herausgegeben von Carl Herloßsohn
Leipzig 1834-1838
Quelle: http://www.zeno.org/DamenConvLex-1834
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Rätsel, ein poetischer Scherz, welcher das Nachdenken reizen soll, indem er einen Gegenstand beschreibt, ohne diesen selbst zu nennen. Bedingung dabei ist, dass die angegebenen Merkmale insgesamt auf den Gegenstand passen und dass die einzelnen Angaben klar gegeben sind, ohne doch zu viel zu verraten. Dem Rätsel verwandt sind das Akrostichon, Anagramm, der Logogriph und die Scharade.
Anagramm bezeichnet eine Versetzung der Buchstaben eines Worts, so dass dadurch ein neues Wort entsteht, z. B. Eber und Rebe. Es kann zu einem Spiele des Witzes werden, wenn man aus dem gegebenen Worte ein solches bildet, das mit jenem in einem witzigen Zusammenhange steht.
Logogriph ist ein Wort, das durch Versetzung der Buchstaben, durch Zusatz oder Wegnahme derselben, den Sinn ändert.
Scharade nennt man diejenige Abart des Rätsels, die den Sinn eines Wortes aus dessen einzelnen Silben, deren jede eine für sich bestehende Bedeutung hat, erraten lässt. Um eine Scharade gelungen zu nennen, muss darin zwischen den einzelnen Monosyllaben eine gegenseitige Beziehung obwalten und die Auflösung einen epigrammatischen Zweck, eine Spitze haben. Die französische und deutsche Sprache und namentlich die letztere eignen sich vermöge ihrer leichten und willkürlichen Wortform und Wortzusammensetzung am meisten zur Bildung von Scharaden.
Akrostichon heißt ein solches Gedicht, in welchem die Anfangsbuchstaben oder Anfangswörter jeder Zeile oder jeder Strophe zusammengestellt, ein oder mehrere Wörter, einen Namen oder einen Satz bilden, der auf das Gedicht Bezug hat. Liest man z. B. in Paul Gerhards schönem Liede: »Befiehl du deine Wege« die Anfangswörter jeder Strophe zusammen, so kommt der Spruch heraus: Befiehl – dem Herrn – deine Wege – und – hoff' – auf – ihn – er – wird's – wohl – machen.