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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 9177

von Franz Brentano

Rätsel

Als eine Freundin uns an ihrem Geburtstage bewirtete

Hört an, welch wunderliche Leute
Sich hier zusammenfinden heute!

Der eine hält nicht viel auf Kleider,
Den blauen Frack macht ihm kein Schneider;
Da ist ihm jeder gut; – allein
Der Hut soll fein und kostbar sein.
Gar riesenhaft ist seine Dose;
Draus nehmen Kleine gern wie Große.
Doch steckt er nie die Dose ein;
Nein, selber wird er schmal und klein
Und oft wie Schnupftabak so fein,
Die Dose soll ihm Wohnung sein.

Der andre, hört nur! war gehangen,
Eh irgend Arges er begangen.
Zwar starb er nicht und ward befreit,
Doch bleibt sein Herz voll Herbigkeit.

Im Sommer nimmt freiwillig nie
Der dritt' im Mittelstock Logis;
Am liebsten zieht parterre er ein.
Sonst soll es hoch in Lüften sein.

Der vierte hat Sturzbäder gern;
Doch kaltes Wasser bleib ihm fern!
Macht ihm das Bad brühheiß! zum Dank
Reicht er dafür euch goldnen Trank.

Die vier, von fern hierher geführt,
Hat innerlichst ein Weib gerührt.

Nicht Zauberkunst gab ihr die Macht,
Doch hat es ihre Kunst vollbracht.
Auch sind sie nicht ob ihrer Hand
In Streit und Eifersucht entbrannt;
Sie schließen Freundschaft und Verein,
Als wollten nur ein Leib sie sein.
Da kommt der fünft', er darf nicht fehlen,
Muss diesen Leib als Gast beseelen,
Und gibt ihm solch ein feurig Leben,
dass alle jubelnd ihn erheben.

Wer nun des Rätsels Sinn erkannt,
Der fass' ihn auch mit froher Hand
Und stoße klingend Rand an Rand
Und rufe Hoch! als Gratulant!

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(unbekannt)

Verweise

Worträtsel, Brentano, Forum