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Rätselgedichte, Rätselreime

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Josef Bondy

Josef Bondy (* 25. April 1857 in Jennikau/Böhmen; † 20. Mai 1918) war ein böhmisch/österreichischer Jurist und Rätselautor, der seine Rätsel vorzugsweise in der Zeitung »Bohemia« veröffentlichte.

Siehe auch: Bohemia

 

Jobs Rätselbuch

Verlag: Loge "Praga" des J. O.B'nat B'rith im Selbstverlag, Prag
Datum:
Seiten: 132
Das Buch enthält 171 Originalrätsel aller Kategorien von Josef "Job" Bondy ohne Lösungen.
 

Quellen und Copyright

Antiquarisch erworbenes Buch.

Die Werke von Josef Bondy sind gemeinfrei, da deren Verfasser vor mehr als 70 Jahren verstorben ist.

Lösungen

Josef Bondy hat keine Lösungen angegeben. Alle bei uns angegebenen Lösungen stammen aus Rätsel-Sammelwerken bzw. haben wir bzw. unsere Besucher gefunden. Die Lösungen müssen daher nicht notwendigerweise mit der von Josef Bondy beabsichtigten Lösung übereinstimmen.

Rätsel von Josef Bondy

# Erste Zeilen des Rätsels
5209 Du bist's in diesem Augenblick noch nicht, Doch kannst 3
5214 Durchs Schaumgefild, durchs Stoppelfeld Zieht's 41
5228 Mit i sollst du es immer sein, Mit e sollst du es nimmer 166
5243 Eins und drei sprach heut' zu Fritzen: »Du bleibst 112
5259 Ich sag', wo ein Gestirn ihr seh't, Wie es mit dem 81
5275 Die ersten Beiden führen Dich Oft über Berg und Tal. 126
5281 Wenn des Tyrannen Leidenschaft, Die Tausende 156
5305 Da ich gesund war und wohlgeraten, Wurd' ich mit 13
5313 Ich bin Dir nah, Doch wirst Du nie mehr Dich mir 50
5330 Reißt Du ihr den Kopf auch aus, Machst ihr einen Fuß 171
5344 Die ersten Beiden machen die zweiten Beiden: Das 130
5356 Sind bei uns die ersten Drei, Fehlen stets die letzten 105
5375 Sie fliegt empor zum Himmelsrund, Sie fliegt auch über 79
5388 Du nennst es wohl ein böses Wort, Weil öfters es 61
5399 Stammt es von Menschen oder Tieren, Trifft es dich 90
5410 Der Zauberin sei hier gedacht, Die wohnt in dunkler 30
5421 Ein wildes Tier zuvörderst steht. Gedankentür dahinter 134
5447 Seltsam Wesen, das ich kenne, Das ich widerspruchvoll 89
5459 Nenn' mir eines edlen Volkes Sprossen, Das in alter Zeit 159
5467 Für die Silben eins und zwei Sind der Maßstab alle drei. 129
5484 Du kennst sie wohl schon manche Jahre Die beiden 15
5496 Ich hab' Tränen schon vergessen Ob der vielen Leiter 5
5518 Ob es des Reiches Grenze schützt, Oder in uns selber 151
5521 Der Erste tat die Zweite Und suchte dann das Weite. 115
5530 Von Fürsten werde ich gehalten, Von vielen Herren 85
5536 Sie fliegen dahin durch alle Welten; Doch sind sie 51
5545 Will wer deine Kreise stören, Ruft er dir die Ersten zu, 128
5552 Setz' nicht dem Kopf den Fuß voraus, Sonst wird nur Not 164
5583 Die Erste stimmt dir bei, Die Zweit' ist rasch vorbei, 114
5599 Er kommt dir häufig in den weg, Doch meidet er 65
5801 Auf meiner ganzen Lebensstrecke Diente ich als 44
5823 Einmal will's nur grüßen, Einmal hörst du's schießen; 80
5845 Aug fernen Zeiten und Räumen Wird prähistorisch 93
5867 Getrennt rufst du's dem Jungen zu, Gibt er trotz 144
5889 Ein Komponist, sehr wohl bekannt, Wird durch das 149
5902 Das Steueramt, der Patient, Auch jeder Mensch, der 78
5924 Ich und mein liebes Brüderlein, Wir beide sind unsagbar 26
5946 Eine Zahl Berufsgenossen Bildet lose den Verband, 45
5968 Zu schützen und zu scheiden, Steh'n da die ersten 113
5990 Bei Tag und Nacht, jahraus, jahrein, Kehren Gäste bei 20
6603 Auch ich lebt' einst im Sonnenlichte Und atmete die 28
6625 Hast du hunderttausend Mark, Steht's um dich schon 64
6647 Alles wandelt sich und geht, Ich alleine bleibe stet. 83
6669 Die letzten Zwei an und für sich Lässt oft die Wahrheit 111
6681 Die stattliche Schar, im Taufe gesellt, Sie jaget dahin 170
6690 Ob nun das Wort, in dem du bist, Dir günstig oder 147
6712 Du wirst gewiss den Ersten gleich erkennen, Wenn man 138
6734 Wichtig ist's oft in der wert, Dass der Mann sie richtig 76
