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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 2337

von Rudolf Hagenbach

Homonym

Man sieht mich in der Schule
Und auch am Jacquardstuhle
Im Lager und in Schenken,
Auf Tischen und auf Bänken,
Doch auch in Bücherschränken.

Ich diene hohen Leuten
Zu höchstem Zeitvertreibe
Und muss auf meinem Leibe
Mich lassen schlagen, deuten
Von manchem alten Weibe.

Viel Unheil schon gestiftet,
Viel Seelen schon vergiftet
Hab' ich mit meinem Spiele,
Und doch gelangen viele
Durch mich zum fernsten Ziele.

Im Zeremonien-Stile
Vertret' ich höflich jeden,
Und ohn' ein Wort zu reden,
Weiß ich zu gratulieren
Und auch zu kondolieren.
Und gebe bei den Leichen
Mein stilles Lebenszeichen.

Durch streng verschlossne Türen
Weiß ich dich einzuführen,
Zu Opern und zu Bällen
Und dien' in hundert Fällen
Als wohlbewährter Schlüssel.

Auch bei der Speiseschüssel
Hast du nach mir zu wählen,
Den Wein auch zu befehlen.

Wem unter den Verschwendern
Von Meeren und von Ländern
Gelingt's, mich umzuändern?
Nur dem möcht' es gelingen,
Der, alles zu erzwingen,
Auf mich, als auf die letzte,
Die letzten Trümpfe setzte.

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Karte

Anmerkungen

Jacquardstuhle: Lochkarten [Wikipedia]
Tische: Platzkarten
Zeitvertreib, schlagen: Spielkarten
Deuten: Tarotkarten zum Wahrsagen
Vertreten: Visitenkarte
Gratulieren: Glückwunschkarte
Kondolieren: Beileidskarte
Schlüssel: Eintrittskarten
Speiseschüssel: Speisekarte
Wein: Weinkarte
Meere und Länder: Landkarte

Verweise

Homonyme, Hagenbach