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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 9668

von Eduard Prosch

Scharade (1+1 Silben)

Jüngst traf ich auf der Promenade
Ein Mädchen wie der Lenz so schön,
Doch konnte man, es war recht schade,
Das was sie sprach nicht ganz verstehn.

Sie hatte ein besondres Wesen,
Das Kindliche vermisst' man ganz,
Sie hatt' entsetzlich viel gelesen
Und kannte nichts von Spiel und Tanz.

Doch fing ich an, die Spur zu schneiden:
Nichts Schön'res gibt's als blondes Haar.
Es könnt' ums erste Wort beneiden
Der Himmel selbst Ihr Augenpaar.

Ich sagte ihr noch mehr dergleichen
Im Ton, wie ein Student wohl spricht,
Doch konnte ich sie nicht erweichen,
Aufs zweite Wort, ach, kam ich nicht.

Ich dacht', Du musst es anders machen,
Die kecke Rede nahm sie krumm,
So sprech' ich jetzt gelehrte Sachen,
Die Schöne hält mich wohl für dumm.

Nun sprach ich von den Neu-Platonen,
Von Hegels Lehren und von Kauf,
Ich log, ich schreibe Rezensionen,
Doch habe ich mich nie genannt.

Dies Mittel half, denn seht, jetzt plötzlich
Verkläret sich ihr Angesicht,
Fürwahr es ist gar sehr ergötzlich
Wie sie zu mir so lieblich spricht:

»Ich grüße den Berufsgefährten,
Ja, wo's auch scheint, das Licht ist Licht;
Wie selten wird es uns Gelehrten,
Zu kennen uns von Angesicht«.

Ich denk' jetzt hab' ich Dich mein Käthchen,
Zwar bist das ganze Wort Du nur;
Doch reizender war nie ein Mädchen,
Und keine Blume auf der Flur.

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Blau + Strumpf = Blaustrumpf

Verweise

Scharaden