Rätsel
Ich sah Gefang'ne, die sich von der Stelle
Wo sie geboren sind, nicht rühren können,
Mitleiden fühlt ich, und mir ward nicht helle,
Ob sie sich etwa selbst nicht gerne trennen;
Ihr Fuß fühlt freilich Druck der Fessel nicht,
Auch fehlet ihnen weder Luft noch Licht.
Doch so gebannt zu sein auf einem Flecke
Das ist doch wohl ein traurig Los zu nennen,
Und außer einer kleinen Mutterecke
Nichts von der Welt, sich selbst auch nicht zu kennen,
Und in bald stillem, bald lebend'gem Traum
So hinzudämmern auf dem schmalen Raum.
Nur eines tröstet wohl die armen Kinder,
Sie fühlen, weil sie mit der Mutter gehen,
Auch alles Unglück, das sie trifft, gelinder,
Und bleiben gern auf ihrem Plätzchen stehen,
Weil sie mit einer Sorge, der nichts gleicht,
All' ihr Bedürfnis freundlich ihnen reicht.
Zwar schenkt sie ihnen ihre Weihnachtgaben
Erst wenn der kalte Winter gar verschwunden,
Weiß aber dann sie reichlich zu begaben,
Dann werden ihnen festlich frohe Stunden,
Und über ihren Bann hinaus entzückt
Uns Freie wohl der Traum, der sie beglückt.
Ihr saht es häufig, wie die Lichter glänzen,
Die sie freigebig ihnen angesteckt,
Saht die Gefang'nen Gästen oft kredenzen,
An offner Tafel welche sie gedeckt,
Und mancher Freie tauschte gern sich ein
Das Los, ein so Gefangener zu sein.
Die Gewächse
Verweise
Worträtsel