Im Käfig saß mein Vögelein,
Ich war ihm recht von Herzen gut,
Denn immer hatt' es frohen Mut,
Es konnte gar nicht traurig sein.
Sein Lied ertönte spät und früh,
Versüßte mir der Arbeit Müh'.
Ach, da erkrankt das Vögelein,
Bläst sein Gefieder seltsam auf;
Ich stürze fort in schnellem Lauf
Und rufe den lieben Vater mein;
Er kam; doch war dem Tierchen schon
Das süße Leben hingeflohn!
Da hörte man wohl lang' mich klagen,
Ich hatte, was die Ersten sagen.
Ich nahm die Zweit' und Dritte bald,
Der Mutter Wünsche zu erfüllen,
Die mir gebot, mich einzuhüllen:
Denn Winter war's und eisigkalt –
Und kauft' ein andres Vöglein mir.
Das ist ein liebes, gutes Tier,
Doch ich gesteh' es euch, bis jetzt
Hat's mir mein Liebes nicht ersetzt.
Der holde Lenz war nun erschienen;
Da ging ich mit dem Brüderlein
Lustwandeln in dem Birkenhain;
Wir scherzten, spielten viel im Grünen,
Als plötzlich wir das Ganze sahn
Flink durch die Lüfte schwebend nahn;
Es hing sich leicht an einen Zweig;
»O hätt' ich dich, ich wäre reich!«
So rief der Bruder hocherfreut;
»Sieh nur sein schönes, sammt'nes Kleid!
Es schillert schwarz, auch violett!
Das gelbe Band, wie zart, wie nett
Fasst es die leichten Flügel ein,
Es kann doch gar nichts schöner sein!«
Schnell hob die Hand er, voll Verlangen,
Das bunte Tierchen sich zu fangen,
Zum Glücke flog es rasch dahin.
Ich dachte still in meinem Sinn:
Recht schön bist du, wohl prächtig gar, –
Mein Vöglein doch noch schöner war!
Trauer + Mantel = Trauermantel