6756 Ich bin ein Messer wie and're auch, Zu Hause wie 52
6778 Wo Rechte und Gesetze walten, Da ist auch mir 27
6790 Mitten drin im reichen Segen Mich der Egoist erschuf. 8
6848 Seitdem die Eva sündig war, Regiert das erste Silben 103
6851 Wir wohnen droben auf den Höhen, Wir kommen auch 82
6853 Die Erste trägt oft eine Krone; Den zweiten krönet eine 125
6881 Du lebst in mir und denkst in mir Und nennst mich wohl 47
6917 Als ich noch lag im tiefen Meer, Da kam ein schlanker 14
6957 Der Kaufmann liebt es, wenn es groß ist, Die Kleinen 87
6958 Das Ganze macht — wie sonderbar! — Das zweite Paar 137
6995 Wir wurden geschaffen, um dich zu erfreuen, Um dich 92
7027 Ein halber Vater geht voran, Ihm schließt sich eine Frau 132
7031 Erst ohne Kopf ein Tier im Bau; Dann ohne Fuß 'ne 160
7056 Die beiden Silben sind begehrt, Die erste und die 120
7062 Sieh' die, Entartung des menschlichen Wesens: Fälle 167
7066 Ätherfarbig in den Lüften Schwebt' ich einst mit viel 36
7070 Was mag das für ein Getrümmer sein? Ein Buchstabe 140
7072 Schlank sind all' meine Geschwister, D'rum lassen wohl 9
7700 Was du gedacht und aufgeschrieben, Das ist mir selten 16
8003 Kennst du das dunkle Ungetüm Mit seinen beiden 6
8024 Ein Edelsitz dient mir zum Thron, Ich prang' in Licht 71
8047 Kennst du die hohe Weltenkraft, Die ewig neue Wunder 98
8068 Kommt des Winters letztes Paar, Nimmst du die zwei 122
8086 Der Bewohner dieser Klause Rührt sich nimmer aus dem 155
8102 Nimm nur ein und streich desgleichen; Da wird der arme 169
8121 Sag' Lebewohl zum Marmorsteine Und es erscheint die 118
8145 Ich brauchte ihn, doch war ich's nicht. Drum nahm ich 84
8170 Ich hin nicht gut und bin nicht schlecht Und keins von 60
8184 Unter all den vielen Schlangen Kennst Du wohl die eine 29
8202 Du kannst es nur schwer erkennen, Obwohl es dir sehr 2
8226 Wäre immer es doch eins! Leider aber kenn' ich keins, 17
8249 Der Eine ist ein Detaillist, Der Andere ist ein Engrossist; 49
8267 Es gibt im Leben dir den Halt, Ob du nun jung bist oder 72
8283 Hängst Du das Wort im ersten Falle An das Wort im 32
8401 Mit r ziehn wir durch Fluten stolz, Mit l find wir 161
8422 Wer stets den rechten Ersten fand, Der wird das letzte 131
8444 Frei ragt sie in die wert hinein Und fängt die feinsten 86
8466 Stellt das zweite sich vors erste Paar, Nimmt darin es 133
8489 Wir sind es sicher beide nicht; Stets ist es wohl der 21
8501 Das Ganze besteht nur aus uns Zwei'n; Doch pflegen 18
8523 Es ragt der Wald, es grünt das Feld, Das Gartenbeet ist 74
8545 Wenn man dem Gewerbslokal Kopf und Fuß verwechselt 168
8567 Mein Freund, der aus dem Ganzen stammt, Besuchte 119
8589 Er steht gewöhnlich an der Spitze Und dient des 94
8612 Das erste Paar hat eine Fahne. Das zweite Paar ist eine 117
8634 Es ist ein Wort, das viel besagt; Ich glaub', es könnte 62
8656 Ich hab' Gestalt, dach keine Kraft Und bin nicht einmal 34
8678 Wo sie übereinander liegen, Hast Du sie schon oft 88
8700 Er hat genug und braucht nicht mehr; Er steht drum 154
8711 Im Ersten nenn' ich jeden frei, Der sich bewährt als 116
8733 Schwimmt's im Wasser hin und her, Steht das a stets 157
8755 Da soll die Welt mir schön erscheinen, Wenn zehne 11
8777 Das Prinzip in meinem Leben War stets nach der Höhe 35
8799 Wird einen Stand man so entwurzeln, Dass er auf 148
8802 Das Schicksal ist's von allem, was besteht, Der Tauf der 100
8824 Ich spende den Menschen bald Böses, bald Gutes, Und 77
8846 Zweimal steht er da Und umschließt ein K Willst den 158
8868 Auf Erden und im Himmelsraum bin ich daheim Und 73
8890 Wer mich begreift, für den bin ich nicht da; Erfassen 46
8911 Ich schaffe Brot, Verscheuch' die Not; Doch will es das 91
8943 Ein Zwillingspaar, schneidig und fein, Stammen beide 25
8958 Ich bin völlig sonder Harm, Begnüge mich mit einem 4
8990 Wer es hat, muss viel entbehren. Wem es fehlt, kann 63
8996 Wir sind bekannt im ganzen Land, Sind sehr gesellig 42
