Rätselgedichte, Rätselreime
von Franz Brentano
Ein Sprachenfex verlegte sich auf die Erfindung neuer Ausdrücke. Er liebte es, im Garten wandelnd, darauf zu sinnen, und jedes neufabrizierte Wort auf einen Zettel zu schreiben, den er dann auf den Gartentisch legte; unbedacht genug, denn öfter begegnete es ihm, dass ein Windstoß die schönsten Erfindungen davontrug, die ihm sonst nach seinem Dafürhalten unsterblich währenden Ruhm eingetragen hätten. Auch fehlte es nicht an Schülern, die seine Leistungen anstaunten. Einen von ihnen hatte er kürzlich durch Selbstmord verloren. Die Geschichte erinnerte so stark an die eines ähnlich unglücklichen Goetheschen Helden, dass die hinterbliebenen Mitschüler nur mehr mit dessen Namen von ihm sprachen, den sie zu dem seiner rheinischen Heimatstadt gesellten. Nun war einmal das Dach des Gartenhäuschens mit Teerpappe neu bekleidet worden und die Arbeiter hatten dabei an dem oben erwähnten Gartentisch gearbeitet und ihn etwas beschmutzt. Das hatte die Folge, dass nun darauf gelegte Zettel kleben blieben, und nicht, wie es oft geschehen, von einem sich eben mächtig erhebenden Wind verweht wurden, worüber der Sprachmeister, der mit einem Jünger um den Verlust seiner ruhmreichen Produkte besorgt, hinüberschaute, sich nicht wenig wunderte. Der Jünger hatte in seinem Staunen den Einfall, es möge der Geist des hingeschiedenen Studiengenossen hier schützend walten. Dem Meister aber kam alsbald eine realistischere Hypothese in den Sinn, die sich auch bestätigt fand, als er sich dem Tische näherte. »Nein, nein«, sagte er zurückkehrend zu seinem Schüler, hier bedarf es keiner Zuflucht zu spiritistischen Erklärungsmitteln. Mir kam ein viel einfacherer Gedanke. Es brauchte bloß einen Schritt zu dem Tische hin und meine Vermutung dal dal – dal dal – dal dal – dal dal – dal dal – dal dal – dal dal – dal dal – dal dal – dal dal – dal dal – dal dal – dal dal.«
währt er, wer der war, der Wörther Werther. Wer? Theer! Werd' er werter Wörter Wärter! Währt er, wehrt er, währt Ehr.