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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 4764

von Karl August Engelhardt

Scharade (2+1 Silben)

Nehmt ihr dem ersten Silbenpaar
Ein kleines r, so stellt sich dar
Ein schmuckes, muntres Vögelein,
Das singt so schön, das schmeckt so fein.

Die dritte Silb' – ein goldnes Vlies
Für manche Stadt, für manches Land –
Hatt Evchen einst im Paradies
Der Silbe hohe Kraft gekannt,
Statt Feigenblättern wohl – ich wette –
Sie andern Zeug genommen hätte,
Um sich und ihren Herrn Gemahl
Zu kleiden, wie's der Herr befahl,
Denn – Damen haben gern die Wahl.

Ist innigste Anhänglichkeit
Der Freundschaft unverkennbar Zeichen,
So muss in dieser Pilgerzeit
Kein Freund dem Freunde gleichen,
Den euch mein Ganzes nennt,
Und den ihr sicher alle kennt;
Denn spricht er einmal bei euch ein,
So könnt ihr auch gewärtig sein,
Er lässt von euch wohl nimmer ab,
Bleibt euch ergeben bis ins Grab.
Nur waltet noch der kleine Zweifel,
Ob wohl auch ihr ihm also hold? –
Wie – oder ob Gold über Gold
Recht gern ihr gebt, könnt ihr zum Teufel
Den Vielzuvielgetreuen schicken,
Lässt er sich nur von weitem blicken.

Nun kennt ihr ihn – im barschen Ton
Ruft ihr: Der schofle Herr Patron!
Mit seiner treuen Freundschaft bleibe
Er uns in Ewigkeit vom Leibe!
Doch, jagt ihn noch so hastig fort,
Er bleibt euch treu, geb' euch mein Wort,
Und weicht er auch, das heißt fürwahr,
Doch nur: Adieu a revoir!

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Zippe[r] + Lein = Zipperlein

Anmerkungen

Zippe ist eine veraltete Bezeichnung für die Singdrossel.

Zipperlein ist eine veraltete Bezeichnung für die Gicht.

Lein- oder Flachspflanzen blühen leuchtend gelb; die Leinpflanzen bedecken den Acker wie ein »goldenes Vlies«.

Verweise

Scharaden, Engelhardt