Denkwürdigkeiten aus dem Leben Alexanders des Großen, nach morgenländischen Schriftstellern
Die morgenländischen Geschichtsschreiber erzählen, Dara (Darius) der große König habe die Tochter Philipps, des persischen Statthalters über Makedonien, zur Ehe genommen: sich aber wieder von ihr getrennt. Sie gebar den Alexander.
Sein Großvater Philipp erzog ihn nach griechischer Sitte mit Unterricht in allen Künsten und Wissenschaften, und bestellte zu diesem Ende eine Akademie griechischer Philosophen, deren Vorsteher Aristoteles war.
Aber noch ganz andere Wesen, als Philosophen, bemengen sich mit Alexanders Erziehung: der Prophet Chisr und – der Teufel. Spuren von dem Einfluss des einen, wie des andern, find im Leben desselben unverkennbar. Satan erschien am Hofe gewöhnlich als Bärentreiber oder Zigeuner; und Chisr als Jäger oder —
a) Wozu mir Mühe geben und dem Leser die beiden ersten und die drei letzten Silben weitläufig' zu bezeichnen? Die beiden ersten werden ihm eben geboten; und Risami, Mir Ali Schirwani, Achmet Kirmani, Emir Suleiman, der Herr Hofrat Hammer, und meine Wenigkeit sind es, welche in der Eigenschaft der drei letzten' sie ihm bieten. Das mag für diesmal genug sein.
Der Tribut, den Alexander als Statthalter des persischen Königs über Makedonien entrichten musste, bestand in tausend goldnen Eiern. Er verweigerte denselben. Dara ordnete eine Gesandtschaft ab, den Tribut einzufordern. Die Gesandten brachten einen Sack voll Futter mit, das sie vor Alexander der auf die Erde streuten. »Hier,« sagten sie, »schickt dir der König Futter für die Hühner der goldnen Eier.« Der geheime Sinn, welcher darunter versteckt lag, war: Zahlreich sind des Königs Heere; fürchte feine ungeheure Macht. Alexander, der die versteckte Drohung wohl verstand, ließ vierzig Hahnen bringen, und im Nu verzehrten diese die —
b) Eine wohlbekannte Stadt in einem nahen Königreich nennen die beiden ersten; einen deutschen Dichter die beiden letzten Silben.
Der Krieg war nun entschieden. Nach mehreren einzelnen Gefechten kam es zu einer Hauptschlacht, in der Dara fiel. Alexander ließ den Leichnam Daras begraben, und seine beiden Feldherren Matar und Mahiar —
c) Wie hoch der Vogel sich auch aufschwinge: er senkt den Flug wieder zur Erde; wie kräftig der Geist sich immer ausschwinge: er gerät wieder ins Sinken; und wie hoch die Gunst des Glückes, den Feldherrn oder den Staatsmann auch erhebe: er muss fürchten, dass sie ihn wieder fallen lasse. So ist denn d« hier gemeinte Art der Erhebung in der Tat die einzige, der welcher der Erhobene mit der beruhigendsten Zuversicht erwarten darf, für die ganze Dauer seines Lebens einer solchen Heimtücke des Schicksals nicht weiter ausgesetzt zu sein.
Auf dem Zuge durch Asien stieß das Heer auf eine einzelne Säule. Ein Knabe, der nichts Besseres zu tun wusste, kletterte hinauf, und setzte sich oben aufs Kapitel der Säule. Kaum hatte er sich niedergesetzt, so verfiel er in eine Art von heiliger Raserei, und sprach begeistert bald als Weiser, bald als Wesir, bald als König. Alexander sah der Erscheinung, die ihm noch nicht vorgekommen war, mit Erstaunen zu, und fragte sogleich den Stagiriten, was sie bedeute.
»Herr,« sprach Aristoteles, »eine solche Säule nennen die Griechen ein Orakel, und wir in der Kunstsprache Jehi' matalib.
Da die wenigsten Leser der türkischen Sprache so kundig sein dürften, wie Aristoteles: so wird es nötig sein, ihnen obigen Kunstausdruck zu dolmetschen.
d) Das demselben entsprechende Wort ihrer Muttersprache hat nicht weniger als fünf Silben. Nie ist der Sterbliche ohne die erste; nicht früher als im Tode; und wäre er es auch sonst: so richtet er sie auf den Tod selbst. Immer sucht diese erste Silbe die vier übrigen; und wenn sie dieselben findet, so ist ihr in ihnen zwar das Ganze geworden: aber nie wird dem glücklichen Finder das Doppelpaar der letzten Silben für sich allein zu Teil werden, weil das Ganze immer wieder die erste Silbe gebiert, und ihn dadurch zwingt, sein Streben nach jenen erfolg - und fruchtlos von vorne anzufangen.
»Hier, mächtiger König,« fuhr Aristoteles fort, »liegt ein großer Mann begraben, dessen Geist auch nach dem Tode fortwirkt, und durch die Säule Allen, die darauf sitzen, sich mitteilt. War der Begrabene ein Schätzebesttzer, so teilt er dem Sitzenden seinen Reichtum; war er ein König, seine Macht mit; und war er ein Weiser oder Prophet: so begeistert er sie mit seinem Genius. Und darum heißt eine solche Säule Jathi' matalib.
