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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 11547

von Immanuel Gottlieb Moser

Rätsel

Hat Schiller der Glocke gehuldigt
In schön abwechselnden Weisen,
So bin ich auch leicht entschuldigt,
Heut ihre Schwester zu preisen.
Zwar ist sie parteiischer freilich,
Und meist nur Männern gewogen,
Auch ihnen nicht immer gedeihlich,
Denn manchen hat sie betrogen,
Hat manchen verlockt in Gefahren
Mit ihrem rauschenden Tone,
Wie dies viel Mütter erfahren,
Nachweinend gemordetem Sohne.
Doch weiß sie mit edelem Grimme
Manch sicheren Schläfer zu schrecken,
Und ohne Metall in der Stimme
Die faulen Schäfer zu wecken.
Wohl hasst sie lange Betrachtung
Und heißt die Prediger schweigen,
Vermag doch Todesverachtung
In der Brust des Mannes zu zeugen;
Führt ihn in die furchtbaren Sitze,
Wo Bässe des Todes brummen,
Macht durch ihn grässlicher Blitze
Weithallende Donner verstummen.
Und tief im Herzen gespüret
Hat wohl ein Mann auch die Töne,
Wenn sie, vom Leide gerühret,
Dumpf klagt um die toten Söhne.

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Die Trommel

Anmerkungen

Das Lied von der Glocke ist ein im Jahr 1799 von Friedrich Schiller veröffentlichtes Gedicht. Es gehörte lange Zeit zum Kanon der deutschen Literatur und ist eines der bekanntesten, am meisten zitierten und parodierten deutschen Gedichte.

Verweise

Worträtsel, Moser, Räthsel/1838