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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 12665

von Leopold Enk von der Burg

Kettenscharade

Die Farben

»Der ist kein Maler, der nicht die Farben liebt,« sagt Öhlenschlägers Corregio, und gewiss auch kein Dichter; gewiss mangelt aller Sinn für das Schöne dem,

Der nicht des hellen bunten Scheins bedarf. Hingegen wird sich Demjenigen, der eine lebhaftere Empfindung für den Reiz der Farbe besitzt, eine poetische Stimmung des Gemütes nicht absprechen lassen. Also auch meinem Freunde J— nicht; da er sich von jeder Farbe lebendig angesprochen fühlt, wenn gleich nicht an jedem Gegenstand im gleichen Maße.

Ungemein lebhaft findet er sich zum Beispiel von der gelben Farbe angesprochen an den —

Das fragliche Wort hat nicht weniger als sieben Zeichen. Die drei ersten bezeichnen, wenn das Wort richtig geschrieben wird, in einem fremden Lande Personen von hohem Range. Die vier letzten, an und für sich selbst bedeutungslos, erinnern, wenn man in ihre Mitte das Hauchzeichen einschiebt, an die höchste Blüte geistiger Bildung; das Ganze aber erinnert durch Bild und Wort bald an das Höchste im Himmel, wie auf Erden: bald an dasjenige, wodurch alle Staaten sich aufrecht erhalten und zu Grunde gehen a).

Goethe sagt, die gelbe Farbe führe in der höchsten Reinheit — und woran erschiene sie reiner, als an dem fraglichen Gegenstande? — immer die Natur des Hellen mit sich; sie besitze eine ermunternde, sanft reizende Eigenschaft; sie erheitere das Gemüt, und scheine ihm eine unmittelbare Warme mitzuteilen. Das alles bestätigt sich an J— auf das allerunleugbarste. Wenn er die Welt öfter, als ihm zuträglich ist, in einem sehr trüben Lichte sieht: so kommt es offenbar größtenteils daher, weil der Reiz der gelben Farbe an dem bezeichneten Gegenstande so selten sein Auge erfreut; und nie noch hat er die sanft-reizende Einwirkung derselben empfunden, dass sich seine trübe Weltanschauung nicht auf der Stelle aufgehellt und fein Gemüt sich nicht unmittelbar erwärmt und erweitert hätte.

Eine große Anziehungskraft hat die rote Farbe für ihn am —

Das Wort hat neun Zeichen. Die sieben ersten Zeichen benennen ein Herzogtum. Von ihm trägt derjenige, welchen das Ganze meint, den Namen; und entsteht die Frage, wer aus seinem Geschlechte den höchsten Preis verdiene, ob er oder ein anderer: so werden J— und mit ihm die Stimmen der kompetentesten Kenner laut die beiden letzten Zeichen ausrufen b).

Die Macht der Farbe auf ein poetisch gestimmtes Gemüt bewährt sich an J— nie stärker, als wenn jene neun Zeichen auf ihn einwirken. Es ist dann über alle Abgeschmacktheiten, Plackereien und Nichtswürdigkeiten dieses Erdenlebens beruhigt, und empfindet die ideale Befriedigung, welche, wie Goete lehrt, durch die rote Farbe erzeugt wird, in einem so hohen Grade, dass er es sogar zufrieden ist, wenn der Meister der rochen Farbe nachrühmt, »sie gebe einen Eindruck sowohl von Ernst und Würde, als von Huld und Anmut:« wie wenig er auch, ohne ihren Einfluss auf die angegebene Weise zu empfinden, sich einbrechen kann, sowohl diese Charakteristik, als manches Andere in der Würdigung der »Sinnlich-sittlichen Wirkung der Farbe« ein wenig allzu subtil und ein wenig hyperpoetisch zu finden.

Die entschiedenste Anmutung hat J— zur blauen Farbe; denn sein Trachten, Sinnen und Philosophieren verliert sich oft so ins Blaue, dass sich an jener Anmutung nicht im Geringsten zweifeln lässt. Kein Wunder; da das Blaue nach Goethe immer etwas Dunkles mit sich führt, und das Dunkle und Ungewisse uns überall am meisten anzieht. Auch mag es dem guten J— zur Entschuldigung dienen, dass die blaue Farbe, wie uns Goethe lehrt, »als Farbe eine Energie ist,« und dass in ihrem Anblick »etwas Widersprechendes von Reiz und Ruhe liegt.« Diese energische Einwirkung , diesen Reiz und diese Unruhe — denn die letztere ist ja eben der Widerspruch oder der Gegensatz von Ruhe — empfand J— immer am meisten beim Anblick von blauen —

Trotz dem, dass Goethe in der blauen Farbe eine Energie findet, behauptet er dennoch wieder sie sei in ihrer höchsten Reinheit gleichsam »ein reizendes Nichts.« Als letzteres erscheint sie denn allerdings in dem viersilbigen Wort, welches hier erraten werden soll. Die beiden letzten Silben versprechen freilich etwas Wesentliches und Wirkliches: sanfte Güte nämlich, harmlose Unschuld, zärtliche Liebe und fromme Treue; da sie aber den beiden ersten, und somit dem Bestandlosesten auf Erden angehören, das Bestandlose aber in der Tat ein Nichts ist: für was sonst könnten die schönen Verheißungen des Ganzen anders gelten, als für — ein reizendes Nichts c).

