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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 5600

von Apollonius von Maltitz

Rätsel

Ein Diamant sinkt von dem Himmel nieder,
Vom Strahl bewohnt und rein wie der Azur,
Doch ewig nicht, wie seine ird'schen Brüder,
Er fällt vom Himmel – und ist sterblich nur.
Denn schnell, wie er erschien, zerrinnt er wieder,
Du spähst ihm nach und findest keine Spur,
Und Nebel, von der Hand der Nacht gewunden,
Umzieh'n die Stätte, wo du ihn gefunden.

Gespiegelt in dem Meere seines Glanzes,
Erscheint die Wahrheit und der Täuschung Schaum,
Die frische Farbe des geflocht'nen Kranzes,
Die welken Farben aus dem Schattenraum,
Der Kinderwahn des ersten Frühlingstanzes,
Des Helden Tat, des Dichters Heldentraum,
Und schnell in ihm enthüllt sich deinen Blicken
Die Götterkraft: Verderben und Beglücken.

Unendlichkeit ist dir in ihm verloren –
Doch bald verschmerzt der Leichtsinn den Verlust,
Denn schnell erscheint er ja, wie neugeboren,
Dieselbe Wahl in seiner Strahlenbrust,
Zu seinem Thron hat ihn das Glück erkoren,
Ihm schaud're des Tyrannen Siegeslust,
Doch wehe dem, den Täuschung lässt erkennen,
Dass er der Menschheit einz'ges Gut zu nennen.

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Der Augenblick

Verweise

Worträtsel, Maltitz