Ich bin ein Zaub'rer ohne Gleichen:
Vor meiner Macht muss alles weichen
Und Keiner darf sich mir entziehn.
Wer mutwillig mir will entfliehn,
Der hat es um so mehr zu büßen
Und ruht nicht, bis zu meinen Füßen
Aufs Neu' er mir gehuldigt hat;
Denn meiner wird man niemals satt.
Wen ich verbannt aus meinem Reich,
Der fühlt nach mir die Sehnsucht gleich.
Ein König ist, dem ich beschert;
Ein Bettler ist, der mich entbehrt. —
Ein Zaub'rer bin ich erst, o Wunder,
Nimmst du mir meinen Kopf herunter.
Dann lass ich nicht bloß die Gestalten
In deinem Hirne sich entfalten;
Durch meine süßen Tongebilde
Bewegt sich die Natur, die wilde;
Wald, Felsen und des Meeres Wogen
Gehorchen meiner Leier Bogen. —
Welch' Zaub'rer ist denn das, o sprich!
Mit Kopf, kopflos so wunderlich?
Morpheus, Orpheus
Morpheus (dt. »Gestalt«) ist in der griechischen Mythologie der Gott der Träume. Er ist ein Sohn des Hypnos, des Gottes des Schlafs.
Orpheus ist in der griechischen Mythologie ein Sänger und Dichter. Orpheus’ Ehefrau war die Nymphe Eurydike. Als Aristaios versuchte, sie zu vergewaltigen, starb sie nach der Erzählung Vergils in den Georgica auf der Flucht durch einen Schlangenbiss, was dem Aristaios zur Last gelegt wurde. Orpheus stieg in die Unterwelt, um durch seinen Gesang und das Spiel seiner Lyra den Gott Hades zu bewegen, ihm seine Frau zurückzugeben. Seine Kunst war so groß, dass selbst der Höllenhund Kerberos nicht mehr bellte. So wurde ihm seine Bitte gewährt – jedoch unter der von Hades und Persephone gestellten Bedingung, dass er beim Aufstieg in die Oberwelt vorangehen und sich nicht nach Eurydike umschauen dürfe. Da er jedoch die Schritte seiner Ehefrau hinter sich nicht hörte, sah er sich um und sie verschwand wieder in der Unterwelt.