Uns sind keine biographischen Daten von J. C. Bernher bekannt.
Neunhundert und neun Räthsel
bestehend aus Wort-, Silben- und Buchstaben-Rätseln
Verlag:
Georg Kranz, München
Datum:
1863
Seiten:
270
Das Buch enthält 900 gereimte Originalrätsel von J. C. Bernher mit Lösungen.
Quellen und Copyright
Das Buch ist frei im Internet
bei Google als PDF
verfügbar (für alle, die Fraktur lesen können). Das Werk ist gemeinfrei, da der Verfasser vor mehr als 70 Jahren verstorben ist.
Rätsel von J. C. Bernher
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# ist die Nummer des Rätsels bei uns; ∞ ist die Nummer des Rätsels in Neunhundert und neun Räthsel
von J. C. Bernher von 1863.
Ein Vorwort, welches nicht überschlagen werden sollte
Die Rätsel haben gar keine Apologie vonnöten.
Wieland.
Unser Wieland hielt den Rätseln die beste, und zugleich kürzeste Apologie, indem
er von ihnen sagte "sie haben keine Apologie vonnöten." Er selbst schrieb mitunter
auch Rätsel, 1) und gleiches taten, nicht ohne dichterischen
Aufschwung, von jeher viele andere geschätzte Schriftsteller 2).
Dessen ungeachtet gibt es Literaten, die, oft mit großer Überschätzung ihres eigenen
Faches, jenem der Rätsel sein literarisches Anrecht verkümmern möchten. Mit solchen
Egoisten will ich aber nicht rechten; gleichwie ich mit niemand rechten kann,
der an den Rätseln keinen Geschmack findet. Der Geschmack ist nun einmal verschieden
und die Rätsel gelten nicht mehr, wie vor 30 Jahren noch, für eine Modesache. 3)
Stattdessen wende ich mich an die vielen jeden Alters, Standes und Geschlechtes,
die immer noch dem Rätsel hold sind, und widme ihnen diesen, wenn auch vielleicht
nur hinsichtlich seines Umfanges, nicht unbedeutenden Beitrag, den ich auf den
Altar des altehrwürdigen Aenigmas hiermit niederlege. 4)
Schon war meine Absicht werktätig geworden, diesen Beitrag mit einer bisher
vermissten Geschichte des deutschen Rätsels zu verbinden, als mich das unverhoffte
Erscheinen eines einschlägigen, sogar umfassenderen Werkes solcher Arbeit überhob.
Dieses Werk, betitelt:
Geschichte des Rätsels
von I. B. Friedreich,
Dresden bei Kuntze, 1860
entspricht nämlich seiner Aufgabe mit solchem Erfolge, dass ich auf dasselbe
nunmehr lediglich zu verweisen brauche. 5)
Somit hätte ich meinem erwähnten Beitrage nur noch einen kleinen Verweis, nebst
Signalement, auf seine Reise in die Öffentlichkeit vorsorglich mitzugeben.
Die Rätsel zerfallen, nach der gebräuchlichsten Einteilung, in: Rätsel engeren
Sinnes, Charaden, Logogriphen, Anagramme, Palindrome und Homonymen. 6)
Da sich aber ein jedes Rätsel entweder nur mit dem Worte – oder mit dem Worte
und dessen Silben – oder mit dem Worte und dessen Buchstaben, ohne alle Ausnahme,
immerdar befassen muss, so gab ich meinen Rätseln die kürzere, vielleicht auch
passendere Einteilung in Wort-, Silben- und Buchstabenrätsel.
Das Rätsel engeren Sinnes wird durch mein Worträtsel vertreten, und dieses nimmt
auch noch die Homonyme in sich auf; als welche gleichfalls nur das ganze Wort,
wenn auch in dessen mehrfacher Bedeutung, zu beschreiben hat. 7)
– Die Charade hingegen erscheint für sich allein, und ganz unverändert, in meinem
Silbenrätsel.– Der Logogriphe 8) bildet einen Teil
meiner Buchstabenrätsel, denn er beruht ja immer nur auf einer mit dem Buchstaben
des Wortes vorzunehmenden Veränderung; sei es nun, dass einer oder mehrere derselben
versetzt, ausgetauscht, eingeschaltet oder getilgt werden müssen. – Die Anagramme
und Palindrome, endlich, machen den noch übrigen Teil meines Buchstabenrätsels
aus; nachdem ihr Wort, als ein auch von hinten zu lesendes, im Grunde gleichfalls
nur eine Versetzung der Buchstaben bedingt.
Diese drei Rätselarten lasse ich nun in meinem Vortrage regelmäßig unter sich
wechseln; so wie ich es mit dem Stoffe selbst tue, den man bald ernst, bald heiter
finden wird. 9) Außerdem bediente ich mich nicht nur
verschiedener Versarten, sondern auch oft solcher Rätselwörter, von welchen ich
vermuten konnte, dass sie noch unbearbeitet seien. Ich mischte, ferner, lange
unter kurze 10), schwere unter leichte Rätsel, gestattete
auch dem sogenannten Neck- oder Scherzrätsel bisweilen ein Plätzchen, und schmeichle
mir, durch all Dieses meine Leistung mindestens vor dem Vorwurfe jener lästigen
Einförmigkeit sicher gestellt zu haben, die sich in eine solche, aus ein- und
derselben Feder geflossene Masse von Rätseln gar leicht einschleichen kann.
