Im Ersten suche treue Gestaltung
Zusammenhang, Folge, Ordnung und Haltung;
Dem Künstler verdankt sein Dasein das Zweite,
Doch wagt er's mit der Natur im Streite –
In verwegnen Kampf den Preis zu erringen,
Strebt er empor auf des Ikarus Schwingen –
Schwelgst du im Reiche geistiger Grenzen
Wo in lichtdurchglänztem Weben,
Körperlos dich Gestalten umschweben,
Möchte das Auge oft sinnlich ergänzen,
Was der geistige Blick nur schaut
Der sich ein Reich im Göttlichen baut.
Leiht dir die Phantasie ihre Flügel,
Reißt dich's fort, dir entsinken die Zügel –
Drum fessle kräftig das schnaubende Ros,
Dessen Huf Hyppokrene entfloss.
Wenn das Evö berauschter Bachanten
Sich vermählt dem Gesange der Corybanten *)
Dionysos Gottheit ein Opfer zu bringen,
Da enteilt die Grazie mit flüchtigen Schwingen; –
Dann fühlst du entrückt dich dem Zauberlande,
Es fallen die Himmelknüpfenden Bande.
Denn wie der Sonne wärmendes Licht
Strahlend den Wolken꞊Schleier durchbricht –
Scheucht des Weisen ernst warnender Blick
Der entfesselten Sinne Gebilde zurück.
Doch der höhern Bedeutung im irdischen Leben
Sinnereizende Formen zu geben
Schuf der Künste verschönernd Walten
Das Ganze für unseres Geistes Gestalten.
Sinn + Bild = Sinnbild
Hippokrene (gr. »Rossquelle«) ist die zum Dichten begeisternde, dem Apollon und den Musen heilige Quelle. Sie befindet sich unterhalb des Ostgipfels des Helikons, westlich der Kapelle Agios Elias. Nach der Sage ist sie durch einen Hufschlag des von Bellerophon gerittenen Pegasos entstanden. Ein Hain umgab die Quelle, und der Weg dorthin war mit Statuen und Denkmälern geschmückt. Noch heute ist sie mit einer antiken Einfassung versehen.
Korybanten sind Vegetationsdämonen und orgiastische Ritualtänzer, die die Göttin Kybele (im römischen Reich auch Magna Mater) begleiten[1]. Sie entstammen der griechischen Mythologie und sind auf das anatolische Reich der indoeuropäischen Phryger (dort Berekyndai[2]) zurückzuführen. Später wurden so auch die Priester aus dem 3. und 4. Jh. v. Chr. genannt, die der Kybele mit Waffentänzen, wilder Musik, Trinkgelagen und orgiastischen Ausschweifungen huldigten.
Dionysos ist in der griechischen Götterwelt ein Gott des Weines, der Freude, der Trauben, der Fruchtbarkeit, des Wahnsinns und der Ekstase (vgl. die Dionysien). Er wurde von den Griechen und Römern wegen des Lärmes, den sein Gefolge veranstaltete, auch noch Bromios (Lärmer), Bakchos oder Bacchus (Rufer) genannt.
Evius ist ein Beiname des Bacchus, entstanden aus dem Jubelruf Evö und Evan, der bei den Bacchus-Festen gebräuchlich war.