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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 4433

von Jens Baggesen

Rätsel

Kennt ihr das Zwillingspaar der Ur-Kosmogonie,
Das vor dem Chaos sprang aus Gottes Händen?
Der Bruder voll von Was – die Schwester voll von Wie?
Vor Kurzem erst berühmt (obgleich Geometrie,
Und selbst Arithmetik, sie macht an allen Wänden
Der Schulen, welche Täuschungen nicht blenden)
Durch unsre kritische Philosophie.
Mit diesem Paare hat's ein eigenes Bewenden:
Wenn auch das Zwillingspaar in der Astronomie
Und jeder Einzelstern, zu dem wir Blicke senden,
Um irgend einen Punkt sich kehren muss und wenden,
Dies wendet sich, trotz allem Kehren, nie –
Er ruhet stets – es läuft beständig sie –
In ihm, durch sie, bewegt an allen Enden
Die ganze Schöpfung sich. Doch beide würd' ich hier
Mit einer längeren Beschreibung nur verschwenden –
Auch wär' auf jeden Fall es ganz unmöglich mir;
Denn er fängt nirgends an, und sie kann nimmer enden!
»Wie heißt das Paar?« – Macht das den Kopf euch kraus?
Das gar zu Leicht' ist, was es euch erschweret;
Ihr brächtet's auf der Stell' im Augenblick heraus,
Wenn ihr nicht eben mitten drinnen wäret.

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Raum und Zeit

Anmerkungen

Kosmogonie (gr. »Weltzeugung«) bezeichnet Erklärungsmodelle zur Entstehung und Entwicklung der Welt.

Das Chaos ist ein Zustand vollständiger Unordnung oder Verwirrung und damit der Gegenbegriff zu Kosmos, dem griechischen Begriff für die (Welt-)Ordnung oder das Universum.

Die griechische Schöpfungsmythologie beginnt mit den Worten »Vor dem Anbeginn der Zeit war das Chaos, ein gähnender Schlund ohne Anfang und ohne Ende.« Dies impliziert, dass Raum und Zeit »vor dem Chaos sprang aus Gottes Händen«. (In der gr. Mythologie sind die Götter allerdings erst danach aus dem Chaos entstanden.)

Verweise

Worträtsel, Baggesen