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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 8366

von Carola Koch

Scharade (1+2 Silben)

Mein Erstes ist nicht tot, nicht schlummernd, lautlos nur
Und unbewegt, so wie die See an klarem Tage,
Wie ein besinnlich Kind und wie das Herz des Weisen.
Mein Zweites nun, wie soll ich dieses größte Rätsel
Fassen in ein nüchtern Wort? Vergeblich suchen
Die Gelehrten seine Herkunft zu ergründen.

Uns ward es als ein höchst Geschenk verlieh'n,
Das alles in sich schließt, Verdammnis kennen lehrt
Wie Seligkeit. »Geschenk« sagt' ich? Ein Irrtum!
Nur als Darlehn ward es uns auf kurze Zeit,
Die manchem noch zu lang; der wirft es trotzig weg;
Ein anderer weiß ew'ge Werte d'raus zu schaffen.

Das Ganze hängt dort freundlich an der Wand
In Öl gemalt von Künstlerhand
Du stehst davor, erregt nicht von dem Gegenstand,
Doch »ein s« erfreut durch seiner Farben Harmonie,
Das Spiel des Lichts, gefangen hier im stumpfen Samt,
Rückblinkend dort von einer Vase Wölbung.

Die Statuette da ersetzt des Bildners Hand,
So plastisch ist die edle Form geglückt dem Pinsel
Drei Rosen in dem hohen Kelch, so schön, du glaubst,
Den Duft zu atmen; ew'ges Zweites
Ist den schnell Vergänglichen verlieh'n vom Künstler.

Jetzt wendest du dich zu der leeren Gegenwand
Und seufzend überlegst du, wann du, was ihr fehlt,
Wirst kaufen können bei dem teuren Händler,
Wo du 's schon verlangend sah'st. Wohl dir, ist diese
(»Erstes«) Sorge grad' die Einz'ge deines Zweites!

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Still + Leben = Stillleben

Verweise

Scharaden, Koch