(Die Szene stellt eine Herberge dar. Einige Stühle in der Mitte. ein Tisch mit Gläsern und Karmen)
Personen:
Ein Ritter, mit Heim und, wo möglich, auch Harnisch gerüstet
Ein Mönch, in der Kutte, die leicht durch einen Mantel oder ein dunkles Tuch herzustellen ist.
Ein Bursche
(Der Mönch sitzt am Mitteltisch; er trinkt Wasser und isst Brot. Der Ritter tritt ein.)
Ritter (zum Burschen).
Ein frischer Trunk wird mir willkommen fein,
Drum hole flugs mir eine Kanne Wein!
(Zum Mönch)
Sieh' da, ein Mönch, bei meinem Ritterworte,
Ihr seid ein seltner Gast an diesem Orte!
Mönch.
Wohl habt Ihr Recht, doch bin ich auf der Reise,
Und stärke mich allhier an Trank und Speise.
Ritter.
Nun so vergönnt, dass ich mich zu Euch sehe,
Und mir am kühlen Trunk den Gaumen letze.
Mönch (freundlich).
Nehmt Platz! ich fühle mich gar hoch geehrt,
Hält mich ein Ritter seiner Nähe Wert.
Ritter (sich zu ihm setzend)
Doch wird der Ritter oft vom Mönch gemieden,
Wir bringen Krieg, Ihr aber predigt Frieden.
Mönch (traurig).
Ein Kind noch, zwang man mich, in Klostermauern
Ein langes Leben einsam zu vertrauen.
Weit lieber würd' ich Schwert und Lanze schwingen,
Statt fromme Messen am Altar zu singen.
Ritter
(der indessen eine Kanne Wein vom Burschen erhalten und ein Glas
davon getrunken hat — dasselbe von neuem füllend und dem Mönch
anbietend).
Wohlan, so tut mir wacker denn Bescheid,
Sie lebe hoch! die deutsche Tapferkeit.
Mönch (hebt, ohne zu trinken, das Glas in die Höhe)
Sie lebe hoch! ich stimme freudig ein,
Doch trink ich nicht, verboten ist der Wein.
Ritter.
Ihr dauert mich, der ed'le Saft der Reben,
Macht frisch und mutig, und versüßt das Leben.
Mönch (seufzend)
Ja, leider muss ich jedem Glück entsagen,
Und mein Geschick in stiller Demut tragen.
(Er steht auf ung schickt sich zum Gehen an)
Ritter.
Wollt ihr schon fort? Noch früh ist's an der Zeit.
Mönch.
Die Nacht bricht an, mein Weg ist noch gar weit.
Ritter.
So lebt denn wohl! Ich wünsch Euch Glück und Segen
Und gut Gedeihen, jetzt und allerwegen.
Mönch.
Von Herzen Dank. Wollt mir als Liebeszeichen
Die ritterliche Hand zum Abschied reichen.
(Der Ritter steht auf und gibt ihm die linke Hand)
Mönch (Getroffen).
Die Links nur? Bei meinem armen Leben,
Nicht Schande wär's, die Rechte mir zu geben.
Ritter.
Mein Freund, der Kaiser selbst muss sich bequemen
Mit meiner linken Hand vorlieb zu nehmen,
Und, dass Ihr's glaubt, will ich Euch diese weisen —
Seht her, die rechte Hand ist starkes Eisen.
(Er zieht seinen Fechthandschuh aus und zeigt seine schwarze Eisenhand — welche leicht durch einen unter dem Fechthandschuh angezogenen schwarzen Handschuh darzustellen ist)
Mönch (freudig, die Eisenhand ergreifend)
So seid Ihr Götz!? der Armen Schutz und Rater,
Der Bösen Feind, der Unterdrückten Vater!
Der bravste Mann im weiten deutschen Land
Mit gradem Sinn und starker Eisenhand.
Götz (bescheiden).
