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250 Rätsel von Viktor Attems-Heiligenkreuz
Verlag: | Leuschner & Lubensky, Graz |
Datum: | 1926 |
Seiten: | 60 |
Antiquarisch erworbenes Buch.
Die Werke von Viktor Attems-Heiligenkreuz sind gemeinfrei, da deren Verfasser vor mehr als 70 Jahren verstorben ist.
# | ist die Nummer des Rätsels hier bei uns |
∞ | ist die Nummer des Rätsels in Die zahme Turandot von Viktor Attems-Heiligenkreuz von 1926. |
Von befreundeter Seite angeregt, meine im Laufe des letzten Jahres abgefassten Rätsel auch weiteren Kreisen zugänglich zu machen, habe ich mich nach einigem Zögern entschlossen, nunmehr diese kleine Sammlung doch im Drucke zu veröffentlichen und sie vertrauensvoll in die Hände aller jener zu legen, die dem Rätselwesen ein freundliches Interesse entgegenbringen.
Meine gegenwärtigen Versuchsarbeiten auf diesem Gebiete sind teilweise und zunächst das Ergebnis der einen oder anderen Mußestunde gewesen, dann aber auch die Frucht einer bangen, durch eine schwerste Sorge in der Familie lähmend ausgefüllten 3eitspaune, während welcher ich die zwischendurch so unerlässliche Entlastung und geistige Ablenkung weder im Lesen, auf Spaziergänger, oder in einem Spiele, sondern in einzig wirksamer Weise bloß im Auflösen und Abfassen von Rätseln finden konnte. So hoffe ich denn, dass dieses Büchlein auch für dessen gütige Leserinnen und Leser nicht nur ein zwangloser Kamerad in heitrem, sondern möglicherweise auch ein wohltuender Begleiter in ernsteren Augenblicken sein könnte, und ihnen dann vielleicht noch den Antrieb geben wird, selbst in die Reihen der Rätselbildner zu treten.
Ich habe es vermieden, die Rätsel der verschiedenen Gattungen, als: Scharaden, Scharadoiden, Anagramme, Logogriphe, Homonyme, Palindrome, etc., oder besser zu deutsch: Wort- Silben-, Buchstaben- Gleichlaut- Umkehr- Kürzungs- Kapselrätsel usw. in eigene, gesonderte Abschnitte zusammenzufassen, weil ich es eher für eintönig und etwas ermüdend halte, sich in ununterbrochener Folge mit je einer gleichen Rätselart beschäftigen zu sollen, oder zumindest alle engverwandten Rätsel geschlossen eingereiht zu sehen; ein gewisses »Durcheinander« wirkt wohl anziehenden Auch die Bezeichnung des einzelnen Stückes nach seiner Kategorie glaubte ich lieber unterlassen zu sollen, weil ja letztere, und selbst eine vereinigte Mehrheit von diesen im selben Rätsel, doch immer alsbald aus seinem Wortlaute zu entnehmen ist, und im Übrigen die Betitelung einer jeden, dieser oft so kurzen Textesgruppen etwas Schwerfälliges ins Büchlein, d. i. vor allem auch in seine äußere Form, hineinbrächte. Nur bei den Worträtseln (Scharaden, Scharadoiden) habe ich das jeweilige Teil- und dann das Gesamtwort entsprechenden Nummerierung versehen.
In der Hauptsache dürften meine Rätsel wohl ziemlich leicht zu lösen und viele derselben auch dazu geeignet sein, der Jugend durch Vorlesen zur Aufgabe gestellt zu werden. Allzu tiefgründige und verwickelte Fragen in fortgesetzter Reihe veranlassen leicht dazu, ein Rätselbuch als ungebührlichen Zeitverzehrer bald wieder zur Seite zu stellen, wohingegen eine raschere Entdeckung des »Geheimnisses« meist eilte gewisse Befriedigung gewährt. Immerhin findet sich aber in der Sammlung doch so manches Stück, das ein bisschen hartnäckiger erscheint, und über den Rahmen des reinen »Kinderrätsels » wohl einigermaßen hinausgeht.
In der Frage, ob die Auflösungen dauernd vorzuenthalten, oder aber in einem Anhangteile des Büchleins sofort bekanntzugeben seien, habe ich mich für eine Art Mittelweg entschieden. Ihr Mangel — bei bisherigen Rätselbüchern üblich — wirkt manchmal etwas verstimmend, dem nicht jeder mag, wenn ihm eine Lösung nun durchaus nicht gelingen will, stets vor einem Fragezeichen stehen; ihre unmittelbare Preisgabe vermindert aber entschieden den eigentlichen Reiz der Rätsel. So werden also die Auflösungen in einem gesonderten Hefte zum Abdrucke gelangen, welches — ich rate angelegentlich hiezu — vom Besitzer dieses Büchleins erst in späterer Folge bezogen werden sollte, um in der Zwischenzeit denn doch etwas über die Aufgaben der »zahmen Turandot« nachzudenken.
Es wäre mir eine überaus willkommene Genugtuung, wenn diese kleine Sammlung in möglichst viele Häuser Eingang, und dort auch Anklang fände, und wenn ich — hoffentlich ist diese Erwartung nicht zu Unbescheiden — hievon ab und zu vielleicht durch eine gelegentliche Zeile etwas erfahren könnte.
Graz –Österreich – Elisabethstraße 5
den 15.JUli 192S.
Der Verfasser.
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Die Lösung dieses einleitenden Rätsels ist natürlich »Turandot«. Der Name Turandot, eigentlich Turanducht (dt. Turaniertochter) stammt ursprünglich aus dem Persischen. Prinzessin Turandot ist die Heldin einer Erzählung aus der orientalischen Märchensammlung Tausendundeine Nacht. Sie gibt den Bewerbern um ihre Hand Rätsel auf und lässt diese töten, falls sie die richtigen Antworten nicht kennen. Doch schließlich verliebt sich Turandot in einen der Bewerber, der zudem noch alle Rätsel zu lösen weiß.
Turan bezeichnet in der iranischen Mythologie ein zentralasiatisches Gebiet oder Land nordöstlich des Iran. Der Begriff, welcher wörtlich »Land des Tūr« (Sohn des sechsten mythischen Urkönigs Fereydūn) bedeutet, steht u. a. im Schāhnāme für das Land der Nicht-Iraner (Aniran) jenseits des Amudarja. Vor diesem Hintergrund wurde Turan seit dem 7. Jahrhundert auch als Urheimat aller Türken betrachtet.
Mit dem »größten Dichter« ist Friedrich Schiller gemeint, der für sein Drama Turandot viele neue, hervorragende Rätsel geschrieben hat.