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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 1074

von Franz Brentano

Rätsel

Die Verwandelte
Mein Aug ist stiller Blume Traum
Und wenn mein Odem dich umschmeichelt,
Fühlst du nur milde Regung, kaum
Wie wenn dein Kind dich küsst und streichelt.
Ach! doch horch! – Zu berauschendem Bund
Ruft jetzt und lockt mich des Bräutigams Mund;
Wild und bacchantisch in jubelndem Tosen,
Schüttelnd von flatternder Locke die Rosen,
Schwing ich mit ihm mich auf zitterndem Grund.
Wie an den Säugling angeschmiegt,
Die Brust dich nährt, dich wonnig stillet,
O Trank, der Nektars Kraft besiegt,
Der aus der Göttin Schale quillet!
Aber, die mildiglich hegt und nährt,
Eine Medea, zum Morde sich kehrt!
Nicht in der Felsen verborgensten Ritzen
Kannst du vor feindlicher Mutter dich schützen,
Welche, wie dich, auch die Felsen verzehrt.
Sanft weich ich, freundlich geb ich nach,
Nicht starren Sinnes widerstreb ich;
Scheu flücht ich; schreckhaft, nervenschwach,
Bei irgend lautem Wort erheb ich.
Aber er kommt mir, der Tag der Schlacht,
Ha! wie der stürmende Mut mir erwacht!
Flammend das Aug, mit des Ares Gebrülle
Weit ich die schütternde Ebene fülle,
Keiner dann trotzet der zürnenden Macht.

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(unbekannt)

Verweise

Worträtsel, Brentano, Forum