Schalls Nr. 253 ist identisch mit Nr. 157 aus HaugsGedichte von 1840 (bei uns Nr. 1101). Das
Rätsel wurde erstmal im Taschenbuch und Almanach zum geselligen Vergnügen auf
das Jahr 1803 veröffentlicht (soweit wir wissen); Verfasserangabe dort ist
Haug.
Rätsel von Carl Schall
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ist die Nummer des Rätsels in Carl Schall's nachgelassene Reime und Räthsel
von 1849
Vorwort
Von allen Geistesgaben, welche in der deutschen Literatur ihren Ausdruck gefunden
haben, ist der Humor wohl immer die seltenste gewesen. Noch jetzt darf dieser
Seltenheit wegen, ein Humorist aus der letztverflossenen Periode, worin die schöne
Literatur ein von dem jetzigen verschiedenes Gepräge trug, auf einige Teilnahme
rechnen, um so mehr, wenn von den Lebenden noch viele mit fröhlichem Lächeln an
seinen persönlichen Umgang sich erinnern. Indem aber sein Andenken erneuert werden
soll, und zwar durch Sammlung oder mindestens Auswahl von den unzähligen gereimten
Einfällen und Blitzen unverwüstlicher Laune, die er hinterlassen, erregt die Überzeugung,
dass bei ihm der Schriftsteller unbedeutender als der Mensch gewesen sei, einiges
Bedenken; es wird nämlich durch die mannigfachsten Zeugnisse festgestellt, dass
er unendlich mehr von jenen Geistesfunken in mündlicher Unterredung verausgabt,
als durch Schrift festgehalten oder gar zum Kunstwerke gestaltet habe. Die Nötigung,
der Sammlung selbst eine Lebensgeschichte und Charakteristik des Verfassers beizugeben,
ist also hier dringender, als bei der Herausgabe irgend eines andern Dichters,
dessen Werke, durch objektive Gestaltung von ihrer Veranlassung gelöst, ihren
Gegenstand immer in freier Selbstständigkeit widerspiegeln.
Als im Sommer 1833 die deutschen Tagesblätter die Nachricht brachten, dass der
Redakteur der Breslauer Zeitung, Carl Schall, gestorben sei, erinnerte man zwar,
von verschiedenen Seiten her, an manches hübsche Lustspiel, das vor Jahren dem
deutschen Publikum Unterhaltung verschafft, und das de n nun Verstorbenen zum
Verfasser gehabt; aber die allgemeinere Aufmerksamkeit lenkte auf ihn erst die
Schilderung Heinrich Laubes, die in der Zeitung für die elegante Welt zuerst
mitgeteilt, dann in dessen Buch »Moderne Charaktere« übergegangen ist. Dieser
acht humoristische Aufsatz schöpfte aus Erinnerungen an persönlichen Umgang lebendige
Farben, und schilderte Schall eigentlich nur von der komischen Seite, die aber
an den wirksamsten Zügen freilich außerordentlich reich war. Überall gefiel die
heitere Skizze, nur in Schlesien fanden seltsamerweise Einige darin sogar eine
Verspottung des vielgescholtenen und doch beliebten Mannes. Dies ging so weit,
dass bei einem fröhlichen Mahle, wobei zu Schalls Andenken ein Lied gesungen wurde,
auch der Vers vorkam:
Doch keine Dornenlaube
Soll sein Gedächtnis, sein,
Wir wollen ihm die Traube
In Lieb' und Frieden weih'n.
Als ob Laube seinen verstorbenen Freund hätte lästern wollen, wenn er auch keinen
Lorbeerkranz zu seiner Ehre im Tempel deutscher Kunst aufgehängt hatte! Nur dass
er die Schwächen, deren doch der zu Schildernde so viele besaß, mehr als die Vorzüge
zur Anschauung gebracht habe, dies forderte zur Ergänzung auf, die auch nicht
ausblieb. Im Konversationslexikon der neuesten Zeit und Literatur (Leipzig 1834,
S. 133) erschien eine kurze, aber das Wesen treffende Schilderung Schalls (wahrscheinlich
von W. Häring verfasst), mit der man den witzigen Aufsatz, welchen W.
Albrecht, ein beliebtes Mitglied der Berliner Mittwochsgesellschaft, in dem
diesigen «Conversationsblatt«
(1833) lieferte, vergleichen mag. Mehre Schriftsteller, die mit Schall verkehrt
hatten, folgten in gelegentlicher Mitteilung bezeichnender Züge aus seinem Leben
nach; zuerst A. Lewald in den »Aquarellen«, später Steffens in »Was ich erlebte«,
und C. von Holtet in »Vierzig Jahre«. Der Letztere ist am glücklichsten von allen
auf die merkwürdige Persönlichkeit eingegangen, hat doch aber bei dem Zugeständnisse,
dass sich ein Buch über dieselbe schreiben lasse, nur aphoristische Bemerkungen
hingeworfen.
