Geh hin, mein Sohn, und wirf die Feinde nieder,
Doch ohne Erste kehre nie zurück;
Und kehrst du auf der Ersten einstens wieder,
Dann leuchtet Mutterstolz im Trauerblick!
So sprach des Tapfern Mutter zu dem Sohne,
Und fleht doch, daß ihn Feindesschwert verschone.
Ein Jahr verschwand; vergebens ist ihr Sehnen,
Die Mutter eilt zum fernen Feindesland;
Sie sucht den Sohn mit heißen Muttertränen,
Bis sie sein Grab im dunkeln Kerker fand.
Sie küsst die Erde, die den Liebling decket,
Mein Silbenpaar die Mutter nicht erschrecket.
Sonst ist dies Silbenpaar ein hässlich Wesen,
Es schleicht umher, als ruh' auf ihm der Fluch,
Kein freundlich Wort kann seine Zunge lösen,
Gibt Antwort nicht, wenn auch die Liebe frug;
Doch sah' es wenigstens des Sohnes Leiden,
Schon darum kann die Mutter es beneiden. —
Die Mutter wird als Sklavin jetzt genommen
Und wird verkauft in fernes ödes Land;
Sie weint nicht mehr, der Tod ist ihr willkommen,
Sie hasst des Lebens sonst so süßes Band, —
Doch langsam nur soll sie vom Leben scheiden,
Des Körpers Marter mehrt der Seele Leiden.
Einst jammert sie zerfleischt von blut'gen Streichen,
Der Hunger schmerzt das arme Weib so sehr,
Kaum kann sie noch zum nahen Strande schleichen,
Dort findet sie das Ganze nah' beim Meer;
Sie naht sich ihm und hofft sich hier zu laben;
Zu schwach — sie sinkt — das Meer hat sie begraben!
(unbekannt)