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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 7256

von Eduard Prosch

Scharade (2+1 Silben)

Das erste Wort.

Mir sind der große, reiche Bronnen,
Der Deinem Durste nie versiegt,
Und alle Lebensgeister sonnen
Im Lichte sich, das in uns liegt.

Erhabn'es mag der Dichter singen;
Er selber, ach, erliegt der Zeit,
Sein Lied, wir lassen's widerklingen,
Wir weihen's der Unsterblichkeit.

Wohl ist des Forschers Geist gedrungen
Zu manchem fernen, großen Ziel;
Er hat durch uns, durch uns errungen
Des Ruhmes und der Freuden viel.

Wir sind zum Streben nach der Wahrheit
Ein Mittel wie's kein bessres gibt;
Den Zweifel bringen wir zur Klarheit;
Durch uns der eit'le Wahn zerstiebt

Zum Lichte streben die Gedanken,
Wenn noch der Keim im Dunklen liegt,
Dann brechen wir die engen Schranken,
Weil stets der Tag die Nacht besiegt.

Den Kranken machen wir gesunden,
Doch drückt uns selbst oft kranker Zwang.
Und immer werden wir gebunden
Von Neuem unser Lebelang.

Das zweite Wort.

Ich bin ein grauenvolles Wesen,
Das sich an Dein Gewissen legt.
Ja, nimmermehr kann der genesen,
Der mich in seinem Innern trägt.

Nur wer zum Bessern sich ermannet,
Wird meiner Plage endlich frei.
Zum Peinigen bin ich -verbannet,
Ich bringe Schmerzen mancherlei.

Im Finstern nur gedeiht mein Leben,
Die Dunkelheit ist meine Welt,
Und nie kann ich den Blick erheben
Zur Sonne und zum Sternenzelt.

So ist mein ganzes Wesen ärmlich,
Ich winde mich durchs Leben hin,
Verächtlich ist und gar erbärmlich
Der Mensch, wenn ich ihm ähnlich bin.

Kein warmer Pulsschlag gibt die Kunde
Von Feu'r wie Dir im Herzen glüht,
Kein Freudenruf kommt aus dem Munde,
Kein Schmerzlaut wenn mein Leben flieht.

Dereinst am Ziele Deiner Tage,
Wenn sich Dein Geist erhob zum Licht,
Dann bist Du frei von meiner Plage,
Von meinem Walten bist Du's nicht.

Das ganze Wort.

Ich bin ein Wesen, das sich findet
Nicht häufig in der bunten Welt;
Es wähnet, wer mich recht ergründet,
Gar seltsam sei's mit mir bestellt

Ich liebe über alle Maßen
Die Ruhe und die Einsamkeit.
Das laute Treiben auf den Straßen
Erzeugt mir wahres Herzeleid

Ich· trachte nicht nach äuß'rer Ehre,
Nach Golde nicht und Erdenglanz.
Ein Schwärmen und ein Zechen wäre
Zuwider mir, wie Spiel und Tanz.

So weiß ich auch Von jenen Normen,
Die uns die Mode täglich gibt,
Nur selten viel, und meine Formen
Sind bei den Stutzern nicht beliebt,

Doch lernen mag ich, alles kennen,
Was je der Geist geschaffen hat;
Und nimmer mag mein Herz sich trennen
Von solchen Forschens Resultat.

Das ist die Welt, die mich beglücket,
Für sie mach' ich zum Tag die Nacht.
Selbst Kunst nicht, nicht Natur entzücket
Mich so durch ihre Zaubermacht.

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Bücher + Wurm = Bücherwurm

Verweise

Scharaden, Prosch