In Breslau entstand bald das Verlangen nach einer Sammlung der weitzerstreuten
Gedichte und einer literarischen Charakteristik Schalls, ohne dass dieser von
Mehren gefasste Plan zur Ausführung gekommen wäre. In vielen Tausenden von Briefen
und Briefchen, auf Blättchen und Visitenkarten, die sich im verschiedensten Besitze
befinden, war handschriftlicher Wonach, in vielen oft fast verschollenen Zeitschriften
und Büchern manches Gedruckte vorhanden. Allmählich habe ich, von Freunden aufs
dankenswerteste unterstützt, eine große Menge dieses Stoffs zusammengebracht,
und teile davon hier das mit, was mir nur einigermaßen des Aufbewahrens wert schien,
denn bei Weitem das Meiste, was Schall geschrieben, war lediglich für den Augenblick,
für eine bestimmte Gelegenheit, für bestimmte Personen berechnet, und wurde obendrein
durch seinen eigenen glücklichen Vortrag eben so wirkungsvoll, als es jetzt von
Fremden gleichgültig, ja wohl gar verächtlich aufgenommen werden würde. Und selbst
bei vielen Gedichten, die ich in gegenwärtige Sammlung aufgenommen, wird dennoch
die beziehungsvolle, oder, wie die Franzosen sagen, pointierte Ausdrucksweise
die Wirkung schmälern. Dies ist nun aber einmal das unvermeidliche Loos der Gelegenheitsgedichte,
in welchen bei aller Richtung auf einen besonderen Zweck mancher vortreffliche
oft acht poetische Einfall steckt. Die Rätsel und
Scharaden, die Schall den Lesern seiner Zeitung durch ein Jahrzehnt im Überfluss
mitteilte, habe ich, da der in Beschäftigung mit solchen Kleinigkeiten unermüdliche
Mann in diesem Gebiete sich einer großer Fertigkeit erfreute, und einen gewissen
Werth darauf legte, zum größeren 3heil hier aufgenommen; nicht Alle jedoch gehörten
hierher, da manche auch wieder nur Schlagworte für gewisse bestimmte Tage
waren, an und mit welchen sie lebten und starben; so ließ er am Fastnachtsdienstag
einst in die Zeitung setzen: »Die erste ist beinah, die Zweite ist Alp's Mama,
das Ganze, das ist da.« Bei den Theater- und Konzertprologen habe ich mich auf
Mitteilung weniger Proben beschränkt, welche die stets wiederkehrende wortspielende
Manier des Verfassers genügend andeuten.
Was den Lebenslauf Schalls betrifft, so sind nicht für alle Epochen desselben
die Zeugnisse in gleichem Maße vorrätig, so dass der nachfolgende Aufsatz immer
noch große Lücken hat, die durch die mündlichen Mitteilungen von dm verschiedensten
Personen seines Umganges und einige seiner mir von diesen mitgeteilten Originalbriefe
nicht haben ausgefüllt werden können. In der öffentlichen Versteigerung seines
geringen Nachlasses erwarb ich ein Packet von Papieren, das etwa hundert an ihn
gerichtete Briefe aus verschiedenen Zeiten, und zum Teil von berühmten Schriftstellern
herrührend, enthielt und benutzt worden ist. Herrn Geheimrat Varnhagen van Ense
verdanke ich die gefällige Mitteilung der anziehenden Briefe Schalls an dessen
langjährige Gönnerin Rahel. Mein eigner persönlicher Verkehr mit Schall fällt
erst in die letzten fünf Jahre seines Lebens, wo ich nur noch Zeuge seiner brechenden
Kraft sein konnte. Hiermit glaube ich den Standpunkt für die Verurteilung der
Erzeugnisse und des ganzen Treibens eines zu seiner Zeit auch außerhalb Schlesiens
vielgenannten, jetzt halbvergessenen Schriftstellers angegeben zu habe«.
Auf Nachruhm leistete er selbst freiwillig bei unzähligen Gelegenheiten Verzicht,
und berief sich einst, als ich diesen Gegenstand mit ihm besprach, auf die Worte
der »lustigen Person« in Goethes Faust:
»Wenn ich nur nichts von Nachwelt hören sollte,
Gesetzt, daee ich von Nachwelt reden wollte,
Wer machte denn der Mitwelt Spaß?
Den will sie doch und soll ihn haben.
Die Gegenwart von einem braven Knaben
Ist, dächt' ich, immer auch schon was.«