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Rätselgedichte, Rätselreime

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Rätselgedicht Nr. 660

von Wilhelm Hauff

Homonym

Einst hieß man mich die schönste aller Frauen,
selbst Könige entzweite meine Macht;
zehntausend Krieger aus Europas Gauen,
von Asiens banden, schlugen manche Schlacht,
und eher nicht war ihres Kampfes Ziel,
als bis erschlagen alle Heldensöhne,
und bis ein stolzes Königshaus zerfiel.
Und dennoch pries man die unselge Schöne.
Und wieder tönt in spätrer Zeit mein Namen,
doch bin ich hässlich und verlassen nun;
von allen, die des Weges zu mir kamen,
will keiner lang an meiner Seite ruhn.
Nur einer kam, der erste, dem nicht graut,
an meinem Herd für immer still zu liegen,
der lange mir ins blasse Antlitz schaut
und bitter lacht ob meinen düstern Zügen.
»Ach, darum also« sprach er, »lässt du feiern
dein unheilvoll Gedächtnis bis auf heut,
damit du reihest zu den alten Freiern
auch einen Heros aus der neuen Zeit?
Doch lockst du mich mit keinem Erdentand,
denn Zeus zerschlug dein Ilium in Scherben.
Wohlan! auch meine Troja deckt der Sand -
so lass mich denn in deinen Armen sterben.«

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Helena

Anmerkungen

1. Frau von König Menelaos von Sparta; 2. Insel im Atlantik

Ilium ist ein anderer Name für die antike Stadt Troja (vgl. Iliade)

Helena war in der griechischen Sagenwelt die Frau von König Menelaos von Sparta undgalt als schönste Frau der Antike. Die Entführung Helenas durch Paris, des Sohn von König Priamos von Troja, war der Auslöser des Trojanischer Krieges, der mit der Vernichtung von Troja endete.

St. Helena ist eine Insel im Südatlantik. Bekannt ist sie vor allem dadurch, dass Napoleon Bonaparte nach seiner Niederlage bei Waterloo nach St. Helena verbannt wurde. Mit »nur einer kam»« ist Napoleon gemeint, der auch auf St. Helena starb (»für immer still zu liegen«).

Verweise

Homonyme, Hauff, Arbeiter, Dahl, Schupp, Bentzien, Perfahl