Das Rätselwerk von Alfred Neumann ist sehr umfangreich, daher haben wir jedem Buch eine eigene Seite gewidmet: Delphi, Rätseldichtungen, Rhodus, Sais und Tunkal.
Neue Rätsel-Dichtungen
Verlag: | Saturn Verlag, Wien |
Datum: | 1936 |
Seiten: | 172 |
Das Orakel von Delphi war eine Weissagungsstätte des antiken Griechenlands. Sie befand sich am Hang des Parnass bei der Stadt Delphi in der Landschaft Phokis. Die Kultstätte von Delphi mit dem Orakel war die wichtigste der hellenischen Welt und bestand bis in die Spätantike. [Wikipedia]
Die Orakelsprüche waren meist nicht klar, sondern vielmehr eher rätselhaft und konnten vom Fragesteller so oder so interpretiert werden. [Im Gegensatz dazu haben die Rätsel Neumanns hoffentlich eine eindeutige Lösung.]
Wir veröffentlichen die Rätsels Alfred Neumanns mit freundlicher Genehmigung von
Alfred Kim Guggenheim
675 North Bundy Drive
Los Angeles, California 90049, USAMail: kimguggenheim(at)gmail.com
dem Inhaber der Autorenrechte an den Werken von Alfred Neumann.
# | ist die Nummer des Rätsels hier bei uns; |
∞ | ist die Nummer des Rätsels in Delphi von 1936. Die Rätsel sind kapitelweise nummeriert: R-xx (Sinnrätsel), H-xx (Homonyme), S-xx (Scharaden), Si-xx (Scharadoide), Sx-xx (Verdopplungsscharadoiden), L-xx (Logogriphe und Steigerungsrätsel), F-xx (Füllrätsel), A-xx (Anagramme), P-xx (Palindrome), K-xx (Kernrätsel, von Neumann als Kapselrätsel bezeichnet.) |
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Die Einbegleitungen zu meinen bisher erschienenen Rätselbüchern »Sa'is«, »Rätseldichtungen« und »Tunkai« entheben mich der Aufgabe, zu »Delphi« eine besondere Vorrede zu schreiben: Alles, was schon früher gesagt wurde, darf und kann auch für das neue Buch gelten.
Nur eine Bemerkung sei mir gestattet, die sich auf die von mir erdachten »Ziffern-Füllrätsel« bezieht: Da ihre Struktur vielfach zu jokosen Darstellungen führt und hierzu naturgemäß geradezu verleitet, habe ich eine eigene Figur geschaffen, der ich bizarre und skurrile Dinge in den Mund lege, die aber mein Geschöpf mit einem durch nichts zu erschütternden Ernst vorbringt. Es ist dies der sogenannte »Gute Lehrer«, der sein Unwesen auch schon in den Vorläufern von »Delphi« getrieben hat, der Liebling seiner kleinen Schüler, die er wie Erwachsene behandelt, und denen er in naiv-gewundenen und altvaterischen Reden die seltsamsten, oft nicht gerade für Kinderseelen bestimmten Dinge beibringt.
Der »Gute Lehrer« hat sich, wie sein geistiger Vater mit Freude und Stolz von ihm sagen darf, bisher schon viele gute Freunde erworben. Sie würden ihn allerdings, falls er wirklich leben würde, nicht gerade zum Erzieher ihrer Kinder
Darf ich hoffen, dass dem »Guten Lehrer« auch bei seinem neuerlichen Auftreten (er hat unterdessen Verschiedenes für seine kleinen Zöglinge vorbereitet), sein bisheriges Glück treu bleiben wird? Und dass ein wenig von diesem Glück auch den übrigen Teilen des neuen Buches beschieden sein wird?
Wien, im Juni 1936
DR. ALFRED NEUMANN
Nehmt dies mein neues Buch mit Freundlichkeit entgegen
Und lasst es mich getrost in eure Hände legen,
Ich schuf es ja für euch und nicht für mich!
Für euch nur dacht an Rätsel ich auf meinen Wegen;
Wenn schwer das Raten fällt, wollt keine Ungunst hegen,
Er schmerzt nicht lang, der Geistesklinge Stich!
