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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 3740

von Johann Gottlieb Münch

Scharade (1+1 Silben)

Die erste Silbe ist die Zaubermacht,
Durch die ein Wesen – zwar von deiner Art,
Dem aber die Natur ihm eig'ne Kräfte,
Eig'ne Formen lieh – dein Auge rührt;

Und schließt an sie ein Götterkind sich an,
Das zu erlangen stets dein guter Dämon strebt,
Dein böser stets sich sträubt;
dann ist dein Herz geraubt. –

Doch nein! nun fühlst du jene erst.
Im wunderbaren Wechsel der Gefühle
Folgt Schmerz auf Lust, und Lust auf Schmerz.
Noch außerdem verdient den Namen jedes Wesen,
Wenn seine Formen edle Symmetrie vereint.

Die Zweite ist die gar nicht seltne Endung solcher Worte,
Die unbegleitet schon den vollen Sinn gewähren.
Nimmst du den dritten Buchstab, einen Selbstlaut, weg,
Und setzest einen andern gleicher Art an seine Stelle;

Dann ist es dein Bewusstsein jenes Zeitraums,
Den dir der Erde stete Achsbewegung gibt,
Und der in jenem Punkte sich erneut,
In dem der Sonne Bild den Antipoden flieht,
Und unserm Auge wieder lacht.

Das Ganze ist zwar ein Begriff;
Den zu enträtseln aber
Dem kühnen Forscher stets misslingt.
Ein holdes Bild der Phantasie, das diese Zauberin
Mit edler Willkür formt.

Es in dem Reich der Wesen aufzufinden
Bemüht vergebens sich dein Sinn.
Es ist kein Wesen der Natur,
Ob solches gleich der Dichter und des Künstlers Hand
In ihren Kreis herabzuziehen streben.

Im grauen Altertum gelang es nur
Bei jenem geisterfüllten Volke
Dem Bildner, es mit hoher Kraft und leichter Hand
Dem Auge darzustellen.

Lösung anzeigen

Schön + Heit = Schönheit

Anmerkungen

Was ist mit dem Götterkind gemeint?

In der 4. Strophe wird aus der Endung heit durch Austausch des Vokals i -> u das Wort heut' und das erklärt es dann eigentlich schon. Das Heut, das jeden Tag neu entsteht.

Verweise

Scharaden, Münch, Forum