Ihr kennt des Märchens Wolf, der Zicklein fraß
Und dann zum Schlummer niedersank im Gras.
Die Mutter kommt, vermisst und sucht die Kleinen,
Befreiet sie und füllt den Bauch mit Steinen.
Das ist ein Bumpeln, Pumpeln in dem Magen!
Freund Isegrimm kann kaum sich weiter tragen,
Bis er am Brunnen, wo er gierig trinkt,
Das Gleichgewicht verliert und untersinkt.
Nun wohl! Gleich schwer und unverdaulich auch
Liegt, was das Ganze nennet, in dem Bauch.
Doch führt es nicht zum Tode, nein, zum Heil;
Von allen Folgen trifft das Gegenteil.
Das Erste ist ein Ebenbild der Erde,
Sprach auch kein großer Künstler ihm das »Werde«,
Nicht Ätherbahn, nicht Achsendrehung fehlt,
Und Doppelkraft ist's, die den Flug beseelt.
Der andre Teil, ein Auswuchs ist er zwar,
Doch mindert er die Schönheit nicht, fürwahr!
Ja, wer ihn hat, – klingt's nicht zum höchsten Ruhme? –
Nicht Gold, nicht Edelstein, nicht Pracht der Blume,
Nicht Schönheit, welche Jungfrau schmückt und Mann,
Ist, die nicht er in Schatten setzen kann.
Nur wenn ihr denkt an Schönheit höh'rer Welten
Kann, was ich sage, nimmer gelten.
(unbekannt)
Das Märchen, auf das sich Brentano bezieht, ist Der Wolf und die sieben jungen Geißlein, u. a. enthalten in den Kinder- und Hausmärchen der Brüder Grimm.
Isegrim ist der Name des Wolfes in der Fabel.