Es prüfe, wer sich ewig bindet,
Ob sich das Herz zum Herzen findet;
Der Wahn ist kurz – die Reu ist lang.(Schiller)
Ich träumte sonst von
Blumenfluren,
Vom Hauch
der Liebe angefrischt;
Ich spielte dort; doch ihre Spuren, –
Die schönen
Spuren sind verwischt.
Verblühet sind die Rosenlauben, –
Vergangenheit!
auf deinem Grab; –
Und traurig
schwör' ich meinen Glauben
An eine bess're Zukunft ab.
Du ruhst dem Glücke
noch im
Schoße;
Das Feuer deiner Jugend glimmt,
Und heiter fallen dir die Lose,
Wenn Liebe deine
Wahl bestimmt.
Genieß der Freude schöne Stunde,
So lang du noch das Erste
bist,
So lange
noch auf deinem Munde
Die Liebe dir die Rosen küsst. –
Denn teilet Liebe
die Empfindung
Von deinem zarten Herzen nicht,
Dann weinst du über die Verbindung,
Die
Dornen dir zum
Kranze flicht.
Gewaltsam suchst du zu verhehlen,
Was oft ich traurig dir
geklagt; –
Dem
Tausche gleich gestimmter Seelen
Gezwungen hast du ihm entsagt; –
Ich
liebte dich mit einem
Feuer,
Das nur ein Gott dem Menschen gibt;
Bekenne selbst, wer hat dich
treuer,
Wer hat
dich inniger geliebt? –
Den Himmel wähnt' ich mir beschieden;
Wer hätte
nicht dem Wahn
geglaubt?
Ein Augenblick hat meinen Frieden,
Hat meine Seligkeit geraubt.
Du bist, o Holde,
mir verloren;
Doch wenn du auch, – auf immer sein,–
Als Zweites Liebe ihm
geschworen,
Mein Herz gehört auf ewig dein! –
Des Schicksals launenhafte Wendung
Zerstört, was eh'mals
mich erfreut,
Bis einst am Ziele die Vollendung
Mir freundlich ihre Palme beut.
Wohin sich
nur das Auge wendet,
Erneuert sich die herbe Pein;
Der Himmel und die Erde
sendet
Dein
Bild mir zu im Rosenschein.
Entrollt die Bücher der Sibyllen,
Und deutet
mir der Sterne Lauf!
–
Die Holde opfert ihren Willen
Dem harten Willen and'rer auf.
Stehst
du geschmückt im
Hochzeitkleide,
Für mich zur Qual, für ihn zum Ruhm,
Dann wandelt sich zu
meinem Leide
Das Ganze in das Letzte um.
Dann soll ich deinen Anblick meiden? –
Doch
wer dich einmal nur geseh'n,
Der sieht dich, züchtig und bescheiden,
Als
Ganzes ewig vor sich steh'n.
Gedenke meiner, himmlisch Reine,
Durchschauert mich des Todes Ruh';
Wenn ich zum letzten male weine,
Dann
drücke sanft mein Auge zu.
Jung + Frau = Jungfrau
Eine Sibylle ist dem Mythos nach eine Prophetin, die im Gegensatz zu anderen göttlich inspirierten Sehern ursprünglich unaufgefordert die Zukunft weissagt. Wie bei vielen anderen Orakeln ergeht die Vorhersage meistens doppeldeutig, teilweise wohl auch in Form eines Rätsels. [Wikipedia]