Du aber, du mein Buch, nimm deines Vaters Segen,
Spann deine Flügel, um sie spielend zu bewegen,
Grüß deine Brüder und bewähre dich!
A. N.
In kurzer Zeit hat Alfred Neumann sein viertes Rätselbuch erscheinen lassen. Hunderte neuer Scharaden, Anagramme und Füllrätsel stehen zur Unterhaltung der stetig wachsenden Leser- und Lösergemeinde bereit. Das Unwahrscheinliche und Bewundernswerte aber: neue Worte und Ideen! Interessant die Sammlung der vom Autor erdachten Ziffernfüllrätsel, die von einer neu er dachten Figur, dem „guten Lehrer", humorvoll aufgegeben werden. Alle Rätsel sind ziemlich schwierig, verlangen vom Löser ein bestimmtes Maß an Wissen, allgemeiner Bildung, Kenntnis des Englischen, Französischen und Lateinischen und sind eben dadurch reizvoll. Da Neumann als feinsinniger Nachdichter ausländischer Lyrik bekannt ist, so ist auch für die poetische Form der Rätsel vorgesorgt. Der Autor hat sich diesmal wirklich redlich Mühe gegeben; das bezeugen die zweiundzwanzig Sinnrätsel, die das Buch einleiten. Ist doch das Sinnrätsel die älteste, edelste, aber auch für den Verfasser schwierigste Form des Rätsels, das auf alle sprachlichen und schriftlichen Hilfen verzichtet und seinen Gegenstand nur bildlich oder logisch andeutet — häufig beides zugleich. Deshalb reiht sich auch dieses neue Werk würdig an seine Vorgänger an — der Erfolg wird nicht ausbleiben.
In der Reihe der vom Saturn-Verlag herausgegebenen Rätseldichtungen Dr. Alfred Neumanns ist als vierter Band vor kurzem »Delphi" erschienen. Neumann, der das Verdienst für sich in Anspruch nehmen darf, bei der Wiedererweckung der klassischen Rätselformen sehr tätig mitgewirkt zu haben, zeigt hier wieder seine anerkannte Meisterschaft. So wie in seinen ersten Büchern »Sais«, »Rätseldichtungen« und »Tunkai« sind auch in Neumanns jüngstem Werk Konzeption und Form so reizvoll zusammengefasst, dass beinahe ein neuer Stil entstanden ist. In »Delphi" findet man aber keine kleinen Rätselplänkeleien, es sind zum Teil recht komplizierte Probleme, die hier der Lösung harren, und es ist eine sehr ernsthafte geistige Auseinandersetzung notwendig, bis man an diese herankommt. Allerdings gibt es auch wieder Amüsantes in jeder Form. Neumann hat mit »Delphi" jedenfalls eine imponierende Probe seiner Vielseitigkeit gegeben und seinen Platz in der ersten Reihe der modernen Rätseldichter neuerlich gefestigt.
Der neue Rätselband Alfred Neumanns zeigt mit seinen älteren Brüdern große Familienähnlichkeit. Er zeugt auch ebenso wie die früheren Bände vom reichen Wissen und dem geistvollen Witz seines Verfassers. Auch das vorliegende Werk wird wieder wie die anderen als Zeitvertreib und Mittel zur Schärfung der Denkfähigkeit während der langen Winterabende willkommen sein.
Der Verfasser ist bei den klassischen Rätseldichtern, wie Brentano und Schiller, in die Schule gegangen und hat seine Vorbilder nicht nur erreicht, sondern — man darf es ruhig sagen —- sogar übertroffen. Dies ist nun schon das vierte Rätselbuch dieses ebenso geistvollen als erfindungsreichen und produktiven Kopfes. Alles, was er an Scharaden, Homonymen, Palindromen, Anagrammen, Sinn-, Buchstaben- und Silbenrätseln bietet, ist klug ersonnen und poetisch in der Form. Das hohe Bildungsniveau und die Vielfalt des Gebotenen sind geradezu imponierend. »Delphi« wird allen Freunden nicht immer leicht zu lösender Denkaufgaben angenehme Zerstreuung und geistige Anregung bieten. —tz.