Logo
Rätselgedichte, Rätselreime

≡ ► ◄ ▲

Rätselgedicht Nr. 12832

von Friedrich Rautert

Scharade (1+1 oder 2+1 Silben)

Als Weinsberg hart beschossen
Um Konrads Gnade bat,
Das Frauencorps geschlossen
In Reih' und Glieder trat,
Da ward auf seidnem Kissen
Der Ersten Paar gebracht,
Stracks hört man auf zu schießen,
Und Kaiser Konrad lacht. —
Im Zug war eine Dirne,
Die keine Bürde trug,
Mit Trauer auf der Stirne;
Und Kaiser Konrad frug:
»Was mag dem Mädchen fehlen?«
Sie durft's ihm nicht verhehlen.
Sie zeigt ihm still die Dritte
Mit zarter weicher Hand,
Und sprach: »In Jener Mitte
Einst mein Geliebter stand:
Durch dein Geschoß gefallen,
Gab er mir diesen Schmuck,
Er starb, sein letztes Lallen
Verstummt im Händedruck.
Verzeih', Herr, dass ich weine,
Drum komm' ich so alleine.«
Da ließ, um mehr zu rühren,
Die Bürgermeisterin
Sich zu dem Kaiser führen,
Und hatte fast im Sinn
Vom Neuen und vom Alten
Den Herrn zu unterhalten.
Doch klirrend fällt das Ganze,
Um das sie sonst so bangt,
Das selbst beim Ehrentanze
An ihrer Seite prangt —
Es hatt' sich losgeschoben
Durch ihres Mannes Last,
Als sie ihn aufgehoben;
Jetzt, da sie's wieder fasst,
Da muss sie selber lachen;
Denn unnütz ist's ihr schwer,
Was will sie damit machen
Vor'm Tor, im Lager hier?
Der Kaiser, dem's gefallen,
Was Weinsbergs Frau'n getan,
Tanzt Abends noch mit Allen,
Ball und Konzert fing an
Des Abends punkto sieben,
So finden wir's geschrieben.

Lösung anzeigen

(unbekannt)

Anmerkungen

Die Burgruine Weibertreu, ursprünglich Burg Weinsberg, ist die Ruine einer vermutlich im frühen 11. Jahrhundert erbauten Höhenburg in der Stadt Weinsberg im Landkreis Heilbronn in Baden-Württemberg. Bekannt ist die Burg durch die namengebende »Treu-Weiber-Begebenheit« vom 21. Dezember 1140, als nach der Kapitulation der belagerten Burg die Frauen (später »Treue Weiber von Weinsberg« genannt) ihre Männer vor der Hinrichtung retteten, indem sie sie auf dem Rücken den Berg hinuntertrugen.

Verweise

Scharaden