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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 12303

von Alfred Neumann

Rätsel

Die Sage meldet, dass in Libyen einst ein Riese lang gehaust,
Der jeden Fremden zwang, im Ringkampf sich zu stellen,
Und dem Besiegten keine Gnade gab.
Nicht möglich war's dem Gegner, ihn zu fällen,
Denn war der Riese auch vom Kampfe noch so sehr zerzaust,
Und winkte ihm auch noch so nah das Grab,
Berührte er die Mutter Erde, wuchs ihm neu die Kraft...
Oft dacht ich nach, was dies Symbol wohl zu bedeuten hat,
Und nun gelang es mir, als ich der düstern Haft
Entronnen war, in die die heiße Stadt
Das Jahr hindurch mich eng zu halten hatt' gewusst,
Und als ich mit befreiter Brust
Dem Lärm, dem Streit, dem Zorne war entgangen,
Und — von der freundlichsten Natur empfangen —
Mich neugeboren fühlte wie wohl selten je zuvor:
Wer ist es, der in düstrer Mauerwelt die Lebenszeit verbringt,
Wer ist es, der mit tausend Feinden früh und abends ringt,
Wer ist es, dem man alle Säfte, alle Kräfte raubt,
Wer ist es, der auf solche Art ein Mensch zu heißen glaubt,
Und doch nichts anderes erkor,
Als nur ein steinern Grab, drin lebend er schon haust?
Nimmt aber Mutter Erde, nimmt Natur ihn in den starken Arm,
Dann wächst der Mut, um jedem Hass und jedem Harm
Mit Siegeszuversicht, mit Siegeskräften zu begegnen.
Er, den die Mütter Erde und Natur je segnen,
Wird stark genug, um jedem Sturm, der ihn umbraust,
Gleich einem Baum mit festen Wurzeln sich zu stellen,
Den nie ein Gegner — sei er noch so stark — vermag zu fällen!

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Stadtmensch

Verweise

Worträtsel, Neumann, Rhodus