Ich bin der Götz und kämpfe jederzeit
Für Licht und Wahrheit — für Gerechtigkeit.
Mönch.
So möge Gott Euch seinen Segen senden
Und jedes Unheil gnädig von Euch wenden!
Mit Freuden will ich nun von hinnen geh'n —
Heil mir! dass ich den braven Götz geseh'n.
(Die Szene stellt einen Tanzsaal vor, der möglichst prächtig arrangiert sein muss. Redende Personen, sind nur der Prinz und Aschenbrödel. Außerdem können so viele Kinder, als vorhanden sind, an dem Tanze teilnehmen. Der Prinz und Aschenbrödel müssen möglichst prächtig gekleidet sein. Der Prinz und Aschenbrödel tanzen zusammen; wenn sie aufhören, schweigt die Musik und alle anderen Paare halten inne)
Prinz (nach beendigtem Tanz, Aschenbrödel in den Vordergrund führend).
Prinzessin hold, Prinzessin sein,
Wird mir's vielleicht gestattet sein,
Zu fragen, welcher Name
Euch zieren holde Dame?
Aschenbrödel.
Mein hoher Prinz, ich mag's nicht sagen,
Drum bitt' ich, ferner nicht zu fragen.
(Der Prinz winkt, die Musik beginnt, sie fangen wieder an zu tanzen)
Prinz (nach beendetem Tanz zu Aschenbrödel)
Prinzessin hold, Prinzessin fein,
Wird mir's wohl jetzt gestatte: fein,
Zu fragen, welcher Name
Gebühret meiner Dame?
Aschenbrödel.
Nein, Prinz, ich kann's fürwahr nicht sagen,
Drum bitt' ich dringend, nicht zu fragen.
(Tanz wie oben, dann führt der Prinz Aschenbrödel zum dritten mal in den Vordergrund)
Prinz.
Prinzessin hold, Prinzessin fein!
Wird's endlich mir gestattet sein,
Zu fragen, welcher Name
Euch schrnücket, holde Dame?
Aschenbrödel
Gewiss, mein Prinz, ich darf's nicht sagen,
Drum lasst, ich bitte Euch, lasst das Fragen.
Prinz.
So halt ich fest Euch an der Hand,
Bis Ihr den Namen mir genannt.
Aschenbrödel.
(Sich losreißend, während man Zwölf schlagen hört, was leicht durch zwölf gegen ein Glas ausgeführte Schläge dargestellt wird)
Nein, nimmermehr soll's Euch gelingen,
Mir mein Geheimnis abzuringen,
Nichts sag' ich Euch — drum lasst mich geh'n,
Leb! wohl, mein Prinz.
(Im Abgehen.)
Auf Wiederseh'n!
(Schnell ab.)
(Indem sie entflieht, verliert sie ihren Schuh. Der Prinz hebt denselben aus und winkt einem der anwesenden Knaben, dieser tritt zu ihm und verbeugt sich ehrfurchtsvoll)
Prinz
Herr Hofmarschall vernehmt die Kunde,
Dass Ihr in frühster Morgenstunde
Jedwede Jungfrau dieser Stadt,
Die nicht zu große Füße hat,
In meinen Fürstensaal sollt führen,
Um diesen Schuh hier zu probieren,
Und jene, deren Fuß so klein,
Dass er vortrefflich passt hinein,
Die sei, wenn niedrig auch geboren,
Zu meiner Königin erkoren!
(Die Szene stellt einen Zwinger vor, wo Tierkämpfe stattfinden. Einige mit Tüchern behangene Stühle bilden einen Halbkreis, welcher als Kampfplatz frei bleibt; hinter denselben befinden sich andere, ebenfalls im Halbkreis aufgestellte Stühle, worauf die Mitspieler sitzen. Im Nebenzimmer, dessen Tür geschlossen ist, sind die in der Ausführung vorkommenden Tiere verborgen. Dieselben sind leicht mit Hilfe einiger Pelze oder Decken, worunter kriechende Kinder sitzen, darzustellen)
Personen:
Der König Franz.
