Gustav Theodor Fechner (* 19. Apr. 1801 in Groß Särchen bei Muskau; † 18. Nov.
1887 in Leipzig) war ein deutscher Physiker und Naturphilosoph.
Er vertrat in späten Jahren eine Theorie von der Allbeseelung des Universums und
ist somit einer der wichtigsten Vertreter einer panpsychistischen
Weltanschauung.
Dieses Buch enthält zehn Rätselgedichte, neun davon sind auch im Räthselbüchlein (s. u.) enthalten, nur das vierte (bei uns Nr. 4186)
nicht. Lösungen sind keine angegeben.
Räthselbüchlein
Vierte vermehrte Auflage
Verlag:
Breitkopf und Härtel, Leipzig
Datum:
1896
Seiten:
128
Die vierte Auflage enthält insgesamt 203 Rätsel mit Lösungen.
Weitere Ausgaben:
Erste Auflage, Georg Wigand's Verlag, Leipzig, 1850, 96 Seiten
Zweite Auflage, Leipzig, 1858
Dritte vermehrte Auflage, Bernhard Schlicke, Leipzigm 1865, 108 Seiten
Quellen und Copyright
Die Werke von Gustav Theodor Fechner sind gemeinfrei, da deren Verfasser vor mehr als 70 Jahren
verstorben ist.
Das vorliegende Büchlein enthält eine Sammlung der Rätsel und Scharaden, welche
in meinen „Gedichten" (1841), in mehren Jahrgängen (1846, 1847, 1849, 1850) von
Nieritz Volkskalender, in der Brockhausischen Illustrierten Jugendzeitung (1847,
1848), und in der Gartenlaube (1863, 1864) von mir erschienen sind, vermehrt um
einige neue. Zuerst geselliges Spiel, dann die Muße einer langen Krankheit, welche
ernstere Beschäftigungen ausschloss, endlich eine Art Gewöhnung an diese leichte
Selbstunterhaltung hat den Stoff zu diesem Büchlein anwachsen lassen. Möchte sein
Gebrauch eben so dienen, Diesem und Jenem bessere Stunden auf eine leichte Weise
zu verkürzen, als seine Abfassung mir für manche schlimme Stunde diesen Dienst
geleistet hat.
Die erste Auflage dieses Büchleins erschien im Jahre 1850, die zweite, ohne
erhebliche Veränderung, im Jahre 1858, die jetzige, dritte, bietet sich in ganz
veränderter Ausstattung dem Publikum dar, und ist gegen die vorige um 20 Nummern
vermehrt. Indem der Herr Verleger in erster Hinsicht den gewachsenen Ansprüchen
des Publikums an äußere Eleganz literarischer Erzeugnisse entgegengekommen ist,
wünsche ich nur, durch letzteren Zuwachs nicht schlechter gemacht zu haben, was
er besser gemacht hat, damit dem Büchlein noch die frühere Teilnahme des Publikums
erhalten bleibe.
Da eine Ordnung der Aufgaben nach der Verwandtschaft des Stoffes dem Zwecke
widersprochen haben würde, so hat einfach ihre Länge gedient, die Reihenfolge
zu bestimmen. *)
Der Verfasser.
*) Die in einem der meistgelesenen Unterhaltungsblätter gemachte Angabe, dass ein
zweites Bändchen dieses Rätselbüchleins erscheinen würde, beruht auf einem durch
mich nicht veranlassten Irrtum.
Vorschule der Ästhetik
Teil 1, Kapitel 7
von Gustav Theodor Fechner
Breitkopf und Härtel, Leipzig, 1876
Rätsel vergnügen uns dadurch, dass sie zu einer vorgegebenen
Mannigfaltigkeit von Vorstellungen uns die einheitliche Verknüpfung in der
Auflösung des Rätsels erst suchen lassen. In dem Entdecken dieser Beziehung
liegt der Reiz der gelungenen Auflösung, indes in der Voraussicht, dass sich
die Auflösung finden lasse, eine Vorwegnahme desselben liegt, welche in der
Tat dazu gehört, uns am Erraten selbst Lust finden zu lassen; denn Rätsel, von
denen man weiß, dass es keine Lösung dafür gibt, mag niemand raten, man hätte
davon nur die reine Unlust eines zersplitterten Vorstellungskomplexes; und wer
sich bewusst ist, Rätsel schlecht raten zu können, findet daran auch keinen
Geschmack. Bei Scharaden aber ist es immer von Vorteil, wenn die Aufgabe für
die verschiedenen Silben oder Wortabteilungen irgendwie einheitlich
verflochten ist, nicht für jede als ein unabhängiges Rätsel auftritt.
Unstreitig nun trägt zum Reize des Rätselratens auch das Gefallen an der
Überwindung einer Schwierigkeit bei, der wir uns gewachsen finden, indem wir
nach einem anderweiten Prinzip zum Bedürfnis der Einheit auch das Bedürfnis
eines gewissen Grades der Beschäftigung haben, dabei aber die einheitliche
Verknüpfung dieser Beschäftigung durch Richtung auf ein bestimmtes Ziel,
selbst abgesehen von der Beschaffenheit des Zieles, verlangen; daher gar zu
leicht zu erratende Rätsel uns nicht interessieren. Aber im Allgemeinen wollen
wir doch, dass bei jeder Überwindung von Schwierigkeiten noch etwas anderes
als die Überwindung selbst herauskommt; und lesen daher ein längeres Rätsel
auch nach dem Erraten gern noch einmal durch, um uns der einheitlichen
Verknüpfung des gesamten Inhalts durch das Wort des Rätsels zu erfreuen; dabei
mit Unlust bemerkend, was etwa nicht recht dazu stimmen will.
So sehr wir uns aber an sinnreichen und witzigen Vergleichen, Wortspielen,
hübschen Rätseln, Scharaden vergnügen mögen, so sehr uns auch Anekdoten aus
diesem oder jenem Gesichtspunkte amüsieren können, und so gern wir einige
davon hinter einander lesen oder hören, werden wir es doch nicht über uns
gewinnen, eine längere Reihe davon hinter einander zu hören oder zu lesen;
schon vor der zwanzigsten haben wir es gründlich satt; indes wir wohl einen
ganzen Band eines guten Romans auf einen Sitz auslesen, so zu sagen gar nicht
davon loskommen können, ungeachtet wir von jeder Anekdote für sich einen
größeren Lustertrag hätten als von jedem gleich großen Stück des Romans, und
man meinen könnte, dass durch den beständigen Inhaltswechsel der Anekdoten die
Erregbarkeit immer frisch erhalten werden müsste. Aber eben dieser Wechsel
ohne verknüpfenden Faden lässt uns nicht lange bei dem Lesen aushalten; ja,
wenn nicht jeder Vergleich, jede Anekdote für sich dem Prinzip der
einheitlichen Verknüpfung genügte und sonst noch durch die Beschaffenheit des
Inhaltes interessierte, würden wir um so weniger dabei aushalten.