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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 5440

von Seiff

Scharade (1+1 Silben)

Erste Silbe

Nicht in des Meeres Schlunde,
Noch in dem tiefen Schacht;
Nicht in des Thales Grunde,
Noch in des Grabes Nacht.
Wohl auf der Berge Gipfel,
Und in der Wolken Zug;
Wohl in der Bäume Wipfel,
Und in des Adlers Flug;

Wo man vor goldnen Ehren
Die Knie sklavisch beugt:
Da kannst du oft es hören,
Wie es dem Donnern gleicht.
Doch auch im Kreis der Zecher,
Wo offne Freude thront,
Wird bei dem vollen Becher
Mein Wörtchen nicht geschont.

Zweite Silbe

Doch, sieh! mit ernstem Blicke
Erscheint ein Riesenbild;
Bald schleicht es an der Krücke,
Bald eilt es rasch und wild.
Des Schicksals große Wage
Schwingt es in mächt'ger Hand;
Die Herrschaft aller Tage
Ist ihm von Gott erkannt.

Ihm stürzen alle Thronen;
Des Bettlers dürren Stab,
Des Ruhmes goldne Kronen
Bedeckt ein gleiches Grab.
Nur was im Herzen glühet
Und in dem Geiste strebt,
Das Göttliche entziehet
Sich seiner Macht, und lebt.

Das Ganze

Ertönt ihr goldnen Klänge,
Ihr Lieder werdet wach!
Begrüßet, Lobgesänge,
Des Lebens schönsten Tag!
Aurora lächle milder
Auf die betaute Flur;
Der Zukunft heitre Bilder
Beseelen die Natur!
Denn, sieh! zwei treue Herzen
Umschließt ein ewig Band,
Und führt sie unter Scherzen
Bis zu des Grabes Rand.
Des Mädchens Haar umwindet
Der Myrthen grüne Pracht;
Und alles, alles kündet
Der Liebe Wundermacht.

Lösung anzeigen

Hoch + Zeit = Hochzeit

Quelle

Aurora, ein Taschenbuch für deutsche Töchter und Frauen edlern Sinnes für das Jahr 1826.
Herausgegeben von Jakob Glatz
Erschienen bei Carl Friedrich Fleischer, Leipzig, 1825
1. Jahrgang
Seite 319

Verweise

Scharaden, Seiff