Josef Bondy (* 25. April 1857 in Jennikau/Böhmen; † 20. Mai 1918) war ein
böhmisch/österreichischer Jurist und Rätselautor, der seine Rätsel vorzugsweise
in der Zeitung »Bohemia« veröffentlichte.
Loge "Praga" des J. O.B'nat B'rith im Selbstverlag,
Prag
Datum:
1925
Seiten:
132
Das Buch enthält 171 Originalrätsel aller Kategorien von Josef "Job" Bondy
ohne Lösungen.
Quellen und Copyright
Antiquarisch erworbenes Buch.
Die Werke von Josef Bondy sind gemeinfrei, da deren Verfasser vor mehr als 70 Jahren
verstorben ist.
Lösungen
Josef Bondy hat keine Lösungen angegeben. Alle bei uns angegebenen Lösungen
stammen aus Rätsel-Sammelwerken bzw. haben wir bzw. unsere Besucher gefunden.
Die Lösungen müssen daher nicht notwendigerweise mit der von Josef Bondy
beabsichtigten Lösung übereinstimmen.
ist die Nummer des Rätsels in Jobs Rätselbuch
von Josef Bondy von 1925.
Zum Geleite
Als Josef Bondy, der Verfasser der vorliegenden Rätsel am 20. Mai des Jahres
1918 starb, schrieb der Dichter Oskar Wiener in der Deutschen Zeitung »Bohemia«:
Nun hat die »Bohemia« ihren Rätselmann verloren, der seine kleinen
geheimnisvollen Verse rätselhaft mit Job unterschrieb, aber im bürgerlichen
Leben Josef Bondy hieß und von Beruf ein Anwalt des Rechtes war. Wer den
freundlichen Mann mit dem Kindergesicht und den: hellen Augen am
Beratungstisch eines Vereines sprechen hörte, wie er mit gediegener
Sachlichkeit seine Worte wählte, immer nüchtern bei der Sache blieb und sich
nie einen rhetorischen Seitensprung erlaubte, der hätte nicht geglaubt, dass
in diesem Juristen ein poetischer Geist vibrierte. Und doch war Josef Bondy
ein echter Rätseldichter, der die Romantik dieser absonderlichen und
beschaulichen Kunst nicht ohne Feingefühl zu üben wusste«
Eine Auswahl aus der großen Menge dieser Rätsel wird nun in diesem schmucken
Bändchen allen Rätselfreunden geboten. Die Loge »Praga« des Ordens B’nai
B’rith, deren Präsidentenwürde im Jahre 1915 auf Dr. Bondy übertragen worden
war, hat den Beschluss gefasst, zunächst dieses Büchlein herauszugeben und
mich als einen Freund des Dichters ersucht, die Auswahl zu besorgen und ein
Geleitwort zu schreiben.
Ich danke der Tage »Praga« dafür, dass sie mir, einem Außenstehenden, diese
Aufgabe zugedacht hat. Nicht nur das Freundschaftsverhältnis in dem ich zu
Josef Bondy stand, auch meine Beziehung zu den Rätseln selbst, macht mir ihre
Erfüllung zu einer lieben Pflicht.
Es dürfte etwa im Jahre 1910 gewesen sein, als Josef Bondy durch mich mit
der Änigmatias, den »Neuen Rätseln« von Franz
Brentano, bekannt wurde, die kurz vorher bei Beck in München in 2.
Auflage erschienen waren. Sie nahmen ihn sogleich gefangen; ihnen widmete er
seine freie Zeit, nicht selten opferte er ihnen seine Nachtruhe. In langen
Sommerabenden saßen wir mit anderen Freunden um unseren Stammtisch im Garten
des Deutschen Hauses und sannen, bis das lösende und erlösende Wort fiel. Es
konnte auch geschehen, dass wir, nach einem solchen Abend zu Hause angelangt,
um Mitternacht durch einen telephonischen Unruf aufgeschreckt wurden: Josef
Bondy meldete uns die Lösung, die ihm ein glücklicher Einfall zugetragen
hatte. Er entwickelte sich zu einem vorzüglichen Rätsellöser, aber noch mehr:
er wurde selbst ein trefflicher Rätseldichter. Bald saß dieselbe
Gesellschaft um denselben Tisch und spekulierte schweigend über Jobs neueste
Rätsel, die er ihr lange vor der Veröffentlichung vorzulegen pflegte.
So hat also Brentano in Josef Bondy als Rätseldichter Schule gemacht, und
als jener im Jahre 1914 das Grab seines Schülers und Freundes Anton Marty in
Prag aufsuchte, vermittelte ich die Bekanntschaft der beiden Rätselfreunde und
die gewaltige Persönlichkeit des greisen Philosophen verfehlte ihren Eindruck
nicht, wie denn auch Brentano von dem Wesen Bondys, an dessen Rätseln er schon
früher Wohlgefallen gefunden hatte, sympathisch berührt war. Zur
Weltanschauung Brentanos, insbesondere zu seinem Theismus, hat sich Josef
Bondy nie bekannt, aber seine Rätsel las er gern.
Durch meine Mitarbeit an der Herausgabe dieses Rätselbüchleins darf ich
sonach beiden Freunden dienen; wollte doch auch Brentano nichts anderes mit
seiner Änigmatias, als »Freude und Anregung« bringen. Dies ist ihm im hohen
Maße geglückt und von den Rätseln Bondys gilt das Gleiche; sie werden nun auch
fernerhin Freudenbringer sein. Schon die Rätselecke der »Bohemia«, die jeden
Samstag erschien, wurde gar vielfach mit Spannung erwartet. Auch als er seine
Rätsel reichsdeutschen Blättern anbot, wurden sie gerne genommen; besonders
der »Weltspiegel« und die »Vossische Zeitung« brachten sie oft an
ausgezeichneter Stelle. Die Rätsel selbst in Buchform herauszugeben, konnte
sich Dr. Bondy nicht entschließen: »Das könnt Ihr einmal tun, wenn ich
gestorben bin« sagte er wohl, wenn ihn seine Freunde dazu drängten.
