Es schläft ein Kind auf Blumenmatten
Süß lächelnd – wie ein Engelbild
In stiller Palmen kühlen Schatten
Einst Guido Phantasie erfüllt.
Es schläft und Blütenknospen schwellen,
Und öffnen sich des Tages Licht;
Wie auch der Sturm des Sees Wellen
Zu Bergen hebt – er weckt es nicht.
Doch weh! – ein Weib mit wilden Blicken
Er sieht das Kind! – ein schöner Fund! –
Und drückt mit schrecklichem Entzücken
Den Kuss auf seinen Rosenmund.
Da flieht der Schlaf, die Glieder strecken
Sich grässlich aus – die Anmut weicht,
Und angetan mit allen Schrecken
Ein Riesenhaupt sich plötzlich zeigt.
Auf ewig ist das Kind entschwunden,
Der Riese knickt sein Blütendach;
Und noch hat niemand sich gefunden,
Der diesen düstern Zauber brach.
So nenne mir das Kind voll Milde,
Und auch das Weib mit wildem Blick;
Und naht es sich dem zarten Bilde,
So rufe ernst: zurück, zurück!
Gewissen (Kind), Schuld (Weib)
Das Kind im Blumental gebettet
Wo kein Orkan die Knospe knickt,
Wohin der Frieden sich gerettet,
Von wo der Lenz herüber nickt.
Gewissen heißt's – in süßen Träumen –
Schläft lächelnd es in reiner Brust,
Spielt in den lang geschmückten Räumen,
Des stillen Friedens sich bewusst.
Da naht die Schuld dem schönen Tale,
Er sieht das Kind – ein edler Fund
Und weh! des Giftzahns grause Male
Drückt sie auf seinen Rosenmund.
O! sagt das Kind mit Muttertreue,
Lasst seinem Bett die Schuld nie nahn,
Denn selbst die Träne bittrer Reue,
Erneuert nicht die Rosenbahn