Die Unempfindlichkeit für den Reiz der grünen Farbe könnte, ich gestehe es, die poetische Stimmung bei J— eben so zweifelhaft machen, wie bei Lessing, der, als einst eine reizende Frau ihm geistreich bemerkte, »wie nun Alles wieder so schön grün werde,« unwillig in die Worte ausbrach: »Ich wollte es würde zur Abwechslung einmal alles rot statt grün.« Freilich, Lessing hat mehr als einmal versichert, er sei kein Dichter; und darum haben sie es ihm aufs Wort geglaubt, trotz seines Nathans. Bei J— inzwischen hat seine Neigung für die grüne Farbe einen gar zu materiellen Grund. Wenn, er es nämlich grün werden sieht, oder das Entzücken einer für die Schönheit der Natur hoch begeisterten Seele auf obige Weise sich aussprechen hört: so denkt er fast nichts Anderes dabei, als: »Nun wird es doch wieder ein bisschen warm werden.« Man wird nämlich nicht leicht einen Menschen finden, dem die geringste Empfindung von Kälte unausstehlicher wäre, als ihm. Er hält im vollsten Ernst die Donau für die äußerste Grenze der wohnlichen Erde, und ist eigentlich der Meinung, dass, wenn der liebe Gott alles Land, was über den H6stcn Grad hinaus nordwärts liegt, ins Meer fallen ließe, wenig Schade darum wäre. Das Unbegreiflichste, was ihm in seinem Leben vorgekommen, ist, wie Öhlenschlager sich aus Italien — nach Dänemark zurücksehnen konnte; und den Capitain Parish, der dreimal die Expedition nach dem Nordpol unternahm, halt er für so entschieden verrückt, als irgend einen Bewohner von Bedlam. Um ihn zum vollkommensten Staatsbürger zu machen, bedürfte es nichts Anderes, als ihn fünf Schritte weit ins russische Reich hineinzuschieben: denn die Furcht, nach Sibirien geschickt zu werden, würde ihn selbst vor der allerunbedeutendsten Verletzung der Gesetze bewahren; und obwohl er nichts Hassenswerteres kennt, als den Verrat: so findet er es doch allzu hart, dass die Verräter in ewiges Eis von ihm versenkt wurden. »Von wem?« fragt ihr:

Fünf Zeichen beantworten Euch die Frage. Erkennen aber lassen sie sich daran, dass die Vertauschung des weichen Lautes mit dem diesem entsprechenden harten, den Erfinder der Strafe in eine Frau verwandelt, die in der Eigenschaft, in welcher sie hier erscheint, gegen jüngere Angehörige sich meistens freundlich, nachsichtig und hilfreich erweist d).

Der schwarzen Farbe, als der Farbe der Trauer und Trübseligkeit, war J— beständig abgeneigt; und nur bei Augenbraunen und Haupthaar fand er sie immer sehr anziehend. Diese Abneigung J—s gegen die schwarze, und jene lebhafte Neigung zu den heiteren Farben, hatte die Folge, dass man an ihm selbst manches schwärzer sah und anschwärzte, als gerade billig und nötig gewesen wäre.

Was konnte er da tun? — Was anderes konnte er tun, als was er tat. Er musste, so gut er konnte, sich —

Dreisilbig ist das Wort. Die erste Silbe benennt eine Farbe; die beiden andern enthalten den Namen eines deutschen Volkes, welchen man weder in Caesars Denkwürdigkeiten, noch in einer neuern Geographie von Deutschland finden wird. Nur in den Siegesliedern eines geschätzten deutschen Dichters kommt er vor.

*** ein Fürst der **
Ward angefallen von den Völkern —

Und Nun nimmt der Dichter den Mund so voll er kann, und zählt zwei Seiten durch die Völker alle auf, von welchen

*** ein Fürst der **

angefallen ward, und die er alle in die Flucht schlug.

Zehn Parasangen weit;

und die zerschmettert, wie Halmen von den Schloßen, am Boden lagen

Dreihundert Hufen lang!!! e)

Lösung anzeigen

a) Dukaten. Die Holländer zeigen den Spruch: Comcordia res purvaer etc.; ein Kremnitzer das Bild der Muttergottes mit dem Kinde

b) Burgunder

c) Mädchenauge

d) Dante. Tante.

e) Friedrich der Fürst der Brennen, Ramler, Amme, Em

Verweise

Kettenscharaden