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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 13836

von Leopold Enk von der Burg

Kettenscharade

Enzinade

Juan de la Enzina, oder wie er in der alten Sammlung feiner Werke heißt, del Enzina, lebte gegen das Ende des fünfzehnten Jahrhunderts. Er war zu Salamanca geboren, und galt am Hofe der Königin Isabella für einen eben so seltenen, als ausgezeichneten Dichter. Er verfertigte Romanzen und Lieder im alten kastillianischen Stile, und eine eigene Art von Gedichten, in welchen er sich Mühe gab eine Menge der tollsten und widersinnigsten Einfälle (Disparates) zu verknüpfen; mit so glücklichem Erfolge, dass sein Name darüber in Spanien zum Sprichwort wurde.

Die folgende Probe ist freie Parodie eines solchen Gedichtes, das Böhl de Faber in seine treffliche Florests (Nr. 871) aufgenommen.

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Wer soll nicht staunen und nicht Wunder schreien, wenn man zwischen dem Stubentor und der Türkenschanze ein Karussell feiert, bei dem so außerordentliche Dinge vorgehen, dass notwendig jeder vor Verwunderung außer sich geraten muss?

Wenn zwölf Servietten gegen zwölf Flaschen Kölnerwasser anreiten; die einen lebendig, die andern tot; taub die einen, und die andern gliederlahm; diese hinkend und jene ohne Füße; wenn sie auf Stelzen und Hobelbänken einher galoppieren, und Stiefelzieher zu Helmen, und zum Schild einen *** haben. Wer soll da nicht Wunder schreien!?

[a] Essbar für sich und Zutat zu festen und flüssigen Speisen sind die beiden ersten Silben. Auch die dritte ist essbar, und erhält ihren Wohlgeschmack durch die beiden ersteren. Das Ganze nennt, dem Laute nach, einen deutschen Dichter, Kritiker, und Philosophen.

Wer soll nicht Wunder schreien, wenn zwei tausend Pygmäen auf Gurken dahersprengen, die Pyrenäen auf ihren Schultern, und hinter ihnen ein langer Zug von Manichäern, Lombarden, Goten und Quäkern; und wenn jeder von ihnen, um unkenntlich zu sein, sich in eine gesteckt hat. Wer soll da nicht Wunder schreien!?

[b] Mit der ersten Silbe stockt alles Leben; aber sie nährt dieses, wenn es in die zweite gefüllt, genossen wird.

Wenn der Ötscher wütend gegen Karl den Großen anreitet, dieser ein Alpenlied dudelnd, und jener sechs Pfennigstücke auswerfend; wenn Türken und Persianer hinter einer Nachteule herstürmen, und hinter diesen der Kirchturm von ******, dem sie in Linz beide Ohren, und in Wels den letzten Hosenknopf abgeschnitten haben.

[c] Mächtig herrschten einst die drei ersten Silben über eines der wackersten und gesegnetsten Länder; Stadt und Gewässer benennen die drei letzten in einem, diesem Land, benachbartem Königreich.

Wer soll da nicht staunen, wenn er Mohammed und Arrius, jeden von Beiden pudeldick besoffen, auf der Stechbahn erscheinen sieht, und hinter ihnen den Riesen Fierabras in einer Branntweinflasche? Wenn Pasquin sich an sie anschließt, an den Schweif einer Katze geklammert, und den Landpfleger Pontius Pilatus in einer Suppenschale vor sich herträgt. Wer soll da nicht Wunder schreien? und wer soll da nicht vor Erstaunen außer sich kommen!?

Lösung anzeigen

a) Butterweck. Bouterwek
b) Blutwurst
c) Markgrafenneusiedel

Anmerkungen

Fierabras ist ein altfranzösisches Heldenepos (chanson de geste) des 12. Jahrhunderts aus dem Sagenkreis um Karl den Großen. Es erzählt vom Riesen Fierabras, einem heidnischen Sarazenen, der vom christlichen Ritter Olivier in Spanien besiegt und zum Christentum bekehrt wird.

Die gens Arria war eine plebeische Familie, die ab dem 1. Jahrhundert v. Chr. in Erscheinung trat und in der Kaiserzeit zu größerer Prominenz aufstieg. Cicero beschreibt das erste historisch beschriebene Familienmitglied als jemanden, der seinen Stand durch harte Arbeit statt durch Bildung oder Talent erworben habe

Der Manichäismus war eine stark von der Gnosis beeinflusste Offenbarungsreligion der Spätantike und des frühen Mittelalters. Seine organisierte Anhängerschaft war unterteilt in die Elite der »Auserwählten« (lateinisch electi), aus der sich die Amtsträger rekrutierten, und die einfachen Gemeindemitglieder, die »Hörer« (auditores). Insbesondere von den electi verlangte er Askese und ein Bemühen um die Reinheit, die als Voraussetzung für die angestrebte Erlösung galt. Die Anhänger werden Manichäer genannt.

Fernán Caballero (* 24. Dezember 1796 in Morges (Schweiz); † 7. April 1877 in Sevilla) war eine spanische Schriftstellerin deutsch-spanisch-irischer Herkunft.

Verweise

Kettenscharaden