Alexander verliebte sich in die Tochter Ardschasps, des Beherrschers von Sistan, Prinzessin Rosenstängel, nachdem sie ihm ihr Porträt in die Hände gespielt hatte, und beging alle Narrheiten, die nur immer ein gewöhnlicher Verliebter hätte begehen können.. Ja er verkleidete sich sogar einmal als Bettler, und wartete auf dem Wege, wo sie gewöhnlich Almosen ausspendete. Prinzessin Rosenstängel erkannte ihn aber ungeachtet seiner Verkleidung, und gab ein paar —
e) Die beiden ersten Silben bezeichnen eine der ältesten und wichtigsten Verrichtungen in der Haushaltung, die man inzwischen auch an den Haaren, Eisen und Steinen vornimmt; in Betreff der beiden letzten ist der Unterschied zu bemerken, ob man sie empfange oder mache. Das erstere verursacht dem Empfänger jederzeit einigen Verdruss; das letztere kann dem, der jene beiden Silben macht, eben so gut Ehre, Gold, Orden, eine reiche Frau und tausend andere Vorteile, als den Galgen, die Festung, oder die beiden fraglichen Silben selbst, zum Lohne einbringen: je nachdem die Sache ist oder ausfällt.
Alexander sandte den Aristoteles als Brautwerber, dass er um die Prinzessin in allen Ehren anhalten möchte. Unglücklicher Weise erhielt er von Ardschasp eine abschlägige Antwort, und Alexander sah sich gezwungen, seinen erwählten Schwiegervater mit Krieg zu überziehen. Aber eben so galant, als tapfer, belagerte er zu gleicher Zeit die Prinzessin und den Fürsten, die Stadt und das Herz seiner Geliebten, und zwang zuletzt beide sich ihm auf Gnade und Ungnade zu ergeben.
Mit Auf- und Untergang der Sonne warf Alexander Rubinen aus, wodurch er zu verstehen gab, dies feien die blutigen Tränen seines Herzens, und während die Belagerungsmaschinen Felsen gegen die Mauern der Stadt schleuderten, schoss er auf goldenen Pfeilen Liebesbriese hinein. Die Prinzessin las die Briefe mit vieler Rührung und steckte die Pfeile statt Nadeln in die Haare. Auch trug sie zum Kopfputz das Feldzeichen Alexanders, einen diamantenen Neumond, als zarte Anspielung auf ihres künftigen Gemahls Ehrennamen; denn Alexander heißt bei den morgenländischen Schriftstellern der —
f) Die erste Silbe des viergliedrigen Wortes ist das Zahlwort zwei. Da man dasjenige, was durch die drei andern Silben angedeutet wird, selten anders, als in dieser Anzahl findet: so würde Alexanders Ehrenname viel richtiger und bedeutender klingen, wenn er statt der Zwei***, der Zweifach*** hieße: weil dann eine zweifache Beziehung darin läge; einmal die auf sein Heldentum, als Hindeutung auf das Symbol der Stärke: und dann die Beziehung auf sein mutmaßliches Schicksal als Ehemann.
Endlich ergab sich so Vater als Tochter, wie das Herz, so die Stadt; und die Hochzeit wurde mit persischer Pracht und mit griechischem Geschmack gefeiert. In der Brautnacht beschloss Alexander seinen Zug nach Indien, bloß in der Absicht, von dort eine der Prinzessin würdige Morgengabe zu holen. Nach seiner Rückkehr zog er nach Westen ins Land der Finsternis, weil er gehört hatte, dass dort der Quell des Lebens ströme. Sieben Tage lang wanderte er mit seinen Begleitern durch finstre Wüsten. Endlich strahlte sie ein grüner Schein an; der Abglanz vom Gewande Chisrs, des Hüters der Quelle des Lebens. Je näher sie kamen, desto mehr funkelte Alles in smaragdenem Glanze, Grün wie das Meer an den Küsten im heitern Sonnenschein funkelte vor ihnen der Quell des Lebens. Chisr schöpfte und reichte Alexander die Schale. Allein dieser vergoss sie und kehrte nicht mehr zurück aus dem Lande der Finsternis: denn allzu hastig hatte er darnach gegriffen aus heftiger Gier nach —
g) Wahrheit deutet das viersilbige Wort und Schein. Nur die seine wahre Bedeutung richtig erfasst haben, und seine höchste Bedeutung nicht in den drei letzten Silben suchen, die ihnen nur den leeren Schein bieten können: nur sie erlangen, was in diesen zwar auch bei ihnen nur Schein, aber bei ihnen, als solcher, ein Abglanz der ewigen Wahrheit ist.
a) Märchenerzähler
b) Weizenkörner
c) Aufhängen
d) Wunschbefriedigung
e) Backenstreiche
f) Der Zweigehörnte, der Zweifachgehörnte
g) Unsterblichkeit
Wie Nr. 134 und 150 aus einem der geistreichsten und unterhaltendsten Bücher entlehnt, die ich kenne, das unter dem Titel: Rosenöhl, im Jahr 1813 bei Cotta in Tübingen erschienen ist.