Logo
Rätselgedichte, Rätselreime

≡ ► ◄ ▲

Rätselgedicht Nr. 5671

von Friedrich Wilhelm Riemer

Rätsel

Wir sind eingezogne Frauen,
Einsam sitzen wir zu Hause,
Lieben nicht das Weltgebrause:
Während Männer auswärts schauen,
Mögen wir uns still erbauen.

Schüchtern sind wir wie die Tauben,
Ungewohntes macht uns irre,
Schmeichelton allein uns kirre:
Sollen Zuspruch wir erlauben,
Müssen wir vertraun und glauben.

Unsre Gunst sich zu gewinnen
Glückt nicht rauschendem Getose;
Doch auch flüsterndes Gekose
Wird vergebens uns umspinnen,
Gilt es nicht ein zartes Minnen.

Unser Sinn ist zart und leise,
Leichtlich sind wir zu verletzen;
Sittig kann uns nur ergötzen,
Ganz nach echter Frauen Weise,
Schön gemessnes Wort und Weise.

Gleich den holden Nachtviolen,
Die nicht Glanz noch Farb' entzünden
Aber sich in Düften künden,
Wenn die Nacht sich naht verstohlen,
Hat sich unser Wert empfohlen.

Denn wir haben leisen Schlummer
Und die zarte Sorg' erwacht
Um uns her in jeder Nacht
Wie der Mutterliebe Kummer
Der Gefahren kleinstem Schummer.

Und so wirken wir im Stillen
Ein gemüterbaulich Leben:
Da uns große Macht gegeben,
Das Vergangne zu enthüllen
Und die Zukunft zu erfüllen.

Lösung anzeigen

(unbekannt)

Anmerkungen

Jungfrauen?

Quelle

Friedrich Wilhelm Riemer: Gedichte. Bd. 1. Jena: Frommann, 1826.

Verweise

Worträtsel, Riemer