9001 Lass ich auch das Sprichwort gelten, Willst du gelten, 31
9023 Spieler sind's, selbst falsche Spieler, Sind oft Täuscher, 55
9045 Immer ist es eins und zwei; Nimmer aber ist es drei. 12
9057 Des Feldes Ruhe verlor ihr Haupt, Mit einem Schlage 165
9079 Die erste kriecht von Ort zu Ort, Die zweite bleibet 123
9098 Kurze oder lange Weile Trennet uns. Wir sind nur Teile. 75
9112 So mancher seine Werke preist Und ihn auch Künstler, 96
9134 Bin als Wort ich auch nur klein, Werde ich doch immer 146
9146 Zwei uralte Sassen auf Erden, Die leben vereinigt im 37
9158 Erst schien's mir ein alter Geschäftsfreund zu sein, Auch 99
9180 Für die Erste spendet das Ganze bescheiden die Zweite. 136
9191 Wir bilden ein Zerstörerkorps Und gehen stets energisch 69
9203 Erst kommt die Haut vom toten Tier; Dann steht er 145
9225 Setzst du's in den ersten Fall, Kann's messen Und auch 162
9247 Wird wer ein Mann vom Ersten sein, Der schlägt nicht mit 107
9269 Bei Jungen und bei Alten Erzeugt es Kummerfalten Doch 95
9286 Wir lieben sehr das Leisetreten Verlassen nie das stille 43
9292 An dem Dorf, auch an der Stadt, Wo diese grad' ihr Ende 24
9311 Die erste Silbe halte immer; Die letzten sind ein Frauen 139
9323 Er sagt nicht offen, was er meint Und wünscht nicht, dass 1
9345 Ich bringe Fluch und bringe Segen, Gewinne Gold und 33
9358 Erst ist es trüb und undurchsichtig; Doch drehst du's um, 152
9380 Die Erste wird immer männlich sein, Die Zweite Mann oder 110
9397 Nennst du mich wertlos, lieber Freund, So ist es wohl nicht 10
9404 Das Ganze dient, um manche Sachen Dir sowie andren 163
9423 Folgt er der Missgunst auf der Stelle, Zeigt sich ein 153
9441 Diese Heilige — ach wie schade — Ist gerade nicht gerade 7
9465 Wir sind ein altes Syndikat, Das stets die Welt beherrschet 22
9478 Einst war in Rom ein Volkstribun, Bekannt durch sein 150
9500 In der alten Römer Ende Setz' die fremde Sonne ein. Fürcht 143
9501 Du siehst und hörst es täglich, stündlich. Nicht exklusiv 23
9513 Ziehen kannst du, messen, binden, Kannst ihn auch im 97
9525 In den Psalmen, im Gebet, Nach dem End' die Mitte steht. 141
9556 Ein Mädchen, namens eins und drei, Das sehr der zwei und 108
9578 Durch alle deine Lebensjahre Steh'n wir schlanken 70
9599 Manchen Dingen gibt's erst den Wert, Bei manchen ist es 57
9612 Ahne steht vor Spiegels Rahmen. Sieh! Alls Gruß wirft ihren 109
9624 Die ersten Zwei sind oft die Zeugen Bei einem feierlichen 142
9647 Es ist in Freiheit aufgezogen Und kümmert sich um Rechte 135
9660 Drei Mann aus einer Truppe, Die bilden eine Gruppe. Der 19
9675 Ich hin bald dunkel wie ein Ruhe, Bald bin wie frischer 38
9693 Wir sind dir treu, begleiten dich durchs Leben, Du schaffst 59
9711 Fährt das Vierte auf der Drei, Gleitet's ruhig hin und frei. 127
9724 Die Erste muss immer männlich sein, Das folgende Paar 124
9746 Sucht nicht mehr den Stein der Weisen, Stellt die höchsten 66
9768 Ich bin, wenn trübe Zeiten schalten, Entfesselt, in den 54
9780 Er wird wohl zu den Mulatten gezählt; Denn als sich die 39
9797 Cäsar war es und Augustus, Humboldt war's und Liebig 48
9802 Es ist ein Wort und ist ein Satz Und nennt dir einen festen 121
9823 Wie blinkt das erste Paar im Ganzen! Es brauchen's 104
9835 Ward er dir einmal angehängt, So willst du ihn nicht mehr 67
9849 Die Herrlichste neigt sich vor mir Mit ihrem Hofgeleit.56
9870 Erwünscht, erhofft ist sein Beginn; Doch scheint verkehrt 68
9876 Ich kenn' ein Wesen, schlank und braun, Dem bin ich zu 40
9911 Dir dient des ersten paares Licht; Des zweiten Wärme 106
9933 Die Erste und die Dritte ist keinem Menschen recht, Die 101
9954 Wenn ich geh', gehn mit mir zwei denen ich oft Hilfe leih'. 53
9967 Sagt wer, dass du sein Ratwort bist, So bist du's nicht zu 58
9979 Ziehst du die Letzten aus dem ersten Paar, So stellt sofort 102
# ist die Nummer des Rätsels hier bei uns
ist die Nummer des Rätsels in Jobs Rätselbuch von Josef Bondy von 1925.

