» «•rfeW 174 Zip«*« 171 Wardanapal HO

Siturnalieti 67

Satyrn 93

a««^ («4 ri^cj im

Schatten 85

öchildkrota 14t

ScIiilkT. Turandot II. M, ltt

Schlaf 83. 99. 189

Scltlaupe 118

HchlDimunkmut 7

ScIiLiiik'i'inmuuheuer IS

Schmiede 50

Mclmrcko 87

Bnfcwfl iot

Schnurren 307

S-Im.il.tufcl ieo

TT iTi i r tlraiit liti im tt«rf 185

Scbropfkupf 71. 75. 1«

Schwalbe ,S|)

8c1iwv1m 86

öcythen 131

Secnudo* 117

Kccflücli 15». 154

Seele (!} 117

Seucharib IG, I

Seueka 39

Hernpeion 170

Hfitoi Tarnainlns ISO

Sieh SG, 1

Sigeum 203

Simmta» am Rhodna 338

Simouidea von Cm» 83. IOT. 335. ttl

SiniBon 58

Sinnrätael 111

iKtträaXor 174

Skoliou 6)

Smyrn» IUT

Soknounrl 17

Sonnengott 70

«wftafiäna 208,8

Sophisten 103,1. thörfchU Fragen

der Sophisten 183 »optioklea 8. 39. 103,3.

93. 168 •tupt/i« 809 SoaibioH 173 Sosi genes 173 Sötadeen 338 Soter 173 Spuwmacber Gl. 305

Sphinx 4. II. 84. 108 Spiegel L44. 145 Spictharoa 176 Sprichwort 78 Sprüche, lehrhaft« 57 Stegreifdichten 330 ■ Steaichoras 133 SUermnnsch 6. 7 Btllpon 188 Stratonikua 184. SOS Stricker 13.. Stuten in Ägypten 15 Sühnnng von Blltaen 53 an! 1G4 Symphoaini 88

Syiitni<

SyrakuaiiT Gl

Syrinx 163

«vQl&t* 163

tnbiiln Iliac« 178.1

Tu« otler Macht früh« 41

Tok und Nacht 85. 137

Tax und Nacht (t) 69. Tl

IfciM IG8

Turi|uinluB Superbne 130

Tausend Dud villi' Nacht 18

li/rat !)„<!,„„i 183

n X von«lyrt« '«8,3. 3»

Tegeu, H

IVlitmou 162

nlcr/iuV 162

Tulepvloa 68. 70

Ti'H-rilrfhi-n 320,3

t-jVJe .Vo.W (Tirf tffiwmA IM

Tlmlrs 10. 74

Tharsia 58, 1

Theodcktea von Phaaelia 85

HtaSviftttüs itz*i 178,1

Tlieognia 81. 83

Thetis 148. 173

Thor 55

#oüW 163

Thraaybul von Milet ISO

Thrnajmachu» 108

Tiberin* 'fW, 1

Tiere, > c i- Mer anf dar Erd« o*m

im AI,..-. 44 Tier, das schlauste 44 Till Kuleuapiegel 206 Timakles, die Heroen 106 TimokrooD 225 Timon, der Sillograph 178,5 Timotheua 107

Anmerkungen und Fußnoten

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1) Vgl Herder, vom Geist der hebräischen Poesie, 2. Teil 1783 (bei B. Suphan, 12. Band 8. 192): „Alle Völker auf den ersten Stufon der Bilduug sind Liebhaber von Rätseln; dio Rinder sind es auch und aus demselben Gruude. Ihr Witz uud Scharfsinn, ihre Bemerkung!« und Dichtungsgabe äussert sich damit über eiuzelue Gegenstände auf die leichteste Weise, uud der Preis, deu der Erfinder sowohl als der Errater eines guten Rätsels in seinem Kreise davonträgt, ist ihnen gleichsam Kampfpreis, die unschädlichste Siegeskrone".

2) Goethe schildert im Anfauge seines Gedichtet: „das Göttliche 14 das Gottähnliche im Menscheu mit den Worten:

Edel sei der Mensch,
Hilfreich und gut!
Denn das allein
Unterscheidet ihn
Von allen Wesen,
Die wir kennen.

Diese Worte spiegeln die Auschauung des Mensehen wieder, der dea Blick auf den Ernst des Lebens gerichtet der Gottheit sich tu nähern strebt. Die Griechen aber gingen von einer andern Auffassung aus. Der Geograph 8trabo findet gewiss das rechte Wort, wenn er als Grieche sagt Geograph. X 3,9: „Es ist wohl schön gesagt, die Menschen ahmen dann die Gottheit am besten nach, wenn sie Wohlthaten erweisen, besser aber, kanu mau sagen, wenu sie glücklich sind, und das geschieht, wenn sie sich freuen, Feste feiern, philosophieren und sich mit Musik beschäftigen. Denn gesetzt den Fall, dass diese Dinge auch auf das Schlechtere verfallen, wenn die Musiker mit ihrer Kunst bei den Gastmählern, im Chor, auf der Bühne uud sonst noch nur Sinneulust im Auge haben, so verdient die Sache selbst doch keinen Tadel, sonde: es muss das davon ausgehende Wesen der Menschenerziehuug erwogen werden.

3) Vgl. Meiners, Gesch. der Wisseuschafteu. 1. Band. Lemgo 1781 8. 55-61.

4) Pluto rep. V. p. 47D*>.c Vgl. Lucian Pseudol. Cap. 32 p. 189 (bei Jacobits vol. III 302.): foioc £<fq xai ravta ytXnofl ro nautaXtifia xai to xlyaöos MöntQ nyd myiyfiara xai yQiqovq axovaaq.

5) Kleobulina führte auch den Kamen Eumetis