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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 10560

von Karl Müchler

Rätsel

Nicht im Geräusch der Stadt, auf stiller Flur
Gebiert mich meine Mutter nur;
Sorgfältig werd' ich dann erzogen,
Doch im Verborgnen bleib' ich nicht.
Der Biedermann, der Bösewicht
Sucht mich und wird mir bald gewogen.
Denn unter Tausenden vielleicht
Nicht Einer sich mir abhold zeigt.
Nur Damen sind mir abgeneigt.
An Höfen früher wohl gelitten,
Ich manches Fürsten Beifall fand;
Doch ward mit andern ältern Sitten
Ich nach und nach von dort verbannt:
Allein in Schlössern und in Hütten
Den Zutritt man mir nicht verschließt,
Und der Gelehrte, wie der Krieger,
Der Künstler, Weidmann und der Pflüger
Kurz, jedermann mich froh begrüßt.
Und doch, die Wahrheit zu bekennen,
Zieh' ich nicht an im ersten Augenblick,
Im Gegenteil' scheuch' ich zurück.
Man sieht mich ohne Zorn entbrennen,
Schnell lodr' ich auf in roter Glut.
Wer sich aus Neugier mir gesellet,
Anfänglich stets in blinder Wut
Von mir ein hartes Urteil fället,
Und später nur wird er mir gut.
Wer früher lästernd mich verschrieen,
Wird bald mir seine Liebe weih'n;
Für Millionen kann ich glühen,
Doch Eifersucht flöß' ich nie ein.
Es wird mein eifrigster Verehrer
Beständig – soll ich ihn erfreu'n –
Mein unbarmherziger Zerstörer.

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Rauchtabak

Quelle

Minerva, Taschenbuch für das Jahr 1827 (1826), S. 362f., Nr. 2

Verweise

Rätsel