Zum  Geleite

Als Josef Bondy, der Verfasser der vorliegenden Rätsel am 20. Mai des Jahres 1918 starb, schrieb der Dichter Oskar Wiener in der Deutschen Zeitung »Bohemia«:

Nun hat die »Bohemia« ihren Rätselmann verloren, der seine kleinen geheimnisvollen Verse rätselhaft mit Job unterschrieb, aber im bürgerlichen Leben Josef Bondy hieß und von Beruf ein Anwalt des Rechtes war. Wer den freundlichen Mann mit dem Kindergesicht und den: hellen Augen am Beratungstisch eines Vereines sprechen hörte, wie er mit gediegener Sachlichkeit seine Worte wählte, immer nüchtern bei der Sache blieb und sich nie einen rhetorischen Seitensprung erlaubte, der hätte nicht geglaubt, dass in diesem Juristen ein poetischer Geist vibrierte. Und doch war Josef Bondy ein echter Rätseldichter, der die Romantik dieser absonderlichen und beschaulichen Kunst nicht ohne Feingefühl zu üben wusste«

Eine Auswahl aus der großen Menge dieser Rätsel wird nun in diesem schmucken Bändchen allen Rätselfreunden geboten. Die Loge »Praga« des Ordens B’nai B’rith, deren Präsidentenwürde im Jahre 1915 auf Dr. Bondy übertragen worden war, hat den Beschluss gefasst, zunächst dieses Büchlein herauszugeben und mich als einen Freund des Dichters ersucht, die Auswahl zu besorgen und ein Geleitwort zu schreiben.

