Wenn man mit eingeschaltetem UKW-Radio in einen Straßentunnel fährt, dann wird
der Empfang immer schwächer und hört nach einiger Zeit ganz auf. Gegen Ende des
Tunnels beginnt das Radio dann wieder zu spielen.
Nun ist es so, dass das Radio nach verhältnismäßig langer Fahrzeit im Tunnel
verstummt, aber erst kurz vor dem Ende des Tunnels wieder zu spielen beginnt;
d.h. die Fahrtstrecke im Tunnel mit spielendem Radio ist beim Hineinfahren wesentlich
länger als beim Herauskommen.
Das Radio verhält sich im Grunde genommen sehr menschlich. Nur sehr ungern gibt
es etwas vertrautes auf, also klammern sich die Spulen und Röhren beim Hineinfahren
an den vertrauten, bekannten Sender, bis es gar nicht mehr anders geht. Beim Hinausfahren
ist es genau umgekehrt: Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Auch das Radio
muss den Sender erst eine Weile (ca. 150 m lang) genauer beäugen/beohren, bevor
es ihn akzeptiert.
Ein UKW-Radio benutzt einen lokalen Oszillator, der mit der gemittelten Frequenz
des Radiosenders schwingt, um die Phasenschwankungen des Senders zu messen und
als Musik an die Lautsprecher weiterzugeben.
Damit das funktionieren kann, muss der lokale Oszillator genau mit der Senderfrequenz
schwingen und wird daher aktiv angepasst. (Wenn die Anpassung nicht mehr klappt,
dann klappt die Phasenmessung nicht und es knackt und rauscht)
Um einen Sender zu "fangen" muss sein Signal sich recht stark vom sonstigen
Rauschen abheben, damit der lokale Oszillator erstmal anschwingen kann. Wenn er
dann schwingt, kann die Phasenmessung (die Musik) gemittelt werden und dazu benutzt
werden, den lokalen Oszillator in seiner Frequenz nachzuziehen. Dadurch reicht
ein schwächeres Radiosignal, um den Sender im Empfang zu halten, als nötig war,
um ihn zu finden.