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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 11569

von Immanuel Gottlieb Moser

Rätsel

Ein töricht Weib, wer kann sie gleich mir nennen?
An ihren Gaben ist sie leicht zu kennen;
Sie reißt sie bald noch grün vom Stamme los,
Wirft bald sie halbverfault euch in den Schoß.
Ihr werdet euch die Zähne dran verschlagen,
Ihr werdet euch verderben dran den Magen,
Selbst wenn sie stammen von gesundem Baum:
Grün oder faul erkennt man sie ja kaum.
Vom Strauche, gleich des wilden Sturmes Tosen,
Eh sich die Knospen öffnen, reißt sie Rosen;
Oft beut sie sie, wenn jedes Blatt abfiel,
Und hält auf solche zarte Gabe viel.
Steht unangreifbar euch ein Heer entgegen,
So gibt sie gern zum Angriff ihren Segen;
Sie trieb zu seinem und viel Tapfrer Weh
Napoleon hinein in Moskaus Schnee.
Sie heißt dich um ein edles Mädchen werben,
Wenn ihr Geliebter grade liegt im Sterben;
Und wo dir Mut und wo dir Eile frommt,
Heißt sie dich warten, bis ein andrer kommt.
Doch schwer nur wird es Klugen selbst gelingen,
In jedem Fall zu meiden ihre Schlingen;
Wer käme wohl nicht, ohne große Müh',
Einmal zu spät, ein andermal zu früh?

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Die Unzeitigkeit

Verweise

Worträtsel