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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 3523

von Georg Lotz

Rätsel

Der Müßiggänger

Ich habe in meinen Diensten einen trägen, müßigen Gesellen, dessen ich aber durchaus nicht entbehren kann, besteht gleich den ganzen lieben langen Tag, von früh Morgens bis spät Abends, seine einzige Beschäftigung bei mir nur darin, untätig aus dem Fenster zu kucken.

Einem solchen leichten Posten, auf den er sich nicht einmal selbst begibt, sondern von mir gestellt werden muss, hätte, so scheint es, der arbeitsscheue Bursche, mit Freuden und Bequemlichkeit vorstehen können, nichts desto weniger aber, versagte er mir, nachdem er kaum ein halbes Jahr lang, aus dem Fenster geschaut, eines Morgens plötzlich den Dienst.

Da aber übermannte mich der Zorn, ich ließ den Undankbaren auf der Stelle festsetzen, und wie ein türkischer Despot eine seidene Schnur um seinen Hals schlagen, worauf er denn sofort zu seiner Schuldigkeit zurückkehrte und nach wie vor, ja selbst in dem Augenblicke, in welchem ich ihn zum Gegenstande dieses Rätselscherzes gebrauche, ruhig und gedankenlos bei mir zum Fenster hinauskuckt.

Willst Du, freundlicher Bewohner meines lieben Hamburgs, oder irgend einer andern Stadt, nun aber diesen mir so notwendigen Müßiggänger näher kennen lernen, magst Du Deinen Blick nach oben erheben, von dort wird er Dir als ein Aufbewahrer alter Urkunden hell entgegenglänzen.

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Knopf

Anmerkungen

Das Fenster ist das Knopfloch; der seidene Faden ist der Zwirn; der Blick nach oben ist der Blick auf den Knopf eines Turmes [Wikipedia], in dem früher Dokumente aufbewahrt wurden (Knopfakten).

Verweise

Worträtsel, Lotz, Forum