Die Hofdame, Fräulein Kunigunde
Der Ritter Delorges.
Außerdem so viel stumme Ritter und Hoffräuleins als möglich.
(Der König muss einen Mantel und eine Krone von Goldpapier tragen, der
Ritter aber mit einem Helm bewehrt sein. Am Eingang des Nebenzimmers, worin die Tiere sind, stehen zwei Knaben
mit Schwertern oder Lanzen und, wenn es geht, mit Helm und
Harnisch gerüstet)
König (zu den an der Tür stehenden Knaben, sehr pathetisch)
Wink ich einmal mit dem Finger,
Öffnet Ihr den ersten Zwinger;
Wink ich zweimal mit dem Finger,
Öffnet Ihr den and'ren Zwinger;
Wink ich dreimal mit dem Finger,
Öffnet Ihr den dritten Zwinger,
Und wenn's also ist geschehen,
Kann das Kampfspiel vor sich gehen.
(Er winkt, erst ein-, dann zwei- endlich dreimal. Jedes mal öffnen die an der Tür Stehenden das Nebenzimmers, woraus brüllend zuerst ein Tiger, dann zwei wilde Katzen und zuletzt ein Löwe stürzen und sich auf dem Kampfplatz lagernd Kunigunde)
Junigunde (zu Delorges).
Seht des Löwen wilde Mähne,
Wie der Tiger fletscht die Zähne,
Wie die mordgewohnten Katzen
Drohend schlagen mit den Tatzen.
Delorges.
Fürchtet nicht der Tiere Mut;
Denn mit ritterlichem Mut
Wird Delorges Euch beschützen
Und sein Blut für Euch verspritzen.
(Kunigundes Handschuh fällt mitten unter die Tiere)
Kunigunde (erschrocken).
Ach! mein Handschuh von Glacee.
Klein und zierlich — weiß wie Schnee!
Delorges.
Ruhig, holde Kunigunde,
Morgen, um die neunte Stunde
Will ich Euren zarten Händen
Zwanzig Dutzend übersenden.
Kunigunde.
Nein, erhöret meine Bitte,
Holet mir mit festem Schritte
Jenen Handschuh — jenen weißen,
Elf die Bestien ihn zerreißen.
Delorges
Wohl, ich wag' es ohne Scheuem
Doch Ihr werdet's tief bereuen.
(Er betritt den Kampfplatz die Tiere brüllen ihn grimmig an, er aber nimmt ruhig den Handschuh auf und bringt ihn dem Fräulein, indem er sich auf ein Knie niederlässt)
Kunigunde (nach dem Handschuh greifend).
Edler Sinn und kühner Mut,
Steh'n dem deutschen Ritter gut;
Dankend will ich Euch verehren,
Zu meinem Ritter Euch erklären.
Delorges (der indessen den Handschuh noch gehalten, aufstehend spöttisch).
Dankend lehn' ich ab die Ehre,
Die ich nun nicht mehr begehre!
Lebt allein in Glück und Frieden,
Denn fortan sind wir geschieden.
Wer mit einem treuen Herzen
Spielen kann und frevelnd scherzen,
Wer um eines Handschuhs willen
Um des Hochmuts Trieb zu stillen,
Ruhig kann ein Menschenleben
Preis den wilden Tieren geben,
Dessen Herz ist kalt wie Stein,
Der verdient allein zu sein.
Hand + Schuh = Handschuh
Die erste Szene basiert auf der Figur des Götz von Berlichingen, dem Ritter mit der Eisernen Hand, dem mit Goethes gleichnamigen Schauspiel ein Denkmal gesetzt wurde.
Die zweite Szene basiert auf dem Märchen Aschenputtel der Gebrüder Grimm.
Die dritte Szene basiert auf der Ballade Der Handschuh von Friedrich Schiller.