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Nach seinem Tode herausgegeben zu Gunsten des schweizerisch protestantisch kirchlichen Hilfsvereins
Verlag: | Ferdinand Riehm Verlag, Basel |
Datum: | 1875 |
Seiten: | 88 |
# | ist die Nummer des Rätsels hier bei uns |
∞ | ist die Nummer des Rätsels in 100 Räthsel von Rudolf Hagenbach von 1875. |
Zueignung
Was euch bieten will die Sphinx?
Achtet gütig meines Winks:
Wer in Rätseln nur Verzwicktes
Sucht und durch und durch Verstricktes,
Scharfe Kanten nur und Backen,
Hatte Nüsse rumzuknacken,
Der wird lachen meines Spieles,
Weil der Schutz nicht wert des Zieles:
»Welch ein Rätsel eigner Art,
Das uns die Tortur erspart!"
Doch wer mag sich dran Vergnügen,
Wie sich Wort ein Worte fügen,
Wie die Silben in das Ganze
Mannigfaltig sich verbinden,
Gleich wie Blumen sich verwinden,
Hier zum Strauße dort zum Kranze,
Wie die starren, stummen Zeichen
Wechselnd sich die Hände reichen
Zu des Verses Ringeltanze,
Wie des Wortes Sinn sich wendet
Und die Sprache sieh vollendet
In den Witzen, die sie spendet,
Und im leichten Spie! verschwendet,
Wer mit stiller Lust entdeckt,
Wie das schlaue Wort uns steckt,
Und im Doppelsinn versteckt
Auch in uns den Schalk erweckt –
Kurz, wer an den Scherzen allen
Hat ein kindisch Wohlgefallen,
Der ist unser Oedipus,
Und dem bietet statt der Krallen
Ihren untertän'gen Gruß,
Sich verneigend rechts und links,
Die humanisierte Sphinx!