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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 6296

von Rudolf Treichler

Rätsel

Es ließ sich in uralten Zeiten
Ein weiser König es erbaun —
Doch niemand könnt' es jemals deuten,
Es je durchschreiten und durchschaun.

Denn jeder, der hinein sich wagte
In seine Irrsal — er verschwand!
Und nimmer kehrte der Beklagte
Zurück ins liebe Vaterland.

Ach, tief im Innern haust' der Schrecken:
Ein Ungetüm — halb Mensch, halb Stier!
Und wer es wollt' im Kampfe strecken,
Der fiel zum Fraß dem Ungetier.

Nur einem ist der Weg gelungen
Hinein — und wiederum zurück —
Und als das Scheusal er bezwungen,
Belohnt' ihn reiner Liebe Glück! —

Des Helden Name ist vergessen,
(Nur wenige kennen ihn genau!)
Der klug und tapfer ihn durchmessen:
Den sinnverwirrend düstern Bau!

Doch dessen Name, unverloren
Tönt er aus Red' und Schrift hervor,
Als Gleichnis immer neu geboren,
Leibhaftig sitzt er hinterm Ohr!

Habt Ihr es bald? — lasst euch nicht irren!
Nennt nur das Eine — und nicht mehr ...
Die andern woll'n euch nur verwirren:
Durch es zu ihm! — so ist's nicht schwer!
(Die andern nennen — bringt euch Ehr!)

Lösung anzeigen

Labyrinth

Anmerkungen

Der tief im Labyrinth hausende Schrecken ist der Minotaurus; der Eine ist Theseus, der den Minotaurus erschlug und dank des Ariadne-Fadens wieder aus dem Labyrinth herausfand.

Verweise

Worträtsel, Treichler