Nun ist er zum Schmerze aller seiner Freunde schon 6 Jahre tot. Erst Vor
kurzem wurde die Drucklegung seiner Rätsel ermöglicht. Meine Arbeit
beschränkte sich darauf, die zumeist fehlenden Lösungen wieder zu finden, eine
Auswahl zu treffen, die gewählten Rätsel zu ordnen und diese Zeilen zu
schreiben. Bondy hat die meisten Rätselgattungen gepflegt, die in der
Änigmatias vertreten sind. Ich behielt daher die Reihenfolge Brentanos bei,
der in seinem Vorworte die Erklärung jeder einzelnen Gattung bietet. Es fehlen
die Verdopplungsscharaden und -scharadoide und die Füllrätsel (Dal-Dals). Auch
darin ist die Änigmatias Vorbild, dass die Rätsel ohne die Lösungen gedruckt
werden. Der ungeduldige Rätselleser erliegt allzu leicht der Versuchung, nach
ihnen zu greifen und bringt sich selbst um das größte Vergnügen — ein
Rätsellöser zu werden.
[Völlig Verzweifelnden, denen die Lösung eines Rätsels nicht gelingen will,
erbietet sich die Loge »Praga« B’nai B'rith Prag, Ruzova 5, die Lösung
einzelne:
Rätsel gegen Einsendung des Rückportos und einer kleinen Spende zu wohltätigem
Zweck mitzuteilen.]
Nun noch ein Wort über Bondys Leben und Persönlichkeit: Dr. Josef Bondy
wurde am 25. April des Jahres 1857 in Jennikau in Böhmen, als Sohn des
Kaufmannes Bernard Bondy geboren. Er besuchte das deutsche Gymnasium in Iglau,
bezog 1877 die juristische Fakultät der Universität in Prag, die damals noch
utraquistisch war, wurde zum Doktor der Rechte promoviert und eröffnete nach
der üblichen Konzipientenpraxis seine Advokatenkanzlei in Prag.
Als Rechtsanwalt genoss er das höchste Ansehen seiner Kollegen und das
größte Vertrauen feiner Klienten. Er nahm sich der Bedrängtem der Witwen und
Waisen an, war ein vorsichtiger und umsichtiger Rechtsberater, ein wahrer
Rechtsfreund. Große Reichtümer hat er daher nicht gesammelt. Seine Interessen
gipfelten nicht im Gelderwerb.
Der Natur und Naturwissenschaft gehörte sein Herz. Er schrieb auch
gelegentlich kleinere naturphilosophische Abhandlungen, die er in populären
Zeitschriften veröffentlichte. Unsere philosophischen Ansichten gingen weit
auseinander. Es tat unserer Freundschaft keinen Abbruch, dass er sich zum
Monismus bekannte und dem Atheismus huldigte.
Er war einer der Gründer und Ausschussmitglied der Freien Schule und
Mitglied des Freidenkerbundes Die Advokatenkammer wählte ihn in den
Disziplinarrat und zum Prüfungskommissär bei der Advokatenprüfung. Auch da
verleugnete er sein Wesen nicht und war ein gerechter, verständiger und höchst
wohlwollender Examinator.
In jungen Jahren zählten
Gustav Mahler,
Josef Willomitzer,
Emil Kuh
zu Bondys Freundeskreis. Mit Obersanitätsrat Altschuh
Hugo Salus,
dem Ehepaar Kuh-Lehmann,
Heinrich Teweles,
Josef Bayer blieb Bondy stets in
freundschaftlicher Fühlung. Er war auch Ausschussmitglied des Vereines
deutscher Schriftsteller und Künstler, dem diese angehörten.
Bondy fühlte sich — ohne jede konfessionelle Gebundenheit — als deutscher
Jude. schmerzlich empfand er, der einst mitten im deutschen Studentenleben
gestanden war, das Erwachen und maßlose Anschwellen der antisemitischen
Bewegung, die es dem Juden so schwer macht, sich als Deutscher zu bekennen. Er
fühlte sich heimisch im Deutschen Hause, aber er nahm wachsenden Anteil an den
humanitären Bestrebungen des Judentums.
Um 20. Mai 1918 ist Josef Bondy einem Krebsleiden erlegen. Die
Beerdigungsbrüderschaft verweigerte die provisorische Beherbergung der Leiche,
weil Bondy seine Einäscherung im Dresdener Krematorium — Prag besaß noch
keines — angeordnet hatte. Eine katholische Kapelle nahm den Sarg auf. Die
Einäscherung erfolgte am 27. Mai 1918. Die Urne ist in Smichow beigesetzt.
Schon längere Zeit vor seinem Hinscheiden erfüllten ihn Todesahnungen. Sie
kommen auch in manchen seiner letzten Rätsel zu melancholischem Ausdruck.
Das Witzige, Lustige, Schelmische war den traurigen Gedanken ewiger
Vernichtung gewichen, zu denen seine Weltanschauung neigte; was ein solches
Rätsel an Heiterkeit verlor, gewann es an poetischer Stimmung und Form.
Mehr als aus meinen Worten wird der Leser aus diesem Büchlein ersehen, dass
Josef Bondy kein Alltagsmensch gewesen ist.