Ich danke der Tage »Praga« dafür, dass sie mir, einem Außenstehenden, diese Aufgabe zugedacht hat. Nicht nur das Freundschaftsverhältnis in dem ich zu Josef Bondy stand, auch meine Beziehung zu den Rätseln selbst, macht mir ihre Erfüllung zu einer lieben Pflicht.

Es dürfte etwa im Jahre 1910 gewesen sein, als Josef Bondy durch mich mit der Änigmatias, den »Neuen Rätseln« von Franz Brentano, bekannt wurde, die kurz vorher bei Beck in München in 2. Auflage erschienen waren. Sie nahmen ihn sogleich gefangen; ihnen widmete er seine freie Zeit, nicht selten opferte er ihnen seine Nachtruhe. In langen Sommerabenden saßen wir mit anderen Freunden um unseren Stammtisch im Garten des Deutschen Hauses und sannen, bis das lösende und erlösende Wort fiel. Es konnte auch geschehen, dass wir, nach einem solchen Abend zu Hause angelangt, um Mitternacht durch einen telephonischen Unruf aufgeschreckt wurden: Josef Bondy meldete uns die Lösung, die ihm ein glücklicher Einfall zugetragen hatte. Er entwickelte sich zu einem vorzüglichen Rätsellöser, aber noch mehr: er wurde selbst ein trefflicher Rätseldichter. Bald saß dieselbe Gesellschaft um denselben Tisch und spekulierte schweigend über Jobs neueste Rätsel, die er ihr lange vor der Veröffentlichung vorzulegen pflegte.

So hat also Brentano in Josef Bondy als Rätseldichter Schule gemacht, und als jener im Jahre 1914 das Grab seines Schülers und Freundes Anton Marty in Prag aufsuchte, vermittelte ich die Bekanntschaft der beiden Rätselfreunde und die gewaltige Persönlichkeit des greisen Philosophen verfehlte ihren Eindruck nicht, wie denn auch Brentano von dem Wesen Bondys, an dessen Rätseln er schon früher Wohlgefallen gefunden hatte, sympathisch berührt war. Zur Weltanschauung Brentanos, insbesondere zu seinem Theismus, hat sich Josef Bondy nie bekannt, aber seine Rätsel las er gern.

Durch meine Mitarbeit an der Herausgabe dieses Rätselbüchleins darf ich sonach beiden Freunden dienen; wollte doch auch Brentano nichts anderes mit seiner Änigmatias, als »Freude und Anregung« bringen. Dies ist ihm im hohen Maße geglückt und von den Rätseln Bondys gilt das Gleiche; sie werden nun auch fernerhin Freudenbringer sein. Schon die Rätselecke der »Bohemia«, die jeden Samstag erschien, wurde gar vielfach mit Spannung erwartet. Auch als er seine Rätsel reichsdeutschen Blättern anbot, wurden sie gerne genommen; besonders der »Weltspiegel« und die »Vossische Zeitung« brachten sie oft an ausgezeichneter Stelle. Die Rätsel selbst in Buchform herauszugeben, konnte sich Dr. Bondy nicht entschließen: »Das könnt Ihr einmal tun, wenn ich gestorben bin« sagte er wohl, wenn ihn seine Freunde dazu drängten.

Nun ist er zum Schmerze aller seiner Freunde schon 6 Jahre tot. Erst Vor kurzem wurde die Drucklegung seiner Rätsel ermöglicht. Meine Arbeit beschränkte sich darauf, die zumeist fehlenden Lösungen wieder zu finden, eine Auswahl zu treffen, die gewählten Rätsel zu ordnen und diese Zeilen zu schreiben. Bondy hat die meisten Rätselgattungen gepflegt, die in der Änigmatias vertreten sind. Ich behielt daher die Reihenfolge Brentanos bei, der in seinem Vorworte die Erklärung jeder einzelnen Gattung bietet. Es fehlen die Verdopplungsscharaden und -scharadoide und die Füllrätsel (Dal-Dals). Auch darin ist die Änigmatias Vorbild, dass die Rätsel ohne die Lösungen gedruckt werden. Der ungeduldige Rätselleser erliegt allzu leicht der Versuchung, nach ihnen zu greifen und bringt sich selbst um das größte Vergnügen — ein Rätsellöser zu werden.

