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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 3392

von Johann Gottlieb Münch

Scharade (1+1 Silben)

Ich bin das weite offene Meer,
Das um die ganze Erde her
In flutendem Strome sich ergießt;
Bald lieblich und schmeichelnd dich umfließt,
Bald sich in schwarzes Gefieder hüllt,
Und dich Verderben droh'nd umbrüllt.
Von deiner Geburt bis zum Grabe bin
Ich deine Amme und Näherin;
Herberge ein Völklein von leichtem Sinn,
Das lärmend und singend und kummerfrei
Stets treibt anmutige Tändelei,
Und hege der Wesen noch vielerlei.
Die weite Erde ist mein Haus,
Und eine Silbe spricht mich aus.

Ein anderes Silbchen nennet dir
Ein schönes festes Schutzquartier.
Dort streift es der Wolken umdämmernden Saum,
Hier hebt es sich stolz im niedern Raum.
Ursprünglich dient' es zur Sicherheit
In Kriegesnot und Fährlichkeit;
Und dann in der eisernen Ritterzeit
Dem männlichen Kämpfen streng und fest
Zum sicheren Hort und Lauernest.
Jetzt wird es von der Liebe zur Pracht
Und zu ländlichen Freuden hervorgebracht.
Ein anderes Ding, das der Künstler macht,
Hat gleichen Namen, und bewacht
Dein Haus vor ungebetenen Gästen,
Die nur von fremder Habe sich mästen.

Das Ganze erhebt sich herrlich und schön
Auf nichtigen bodenlosen Höh'n.
Du baust es schnell, und reißest es nieder,
Reis'st schnell es ein, und baust es wieder.
Da wird die kühnste Hoffnung genährt,
Und jeder auch leiseste Wunsch gewährt;
Doch widme dem Baue nicht zu viel Müh';
Denn diesseits des Grabes beziehst du ihn nie.

Lösung anzeigen

Luft + Schloss = Luftschloss

Anmerkungen

Schloss: 1. Bauwerk; 2. Schließvorrichtung

Verweise

Scharaden, Münch