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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 10633

von Eduard Prosch

Scharade (1+1 Silben)

Es irrt von banger Nacht erfüllet
Der Zweifel fragend hin und her,
Bis ihm das erste Wort enthüllet
Den Kern des Rätsels inhaltschwer.
Dies Wort es kann dem Bösen wehren
Und Klarheit selbst der Nacht verleih'n,
Es kann der Heil'gen Haupt verklären
Mit ewig reinem Strahlenschein.
Es nimmt der Sorge die Beschwerde,
Zerreißt der Ungewissheit Flor,
Es weckt die Keime in der Erde
Und hebt sie an den Tag empor.
Die Knospe harrt voll Sehnsucht-Bangen
Zum Worte fragend hingewandt;
Dann stillt es segnend ihr Verlangen
Und löset ihrer Fesseln Band.
Am Baume reifet es die Früchte
Der Goldorange stolze Pracht;
Und dringt es tief in Bergesschlüchte
So weicht auch dort die ew'ge Nacht.
Dem Herrn der Schatten wird es beugen
Sich nimmermehr in Ewigkeit;
Doch stets Von Neuem wird's erzeugen
Die dunkle Schar, die ihm geweiht.
Das ist der Fluch im Erdenwalten,
Dass stets dem Tage folgt die Nacht,
Dass aus der Tugend reinem Schatten
Doch auch der Sünde Keim erwacht.
So droh'n dem Menschen stets Gefahren,
Dem bessern selbst, an jedem Ort,
Wenn seine Wege nicht bewahren
Die Engel und ihr zweites Wort.
Doch ist er fest in seinem Glauben,
Vertraut er ihm in jedem Stück,
Dann kann auch nichts die Welt ihm rauben
In  Leidenstagen wie im Glück.
Gar manches Hemmnis tritt entgegen
Dem Pilger auf der Erdenbahn,
Wie Sonnenglut, Gewitterregen;
Er darf nicht fliehen, wenn sie nah'n.
Dann greift er nach dem zweiten Worte
In andrem, in geringrem Sinn;
Es wird auch so zu seinem Horte,
kommt geschützt zum Ziele hin. —
Das erste Wort mit seinen Gaben,
So überreich und mannigfach,
Kann Herz und Auge herrlich laben,
Und doch erzeugt's auch Ungemach.
Denn wer zu nahe ihm gekommen,
Und wer's geschaut: mit schwachem Blick,
Dem wird der Drang zum Wort genommen,
Und selbst die Kraft und das Geschick.
Doch ist das ganze Wort zugegen
Und nimmt's dem Ersten diese Macht;
Dann bleibt noch dessen großer Segen,
Wenn gleich nicht seine volle Pracht,
Das ist des ganzen Wortes Wesen,
Es nimmt dem Mächt'gen das Zuviel,
Und nützet Dir beim Schreiben, Lesen,
Beim Nähen, Stricken, selbst beim Spiel.
Oft kleidet's sich in Hoffnungsschimmer,
Den's Herz und den Dein Auge liebt,
Verbirgt das stechende Geflimmer,
Dass beiden oft Beschwerden gibt.

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Licht + Schirm = Lichtschirm

Verweise

Scharaden, Prosch