Was nun noch, im besonderen, meine Silbenrätsel anbelangt, so strebte ich, aus
Gründen der Ästhetik, die Silben, durch einen Leitgedanken, nicht nur unter sich,
sondern auch mit ihrem Worte in Verbindung zu bringen. Dies gelang mir jedoch
nicht immer, so dass ich mich in solchen Fällen gleichwohl mit manch anderem Rätseldichter
trösten musste, der eine solche Verbindung auch nicht zu Stande gebracht, oder
wohl gar für überflüssig gehalten hat.
Dasselbe sei auch von meinen Buchstabenrätseln gesagt, hinsichtlich welcher
noch besonders zu bemerken kommt, dass ich mich bei ihrem Vortrage, wo er außerdem
schleppend geworden wäre, der hierzu längst eingeführten bildlichen Ausdrücke
bedient habe. 11)
So ziehet denn hinaus – Ihr 909 Kinder meiner Laune – ziehet hinaus in die deutsche
Welt, und trachtet, den Leuten, die Euch gastfreundlich aufnehmen, Unterhaltung
zu gewähren. Misslänge dieses, so könnte Euch fortan nicht mehr lieben Euer, bis
jetzt noch zärtlicher Vater,
München im Juni 1863
Der Verfasser
Anmerkungen und Fußnoten
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1)
Mir selbst ist zwar von Wieland nur ein einziges
Rätsel bekannt; es sollen aber mehrere von ihm in alten Zeitschriften zu finden
sein.
3)
Vor 50 Jahren hieß es sogar: Der Koch selbst
liest am Herd' Charaden, Verbrennen auch die Carbonaden.
4)
Nur etwa zwölf Nummern dieses Beitrages sind,
ohne mein Zutun, bereits in Zeitschriften erschienen.
5)
Der in jenem Werke aufgeführten, reichen Literatur
wäre – bis zum Jahre 1860, wo es erschien – bezüglich deutscher Rätsel, meines
Wissens, nur nachzutragen:
– Neulich Gefundenes Rätselnest, Hallein bei Salzburg, 1711
– Achthundert noch nie gedruckte Rätsel, Flensburg, 1791
– D'Ambach, N. L. Rätsel, Würzburg, 1825
– Adelsheim, C. J. von, 444 Charaden, Zweite Lieferung, Mergentheim 1846 (Die
erste Lieferung kenne ich nicht.)
Mit vollem Rechte wurden übrigens von dem Verfasser besagter Geschichte die
vielen Rätselsammlungen, stillschweigend umgangen, die sich gegenseitig nur abgeschrieben,
oder das Neue, welches sie hier und da, brachten, als solches, nicht näher bezeichnet
haben. Sammlungen altdeutscher und provinzieller Volksrätsel sind aber dort, nach
Verdienst, gewürdigt
6)
Die Rebus gehören zwar auch noch zu den gebräuchlichen
Rätselarten; liegen aber, da sie hauptsächlich nur in wirklichen Bildern sprechen,
außer dem Bereiche meiner Rätsel.
7)
Die Homonyme ist es auch, welche dem Worträtsel
eine anziehende Vielseitigkeit verleiht.
8)
Ich muss hinsichtlich des Logogriphs – sowie
der noch vorkommenden Anagramme und Palindrome – die Bemerkung hier vorausschicken,
dass die Definitionen, somit auch die Begriffe, die man von diesen Rätselarten
hat, unter sich nicht ganz übereinstimmen.
9)
Wo der Stoff ein mythologischer, geschichtlicher,
geographischer oder sprachlicher ist, bitte ich jene Leser, welche zufällig damit
nicht vertraut sein sollten, nur gleich zu einem andern Rätsel überzugehen, da
es ja derer noch genug gibt, an welchen sie die Früchte ihrer Belesenheit einernten
können.
10)
Die kurzen, obwohl sie schwerer zu verfertigen,
bilden die Mehrzahl, weil man jetzt von den Rätseln eine epigrammatische Kürze
verlangt.
Kopf – den ersten Buchstaben des Wortes
Hülle – den ersten und letzten Buchstaben des Wortes
Hals – den zweiten Buchstaben des Wortes
Brust – den dritten Buchstaben des Wortes
Fuß oder Bein – den letzten Buchstaben des Wortes
Herz oder Mitte – der mittleren Buchstaben des Wortes
Übrigens sind diese, wie alle Wörter ähnlicher Art, so oft sie in meinem Vortrage
gebraucht werden, dem Leser durch gesperrte Schrift bemerkbar gemacht.