[Völlig Verzweifelnden, denen die Lösung eines Rätsels nicht gelingen will, erbietet sich die Loge »Praga« B’nai B'rith Prag, Ruzova 5, die Lösung einzelne: Rätsel gegen Einsendung des Rückportos und einer kleinen Spende zu wohltätigem Zweck mitzuteilen.]

Nun noch ein Wort über Bondys Leben und Persönlichkeit: Dr. Josef Bondy wurde am 25. April des Jahres 1857 in Jennikau in Böhmen, als Sohn des Kaufmannes Bernard Bondy geboren. Er besuchte das deutsche Gymnasium in Iglau, bezog 1877 die juristische Fakultät der Universität in Prag, die damals noch utraquistisch war, wurde zum Doktor der Rechte promoviert und eröffnete nach der üblichen Konzipientenpraxis seine Advokatenkanzlei in Prag.

Als Rechtsanwalt genoss er das höchste Ansehen seiner Kollegen und das größte Vertrauen feiner Klienten. Er nahm sich der Bedrängtem der Witwen und Waisen an, war ein vorsichtiger und umsichtiger Rechtsberater, ein wahrer Rechtsfreund. Große Reichtümer hat er daher nicht gesammelt. Seine Interessen gipfelten nicht im Gelderwerb.

Der Natur und Naturwissenschaft gehörte sein Herz. Er schrieb auch gelegentlich kleinere naturphilosophische Abhandlungen, die er in populären Zeitschriften veröffentlichte. Unsere philosophischen Ansichten gingen weit auseinander. Es tat unserer Freundschaft keinen Abbruch, dass er sich zum Monismus bekannte und dem Atheismus huldigte.

Er war einer der Gründer und Ausschussmitglied der Freien Schule und Mitglied des Freidenkerbundes Die Advokatenkammer wählte ihn in den Disziplinarrat und zum Prüfungskommissär bei der Advokatenprüfung. Auch da verleugnete er sein Wesen nicht und war ein gerechter, verständiger und höchst wohlwollender Examinator.

In jungen Jahren zählten Gustav Mahler, Josef Willomitzer, Emil Kuh zu Bondys Freundeskreis. Mit Obersanitätsrat Altschuh Hugo Salus, dem Ehepaar Kuh-Lehmann, Heinrich Teweles, Josef Bayer blieb Bondy stets in freundschaftlicher Fühlung. Er war auch Ausschussmitglied des Vereines deutscher Schriftsteller und Künstler, dem diese angehörten. 

Bondy fühlte sich — ohne jede konfessionelle Gebundenheit — als deutscher Jude. schmerzlich empfand er, der einst mitten im deutschen Studentenleben gestanden war, das Erwachen und maßlose Anschwellen der antisemitischen Bewegung, die es dem Juden so schwer macht, sich als Deutscher zu bekennen. Er fühlte sich heimisch im Deutschen Hause, aber er nahm wachsenden Anteil an den humanitären Bestrebungen des Judentums.

Um 20. Mai 1918 ist Josef Bondy einem Krebsleiden erlegen. Die Beerdigungsbrüderschaft verweigerte die provisorische Beherbergung der Leiche, weil Bondy seine Einäscherung im Dresdener Krematorium — Prag besaß noch keines — angeordnet hatte. Eine katholische Kapelle nahm den Sarg auf. Die Einäscherung erfolgte am 27. Mai 1918. Die Urne ist in Smichow beigesetzt.

Schon längere Zeit vor seinem Hinscheiden erfüllten ihn Todesahnungen. Sie kommen auch in manchen seiner letzten Rätsel zu melancholischem Ausdruck. Das Witzige, Lustige, Schelmische war den traurigen Gedanken ewiger Vernichtung gewichen, zu denen seine Weltanschauung neigte; was ein solches Rätsel an Heiterkeit verlor, gewann es an poetischer Stimmung und Form.

Mehr als aus meinen Worten wird der Leser aus diesem Büchlein ersehen, dass Josef Bondy kein Alltagsmensch gewesen ist.

Prag, im September 1924.

Oskar Kraus.