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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 10076

von Carola Koch

Homonym

Des Lebens Pendel, tu' ich treulich meine Pflicht,
Stündlich, minütliich, Tag und Nacht;
Sonst lebtest du nicht mehr im Licht,
Wärst eines Morgens nicht erwacht.
Ich bin fast du;
Denn wie ich meine Arbeit tu',
Ob stürmisch schnell, ob voller Ruh',
Ob matt und schwer,
Das kommt von deiner Wohlfahrt her,
Von deiner Freude, deinem Weh und heftigem Begehr.
Als Kranker lernst du recht, wie ich so wichtig bin:
Auf das, was du sagst, hört der Arzt nicht lang;
Er horcht nur immer nach mir hin,
Ob stark, ob schwach, ob ruckweis ist mein Gang.
Solang 's den Menschen gut geht und sie nichts vermissen,
Da scheinen sie von mir nicht viel zu wissen.
Ist nur ein Fäserchen in Seel' und Leib gerissen,
Da warn' ich sie, dass ihnen bangt,
Sie merken, wie viel an mir hangt,
Dass meine Kraft nicht zu Exzessen langt.
* * *
Doch sonderbar: Ich, der Erhalter jedem Leben,
Setz' selber manchem schnell sein Ziel,
Lass bis zuletzt in seinem Werk ihn streben,
Von Siechenpein und Todeskampf weiß er nicht viel.
Allein zum Abschiednehmen geb' ich keine Zeit;
Ist er von denen nicht, die immer sind bereit,
Tritt er unvorbereitet in die Ewigkeit.
Und dennoch möcht' kein Freund ihn wieder wecken,
Man gönnt's ihm, spart' ich ihm des Todes Schrecken.
Und wünscht, so selbst des Kelches Neige nie zu schmecken.

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Herzschlag

Anmerkungen

1. regelmäßige Kontraktionen der Herzmuskulatur; 2. zum Tod führender plötzlicher Ausfall der Herztätigkeit

Verweise

Worträtsel, Koch