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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 1446

von Wilhelm Jordan

Rätsel

Ich habe noch nie die Pfade der Nacht
Vertauscht mit den Pfaden des Tages
Bevor man mich weckte zur neuen Schlacht
Aus dem Banne des Heersarkophages
Wo keinem von uns Einheriern murrt
Über stündlichen Tod und Wiedergeburt.
Ihr nennet die Bahn des Lebens bunt,
Ich aber die meinige scheckig,
Und wenn ihr behauptet, die Welt sei rund,
Ich finde sie platt nur und eckig
Und so klein, dass ein Schritt die Entfernung umspannt
Vom südöstlichen bis zum nordwestlichen Rand.
Südnordwärts hätt ich's noch näher zwar,
Doch mein Weg ist immer ein schräger.
Deinem Nachbarn bin ich deswegen ein Narr,
Deinem Vetter ein Würdenträger.
Drum hab' ich als Fremdling im Kopf einen Spalt,
Eine Feder am Hut in der Landesgestalt.

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Der Läufer im Schachspiel

Anmerkungen

Einherier (auch Einherjar, Einherjer, altnordisch „Der allein Kämpfende“, „Der ehrenvoll Gefallene“) bezeichnet in der nordischen Mythologie die gefallenen Krieger, die nach germanischem Glauben von den Walküren vom Schlachtfeld zum Heervater Odin nach Walhall geführt werden und dort in einem Kriegerparadies sorgenfrei leben. [Wkipedia]

Die Pfade des Tages und der Nacht sind die schwarzen und weißen Felder des Schachbrette; ein Läufer kann niemals von einem schwarzen auf ein weißes Feld ziehen oder umgekehrt. Der Sarkophag ist die schachten, in der man die Figuren aufbewahrt. Das Schachbrett ist nicht rund, sondern eckig und scheckig (Schwarz-Weiß-Muster). Ein Lieht beliebig weit aber nur schräg (SO nach NW), niemals gerade (S nach N). Der Läufer ist eigentlich ein Bischof (Würdenträger), der Spalt symbolisiert die Bischofsmütze.

Wie ist die Feder am Hut in der Landesgestalt zu interpretieren?

Verweise

Worträtsel, Jordan