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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 13840

von Immanuel Gottlieb Moser

Rätsel

Es knüpfte manchem Ehepaar
Den Nestel als ein Meister,
Und lud, wenn's ihr gefällig war,
Ein Rudel Höllengeister. [Hölty]

Das Motto da oben verrät euch so viel,
Hier sei eine Hexe gewisslich im Spiel;
Doch hat man die furchtbare nimmer verbrannt
Und, trieb sie das Ärgste, nur selten verbannt.

Man wartet geduldig, bis ihr es gefällt,
Mit sich zu versöhnen die klügere Welt;
Einstweilen gehorcht man und fügt sich der Pein;
Man stünde ja, fügte man sich nicht, allein.

Kennt ihr die abscheuliche Hexe noch nicht,
Die brennt und schneidet, und presst und sticht,
Und schrecklich die menschlichen Glieder aufbläht?
Ihr steht ja im magischen Kreise, so seht!

Ach, leider, das geht nicht! sie blendet euch ja,
Das Hässlichste steht als das Prächtigste da,
Hat erst es das zaubrische Stäbchen berührt,
Das diese Hexe als Zepter führt.

Und ob ihr treibet, was ihr gefällt,
Besiegt ihr dennoch die Herrn der Welt;
Drum bildet beinahe mit Recht sie sich ein,
Auf Erden die mächtigste Göttin zu sein.

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Die Mode

Anmerkungen

Nestel = Band, Schnur zum Zubinden (s. nesteln)

Ludwig Christoph Heinrich Hölty (* 21. Dezember 1748 in Mariensee; † 1. September 1776 in Hannover) war ein volkstümlicher Dichter im Umfeld des Hainbunds.

Verweise

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